Hallo, wollte mal fragen wie wichtig höhere Mathematik(Analysis, Differentialrechnung, Integralrechnung, usw.) für den Elektroniker ist.
So wichtig wie Deutschunterricht fuer jemanden der spaeter mal Gedichte oder Buecher in deuscher Sprache schreiben moechte. Olaf
Also für das theoretische Verständnis von vielen Dingen ist Integral- und Differentialrechnung und auch höhere Analysis schlichtweg unerlässlich. Für praktische Anwendungen genügt es in vielen Fällen Gesetze und Formeln korrekt anwenden zu können. Allerdings kommt man komplett ohne Theroie in bei vielen Dingen nicht weit.
Im alltäglichen Gebrauch eher unwichtig... Allerdings schadet es nicht, wenn man weiß, wie irgendwelche Daumenformeln zustande kommen, um die Belastbarkeit eines überschlagenen Ergenbisses bewerten zu können. Und für das Verständnis solcher Formeln sind mathematische Hintergründe durchaus sinnvoll. Ein simples Beispiel: Du wirst ohne zu wissen, was ein Integral ist, nie (wirklich) den Unterschied zwischen einem Effektivwert und einem Mittelwert kapieren.
Das ist extrem wichtig. Selbst wenn es in der beruflichen Praxis dann nicht so häufig vorkommt, dass man wirklich ein Integral oder eine Ableitung berechnen muss, so wird man ohne deren Kenntnisse niemals in der Lage sein, solch einfache elektronische Bauteile wie Kondensatoren und Induktivitäten (Spulen) zu verstehen. Und Regelungstechnik kann man eh völlig vergessen. Selbst wenn man beschließt, sich sehr stark auf reine Digital- schaltungen zu spezialisieren, kommt man doch sehr schnell an seine Grenzen. Wer nicht bereit ist, sich mit den erforderlichen mathematischen und physikalischen Grundlagen zu befassen, sollte lieber komplett die Finger von der Elektrotechnik lassen.
Wenn du studieren willst, dann wirst du Integral- und Differentialrechnung beherrschen müssen, auch mehrdimensional. Für alltägliche Basteleien bist du mit soliden Algebrakenntnissen, sowie einer Vorstellung von Funktion, Ableitung und Integral schon recht gut dabei.
donald schrieb:
> Vorstellung von Funktion, Ableitung und Integral
Um diese Vorstellung entwickeln zu können, muss man aber schon
einmal intensiv damit befasst haben. Und zwar nicht nur auf
rein theoretischer Basis, sondern übertragen auf alle möglichen
Alltagsprobleme.
Ohne Differentialrechnung wird man nicht einmal die Frage
beantworten können, warum eine Konservendose die heute üblichen
Proportionen aufweist. Und warum bleibt der Fußball in der
matschigsten Pfütze liegen und nicht auf dem trockenen Hügel?
... Ohne Differentialrechnung wird man nicht einmal die Frage beantworten können, warum eine Konservendose die heute üblichen Proportionen aufweist ... Bitte höflich um nähere Erläuterung des Einsatzes der Differentialrechnung was die Proportionen von Konservendosen angeht.
@ Andreas Schweigstill (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) >Ohne Differentialrechnung wird man nicht einmal die Frage >beantworten können, warum eine Konservendose die heute üblichen >Proportionen aufweist. Und warum bleibt der Fußball in der >matschigsten Pfütze liegen und nicht auf dem trockenen Hügel? Dafür braucht man keine Integralrechnung, das erklärt alles Murphys Law! http://de.wikipedia.org/wiki/Murphys_Gesetz ;-)
Martin schrieb: > Bitte höflich um nähere Erläuterung des Einsatzes der > Differentialrechnung was die Proportionen von Konservendosen angeht. Na, woran ist der Dosenhersteller interessiert? An einem maximalem Volumen bei minimalem Materialeinsatz...
Martin schrieb: > Bitte höflich um nähere Erläuterung des Einsatzes der > Differentialrechnung was die Proportionen von Konservendosen angeht. Die Fragestellung lautet: Welche Höhe und welchen Radius muss eine Konservendose haben, damit bei gegebenem Volumen möglichst wenig Blech verbraucht wird bzw. umgekehrt, damit bei gegebener Fläche ein möglichst grosses Volumen umschlossen wird?
Hey, dann wären die Dosen ja kugelförmig, oder zumindest Ostereier ^.^ SCNR
... Na, woran ist der Dosenhersteller interessiert? An einem maximalem Volumen bei minimalem Materialeinsatz ... Bitte führ doch einmal vor, wie du - für die Lösung - die Differentialrechnung verwendest.
@ Martin (Gast) >... Na, woran ist der Dosenhersteller interessiert? An einem maximalem >Volumen bei minimalem Materialeinsatz ... >Bitte führ doch einmal vor, wie du - für die Lösung - die >Differentialrechnung verwendest. Ganz einfach. Man stellt die Formel für die Oberfläche eines Zylinders mit konstantem Volumen und variablem Durchmesser auf. Von dieser Formel macht man die 1. Ableitung. Deren Nullstellen beschreiben die lokalen Maxima und Minima der Oberfläche. Wer sicher gehen will, ein Minimum erwischt zu haben macht halt noch die 2. Ableitung. Das ist alles nur mittleres Abiturniveau. MfG Falk P S Die explizite Formelherleitung lasse ich mal als Aufgabe für den Schöler!
Ich springe mal für Andreas ein: V = Pi*r^2 * h (Volumen), V=konst. O = 2*Pi*r*h (Deckel+Boden) + Pi*r^2 (Seitenwand) Mit diesen beiden Gleichungen O(G) aufstellen, mögliche Extrempunkte von O(G) lassen sich an einfachsten über die Ableitung finden.
Meine Formel für die Oberfläche ist leider falsch, aber das macht keinen Unterschied für den prinzipiellen Lösungsweg. Dasselbe hat Falk ja auch schon erklärt.
Das hat aber nicht viel mit Elektronik zu tun.... Für den Alltag reichen Faustformeln. Warum? Weil die verwendeten Bauele- mente ohnehin mit Toleranzen behaftet sind. Da wird eine allzu genaue Rechnung kaum Etwas nutzen. MfG Paul
warum so ungeduldig Martin, lass deine eigenen Hirnzellen am Problem arbeiten ;)
ahja richtig interessant wird es in übergreifenden Simulation: zB mechanisch-elektrisch => simples DC Motor Modell, Lastmodell ... auch rein elektrisch: RLC in Reihe u'(t)=i'(t)*R+i''(t)*L+i(t)/C schon hast du deine inhomogene DGL 2-ter Ordnung noch interessanter wird es in 3D und bei partiellen Ableitungen, da steige ich oft aus :-/
Andreas - von dir kommt nichts. Habe ich mir aber schon gedacht. ... warum so ungeduldig Martin, lass deine eigenen Hirnzellen am Problem arbeiten ;) ... Es sollte doch wohl so sein, lieber Namensvetter, dass der, der die Behauptung aufstellt - auch den Beweis antritt :)
@ Paul Baumann (Gast) >Das hat aber nicht viel mit Elektronik zu tun.... >Für den Alltag reichen Faustformeln. Warum? Weil die verwendeten Bauele- >mente ohnehin mit Toleranzen behaftet sind. Da wird eine allzu genaue >Rechnung kaum Etwas nutzen. Ooooch Paul, lebst du auch in einem soooo kleinen Universum? Elektronik ist ein SEHR breites Feld, dort gibts nicht nur paar SPSen, Schütze und die allseits beliebten LEDs. Dort gibt es auch Präzisonsversärker, schmalbandige Filter, Oszillatoren mit 0,xx ppm Genauigkeit etc. Nur mit Faustformeln kommt man vielleicht als Techniker um die Runden, der Ingenieur muss ab und an schon mal genau rechnen. Und ein guter Ingenieur weiß auch, wann er genau rechnen muss und wann es sich nicht lohnt. MFG Falk
>Hallo, wollte mal fragen wie wichtig höhere Mathematik(Analysis, >Differentialrechnung, Integralrechnung, usw.) für den Elektroniker ist. Das hängt ganz davon ab, was du in der Elektronik machen möchtest. Willst du nur vorgefertigte Schaltungen nachbauen oder nur Geräte reparieren, brauchst du natürlich keine höhere Mathematik. Willst du aber Schaltungen selbst entwickeln und kannst dich dabei nicht auf vorgefertigte Lösungen und Erkenntnisse stützen, geht es oft nicht ohne höhere Mathematik. Natürlich kannst du das eine oder andere auch simulieren. Aber ohne vorherige mathematische Analyse weißt du oft nicht, in welche Richtung du eine Schaltung optimieren mußt. Bei einem Multiparameterproblem kannst du tagelang an den einzelnen Größen zufällig "herumschrauben", wirst aber nie das Optimum finden. Oft weißt du ohne Mathematik nicht einmal ob es ein Optimum überhaupt gibt. Noch wichtiger als rechnen zu können, ist aber, einzuschätzen zu können, wie sehr der Berechnung überhaupt vertraut werden darf. Viele Modelle bilden die Realität nämlich nur unvollkommen ab und sind teilweise dann sogar richtig falsch. Dazu ist ein gerüttelt Maß an Erfahrung notwendig, das, was ein frischer Uni-Abgänger in der Regel nicht hat, sich aber oft einbildet zu haben... Natürlich braucht man nicht dauernd die Laplace- oder Fourier-Transformation. Aber ohne Differenzieren und Integrieren kommst du wirklich nicht weit, da bei Kapazitäten und Induktivitäten Strom und Spannung über ihre Ableitungen verknüpft sind: I = C x dU/dt, U = L x dI/dt. Selbst einfache Netzwerke führen sofort auf Differentialgleichungen, die man lösen können sollte. Kai Klaas
>der Ingenieur muss ab und an schon mal genau rechnen.
Ja, das stimmt schon. Aber es kommt doch öfter vor, daß man mit
Erfahrungs-
werten und überschlägigenen Rechnungen auskommt, als ganz, ganz genau
ausrechnen zu müssen. Da muß man differenzieren (und das im doppelten
Wortsinn) ;-)
Achso: Ich bin weder Ingenieur noch Techniker, nur Facharbeiterbriefe
habe ich eine ganze Menge...
Aber: auch z.B. BMSR-Facharbeiter hatten das Berufsschulfach
"Fachbezogene Mathematik"
Da wurde integriert und differenziert in den Grenzen Du/Dt, daß es
nur so krachte. Nicht nur Ingenieure und Techniker können das...
MfG Paul
@Paul Wenn du an einem Generator mit bekannten Innenwiderstand eine Last anschliessen willst und dabei die maximale Leistung erzielen möchtest hast du schon ein Optimierungsproblem. Es ist zwar allgemein bekannt das die Leistung am grössten wird wenn der Lastwiderstand gleich dem Innenwiderstand ist aber um das mathematisch abzuleiten brauchst du halt die Differntialrechnung. Auch die bekannte Formel zur Aufladung eines Kondensators (Induktivität) ist die Lösung einer Differentialgleichung. Gruss Helmi
@Paul Baumann: >Für den Alltag reichen Faustformeln. Warum? Weil die verwendeten Bauele- >mente ohnehin mit Toleranzen behaftet sind. Da wird eine allzu genaue >Rechnung kaum Etwas nutzen. Das ist natürlich nicht korrekt. Es ging ja nicht um die Frage, ob er im Kopf beliebig genau rechnen können muss. Völlig losgelöst von der Genauigkeitsfrage steht selbstverständlich die Frage, ob er elektrotechnische Sachverhalte, die über die absoluten Grundlagen hinausgehen, ohne höhere Mathematik bewältigen kann. Und das kann er selbstredend nicht.
@Helmil Das weiß ich. Aber das ist nicht immer erforderlich. Geh auf die Straße und greife Dir einen hm, sagen wir mal Energieelektroniker. Sag ihm: "Mensch, rechne mir mal das RC-Glied eines Monoflops in der Schaltung hier auf dem Blatt aus!" Das macht der mühelos, mit der Faustformel, die er seit Jahren kennt. Manch Einer hier würde sich wundern, daß man auch so erfolgreich Elektronik entwickeln und bauen kann. Eine Kurvendiskussion findet nur dann statt, wenn man sich nicht sicher ist, wie man mit einer Kabelbahn um die Ecke kommt. :-) MfG Paul
>Differntialrechnung. Auch die bekannte Formel zur Aufladung eines >Kondensators (Induktivität) ist die Lösung einer Differentialgleichung. Differentialrechnung und Differentialgleichungen sind aber verschiedene Methoden.
Paul Baumann schrieb: > Eine Kurvendiskussion findet nur dann statt, wenn man sich nicht sicher > > ist, wie man mit einer Kabelbahn um die Ecke kommt. :-) Der ist gut. > "Mensch, rechne mir mal das RC-Glied eines Monoflops in der Schaltung > > hier auf dem Blatt aus!" Das macht der mühelos, mit der Faustformel, > > die er seit Jahren kennt. Die Formel kommt aber letzlich aus einer Differentialgleichung. Gast1 schrieb: > Differentialrechnung und Differentialgleichungen sind aber verschiedene > > Methoden. Das weiss ich und ich schrieb ja bei der einen Fragestellung von Rechnung und bei dem 2. Problem von Gleichung.
>"Mensch, rechne mir mal das RC-Glied eines Monoflops in der Schaltung >hier auf dem Blatt aus!" Das macht der mühelos, mit der Faustformel, >die er seit Jahren kennt. Um dann festzustellen, daß die Formel leider falsch ist, weil die Schaltschwelle nicht genau bei 63% von Vcc ist... >Manch Einer hier würde sich wundern, daß man auch so erfolgreich >Elektronik entwickeln und bauen kann. Ja, aber mit Faustformeln bewegst du dich immer nur im Kreis, wenn du die wahren Zusammenhänge nicht erkannt hast. Du wirst nie auf den "Punkt" kommen, wenn du nicht weißt, daß es da überhaupt einen Punkt gibt. Kai Klaas
Ja sicher, der Mann weiss, dass die Aufladung eines Kondensators exponentiell erfolgt, er kennt auch den Verlauf der Sprungantwort. Das nuetzt ihm in Natura nur nicht viel, weil auf dem Kondensator, der auf dem Tisch liegt zu lesen ist: 220nF +/- 10% und sein Widerstand hat auch noch einmal 2%. Die Schwellspannung seines CMOS-Gatters ist nicht ganz so hoch wie bei dem, was er Gestern hatte.....etc. Ich wette meinen alten Hut darauf, dass kaum Einer hier z.B. den Lade- elko hinter einer Graetzbruecke berechnet, obwohl er es koennte. Verstehst Du, wo ich hin will? MfG Paul
Paul Baumann schrieb:
> Verstehst Du, wo ich hin will?
Hallo Paul ich weiss wo du drauf hinaus willst. Nun es geht in der
hoeheren Mathematik ja nicht in erster Linie die Werte zu berechnen
sondern die passende Formel zur berechnung zu finden.
Das der Mann weiss das die Aufladung des Kondensators exponentiell
erfolgt weiss er aber nur weil vor ihm einer mal die DGL dazu geloest
hat .
Wenn du nun aber 2 RC-Glieder hintereinander schaltest wie verlaueft
dann die Spannung am Ausgang wenn am Eingang ein Spannungssprung ansteht
?
Das koennte er so jetzt nicht direkt beantworten ohne die dazugehoerige
DGL oder Laplacetrafo zu loesen.
Gruss Helmi
>weiss er aber nur weil vor ihm einer mal die DGL dazu geloest hat .
Das ist richtig. Wenn einer Entwickler speziell von Analogschaltungen
ist (z.B. mehrstufige Filter nach Sallen/Key , oder er Regelungen
mit I oder D- Anteil) dann muß er das können.
Ich gebe ehrlich zu: Das hat man mir alles einmal beigebracht, aber ich
habe es so wenig gebraucht, daß ich Vieles davon wieder verlernt habe.
Mit ein wenig Übung käme ich auch wieder hin.
Ich habe schon Sachen wieder vergessen, die Andere noch nie gewußt
haben.
:-))
MfG Paul
Paul Baumann schrieb: > Ich habe schon Sachen wieder vergessen, die Andere noch nie gewußt > haben. Da gehst dir wie mir.
Wenn man die Basis (und viel Erfahrung) hat, erkennt man leichter ungeahnte Zusammenhänge. Das ist unbezahlbar. Zur Mathe: ab und zu grab' ich meine Kenntnisse aus, dann kommt z.B. so eine schöne 12kA-Skala für ein Doppelzeiger-Amperemeter (schnelles (Dreheisen-) und träges (Bimetall- mit Schleppzeiger) Messwerk für Stromwandlerbetrieb) heraus. Die Bimetall-Skala ging ja noch (nur linearer und quadratischer (und nicht implementierter kubischer) Anteil, aber bis die Koeffizienten der DGL für das Dreheisen gestimmt haben ... Das .ps-file poste ich vielleicht mal später. Ein Elektriker macht sich keine Gedanken, wie z.B. so eine Skala zustandekommt. Er schließt an, und es funktioniert.
eProfi schrieb: > Ein Elektriker macht sich keine Gedanken, wie z.B. so eine Skala > zustandekommt. Er schließt an, und es funktioniert. so ist es leider nicht mehr. viele, auch grosse Firmen, gehen dazu über ein Produkt beim Kunden fertig zu entwickeln. Habe ich erlebt bei Siemens Branmeldeanlagen und bei Bosch Videotechnik. raik
Paul Baumann schrieb: > Ich habe schon Sachen wieder vergessen, die Andere noch nie gewußt > haben. > >Da gehst dir wie mir. Als Fossil geht die Story anders : Ich habe schon mehr vergessen wie mancher nie gelernt hat...
Olaf schrieb: > So wichtig wie Deutschunterricht fuer jemanden der spaeter > mal Gedichte oder Buecher in deuscher Sprache schreiben moechte. > > Olaf lol ;O)))))))))))))))))))))))))))))))))))) u=r*i p=u*i das reicht für 98% aller anwendungen! (mindestens)
Paul Baumann (Gast) schrieb: > Ich habe schon Sachen wieder vergessen, die Andere noch nie gewußt > haben. > :-)) > MfG PaulBeitrag melden Paul, wärst du eine Gleichung, dann wäre ich deine Unbekannte. :-)
>Paul, wärst du eine Gleichung, dann wäre ich deine Unbekannte.
Ich fuehle mich dadurch radiziert und erhebe Dich hiermit zum
Exponenten!
;-)
MfG Paul
hermy schrieb:
> u=r*i
jetzt fang nicht an, den Anfängern noch die drei Ohmschen Gesetze zu
erklären, das verwirrt die doch vollkommen
Interessant was darüber erzählt wird. Ich kann zwar die Grundlegenden Berechnungen von Fourier, Laplace, Integrieren, Differenzieren.... aber so richtig war mir nie klar was ich damit im realen Leben anfangen soll.
Paul Baumann schrieb (und ander meinen sinngemäß):
> Für den Alltag reichen Faustformeln....
....Einspruch euer Ehren!
Das kommt ganz auf das jeweilige Alltagsproblem an.
Wenn ich privat bastle oder beruflich mehr oder weniger Standardbauteile
einsetze, dann hast Du recht. Wenn ich aber z.B. einen 100kW Umrichter
zu dimensionieren habe, wo die Halbleiter Abmessungen im Bereich der
oben schon optimierten Dosen haben :-), dann rechne ich die
Kommutierungsvorgänge zwischen IGBTs oder Thyristoren und Dioden lieber
schonmal einzeln durch. Dann kommt man um zeitliche Betrachtungen mit
Differenzialen und Integralen nicht mehr herum (it's the Power that
kills!)...
>....Einspruch euer Ehren!
Stattgegeben! ;-)
Ja, wenn man solche Sachen bauen will, wie Du sie oben beschreibst,
kommt
man um solche Berechnungen nicht herum. Allein schon deshalb, weil
solche
leistungsfähigen Bauelemente ein "Sau-Geld" kosten und man dann schon
etliche Euro zum Teufel jagt. Trotzdem würde ich sagen: 70% der hier
Anwesenden (mich eingeschlossen) können das nicht aus dem Stand.
MfG Paul
Paul Baumann schrieb: > Allein schon deshalb, weil > solche > leistungsfähigen Bauelemente ein "Sau-Geld" kosten und man dann schon > etliche Euro zum Teufel jagt. Es geht dabei nicht um den Preis der Bauteile, sondern darum, überhaupt eine funktionsfähige Schaltung zu entwerfen. Durch bloßes Ausprobieren wird man gerade bei Schaltreglern, Umrichtern o.ä. niemals zu brauchbaren Ergebnissen kommen, wenn diese Baugruppen auch noch erträgliche Wirkungsgrade besitzen sollen. Zwar wird man bei integrierten Schaltreglern überwiegend auf die Dimensionierungshinweise in den Applikationsschriften der Schaltkreishersteller zurückgreifen, aber sobald man von den Standardschaltungen abweicht, muss man dann eben doch nachrechnen. Und die Behauptung, dass 70% der Forenteilnehmer nicht die erforderlichen mathematischen Kenntnisse besitzen, ist noch lange kein Beweis dafür, dass man sie für anspruchsvolle elektronische Schaltungen nicht benötigt. Natürlich wird man, wenn man die Kenntnisse besitzt, nicht für jeden Vorwiderstand und jeden Abblockkondensator umfangreiche Berechnungen anstellen, sondern auf Erfahrungswerte und schnelle Abschätzungen zurückgreifen. Mit den entsprechenden Kenntnissen im Hinterkopf gelingen Abschätzungen eben auch viel besser; zudem sieht man eher, wo die Grenzen vereinfachter Verfahren liegen. Wenn jemand Formel-Eins-Rennfahrer ist und damit ein Fahrzeug auch bei Geschwindigkeiten von z.B. 300km/h fahren kann, heißt das noch lange nicht, dass er immer mit dieser Geschwindigkeit fahren muss. Falls er im allgemeinen Straßenverkehr mit höherer Geschwindigkeit fahren sollte, wäre das auch eher auf seine Persönlichkeitsmerkmale zurück- zuführen als auf die Fahrkünste.
Ach was , mut zum Risko. Dann setzt man sich auf dem Stuhl haelt sich die Ohren zu und schaltet mit dem Zeh die ganze Sache ein und stoesst sich gleichzeitig mit dem Stuhl aus der Detonationszone. Grinsss.
Helmut Lenzen schrieb: > Dann setzt man sich auf dem Stuhl haelt sich die Ohren zu und schaltet > [...] mit dem Zeh die ganze Sache ein... ...und wartet, bis der Chef sich wieder auf Normallautstärke beruhigt hat (Kann je nach gehimmeltem Equipment auch mal länger dauern). Auf jeden Fall kostet das Auslösen des 1kA Schutzschalters eine Runde an alle, die es gehört haben (und das sind meistens viele - viel mehr jedenfalls als man immer meint dass der Schall reicht ;-) ). Das kann man sich nicht alle Tage leisten!
Andreas Schweigstill schrieb: >..ist noch lange kein Beweis dafür,dass man sie für anspruchsvolle elektronische Schaltungen nicht benötigt. Das habe ich auch nicht behauptet. >Natürlich wird man, wenn man die Kenntnisse besitzt, nicht für jeden >Vorwiderstand und jeden Abblockkondensator umfangreiche Berechnungen >anstellen, sondern auf Erfahrungswerte und schnelle Abschätzungen >zurückgreifen. Ganz grünau; das meine ich auch. Um mal bei dem Beispiel von Stefan Wimmer zu bleiben: So eine Schaltung zu dimensionieren ist keine Sache, die man an einem Vormittag allein am Küchentisch macht. Trotz umfang- reicher Berechnungen wird es nicht passieren, daß der Entwickler sagt: "So, ich habe die Schaltung durchgerechnet, die funktioniert auf An- hieb, ihr könnt gleich anfangen, das Ding in Serie zu bauen!" Er baut sich mit Sicherheit ein Muster, holt sich seinen Oszillographen und sieht, daß es eine Diskrepanz zwischen dem errechneten und dem realen Resultat gibt. Seine Berechnungen gaben ihm Anhaltspunkte für die Bauelementewerte, sie ersetzen aber keine "Feinabstimmung" am lebenden Objekt. MfG Paul
Klar gibt es bei jeder Schaltung Dinge, die man mit Erfahrung erschlägt, und auch welche, die sich scheinbar jeder Berechnung und Logik zu entziehen scheinen (den Kram dann durch die EMV, ESD, Burst- und Surge-Prüfungen zu bringen), aber mir stieß einfach die obige sehr pauschale Aussage ein wenig auf, dass 98% oder so ohne Mathematik erledigt werden könnten. Vielleicht im Bastelbereich, aber im Job rechne ich ziemlich viel an Schaltreglern, Verstärkern und Filtern herum und mache auch oft ein paar Überschlagsrechnungen, ob bestimmte Signale im Layout kritisch werden sind und wenn ja, wie kritisch (DDR2, PCI-E, serielle Übertragungen zw. FPGA und opt. Transceiver im 2-3GBit/s Bereich oder immer, wenn nennenswerte Ströme in kurzen Zeiten zu schalten sind). Gut, die höhere Mathematik wird auch hier im Alltag eher selten strapaziert, aber für ein echtes Verständnis der Vorgänge kommt man nicht ohne diese Kenntnisse aus. Und vor allem schaden auch ein paar Grundkenntnisse der Physik nicht. Energieerhaltungssatz, die Formelchen rund um Rs, Cs und Ls und Schwingkreise (speziell bei zeitlich veränderlichen Größen) sollten einem genauso geläufig sein, wie der Unterschied zwischen idealen und realen Bauteilen. Aber wenn ich dann den selben Unfug hier im Forum manchmal zum hundertsten mal ausgebreitet sehe, wundere ich mich manchmal schon über den Mut mancher Leute, sich ohne jede Kenntnisse (und Vorbereitung) auf ein fremdes Thema zu stürzen und manch hanebüchene Konstruktion an eine Stromversorgung (oft genug sogar das EVU-Netz) zu knüppern. Und worüber ich mich am meisten Wundere ist (neben der oft sehr ausgeprägten Beratungsresistenz mancher Beitragsschreiber) die Geduld, die Leute wie Falk, PeDa und viele andere hier immer wieder bei der 'Bearbeitung' dieser Threads aufbringen. Aber genug des Exkurses, das Thema war ja eigentlich Mathematik...
Tom schrieb: > wie wichtig höhere Mathematik(Analysis, > Differentialrechnung, Integralrechnung, usw.) für den Elektroniker ist. Hi, Tom, Antwort von Radio Eriwan: Im Prinzip ja. Hängt davon ab, welche Aufgaben Du bewältigen willst. Nur nach Anleidung Deines türkischen Vorarbeiters Strippen ziehen und löten? Dann brauchst Du keine höhere Mathematik. Willst Du ein Zeugnis für eine höhere Tarifeinstufung? Dann lies in der Prüfungsordnung, was Du dazu brauchst. Ciao Wolfgang Horn
Stark mathematiklastig sind die Bereiche Halbleiter(entwicklung) und Hochfrequenztechnik/Feldtheorie. Wenn es um Halbleiter geht, bekommt man sehr oft die Schrödinger-Gleichung zu Gesichte. Ohne die könnte man einpacken. Versteht mich nicht falsch: Ich rede nicht von der Berechnung von Transistorschaltungen oder Ähnlichem, sondern vom Innenleben eines solchen. Wer wissen will, warum Kupfer leitet und Holz nicht, braucht die Schrödinger-Gleichung. Leider will das ja niemand wissen ;) In der Hochfrequenztechnik sind es die Maxwell-Gleichungen, um die man nicht herumkommt. Auch hier spreche ich nicht davon, eine Antenne aufzustellen, sondern z.B. eine Handyantenne zu entwickeln. Beide genannte Gleichungen sind partielle Differentialgleichungen. Maxwell ist sogar ein stark verkoppeltes PDG-System. Nicht, dass das Alltag wäre, aber in diesen Branchen muss man diese Dinge beherrschen. "Wissen, woher`s kommt und jederzeit nachrechnen können". Oder wenn einer E-Techniker bei der NASA ist. Der muss rechnen können! Als "normaler Elektroniker", der ein Display ansteuern und einen Sensor abfragen muss, braucht man so gut wie keine Mathematik. Meine Devise: Soviel Mathe beherrschen wie möglich. Schadet nie und trainiert das Gehirn. Daniel
>Nur nach Anleidung Deines türkischen Vorarbeiters Strippen ziehen
@Wolfgang Horn
So, so. Da sieht man doch gleich, wes Geistes Kind Du bist.
Zum Prototypenbau: Bei Mobiltelefonen ist es mittlerweile üblich, das ganze Design einmal Feldtheoretisch zu Simulieren/durchzurechnen und dann direkt in die Produktion zu geben, also auch Mathe ;)
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