Wenn ein Widerstand auch ein Kondensator und auch ein wenig Spule ist, bzw. umgekehrt, wie kann es dann eigentlich noch sein, daß Schaltungen funktionieren?
Ja, alle Bauteile haben parasitäre Eigenschaften und Ersatzschaltbilder die genau darauf eingehen wie sie wirken. In den meisten Fällen sind diese parasitären Kapazitäten etc. aber so klein, dass man sie garnicht erst beachten braucht, in anderen fällen muss man damit rechnen und sie evtl. kompensieren.
Siehe mein beruechtigtes 0603 Kondensator vs 0603 Kupferklotz bei HF Gedankenspiel :)
Hauke Radtki schrieb: > Ja, alle Bauteile haben parasitäre Eigenschaften und Ersatzschaltbilder > die genau darauf eingehen wie sie wirken. In den meisten Fällen sind > diese parasitären Kapazitäten etc. aber so klein, dass man sie garnicht > erst beachten braucht, in anderen fällen muss man damit rechnen und sie > evtl. kompensieren. Wie kompensiere ich etwas mit dem Gleichen? Denn Kompensieren kann ich ja auch nur wieder mit einem Widerstand aka Spule aka Kondensator. Und Leiterbahnen sind ja auch wieder Widerstand aka Spule aka Kondensator.
Die Werte für Induktivität und Kapazität sind bei einem Widerstand einfach so klein, dass sie in der Regel kaum Einfluss auf die Funktion haben. Dazu musst du übrigens nicht mal einen Widerstand heranziehen. Auch schon ein Kabel oder eine Leiterbahn haben einen Widerstand, eine Induktivität und eine Kapazität. Es gibt allerdings sehr wohl Fälle, in denen man das nicht vernachlässigen kann. z.B. überall wo höhere Frequenzen vorkommen. Bei einigen Megahertz macht auch schon eine sehr kleine Induktivität / Kapazität einen großen Unterschied für die Funktion. In solchen Fällen muss dann deren Wert beim Entwurf der Schaltung mit berücksichtigt werden. Wenn du z.B. mal nach Wellenwiderstand suchst, findest du hier einiges. Gibt auch nen sehr guten Artikel zu dem Thema hier in der Artikelsammlung. Streng genommen kommt es nicht nicht (nur) auf die Frequenz des Signals an, sondern vor allem darauf, wie schnell die Signal-Spannung ansteigt/fällt. Ein häufiges Problem hier im Forum sind z.B. serielle Übertragungen über längere Leitungen. Da aktuelle Mikroprozessoren sehr steile Signal-Flanken erzeugen (also die Spannung schnell ansteigt), kann es auch schon bei niedrigen Übertragungsraten zu Fehlern kommen, wenn die Induktivität/Kapazität der Leitung unter den Tisch gekehrt wurde. Genau sowas brauch ich demnächst auch, hatte aber bisher von diesem Phänomen keine Ahnung. deshalb hab ich einfach spasseshalber mal ein 5kHz und ein 50kHz Signal über ein 10m Mikrofonkabel an ein Oszi gehängt und war schwer beeindruckt: Bei 5V High-Pegel hatte ich Überschwinger bis hin zu 8V und darauf folgende Unterschwinger auf 3,5V. Und das nur wegen der ach so kleinen Induktivität/Kapazität der Leitungen. Cool ! So, ich hoffe, das hilft dir. Grüße, Alex
Du sagst es doch selbst mit dem Wort "wenig". Die Haupteigenschaft bzw. Funktion des jeweiligen Bauteils "Widerstand", "Spule" oder "Kondensator" bleibt doch erhalten. Ein ideales Bauteil wirst du nirgendswo finden. Genauso wenig wie z.B. ein Getriebe ohne Reibungsverluste.
Neuer schrieb: > Wie kompensiere ich etwas mit dem Gleichen? Denn Kompensieren kann ich > ja auch nur wieder mit einem Widerstand aka Spule aka Kondensator. Und > Leiterbahnen sind ja auch wieder Widerstand aka Spule aka Kondensator. Das ist eine ziemlich laxe Betrachtung. Wie [lafkaschar] schon sagte, alles eine Frage der Verhältnisse. Zieh einen Strich frei Hand, und er ist (sichtbar)ungerade. Nimm ein Lineal zur Hilfe und der Strich ist für alle typischen Anwendungen gerade, obwohl das Lineal, mikroskopisch betrachtet, eine Kraterlanschaft ist. Du hast also in dem Fall etwas ungenaues mit etwas ungenauem kompensiert und trotzdem Ergebnisse erzielt...
Ist wie beim Essen, auch im Salat steckt Kupfer und sonstige Spurenelemente. Bei spanischen Erdbeeren hat das, was eigentlich nicht drin sein sollte, schon sehr deutliche Relevanz und zeigt Wirkung :-)
In der Realität gibts keine idealen Bauteile. Das wollte dito damit sagen ;) Muss Hauke Radtki da zustimmen ist wirklich nett ausgedrückt :)
Ich schrieb: > In der Realität gibts keine idealen Bauteile. Das wollte dito damit > sagen ;) So war es gemeint. Sollte keine Beleidigung sein.
Wie ein Kollege mal sagte: Es gibt keine Widerstände, nur Schwingkreise mit schlechter Güte.... Oder auch: In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis....
dito schrieb: > Auch schon ein Kabel oder eine Leiterbahn haben einen Widerstand, eine > Induktivität und eine Kapazität. Das ist sogar NOCH VIEL schlimmer. Eine Leitung hat nämlich nicht einfach eine Induktivität, eine Kapazität und einen Widerstand, nein, sie hat einen Induktivitätsbelag, einen Kapazitätsbelag und einen Widerstandsbelag, das heißt die Werte sind räumlich verteilt (Das bedeutet z.B. jedes Stück Leiterbahn bildet in sich bereits mehrere Schwingkreise). Damit nicht genug, diese sind natürlich weder Entlang der Ausdehnung der Leiterbahn, noch bei verschiedenen Temperaturen Konstant und hängen ggf. auch noch von aktuellen Strom und umgebenden Magnetfeldern ab. Außerdem verteilt sich der Strom nicht Gleichmäßig über den Leiterquerschnitt. Das bedeutet, dass wir nicht von einem "Strom" sprechen können, sondern eine "Stromverteilung" innerhalb des Leiterquerschnitts betrachten müssen, die natürlich auch nicht über die Länge des Leiters konstant bleibt und schon gar nicht bei allen Frequenzen ;-) Zum Glück kann man MEISTENS das MEISTE davon vernachlässigen.
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