Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Leakage Current Keramik-Kondensator


von Kapazitörchen (Gast)


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Hallo Zusammen
Weiss jemand welchen leakage current Keramik-Kondensatoren haben. Ich 
möchte ggf. anstatt Al-Elkos Keramik (im Bereich 10u..47u/10V) 
einsetzen, allerdings finde ich bei den namhaften Herstellern in den 
Datenblättern keine Angaben dazu. Da es eine Low-Power Applikation 
werden soll interessiert mich der Wert dazu schon. Vielleicht ist dieser 
bei den Keramischen auch nicht vorhanden und wird daher nicht angegeben.

Danke im Voraus

von Purzel H. (hacky)


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Keramische sind gegenueber Alu Kondensatoren sehr viel besser, was den 
Leckstrom betrifft. Der Leckstrom wird in der Regel nicht angegeben, 
weil das nicht der Fokus des Keramikkondensaotrs ist. Fuer einen 
Integrator wuerde man moeglicherweise, dh wenn's langsam genug ist, 
besser einen Filmkondensator einsetzen. Fuer ein Powersupply auf alle 
Faelle einen keramischen. 10uF wird allerdings schon teuer.

Worum geht's denn ?

von eugen (Gast)


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wenn ich mich nicht täusche hat Bob Pease einen Artikel dazu verfasst. 
es ging um Vermessung von Leckage-Strömen. vielleicht bringt google was 
ans Tageslicht.
Viel Erfolg!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Hey noch Was schrieb:
> Fuer einen
> Integrator wuerde man moeglicherweise, dh wenn's langsam genug ist,
> besser einen Filmkondensator einsetzen.

Die Gründe hierfür bestehen aber eher darin, dass gerade die 
hochkapazitiven Keramikkondensatoren sehr große Temperaturkoeffizienten 
der Kapizität sowie einen mehr oder minder ausgeprägten Mikrofonieeffekt 
aufweisen.

von Anja (Gast)


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Bei keramischen (und Folien) Kondensatoren wird meistens eine 
Zeitkonstante angegeben mit der sich der Kondensator entlädt. In dem von 
Dir gesuchten Kapazitätsbereich dürfte die Zeitkonstante so um die 500 
Sek (je nach Qualität auch darunter) liegen.

Gruß Anja

von Anja (Gast)


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Hallo,

muß mich korrigieren die 500 Sek gelten für normale Keramik. Die 
hochkapzazitiven werden z.B. bei Murata mit >= 50 Sek anggegeben.

Gruß Anja

von Jens G. (jensig)


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also in http://www.murata.com/catalog/c02e.pdf spricht man z.B. von

I.R. = More than 1,000M½ or 50½ · F (Whichever is smaller)

Das sind die hochkapazitiven SMD-Dinger, die Reichelt im Angebot hat.

Also wie Du siehst, unterschiedlichste Angaben sind möglich - da muß man 
schon ins Datenblatt reinschauen, wenn man für "seinen" C die Werte 
haben will.

Aber paß auf: diese HighCap-C's haben z.T. extreme Spannungs- und 
Temperaturabhängigkeiten. Die würde ich also nicht für Dinge einsetzen, 
wo es auf Genauigkeit ankommt (Zeitglieder oder so was). Das siehste 
wunderbar an dern Kurven im pdf.

von Markus F. (5volt) Benutzerseite


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Ich denke aber, dass die Herstellerangaben Maximalwerte für den 
Leckstrom sind. Die typischen Werte dürften deutlich darunter liegen.
Üblicherweise ist der Leckstrom selbst bei Al-Elkis absolut 
vernachlässigbar.
Ich habe das vor langer Zeit mal ausprobiert, damals mit einem Kosmos 
Experimentierkasten:
Einen CMOS 4024 über einen 470µF Elko und eine 9V-Batterie versorgt. An 
die Ausgänge des 4024 LEDs angeschlossen, und einen Zählwert 
eingestellt.
Dann die LEDs abgeschaltet und die 9V-Batterie abgezogen.
Nun das Ganze mal 3 Tage stehen lassen. Über seine Selbstentladung und 
über die Leckströme des CMOS-ICs wird der Elko ja langsam entladen.
Nach den 3 Tage die Batterie wieder angeschlossen und die LEDs 
eingeschaltet. Und oh Wunder, der Zählerstand war immer noch der gleiche 
wie vorher...
Ich habe es dann auch noch mal probiert, was passiert wenn man es noch 
länger ohne Batterie laufen lässt. Ergebins war, dass der Elko den 4024 
für etwa 7 Tage versorgen kann.

Übrigens wusste ich damals von Elko-Leckströmen noch nix, ich wollte 
eigentlich testen, wie viel Strom so ein 4024 eigentlich braucht.

Das heißt aber auch, dass der Leckstrom zumindest bei diesem Elko 
absolut minimal ist. Und bei Keramik-Kondensatoren ist er tendenziell 
noch geringer.

von Falk B. (falk)


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@  Markus F. (5volt) Benutzerseite

>Ich denke aber, dass die Herstellerangaben Maximalwerte für den
>Leckstrom sind. Die typischen Werte dürften deutlich darunter liegen.

Jain.

>Üblicherweise ist der Leckstrom selbst bei Al-Elkis absolut
>vernachlässigbar.

Definitiv NEIN!

>Ich habe das vor langer Zeit mal ausprobiert, damals mit einem Kosmos
>Experimentierkasten:
>Einen CMOS 4024 über einen 470µF Elko und eine 9V-Batterie versorgt. An
>die Ausgänge des 4024 LEDs angeschlossen, und einen Zählwert
>eingestellt.

Klar, was ja auch VOLLKOMMEN repräsentativ ist.

Gehe in die Nachhilfestunde für Statistik.
Gehe sofor dahin.
Ziehe keine 4000 EUR ein.

>Das heißt aber auch, dass der Leckstrom zumindest bei diesem Elko
>absolut minimal ist.

Ja, bei diesem Einzelexemplar, der neu war, gut produziert und bei 25°C.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
>>Das heißt aber auch, dass der Leckstrom zumindest bei diesem Elko
>>absolut minimal ist.
>
> Ja, bei diesem Einzelexemplar, der neu war, gut produziert und bei 25°C.

Zusätzlich hängt der Leckstrom auch in ganz erheblichem Maße davon ab, 
wie lange der Elko zwischendurch spannungslos war. In der Zeit zersetzt 
sich ggf. die Oxydschicht und wird erst beim Anlegen einer Spannung 
langsam wieder aufgebaut. Je nach Kondensator und Spannung dauert dieser 
Vorgang einige Minuten bis Wochen.

Bei neuen Elkos besteht ein erhebliches Problem hinsichtlich der 
Leckströme darin, dass die Anschlussdrähte in die Gummistopfen führen 
und dort der Elektrolyt nur schwierig hingelangt, so dass die Ausbildung 
der Oxydschicht an diesen Stellen wesentlich langsamer geschieht als im 
gut benetzten Volumen.

Sehr alte Elkos können so hohe Leckströme aufweisen, dass sie oder 
andere Schaltungsteile beim plötzlichen Wiedereinschalten des Geräts 
beschädigt werden und einem sogar um die Ohren fliegen können.

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