Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Zwischenzeugnis erhalten, komischer Text


von hoschi (Gast)


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Hallo Zusammen,

habe heute mein Zwischenzeugnis erhalten (hatte ich wegen Vorgesetzten 
Wechsel verlangt).

Im grossen und ganzen hört sich das ganze Zeugnis gut an, im letzten 
Abschnitt ist allerdings eine Sache die ich nicht ganz einordnen kann.

Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitenden ist 
einwandfrei, freundlich und teamorientiert. Herr ... gibt Feedback, 
bringt sich proaktiv ein und spricht Unangenehmes konstruktiv und offen 
an, Sämtliche Ansprechpartner schätzen seine Fachkompetenz und seine 
zuvorkommende Art.

Womit ich jetzt ein Problem habe:
... spricht Unangenehmes konstruktiv und offen an ...

Soll das heissen, dass ich ärger mache?

Danke.

von Daniel F. (df311)


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ich verstehe das so:
wenn dir etwas nicht passt, sagst du es offen inkl. einem 
lösungsvorschlag anstatt alles in dich hineinzufressen.

da ich aber kein personal-fuzzi bin kann es leicht sein, dass die das 
anders deuten...

von Michael S. (technicans)


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@Hoschi
Kannst daran wahrscheinlich sowieso nichts ändern, weil dir die
Druckmöglichkeit fehlt, wenn du weiter in dem Betrieb arbeiten
willst bzw. musst. Kannst eigentlich nur drum bitten das dir
diese Passage mal näher erläutert wird. Im Kündigungsfall sehe
die Sache dann schon wieder ganz anders aus.

von Durchblicker (Gast)


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hoschi schrieb:
> Womit ich jetzt ein Problem habe:
> ... spricht Unangenehmes konstruktiv und offen an ...
>
> Soll das heissen, dass ich ärger mache?

Die einen sehen das als positiv, die anderen als negativ. Das hat viel 
mit Unternehmenskultur zu tun. Bei Ingenieurstätigkeiten pflegt man 
ohnehin einen rationaleren und sachlichen Ton; mit Kriecherei kommst du 
nicht weit. Kriecherei funktioniert eher, wenn man direkt mit der 
Management-Ebene bzw. Unternehmensleitung arbeitet.

Ich habe aber auch schon erlebt, dass in einer Softwarebude Kritik an 
Vorschlägen des Chefs unerwünscht war. Einerseits hat er Forderungen 
gestellt, die die Entwickler zu komplexen Lösungen nötigten, ohne dabei 
eine bestehende Bibliothek nutzen zu können, andererseits hat er sich 
die Entwickler zur Brust genommen, die angeblich alles zu kompliziert 
machten. Er selbst hat sich im Jahr 2000 eine goldene Nase verdient, als 
jeder Hinz und Kunz mit Java-Kenntnissen Geld hinterhergeworfen bekam. 
Er merkte nicht, dass seine Arbeit von damals weniger anspruchsvoll war 
als das, was er von den Entwicklern verlangte. Was soll man davon 
halten: Jemand, der seit Jahren keine Zeile Code programmiert hat, 
geschweige denn solche grundsätzlichen Dinge wie Dijsktra-Algorithmus, 
Floyd-Warshall und Top-Sort nicht kennt, sollte sich zurücknehmen 
können. Nichts ist schlimmer als ein Vorgesetzter, der faktisch weg vom 
Kerngeschäft ist und sein Wissensstand schlecht ist, aber unbedingt noch 
Details des Kerngeschäftes regeln will.

von Daniel D. (daniel1976d)


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gibt Feedback, bringt sich proaktiv ein (mischt sich ungefragt ein)und 
spricht Unangenehmes (negatives Wort) konstruktiv und offen an (kann 
Aerger machen), Sämtliche Ansprechpartner schätzen seine Fachkompetenz 
und seine zuvorkommende (mischt sich ungefragt ein) Art.

Vieleicht so....

hilfsbereiter, offener Teamplayer, gibt Feedback (dann braucht man nicht 
mehr "spricht Unangenehmes konstruktiv und offen an"), ist proaktiv, 
Sämtliche Ansprechpartner schätzen seine Fachkompetenz und seine 
freundliche  hoefliche  angenehme Art.

von madler (Gast)


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Also ich kann mir nicht vorstellen, dass das negativ zu verstehen ist, 
würde ja auch
> Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitenden ist einwandfrei,
> freundlich und teamorientiert
widersprechen. Zudem wird ja auch das "konstruktiv" erwähnt.

von Gästchen (Gast)


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Ich denke dass es eher negativ klingt. Das Wort "Unangenehmes" ist drin.
Man könnte genau das Gleiche schreiben ohne Negativwörter.
Man kann es auch so verstehen dass jemand ständig negative Dinger 
ausspricht, und das ist das Problem.

Das Problem ist dass BWL-ler/Personaler immer nach negativen Punkten 
suchen und daran werden sie sich festfressen. Ich empfehle dir, ich 
gehen davon aus dass du gutes Verhältnis zu deinem Vorgesetzten hattest, 
ihn darauf anzusprechen. Ein Wort zu ändern, das wird er hinbekommen. 
Und wenn nicht, ist vielleicht doch etwas im Busch?

von Michael S. (technicans)


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Ob da was im Busch ist, dürfte egal sein, weil die Arbeitgeber
zu verständig wohlwollenden Bewertungen verpflichtet sind, damit
der weitere berufliche Werdegang nicht gefährdet wird, soweit die
Theorie. Wie man da die Wahrheit, was ja auch Pflicht ist, dann
verpackt ist dann wieder was anderes. Die Wirtschaft sollte auf
so ein menschenverachtendes Instrument grundsätzlich verzichten,
denn es sagt nichts aus. Arbeitnehmer könnten nämlich auch so
einiges bewerten, aber das lässt das System nicht zu.
In der einen Firma kann alles glatt gehen weil es flache Hirachien
gibt und in der anderen eben nicht, weil die Leute da selbstverliebt
ihren Sessel warm halten und ihren Heiligenschein putzen.
Ich bin auch schon mal da vom Regen in die Traufe gekommen beim
Firmenwechsel. Verdächtig war, das man häufig nach Aktenlage eingestellt
wurde und nicht auf der Grundlage eines seriös dargelegten 
Beschäftigungskonzepts, woran man mitentscheiden konnte, ob man die
Arbeit konnte und/oder wollte. Man war abhängiger Weisungsempfänger
und das reichte der Betriebsführung. Mitbestimmung war da eh ein
Fremdwort. Ob sich das jemals zum Besseren ändern wird, glaube ich
kaum, selbst wenn der angebliche Fachkräftemangel die Betriebe
reihenweise in die Pleite treibt.

von Der schon wieder (Gast)


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Micha , ist dir die Weisheit Des Menschen Wille ist sein Himmelreich 
nicht bekannt?
Dieser Fakt trifft umsomehr bei selbstverliebten Chefes zu, weil die 
außer sich selbst und ihren Plänen (absolute Macht und Gier) Nichts 
können, vllt. noch Leute kommandieren und diese verheizen.
Und immer schön aufpassen wie argumentiert wird, nicht nach Inhalt oder 
Sinn sondern ganz besonders nach dem untertänigsten Ton.

von Leistungselektroniker (Gast)


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Deshalb arbeite ich nur noch in Grossfirmen. Da ist die Struktur so 
komplex, dass man eine ausgewogene Mischung aus Feinden und Freunden 
hat.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Der schon wieder schrieb:
> Micha , ist dir die Weisheit Des Menschen Wille ist sein Himmelreich
> nicht bekannt?
> Dieser Fakt trifft umsomehr bei selbstverliebten Chefes zu, weil die
> außer sich selbst und ihren Plänen (absolute Macht und Gier) Nichts
> können, vllt. noch Leute kommandieren und diese verheizen.
> Und immer schön aufpassen wie argumentiert wird, nicht nach Inhalt oder
> Sinn sondern ganz besonders nach dem untertänigsten Ton.

Hi, "Der schon wieder",

nicht übertreiben, bitte. Und bitte auch keine Verurteilungen ohne 
Prozess.

Sondern: Schwer hat es, wer Führungs- und Motivationstechniken gelernt 
hat und beobachtet wird, ob er diese veralteten Beherrschungstechniken 
auch richtig anwendet, aber Mitarbeiter hat, die sich gegen solche 
Beherrschung wehren. Wehren mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, 
ohne eine Kündigung befürchten zu müssen.

"Die Kunst des Managements besteht ohnehin darin, mit weniger Wissen, 
als es die Mitarbeiter haben, diese zu führen." (Bernd Pischetsrieder, 
Ex-BMW)
Pischetsrieder hat einen wesentlichen Fortschritt erkannt seit der 
Erfolgsära des Organisationsprinzips "Trennung von Kopf- und Handarbeit" 
(Frederick W. Taylor, persifliert von Charles Chaplin in "Modern Times).

Leider ist der Bereich der "Soft Facts" so unbeweglich, wie er schwammig 
ist und selbst nicht weiß, wo er eigentlich gerade ist.

Hab also bitte Gnade mit den Geplagten und mit den Verwirrten.
Manche scheinbare "Selbstverliebtheit" und "Machtgehabe" sind nur 
Symptome der Verunsicherung und Verzweiflung.
Manche scheinbare "Gier" ist nur das Symptom einer Anreizpolitik, die 
Führungskräfte zwingen soll, aber keinerlei Rücksicht nimmt auf die 
"Kollateralschäden", wenn die Teams nicht mehr von "unserem Chef" 
sprechen sondern von "unserem Abzocker".

Unternehmen, die an sowas nicht kaputt gehen, die werden Lösungen der 
Zusammenarbeit finden, die zum Qualifikationsniveau der Mitarbeiter 
passen.

Ciao
Wolfgang Horn

von hoschi (Gast)


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Danke, für die vielen Antworten.

Hab das ganz in einer ruhigen Minute mit meinem "noch" Teamleiter 
besprochen.
Er sagt das es positive gemeint ist und so auch verstanden wird.
Es bezieht sich darauf das ich in Projekten auch die Risiken sehe und 
diese so einbringe das es im Projektablauf beachtet wir, um das Risiko 
gering zu halten.

Naja, einen Grund Ihm nicht zu glauben habe ich nicht. Bin mit Ihm immer 
super ausgekommen, es gab nie stress.
Naja die restlichen zwei Seiten vom Zwischenzeugnis sind sonst absolut 
ohne jedliche Beanstandung.
Deshalb werde ich das so stehen lassen.

Sollte ich mich bei einer anderen Firma bewerben wollen, muss ich ein 
Zwischenzeugnis ja auch nicht zwingend zeigen.

von Gargamel (Gast)


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< [...] ist (STETS) einwandfrei [...] proaktiv [...] Unangenehmes [...], 
[...] zuvorkommende Art.

- proaktiv: erstens das Wort ist ein Unding, zweitens ein Doppelgemoppel 
= Negativum, drittens nicht im Duden enthalten

- Unangenehmes vs. konstruktiv: in einem Satz -> Atombombe

- ist (STETS) einwandfrei  und zuvorkommende Art: zu oft dargestellt -> 
du machst Stress

Kurz: Kenntnisse gut - Verhalten nicht gut

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