Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Berechnung eines Gaußfilters


von eStudent (Gast)


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Hallo Spezialisten,
ich habe die Aufgabe eine Schaltung zu entwickeln die folgendes 
realisiert:

Der Rechteckstromimpuls einer Fotodiode (PIN-Diode) soll in einen 
Gaußpuls gewnadelt werden.

Dabei sollen folgende Komponenten enthalten sein:

1. Fotodiode
2. Verstärker
3. Filter

Mein Problem ist der FILTER. Ich habe zwar jetzt eine Möglichkeit 
gefunden das ganze zu realisieren, aber mehr oder weniger zufällig. Ich 
habe einfach zwei ganz normale Tiefpass-Filter hintereinandergeschaltet. 
Ich habe aber keine Ahnung wie die berechnet werden.

Hat irgendjemand eine Ahnung wie der GAUßPULS zustande kommt?
Die rote Linie ist die Ausgangsspannung und die grüne die 
Ausgangsspannung vom Verstärker, bzw die Eingangsspannung vom Filter

Danke im Voraus!

von Purzel H. (hacky)


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Suche den Differential Operator, der aus einem Rechteck einen Gauss 
macht.

von Helmut S. (helmuts)


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Wenn ich mir die Impulsantwort eines Besselfilters im Filterbuch 
anschaue, dann sieht das schon sehr gut nach Gaussimpuls aus.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Wenn ich mir die Impulsantwort eines Besselfilters im Filterbuch
> anschaue, dann sieht das schon sehr gut nach Gaussimpuls aus.

Nein, nur bei einem Gaussfilter ist auch die Impulsantwort eine
Gaussfunktion.
Gruss
Harald

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Die Impulsantwort eines Besselfilters ist eher eine halbe 1/sin(x) 
Funktion.

von Elena (Gast)


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Gaußfilter arbeiten nach dem Schema CR-RC^n, also der Aneinandereihung 
eines einpoligen Hochpaßfilters gefolgt von n einpoligen Tiefpaßfiltern, 
alle mit den gleichen Zeitkonstanten, so wie im Anang angedeutet.
Je mehr RC-Tiefpässe folgen, um so ähnlicher wird die Impulsantwort 
einer Gaußkurve.

Oft arbeitet man mit einer sehr begrenzten Anzahl von "n", weil das oft 
schon ausreichend ist. Auch werden oft statt der einpoligen 
Tiefpaßfilter mehrpolige Aktivfilter eingesetzt.

Man nennt das Ganze übrigens CR-RC Shaping. Das Shaping ist enorm 
wichtig in Elementarteilchen-Detektoren.

>Mein Problem ist der FILTER.

Nicht nur. Vorverstärker, wie du ihn gezeichnet hast, werden eher selten 
verwendet. Stattdessen kommen ladungsempfindliche Vorverstärker, auch 
Transimpedanzverstärker genannt, zum Einsatz. Nur diese können 
angemessen mit den Detektrokapazitäten umgehen und leiden nicht so enorm 
unter Streukapazitäten wie dein Verstärker.

von eStudent (Gast)


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Hallo, erst mal danke für die vielen Antworten. Ich habe mittlerweile 
einen Transimpendanzverstärker eingesetzt. Leider weiß ich immer noch 
nicht warum man einen Tiefpass einsetzt. Der Tiefpass ist ja auf grund 
einer Eigenschaft ein Gaussfilter!??
Und wie berechnet man Tau= R*C?
Und wenn man Gaussfilter googlt, dann bekommt man keine Schaltung 
sondern nur irgendwechle Bildbearbeitungsverfahren.

Danke im Voraus!

von Harald Wilhelms (Gast)


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eStudent schrieb:

> Der Tiefpass ist ja auf grund
> einer Eigenschaft ein Gaussfilter!??

Nein, die Filterkurve von RC-Tiefpass und Gaussfilter unterscheiden
sich ziemlich stark. Ich habe früher Gaussfilterung im Zeitbereich
über eine Gewichtsfunktion gemacht. Dazu müssen die Messwerte aber
bereits als Datei vorliegen.
Gruss
Harald

von ArschGwaf (Gast)


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Der RC TP filtert dir einfach nur die Oberschwingungen deines Rechtecks 
raus. Bei idealer Filterung hast du dann nurnoch einen reines Sinus, 
aber keinen Gaus.

http://de.wikipedia.org/wiki/Fourierreihe#Rechteckpuls

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die englische Wikipedia empfiehlt auch eine Hintereinanderschaltung 
mehrerer einfacher Filter:
http://en.wikipedia.org/wiki/Gaussian_filter

"...the Gaussian can be approximated by several runs of a very simple 
filter..."
wobei die ideale Kurve in der Realität nicht erreichbar ist "would 
theoretically require an infinite window length"

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Was ist nun das besondere an der Gauß-Filterung? Das kam irgendwie 
trotzdem noch nicht raus! Ich vermute, es geht um maximale 
Zeitauflösung.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die kostenlose Software "Filter pro" von Texas Instruments berechnet 
auch aktive Filter mit Gausscharakter
http://focus.ti.com/docs/toolsw/folders/print/filterpro.html
hier ein Screenshot
http://www.edaboard.com/thread133494.html

von Harald Wilhelms (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Was ist nun das besondere an der Gauß-Filterung?

Das hier:
Beitrag "Re: Berechnung eines Gaußfilters"
Gruss
Harald

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Mittlerweile trudelte der Wiki-Artikel ein, kann meinen Beitrag aber 
nicht löschen. Daher ist mir nun einiges mehr klar.

Es geht also um die beliebige Hintereinanderschaltung von Filtern? Weil 
man nach dem Gauß noch einen und noch einen schalten kann?? Irgendwas 
geht doch dabei verloren. Wozu soll das gut sein?


Hm. Bislang dachte ich, das die Raised-Cosine-Filter so in etwa das 
Optimum sind, wenn man an Datenübertragung denkt.

Was mich an der ganzen Filter-Betrachtun grundsätzlich massiv stört, ist 
einfach, das zwar erheblicher Aufwand in die algorithmische Verbindung 
zwischen mathematischer Beschreibung und praktischer Realisierung 
gesteckt wurde, aber man nirgends handfeste Infos zur Frage bekommt, 
welches Filter nun bei welchem Eingangssignal das Beste wäre.
Muß man in der Art einer Monte-Carlo Analyse mittels SPICE das optimale 
Filter suchen? Dann brauch man aber keine Standardfiltertopologien mehr! 
Dann bekommt man halt irgendwelche Werte raus, die man mir wegen noch 
auf E-Reihen und Typenminimierung trimmen kann.


BTW: Das Tool von TI scheint nicht das GBW der OpAmps zu beachten.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Abdul K. schrieb:

> Infos zur Frage,
> welches Filter nun bei welchem Eingangssignal das Beste wäre.

Ich denke, da werden die Antworten genauso aussehen, als wenn
Du hier fragst, welcher uP der Beste ist.  :-)
Bei der Rauheitsmessung hat man sich weltweit viele Jahre
gestritten, welches Filter das alte 2RC Filter ablösen sollte.
Geeinigt hat man sich aufs Gaussfilter. :-)
Zur Realisierung in einem uP soll sich am besten die sog.
dreifache Faltung eignen. Aber frag mich jetzt nicht, was das
bedeutet. Das kann normalerweise nur ein Mathematiker beantworten.
Gruss
Harald

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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http://www.cwp.mines.edu/Meetings/Project06/cwp546.pdf
der unterscheidet die beste Berechnungsmethode noch nach der Breite des 
Gaussfilters, in Sigma ausgedrückt.

das Schwert des Highlanders war sogar hundertfach gefaltet...

von Harald Wilhelms (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:

> das Schwert des Highlanders war sogar hundertfach gefaltet...

Deshalb war es wohl auch schärfer als eine Gaussfunktion...
Gruss
Harald

von Elena (Gast)


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>Was ist nun das besondere an der Gauß-Filterung? Das kam irgendwie
>trotzdem noch nicht raus! Ich vermute, es geht um maximale
>Zeitauflösung.

Ich sagte ja schon, daß das CR-RC Shaping, also die Quasi-Gaußfilterung 
bei Elementarteilchen-Detektoren eine zentrale Rolle spielt. Hier geht 
es in erster Linie um die "Noise Charge" und die Impuls-Auflösung. Läßt 
man vom Impuls sehr viel stehen, begrenzt seine Bandbreite also kaum, 
hat man ein optimales Signal-Rauschverhältnis. Der Impuls dauert dann 
aber sehr lange und schnell aufeinanderfolgende Impulse können nicht 
mehr getrennt werden. Also schnappt man sich vom Impuls hauptsächlich 
den Anfang, also die steile Flanke mit der Amplitudeninformation und 
macht ihn kürzer, eben mittels Shaping, gerade so kurz, daß die 
gewünschte Impulsauflösung erzielt wird.

Dann fragt man sich: Wie muß ich denn shapen, damit ich ein optimales 
Signalrauschverhälnis bekomme?

Wenn man jetzt ein CR-RC-Filter nimmt und für verschiedene 
Zeitkonstanten das vom CR-RC-Filter durchgelassene Eigenrauschen des 
Verstärkers und die Impulshöhe des Quasi-Gauß-Peaks in Relation setzt, 
also die sogenannte "Noise Charge" berechnet, stellt man fest, daß diese 
bei gleichen Zeitkonstanten für das CR- und RC-Filter minimal ist.

Wenn man den Grenzübergang zum echten Gaußfilter macht, stellt man fest, 
daß dieser einen optimalen Signalrauschabstand ermöglicht.

Nochmals: Die gewünschte Impulsauflösung diktiert eine bestimmte 
Zeitkonstante. Das Shapen wird dann mittels CR-RC-Filter durchgeführt, 
das für den CR- und den RC-Teil genau diese Zeitkonstante besitzt und 
zwar für beide Teile die gleiche Zeitkonstante. Hohe Impulsauflösung 
geht dabei unweigerlich mit schlechteren Signalrauschabständen einher, 
selbst wenn immer Gaußfilter zum Einsatz kommen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Danke für den Versuch es mir verständlich zu machen. Ich finde leider in 
deinem Ansatz immer noch nicht des Pudels Kern. Kann es sein, daß die 
Elementarteilchenphysiker den Detektor als vernachlässigbar rauschend 
betrachten und sich der Ansatz um das Rauschen des Vorverstärkers dreht?

Betrachtet man Signalübertragung in rauschenden Kanälen wie z.B. Funk, 
dann muß man sich immer mit einer Menge Rauschen auf benachbarten 
Frequenzen rumärgern. Die Priorität beim Filtern ist daher immer die 
Unterdrückung anderer benachbarter Frequenzen, während das Eigenrauschen 
des Verstärkers nur sekundär eine Rolle spielt.

Vielleicht liegt hier der Grund zwischen Gauß und Raised-Cosine Filter? 
Beim Raised-Cosine läßt sich nachweisen, das die Aufteilung dieses 
Filters in Sende- und Empfangsfilter dann optimal ist, wenn es ein 
Root-Raised-Cosine Filter ist!
Wie sieht das beim Gauß-Filter aus? Verwendet man dort im Sender auch 
ein Gauß, genau aussehend wie das auf der Empfängerseite?

von eStudent (Gast)


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Hallo,
ich erkläre jetzt nochmal die Aufgabe.

Es soll ein Rechteckimpuls, der auf das Ersatzschaltbild einer Fotodiode 
(PIN-Diode) gegeben wird über einen Transimpendazwandler mit hilfe eines 
Filters in ein Gauss-Puls gewandelt werden.

Ersatzschaltbild war kein Problem. Auch der Transimpendanzwandler 
stellte kein Problem da. Nur der Filter war das Problem. Ich habe nun 
durch Zufall herausgefunden das man den Filter mit einem bzw mehreren 
RC-Tiefpässen realisieren kann. R und C habe ich durch probieren 
bestimmt.

Nun meine Fragen:
1. Wie kommt man darauf, dass man RC-Tiefpässe nutzen kann?
2. Und wie berechne ich R und C?

1. Bild ist die Schaltung
2. Bild ist der Strom, den ich auf das Ersatzschaltbild der Fotodiode 
gebe
3. Bild ist das Ausgangssignal des Transimpendanzwandlers
4. Bild ist das Ausgangssignal des Filters, also der Gauss-Puls

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hm. Wie man drauf kommt??

Punkt 1:
Ich habe mal gelesen, das die Serienschaltung von RC-Filtern sehr 
ineffektiv ist. War wohl irgendwo in einer TI AppNote.

Punkt 2:
In HF-Kreisen werden Filter impedanzrichtig ausgelegt, also die 
I/O-Anschlüsse sind leistungsangepaßt.


Daher tippe ich mal darauf, das man die Impedanz bei einer bestimmten 
Durchlaßfrequenz berechnen sollte. Vielleicht ergibt das einen guten 
Hinweis auf die inneren Zusammenhänge.

Andernfalls hilft stundenlanges Googeln. Irgendein IEEE-Paper wirds 
schon wissen.


Mehr kann ich zu deiner Anwendung leider nicht beitragen!

von Elena (Gast)


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>Kann es sein, daß die Elementarteilchenphysiker den Detektor als 
>vernachlässigbar rauschend betrachten und sich der Ansatz um das
>Rauschen des Vorverstärkers dreht?

Der Detektor selbst wird als rauschfrei betrachtet, der Vorverstärker 
nicht. Das Rauschen des Vorverstärkers hängt erheblich von der 
Detektorkapazität ab. Auf diese Weise beeinflußt der Detektor letztlich 
wieder das Rauschen.

>Vielleicht liegt hier der Grund zwischen Gauß und Raised-Cosine Filter?

Daß die Elemtarteilchen-Physiker simple CR-RC-Filter verwenden, liegt 
sicher auch an der konkreten und historisch gewachsenen Implementierung 
der ladungsempfindlichen Vorverstärker und Shaper. Du darfst nicht 
vergessen, daß bei MIPS (Minimal Ionising Particles) rund 20000e im 
GaAs-Detektor entstehen und der Stromimpuls aus dem Detektor ganze 
1...2nsec beträgt. Da ist kein Raum für digitale Signalverarbeitung 
(FIR- IIR-Filter) oder mehrpolige Aktivfilter. Da ist man froh, wenn man 
aus den 1...2nsec langen 2µA-Stromimpülschen überhaupt irgend ein 
brauchbares Signal erzeugen kann. Die meiste Zeit am CERN war ich damit 
beschäftigt, herauszufinden, ob das jetzt ein Teilchen war oder nicht...

von Elena (Gast)


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>Nun meine Fragen:
>1. Wie kommt man darauf, dass man RC-Tiefpässe nutzen kann?
>2. Und wie berechne ich R und C?

Hast du meine vorherigen Beiträge überhaupt durchgelesen??

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ah ja. Macht Sinn.

@TO: Ich würde jetzt nach Berechnung der noise charge suchen.

von eStudent (Gast)


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>Hast du meine vorherigen Beiträge überhaupt durchgelesen??

Ja, habe ich. Ich verstehe aber nur Bahnhof.

Kann man eigendlich aus der maximalen Steigung eines Signals die 
Frequenz bestimmen, bzw R und C eines Tiefpasses berechen.

Noch mal für alle:
Ich muss nur wissen wie ich darauf kommen soll, dass ein Tiefpass 
verwendet werden muss und ich muss wissen, wie sich R und C berechnen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Für mich liest das sich so, daß du einfach nur die Lösung willst. Die 
meisten hier wollen aber nicht deine Hausaufgaben machen.

Mit deinem Kenntnissen empfehle ich dir einfach die Wahrheit: Sag dem 
Prof, du hast nicht den nötigen Kenntnisstand. Du versteht nix.

Ich weiß, du wirst dir einfach einen anderen bereitwilligen Helfer 
suchen. Das ist wohl die Kehrseite von Internet.


Nimm einen Funktionsgenerator und einen Spektrumanalysator. Beides 
findet man an deiner Uni.
Zuhause gehts auch: Lade dir SpectrumLab und experimentiere mit deiner 
Soundkarte. Alternativ rein mathematisch mit LTspice.

Alle vier Subjekte halte ich für einen e-technik Student als essentiell. 
Er sollte zumindest mal damit eingehend gespielt haben. Ich meine 
viele Nächte!

Gut, das ich nicht dein Prof bin. Es wäre eine harte Schule.

von eStudent (Gast)


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@ Abdul K. (ehydra)

Es ist nicht so das jemand meine Hausaufgaben machen soll. Ich möchte 
mir die Lösung selbst erarbeiten. Das Problem ist, das ich schon seit 
einer Woche google und in der Bibli Bücher wälze und einfach nichts 
finde.

Der Prof für den das Vorbereitet werden soll hat noch nicht mal eine 
Vorlesung gehalten.

Wäre echt nett wenn mir jemand weiter helfen könnte. Mir läuft die Zeit 
davon.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hier sind einige Begriffe, mit denen du spielen kannst. Habe leider 
keine Zeit für das Thema. Zumal es eben auch keine Lösungen für meine 
Interessen beeinhaltet. Viel Glück!

http://www.google.de/search?q=%2Bieee+%2B%22gauss+filter%22+%2Bnoise+shape+integral+optimum+impulse&hl=de&source=hp&aq=f&aqi=&aql=&oq=

von Elena (Gast)


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>Es ist nicht so das jemand meine Hausaufgaben machen soll. Ich möchte
>mir die Lösung selbst erarbeiten.

Ok.

>1. Bild ist die Schaltung

Die Eingänge des OPamp sind vertauscht. So wird das kein 
Transimpedanzverstärker. Außerdem ist R9 praktisch immer eine Kapazität 
parallelgeschaltet, um die Detektorkapazität zu kompensieren und den 
Opamp zu stabilisieren.

>3. Bild ist das Ausgangssignal des Transimpendanzwandlers

Mit dem Cap parallel zu R9 sieht das Ausgangssignal eher nicht so aus 
wie bei dir, sondern es findet vielmehr eine Integration statt, die dem 
das Ausgangssignal des Transimpedanzverstärkers einen Sägezahncharakter 
erhält, mit schnellem Attack und langsamen Release. Deswegen ist in der 
Regel hinter dem Transimpdedanzverstärker erst mal ein Hochpaß nötig, 
der bei dir völlig fehlt.

>4. Bild ist das Ausgangssignal des Filters, also der Gauss-Puls.

Nein, das ist kein Gaussimpuls, sondern eher ein verschliffenes 
Rechteck. Für einen Gaußimpuls brauchst du einen einpoligen RC-Hochpaß, 
gefolgt von mindestens einem einpoligen RC-Tiefpaß, immer schön mit 
gleichen Zeitkonstanten. Schau dazu doch einfach meine Simulation weiter 
oben genauer an. (Ein Tipp: Du hast keinen einpoligen Tiefpaß in deiner 
Schaltung.)

>1. Wie kommt man darauf, dass man RC-Tiefpässe nutzen kann?

Ausprobieren, herumspielen! Wie meinst du, ist die Quantenmechanik 
entstanden?

>2. Und wie berechne ich R und C?

Nur die Zeitkonstante R*C ist hier interessant. Zusätzliche motivierende 
Frage: Was passiert in deiner Simulation, wenn man die Zeitkonstante 
größer oder kleiner macht? Wann ist das eine sinnvoll, wann das andere? 
(Denke an den Peakhöhe des Gaußimpulses. Denk nach, was passiert, wenn 
sofort nach dem Teilchen ein weiteres detektiert wird.)

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Wie berechnet man das "Inverse zum Gaussfilter" ?

Auf der Suche nach GMSK-Demodulatoren bin ich auf diese Arbeit der 
Hochschule Heilbronn gestossen:

Übersicht:
http://www.mpc.belwue.de/Public/WorkshopBaende

in der Ausgabe von 2007 der zweite Artikel ab Seite 18:
http://www.mpc.belwue.de/bin/view/Public/WorkshopBand37
"GMSK Demodulation - Realisierung auf FPGA Basis"

Da wird die sendeseitige Gauss-Tiefpassfilterung mit einem Entzerrer 
(teilweise) wieder aufgehoben, um die Flanken vor dem Demodulator zu 
versteilern. Leider sind die Angaben ziemlich dünn, es gibt eine 
Übertragungsfunktion mit Zahlenwerten zu dem IIR-Filter, das in einem 
FPGA für I und Q Signal zweimal enthalten ist.

So ein Entzerrer ist mir in der restlichen GMSK-Literatur noch nicht 
begegnet. Ist es überhaupt sinnvoll? Damit wird doch vor allem Rauschen 
angehoben.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:

> Wie berechnet man das "Inverse zum Gaussfilter" ?

Die Z-Transformation einer Gausskurve ergibt wieder eine Gausskurve.
Die Gausskurve ist die einzige mathematische Funktion, bei der das
der Fall ist. Deshalb ist sie auch ein "Lieblingskind" der Mathe-
matiker.
Gruss
Harald

von Purzel H. (hacky)


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>Die Gausskurve ist die einzige mathematische Funktion, bei der das
der Fall ist. Deshalb ist sie auch ein "Lieblingskind" der Mathe-
matiker.


Fast. Die Gaussfunktionen sind alles Eigenfunktionen zur 
Fouriertransformation. Die Gaussfunktionen ergeben sich aus exp(-x^2) 
durch sukkzessive Ableitung.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Soweit ich weiß, wurde bei GSM sich für die Gaußkurve entschieden, weil 
man absolut die kleinstmögliche Kanalbelegungsbandbreite wollte. Mit 
(R)RC ((Root-)raised cosine) wird dagegen die Bandbreite größer und 
dafür das S/N besser (Bezogen auf gleiche Sendeleistung).

Warum ich das sage? Ganz einfach, weil bei RC-Filtern dieses in zwei 
gleiche Teile aufgespalten wird: Eins im Sender, eins im Empfänger. 
RRC*RRC=RC. Nach der Theorie ergibt sich das beste S/N wenn beide Filter 
gleich sind.

Wenn ich richtig liege, ist dies bei Gauß anders. Dort wird das gleiche 
Filter im Sender und Empfänger benutzt.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das Gegenteil von einem Tiefpass ist ein Hochpass, das meine ich mit dem 
"Inversen", nicht die Rücktransformation.
In der genannten Arbeit wird sowas als IIR-Filter irgendwie berechnet 
und soll eine "Höhenanhebung" bewirken, wie man sie vom UKW-Rundfunk 
kennt. Nur wird dort vor der Funkstrecke angehoben und im Empfänger 
abgesenkt, der hier macht es umgekehrt.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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http://www.dsprelated.com/showmessage/132619/1.php
"GFSK matched filter design"
das sucht noch einer den Berechnungsweg um die sendeseitige 
Gaussfilterung im Empfänger sozusagen rückgängig zu machen.

Die Suche nach "anti-gauss-filter" führt nur zu Optik und 
Bildbearbeitung.
"De-Gaussing" macht man mit Bildröhren.

gibt es keinen passenden Begriff, der weiterführt?

http://www.dsprelated.com/showmessage/130958/1.php
"IIR Gaussian Transition filters" der sucht Software für IIR-Filter mit 
Gauss-Charakter

von Ina (Gast)


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>So ein Entzerrer ist mir in der restlichen GMSK-Literatur noch nicht
>begegnet. Ist es überhaupt sinnvoll? Damit wird doch vor allem Rauschen
>angehoben.

Ja natürlich. Du kannst vor einer Kurve statt zu bremsen natürlich auch 
Gas geben. Was das allerdings soll?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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http://www.dsprelated.com/showmessage/68356/1.php
dasselbe Thema 2006 erörtert "Matched Filter Question"

Ich zitiere mal die ganze Stelle aus der Heilbronner Arbeit:

"2.1.1 Funktionsbeschreibung Entzerrer
... Die Funktion „Entzerrer“
macht die Symbolinterferenz rückgängig. Bei dem
sendeseitigen Gaußfilter wurden die hohen Frequenzen
unterdrückt. Auf der Empfängerseite verstärkt der
Entzerrer genau diese Frequenzen. Nach dem Entzerrer
sollte der Phasenverlauf des Signals dem Phasenverlauf
eines MSK Modulierten Signals entsprechen.

2.1.2 Die Eigenschaften des Entzerrers
Es handelt sich um ein digitales Filter 2. Ordnung. Mit
der Parametrisierung werden die charakteristischen
Eigenschaften festgelegt. Die Invertierung des sendeseitigen
Gaußfilters führt zu einem empfängerseitigen
IIR-Filter (= Invinite Impuls Response-Filter).
Die Übertragungsfunktion des Filters

Y(z)=(0,1096 - 0,3593 * z^(-1) +1,1781 *  z^(-2))
   / (1 + 0,3050 * z^(-1))


entspricht folgender Diffenzengleichung:...

mit: a1 = 0,3050 b0 = 0,1096 b1 = -0,3593 b2 = 1,1781

Diese Gleichung kann in einen FPGA programmiert
werden..."


Ich versuche gerade, mit Scilab den Bodeplot dieses IIR-Filters zu 
bekommen, die Doku ist wirklich schwer verständlich.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Das mit der Kurve ist ein schlechtes Beispiel. Denn man kann anstatt 
unterkritisch auch überkritisch eine Kurve durchqueren.
Genauso kann man auch Flugzeuge instabil fliegen. Dann werden sie 
grundsätzlich per Bordcomputer 'stabil' gehalten und sind bei einem 
Ausfall der Elektronik nicht mehr flugfähig. Menschen können sowas nicht 
per Hand fliegen.

Ich denke hier herrscht mächtig Verwirrung. Gefiltert wird unter 
verschiedenen Gesichtspunkten, um die zu große Bandbreite digitaler 
Signale auf das Minimum zu reduzieren, ohne das dabei Information 
verlorengeht und die Interferenz mit dem Kanal minimal ist.

Hier ist eine verständliche Abhandlung zu Filtereffekten für BPSK:
http://www.amsat.org/amsat/articles/g3ruh/108.html


Ich würde sagen, eine Umkehrung der Gauß-Filterung ist nicht möglich und 
nicht sinnvoll. Man könnte höchstens den Entscheider (Komparator, 
Digitalisierer) am Ende des Übertragungssystems als solchen betrachten. 
Da wo die analoge Welt wieder digital wird.


Wenn man eine Gleichung hat, kann man auch LTspice benutzen.

von Ina (Gast)


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>Das mit der Kurve ist ein schlechtes Beispiel. Denn man kann anstatt
>unterkritisch auch überkritisch eine Kurve durchqueren.

Also, dann fahr du mal "überkritisch" in deine Kurve...

Was ich mit damit sagen wollte, hast du aber dennoch verstanden, oder? 
Man setzt ein solches Gaußfilter in der Regel nicht ohne Grund ein. Dann 
macht es in der Regel auch keinen Sinn, die Filterwirkung später wieder 
umkehren zu wollen.

Klar, wenn man ein bißchen zu viel gefiltert hat, dann kann man 
versuchen, ein wenig die Flanken aufzusteilen. Letztlich ist die 
Überalles-Tiefpaß-Funktion aber dennoch erwünscht, weil das Bild sonst 
zu sehr verrauscht. Ein komplettes Wieder-Rückgängig-Machen einer 
Gaußfilterkurve dürfte also in jedem Fall hirnrissig sein...

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Kurven:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrtechnik#.C3.9Cbersteuern_und_Untersteuern

Naja, im Winter vielleicht mal wieder unfreiwillig austesten.


Ich bezog mich mit Gauß rein auf Datenübertragung. Was damit in der 
Bildverarbeitung gemacht wird, weiß ich nicht, und interessiert mich 
bislang auch nicht. Daher alle meine Hinweise rein auf Datenübertragung 
anwenden!

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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So, mithilfe eines Beispielprogramms:
http://home.hit.no/~finnh/scilab_scicos/scilab/
konnte ich den Frequenzgang des Gauss-Equalizers ( das klingt besser als 
Antigauss) plotten. Wie erwartet eine "Höhenanhebung" von 10 dB vor der 
Nyquistfrequenz, die hier als roter Strich eingetragen ist.

von Ina (Gast)


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>Wie erwartet eine "Höhenanhebung" von 10 dB vor der
>Nyquistfrequenz, die hier als roter Strich eingetragen ist.

Also ein bißchen Flankenaufsteilung...

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ja das ist dieselbe Aussage, einmal im Frequenz- und einmal im 
Zeitbereich.

Jetzt habe ich auch einen Gruppenlaufzeit-Plot, aber nur mit normierter 
Zeitskala. Wie soll ich da eine Absolutskala anbringen?

(die "f+0.001" in der Berechnung sind nur ein Trick um f=0 zu vermeiden, 
was die Anzeige einer logarithmische Skala stört, das geht sicher 
eleganter)

Beispielrechnung:

Mein hier berechnetes Gaussfilter:
http://www.mikrocontroller.net/articles/GMSK-Modulation
soll eine 3dB-Grenzfrequenz von 1,44 kHz haben, damit eine 4800Baud GMSK 
mit dem üblichen BT-Produkt von 0,3 gesendet wird.

Der Equalizer im Empfänger soll die -3dB bei 1,44 kHz gerade rückgängig 
machen. Auf der Magnitude-Kurve oben wäre das etwa die 0,23-fache 
Samplingfrequenz (normiert = 1, die Nyquistfrequenz ist normiert = 0,5).

daraus folgt: 1,44kHz/0,23= 6,26 kHz Samplingfrequenz.

die normierte Gruppenlaufzeitskala liegt zwischen 1,92 und 2,08

wie geht das weiter?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ja trag das mal ein, dann entfällt die Registrierung.

Mal weitersehen: Die Formel für die Gruppenlaufzeit ist
tau_gruppe = d_phi / d_omega

Bilden wir stattdessen die Differenzen bei den Frequenzen Null und 0,5 
(=Nyquist), da sind die Phasen laut Kurve 0 Grad und etwa 360 Grad. 
Durch die Nullen reduziert sich die Differenz auf den Quotienten bei der 
Nyquistfrequenz.
Die Phase muss noch über den Faktor (2Pi/360Grad) in Bogenmaß 
umgerechnet werden, und die Frequenz mit 2Pi in die Kreisfrequenz. Die 
2Pi kürzen sich raus, oben steht 360/360, unten 0,5  - stimmt also 
alles, eine mittlere Gruppenlaufzeit von 2, wie in der 
Gruppenlaufzeitkurve.

Ersetzen wir die normierte Samplingfrequenz=1 durch die 6,26 kHz, dann 
ergibt sich eine Gruppenlaufzeit von etwa 2/6260Hz = 320 Mikrosekunden, 
das FilterPro-Gaussfilter hat 420, die Größenordnung stimmt.

Flache Gruppenlaufzeitkurve, Höhenanhebung oder Flankenversteilerung je 
nach Sichtweise - das Filter macht durchaus, was man erwartet. Nur wie 
kommt der Autor darauf, das verrät er leider nicht. Und ob das dem 
Demodulator hilft, oder das Signal eher verschlimmbessert?

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