Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frequenzgang von Mikrofonen messen


von Uhu U. (uhu)


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Das ist eigentlich ganz einfach, wenn man eine Schallquelle mit 
definiertem Frequenzgang hat...

Aber wie werden solche Schallquellen vermessen? Mit einem Mikrofon mit 
definiertem Frequenzgang?

Es ist also ein klassisches Henne-Ei-Problem...

Meine Frage: Womit vermißt man das erste Teil so einer Meßkette, wenn 
kein Gegenstück mit bekannten Eigenschaften existiert??

von schlecht geraten (Gast)


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Ich weiß es zwar nicht und rate einfach mal: den Hub, also den Weg den 
die Membran eines Lautsprechers macht, kann man doch sicher messen und 
daraus ergibt sich der Schalldruck???

von MaWin (Gast)


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PTB fragen, die sind dafür zuständig, ganze Heerscharen
von diplomierten Physikern.

Natürlich kann man eine Schallquelle so bauen, daß sie
einen Ton mit genau definierter Lautstärke abgibt, in
dem man eine Membran definiert bewegt, ein Piezo tut
z.B. genau das.
Aber was davon je nach Richtcharacteristik am Mikro
ankommt, das ist dann wieder unklar, selbst wenn man ein
Röhrchen zwischen beide spannt.

von Ina (Gast)


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>Meine Frage: Womit vermißt man das erste Teil so einer Meßkette, wenn
>kein Gegenstück mit bekannten Eigenschaften existiert??

Du nimmst ein physikalisches Prinzip, welches von vorne herein möglichst 
linear arbeit. Also nicht gerade ein Tauschspulenmikrofon mit großer 
bewegter Masse, sondern eher ein Kondensatormikrofon mit sehr kleiner 
bewegter Masse. Davon machst du ein mathematisches Modell, um die 
frequenzabhängige Empfindlichkeit, Resonanzen etc. zu bestimmen. Mit 
optischen Methoden kannst du überprüfen, ob die Membran des 
Kondensatormikrofons tatsächlich so schwingt, wie du das berechnet hast.

Anschließend optimierst du das Mikrofon immer weiter, bis es dem 
theoretischen Ideal immer näher kommt.

Mit diesem "Referenzmikrofon", das für Alltagsanwendungen, wie hohe 
Schalldrücke durchaus völlig ungeeignet sein darf, mißt du dann den 
Frequenzganz deiner "Referenzschallquelle" und bestimmst die 
Abweichungen vom Ideal.

von Michael O. (mischu)


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Als primäres Kalibrierverfahren wurde früher die 
Reziprozitätskalibrierung eingesetzt.

Mit einem echten Kondensatormikrofon (Membran über einer 
Potentialfläche) ist es möglich sowohl Schallwellen in eine 
Kapazitätsschwankung und damit in eine Spannungsschwankung zu wandeln 
als auch "reziprok" eine Spannungsschwankung in eine mechanische 
Bewegung der Membran umzuwandeln (Ladung erzeugt eine Kraft im 
Kondensator).

Nun nimmt man drei unbekannte reziproke Mikrofone und misst in einer 
definierten Koppelkammer die Übertragungsfunktionen von jeweils zwei 
Mikrofonen zueinander aus. Damit erhält man sechs Übertragungsfunktionen 
und ein eindeutig lösbares "Gleichungssystem".

http://www.ptb.de/de/org/1/16/162/162d30.htm
http://books.google.de/books?id=99_004Seq0AC&pg=PA32&lpg=PA32&dq=reziprozit%C3%A4tskalibrierung+mikrofon&source=bl&ots=c-dXkEKuBW&sig=G1FiRiO1xn_myQXluVi-TaffJT8&hl=de&ei=coa5Teu5FdHBtAaklZHrAw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CFEQ6AEwAA#v=onepage&q=reziprozit%C3%A4tskalibrierung%20mikrofon&f=false

Alternativ geht auch ein Laser-Interferrometer mit dem die tatsächlichen 
Membranbewegungen gemessen werden.

von Ralph B. (rberres)


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Nimm ein Elektret Kondensatormikrofonkapsel mit Kugelcharakteristik.
( Es muss Kugelcharakteristik sein ), der einen möglichst kleinen 
Membrandurchmesser hat.Möglichst kleiner 5mm. Diese Kapseln sind 
erstaunlich linear im Frequenzgang und eigenen sich sogar für 
Messzwecke. Bei diesen kleinen Kapseln liegt die Resonanzfrequenz 
oberhalb des interessierenden Frequenzgang und sind somit praktisch ohne 
Einschwingvorgänge.
Der Durchmesser der Membran muss klein gegenüber der kleinsten zu 
übertragende Wellenlänge sein, dann haben sie auch bei der höchsten 
Frequenz noch eine fast ideale Kugelcharakteristik und sind reine 
Druckempfänger. Den Nachteil den man sich durch extrem kleine Kapseln 
einhandelt ist die Empfindlichkeit, aber das ist bei Messmikrofonen für 
Frequenzgangmessung ja nicht das Thema.

Ralph Berres

von Uhu U. (uhu)


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Michael O. schrieb:
> Als primäres Kalibrierverfahren wurde früher die
> Reziprozitätskalibrierung eingesetzt.

Die Prinzipien, die du beschreibst, leuchten ein.

Ralph Berres schrieb:
> Diese Kapseln sind
> erstaunlich linear im Frequenzgang und eigenen sich sogar für
> Messzwecke.

Aber das wissen wir doch noch nicht, wenn wir uns die erste Henne aus 
einem Stopfei basteln...

von Silvio K. (exh)


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Ein Dirac-Impuls, nur so als Idee, aus einer kurzen Entladung, müsste 
vielleicht alle Frequenzanteile zu gleichen Teilen drin haben. Oder als 
Kamm. Fourier und fertig.

[/Senf-dazu-geb]

von Uhu U. (uhu)


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Silvio K. schrieb:
> Fourier und fertig

Aber damit löst du nicht das Henne-Ei-Problem.

von Silvio K. (exh)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> damit löst du nicht das Henne-Ei-Problem.

aber das "Frequenzgang von Mikrofonen messen"-Problem

:-)

von Uhu U. (uhu)


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Silvio K. schrieb:
> aber das "Frequenzgang von Mikrofonen messen"-Problem

Das glaub ich nicht, denn du müßtest sicher wissen, daß der Dirac-Impuls 
auch wirklich als solcher auf die Luft übertragen wird.

Nur wie willst du das wissen, wenn du es mangels kalibriertem Mikrofon 
nicht messen kannst?

von Silvio K. (exh)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Das glaub ich nicht, denn du müßtest sicher wissen, daß der Dirac-Impuls
> auch wirklich als solcher auf die Luft übertragen wird.

Meinst du Luft als dispersives Medium oder meinst du Frequenzen > 20 
kHz?

Wenns Disersion ist, dann bekommt man den Phasengang und die darin 
enthaltene nicht-konstante Gruppenlaufzeit sicher durch unterschiedliche 
Abstände zur Quelle herausgerechnet.

Für sehr hohe Frequenzen kann man natürlich auch verschiedene Abstände 
versuchen und sehen wie schnell und wie stark die Spektralanteile 
abnehmen.

Da stellt sich die Frage, wie der Frequenzgang von einem Meter Luft 
aussieht?

von Mr Tannnoy (Gast)


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Eine tolle Seite für Akustik ist:

http://www.sengpielaudio.com/


Schau doch mal da!

von Georg A. (Gast)


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Es gab in der Elrad mal eine Bauanleitung für ein System, das mit zwei 
identischen Lautsprechern per Reziprokmethode kalibriert wurde und dann 
einen Lautsprecher davon zum Messen benutzt hat.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Das ist eigentlich ganz einfach, wenn man eine Schallquelle mit
> definiertem Frequenzgang hat...
>
> Aber wie werden solche Schallquellen vermessen? Mit einem Mikrofon mit
> definiertem Frequenzgang?
>
> Es ist also ein klassisches Henne-Ei-Problem...
>
> Meine Frage: Womit vermißt man das erste Teil so einer Meßkette, wenn
> kein Gegenstück mit bekannten Eigenschaften existiert??

Ich bin zwar kein Akustiker, denke aber das man die Durchbiegung
einer Mikrofonmembran als Funktion des Schalldrucks mathematisch
berechnen kann. Andererseits kann man diese Durchbiegung problemlos
optisch vermessen. Damit wird die Schallmessung auf eine physikalisch
eindeutig definierte Längenmessung zurückgeführt.
Gruss
Harald

von Michael O. (mischu)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ich bin zwar kein Akustiker, denke aber das man die Durchbiegung
> einer Mikrofonmembran als Funktion des Schalldrucks mathematisch
> berechnen kann. Andererseits kann man diese Durchbiegung problemlos
> optisch vermessen. Damit wird die Schallmessung auf eine physikalisch
> eindeutig definierte Längenmessung zurückgeführt.
> Gruss
> Harald

Das scheitert aber an der Realität und den minimalen Abweichungen 
zwischen Ideal und dem was man tatsächlich herstellen kann.

Man benötigt bei der Reziprozitätskalibrierung daher drei Mikros und 
sechs Übertragungsfunktionen, da sonst die Messung nicht eindeutig 
ist.
Mit zwei Mikros ist kein absoluter Bezug möglich.

von Silvio K. (exh)


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Silvio K. schrieb:
> Wenns Disersion ist, dann bekommt man den Phasengang und die darin
> enthaltene nicht-konstante Gruppenlaufzeit sicher durch unterschiedliche
> Abstände zur Quelle herausgerechnet.

Ob das wirklich so ist? Naja, schweigen wir mal drüber.


Eine Funkenentladung (ich habe gerade noch mal drüber nachgedacht) hat 
keine konstante Energiedichte/Hz. Also im akustischen Sinn kein Dirac. 
Die Kopplung des Plasmas zur Luft hängt wie bei den Antennen auch von 
der Größe ab. Kleine Funken können keine Bässe machen. Stichwort 
Plasmalautsprecher.

Da drängt sich mir noch eine Frage auf: Wie nichtlinear ist Luft?
In meiner naiven Vorstellung als Nicht-Akustiker äußert sich eine 
Schallwelle unter anderem im Luftdruck. Nach oben ist da keine Grenze, 
aber nach unten. Vakuum(?). Gibt es eine Art Klipping bei sehr lauten 
Schallwellen?

von Uhu U. (uhu)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ich bin zwar kein Akustiker, denke aber das man die Durchbiegung
> einer Mikrofonmembran als Funktion des Schalldrucks mathematisch
> berechnen kann.

Das dürfte schon daran scheitern, daß die Membran sich sehr 
wahrscheinlich nicht ideal linear verhält - sonst wäre das Ding ja per 
se linear.

Eine Berechnung kann nur dann zum Erfolg führen, wenn man ein 
hinreichend gutes mathematisches Modell der Sache hat - das hat man aber 
garantiert nicht, bevor das Teil vermessen ist...

von Uhu U. (uhu)


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Silvio K. schrieb:
> Gibt es eine Art Klipping bei sehr lauten Schallwellen?

Das vielleicht nicht unbedingt, aber ich könnte mir vorstellen, daß 
lokale Erwärmung der Luft die Sache auch nicht linearer macht.

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


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Messmikrofone (als Referenz) gibts auch für wenig Geld zu kaufen:

http://www.thomann.de/de/search_dir.html?sw=messmikrofon&oa=pra

Gruß,
Magnetus

von Ina (Gast)


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>Eine Berechnung kann nur dann zum Erfolg führen, wenn man ein
>hinreichend gutes mathematisches Modell der Sache hat - das hat man aber
>garantiert nicht, bevor das Teil vermessen ist...

Bei einem Kondensatormikrofon bewegt sich eine winzige und ultraleichte 
Membran als Ganzes in einem elektrischen Feld. Das sollte mit einem 
Masse-Feder-System hinreichend genau modelliert werden können.

>Ich bin zwar kein Akustiker, denke aber das man die Durchbiegung
>einer Mikrofonmembran als Funktion des Schalldrucks mathematisch
>berechnen kann.

Bei einem Kondensatormikrofon wird nichts duchgebogen und es müssen auch 
keine schweren Tauchspulen in einem inhomgogenen Magnetfeld beschleunigt 
werden. Alles das, was das Tauchspulenmikrofon geeignet macht, mit 
Spitzenschalldrücken fertig zu werden, kann man bei einem 
Kondensatormikrofon, welches zu einem einfach modellierbaren 
"Referenzmikrofon" hingetrimmt werden soll, erst mal weglassen. Wir 
wollen ja erst mal nur eine frequenzlineare Empfindlichkeit, also einen 
geradlinigen Frequenzgang.

Außerdem darf man nicht vergessen, daß Frequenzgänge in dB gemessen 
werden, also kleinere Fehler garnicht so stark in Erscheinung treten.

Viel schwieriger als ein Referenzmikrofon oder eine hochwertige Hifibox 
zu bauen, ist es doch, für den Stage-Bereich Hochleistungs-Lautsprecher 
zu entwickeln, bei denen man sofort an die physikalischen Grenzen stößt. 
Da wird es erst richtig interessant...

von Ralph B. (rberres)


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Ina schrieb:
> Bei einem Kondensatormikrofon bewegt sich eine winzige und ultraleichte
>
> Membran als Ganzes in einem elektrischen Feld. Das sollte mit einem
>
> Masse-Feder-System hinreichend genau modelliert werden können.

Richtig. Die Masse ist sogar so klein, das das Mikrofon in der Regel 
unterhalb seiner Resonanzfrequenz betrieben wird. Somit folgt die 
Membran dem Schalldruck ohne nennenswerte Verfälschungen praktisch 
verzögerungsfrei.

Ina schrieb:
> Viel schwieriger als ein Referenzmikrofon oder eine hochwertige Hifibox
>
> zu bauen, ist es doch, für den Stage-Bereich Hochleistungs-Lautsprecher
>
> zu entwickeln, bei denen man sofort an die physikalischen Grenzen stößt.
>
> Da wird es erst richtig interessant...

Auch richtig. Im PA Bereich sind zusätzlich auch hohe Schalldrücke 
gefordert. Man kann allerdings mittlerweile auch erstaunlich gut 
klingende
Lautsprechersysteme auch für den PA Bereich bauen. Diese sind allerdings 
xtrem teuer und aufwendig. Man wird sie deswegen nur bei großen 
Veranstaltungen finden.
Ein Problem läßt sich allerdings nicht beseitigen.
Bei groößeren Entfernungen erzeugt das Medium Luft seinerseits einen 
Höhenabfall. Aber das ist eine andere Bausetlle. Hier ging es ja um 
Messmikrofone, bzw. wie man akustische Frequenzgänge mißt.

Ralph Berres

von Michael O. (mischu)


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Als Anregungsfunktionen für akustische Messungen gibt es diverse 
Möglichkeiten.

Vor vielen Jahren hat man z.B. die Impulsantworten in großen Räumen 
(Kirche) mit einem Pistolenschuss als Anregungssignel (mehr oder weniger 
nahe Dirac) und einem Mikrofon mit Y/t-Schreiber durchgeführt.
Das ist allerdings nicht gut reproduzierbar, da nicht jeder Schuss 
gleich klingt und massive Nichtlinearitäten bei der Schallerzeugung 
entstehen.

Einfach kann man auch einen Sinusgenerator mit durchstimmbarer Frequenz 
nehmen und mit dem Mikrofon die Antwort (eines Lautsprechers) aufnehmen 
und das ganze als A(f) plotten. Das hat den Nachteil, dass man sowohl 
das Nutzsignal sowie alle Störgeräusche gemeinsam misst (Reflexionen, 
Nichtlinearitäten, etc) und nachträglich nicht mehr auseinanderhalten 
kann.

Solange die Nichtlinearitäten gering sind (nicht an der 
Aussteuerungsgrenze) bedient man sich häufig Korrelationsfunktionen um 
Übertragungsfunktionen zu messen. Das ermöglicht schnelle und 
reproduzierbare Messergebnisse, setzt allerdings ein echtes LTI-System 
voraus.
Hat man zeitlich veränderliche Effekte während der Messung (z.B. Luft 
der Messstrecke ist bewegt, Schwingspule erwärmt sich, Kompression der 
Luft, Partialschwingungen der Membran) klappt das Verfahren nicht mehr.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Michael O. schrieb:

> Vor vielen Jahren hat man z.B. die Impulsantworten in großen Räumen
> (Kirche) mit einem Pistolenschuss als Anregungssignel (mehr oder weniger
> nahe Dirac) und einem Mikrofon mit Y/t-Schreiber durchgeführt.
> Das ist allerdings nicht gut reproduzierbar, da nicht jeder Schuss
> gleich klingt und massive Nichtlinearitäten bei der Schallerzeugung
> entstehen.

Naja, seit fast genauso vielen Jahren werden zuverlässige akustische
Messungen in sog. schalltoten Räumen mit eindeutig definierten
Schallquellen benutzt. Vor vielen Jahren hat man dafür bei der PTB
eine Glocke benutzt. Diese steht immer noch als Schmuck im Vorraum
des entsprechenden Gebäudes der PTB. :-)
Gruss
Harald

von Uhu U. (uhu)


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Ina schrieb:
> Bei einem Kondensatormikrofon bewegt sich eine winzige und ultraleichte
> Membran als Ganzes in einem elektrischen Feld. Das sollte mit einem
> Masse-Feder-System hinreichend genau modelliert werden können.

Na dann guck dir mal reale Kennlinien von Elektretmikrofonen an. Linear 
ist was anderes.

Ich denke, es generell der falsche Ansatz, zu meinen, man könnte sowas 
mathematisch modellieren, um eine reale Messung zu umgehen.

Mit einem mathematischen Modell kann man auch berechnen, wieviele Engel 
auf einer Nadelspitze platz haben...

von Ralph B. (rberres)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Na dann guck dir mal reale Kennlinien von Elektretmikrofonen an. Linear
>
> ist was anderes.

Wie linear hättest du es denn gerne? +-0,1db? Das ist wohl 
Traumtänzerei.

Aber schaue dir mal die Frequenzgänge der Miniaturkapseln an , die 
Kugelcharakteristik haben. Nicht Nierencharakteristik. Das sind 
Druckgradientenempfänger, die können nicht so linear sein.

Aber wenn man seine Ansprüche mal auf ein normales Maß runterschraubt, 
dann kann man mit +-1db bis max. +-2db duchaus leben. Und das ist noch 
um Größenordnungen genauer als jedes noch so gute Lautsprechersystem.

Und diese Abweichung halten selbst Elektretkapseln in der 5 Euro Klasse 
noch wenigstens bis ca 12KHz ein. Wenn man es noch einen Tick  genauer 
haben will , dann wäre Brühl&Klaer z.B. eine Adresse. Die packen dann 
vielleicht +-1db.

Ralph Berres

von Uhu U. (uhu)


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Ralph Berres schrieb:
> Wie linear hättest du es denn gerne? +-0,1db? Das ist wohl Traumtänzerei.

Darum geht es nicht.

Es wurde behauptet, man könnte so ein Mikrofon mathematisch modellieren 
und dann den Frequenzgang berechnen:

Ina schrieb:
> Bei einem Kondensatormikrofon bewegt sich eine winzige und ultraleichte
> Membran als Ganzes in einem elektrischen Feld. Das sollte mit einem
> Masse-Feder-System hinreichend genau modelliert werden können.


Ein Meßmikrofon muß auch nicht linear sein, um damit andere Komponenten 
zu vermessen. Man muß nur den Frequenzgang kennen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Brüll & Klirr haben ein Archiv mit Applikationen bis in die 70er Jahre 
zurück, hier z.B Lautsprechertest u. a. mit Rauschen 1975:
http://www.bruelkjaer.de/doc/17-197.pdf

http://www.bruelkjaer.de/Library/Application%20Notes.aspx

von Ralph B. (rberres)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Es wurde behauptet, man könnte so ein Mikrofon mathematisch modellieren
>
> und dann den Frequenzgang berechnen:

Es kommt immer darauf an wie hoch die Ansprüche bezüglich Genauigkeit 
des Modelles sind. Die ( renomierten ) Hersteller eines 
Kondensatormikrofones werden sicherlich sowohl die Masse der Membran, 
die Federkonstante, als auch die den Dämpfungsfaktor kennen. Sofern die 
Abmessungen der Kapsel klein gegenüber der höchsten zu übertragene 
Wellenlänge sind, kann man sicherlich aus den bekannten Größen ein 
Modell entwickeln, der zumindest mal einen Trend zuläßt. Zumindestens 
einen Druckempfänger müßte sich hinreichend beschreiben lassen. Bei 
einen Druckgratientenempfänger wird das sicherlich schon sehr viel 
schwerer, da dann noch einige Einflussgrößen hinzukommen.

Ralph Berres

von Uhu U. (uhu)


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Ralph Berres schrieb:
> Es kommt immer darauf an wie hoch die Ansprüche bezüglich Genauigkeit
> des Modelles sind.

Lies doch einfach mein Eingangsposting - da ist die Fragestellung, wie 
ich hoffe, einigermaßen plastisch dargestellt ;-)

> der zumindest mal einen Trend zuläßt

Das mag ja sein, nur ein Meßmikrofon kann man so wohl kam kalibrieren...

von Ina (Gast)


Angehängte Dateien:

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>Na dann guck dir mal reale Kennlinien von Elektretmikrofonen an. Linear
>ist was anderes.

Dieses hier habe ich eine zeitlang benutzt:

http://sennheiser.bleuel.ch/pdf/DE/6/KE_4_211_2_D.pdf

von Ralph B. (rberres)


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UHUHU

Also wenn ich mir die Kurve , die Ina reingestellt hat, anschaue, da 
sind die Abweichungen ab 50Hz bis 15KHz kleiner als die spezifizierten 
2,5db.

In dem Bereich sind es bestenfalls 1db.

Sennheiser liefert sogar die von dir geforderte Kurve, um sie in der 
Messung zu berücksichtigen.

Aber bei so geringen Abweichungen wie dort zu sehen ist würde ich mit 
dem Mikrofon einfach messen, und als Referenz betrachten. Das ist in der 
Praxis einfach vollkommend ausreichend.

Jede akustische Messungen ist unter realen Messbedingungen um ganze 
Größenordnungen ungenauer als der Frequenzgang des Mikrofons. Einfach 
wegen den durch Reflektionen entstehende stehende Wellen im Raum, bzw 
wegen der Absorbtion des Schalles bei unterschiedlichen Frequenzen des 
Raumes.

Es sei denn man hat einen schalltoten Raum welche über den gesamten 
Frequenzbereich ein hinreichend großes Absorbtionsvermögen hat.

Aber um auf deine Eingangsfrage zurückzukommen. Vermutlich sind es 
mathematische Modelle, die zugrunde gelegt werden.

Ralph Berres

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Unter den Applikationsschriften ist auch eine, die das 
Kondensatormikrophon als Lautsprecher benutzt:
http://www.bruelkjaer.de/doc/BO0014.pdf

"...The condenser microphone's sound emitting counterparts such as 
loudspeakers or spark generators are generally the "weakest links" in 
such a chain. In terms of stability, flat frequency response or 
omnidirectionality, they tend to be substantially inferior to the 
condenser microphone.
The condenser microphone can be used reciprocally as a sound source..."

von Ina (Gast)


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>In dem Bereich sind es bestenfalls 1db.

Die Abweichungen liegen vor allem direkt an den Bereichsgrenzen, also 
40Hz und 15kHz. Dazwischen ist es deutlich linearer als +/-1dB, wie man 
dem Schrieb ja entnehmen kann.

Dieser Frequenzgang ist natürlich ein Kompromiß. Wer es noch genauer 
haben will, nimmt zwei unterschiedliche Mikrofone, eines für den 
tieffrequenteren Bereich und eines für den höherfrequenten, beide 
speziell daran angepaßt. Das läßt dann keine Wünsche mehr offen. Ich 
glaube, Sennheiser hatte da eine ganze Serie mit leicht 
unterschiedlichen Spezifikationen. Mit rund 50...150DM pro Stück habe 
ich mir damals vor Jahrzehnten aber nur eines gekauft...

Vergleicht man diesen Frequenzgang mit dem eines Lautsprechers, dann ist 
dieses Meßmikrofon sowieso schon viel "zu gut". Reale Frequenzgänge von 
Lautpsrechern sind um Größenordnungen schlechter und gespickt mit 
lästigen Resonanzen (Partialschwingungen), die der Hersteller gerne 
wegwobbelt und die deshalb nicht mehr im Frequenzgangsschrieb 
auftauchen. Bei unseren Messungen entpuppte sich so mancher 
"High-End-Lautsprecher" als echter Kotzbrocken.

>Jede akustische Messungen ist unter realen Messbedingungen um ganze
>Größenordnungen ungenauer als der Frequenzgang des Mikrofons. Einfach
>wegen den durch Reflektionen entstehende stehende Wellen im Raum, bzw
>wegen der Absorbtion des Schalles bei unterschiedlichen Frequenzen des
>Raumes.

Deswegen mißt der Erfahrene ja auch mit Sinusbursts: Bevor das Echo 
zurückkommt und stört, ist die Messung längst fertig...

von Ralph B. (rberres)


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Ina

darf man fragen was du beruflich machst?

Ralph Berres

von Uhu U. (uhu)


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Ralph Berres schrieb:
> Also wenn ich mir die Kurve , die Ina reingestellt hat, anschaue, da
> sind die Abweichungen ab 50Hz bis 15KHz kleiner als die spezifizierten
> 2,5db.

Ja, die sieht wirklich sehr schön aus.

> Sennheiser liefert sogar die von dir geforderte Kurve, um sie in der
> Messung zu berücksichtigen.

Hm, ich hab eigentlich keine ideale Kurve gefordert, sondern nur eine 
einzige, nämlich die richtige.

Mir ging es vor allem um das Henne-Ei-Problem, vor dem man steht, wenn 
man die Akustik neu erfinden will.

Wenn sie mal erfunden ist, ist das alles ja "kein Problem" mehr.

> Aber um auf deine Eingangsfrage zurückzukommen. Vermutlich sind es
> mathematische Modelle, die zugrunde gelegt werden.

Sicher nicht. Nicht die Mathematik war zuerst, sondern die Welt, die mit 
ihrer Hilfe abgebildet wird. Ich staune immer wieder, wie hartnäckig 
und leichtsinnig Bild und Urbild vertauscht werden, um dann aus dem 
Modell irdendwas abzuleiten und zu hoffen, daß es auch mit der Realität 
übereinstimmt.

So weit kann man kommen, wenn man die Fertigung der Teile absolut im 
Griff hat und sich dann darüber freuen, wenn das Modell ein Ergebnis 
vorhersagt, das das Produkt dann auch tatsächlich hat - nur blind darauf 
verlassen kann man sich nicht; es hilft nur, nachzumessen.

Modellieren kann man - wie gesagt - auch Engel und Stecknadeln und dann 
ausrechnen, wieviel von erstern auf die Spitze letzterer passen. Darin 
haben sich die Scholastiker im Mittelalter gegenseitig übertroffen.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:

> Mir ging es vor allem um das Henne-Ei-Problem, vor dem man steht, wenn
> man die Akustik neu erfinden will.
>
> Wenn sie mal erfunden ist, ist das alles ja "kein Problem" mehr.
>
>> Aber um auf deine Eingangsfrage zurückzukommen. Vermutlich sind es
>> mathematische Modelle, die zugrunde gelegt werden.
>
> Sicher nicht. Nicht die Mathematik war zuerst, sondern die Welt, die mit
> ihrer Hilfe abgebildet wird. Ich staune immer wieder, wie hartnäckig
> und leichtsinnig Bild und Urbild vertauscht werden, um dann aus dem
> Modell irdendwas abzuleiten und zu hoffen, daß es auch mit der Realität
> übereinstimmt.

Da es bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (bis auf wenige
Ausnahmen) üblich ist, grundsätzlich sämtliche Messaufgaben auf
physikalische und mathematische Gesetze zurückzuführen, gehe ich
davon aus, das es die Akustiker dort nicht anders machen. Also besteht
das Henne-Ei-Problem nicht, da man dort sicherlich ein Messmikrofon
hat, was physikalisch voll abgedeckt die Auslenkung der Membran als
Länge misst. Basierend auf ein solches Messmikrofon kann man dann
normale Kondensatormikrofone kalibrieren, die für die tägliche
Messroutine genommen werden. Die Auslenkung einer solchen Membran
auf optischen Wege auch auf Bruchteile eines µm genau zu vermessen
ist da wirklich kein grundsätzliches Problem. Mit der Längenmessung
kenne ich mich ganz gut aus. Ein typischer Spruch dabei lautet:
Was passiert, wenn sich eine Fliege auf eine Eisenbahnschiene setzt?
Sie biegt sich durch. :-)
Gruss
Harald

von Uhu U. (uhu)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Da es bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (bis auf wenige
> Ausnahmen) üblich ist, grundsätzlich sämtliche Messaufgaben auf
> physikalische und mathematische Gesetze zurückzuführen, gehe ich
> davon aus, das es die Akustiker dort nicht anders machen.

Daß man auf physikalische Gesetze zurückgreift, ist klar - andernfalls 
wäre das auch alles nur Scholastiker.

Die mathematischen Gesetzte - was immer das ist - sind nur Hilfmittel, 
das, was man durch Messung an Zusammenhängen herausgefunden hat, in gut 
handhabbarer Form zu formulieren.

Die Mathematik kann keine Messung ersetzen.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Da es bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (bis auf wenige
>> Ausnahmen) üblich ist, grundsätzlich sämtliche Messaufgaben auf
>> physikalische und mathematische Gesetze zurückzuführen, gehe ich
>> davon aus, das es die Akustiker dort nicht anders machen.
>
> Daß man auf physikalische Gesetze zurückgreift, ist klar - andernfalls
> wäre das auch alles nur Scholastiker.
>
> Die mathematischen Gesetzte - was immer das ist - sind nur Hilfmittel,
> das, was man durch Messung an Zusammenhängen herausgefunden hat, in gut
> handhabbarer Form zu formulieren.
>
> Die Mathematik kann keine Messung ersetzen.

Das sehe ich umgekehrt: Ohne die passende Formel ist eine Messung
ziemlich sinnlos, zumindest, wenn man, wie bei der PTB, Einheiten
überhaupt erst einmal festlegen will.
Gruss
Harald

von Uhu U. (uhu)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Das sehe ich umgekehrt: Ohne die passende Formel ist eine Messung
> ziemlich sinnlos, zumindest, wenn man, wie bei der PTB, Einheiten
> überhaupt erst einmal festlegen will.

Man muß natürlich wissen, was man will - wie immer.

"Die passende Formel" fällt nicht vom Himmel, sondern ist das Ergenbis 
vieler vorangegangener Messungen. Die Formel ist ein Modell, das aus der 
physikalischen Realität abgeleitet - nicht umgekehrt.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Das sehe ich umgekehrt: Ohne die passende Formel ist eine Messung
>> ziemlich sinnlos, zumindest, wenn man, wie bei der PTB, Einheiten
>> überhaupt erst einmal festlegen will.
>
> Man muß natürlich wissen, was man will - wie immer.
>
> "Die passende Formel" fällt nicht vom Himmel, sondern ist das Ergenbis
> vieler vorangegangener Messungen. Die Formel ist ein Modell, das aus der
> physikalischen Realität abgeleitet - nicht umgekehrt.

Naja gut. Man muss auch akzeptieren, das es unterschiedliche
Meinungen zu einem Thema gibt. :-)
Gruss
Harald

von Wolfgang Horn (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die Formel ist ein Modell, das aus der
> physikalischen Realität abgeleitet - nicht umgekehrt.

Hi, Uhu Uhuhu, hi Harald,

Uhu Uhuhu, Du hast wohl Recht, wenn es um Anwendungsentwicklung geht, 
die auf gesicherten theoretischen Grundlagen aufbaut.

> Man muss auch akzeptieren, das es unterschiedliche
Meinungen zu einem Thema gibt. :-)

Ach Du je. Und das auch noch in einem Technik-Forum.

"Streite dich nie mit einem Dummkopf; es könnte sein, dass die Zuschauer 
den Unterschied nicht bemerken."  (Mark Twain)

In Technik-Foren entspanne ich mich gern vom Stress, den 
Harmoniesüchtige verursachen, wenn diese unbedingt Recht behalten wollen 
trotz unwiderlegbarer Gegenargumente.
Solche Dummköpfe sind in den "Soft-Fact"-Wissenschaften so gewöhnlich, 
wie schon Sigmund Freud und seine besten Schüler Adler, Jung und Reich 
ihre Dissonanzen über die "wahre Natur des Menschen" nicht anders 
beilegen konnten, wie George W. Bush keine besseren Rechtfertigungen für 
den Raubmordzug der USA fand als Foltermaterial, und wie manche 
dummköpfige Muslime keine besseren Argumente finden als den 
Sprengstoffgürtel um den eigenen Bauch.

Igitt. Bäh, da kommt dem Christen das K..zen.


"nett, sich mal ausgetauscht zu haben" - diesen dämlichen Spruch der 
Hilflosigkeit zweier Dummköpfe erlebe ich viel zu häufig in 
Managementetagen und dort, wo Trainer in Sachen "Soft Facts" sich nicht 
besser zu helfen wissen gegen fundierte Gegenargumente ihrer "Schüler 
wider Willen", die irgendein pädagogisch-technokratischer Teufel auf 
Erden unter Androhung erheblicher Nachteile ins Seminar gezwungen hat.


--------------------- Ende des Theaterdonners. ---------------------
Wir Naturwissenschaftler und Techniken unterscheiden uns deutlicher von 
Dummköpfen, indem wir unsere Erfolgsfaktoren nutzen - die Fähigkeit zum 
Experimentieren, die Fähigkeit zur Modellbildung, die Entscheidung nach 
Ockham:
„Von zwei Thesen, die dasselbe Phänomen hinreichend erklären, möge 
diejenige als eher wahr gelten, die mit weniger Unbekannten auskommt 
oder bei gleicher Anzahl Unbekannter schlichter ist.“ (Wilhelm von 
Ockham, um 1300-1349)

An Naturwissenschaft und Technik schätze ich daher ganz besonders die 
Kunst, die Galileo Galilei verdeutlichte, als er Kugeln rollen ließ, ihm 
ein quadratischer Zusammenhang auffiel in den Messergebnissen und er das 
Fallgesetz fand.

Ciao
Wolfgang Horn

von Martina (Gast)


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>Mir ging es vor allem um das Henne-Ei-Problem, vor dem man steht, wenn
>man die Akustik neu erfinden will.

Es ist eben schon die Frage falsch. Es gab weder die Henne noch das Ei 
zuerst. Es war vielmehr eine schleichende Entwicklung mit 
Übergangsformen. Genauso ist es, wenn du ein Meßmikrofon bauen willst. 
Am Anfang probiert man irgend etwas aus, was selten befriedigt. Dann 
merkt man, daß man systematischer vorgehen muß und ein Funktionsprinzip 
braucht, bei dem man nicht gegen die Physik baut. Und dann ist es eine 
Mischung aus Zufall, Ingenieurskunst und Genie, welches ein solches 
Meßmikrofon über einen langen Zeitraum mit etlichen Zwischenstationen 
und Rückschlägen entstehen läßt.

von Uhu U. (uhu)


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Martina schrieb:
> Es ist eben schon die Frage falsch.

Wieso denn das? Ich habe die Problematik im Eingangsposting doch 
wirklich sehr deutlich beschrieben.

Martina schrieb:
> Am Anfang probiert man irgend etwas aus, was selten befriedigt. Dann
> merkt man, daß man systematischer vorgehen muß und ein Funktionsprinzip
> braucht, bei dem man nicht gegen die Physik baut. Und dann ist es eine
> Mischung aus Zufall, Ingenieurskunst und Genie, welches ein solches
> Meßmikrofon über einen langen Zeitraum mit etlichen Zwischenstationen
> und Rückschlägen entstehen läßt.

Das ist für Hühner richtig, aber nicht für Meßmikrofone - die entstehen 
nämlich nicht durch Evolution, sondern durch menschlichen Schöpfungsakt 
und der läßt im Gegensatz zur Evolution auch unstetige Entwicklungen zu. 
Auf dem Weg vom Ursaurier zum Huhn müssen dagegen alle Zwischenstufen 
lebensfähig sein, sonst wird das nix.

Wie man zu einem kalibrierten Mikrofon kommt, hat mischu hier 
beschrieben:
Beitrag "Re: Frequenzgang von Mikrofonen messen"

von Wolfgang Horn (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Das ist eigentlich ganz einfach, wenn man eine Schallquelle mit
> definiertem Frequenzgang hat...

Hi, Uhu Uhuhu,

wenn Dich nur der Frequenzgang interessiert, dann nimm
a) einen 0,25€-Piezozünder 
http://www.pollin.de/shop/suchergebnis.html?S_TEXT=piezo&S_TEXT1=&S_WGRUPPE=10&absenden=
b) bastele Dir zwei kleine Metallkügelchen oder halbkügelchen zur 
Funkenstrecke, die langsamer abtragen als Spitzen,

Lass es mehrmals blitzen:
1. Die Mechanik im Zünder sollte einen einigermassen beständigen Stoss 
auf den Piezo ausüben, also gut für Wiederholbarkeit der Messungen.
2. Mehrmals zum Mitteln der Ergebnisse.

Der Knall zum Blitzchen sollte als Dirac-Stoss ausreichen für den 
Frequenzbereich eines menschlichen Ohres.

Was könnte eine aufwändigere Lösung rechtfertigen?

Ciao
Wolfgang Horn

von Uhu U. (uhu)


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Wolfgang Horn schrieb:
> Was könnte eine aufwändigere Lösung rechtfertigen?

Z.B. das Ziel, ein brauchbares Meßmikrofon zu bekommen und kein 
Gebastel.

Silvio K. meint im Übrigen, daß das keinen brauchbaren Dirac-Impuls 
ergibt.
Beitrag "Re: Frequenzgang von Mikrofonen messen"

Mir geht es übrigens nicht darum, mir selbst ein Meßmikrofon zu basteln. 
Ich habe mich nur gefragt, wie man so ein Teil präzise ausmessen kann. 
Es ging mir also mal wieder ums Prinzip :-)

von Gerd (Gast)


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Georg A. hat auf den grundlegenden Artikel "Kalibrieren mit dem 
Reziprozitätsgesetz" in der ELRAD hingewiesen. Dort wird sowohl die 
Methode mit drei Wandlern (ein Mikrofon, ein Lautsprecher, ein 
reversibler Wandler) als auch die Methode mit zwei identischen, 
reversiblen Wandlern beschrieben. Jeder Schüler sollte in der Lage sein, 
dies nachzuvollziehen.

Michael O. hat daher Unrecht. Hätte er sich wirklich, theoretisch und 
praktisch, mit der Reziprozitätskalibrierung beschäftigt, würde er 
wissen, dass bei zwei identischen, reversiblen Wandlern eine 
Kalibrierung mit einer Messung möglich ist. Diese Methode wird auch 
heute noch praktisch eingesetzt.

von Michael W. (Gast)


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Ich vermute, man hatte sich vor 5 (fünf)! Jahren stillschweigend darauf 
verständigt, dieses Thema nicht weiter zu erörtern...

von Rainer V. (Gast)


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Gerd schrieb:
> Georg A. hat auf den grundlegenden Artikel "Kalibrieren mit dem
> Reziprozitätsgesetz" in der ELRAD hingewiesen.

Hallo, ich freue mich, dass noch mal jemand etwas zum Thema gesagt hat. 
Leider kann ich den Artikel aus Elrad nicht finden. Hat jemand 
vielleicht einen Link oder ein Dokument? Wäre toll.

Gruß Rainer

von Kutte (Gast)


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googelt mal nach:
Eichgitter
und
Pistonfon
das sollte die Frage des TO beantworten
Kutte

von Rainer V. (Gast)


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Hi, die Stichworte bringen weitere interessante Infos. Aber zum Basteln 
muß man sicher nichts von diesem Kallieber kaufen :-)

Hat wirklich niemand desn Elrad oder ähnliches...

Danke Rainer

von Gerhard O. (gerhard_)


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Ich bin mir bewusst, dass mein Beitrag Deine Frage nicht direkt 
beantwortet.

Der Vollständigkeit halber möchte ich trotzdem auf das Pistonphone, 
Modell 2240 von Bruel und Kjaer hinweisen. Ich verwende so ein Gerät um 
meinen B&K Schalldruckmesser damit zu verifizieren und kalibrieren. 
Siehe auch das Barometer in der gezeigten Schatulle. Das miteinbeziehen 
des Luftdrucks ist für eine genaue Messung wichtig.

Ich überprüfe meinen Schalldruckmesser (B&K 2203) damit. Das sind ganz 
edle alte Geräte. Als Mikrophon dient ein 25.4 mm Präzision Kondensator 
Mikrophon mit genauer Hersteller Kalibrierkurve.

http://www.technicalaudio.com/pdf/Bruel&Kjaer/Bruel&Kjaer_Calibrator_Pistonphone_4220.pdf

http://exodus.poly.edu/~kurt/manuals/manuals/Other/BRUEL%20&%20KJAER%204220%20Instruction.pdf

https://www.google.ca/search?q=b+%26+k+4220+pistonphone&prmd=msivn&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwiNtPL168TPAhUX12MKHaLbAl4Q_AUICSgD&biw=768&bih=905#imgrc=AUWX46f9Tt5-hM%3A

http://www.dontscrapit.com/North-Carolina-/Construction-/Bruel-kjaer-precision-sound-level-meter-2203-partpic.jpg


Mfg,
Gerhard

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