Hi liebe Forenteilnehmer, Ich bin neu in einer kleinen Firma < 20 Mitarbeiter und derzeit wird über die Einführung einer Zeiterfassung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit nachgedacht. Es gibt Ende des Monats eine Abstimmung wo mit einfacher Mehrheit entschieden werden soll und nur der Chef nicht mit abstimmt. Zur Zeit gibt es feste Arbeitszeiten von bis und jede Abweichung muss angemeldet werden, wird aber auch immer genehmigt. Zwei Mitarbeiter haben Ausnahmeregelungen und können quasi kommen und gehen wann sie wollen - müssen das aber auch ansagen. Nun habe ich keine Erfahrung und somit auch keine Meinung. Ich stelle in Diskussionen 2 gegensätzliche Standpunkte fest: PRO 1.a) Zeiterfassung ist positiv weil damit jeder seine Arbeitszeit an seine Bedürfnisse anpassen kann. 1.b) Zeiterfassung verhindert Vorwürfe das Jemand zu wenig Stunden macht. 1.c) Zeiterfassung ermöglicht eine dynamische Verteilung von Mehrarbeit und Minderarbeit. 1.d) Zeiterfassung ist ein sinnvolles Werkzeug im Controlling der Ressourcenplanung. KONTRA 2.a) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute immer nicht da sind wenn man etwas klären will. 2.b) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute mit allen möglichen Tricks Überstunden generieren, die sie dann als Freizeit abfeiern. 2.c) Zeiterfassung ist ein Mistrauensantrag und führt zu unnötiger Bürokratie. 2.d) Zeiterfassung wirft das Problem der gerechten Buchung von Mikropausen auf (Zigarettenpause, Toilettengang, Gang zum Bäcker usw.) Nun klingen beide Standpunkte durchaus überzeugend. Welche Erfahrungen oder Ansichten habt ihr zu dem Thema?
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2 a) -> Kernarbeitszeit von zb 9:30 bis 14:30 2 c) -> Man hat einfach den Überblick. Sowohl aus Arbeitnehmer- als auch aus Arbeitgeberseite. (Wenn es gar keine Zeiterfassung gibt gibts AN die seehr wenig tun, und welche die sich totarbeiten, obwohl beide auf dem Papier die selbe Zeit in der Firma sind.) 2d) Mikropausen sind mit den Überstunden abgegolten :-P
Das beste System bisher finde ich Zeiterfassung mit Gleitzeit und Kernarbeitszeit. Kernarbeitszeit ist z.B. 10-15 Uhr in der man da sein muss und wenn man in der nicht da ist muss es angemeldet werden. über Gleitziet kommst du dann so wie es dir passt (8:00-16:30, 9:30-18:00 oder wie auch immer) SO hast du zwischen 10 und 15 Uhr einen Bereich hast wo du auf jedenfall jemanden antriffst wenn du ihn brauchst. Termine und Besprechungen könne naber natürlich trotzdem auch um 8:00 oder 16:00 angesetzt werden, da sonst dafür der Zeitplan zu eng ist. Wenn dann mal ne Besprechung um 8:00 ist, muss man halt kommen hilft nix, aber sonst finde ich das System sehr flexibel und verlässlich. Pro an Zeiterfassung ist auch dass Überstunden korrekt abgerechnet werden und nicht verschwinden. Grüßla
newbe schrieb: > KONTRA > 2.a) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute immer nicht da sind wenn man > etwas klären will. Leute können aus den verschiedensten Gründen nicht da sein - Dienstreise, Urlaub, Seminar/Fortbildung, Krankheit, ... Es gibt auch Telefon und E-Mail. Persönliche Anwesenheit ist seltener erforderlich als mancher denkt. Sieht man ja auch an den vielen Telefonkonferenzen heutzutage, die Teilnehmer sind logischerweise nicht alle persönlich vor Ort. > 2.b) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute mit allen möglichen Tricks > Überstunden generieren, die sie dann als Freizeit abfeiern. Sowas fällt auf, wenn jemand viele Stunden aufschreibt, aber wenig leistet. Der Chef will schließlich Ergebnisse sehen. Wenn die stimmen, ist die Zeitabrechnung auch kein Problem. > 2.c) Zeiterfassung ist ein Mistrauensantrag und führt zu unnötiger > Bürokratie. Mehr Bürokratie, mag sein. So riesengroß ist der Aufwand für den Arbeitnehmer meines Erachtens aber nicht. Bei elektronischen Systemen dauert es ein paar Sekunden beim Kommen und beim Gehen, bis die Zeit erfasst ist. > 2.d) Zeiterfassung wirft das Problem der gerechten Buchung von > Mikropausen auf (Zigarettenpause, Toilettengang, Gang zum Bäcker usw.) Das "Problem" hat man doch ohne Zeiterfassung genau so. Oder gehen Leute in Firmen ohne Zeiterfassung keine rauchen und nicht auf die Toilette? Auch hier gilt: Wenn die Ergebnisse stimmen und jemand gute Arbeit abliefert, ist es reichlich egal ob er jetzt eine Zigarette mehr geraucht oder fünf Minuten länger auf der Toilette gesessen hat. In vielen Firmen wird pauschal eine bestimmte Pausenzeit (z.B. eine dreiviertel Stunde pro Tag) abgezogen, und bei Verlassen des Firmengeländes wird die Abwesenheit erfasst und gilt nicht als Arbeitszeit (es sei denn es wäre ein Dienstgang). Das passt schon.
Bei uns (große Firma), haben wir Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit! Nur frühester Anfang und spätestes Ende ist festgelegt, damit Nachtschichten nicht angeordnet werden können. Alles nach Absprache im Team. Für mich, als Langschläfer und Morgenmuffel, ideal. KONTRA 2.a) Muss halt warten bis zum nächsten Tag. Sonst hat man es verpennt. In Deiner jetzigen Arbeitszeitwelt kannst Du 2 Sekunden vor Feierabend auch nichts mehr erreichen. 2.b) Grenzen festlegen! Z.B. max 30 Plus- und 30 Minus-Stunden. Alle x Monate muss das Konto ein mal ausgeglichen sein (Kontostand 0). Das sich welche Zeit "stehlen" empfand ich bei fester Arbeitszeit schlimmer. 2.c) Wie Mistrauen? Ok. Bei uns händische Eintragung in einer Datenbank. Stechuhr wäre auch ok. Warum auch nicht. Der Arbeitnehmer soll auch das bekommen was ihm zusteht (Arbeitszeit). 2.d) Mikropausen wie gehabt. Toilettengänge sind natürlich in der Arbeitszeit drin. Wie kommt man auf das schmale Brett, dass die raus fallen (wegen der Gleitzeit)? Gang zum Bäcker ist dann doch eher Freizeit. Der "Haken" an der Gleitzeit ist, dass Arztbesuche nicht auf den Schultern des Arbeitgebers gehen. Verspätungen durch Stau, Wetter, Gang zum Bäcker, ... gehen zu "Lasten" des Arbeitnehmers. Ich bin Glücklich mit der jetzigen Situation!
** schrieb: > Bei uns (große Firma), haben wir Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit! > Nur frühester Anfang und spätestes Ende ist festgelegt, damit > Nachtschichten nicht angeordnet werden können. Eine ähnliche Regelung haben wir auch. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Leute trotz fehlender Vorgaben eigentlich recht regelmäßige Arbeitszeiten haben. Im Team weiß man also spätestens nach ein zwei Wochen, wann man Besprechungen ansetzen kann oder wann man den Kollegen am besten erreicht. Wenn eine Besprechung bis spät am Abend geht, kann man das gut am nächsten Tag ausgleichen. Und man merkt schon ganz deutlich, dass es einfach unterschiedliche Typen gibt. Manche Leute sind einfach frühs um acht noch nicht fit, arbeiten dafür nachmittags umso effektiver. Und genauso ist es umgekehrt.
Ich denke auch das die Vorteile einer Zeiterfassung die Nachteile überwiegen. Es gibt nur ein Konzept was ich für noch besser halte als Kernarbeitszeit + Gleitzeit. Völlig freie Zeiteinteilung. Jeder kann kommen und gehen wie es ihm beliebt und muss keine Zeiterfassung machen. Das geht aber nur mit Leuten die hochmotiviert sind und etwas voran bringen wollen. Und mit modernen Arbeitsmethoden: Arbeit von jedem Platz aus mit vpn Zugriff und zentrale Terminierung und Triggerung per SMS für notwendige Fälle. An einer Telefonkonferenz, Videokonferenz kann der Mitarbeiter auch von zu Hause aus teilnehmen. Was nützt mir ein Mitarbeiter im Büro der übermüdet ist und fehlerhafte Arbeit leistet - soll er sich doch einen Tag erholen und über strategische Probleme so ganz nebenbei nachdenken und am nächsten Tag dann erholt die Probleme mit hoher Effizienz angehen.
bei uns (Mittelständer) gibts offiziell keine Zeiterfassung, allerdings werden Tätigkeiten, also welche Aufgabe man an welchem Projekte von wann bis wann bearbeitet, gebucht. Zwar heißt es offiziell, nur Projektrelevantes zu buchen und dann auch nur im 15 Minutentakt, aber die Chefs schauen sich die Reports an - wer wieviel geleistet hat und was. Überstunden gibt es jedoch nicht, daher versuche ich immer so bei 8,02 bis 8,6 Stunden zu sein, um nicht zu viel Zeit dem Arbeitgeber zu schenken. Außerdem buche ich bei den Tätigkeiten meist so allgemein wie möglich "Bugfixing", "Prototyping", "Emails beantworten". Dazu kommt eine Kernarbeitszeit von 9 bis 17 Uhr! (Manche ignorieren diese aber und meinen einfach früher gehen zu können, wenn sie mal um 7:30 angefangen haben.)
Hans Maulwurf schrieb: > Kernarbeitszeit von 9 bis 17 Uhr! Was ist daran Kernarbeitszeit? Der Kern ist so groß, dass eigentlich nichts mehr für die Schale drumherum überbleibt. ok, Überstunden könnt ihr also machen, wann ihr wollt. Klasse...
Auch bei mir gibt es Zeiterfassung mit Kernzeit. Kann mich der Meinung meiner Vorredner anschließen. Ist besser als feste Arbeitszeiten, weil jeder in seinem eigenen Rhythmus leben kann (früh anfangen, früh gehen oder später anfangen, später gehen). Kernarbeitszeit ist sinnvoll um sicherzustellen, dass zu bestimmten Zeiten alle da sind. Nach kurzer Zeit kennt man auch die Angewohnheiten der Kollegen und weiß, wann und wie lange jeder in der Regel da ist. Kann mich Stefan L. anschließen, die meisten arbeiten relativ regelmäßig. Vorteil ist auch, dass man z. B. Überstunden sammeln kann und dafür nach Absprache mal nur einen halben Tag arbeiten muss, ohne diesen als halben Urlaubstag nehmen zu müssen. Mikropausen dürfte klar sein, Gang zur Toilette ist Arbeitszeit, Bäcker und Rauchen Freizeit. Hat aber an sich nix mit Zeiterfassung zu tun, sondern eher mit Arbeitsrecht. Das Leute Zeit schinden um Überstunden zu sammeln, naja, kommt vor, aber diese Leute werden kaum bei fester Arbeitszeit volle Leistung bringen sondern eher die Zeit totschlagen, bis es endlich Feierabend ist.
Also ich kann von meinem Praktikum berichten: War eine Firma mit Gleitzeit(+-25h Zeitkonto afaik) und keine feste Kernzeiten. Und man konnte bei ca 10 Leuten in der Abteilung auch schon fast die Uhr stellen, wann wer rein kam. Meetings wurden halt vorher per E-Mail abgesprochen, was jedoch ehr einem Abnicken glich, weil jeder wusste wann der andere da ist. Einen Tag war ein junger Familienvater mit Baby zu Hause um ca 11:30 noch nicht da, normal war der so um 10:00 anwesend- und der Chef hat bei dem angerufen, jedoch nicht um beruflich Druck zu machen, sondern um einfach die privaten Sorgen zu regeln. Frage ist bei eurem System dann, wie die Überstunden ausbezahlt werden, aber die Bürokratie dahinter ist echt gering, bei meinem Vater in der Firma hängen an zentralen Punkten Lesegeräte mit "großem" (8" schätze ich mal) Display, der hält einmal eben das Portemonnaie drunter und auf dem Display steht dann alles wichtige(Kommen/Gehen, Heutige Arbeitszeit, Stundenkonto), das ganze läuft vollelektronisch ab, nur das Anmelden von Abfeiern/Auszahlen muss mit einem Fresszetel/E-Mail kurz beim Chef angemeldet werden. Ich persönlich würde Pro stimmen ;-)
Neuer schrieb: > Mikropausen dürfte klar sein, Gang zur Toilette ist Arbeitszeit, Bäcker > und Rauchen Freizeit. Wir hatten mal einen Kollegen der ging jeden Tag eine Stunde aufs stille Örtchen und las dort Zeitung während... Nun sagten die Raucher: Wenn ich 10 Zigaretten am Tag rauche, so ist das auch eine Stunde - wieso sollte das einen Unterschied machen? Beides sind ja notwendige Bedürfnisse, wenn auch das eine angeboren und das andere erworben wurde. Man könnte jetzt auch sagen: Kaffeepause oder Darmpause. Nicht einzusehen das das Arbeitszeit sein soll.
Michael Lieter schrieb: > Wir hatten mal einen Kollegen der ging jeden Tag eine Stunde aufs stille > Örtchen und las dort Zeitung während... > Nun sagten die Raucher: Wenn ich 10 Zigaretten am Tag rauche, so ist das > auch eine Stunde - wieso sollte das einen Unterschied machen? > > Beides sind ja notwendige Bedürfnisse, wenn auch das eine angeboren und > das andere erworben wurde. > > Man könnte jetzt auch sagen: Kaffeepause oder Darmpause. Nicht > einzusehen das das Arbeitszeit sein soll. Das mit dem Kollegen, der täglich eine Stunde auf der Toilette war, ist aber schon ein Extremfall. Man kann natürlich alles bis zum Äußersten treiben. Genauso wird es Raucher geben, die mehr und länger rauchen, wenn diese Zeit als Arbeitszeit zählt. Oder Leute, die in ihrer Anwesenheit sonst was machen außer arbeiten. Wie du ja selber sagst ist das Rauchen ein selbst erworbenes Bedürfnis. Daher muss der Raucher auch die Konsequenzen tragen, also ausstempeln oder aufhören. Toilettengang ist angeboren, kann man zu Recht auch nicht verbieten.
Neuer schrieb: > Wie du ja selber sagst ist das Rauchen ein selbst erworbenes Bedürfnis. > Daher muss der Raucher auch die Konsequenzen tragen, also ausstempeln > oder aufhören. > > Toilettengang ist angeboren, kann man zu Recht auch nicht verbieten. Ganz so einfach ist es nicht. Rauchen wird in modernen Betrachtungen als Mikromeditation angesehen - was der Toilettengang oder der 5 min Kaffee + Schwatz am Automaten ja auch sind - können alle ja auch zu Hause machen. Den Toilettengang kann man sich locker den ganzen Tag verkleifen oder auch den ganzen Tag nicht rauchen = also gleiches Recht für alle.
Naja, den Toilettengang den ganzen Tag verkneifen ist schon ein bisschen weit hergeholt. Das wären bei acht Stunden Arbeitszeit, einer halben Stunde Mittag und einer Stunde Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsplatz = 9,5 Stunden. Der Schwatz beim Kaffee holen geb ich dir prinzipiell recht. Dient aber auch der Förderung des Arbeitsklimas, wenn man mit Kollegen sich ab und zu privat unterhält und ist damit ja auch nicht kontraprokuktiv. Abgesehen davon haben die Raucher ja das gleiche Recht auf Toilettenpause, Kaffee holen usw. wie alle anderen auch. Gesteht man ihnen das Rauchen während der Arbeitszeit zu, haben sie durch ihr selbst angewöhntes und verschuldetes Verhalten ja zusätzliche Vorteile gegenüber den Nichtrauchern. Das wäre ja wohl alles andere als fair oder sinnvoll.
Das hat wenig mit Gleitzeit zu tun. (Raucherpause, Toilettengang, usw.)
> Toilettengang ist angeboren, kann man zu Recht auch nicht verbieten.
Der ist cool "angeboren" :-)
Also ich bin ca. 1/3 des Tages auf der Arbeit. Somit kann ich jedes
dritte mal während der Arbeitszeit zum Frisör :-) Wachsen Haare auch
Nachts?
Ich kenne Kollegen, die brauchen während der Arbeitszeit gar nicht auf
Toilette. (Ich weiß: Ungesund)
Extremfälle gibt es immer und Überall.
Das sind alles Regelungen, welche von der Gleitzeit nicht berührt werden
sollten.
Kann alles laufen wie vorher. Wenn vorher Raucherpausen Freizeit war
bleibt es so und man bucht sich aus. Wo ist das Problem?
Ich habe auch mal in einer Firma mit Gleitzeit gearbeitet, wo zum
Rauchen nicht ausgestempelt wurde.
Diese Kollegen "mussten" jeden Tag 15 Minuten länger arbeiten. Wurde von
den Rauchern beschlossen und fertig.
Der Hintergrund war, dass die Zeiterfassung im 1/4-Stundentakt lief.
Neuer schrieb: > Das wäre ja wohl alles andere als fair oder > sinnvoll. Nicht unbedingt. Es gibt sehr effiziente Kurzschlüsse in den Raucherpausen - so hab ich als Projektleiter immer den Controller einer Firma getroffen für die ich ein großes Projekt bearbeitet habe und ganz ohne Besprechung über sinnlose Dinge mit viel Arbeitszeitvernichtung konnten wir als Raucher mal eben nebenbei Probleme klären auf ganz kurzem Dienstweg. In den Raucherclubs gelten alle als gleichwertig und man spricht völlig unbefangen ganz direkt über die Dinge, die auch nicht weiter erzählt werden. Oder auch sowas: Ach interessant, du gehst morgen in den Urlaub, dann kann ja das und das erst in 2 Wochen bearbeitet werden - was die Zeitpläne völlig verändert und Druck raus nimmt - das hätte ich nie erfahren und Leute völlig unnötig zu Überstunden gezwungen, wegen einem Termin der nur in einer Liste steht, praktisch aber noch 2 Wochen mehr Zeit hat.
Michael Lieter schrieb: > Es gibt sehr effiziente Kurzschlüsse in den > Raucherpausen - so hab ich als Projektleiter immer den Controller einer > Firma getroffen für die ich ein großes Projekt bearbeitet habe und ganz > ohne Besprechung über sinnlose Dinge mit viel Arbeitszeitvernichtung > konnten wir als Raucher mal eben nebenbei Probleme klären auf ganz > kurzem Dienstweg. Naja, das hat aber nix mit der Raucherpause an sich zu tun, du bestätigst damit lediglich meine Behauptung, dass ein bisschen Schwatzen mit den Kollegen sinnvoll sein kann. Das können Nichtraucher auch. IMHO ist es weder fair noch sinnvoll, warum die Raucher mehr Arbeitszeit für private Dinge aufwenden dürften als Nichtraucher, wenn das Rauchen zur Arbeitszeit zählt. Aber ich geben recht, wir sind vom Thema abgeschweift. Raucherpausen als Arbeitszeit hat nur bedingt mit der Fragestellung pro & kontra Zeiterfassung zu tun.
Also Zeiterfassung ist aus meiner Sicht Fluch und Segen gleichzeitg. Ich kenne sie von früher aus einer 10 Mann Firma. Wir hatten Kernzeit 9-15 Uhr. Alles andere ging natürlich auch mit Absprache wenn man mal eher weg musste. Einerseits ist es gut das die Zeiten unstechlich erfasst werden. Das vermeidet Neid wenn jemand mal früher geht oder später kommt. Ich kann mich für Privatkram ausbuchen und eine halbe Stunde später wieder einloggen. Die Raucherei hatten wir auch mal als Thema. Zu Anfang wurde es nicht erfaßt und jeder Raucher stand pro Stunde 5-10 Minuten draussen. Auf acht Stunden gerechnet kommt da schon was zusammen (8x 5min=40 min !). Dann hat es geknallt und seit dem müssen sich die Qualmer ausbuchen. Echt erstaunlich wie schnell man dann seine Zippe auch rauchen kann :-) Finde ich nur gerecht. Nervig ist allerdings wenn jemand vergessen hat sich auszubuchen. Dann muss man zur Buchhaltung und die trägt die Zeit nach weil sonst die Stundensumme nicht paßt. In der Summe finde ich sie aber gut weil sie einfach unbestechlich ist.
Klaus schrieb: > Was ist daran Kernarbeitszeit? Der Kern ist so groß, dass eigentlich > nichts mehr für die Schale drumherum überbleibt. ok, Überstunden könnt > ihr also machen, wann ihr wollt. Klasse.. In der Tat. Bei einem Bewerbungsgespräch wurde mir mal sogar gesagt, die Kernarbeitszeit sei zwischen 8 und 17 Uhr, man hat faktisch Schichtdienst bei nur einer Schicht. Ich bin eigentlich zufrieden, wie es in meiner Firma gelöst ist. Kernarbeitszeit von 9 bis 15 Uhr. Und wenn man diese verletzt, ist es auch nicht so schlimm. Ich fände es furchtbar, wenn der Arbeitgeber sich völlig inflexibel zeigen würde. Immerhin sind meine Kollegen und ich jederzeit bereit zu arbeiten, da Projekte weltweit abgewickelt werden. Und dann möchte Flexibilität auch im Gegenzug, um private Projekte abzuwickeln, z. B. zu Hause sein und die Möbellieferung abwarten.
Jetzt habe ich ganz vergessen, den ursprünglichen geplanten Senf hinzuzugeben: Ich und alle meine Kollegen empfinden Zeiterfassung als lästig. Das hat nichts mit Überwachung zu tun, sondern wie sie umgesetzt wird. Wichtig ist, dass man einfaches System hat, welches in der Bedienung konsistent und selbsterklärend ist. Bei uns in der Firma haben wir sogar zwei Systeme. Das eine ist solala, das andere ist so ein Dreck, dass die Mitarbeiter sogar geschult werden müssen, dass sie es richtig anwenden. Das ist kein Witz. In meiner alten Firma wurden temporär auch zwei Systeme genutzt, aber halt nur temporär, weil das erste durch ein neueres abgelöst wurde. Ich meiner ehemaligen Firma war es sogar so, dass die Mitarbeiter stundenweise ihre Tätigkeiten notiert haben: 2 h für diese Aufgabe, 1 h für diese etc. pp. Das ist Bürokratisierung und ist gerade in der Softwareentwicklung fehl am Platze, weil plötzlich zwei völlig verschiedene Aufgaben, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben, plötzlich sehr viel miteinander zu tun haben. Zum Beispiel Fehlerbehebung: Zwei Fehler werden protokolliert und angegriffen. Man löst den ersten Fehler und wundert und sich, warum der zweite Fehler nicht reproduzierbar ist. Vielleicht weil der die gleiche Ursache hatte. Das geht ja gerade noch so, aber was ist, wenn den ersten Fehler ein Mitarbeiter beheben soll und ein anderer Mitarbeiter den zweiten? Ein Softwareentwickler ist doch kein Klempner. Ein Klempner geht in eine Wohnung, macht seine Aufgabe und fertig. Danach wechselt er in eine andere Wohnung (anderes Haus) und macht dort eine Aufgabe, die mit der ersten in keiner Wechselbeziehung steht. Und das ist der Grund, warum, Zeiterfassung bei Ingenieuren so auf Widerstand stößt.
.... in meiner Firma (Softwareentwicklung) ist die Tätigkeitserfassung ähnlich: Minutengenau jede Aufgabe protokollieren. TODOs stammen dabei vom Projektmanagement, werden aber in den meisten Fällen mündlich durch die Vorgesetzten eingeschoben. Anstatt die Projektplanung anzupassen, soll der jeweilige Mitarbeiter sich selbst ein TODO zur genannten Aufgabe erstellen, eine Grobabschätzung liefern und dann fleißig auf die Aufgabe buchen. Immerhin ist das dynamischer und agiler, als Aufgaben erst vom PM genehmigen und anlegen zu lassen, was nachträgliches "Umbuchen" bereits erfasster Zeiten in den meisten Fällen vermeidet. In meinem Quartalsgespräch wurde an mir bemängelt, dass ich zu viele unterscheidliche Aufgaben bearbeiten würde und mich eher darauf konzentrieren sollte, mal einen Tag oder zwei bei einem Thema zu bleiben. Das kam von genau der richtigen Person, nämlich dem Vorgesetzten mit immer neuen Ideen und Angelegenheiten, die schnell noch getan werden müssten, ohne zuende geplant zu sein.
Manch Einem geht die Zeiterfassung auf den Wecker... ;-) MfG Paul
Bedenke, das bei der Zeiterfassung die Mitarbeiter anfangen könnten, am Arbeitsplatz zu Essen, und zeitgleich ihre Arbeit verrichten, um am Ende des Tages die Pausenzeit "durchgearbeitet" haben (weil sie nur etwas gegessen haben, und keine echte Pause machten) und dann eventuell früher gehen oder das ganze abfeiern/ausbezahlen lassen! Ich würde Dir empfehlen keine Zeiterfassung in dem Sinne zu machen! Lediglich die Anwesenheit würde ich damit erfassen, um sicherzustellen das die Mitarbeiter ihre Kernarbeitszeiten einhalten. Sonst fängt das ganze an auszuufern!
Alex W. schrieb: > Bedenke, das bei der Zeiterfassung die Mitarbeiter anfangen könnten, am > Arbeitsplatz zu Essen, und zeitgleich ihre Arbeit verrichten, um am Ende > des Tages die Pausenzeit "durchgearbeitet" haben (weil sie nur etwas > gegessen haben, und keine echte Pause machten) und dann eventuell früher > gehen oder das ganze abfeiern/ausbezahlen lassen! Das wird normalerweise so gelöst, dass es feste Pausenzeiten gibt, die automatisch abgezogen werden. Nur wenn man länger Pausen machen möchte oder man das Betriebsgelände verlässt, wird ausgestochen. Diese minutengenaue Zeiterfassung klingt zwar lästig, aber wer sagt denn, dass man wirklich jede Minute genau einer Aufgabe zuordnen soll? Diese Werkzeuge sind doch meistens nur für das Controlling, um die Arbeitszeit den Kunden oder Projekten abrechnen zu können. Oder wird bei euch kontrolliert, ob jetzt wirklich Bug XY in genau 26 Minuten bearbeitet wurde?
Stefan L. schrieb: > Diese Werkzeuge sind doch meistens nur für das Controlling, um die > Arbeitszeit den Kunden oder Projekten abrechnen zu können. Oder wird bei > euch kontrolliert, ob jetzt wirklich Bug XY in genau 26 Minuten > bearbeitet wurde? Nein, das wird natürlich nicht exakt kontrolliert, jedoch schauen sich die Vorgesetzten gern die Reports an und so ist es bereits mehrfach vorgekommen, dass man einen Anruf erhält, kurz nachdem man mit einer neuen Aufgabe begonnen hat, ob man denn schon erste Ergebnisse hätte. ;-) Außerdem buche ich nicht immer exakt und wenn ich Runde, dann zu meinen Gunsten. Letztens beim Pairprogramming nicht an meinen PC gewesen und somit nicht buchen können - war auch egal. Oder man bucht eine Tätigkeit von morgen bis abends. Die obligatorische Pause habe ich denn als negative (Start nach Endzeit) gebucht. Gut, dass das System sowas akzeptiert ;-)
Hans Maulwurf schrieb: > Bug XY in genau 26 Minuten >> bearbeitet wurde? > > Nein, das wird natürlich nicht exakt kontrolliert Man kann aber einfach eine Statistikanalyse machen und weiß dann welche Zahlen richtig zufällig oder einfach willkürlich eingetragen wurden. Das wird verwendet um Bilanzen zu prüfen da die Zahlen nicht wie man annehmen würde gleichverteilt sind - sind sie nicht. Ich kenne Granulierung der Zeiterfassung auf 10 Minuten - das wird der Wirklichkeit nicht gerecht und ich denke auch man sollte vielleicht nur die Anwesenheit erfassen und fertig.
Ohne mich jetzt ueber Zeiterfassung auslassen zu wollen... die ist egal. Wichtig ist dass der Chef sieht, dass man da ist, regulaer da ist. Denn die Projekte werden wegen Unterschaetzen ueberzogen, erfahren Verzoegerung. Da war man wenigstens da.
Zeiterfassung macht Sinn, wenn alle dem unterliegen. Und nicht z.B. ab Abteilungsleiter aufwärts ohne Erfassung arbeiten. Software zur Zeiterfassung macht dann Sinn, wenn ein Scheff nicht in den Zeitkonten herum manipuliert. Das kommt leider immer mal vor und ich war mal in einer solchen 4ma. Seitdem notiere ich mir auch jetzt immer noch meine "kommen und gehen" Zeiten. wenn alles stimmt, Erzeugt eine Erfassung definitive Werte und man bracht nicht irgendwodran herumzudeuteln. wie früher(TM) auf der Stechkarte: wenns rot is', isses rot. BTW hier wollte man kürzlich die vorgehende Uhrzeit im Erfassungssystem wieder richtig einstellen. Natürlich während alle Kollegen da waren ;)
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Oh D. schrieb: > Wichtig ist dass der Chef sieht, dass man da ist, regulaer da ist. Nö. Wichtig ist, dass man vernünftige Arbeitsergebnisse abliefert. > Denn die Projekte werden wegen Unterschaetzen ueberzogen, erfahren > Verzoegerung. Da war man wenigstens da. Wenn ein Projekt von vornherein falsch aufgesetzt wurde, zum Beispiel weil der Aufwand krass unterschätzt wurde, dann kann ein Entwickler das durch Anwesenheit auch nicht mehr retten.
Arbeitgeber sind im Übrigen dazu verpflichtet (ArbZG §16 Abs. 2) aufzuzeichnen wenn länger als die erlaubten 8 Stunden pro Tag gearbeitet wird.
>Wenn ein Projekt von vornherein falsch aufgesetzt wurde, zum Beispiel
weil der Aufwand krass unterschätzt wurde, dann kann ein Entwickler das
durch Anwesenheit auch nicht mehr retten.
Es geht auch nicht darum, das Projekt zu retten, sondern um sich dem
Vorwurf auszusetzen, man waere zuwenig dabei gewesen.
Klara schrieb im Beitrag #4652204: > Natürlich hat die Zeiterfassung Vor- sowie Nachteile. Wobei ich ja der > Meinung bin, dass sie sich ziemlich die Waage halten. Hast du Langeweile, oder warum kramst du einen zwei Jahre alten Thread ohne konkreten Anlass wieder aus der Versenkung? Das Thema war doch längst erledigt.
Zeiterfassung hat nur Vorteile. Für den AN. Ohne Zeiterfassung idR erst ab "Leitenden Angestellten mit 100.000+ Euros" Vertrauensarbeitszeit heißt, dass der AG darauf vertraut, dass der AN mehr arbeitet als er muss. Bei uns haben wir mobiles Arbeiten, jeder kann (im Rahmen seiner möglichkeiten) überall und jederzeit arbeiten. Es gibt auch keine festen Arbeitszeiten. Die meisten halten sich idR trotzdem an normale Zeiten, aber es ist auch kein Ding dann private Termine mal um 9 Uhr zu legen um dann erst um 11 Uhr zu kommen. Nur, die Stunden müssen schon stimmen. Für einen guten Lohn liefere ich gute Arbeit. Ich sitze auch mal am WE vor dem Firmenlaptop und werte Fehlerlogs aus. Ich fliege auch mal spontan zum Kunden, wenn dort was zwickt und keienr bekommt es hin. Nur die Zeit kommt dann auch aufs Konto und kann abgefeiert werden. Bei Vertrauensarbeitszeit ist das ja nicht immer gegeben und wird dann auch seltener registriert (so meine Meinung).