Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Pro & Kontra Zeiterfassung - kleine Firma.


von newbe (Gast)


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Hi liebe Forenteilnehmer,

Ich bin neu in einer kleinen Firma < 20 Mitarbeiter und derzeit wird 
über die Einführung einer Zeiterfassung zur Flexibilisierung der 
Arbeitszeit nachgedacht. Es gibt Ende des Monats eine Abstimmung wo mit 
einfacher Mehrheit entschieden werden soll und nur der Chef nicht mit 
abstimmt.
Zur Zeit gibt es feste Arbeitszeiten von bis und jede Abweichung muss 
angemeldet werden, wird aber auch immer genehmigt. Zwei Mitarbeiter 
haben Ausnahmeregelungen und können quasi kommen und gehen wann sie 
wollen - müssen das aber auch ansagen.

Nun habe ich keine Erfahrung und somit auch keine Meinung.
Ich stelle in Diskussionen 2 gegensätzliche Standpunkte fest:

PRO
1.a) Zeiterfassung ist positiv weil damit jeder seine Arbeitszeit an 
seine Bedürfnisse anpassen kann.
1.b) Zeiterfassung verhindert Vorwürfe das Jemand zu wenig Stunden 
macht.
1.c) Zeiterfassung ermöglicht eine dynamische Verteilung von Mehrarbeit 
und Minderarbeit.
1.d) Zeiterfassung ist ein sinnvolles Werkzeug im Controlling der 
Ressourcenplanung.

KONTRA
2.a) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute immer nicht da sind wenn man 
etwas klären will.
2.b) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute mit allen möglichen Tricks 
Überstunden generieren, die sie dann als Freizeit abfeiern.
2.c) Zeiterfassung ist ein Mistrauensantrag und führt zu unnötiger 
Bürokratie.
2.d) Zeiterfassung wirft das Problem der gerechten Buchung von 
Mikropausen auf (Zigarettenpause, Toilettengang, Gang zum Bäcker usw.)

Nun klingen beide Standpunkte durchaus überzeugend.

Welche Erfahrungen oder Ansichten habt ihr zu dem Thema?

: Gesperrt durch Moderator
von Stefanie B. (sbs)


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2 a) -> Kernarbeitszeit von zb 9:30 bis 14:30
2 c) -> Man hat einfach den Überblick. Sowohl aus Arbeitnehmer- als auch 
aus Arbeitgeberseite.
(Wenn es gar keine Zeiterfassung gibt gibts AN die seehr wenig tun, und 
welche die sich totarbeiten, obwohl beide auf dem Papier die selbe Zeit 
in der Firma sind.)

2d) Mikropausen sind mit den Überstunden abgegolten :-P

von ArschGwaf (Gast)


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Das beste System bisher finde ich Zeiterfassung mit Gleitzeit und 
Kernarbeitszeit.

Kernarbeitszeit ist z.B. 10-15 Uhr in der man da sein muss und wenn man 
in der nicht da ist muss es angemeldet werden.

über Gleitziet kommst du dann so wie es dir passt (8:00-16:30, 
9:30-18:00 oder wie auch immer)

SO hast du zwischen 10 und 15 Uhr einen Bereich hast wo du auf jedenfall 
jemanden antriffst wenn du ihn brauchst.

Termine und Besprechungen könne naber natürlich trotzdem auch um 8:00 
oder 16:00 angesetzt werden, da sonst dafür der Zeitplan zu eng ist. 
Wenn dann mal ne Besprechung um 8:00 ist, muss man halt kommen hilft 
nix, aber sonst finde ich das System sehr flexibel und verlässlich.

Pro an Zeiterfassung ist auch dass Überstunden korrekt abgerechnet 
werden und nicht verschwinden.

Grüßla

von Mark B. (markbrandis)


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newbe schrieb:

> KONTRA
> 2.a) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute immer nicht da sind wenn man
> etwas klären will.

Leute können aus den verschiedensten Gründen nicht da sein - 
Dienstreise, Urlaub, Seminar/Fortbildung, Krankheit, ...
Es gibt auch Telefon und E-Mail. Persönliche Anwesenheit ist seltener 
erforderlich als mancher denkt. Sieht man ja auch an den vielen 
Telefonkonferenzen heutzutage, die Teilnehmer sind logischerweise nicht 
alle persönlich vor Ort.

> 2.b) Zeiterfassung ist negativ, weil Leute mit allen möglichen Tricks
> Überstunden generieren, die sie dann als Freizeit abfeiern.

Sowas fällt auf, wenn jemand viele Stunden aufschreibt, aber wenig 
leistet. Der Chef will schließlich Ergebnisse sehen. Wenn die stimmen, 
ist die Zeitabrechnung auch kein Problem.

> 2.c) Zeiterfassung ist ein Mistrauensantrag und führt zu unnötiger
> Bürokratie.

Mehr Bürokratie, mag sein. So riesengroß ist der Aufwand für den 
Arbeitnehmer meines Erachtens aber nicht. Bei elektronischen Systemen 
dauert es ein paar Sekunden beim Kommen und beim Gehen, bis die Zeit 
erfasst ist.

> 2.d) Zeiterfassung wirft das Problem der gerechten Buchung von
> Mikropausen auf (Zigarettenpause, Toilettengang, Gang zum Bäcker usw.)

Das "Problem" hat man doch ohne Zeiterfassung genau so. Oder gehen Leute 
in Firmen ohne Zeiterfassung keine rauchen und nicht auf die Toilette? 
Auch hier gilt: Wenn die Ergebnisse stimmen und jemand gute Arbeit 
abliefert, ist es reichlich egal ob er jetzt eine Zigarette mehr 
geraucht oder fünf Minuten länger auf der Toilette gesessen hat.
In vielen Firmen wird pauschal eine bestimmte Pausenzeit (z.B. eine 
dreiviertel Stunde pro Tag) abgezogen, und bei Verlassen des 
Firmengeländes wird die Abwesenheit erfasst und gilt nicht als 
Arbeitszeit (es sei denn es wäre ein Dienstgang). Das passt schon.

von ** (Gast)


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Bei uns (große Firma), haben wir Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit!
Nur frühester Anfang und spätestes Ende ist festgelegt, damit 
Nachtschichten nicht angeordnet werden können.

Alles nach Absprache im Team.

Für mich, als Langschläfer und Morgenmuffel, ideal.

KONTRA
2.a) Muss halt warten bis zum nächsten Tag. Sonst hat man es verpennt. 
In Deiner jetzigen Arbeitszeitwelt kannst Du 2 Sekunden vor Feierabend 
auch nichts mehr erreichen.

2.b) Grenzen festlegen! Z.B. max 30 Plus- und 30 Minus-Stunden. Alle x 
Monate muss das Konto ein mal ausgeglichen sein (Kontostand 0).
Das sich welche Zeit "stehlen" empfand ich bei fester Arbeitszeit 
schlimmer.

2.c) Wie Mistrauen? Ok. Bei uns händische Eintragung in einer Datenbank. 
Stechuhr wäre auch ok. Warum auch nicht. Der Arbeitnehmer soll auch das 
bekommen was ihm zusteht (Arbeitszeit).

2.d) Mikropausen wie gehabt.
Toilettengänge sind natürlich in der Arbeitszeit drin. Wie kommt man auf 
das schmale Brett, dass die raus fallen (wegen der Gleitzeit)?
Gang zum Bäcker ist dann doch eher Freizeit.

Der "Haken" an der Gleitzeit ist, dass Arztbesuche nicht auf den 
Schultern des Arbeitgebers gehen.
Verspätungen durch Stau, Wetter, Gang zum Bäcker, ... gehen zu "Lasten" 
des Arbeitnehmers.

Ich bin Glücklich mit der jetzigen Situation!

von Mine Fields (Gast)


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** schrieb:
> Bei uns (große Firma), haben wir Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit!
> Nur frühester Anfang und spätestes Ende ist festgelegt, damit
> Nachtschichten nicht angeordnet werden können.

Eine ähnliche Regelung haben wir auch.

Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Leute trotz fehlender Vorgaben 
eigentlich recht regelmäßige Arbeitszeiten haben. Im Team weiß man also 
spätestens nach ein zwei Wochen, wann man Besprechungen ansetzen kann 
oder wann man den Kollegen am besten erreicht. Wenn eine Besprechung bis 
spät am Abend geht, kann man das gut am nächsten Tag ausgleichen.

Und man merkt schon ganz deutlich, dass es einfach unterschiedliche 
Typen gibt. Manche Leute sind einfach frühs um acht noch nicht fit, 
arbeiten dafür nachmittags umso effektiver. Und genauso ist es 
umgekehrt.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Ich denke auch das die Vorteile einer Zeiterfassung die Nachteile 
überwiegen.

Es gibt nur ein Konzept was ich für noch besser halte als 
Kernarbeitszeit + Gleitzeit.

Völlig freie Zeiteinteilung. Jeder kann kommen und gehen wie es ihm 
beliebt und muss keine Zeiterfassung machen. Das geht aber nur mit 
Leuten die hochmotiviert sind und etwas voran bringen wollen. Und mit 
modernen Arbeitsmethoden: Arbeit von jedem Platz aus mit vpn Zugriff und 
zentrale Terminierung und Triggerung per SMS für notwendige Fälle.
An einer Telefonkonferenz, Videokonferenz kann der Mitarbeiter auch von 
zu Hause aus teilnehmen.

Was nützt mir ein Mitarbeiter im Büro der übermüdet ist und fehlerhafte 
Arbeit leistet - soll er sich doch einen Tag erholen und über 
strategische Probleme so ganz nebenbei nachdenken und am nächsten Tag 
dann erholt die Probleme mit hoher Effizienz angehen.

von Hans Maulwurf (Gast)


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bei uns (Mittelständer) gibts offiziell keine Zeiterfassung, allerdings 
werden Tätigkeiten, also welche Aufgabe man an welchem Projekte von wann 
bis wann bearbeitet, gebucht. Zwar heißt es offiziell, nur 
Projektrelevantes zu buchen und dann auch nur im 15 Minutentakt, aber 
die Chefs schauen sich die Reports an - wer wieviel geleistet hat und 
was.

Überstunden gibt es jedoch nicht, daher versuche ich immer so bei 8,02 
bis 8,6 Stunden zu sein, um nicht zu viel Zeit dem Arbeitgeber zu 
schenken. Außerdem buche ich bei den Tätigkeiten meist so allgemein wie 
möglich "Bugfixing", "Prototyping", "Emails beantworten".

Dazu kommt eine Kernarbeitszeit von 9 bis 17 Uhr! (Manche ignorieren 
diese aber und meinen einfach früher gehen zu können, wenn sie mal um 
7:30 angefangen haben.)

von Klaus (Gast)


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Hans Maulwurf schrieb:
> Kernarbeitszeit von 9 bis 17 Uhr!

Was ist daran Kernarbeitszeit? Der Kern ist so groß, dass eigentlich 
nichts mehr für die Schale drumherum überbleibt. ok, Überstunden könnt 
ihr also machen, wann ihr wollt. Klasse...

von Neuer (Gast)


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Auch bei mir gibt es Zeiterfassung mit Kernzeit.

Kann mich der Meinung meiner Vorredner anschließen. Ist besser als feste 
Arbeitszeiten, weil jeder in seinem eigenen Rhythmus leben kann (früh 
anfangen, früh gehen oder später anfangen, später gehen).

Kernarbeitszeit ist sinnvoll um sicherzustellen, dass zu bestimmten 
Zeiten alle da sind. Nach kurzer Zeit kennt man auch die Angewohnheiten 
der Kollegen und weiß, wann und wie lange jeder in der Regel da ist. 
Kann mich Stefan L. anschließen, die meisten arbeiten relativ 
regelmäßig.

Vorteil ist auch, dass man z. B. Überstunden sammeln kann und dafür nach 
Absprache mal nur einen halben Tag arbeiten muss, ohne diesen als halben 
Urlaubstag nehmen zu müssen.

Mikropausen dürfte klar sein, Gang zur Toilette ist Arbeitszeit, Bäcker 
und Rauchen Freizeit. Hat aber an sich nix mit Zeiterfassung zu tun, 
sondern eher mit Arbeitsrecht.

Das Leute Zeit schinden um Überstunden zu sammeln, naja, kommt vor, aber 
diese Leute werden kaum bei fester Arbeitszeit volle Leistung bringen 
sondern eher die Zeit totschlagen, bis es endlich Feierabend ist.

von raketenfred (Gast)


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Also ich kann von meinem Praktikum berichten:

War eine Firma mit Gleitzeit(+-25h Zeitkonto afaik) und keine feste 
Kernzeiten.

Und man konnte bei ca 10 Leuten in der Abteilung auch schon fast die Uhr 
stellen, wann wer rein kam.
Meetings wurden halt vorher per E-Mail abgesprochen, was jedoch ehr 
einem Abnicken glich, weil jeder wusste wann der andere da ist.
Einen Tag war ein junger Familienvater mit Baby zu Hause um ca 11:30 
noch nicht da, normal war der so um 10:00 anwesend- und der Chef hat bei 
dem angerufen, jedoch nicht um beruflich Druck zu machen, sondern um 
einfach die privaten Sorgen zu regeln.

Frage ist bei eurem System dann, wie die Überstunden ausbezahlt werden, 
aber die Bürokratie dahinter ist echt gering, bei meinem Vater in der 
Firma hängen an zentralen Punkten Lesegeräte mit "großem" (8" schätze 
ich mal) Display, der hält einmal eben das Portemonnaie drunter und auf 
dem Display steht dann alles wichtige(Kommen/Gehen, Heutige Arbeitszeit, 
Stundenkonto), das ganze läuft vollelektronisch ab, nur das Anmelden von 
Abfeiern/Auszahlen muss mit einem Fresszetel/E-Mail kurz beim Chef 
angemeldet werden.

Ich persönlich würde Pro stimmen ;-)

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Neuer schrieb:
> Mikropausen dürfte klar sein, Gang zur Toilette ist Arbeitszeit, Bäcker
> und Rauchen Freizeit.

Wir hatten mal einen Kollegen der ging jeden Tag eine Stunde aufs stille 
Örtchen und las dort Zeitung während...
Nun sagten die Raucher: Wenn ich 10 Zigaretten am Tag rauche, so ist das 
auch eine Stunde - wieso sollte das einen Unterschied machen?

Beides sind ja notwendige Bedürfnisse, wenn auch das eine angeboren und 
das andere erworben wurde.

Man könnte jetzt auch sagen: Kaffeepause oder Darmpause. Nicht 
einzusehen das das Arbeitszeit sein soll.

von Neuer (Gast)


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Michael Lieter schrieb:
> Wir hatten mal einen Kollegen der ging jeden Tag eine Stunde aufs stille
> Örtchen und las dort Zeitung während...
> Nun sagten die Raucher: Wenn ich 10 Zigaretten am Tag rauche, so ist das
> auch eine Stunde - wieso sollte das einen Unterschied machen?
>
> Beides sind ja notwendige Bedürfnisse, wenn auch das eine angeboren und
> das andere erworben wurde.
>
> Man könnte jetzt auch sagen: Kaffeepause oder Darmpause. Nicht
> einzusehen das das Arbeitszeit sein soll.

Das mit dem Kollegen, der täglich eine Stunde auf der Toilette war, ist 
aber schon ein Extremfall. Man kann natürlich alles bis zum Äußersten 
treiben. Genauso wird es Raucher geben, die mehr und länger rauchen, 
wenn diese Zeit als Arbeitszeit zählt. Oder Leute, die in ihrer 
Anwesenheit sonst was machen außer arbeiten.

Wie du ja selber sagst ist das Rauchen ein selbst erworbenes Bedürfnis. 
Daher muss der Raucher auch die Konsequenzen tragen, also ausstempeln 
oder aufhören.

Toilettengang ist angeboren, kann man zu Recht auch nicht verbieten.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Neuer schrieb:
> Wie du ja selber sagst ist das Rauchen ein selbst erworbenes Bedürfnis.
> Daher muss der Raucher auch die Konsequenzen tragen, also ausstempeln
> oder aufhören.
>
> Toilettengang ist angeboren, kann man zu Recht auch nicht verbieten.

Ganz so einfach ist es nicht. Rauchen wird in modernen Betrachtungen als 
Mikromeditation angesehen - was der Toilettengang oder der 5 min Kaffee 
+ Schwatz am Automaten ja auch sind - können alle ja auch zu Hause 
machen.
Den Toilettengang kann man sich locker den ganzen Tag verkleifen oder 
auch den ganzen Tag nicht rauchen = also gleiches Recht für alle.

von Neuer (Gast)


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Naja, den Toilettengang den ganzen Tag verkneifen ist schon ein bisschen 
weit hergeholt. Das wären bei acht Stunden Arbeitszeit, einer halben 
Stunde Mittag und einer Stunde Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsplatz = 9,5 
Stunden.

Der Schwatz beim Kaffee holen geb ich dir prinzipiell recht. Dient aber 
auch der Förderung des Arbeitsklimas, wenn man mit Kollegen sich ab und 
zu privat unterhält und ist damit ja auch nicht kontraprokuktiv.

Abgesehen davon haben die Raucher ja das gleiche Recht auf 
Toilettenpause, Kaffee holen usw. wie alle anderen auch. Gesteht man 
ihnen das Rauchen während der Arbeitszeit zu, haben sie durch ihr selbst 
angewöhntes und verschuldetes Verhalten ja zusätzliche Vorteile 
gegenüber den Nichtrauchern. Das wäre ja wohl alles andere als fair oder 
sinnvoll.

von ** (Gast)


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Das hat wenig mit Gleitzeit zu tun. (Raucherpause, Toilettengang, usw.)

> Toilettengang ist angeboren, kann man zu Recht auch nicht verbieten.
Der ist cool "angeboren" :-)

Also ich bin ca. 1/3 des Tages auf der Arbeit. Somit kann ich jedes 
dritte mal während der Arbeitszeit zum Frisör :-) Wachsen Haare auch 
Nachts?

Ich kenne Kollegen, die brauchen während der Arbeitszeit gar nicht auf 
Toilette. (Ich weiß: Ungesund)

Extremfälle gibt es immer und Überall.


Das sind alles Regelungen, welche von der Gleitzeit nicht berührt werden 
sollten.

Kann alles laufen wie vorher. Wenn vorher Raucherpausen Freizeit war 
bleibt es so und man bucht sich aus. Wo ist das Problem?

Ich habe auch mal in einer Firma mit Gleitzeit gearbeitet, wo zum 
Rauchen nicht ausgestempelt wurde.
Diese Kollegen "mussten" jeden Tag 15 Minuten länger arbeiten. Wurde von 
den Rauchern beschlossen und fertig.
Der Hintergrund war, dass die Zeiterfassung im 1/4-Stundentakt lief.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Neuer schrieb:
> Das wäre ja wohl alles andere als fair oder
> sinnvoll.

Nicht unbedingt. Es gibt sehr effiziente Kurzschlüsse in den 
Raucherpausen - so hab ich als Projektleiter immer den Controller einer 
Firma getroffen für die ich ein großes Projekt bearbeitet habe und ganz 
ohne Besprechung über sinnlose Dinge mit viel Arbeitszeitvernichtung 
konnten wir als Raucher mal eben nebenbei Probleme klären auf ganz 
kurzem Dienstweg.
In den Raucherclubs gelten alle als gleichwertig und man spricht völlig 
unbefangen ganz direkt über die Dinge, die auch nicht weiter erzählt 
werden.
Oder auch sowas: Ach interessant, du gehst morgen in den Urlaub, dann 
kann ja das und das erst in 2 Wochen bearbeitet werden - was die 
Zeitpläne völlig verändert und Druck raus nimmt - das hätte ich nie 
erfahren und Leute völlig unnötig zu Überstunden gezwungen, wegen einem 
Termin der nur in einer Liste steht, praktisch aber noch 2 Wochen mehr 
Zeit hat.

von Neuer (Gast)


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Michael Lieter schrieb:
> Es gibt sehr effiziente Kurzschlüsse in den
> Raucherpausen - so hab ich als Projektleiter immer den Controller einer
> Firma getroffen für die ich ein großes Projekt bearbeitet habe und ganz
> ohne Besprechung über sinnlose Dinge mit viel Arbeitszeitvernichtung
> konnten wir als Raucher mal eben nebenbei Probleme klären auf ganz
> kurzem Dienstweg.

Naja, das hat aber nix mit der Raucherpause an sich zu tun, du 
bestätigst damit lediglich meine Behauptung, dass ein bisschen Schwatzen 
mit den Kollegen sinnvoll sein kann. Das können Nichtraucher auch.

IMHO ist es weder fair noch sinnvoll, warum die Raucher mehr Arbeitszeit 
für private Dinge aufwenden dürften als Nichtraucher, wenn das Rauchen 
zur Arbeitszeit zählt.

Aber ich geben   recht, wir sind vom Thema abgeschweift. Raucherpausen 
als Arbeitszeit hat nur bedingt mit der Fragestellung pro & kontra 
Zeiterfassung zu tun.

von coolcoker (Gast)


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Also Zeiterfassung ist aus meiner Sicht Fluch und Segen gleichzeitg. Ich 
kenne sie von früher aus einer 10 Mann Firma. Wir hatten Kernzeit 9-15 
Uhr. Alles andere ging natürlich auch mit Absprache wenn man mal eher 
weg musste.

Einerseits ist es gut das die Zeiten unstechlich erfasst werden. Das 
vermeidet Neid wenn jemand mal früher geht oder später kommt. Ich kann 
mich für Privatkram ausbuchen und eine halbe Stunde später wieder 
einloggen.

Die Raucherei hatten wir auch mal als Thema. Zu Anfang wurde es nicht 
erfaßt und jeder Raucher stand pro Stunde 5-10 Minuten draussen. Auf 
acht Stunden gerechnet kommt da schon was zusammen (8x 5min=40 min !). 
Dann hat es geknallt und seit dem müssen sich die Qualmer ausbuchen. 
Echt erstaunlich wie schnell man dann seine Zippe auch rauchen kann :-) 
Finde ich nur gerecht.

Nervig ist allerdings wenn jemand vergessen hat sich auszubuchen. Dann 
muss man zur Buchhaltung und die trägt die Zeit nach weil sonst die 
Stundensumme nicht paßt.

In der Summe finde ich sie aber gut weil sie einfach unbestechlich ist.

von Long John Silver (Gast)


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Klaus schrieb:
> Was ist daran Kernarbeitszeit? Der Kern ist so groß, dass eigentlich
> nichts mehr für die Schale drumherum überbleibt. ok, Überstunden könnt
> ihr also machen, wann ihr wollt. Klasse..

In der Tat. Bei einem Bewerbungsgespräch wurde mir mal sogar gesagt, die 
Kernarbeitszeit sei zwischen 8 und 17 Uhr, man hat faktisch 
Schichtdienst bei nur einer Schicht.

Ich bin eigentlich zufrieden, wie es in meiner Firma gelöst ist. 
Kernarbeitszeit von 9 bis 15 Uhr. Und wenn man diese verletzt, ist es 
auch nicht so schlimm. Ich fände es furchtbar, wenn der Arbeitgeber sich 
völlig inflexibel zeigen würde. Immerhin sind meine Kollegen und ich 
jederzeit bereit zu arbeiten, da Projekte weltweit abgewickelt werden. 
Und dann möchte Flexibilität auch im Gegenzug, um private Projekte 
abzuwickeln, z. B. zu Hause sein und die Möbellieferung abwarten.

von Long John Silver (Gast)


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Jetzt habe ich ganz vergessen, den ursprünglichen geplanten Senf 
hinzuzugeben:

Ich und alle meine Kollegen empfinden Zeiterfassung als lästig. Das hat 
nichts mit Überwachung zu tun, sondern wie sie umgesetzt wird. Wichtig 
ist, dass man einfaches System hat, welches in der Bedienung konsistent 
und selbsterklärend ist. Bei uns in der Firma haben wir sogar zwei 
Systeme. Das eine ist solala, das andere ist so ein Dreck, dass die 
Mitarbeiter sogar geschult werden müssen, dass sie es richtig anwenden. 
Das ist kein Witz. In meiner alten Firma wurden temporär auch zwei 
Systeme genutzt, aber halt nur temporär, weil das erste durch ein 
neueres abgelöst wurde.

Ich meiner ehemaligen Firma war es sogar so, dass die Mitarbeiter 
stundenweise ihre Tätigkeiten notiert haben: 2 h für diese Aufgabe, 1 h 
für diese etc. pp. Das ist Bürokratisierung und ist gerade in der 
Softwareentwicklung fehl am Platze, weil plötzlich zwei völlig 
verschiedene Aufgaben, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun 
haben, plötzlich sehr viel miteinander zu tun haben. Zum Beispiel 
Fehlerbehebung: Zwei Fehler werden protokolliert und angegriffen. Man 
löst den ersten Fehler und wundert und sich, warum der zweite Fehler 
nicht reproduzierbar ist. Vielleicht weil der die gleiche Ursache hatte. 
Das geht ja gerade noch so, aber was ist, wenn den ersten Fehler ein 
Mitarbeiter beheben soll und ein anderer Mitarbeiter den zweiten?

Ein Softwareentwickler ist doch kein  Klempner. Ein Klempner geht in 
eine Wohnung, macht seine Aufgabe und fertig. Danach wechselt er in eine 
andere Wohnung (anderes Haus) und macht dort eine Aufgabe, die mit der 
ersten in keiner Wechselbeziehung steht.

Und das ist der Grund, warum, Zeiterfassung bei Ingenieuren so auf 
Widerstand stößt.

von Hans Maulwurf (Gast)


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.... in meiner Firma (Softwareentwicklung) ist die Tätigkeitserfassung 
ähnlich: Minutengenau jede Aufgabe protokollieren. TODOs stammen dabei 
vom Projektmanagement, werden aber in den meisten Fällen mündlich durch 
die Vorgesetzten eingeschoben. Anstatt die Projektplanung anzupassen, 
soll der jeweilige Mitarbeiter sich selbst ein TODO zur genannten 
Aufgabe erstellen, eine Grobabschätzung liefern und dann fleißig auf die 
Aufgabe buchen. Immerhin ist das dynamischer und agiler, als Aufgaben 
erst vom PM genehmigen und anlegen zu lassen, was nachträgliches 
"Umbuchen" bereits erfasster Zeiten in den meisten Fällen vermeidet.

In meinem Quartalsgespräch wurde an mir bemängelt, dass ich zu viele 
unterscheidliche Aufgaben bearbeiten würde und mich eher darauf 
konzentrieren sollte, mal einen Tag oder zwei bei einem Thema zu 
bleiben. Das kam von genau der richtigen Person, nämlich dem 
Vorgesetzten mit immer neuen Ideen und Angelegenheiten, die schnell noch 
getan werden müssten, ohne zuende geplant zu sein.

von Paul Baumann (Gast)


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Manch Einem geht die Zeiterfassung auf den Wecker...

;-)
MfG Paul

von Alex W. (a20q90)


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Bedenke, das bei der Zeiterfassung die Mitarbeiter anfangen könnten, am 
Arbeitsplatz zu Essen, und zeitgleich ihre Arbeit verrichten, um am Ende 
des Tages die Pausenzeit "durchgearbeitet" haben (weil sie nur etwas 
gegessen haben, und keine echte Pause machten) und dann eventuell früher 
gehen oder das ganze abfeiern/ausbezahlen lassen!

Ich würde Dir empfehlen keine Zeiterfassung in dem Sinne zu machen! 
Lediglich die Anwesenheit würde ich damit erfassen, um sicherzustellen 
das die Mitarbeiter ihre Kernarbeitszeiten einhalten. Sonst fängt das 
ganze an auszuufern!

von Mine Fields (Gast)


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Alex W. schrieb:
> Bedenke, das bei der Zeiterfassung die Mitarbeiter anfangen könnten, am
> Arbeitsplatz zu Essen, und zeitgleich ihre Arbeit verrichten, um am Ende
> des Tages die Pausenzeit "durchgearbeitet" haben (weil sie nur etwas
> gegessen haben, und keine echte Pause machten) und dann eventuell früher
> gehen oder das ganze abfeiern/ausbezahlen lassen!

Das wird normalerweise so gelöst, dass es feste Pausenzeiten gibt, die 
automatisch abgezogen werden. Nur wenn man länger Pausen machen möchte 
oder man das Betriebsgelände verlässt, wird ausgestochen.

Diese minutengenaue Zeiterfassung klingt zwar lästig, aber wer sagt 
denn, dass man wirklich jede Minute genau einer Aufgabe zuordnen soll? 
Diese Werkzeuge sind doch meistens nur für das Controlling, um die 
Arbeitszeit den Kunden oder Projekten abrechnen zu können. Oder wird bei 
euch kontrolliert, ob jetzt wirklich Bug XY in genau 26 Minuten 
bearbeitet wurde?

von Hans Maulwurf (Gast)


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Stefan L. schrieb:
> Diese Werkzeuge sind doch meistens nur für das Controlling, um die
> Arbeitszeit den Kunden oder Projekten abrechnen zu können. Oder wird bei
> euch kontrolliert, ob jetzt wirklich Bug XY in genau 26 Minuten
> bearbeitet wurde?

Nein, das wird natürlich nicht exakt kontrolliert, jedoch schauen sich 
die Vorgesetzten gern die Reports an und so ist es bereits mehrfach 
vorgekommen, dass man einen Anruf erhält, kurz nachdem man mit einer 
neuen Aufgabe begonnen hat, ob man denn schon erste Ergebnisse hätte. 
;-)

Außerdem buche ich nicht immer exakt und wenn ich Runde, dann zu meinen 
Gunsten. Letztens beim Pairprogramming nicht an meinen PC gewesen und 
somit nicht buchen können - war auch egal. Oder man bucht eine Tätigkeit 
von morgen bis abends. Die obligatorische Pause habe ich denn als 
negative (Start nach Endzeit) gebucht. Gut, dass das System sowas 
akzeptiert ;-)

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Hans Maulwurf schrieb:
> Bug XY in genau 26 Minuten
>> bearbeitet wurde?
>
> Nein, das wird natürlich nicht exakt kontrolliert

Man kann aber einfach eine Statistikanalyse machen und weiß dann welche 
Zahlen richtig zufällig oder einfach willkürlich eingetragen wurden.
Das wird verwendet um Bilanzen zu prüfen da die Zahlen nicht wie man 
annehmen würde gleichverteilt sind - sind sie nicht.

Ich kenne Granulierung der Zeiterfassung auf 10 Minuten - das wird der 
Wirklichkeit nicht gerecht und ich denke auch man sollte vielleicht nur 
die Anwesenheit erfassen und fertig.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ohne mich jetzt ueber Zeiterfassung auslassen zu wollen... die ist egal. 
Wichtig ist dass der Chef sieht, dass man da ist, regulaer da ist. Denn 
die Projekte werden wegen Unterschaetzen ueberzogen, erfahren 
Verzoegerung. Da war man wenigstens da.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Zeiterfassung macht Sinn, wenn alle dem unterliegen.
Und nicht z.B. ab Abteilungsleiter aufwärts ohne Erfassung arbeiten.

Software zur Zeiterfassung macht dann Sinn,
wenn ein Scheff nicht in den Zeitkonten herum manipuliert.
Das kommt leider immer mal vor und ich war mal in einer solchen 4ma.

Seitdem notiere ich mir auch jetzt immer noch meine "kommen und gehen" 
Zeiten.

wenn alles stimmt,
Erzeugt eine Erfassung definitive Werte
und man bracht nicht irgendwodran herumzudeuteln.

wie früher(TM) auf der Stechkarte:
wenns rot is', isses rot.

BTW hier wollte man kürzlich die vorgehende Uhrzeit im Erfassungssystem 
wieder richtig einstellen. Natürlich während alle Kollegen da waren ;)

: Bearbeitet durch User
von Mark B. (markbrandis)


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Oh D. schrieb:
> Wichtig ist dass der Chef sieht, dass man da ist, regulaer da ist.

Nö. Wichtig ist, dass man vernünftige Arbeitsergebnisse abliefert.

> Denn die Projekte werden wegen Unterschaetzen ueberzogen, erfahren
> Verzoegerung. Da war man wenigstens da.

Wenn ein Projekt von vornherein falsch aufgesetzt wurde, zum Beispiel 
weil der Aufwand krass unterschätzt wurde, dann kann ein Entwickler das 
durch Anwesenheit auch nicht mehr retten.

von chris (Gast)


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Arbeitgeber sind im Übrigen dazu verpflichtet (ArbZG §16 Abs. 2) 
aufzuzeichnen wenn länger als die erlaubten 8 Stunden pro Tag gearbeitet 
wird.

von Pandur S. (jetztnicht)


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>Wenn ein Projekt von vornherein falsch aufgesetzt wurde, zum Beispiel
weil der Aufwand krass unterschätzt wurde, dann kann ein Entwickler das
durch Anwesenheit auch nicht mehr retten.

Es geht auch nicht darum, das Projekt zu retten, sondern um sich dem 
Vorwurf auszusetzen, man waere zuwenig dabei gewesen.

von Inkognito (Gast)


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Klara schrieb im Beitrag #4652204:
> Natürlich hat die Zeiterfassung Vor- sowie Nachteile. Wobei ich ja der
> Meinung bin, dass sie sich ziemlich die Waage halten.

Hast du Langeweile, oder warum kramst du einen zwei Jahre
alten Thread ohne konkreten Anlass wieder aus der Versenkung?
Das Thema war doch längst erledigt.

von Inkognito (Gast)


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Huch, sind ja sogar schon über 5 Jahre.

von wurzelpeter (Gast)


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Zeiterfassung hat nur Vorteile. Für den AN.
Ohne Zeiterfassung idR erst ab "Leitenden Angestellten mit 100.000+ 
Euros"

Vertrauensarbeitszeit heißt, dass der AG darauf vertraut, dass der AN 
mehr arbeitet als er muss.

Bei uns haben wir mobiles Arbeiten, jeder kann (im Rahmen seiner 
möglichkeiten) überall und jederzeit arbeiten. Es gibt auch keine festen 
Arbeitszeiten. Die meisten halten sich idR trotzdem an normale Zeiten, 
aber es ist auch kein Ding dann private Termine mal um 9 Uhr zu legen um 
dann erst um 11 Uhr zu kommen.

Nur, die Stunden müssen schon stimmen.
Für einen guten Lohn liefere ich gute Arbeit. Ich sitze auch mal am WE 
vor dem Firmenlaptop und werte Fehlerlogs aus. Ich fliege auch mal 
spontan zum Kunden, wenn dort was zwickt und keienr bekommt es hin.
Nur die Zeit kommt dann auch aufs Konto und kann abgefeiert werden.
Bei Vertrauensarbeitszeit ist das ja nicht immer gegeben und wird dann 
auch seltener registriert (so meine Meinung).

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