Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik logicport vs. saleae logic vs. standallone LA


von V. B. (dr-robotnik)


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Hallo zusammen!
Meine ersten Rechnungen wurden bezahlt und den Gewinn möchte ich 
umgehend in "Betriebsmittel" investieren. :-)
Unter anderem möchte ich mir einen kleinen Logic Analyzer zulegen.
Ich habe mir dazu den Logicport von Intronix und den saleae logic 
angeschaut. Außerdem diverse Angebote von gebrauchten großen älteren LAs 
von HP etc. Einen großen benchtop LA möchte ich mir eigentlich nicht 
anschaffen weil der so viel Platz wegnimmt und ein Notebook hab' ich 
ohnehin auf dem Tisch stehen und die kleinen USB-LA's kann man inkl. 
Notebook auch mal schnell zum Kunden mitnehmen.
Einen LA würde ich hauptsächlich dazu brauchen um µController- oder 
evtl. FPGA-Schaltungen zu debuggen oder auch mal um ein unbekanntes 
Protokoll analysieren zu können.
Ich bin jetzt ziemlich unentschlossen. So wie ich das sehe liegt die 
stärke des Logicport in der hohen Samplingrate von 500MHz, dafür ist die 
Speichertiefe ziemlich gering. Der saleae logic hat hingegen eine 
geringe abtatstrate von nur 25MHz dafür aber eine riesige Speichertiefe 
von einem MSample. Was ist in der Praxis besser um einen möglichst 
universellen Einsatz zu ermöglichen?
Die Stärke der alten großen standallone LAs liegt sicherlich in der 
großen Anzahl der Kanäle, dafür haben die soweit ich das sehen kann 
keine Interpreter für verschiedene heute gebräuchliche Protokolle, oder?
Braucht man die 64+ Kanäle in der Praxis überhaupt, wo doch heute die 
meißten Protokolle eher seriell sind?
Könnt ihr mir ein paar Tips geben? Hat vieleicht jemand schon beide den 
logicport und den saleae logic ausprobiert und kann von seinen 
Erfahrungen berichten, vieleicht sogar im Vergleich zu einem großen 
stand allone LA?

Vielen Dank schon mal und viele Grüße!

von Tom M. (tomm) Benutzerseite


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V. Baumann schrieb:
> Der saleae logic hat hingegen eine
> geringe abtatstrate von nur 25MHz dafür aber eine riesige Speichertiefe
> von einem MSample.

... und ausserdem funktionierende Software auch für OSX (endlich, hat 
lange gedauert). Die SW ist einfach gestrickt aber dennoch nützlich. Das 
Gerät ist "plug&play" und dank 8 Kanälen kann man sich recht austoben.

Mit den ~20Mhz Samplerate klappen Analysen von Signalen bis etwa 5Mhz 
zuverlässig (Oversampling). Hab damit SPI, UART und LCD Kommunikation 
abgegriffen.  Der kleine Parser "versteht" auch UART, SPI & Co, d.h. er 
zeigt über den Samples die Hexwerte oder Chars an.

Und das Teil schneidet wirklich lange mit, auch bei höchster Samplerate 
noch 10+ Sekunden (weiss gerade nicht mehr wie lange).

Mit 149USD "reasonably priced", IMHO.

Erfahrungen mit anderen Geräten hab ich leider nicht.

> standallone

Der Schauspieler heisst Stallone, du meinst eher "stand-alone". ;)

von V. B. (dr-robotnik)


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Tom M. schrieb:
> V. Baumann schrieb:

> Der Schauspieler heisst Stallone, du meinst eher "stand-alone". ;)

Lol sorry blöder fehler - ich schiebs mal auf den Schlafmangel der 
letzten Tage ;-)

von Lukas K. (carrotindustries)


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Ich habe so einen alten 80er Jahre LA von GOULD hier, ich denke die von 
HP waren nicht viel besser/schlechter

Vorteile gegenüber USB-Anhängseln:
•geek-faktor (5" grüner monochrom CRT)
•48 Kanäle
•Man kann sich die Finger dran wärmen
•ein Fenster weniger aufm Bildschirm
•5,25" Diskettenlaufwerk (inzwischen abmontiert, da zu groß)
•Disassembler von Diskette ladbar
•-10 bis +10V Logikpegel-Schwelle

Nachteile:
•Groß
•Schwer (>20kg)
•Laut (Staubsauger ungefähr)
•hoher Spritverbrauch (500W)
•keine serielle Protokollanlyse

Nun entscheide selbst, was dir besser gefällt. Ich jedenfalls würde für 
so ein Monster kein Geld ausgeben, aber einem geschenkten Gaul ...

von rumpel (Gast)


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Wäre der Open Bench Logic Sniffer keine alternative? Der steht mit 
seiner Leistung irgendwo in der Mitte, ist aber unschlagbar günstig

von Michael (Gast)


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den LA von saleae gibt es inzwischen auch als 16 Port Device, nur falls 
die 8 Ports zu wenig wären. Toll finde ich die mitglieferten Clamps und 
die Transport Tasche.

ich selbst habe die 8 Port Version und bin sehr zufrieden damit. Leider 
geht die Entwicklung neuer Protokoll Parser eher zögerlich voran, aber 
das stört mich nicht. Vor Kurzem hat es eine neue SW Release mit 
Manchester Decoder gegeben.

lG Michael

von Frank K. (fchk)


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V. Baumann schrieb:

> Einen LA würde ich hauptsächlich dazu brauchen um µController- oder
> evtl. FPGA-Schaltungen zu debuggen oder auch mal um ein unbekanntes
> Protokoll analysieren zu können.
> Ich bin jetzt ziemlich unentschlossen. So wie ich das sehe liegt die
> stärke des Logicport in der hohen Samplingrate von 500MHz, dafür ist die
> Speichertiefe ziemlich gering. Der saleae logic hat hingegen eine
> geringe abtatstrate von nur 25MHz dafür aber eine riesige Speichertiefe
> von einem MSample. Was ist in der Praxis besser um einen möglichst
> universellen Einsatz zu ermöglichen?

DAS hängt vom konkreten Einsatz nachher ab.

Ich habe den Logicport und muss sagen, dass das eine meiner besten 
Investitionen war. Der begrenzte interne Speicher ist gar nicht so wild 
für mich. Die Triggermechanismen sind sehr gut, und damit bekommst Du 
das zu sehen, was Du sehen willst. Für die Entwicklung von Schaltungen 
und für die Softwareentwicklung ist das völlig ok.

25 MHz Sample Rate wären mir deutlich zu wenig. 100 MHz sollten es schon 
sein.

Fürs Reverse Engineering oder Protokollanalyse ist viel Speicher und ggf 
auch ein Standalone-Modus nützlich. Anderer Einsatzzweck, anderes Gerät.

> Die Stärke der alten großen standallone LAs liegt sicherlich in der
> großen Anzahl der Kanäle, dafür haben die soweit ich das sehen kann
> keine Interpreter für verschiedene heute gebräuchliche Protokolle, oder?
> Braucht man die 64+ Kanäle in der Praxis überhaupt, wo doch heute die
> meißten Protokolle eher seriell sind?

Der Logicport hat 32 Ports plus zwei Clocks, aber mehr als 16 Ports habe 
ich bislang nie gebraucht. Ich kenne die alten HP LAs, aber ich vermisse 
sie nicht wirklich.

fchk

von Frank K. (fchk)


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So, ich habe mir den Saleae mal angeschaut:

Wie ich schon vermutet hatte, liegt dort der Schwerpunkt eher auf der 
Protokollanalyse. Die geringere Samplerate hängt wohl damit zusammen, 
dass das Teil gleichzeitig aufnimmt und überträgt, und so schnell ist 
USB2 eben nicht. Der Logicport captured alles im Blockram seines 
internen FPGA und überträgt dann. Deswegen kann er auch wesentlich höher 
in der Abtastrate gehen, aber das Blockram ist eben sehr begrenzt.

Die Triggerfunktionalität ist beim Logicport WESENTLICH ausgereifter, 
der Saleae hat hier weitaus weniger Möglichkeiten. Außerdem kann der 
Logicport nicht nur Timing, sondern auch State Analysen durchführen, 
sprich er kann seinen Takt aus dem Target bekommen und damit synchron 
zur zu debuggenden Schaltung arbeiten. Das geht beim Saleae gar nicht, 
weil er keinen dedizierten Clock-Eingang hat.

Wer primär an externen seriellen Bussen messen will, ist mit dem Saleae 
gut bedient. Für die eigentliche Logikanalyse in Digitalschaltungen ist 
der Logicport deutlich leistungsfähiger. Man kann aber auch ruhig beide 
kaufen - sie ergänzen sich schön.

fchk

von Christian R. (supachris)


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Was möchtest/kannst du denn ausgeben? Richtig genial ist beispielsweise 
der GoLogic von NCI. Gabs damals zu den LeCroy Waverunner dazu. 
Allerdings kostet der knapp 3000 USD. Vielleicht gibts den auch 
gebraucht mal. Wir haben auf Arbeit auch noch so ein Stand Alone Monster 
von HP. Naja, schnel ist er (2GS/s), aber laut, schwer, riesig und 
bedienen kann man den alles andere als intuitiv.
Momentan arbeite ich mit dem LeCroy-eigenen 36-Kanal am Wave Pro 7Zi. 
Das macht richtig Spaß. Ist aber auch eine völlig andere Liga....

von Jörg H. (idc-dragon)


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Um noch einen Kandidaten ins Rennen zu werfen: Ich habe mir einen USBee 
SX gekauft und bin sehr zufrieden damit. Das ist für mich so ziemlich 
das nützlichste Gerät der letzten Jahre. Ich wollte hier im Forum 
eigentlich mal einen eigenen Bericht drüber schreiben, aber die 
Trägheit...
Ich hätte nie gedacht, für was ich nun alles einen LA statt Scope 
einsetze. Vor allem wegen der Speichertiefe, das ist ein großes Plus. 
Kein Streß mehr mit Triggern, einfach laufen lassen, Probanden starten, 
später gucken.

Die Hardware dürfte so ziemlich das gleiche sein wie der Saleae (den ich 
auch in der Auswahl hatte): ein Cypress-USB-Baustein drin, sonst fast 
nix. Die Funktion kommt durch Software.
Beide sind schön klein, haben am Arbeitsplatz also kein 
Beharrungsvermögen, bei Profi-Geräten sind sind ja schon die Pods 
größer.

Was mir am USBee letztlich besser gefiel:
- Das Gehäuse ist aus Kunststoff, leicht und leitet nicht, daher kann 
das Kästchen ungefährdet in einem eingeschalteteten, zu testendem Gerät 
herumbaumeln.
- Mir gefällt die Software, die "neue" Suite ist (wohl von Saleae 
abgeguckt) schnell und praktisch, mit automatischen der Maus einrastend 
folgenden Meßeinblendungen. Im (damaligen?) Unterschied sind alle 
Protokolldekoder bereits dabei und kosten nicht extra. Es gibt auch ein 
freies SDK zum Bau von eigenen Dekodern (in VB), sowie eine C-Bibliothek 
zur Benutzung des Gerätes als Datenschleuder in eigenen Programmen. 
Letzteres habe ich schon mal gemacht. Die Hardware funktioniert auch als 
Generator.
- Die Produktpflege scheint mir ausgeprägter zu sein, es gibt von Zeit 
zu Zeit immer noch Updates. Saleae ist eine Einmannshow.

Wenn man hohe Geschwindigkeit oder Breite braucht ist das Gerät nicht 
geeignet, da braucht es ein zweites. Für meine uC-Basteleien mit 
seriellen Protokollen aller Art, Einschaltvorgängen, etc. ist es super, 
ein Schweizer Taschenmesser.
In Zukunft könnten Capture-Kästchen mit USB3 interessant sein, aber da 
sehe ich noch nichts.

Jörg

von V. B. (dr-robotnik)


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Christian R. schrieb:
> Was möchtest/kannst du denn ausgeben? Richtig genial ist beispielsweise
> der GoLogic von NCI. Gabs damals zu den LeCroy Waverunner dazu.
> Allerdings kostet der knapp 3000 USD. Vielleicht gibts den auch
> gebraucht mal. Wir haben auf Arbeit auch noch so ein Stand Alone Monster
> von HP. Naja, schnel ist er (2GS/s), aber laut, schwer, riesig und
> bedienen kann man den alles andere als intuitiv.
> Momentan arbeite ich mit dem LeCroy-eigenen 36-Kanal am Wave Pro 7Zi.
> Das macht richtig Spaß. Ist aber auch eine völlig andere Liga....

Ja, der GoLogic ist schon toll, aber leider jenseits meines Budgets. Ich 
möchte maximal so um 500€ für einen LA ausgeben.

von V. B. (dr-robotnik)


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Ja, den USBee hab' ich auch schon angeschaut.. das macht die 
Entscheidung leider nicht leichter ;-)

von gnuopfer (Gast)


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Hallo,


Ich hab sowohl einen LogicPort als auch einen USBee BusBee, der 
Logigport ist definiv as bessere Gerät.
Einziger Nachteil ist das Fehlen einer API über die man das Ding selbst 
austeuern oder eigene Decoder schreiben könnte. Für den USBee gibt es 
das, wenn auch nur gegen Aufpreis.
Aus Sicht der Zukunftssicherheit sind die 34 Kanäle des LogicPort meiner 
Meinung nach schon das unterste Limit, da es keine Möglichkeit zur 
nachträglichen Erweiterung gibt.

Richtig Interessant wird der USBee nur dann, wenn man Analoge und 
Digitale Signale gleichzeitig messen will (USBee RX). Da werden 
professionelle Lösungen (z.b. WaveJet+Logicstudio von LeCroy) sehr teuer 
und bringen für den Preisaufschlag zu wenig Mehrleistung.

mfg

von Uwe H. (uwehermann) Benutzerseite


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Logic Analyzer (auch unter 500.-) gibts wie Sand am Meer. Hier eine 
kleine Auswahl:

http://sigrok.org/wiki/Logic_Analyzer_Comparison

Die FX2-Dinger (Saleae Logic oder USBee oder USB-LPS oder diverse Klone) 
sind alle relativ limitiert wegen der "Live"-Übertragung der Samples 
über USB (keinerlei interner Speicher). Auch bei nur minimalem 
USB-Traffic wegen anderen angeschlossenen Geräten am PC/Laptop sinkt die 
Samplerate bzw. das Gerät verliert Samples. Wer sich die Platinen mal 
anschauen will:

http://sigrok.org/wiki/Saleae_Logic
http://sigrok.org/wiki/CWAV_USBee_SX
http://sigrok.org/wiki/Braintechnology_USB-LPS
http://sigrok.org/wiki/EE_Electronics_XLA_ESLA100
http://sigrok.org/wiki/Robomotic_MiniLogic
http://sigrok.org/wiki/Lcsoft_Mini_Board

Ich würde tendenziell eher zu einem Gerät mit (möglichst viel) internem 
Speicher raten (auch wenn die FX2-Dinger für viele Anwendungszwecke 
schon OK sind.

von Peter -NL (Gast)


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V. Baumann schrieb:
> oder evtl. FPGA-Schaltungen zu debuggen

LogicPort!

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