Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Royer Converter in Netzteilen


von Lukas K. (carrotindustries)


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Hallo Zusammen,
die meisten Schaltnetzteile sind Gegentaktwandler. Weshalb werden so 
selten resonante Topologien eingesetzt?

sich ergebende Vorteile wären:
*weniger Schaltverluste, da ZVS / ZCS
*bessere EMV, da Sinusförmiger Spannungs / Stromverlauf

Nachteile, die mir so einfallen
*hohe Ströme im Primärschwingkreis
 =>teurer MKP/FKP Kondensator

Die einzigen Resonanznetzteile die mir bekannt sind, sind die Netzteile 
der Tek 7000er Oszilloskope. Diese sind allerdings relativ abenteuerlich 
mit einem ASIC aufgebaut.

von Ernestus P. (malzeit) Benutzerseite


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Resonanzwandler sind im Leerlauffall und Niedriglastbereich nur schwer 
eher garnicht regelbar.


Zudem würde ich im Leerlauffall einen sehr schlechten Wirkungsgrad 
annehmen, da die Spule permanent magnetisiert bleibt und entsprechende 
Kernverluste erfährt.

von faustian (Gast)


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Die 7000er Netzteile sind auch recht gross und aufwaendig gemessen an 
der Ausgangsleistung! Der Grund war wohl eher interne EMV als Effizienz.

von Falk B. (falk)


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@  Luk4s K. (Firma: carrotIndustries) (carrotindustries)

>die meisten Schaltnetzteile sind Gegentaktwandler. Weshalb werden so
>selten resonante Topologien eingesetzt?

Was heißt selten? Heute gibt es schon ne Menge verschiedener 
(quasi)resonanter Schaltnetzteile und dazu passende ICs. Wie groß der 
Marktanteil ist, keine Ahnung.

>sich ergebende Vorteile wären:
>*weniger Schaltverluste, da ZVS / ZCS
>*bessere EMV, da Sinusförmiger Spannungs / Stromverlauf

Ja, aber.

>Nachteile, die mir so einfallen
>*hohe Ströme im Primärschwingkreis
> =>teurer MKP/FKP Kondensator

Der Royer Converter ist nur ein sehr einfacher Resonanzwandler. Und 
er ist allein nicht regelbar, das kann man nur über einen 
vorgeschalteten Buck-Converter (Step Down, aka Tiefsetzsteller). Der 
Nachteil der resonanten Netzteile ist AFAIK der höhere Konstruktions- 
und Bauteilaufwand.

MFG
Falk

von Lukas K. (carrotindustries)


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Aber könnte man nicht einfach die Basisansteuerung für die Transistoren 
für ein paar Perioden aussetzen5 lassen (Dflop), wenn die 
Sekundärspannung zu hoch wird?

von Falk B. (falk)


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@  Luk4s K. (Firma: carrotIndustries) (carrotindustries)

>Aber könnte man nicht einfach die Basisansteuerung für die Transistoren
>für ein paar Perioden aussetzen5 lassen (Dflop), wenn die
>Sekundärspannung zu hoch wird?

Könnte man. Aber dann schwingt der LC-Kreis noch nach, je nach 
Belastung.

von Lukas K. (carrotindustries)


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Falk Brunner schrieb:
> @  Luk4s K. (Firma: carrotIndustries) (carrotindustries)
>
>>Aber könnte man nicht einfach die Basisansteuerung für die Transistoren
>>für ein paar Perioden aussetzen5 lassen (Dflop), wenn die
>>Sekundärspannung zu hoch wird?
>
> Könnte man. Aber dann schwingt der LC-Kreis noch nach, je nach
> Belastung.

Na und? Ihm wird keine Energie mehr zugeführt, also sinkt die Amplitude.

von Jörg R. (Firma: Rehrmann Elektronik) (j_r)


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Luk4s K. schrieb:
> Falk Brunner schrieb:
>> @  Luk4s K. (Firma: carrotIndustries) (carrotindustries)
>>
>>>Aber könnte man nicht einfach die Basisansteuerung für die Transistoren
>>>für ein paar Perioden aussetzen5 lassen (Dflop), wenn die
>>>Sekundärspannung zu hoch wird?
>>
>> Könnte man. Aber dann schwingt der LC-Kreis noch nach, je nach
>> Belastung.
>
> Na und? Ihm wird keine Energie mehr zugeführt, also sinkt die Amplitude.

Nein, so einfach geht das nicht. Die Basisansteuerung der Transistoren 
des Royer-Oszillators darf niemals nie aussetzen. Selbst eine nur kleine 
Lücke im Stromfluß entlädt die in der vorgeschaltete Speicherdrossel 
gespeicherte Energie ungebremst über die vermeintlich gesperrten 
Transistoren und würde zumindest einen davon sofort zerstören.
Ganz davon abgesehen wäre diese Form der Spannungsregelung äußerst 
uneffektiv. Der Royer-Oszillator ist vom Prinzip her nicht 
kurzschlußfest. Wenn die Lastspannung deutlich sinkt, steigt der Strom 
stark an, genau wie bei einem einfachen 50-Hz-Trafo. Hast Du schonmal 
versucht, die Ladespannung am Siebelko eines 50-Hz-Netzteiles dadurch 
stabil herunterzuregeln, dass Du den Trafo über mehrere Perioden ein- 
und ausschaltest ?
Ich kann mich konkret auch an ein Kopierernetzteil erinnern, das 
primärseitig mit einem Royer-Oszillator aufgebaut war. Die Schaltung muß 
etwa wie die hier in Bild 11.2 C gewesen sein.
http://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap11_2/Kapitel11_2.html
Neben der zusätzlichen Drossel gibt es einen weiteren Nachteil: Bei 
Netzspannungsbetrieb treten an den Transistoren Spannung bis über 1 kV 
auf. Für diese einfache Schaltung werden bipolare Transistoren mit 
Spannungsfestigkeiten von min 1,2 kV benötigt. Hierzu eignen sich 
Zeilenendstufentransistoren für CRT-Monitore, die aber in Zukunft schwer 
beschaffbar sein dürften. Alternativ kann man den Royer-Oszillator auch 
mit IGBTs aufbauen. Zum sicheren Betrieb muß man aber auch einigen 
Schalktungsaufwand treiben. Siehe hier ganz unten:
http://www.joretronik.de/Oszillatoren/Oszillatoren.html
Das lohnt dann aber erst bei höheren Leistungen.

Jörg

von Lukas K. (carrotindustries)


Angehängte Dateien:

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Danke für deine ausführliche Erklärung. Ich habe gerade mal das 
Servicehandbuch des 7834 aufgeschlagen. Es handelt sich um einen 
Serienresonanzkreis in Serie zur Primärwicklung - also kein Royer 
Converter. Die machen die Regelung, indem das Einschalten verzögert 
wird.

von Falk B. (falk)


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Ein Royer Converter ist in erster Line für dauerhafte Teil- und Volllast 
ausgelegt, da läuft er optimal.

von Bastler (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Ein Royer Converter ist in erster Line für dauerhafte Teil- und Volllast
> ausgelegt, da läuft er optimal.

Also ich habe hier Halogennetzteile, das sind Royer Converter, und zwar 
ungeregelte.

von Lukas K. (carrotindustries)


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Bastler schrieb:
> Halogennetzteile

Die laufen i.d.R. auch mit konstanter Last.

von Fralla (Gast)


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Es gibt doch unmengen von Resonanten Netzteilen. Besondern im Telekom 
und Server Stromversorgungsbereich. Und genauso gibt es umengen am Regel 
ICs für Resonazwandler. Doch die Netzteile für Server und Telekombereich 
verwendenn Nachezu ausnahmslos DSP/FPGAs.
Vor einigen jahren baute man nach der PFC Stufe noch einen Auxilary Buck 
welcher die Spannung regelte, der Resonazwandler arbeitet als 
"DC-Transformator".

>Resonanzwandler sind im Leerlauffall und Niedriglastbereich nur schwer
>eher garnicht regelbar.

Das war mal... Gerade die LLC Topologie hat die Probleme nicht (oder 
weniger) kann man durch geschickte Regelung ausgleichen und wird sehr 
oft gemacht.
Im höheren Leistungsbereich, so 20kW bis paar 100kW kommen mit IGBTs 
heute ausschließlich Resonante Topologien zum Einsatz. ZVS verhindert 
zwar Enschaltverluste nicht jedoch dem Tailstrom.. Mit speziellen 
Topologien wie CLC kann dieser EInfluss verringert werden (langsamer 
Spannungsansteig am IGBT).

In einem von mir entwickleten Rectifier für den Telekom/Server Bereich 
ist sogar das Hilfsnetzteil ein LLC Wandler (Spart 3W gegenüber einem 
Sperrwandler), macht auf 4kW 0,08% Wirkungsgrad.

Also Resonate Topologien sind in jedem Leistungsbereich zu hauf im 
Eínsatz und es werden mehr. Mit Infineon CP Mosfets ist auch nicht mehr 
viel anderes möglich.

MFG Fralla

von Lukas K. (carrotindustries)


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Fralla schrieb:
> Doch die Netzteile für Server und Telekombereich
> verwendenn Nachezu ausnahmslos DSP/FPGAs.

Ein DSP für ein Netzteil, ich fass' es nicht!

von Falk B. (falk)


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@  Fralla (Gast)

>In einem von mir entwickleten Rectifier für den Telekom/Server Bereich
>ist sogar das Hilfsnetzteil ein LLC Wandler (Spart 3W gegenüber einem
>Sperrwandler), macht auf 4kW 0,08% Wirkungsgrad.

Da halt wohl mal wieder der Spieltrieb gesiegt . . .

>Also Resonate Topologien sind in jedem Leistungsbereich zu hauf im
>Eínsatz und es werden mehr. Mit Infineon CP Mosfets ist auch nicht mehr
>viel anderes möglich.

Sind die SO schlecht, dass man die nur resonant schalten kann? ;-)

@  Luk4s K. (Firma: carrotIndustries) (carrotindustries)

>Ein DSP für ein Netzteil, ich fass' es nicht!

Naja, ist weniger dramatisch als es klingt. Volldigitale Steuerung in 
Netzteilen ist halt der Trend seit ein paar Jahren, wenn gleich die 
Masse noch analog geregelt wird. Und für ein paar Euro bekommt man heute 
einen Hammer-DSP, die Kosten gehen im Rest unter. Angeblich soll man 
durch die digitale Reglung das Netzteil um ca. 1/3 kleiner bauen können.

MfG
Falk

von Lukas K. (carrotindustries)


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Bei DSP-Netzteilen stelle ich mir immer die Frage, was passiert, wenn 
der DSP stehen bleibt. Knallt's dann? Oder sind DSPs inzwischen was 
Zuverlässigkeit anbetrifft mit analogen Reglern gleichauf?

von Falk B. (falk)


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@  Luk4s K. (Firma: carrotIndustries) (carrotindustries)

>Bei DSP-Netzteilen stelle ich mir immer die Frage, was passiert, wenn
>der DSP stehen bleibt.

Wenn's richtg gemacht ist geht es nur aus. Failsafe by Hardware.

> Knallt's dann? Oder sind DSPs inzwischen was
> Zuverlässigkeit anbetrifft mit analogen Reglern gleichauf?

Keine Ahnung, ist aber anzunehmen. Denn schließlich läuft dort kein 
Windows 7 sondern eine recht deterministische, kleine Regelschleife. Die 
kann man deutlich besser testen als Windows.

MFG
Falk

von Fralla (Gast)


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>Ein DSP für ein Netzteil, ich fass' es nicht!

Die Netzteile/Rectifier im Telekommbereich sind keine einfachen 
"Netzteile".
Die haben einstellbare Spannung/Strom, Netzspannungsabhängiges Power 
Limit, Zwischenkreisspanung. PFC Stufen werden zu und weggeschaltet. 
Dann kommt ein genau definierter Voltage Droop hinzu für passives 
Current Sharing, Kommunikation für Aktives Current Sharing.
Da braucht man sowieso einen µC, der der Analogen Schleife dann was 
vorgaukelt. Im Endeffekt hatte ich früher einen OPV Friedhof mit vielen 
passiven Bauelementen (Temperaturgang, Alterung, Fehler), 
Diodenverknüpfungen. Zusätzlich unflexible PWM Controller für PFC und 
den DC/DC Wandler. In jeder Analogen Schleife kann man böse sein und zb. 
einen Kerko nieder/hochohmig machen, dass es knallt.

In der Digitalen, Version gibts nur mehr etwas Analog Zeug zu Messen, 
Treiber und etwas Sicherheitszeugs. (dsPIC Koparatoren könne in Hardware 
die PWM Ausgänge stillegen). Der interleaved CCM PFC hat einen DSP, und 
der DC/DC zb ein LLC mit Synchrongleichrichtug. Vorteil ist, dass man 
bei so flexibler Ansteuerung der SyncGLR noch etwas Wirkungsgrad 
rausholen kann. Sind zwar meist 2 DSP, sind trotzdem nur paar €.

Im Endeffekt wird das Netzteil dann kleiner, deutlich billiger, 
Zuverlässiger und Leistungsfähiger.
Ein nicht zu verachtender Nachteil: 2nd Source wird schwierig, im 
Gegensatz zu zb einem TL-082.


>Bei DSP-Netzteilen stelle ich mir immer die Frage, was passiert, wenn
>der DSP stehen bleibt. Knallt's dann? Oder sind DSPs inzwischen was
>Zuverlässigkeit anbetrifft mit analogen Reglern gleichauf?

Wie schon erwäht, wichtige Schutzfunktionen bleiben in Hardware.

Ich denke in Zukunft werden auch in simpleren Netzteil DSPs einziehen. 
Oder eher DSCs wie Microchip und Freescale ihre Teile (mit µC Typischer 
Peripherie nennen).

>Sind die SO schlecht, dass man die nur resonant schalten kann? ;-)
Die "hart schaltende" Fraktion denkt bestimmt so ;) die "Resonanten" 
Freuen sich und blicken auf die "hart Schalter" hinab und denken sich 
ihren Teil... (Spass)

MFG

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