Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Warum zwei parallele Dioden?


von Max (Gast)


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Hallo!

Bin Elektronik Anfänger und sehe mir gerade verschiedene Schaltungen an, 
um ein bißchen Hintergrundwissen aufzubauen.

Ich habe in einer Schaltung gesehen, dass eine BAT54C in der Zuführung 
der Versorgungsspannung verwendet wurde, so wie es im Anhang gezeigt 
ist. An der gemeinsamen Katohde der BAT hängt also der Rest der 
Schaltung, an den Anoden die Versorgungsspamnnung. Klar ist mir erstmal, 
dass dieses einen Verpolungsschutz darstellt. Mir ist aber unklar, 
welchen Vorteil die parallelgeschalteten Dioden gegenüber von nur einer 
Diode haben.

Kann jemand ein paar Schlagworte nennen, dass ich mal 
weiterrecherchieren kann? Vielen Dank!

Gruß!
Max

von mhh (Gast)


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Max schrieb:
> Kann jemand ein paar Schlagworte nennen,

Mehr Strom möglich als mit nur einer Diode (1,5fach, da Flußspannung nie 
ganz gleich ist).

von Ulrich (Gast)


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Bei den 2 Dioden hat man ggf. eine etwas kleinere Duchlassspannung, weil 
der Strom je Diode kleiner ist.  Wirklich sinnvoll ist das bei Dioden 
dieser große aber nicht. Da kann man besser eine etwas größere Diode 
wählen.

Die paralelschaltung von die Dioden sollte man eher vermeiden, weil sich 
der Strom nicht immer gleichmäßig aufteilt.

von Michael (Gast)


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Zwei Dioden direkt parallel zu schalten, ist ziemlicher Unfug.
Einziger Hintergedanke könnte gewesen sein, die maximale Strom 
belastbarkeit zu erhöhen. Da funkioniert aber nicht: Wenn durch eine 
mehr Strom fließt, erwärmt sie sich, die Vorwärtsspannung sinkt und es 
fließt nur noch mehr durch diese Diode.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Ertsmal sind wohl eh 2 Dioden im Gehäuse, tut also nicht weh, die 2. 
auch zu benutzen.
Vorteile:
-Strombelastbarkeit erhöht
-Spannungsabfall bei gegebenem Strom verkleinert

von A. R. (redegle)


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Schau dir mal das Datenblatt an.
http://www.datasheetcatalog.org/datasheet2/a/0si1ssxw0oqzch2i7r9j2wuoi13y.pdf
Meistens gibt es die 2 Dioden in einem Gehäuse.

von Peter R. (pnu)


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Als Erstes: parallel geschaltete Dioden sind normalerweise ein Fehler. 
Wegen ihrer Temperaturabhängigkeit würde nach kurzer Zeit eine der 
Dioden den ganzen Strom übernehmen.

Hier könnte es vielleicht gutgehen: Da beide Dioden thermisch gekoppelt 
sind (durch das Zusammenlöten) und wahrscheinlich aus der gleichen 
Charge stammen, kann das parallelschalten möglich sein.

von allesIstGutSolangeDuWildBist (Gast)


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Was macht der Strom im Knotenpunkt ?

von Michael (Gast)


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p.s.
Wenn beide Dioden wie bei der BAT54C in einem Gehäuse sind, ist die 
Stromverteilung allerdings besser, da die beiden thermisch gut gekoppelt 
sind.

von mhh (Gast)


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Michael schrieb:
> Da funkioniert aber nicht: Wenn durch eine
> mehr Strom fließt, erwärmt sie sich, die Vorwärtsspannung sinkt und es
> fließt nur noch mehr durch diese Diode.

Die Stromabhängigkeit der Flußspannung ist viel höher als ihre 
Verringerung durch die Temperaturerhöhung. Deshalb funktioniert es, 
obwohl es keine schöne Lösung ist.

von mr. mo (Gast)


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in der regel ist es so, dass wenn man schon dioden parallel schaltet man 
jeden zweig sogar noch einen widerstand verpasst um diese ungleichen 
durchlassspannungen besser aufteilen zu können.

problem ist halt nur, dass es je nach anwendungsfall schlecht ist noch 
einen widerstand in reihe zu haben.

von Max (Gast)


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Ja, die beiden Dioden befinden sich im selben Gehäuse. Immerhin scheint 
es kein Geheimnis hinter dieser Schaltungsweise zu geben, das mir 
entgangen ist...

Danke!
Max

von Falk B. (falk)


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Man könnte die Spielzeugdioden auch einfach durch eine passend 
dimensionierte Einzeldiode ersetzen. Jede billige 4001 reicht da locker 
und man muss nicht tricksen. Gibt es auch als SMD.

von Micha H. (mlh) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> Jede billige 4001 reicht da locker und man muss nicht tricksen.

Falk, vor dem posten auch mal nachdenken. Die BAT54C ist eine 
Schottky-Doppeldiode. Da ist nichts getrickst, die Schaltung ist völlig 
in Ordnung so.

von Max (Gast)


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@Micha H.

dann muss ich nochmal nachfragen: sind die oben gemachten Einwände also 
alle hinfällig?

Max

von Andreas K. (derandi)


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Micha H. schrieb:
> Da ist nichts getrickst, die Schaltung ist völlig
> in Ordnung so.

Wenn man sowas in der Bastelkiste rumliegen hat, gut, bauen wir die ein.
Aber welchen Sinn soll es machen, damit einen Plan zu zeichnen?
Die verwendete Diode ist eine Doppeldiode, Sinn macht es deswegen 
trotzdem keinen.

von mhh (Gast)


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Andreas K. schrieb:
> Sinn macht es deswegen
> trotzdem keinen.

Der kommt, wenn das die Schaltung von einem Massenprodukt ist und die 
notwendige Einzeldiode 0,15 cent teurer ist als die Doppeldiode...

von Micha H. (mlh) Benutzerseite


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Max schrieb:
> dann muss ich nochmal nachfragen: sind die oben gemachten Einwände also
> alle hinfällig?

Was ist "oben"?

Davon ausgegangen daß die Diode(n) elektrisch richtig dimensioniert 
sind: eine 1N4000 - egal welches Gehäuse - ist in jedem Fall größer, 
außerdem hat sie die falsche Flußspannung. Klar gibt es auch 
Einzeldioden in SOT23, aber wenn ich die BAT54 z.B. zum gleichen Preis 
oder gar billiger bekomme oder ich eh noch ein paar Tausend im Lager 
habe, verwende ich natürlich die. Im Vergleich zu einer Diode etwa in 
(Mini)Melf oder SMA habe ich durch das 3. Pad erhöhte mechanische 
Stabilität, außerdem muß ich nicht notwendigerweise kleben. Die 
Flußspannung verringert sich, wenn auch nur marginal. Die 
Verlustleistung verteilt sich auf 2 pn-Übergänge; die MTBF erhöht sich, 
wenn auch nur marginal. Ich habe also nur Vorteile davon, deshalb ist 
das völlig korrekt und richtig so, sowohl elektrisch als auch 
mechanisch.

von Falk B. (falk)


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@  Micha H. (mlh) Benutzerseite

>wenn auch nur marginal. Ich habe also nur Vorteile davon, deshalb ist
>das völlig korrekt und richtig so, sowohl elektrisch als auch
>mechanisch.

Kann es sein, dass du gerade eine akkuten Anfall von Beißreflex hast?
Wenn das alles so stimmen würde, würde man ja überall Doppeldioden in 
Parallelschaltung einsetzen. Macht man aber nicht.

Über den Sinn der Dioden in der Anwendung kann man nur spekulieren. Ich 
tippe mal auf eine der Millionen halbgaren Schaltungen aus dem Internet 
;-)

MFG
Falk

von MCUA (Gast)


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Ja. Man nimmt nicht 2 oder 4 oder 8 oder 16 oder 100, wenns auch mit 
einer geht.
(Zudem das Problem, wie oben geschildert, der Unsymmetrie der BE ist)

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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>Über den Sinn der Dioden in der Anwendung kann man nur spekulieren. Ich
>tippe mal auf eine der Millionen halbgaren Schaltungen aus dem Internet
>;-)
So wirds nicht sein.
In jeder grösseren Entwicklungsfirma gib's standart-BT die 1. auf Lager 
sind und 2. am Bestückautomaten gerüstet sind.
Es wird nicht gerne gesehen, dass neue BT eingeführt werden, falls das 
nicht unbedingt notwendig ist.
Also ein rein ökonomischer Grund.

Grüsse

von Horst-Egon (Gast)


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Die Schaltung ist absolut korrekt. Die BAT54 ist eine sehr gut 
erhältliche Diode mit geringer Vf. Hätte man jetzt besser eine teurere, 
schlechter zu bekommende Einzeldiode nehmen sollen nur "damits richtig 
aussieht"? Parallelschaltung ist hier kein Thema, da beide Dioden auf 
demselben Chip sind.

In der mittleren Leistungsklasse, so 10-30A im TO-220 und TO-247 
Gehäuse, gibt es fast nur Doppeldioden. Diese sind auch so spezifiziert, 
dass sich bei Parallelschaltung der max. Strom verdoppelt.

Nur weil ein paar Hobbybastler sowas noch nie gesehen haben und die 
Schaltung kritisieren "weil da sinn ja Diohden parallelgeschaldet dass 
geht ja mal gaa nich" heißt es nicht daß sie falsch ist.

von MCUA (Gast)


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Ja, in manchen Bereichen gibt es viele Doppeldioden, aber deshalb, weil 
meistens auch als Solche (also als 2 Dioden mit gem K., nicht als par. 
gesch. Diode) eingesetzt. ( bsp für Entstör an Umrichter usw.)

Aber -egal wie man es sehen will- eine par. gesch. DoppelDiode ist IMMER 
anfälliger als ne simple einfache Diode.
Und was wenn mal ne kalte Lötstelle an Anod? Dann merkt man es 
nichtmal.... ...Bis es sich in Rauch auflöst.

Ausserdem gibt es auch -obwohl auf gleichem Gehäuse- mehrere 
Möglichkeiten der unsymm. Belastung.

All das Zeugs entfällt bei nem simplen einfachen Bauteil.

von mhh (Gast)


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MCUA schrieb:
> Und was wenn mal ne kalte Lötstelle an Anod? Dann merkt man es
> nichtmal.... ...Bis es sich in Rauch auflöst.

MCUA schrieb:
> All das Zeugs entfällt bei nem simplen einfachen Bauteil.


Also kalte Lötstelle an einer Anode gibt es nur bei Doppeldioden? 
Witzig...

MCUA schrieb:
> Aber -egal wie man es sehen will- eine par. gesch. DoppelDiode ist IMMER
> anfälliger als ne simple einfache Diode.

In keinster Weise, wenn man die Spielregeln beachtet.

Aber bei dem China-LED-Kram gebe ich Dir da recht, wenn man sie als 
Diode betrachtet. Parallel ist da böse  :)

von Micha H. (mlh) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> Kann es sein, dass du gerade eine akkuten Anfall von Beißreflex hast?

Nö. Aber etwas abzulehnen nur weil man das aus 
Schule/Studium/Tietze-Schenk nicht kennt, ist nicht Begründung genug. Es 
kann andere Gründe geben, und die wurden genannt.

> Wenn das alles so stimmen würde, würde man ja überall Doppeldioden in
> Parallelschaltung einsetzen. Macht man aber nicht.

Weil es selbstverständlich nicht überall sinnvoll ist. Die Bedingungen 
unter denen es sinnvoll sein kann, wurden bereits genannt.


MCUA schrieb:
> eine par. gesch. DoppelDiode ist IMMER
> anfälliger als ne simple einfache Diode.

1. Ich schenke Dir ein "allel". Deine Tastatur scheint so verschlissen 
daß Du das nicht mehr tippseln kannst.
2. Begründe warum "immer".

> Und was wenn mal ne kalte Lötstelle an Anod? Dann merkt man es
> nichtmal

Eben.

> Bis es sich in Rauch auflöst.

Du scheinst hellsehen zu können. Wo im OP steht, daß die Kombo bei 
größer Imax der Einzeldiode betrieben wird? Oder gar werden muß?

von Wilhelm F. (Gast)


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In einer Schaltung hatte ich ein einziges mal auch eine Doppeldiode. Es 
war aber eine Reihenschaltung beider Dioden, mit Herausführung des 
Mittelpunktes. Sie diente da in der Schaltung einer zweiseitigen 
Amplitudenbegrenzung einer Steuerspannung. Also keine gemeinsame Anode 
oder Katode.

Wie man an diese Diode heran kam, kann ich mir nur so erklären, daß sie 
mal billiger war als zwei Einzeldioden. Und man sich dann einen 
Riesenposten davon einkaufte. Denn manche sparen akribisch jeden 
hundertstel Cent. Bei geringerer Bauteilgröße als zwei Einzeldioden 
sparte man aber auch Fläche auf der Platine, und wenn es nur ein paar 
Quadratmillimeter waren.

von MCUA (Gast)


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>> Und was wenn mal ne kalte Lötstelle an Anod? Dann merkt man es
>> nichtmal.... ...Bis es sich in Rauch auflöst.
>Also kalte Lötstelle an einer Anode gibt es nur bei Doppeldioden?
>Witzig...
Deine Folgerung ist witzig:
Kalte Lötstelle an einer normalen Diode merkt man direkt, weils dann 
nicht geht (und man es dann reparieren kann). An einer 
par.gesch.Doppeldiode merkt man es ggfs nicht, weil die andere Diode ja 
noch dran ist (und das somit aber später zum Problem werden kann).

Also sind zwei par. gesch. Teile IMMER anfälliger als eins.

von mhh (Gast)


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MCUA schrieb:
> Also sind zwei par. gesch. Teile IMMER anfälliger als eins.

Stimmt, entweder geht der Fernseher oder der Kühlschrank eher kaputt als 
der Staubsauger...

von Winfried (Gast)


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Vielleicht gehts ja auch nur um 5mA Gesamtstrom, dann sind thermische 
Überlegungen nicht relevant, zumal ja sowieso beide thermisch gekoppelt 
sind. Wenn 2 Dioden auf einem Chip dann auch nahezu identische 
Flussspannung haben (was technologisch denkbar ist), wäre 
Parallelschaltung wohl hauptsächlich für die Herabsetzung der 
Flussspannung sinnvoll. Warum dann nicht eine stärkere Diode? Vielleicht 
war die teurer oder eine organisatorische Frage, weil diese auf Lager 
war.

So steil ist die Kennlinie bei geringen Strömen nicht, so dass selbst 
eine kleine Abweichung der Flussspannung nicht sonderliche Auswirkungen 
auf unterschiedliche Ströme hat.

Trotzdem: Auch ich hab in der Lehre gelernt, sowas macht man nicht.

von Horst-Egon (Gast)


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> Trotzdem: Auch ich hab in der Lehre gelernt, sowas macht man nicht.

LOL, genau das meinte ich. Unhinterfragtes Halbwissen. "So hab ichs aber 
gelernt!" oder, "Das haben wir immer schon so gemacht!".

Ein Ausdruck des deutschen innovationsfeindlichen Ungeistes.

von Thomas K. (rlyeh_drifter) Benutzerseite


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Ist die Schaltung aus einer großen Serienfertigung? Die haben das SOT-23 
Gehäuse vielleicht lieber als SMB, viel wahrscheinlicher ist einfach der 
Preis besser.
Bei sowas aber auf die Leckströme aufpassen, der vergrößert sich ;-)

von Simon H. (simi)


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Also mal zusammenfassen:

1. Dioden zwecks Aufteilung der Belastung parallel zu schalten, ist ein 
heisses Eisen, weil das nicht so einfach funktioniert wie bei 
Widerständen.

2. SOT23-Doppeldioden sind sehr verbreitet und oft Standardinventar in 
grösseren Firmen.

3. Wenn man nun diese Doppeldiode aufgrund von (2) einsetzt, ergeben 
sich folgende Möglichkeiten:
  3a Die eine Anode offenlassen
  3b beide Anoden kurzschliessen

4. Was kostet 3b gegenüber 3a? Produktionskostenmässig nichts. Nicht zu 
unterschätzen sind aber die Kosten, die genau diese Diskussion 
darstellen: Leute, die im Studium/Lehre gelernt haben, dass man sowas 
nicht macht, werden diskutieren, wann immer sie das sehen. Und das 
kostet Entwicklungs- und Wartungsaufwand. DAS ist für mich der EINZIGE 
Grund, diese Schaltung so nicht zu machen.

5. Was bringt 3b gegenüber 3a? Nicht viel, entgegen einem obigen 
Kommentar sogar eine geringfügige Zuverlässigkeitssteigerung (kalte 
Lötstelle an einer Anode --> die andere geht noch. Das ist nichts 
schlimmes, SOLANGE die andere Diode den Strom schlucken kann). 
Elektrisch bringt es auch nicht viel, aber ein bisschen schon. Der Strom 
wird - wenn auch nicht so schön wie bei Widerständen- doch etwas 
aufgeteilt. Aufgrund des Tatsache, dass es EIN Chip ist, sogar viel 
besser, als man nach Lehrmeinung oft denkt.


Fazit: Aus technischer Sicht würde ich das auch so machen, aber aus 
menschlichen Überlegungen eben doch nicht. Denn es führt zu 
Diskussionen, und die sind teuer.

von Hagen R. (hagen)


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Simon Huwyler schrieb:
> Fazit: Aus technischer Sicht würde ich das auch so machen, aber aus
> menschlichen Überlegungen eben doch nicht. Denn es führt zu
> Diskussionen, und die sind teuer.

Simon, dann frage ich mich wie du und deine Kollegen ünerhaupt Projekte 
umsetzen können, denn ohne Diskussionen zum Zwecke der Wissensaneignung 
werden wir uns nicht weiter entwickeln.

Ja, Dioden schaltet man nicht parallel, so hatte man es früher gelernt. 
Heute ist das aber leicht anders da sich die Technologie auch weiter 
entwickelt hat. Selbst ich als Bastler habe hier im 
Kleinleistungsbereich nur die BAT54'er Reihe, alles Doppeldioden zu 
Hunderten liegen. Weil sie mit 0 Euro extremst preiswert für mich waren 
und eben so flexibel einsetzbar sind.

Ich benutze oft BAT54/BAV99 in dieser Kombination, zb. sehr oft im 
Feedbackzweig von OpAmps, oder als AF Gleichrichter, oder als 
Schutzschaltung für Eingänge. Man benötigt also öfters mal kleine SOT23 
Doppeldioden.

PS: und bei solchen Anwendungen stellt sich dann oft die Frage: was 
mache ich mit der anderen Diode auf dem Die die ich garnicht brauche ? 
Offen lassen ist dabei nicht immer die beste Lösung da gerade bei 
Signalverarbeitungen dort Strörungen aufgenommen werden könnten. Also in 
Reihe schalten.

Gruß Hagen

von Nobi (Gast)


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Meine Meinung dazu:
zunächst mal geht das schon, 2 Dioden parallel zu schalten, die aus der 
gleichen Serie stammen und thermisch gekoppelt sind! (keine Regel ohne 
ausnahme) - wie schon erwähnt, sind die Kennlinien nicht so steil.

Zum anderen kann es noch ganz andere Gründe geben, diese Diode zu 
verwenden:
Möglicherweise wird dieselbe Diode in der weiteren Schaltung noch 
mehrfach eingesetzt, dann ist sie in der Stückliste ohnehin schon 
vorhanden, und die Bauteilvielfalt reduziert sich.
Möglicherweise würde sogar der Strom durch einen Zweig bereits 
ausreichen, und die zweite Diode würde gar nicht benötig?
Bevor ich den Pin dann offen lasse, würde ich die Dioden dann auch 
parallel schalten, ob das Sinn macht oder nicht, schaden wirds nicht.

Ich weis, das ist nur Spekulation, aber es kann eben viele Gründe geben, 
dies so zu realisieren.

von Simon H. (simi)


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Hagen Re schrieb:
> Simon, dann frage ich mich wie du und deine Kollegen ünerhaupt Projekte
> umsetzen können, denn ohne Diskussionen zum Zwecke der Wissensaneignung
> werden wir uns nicht weiter entwickeln.

Weisst Du, ich habe noch nie erlebt, dass in einem Projekt zu wenig 
diskutiert wird. ;-) Und ich führe die Diskussionen lieber zu Themen, 
die

a) zur Wissensbereicherung beitragen
b) dem Projekt dienen.

Lies mal den ganzen Thread durch, stoppe die Zeit, die Du dazu 
benötigst, multipliziere mit der Anzahl Teilnehmer und schätze die Zeit, 
die zum Schreiben benötigt wurde. Und setz das in Relation zur 
Wissensbereicherung.

Das meinte ich damit. ;-)

von Johann (Gast)


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Hagen Re schrieb:

> Simon, dann frage ich mich wie du und deine Kollegen ünerhaupt Projekte
> umsetzen können, denn ohne Diskussionen zum Zwecke der Wissensaneignung
> werden wir uns nicht weiter entwickeln.

Hier geht's ja oft nicht um den Austausch von Wissen, sondern um 
antrainierte Beißreflexe und Besserwisserei. Ich stimme mit Simon voll 
und ganz überein.

von Hagen R. (hagen)


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Jo mein Wissen möchte ich auch garnicht erweitern, es geht um das Wissen 
des OT das ihm fehlte und nun kann er sich aus dem Potpourie 
verschiedener Ansichten seine eigene Meinung bilden.

Ist doch also gut oder ?

Ich kann mich in meinen 42 Lebenjahren an sehr viele Zeitpunkte 
erinneren bei denen ich Berge von Büchern gelesen habe, und die habe 
mich im Aufwand-Nutzen-Verhältnis längst nicht so schnell zum Ziel 
geführt wie eine so kleine Diskussion hier.

Nun aus technologischer/ökonomischer Sicht habe ich ein Ziel zu erfüllen 
und dort ist es mir dann egal ob ein Anderer meine Schaltung am Ende 
sofort versteht. Das ist nicht meine Ziel bei kommerziellen Projekten, 
bzw. das allerletzte Ziel da ich mir Kollegen aussuche die verstehen was 
wir tuen.

Übrigens: das Verchalten von solchen Doppeldioden habe ich selber bei 
der Analyse professoneller Schaltungen gelernt.

Gruß Hagen

von Simon H. (simi)


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Hagen Re schrieb:
> Nun aus technologischer/ökonomischer Sicht habe ich ein Ziel zu erfüllen
> und dort ist es mir dann egal ob ein Anderer meine Schaltung am Ende
> sofort versteht.

Schaltungs-Review, 10 Teilnehmer, 3 davon holen ihre Bücher hervor und 
schreiben ein Argumentatorium, warum man das so nicht machen sollte. 
Dann, während der Sitzung (10 Ingenieure à 100 Eruo/Stunde) - die 
Argumentatorien werden hervorgebracht, man erklärt, dass es nicht viel 
bringt, aber auch nix kostet.... 15 Minuten Diskussion....

... Und bei jedem Redesign dasselbe von vorn.

Und wofür das ganze? Für nichts.

ICH würde es vielleicht auch so machen.... vielleicht auch nicht.... es 
ist eigentlich völlig egal..... aber wenn ich 15 Minuten Diskussion mit 
10 Ings damit anzettle, dann schimpfe ich im Nachhinein mit mir. Nicht 
fest, nur ein bisschen. Es kostet nicht viel, aber es kostet doch ein 
bisschen.

Und der Grundsatz: "Mir egal, ob man meine Schaltung am Ende sofort 
versteht" ist so in etwa das unökonomischste überhaupt. Da muss ich 
jetzt Deine an mich gestellte Frage zurückgeben, wie Du im Team denn 
überhaupt entwickeln kannst... ;-)

von Thisamplifierisloud (Gast)


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Na, falls eine kaputt geht ...

von Simon H. (simi)


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Richtig, die MTBF wird geringfügig erhöht. Ich halte diesen Nutzen zwar 
für marginal, aber DAS wäre ein Grund, es so zu machen - zumal es eben 
nichts kostet.

Jetzt würde ich mich fragen, ob diese Verbesserung 300 Euro 
Entwicklungskosten wert ist.... Vielleicht ja, vielleicht führt man 
diese Diskussion nur einmal, und dann macht man es einfach so....

TECHNISCH spricht auf jeden Fall nichts dagegen, diese Dioden 
parallelzuschalten.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Auch ich verwende solche Dioden, und zwar in zwei Kombinationen: einmal 
mit gemeinsamer Anode, einmal mit gemeinsamer Kathode. Das sind dann 
also 2 Bauteile auf dem Bestückungsautomaten. Und zig Möglichkeiten: wie 
schnell hat man sich da einen Brückengleichrichter gebastelt, oder ein 
Wired-AND/OR, oder...

Und wenn ich die Dioden paralelschalte, dann habe ich den Vorteil, dass 
die "bessere" der Beiden zuerst leitet. Und die Andere wird dann schon 
auch noch irgendwann mittun (die Dinger sind bei der Uf fast identisch, 
weil si ja auf dem selben Die sitzen)...

Simon Huwyler schrieb:
> Schaltungs-Review, 10 Teilnehmer, 3 davon holen ihre Bücher hervor und
> schreiben ein Argumentatorium, warum man das so nicht machen sollen.
> Dann, während der Sitzung (10 Ingenieure à 100 Eruo/Stunde) - die
> Argumentatorien werden hervorgebracht, man erklärt, dass es nicht viel
> bring, aber auch nix kostet.... 15 Minuten Diskussion....
Genau an den Lösungen, deren Alternative nahezu gleichwertig ist, wird 
sowieso am längsten herumdiskutiert.
Und dann frage ich: was bringt es, die 2. Diode NICHT zu benutzen?

von Simon H. (simi)


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Lothar Miller schrieb:
> Und dann frage ich: was bringt es, die 2. Diode NICHT zu benutzen?

Diskussionseinsparung. :-) 300 Euro Entwicklungskosten.

Übrigens: Dioden können auch so kaputt gehen, dass sie leitend werden. 
Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, ob diese Verschlechterung der 
Zuverlässigkeit die Verbesserung der Zuverlässigkeit bezügich 
stuck-at-off Fehler überwiegt.....

von oszi40 (Gast)


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Solange bloß obiges Stück der Schaltung bekannt ist, könnten wir noch 
viele  Stunden über Parallelschaltung philosophieren.

Evtl. hat einer auch speziell diese Sperrschichtkapazität wissentlich 
eingesetzt, um schlitzäugische Nachbauten zu erschweren?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Simon Huwyler schrieb:
> Diskussionseinsparung. :-) 300 Euro Entwicklungskosten.
Sei ehrlich: so funktioniert das in der Realität nicht, das kann 
bestenfalls für einen Betriebswirt ein Argument sein. Und gleich danach 
werden die Kaffeemaschinen abgeschafft...  ;-)

von Simon H. (simi)


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Wenn Du die Wahl hast zwischen zwei technisch gleichwertigen Lösungen, 
und Du weisst, dass die eine zu einer viertelstündigen Diskussion führt, 
von der niemand wirklich was lernt, und die andere einfach akzeptiert 
wird - welche nimmst Du?

Lothar Miller schrieb:
> bestenfalls für einen Betriebswirt ein Argumen

Werd' bitte nicht beleidigend! ;-)


Als ich mein Industriepraktikum machte, hatte ich eine Idee, wie man 
eine OpAmp-Schaltung bauteilemässig optimieren könnte. Ich war ja 
soooooo stolz auf mich. Zeigte meinen Vorschlag dem Chef. Der schaute 
sie an, liess sie mich erklären und meinte: Lohnt sich nicht. Lieber 
einige Rappen teurer, dafür transparent.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Micha H. schrieb:
> Max schrieb:
>> dann muss ich nochmal nachfragen: sind die oben gemachten Einwände also
>> alle hinfällig?
>
> Was ist "oben"?
>
> Davon ausgegangen daß die Diode(n) elektrisch richtig dimensioniert
> sind: eine 1N4000 - egal welches Gehäuse - ist in jedem Fall größer,
> außerdem hat sie die falsche Flußspannung. Klar gibt es auch
> Einzeldioden in SOT23, aber wenn ich die BAT54 z.B. zum gleichen Preis
> oder gar billiger bekomme oder ich eh noch ein paar Tausend im Lager
> habe, verwende ich natürlich die. Im Vergleich zu einer Diode etwa in
> (Mini)Melf oder SMA habe ich durch das 3. Pad erhöhte mechanische
> Stabilität, außerdem muß ich nicht notwendigerweise kleben. Die
> Flußspannung verringert sich, wenn auch nur marginal. Die
> Verlustleistung verteilt sich auf 2 pn-Übergänge; die MTBF erhöht sich,
> wenn auch nur marginal. Ich habe also nur Vorteile davon,

Der Sperrstrom verdoppelt sich, und das ist nicht marginal. :-)
Gruss
Harald
PS: Es wird oft vergessen, das der Sperrstrom von Ga-Dioden
deutlich grösser al der von Si-Dioden ist.

von oszi40 (Gast)


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>> Diskussionseinsparung. :-) 300 Euro Entwicklungskosten.
Es reicht nicht über Einzelteile zu philosophieren wenn man den 
endgültigen Verwendungszweck nicht kennt.

... wegen eines porösen Dichtungsrings am 28. Januar 1986 Absturz der 
Raumfähre "Challenger".

von Duck-und-wech (Gast)


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Hagen Re schrieb:
> Jo mein Wissen möchte ich auch garnicht erweitern

In Rechtschreibdingen wär das aber nicht schlecht ...
;-)

von Horst-Egon (Gast)


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@simi:

> Lohnt sich nicht. Lieber einige Rappen teurer, dafür transparent.

Deswegen ist ja die Schweiz so führend in der Elektronikentwicklung und 
-Produktion. Jeder Haushalt besitzt mindestens dutzende schweizerische 
Elektro(nik)geräte ...

Ach halt, nein, die Schweiz verdient ihr Geld ja damit, das Geld von 
Dritte-Welt-Diktatoren und Steuerflüchtlingen zu verwalten.

von Simon H. (simi)


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@alle:

Don't feed the troll

von Horst-Egon (Gast)


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Unliebsame Wahrheit = Troll, ist klar.

Ändert trotzdem nichts daran, daß sich der "Reichtum" der Schweiz und 
Liechtensteins zum Großteil auf kriminelle Machenschaften begründet.

Und irgendein schweizer Elektronikprodukt, das man im Laden kaufen 
könnte, hast du auch nicht genannt. Darum würde ich schweizer Praktiken 
in Elektronikunternehmen nicht als Vorbild nehmen.

von Johann (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Der Sperrstrom verdoppelt sich, und das ist nicht marginal.

Das ist in der ganzen Diskussion der erste sinnvolle Grund, die Dioden 
nicht parallel zu schalten (Und mich wurmt, daß ich nicht selbst dran 
gedacht habe...).

Du bekommst dafür einen Gummipunkt mit Stern!

von Winfried (Gast)


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Folgende Diskussionen betriebsintern könnte man vermeiden: Ins 
betriebsinterne Design-Handbuch kommt nach der Erst-Diskussion: 
"Parallelschaltung von Dioden ist bei uns erlaubt" ;-)

Bleibt noch die Frage, welches Image man bei der Konkurenz bekommt. 
Nicht das der Spruch "Die haben keine Ahnung von Hardwaredesign." die 
Runde macht.

Das auch andere Aspekte benannt wurden, wie Diskussionskosten und 
Transparenz einer Schaltung, finde ich gut. Techniker neigen dazu, eine 
Lösung nur technisch zu durchdenken und zu diskutieren. Es spielen aber 
viel mehr Dinge eine Rolle. Vielleicht ist es ja auch eine kleine 
Klitsche, die bei Pollin mal ein Schnäppchen BAT54 eingekauft hat, die 
jetzt überall verbaut werden müssen :-)

von Max (Gast)


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Hallo,

ich danke für die erhellende Diskussion! War nicht nur informativ 
sondern aufgrund der unterschwelligen Aggression auch unterhaltsam - 
Infotainment quasi ;-).

Die Schaltung gehört zu einem kommerziellen Projekt das (natürlich) 
nicht von mir ist, deswegen werde ich den Rest der Schaltung hier auch 
nicht einfach so posten. Auf jeden Fall hängt nicht viel hinter der 
Diode, Stromaufnahme sicher <10mA. Es handelt sich also definitv nicht 
um Hobby-Murks ausm Netz. Genau deswegen war ich ja auch neugierig, was 
sich der Entwickler dabei gedacht hat. Ich glaube ich habe jetzt eine 
Idee davon...

Danke nochmal!
Max

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