Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Die unüberwindbare Ingenieurlücke


von Dieter M. (Gast)


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Diskussionen zu diesem Thema gibt es ja hier und anderswo genug und 
eigentlich ist ja auch alles gesagt. Aber ich möchte als "alter Sack", 
der selber immer wieder Einstellungen begleitet, kurz meine Einschätzung 
besteuern. Mir zeigt sich ein äusserst ambivalentes Bild:

Einerseits wird head hunting betrieben ohne Ende. Manche Konzerne jagen 
anderen die Ingenieure mit Kopfprämien ab, zahlen Vermittlungsgebühren 
um 10.000 pro Mann, finanzieren Zeitarbeiter, die 20% mehr verdienen, 
als die anderen und 50% mehr kosten. Andererseits sinken die 
Einstellungsgehälter, Betriebsrenten sind passe, es gibt immer weniger 
Förderung, immer mehr Zeitarbeit auf dem Billigsektor und viele 
Absolventen bekommen keinen Job oder keinen akzeptablen.

Die Schlussfolgerung ist eindeutig:

Es gibt zu wenige erfahrene Ingenieure im Markt, weil die Firmen es 
verbummelt haben, sich welche ranzuzüchten, sie zu halten, sie 
weiterzuqualifizieren und auch dem Abwerben nichts entgegen halten. Man 
hält lieber an de Gehaltsstrukturen fest und stellt dann einen 
überteuerten Zeitarbeiter ein, oder wirbt später noch teuerer selber 
wieder ab.

Es gibt zu viele Unerfahrene, weil es zu viele Absolventen gibt, die 
sich gegenseitig die Jobs wegnehmen und aufgrund des Überangebotes keine 
Gehälter verhandeln können. Im Gegenteil: Das Überangebot wird 
regelmäßig dazu genutzt, sie in Zeitarbeit zu drängen und auszubeuten. 
In schlechten Tagen wird das sogar mit Erfahrenen gemacht.

Dazwischen gibt es nichts!

Es fehlt an mittel Erfahrenen in der Analogtechnik, den Grundlagen, 
gutem soliden Wissen und Erfahrung, um grundlegende Fehler zu vermeiden, 
die noch jung genug sind, um sich die nächsten 5 Jahre zu entwickeln und 
dann auch nochmal 5-10 effektiv zu sein. Diese Leute gibt es nicht. Sie 
sind in der Mitte der 90er fertig geworden, bekamen keinen Job und haben 
sich umorientiert!

DAS ist die eigentliche Ingenieurlücke und sie wird sich nicht füllen 
lassen. Die Ausländer, die kommen, sind alle nicht weiter, als die 
deutschen Kollegen, haben keine Erfahrung in deutschen Methoden und 
sprechen nicht gut genug Deutsch.

Leider ziehen die Firmen nicht die Schlussfolgerung und stellen sich bei 
Gelegenheit welche ein. In der Krise waren hunderte guter Ingenieure auf 
dem Markt, viele dabon wurden verschwendet, weil sie fachfremd anfangen 
mussten und sitzen nun in den falschen Positionen für eine Rückkehr. Die 
Firmen bilden sich aber auch keine heran, sonden setzen auf 
Selbständige, Zeitarbeit und kurzfristige Lösungen. Der Grund ist 
allenthalben, dass die Gehaltsstrukturen in den Firmen, die Probleme 
haben, jemanden zu finden, einfach nicht stimmen, weil sie nicht 
gewachsen sind. Man kann jetzt daher keinen Guten einstellen und halten, 
weil er mehr bekäme, als andere, was nicht sein soll. Gehen tut das nur, 
wenn man bei den überbezahlten Wasseköpfen sparen würde, was schwierig 
ist.

Nur einige wenige, die gut wirtschaften, sind in der Lage, sich jeweils 
die Topleute abzuziehen.

Was ist die Konsequenz:

Die Firmen bauen weiter keinen Ingenieurstamm aus, es wird auch in 5 
Jahren immer noch eine Lücke geben und sie wrid größer werden. Sie wird 
aber nur mit teilweise Erfahrenen besetzt und nicht mit Nachrückern. Der 
Markt der Selbständigen wird boomen, allerdings muss man der Arbeit 
hinterhereisen.

Einige wenige Ingenieure werden immer höher verdienen, die breite MAsse 
wird verlieren oder stagnieren.

Für Anfänger bestehen immer weniger Chancen (und nicht etwa "mehr" wie 
überall behauptet wird), einen guten Job zu bekommen und aufzusteigen. 
Immer mehr Jobs laufen auf Zeit und werden mit Zeitarbeiter besetzt.

Das alles kostet immer mehr Geld und die deutschen Firmen werden immer 
ineffektiver, müssen weiter sparen und auslagern, was den Prozess weiter 
beschleunigt.

Unsere Bundesregierung wird immer mehr die Türen öffen, damit in Phasen 
des Mangels ein paar Ausländer kommen und die Lücken stopfen helfen, 
damit in den schlechten Phasen wieder um so mehr arbeitslos werden und 
ALG kassieren.

Das Potenzial der deutschen Ingenieurjugend wird immer weniger genutzt 
und das, was sie können, gibt es im Überfluss: Massenweise 
C-Programmierer, Bastler, bachelors, und alle haben nur die Chance, bei 
Dienstleistern unterzukommen, wo sie sich mit den Ausländern streiten 
dürfen und alles gefallen lassen müssen, weil der Nächste schon auf der 
Matte steht.

Es gibt immer mehr Ingenieurstudenten, immer mehr Absolventen, aber 
immer mehr im unteren Pool. Da die Pyramide oben immer enger wird und 
sich das "enger werden" beschleunigt, gibt es immer weniger 
Aufstiegschancen und Möglichkeiten, sich irgendwo festzusetzen. Wohl 
dem, der eine Stelle hat. Wehe dem, der eine sucht.

In Zeiten der Arbeit kriegt man immer mehr AV abgezogen, weil immer mehr 
Leute arbeitslose Zeiten haben werden. In Zeiten ohne Arbeit dagegen 
gibt es immer weniger ALG, bzw. man wird in die faulen 
Dienstleisterfallen getrieben, und darf für die Hälfte arbeiten.

ARME DEUTSCHE INGENIEURE!

Was ist die Lösung?

Meine Lösung heisst, 48 sein, die Schäfchen finaziell im Trockenen haben 
und als Teamleiter die guten Ingenieure rausfischen helfen. Und ich kann 
mit grosser Freude sagen: Es gibt keinen Mangel!

Die Qualität der Absolventen sinkt zwar ständig ganz gewaltig ab, aber 
ein paar Gute sind immer noch dabei. Es sind jählich Hunderte bundesweit 
und brauchen tun wir bestensfalls 2-3. Die muss man freilich gut suchen, 
denn bewerben tun sich viele, die meisten bereits initiativ, daher 
schaltet unsere Firma auch kaum Stellenanzeigen.

Auch erfahrene Fachkräfte sind in ausreichender Zahl vorhanden. Es gibt 
tausende Spitzeningenieure in Deutschland und selbst, wenn unser halbes 
Team morgen sterben würde, könnten wir sie ersetzen (wenn auch natürlich 
mit sehr grossen Bauchschmerzen). Von den Tausenden guten sind immer 
noch einige hunderte total unterbezahlt und wissen es nicht. Die 
arbeiten seit 7 Jahren in der Firma vor sich hin und sind kaum 
gestiegen. Man hat sie immer vertröstet. Man zahlt einfach ein gutes 
Gehalt und hat einen. So einfach ist das. Die wurstelnden Firmen, die 
ihn abgegeben haben, kriegen so einen nie wieder, merken das aber nicht 
gleich. Viele Firmen lassen ihre Leute verkommen, z.T. gezielt. Die 
Gehaltsunterschiede sind deshalb gewaltig gross, kann ich nur sagen.

Ich könnte jetzt Beispiele bringen von Leuten, die mit fast 70k geplant 
waren und eine Forderung von 65k stellten, weil sie nur 60k hatten und 
steigen wollten. Andere, die dasselbe machen, arbeiten schon für 75k, 
werden daher nicht abgeworben. Andere schieben seit Jahren unbezahlte 
Überstunden und verdienen weniger, als bei uns, wo es mit 40 glatt 
limitiert ist.

Ich kann sagen, dass wir echt gute Leute haben, liegt aber auch daran, 
dass das Team die Leute aussucht und nicht nur einfach von der 
Personalabteilung vorgesetzt bekommt. Diese "Vorgesetzten" sind nämlich 
in vielen Firmen das Problem. Aufgrund der Gehaltslimits werden die 
oberen und guten weggekappt und man schickt dem Abteilungsleiter nur den 
Durchschnitt. Die Guten kriegen nicht automatisch überall wieder was 
Gutes, vor allem, wenn sie sich selber bewerben. Als Abgeworbener ist 
man bekanntlich wertvoller.

Ich bemitleide ein wenig die Kollegen Teamleiter und Abteilungleiter, 
dass sie sich mit dem Durchschnitt rumplagen müssen, ihnen die guten 
Leute weglaufen und wenn sie mal einen brauchen, teuere Selbständig 
holen müssen. Gleichzeitig freue ich mich, dass es so ist, denn es führt 
zu weniger Konkurrenz und beschert uns immer wieder ein Schnäppchen.

Weiter so Deutschland. Weiter bergab, wir schwimmen auf der grossen 
Lawine oben :-)

Wenn ich heute aber nochmal studieren müsste, würde ich lieber das 
Technikstudium meiden. Zu viele Chinesen im Anmarsch. Lieber BWL, dann 
kommt man hier wenigstens noch auf einen Verwaltungsposten und kann 
helfen die Arbeit auszulagern.

von BE (Gast)


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Dieter M. schrieb:

> Wenn ich heute aber nochmal studieren müsste, würde ich lieber das
> Technikstudium meiden. Zu viele Chinesen im Anmarsch. Lieber BWL, dann
> kommt man hier wenigstens noch auf einen Verwaltungsposten und kann
> helfen die Arbeit auszulagern.

THUMB UP

von Dieter M. (Gast)


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Nur nochmals zur Erläuterung (wenn auch nicht zur Erheiterung):

Ich würde auch mit den heutigen Kenntnissen DAMALS sehr wohl wieder 
dasselbe machen und bereue auch nichts, im Gegenteil: Ich hatte eine 
gute Zeit, meine Chancen und Gelegenheiten nutzen können. Die Zeit war 
die Richtige! Anfang der 80er hatte man die Heimcomputer, man konnte mit 
ASM und C aufwachsen und war automatisch vorne dran und gefragt.

Aber HEUTE würde ich mit Anfang 20 ganz sicher NICHT Elektronik 
studieren, gleich welche Richtung. Heute nochmal als Ingenieur 
anzufangen bei den miesen Aussichten halte ich für ein grosses Risiko. 
Die Aufstiegschancen sind bei all den BWL-Menschen begrenzt und auch der 
Spassfaktor ist limitiert. Das Arbeiten heute artet nach einigen Jahren 
sowieso in Administration und Verwaltung aus. Da kann man es auch gleich 
machen und seine private Zeit ins Baseln investieren, das macht mehr 
Spass.

Nach 25 Jahren Elektronik macht mir das Basteln keinen Spass mehr, Ich 
kann eigentlich keine Elektronik mehr sehen. Ich ziehe meinen Spass aus 
den Reisen, dem Definieren von Produkten, der Kommunikation mit anderen, 
Arbeiten in Gremien und der Wahrnehmung einer Lehrtätigkeit.Privat wird 
noch ein wenig programmiert, das war es.

Ich habe ausgerechnet, dass ich noch 10 Jahre machen muss, bis ich 
abgesägt werde und in die AT gehe. Bis dahin habe ich gfs nochmal die 
Chance zu wechseln und woanders ein Team alleine hochzuziehen und wenn 
nicht, kassiere ich hier die Abfindung und ziehe mich ins Private 
zurück. Vielleicht baue ich dann ja wieder etwas.

Aber kein Digital Osszi. Das ist mir schon zuviel :-)

von Mark B. (markbrandis)


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Dieter M. schrieb:
> Die Aufstiegschancen sind bei all den BWL-Menschen begrenzt

Die Aufstiegschancen sind auch und gerade für die BWLer selbst 
limitiert.

von Ich (Gast)


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Dieter M. schrieb:
> finanzieren Zeitarbeiter, die 20% mehr verdienen,
> als die anderen und 50% mehr kosten.

20% mehr verdienen als die anderen (Fetsnagestellten), das dürfte aber 
die Ausnahme sein.

Dieter M. schrieb:
> Es gibt zu wenige erfahrene Ingenieure im Markt, weil die Firmen es
> verbummelt haben, sich welche ranzuzüchten, sie zu halten, sie
> weiterzuqualifizieren und auch dem Abwerben nichts entgegen halten. Man
> hält lieber an de Gehaltsstrukturen fest und stellt dann einen
> überteuerten Zeitarbeiter ein, oder wirbt später noch teuerer selber
> wieder ab.

Was die Weiterqualifizierung angeht - 100% Zustimmung.

Warum stellen viele Firmen teurere Zeitarbeiter ein, die weniger Brutto 
als Festangestellte haben und womöglich 100te Kilometer von der Heimat 
eingesetzt sind, ein?
Möglichkeit 1: Zeitarbeiter als Dienstleistung steuerlich absetzbar und 
somit preiswerter als eigene festangestellte Mitarbeiter?
Möglichkeit 2: Jederzeit auswechselbar, so wird verhindert, das sich 
einer nach der Probezeit einen gemütlichen macht.
Möglichkeit 3: Durch die jederzeit auswechselbare Umgebung, eine höhere 
Einsatzbereitschaft (Annahme).

Ein Unternehmen hat aber kaum ein Interesse Zeitarbeiter weiterzubilden, 
max. auf ein paar firmeninterne Programme und QM-Vorgänge.

Dieter M. schrieb:
> Wenn ich heute aber nochmal studieren müsste, würde ich lieber das
> Technikstudium meiden. Zu viele Chinesen im Anmarsch. Lieber BWL, dann
> kommt man hier wenigstens noch auf einen Verwaltungsposten und kann
> helfen die Arbeit auszulagern.

Irgendwann ist die Arbeit ausgelagert und man kann sich selbst 
auslagern.
Aber die meisten haben hier doch ein Technikstudium absolviert, weil es 
einem Spass macht, von der Faszination blinkender LEDs, kleine 
selbstgeschriebene BASIC-Programme in der Jugend angefangen.

BWLer waren doch immer die eingebildeten Krawattenheinis, die zu blöd 
sind einen Hammer richtig herum zu halten.
Also sich deshalb ernsthaft ein BWL-Studium zu überlegen, es gibt 
haufenweise BWLer, die klagen vielleicht in anderen Foren.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, Dieter,

feiner Beitrag, weil
1. Weil Du Dir Mühe gegeben hast,
2. Weil Du viel begründest, wo viele andere meinen, eine Behauptung 
spreche für sich und erübrige die Begründung ihrer Richtigkeit.
3. Wegen der erkennbaren Sachkenntnis.

Das Gegenteil erlebe ich, wo jemand ein Problem vorstellt, dann aber nur 
Fingerschnipp-Lösungen akzeptiert, als hätte er in Hogwarts bei Prof. 
Harry Potter studiert und suchte nur den richtigen Zauberstab.

Diese schlampige, ja flegelhafte Oberflächlichkeit halte ich auch für 
eine wesentliche Ursache für die Misere, die wohl die Mehrheit der 
Teilnehmer dieses Forums belastet - manche direkt, andere aus Furcht vor 
ihrer Zukunft.

> Ich bemitleide ein wenig die Kollegen Teamleiter und Abteilungleiter,
> dass sie sich mit dem Durchschnitt rumplagen müssen,...

Ich bedaure sie wegen schwerwiegender Mängel im Personalwesen und 
Arbeitspolitik.
Wie kann man von einem Mangel an Ingenieuren sprechen, während sich eine 
ungeheure Zahl erfahrener Ingenieure totschreibt an Bewerbungen, die 
nach einer Wartezeit der Höflichkeit doch nur eine Absage bringen?
Dieser Widerspruch zwischen angeblichem Mangel und offensichtlichem 
Überfluss an arbeitssuchenden Ingenieureen beweist ein Versagen des 
bundesdeutschen Personalwesens bis hin zur Personalpolitik der 
Arbeitsminister.
Personalwesen und Arbeitsminister waren und sind offensichtlich 
inkompetent, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass erfahrene, 
grauhaarige Ingenieure in jüngere Teams integriert werden können. Alle 
Parteien im Bundes- und Länderparteien haben darin versagt.
Ist Wahlkampf in Sicht? Dann trauen sich Eure Politiker wieder unter's 
Volk, hören aufmerksamer zu, sind eher ansprechbar. Fragt sie nach dem 
Grund des Versagens ihrer Partei...

Hier sehe ich eine wesentliche Ursache:
§1 Karriereknickgesetz (KarrKnG ;-)): „Mitarbeitern ist verboten, auf 
Dauer deutlich besser zu führen als ihr Vorgesetzter. Zuwiderhandlungen 
sind mit Karriereknick bedroht. Nur in Ausnahmefällen der Knick nach 
oben.“

Wegen §1 KarrKnG müssen die überwiegend gesuchten Jungbosse vom Typ 
"Sigfried der Nibelunge" (Jugendlichkeitswahn) ihre Ängste verdrängen, 
sollte ihnen die Personalabteilung einen grauhaarigen Mitarbeiter 
zuordnen, dessen Sohn und Tocher selber gerade studieren. Der in Sachen 
Mitarbeiterführung sehr viel mehr Erfahrung hat als sein blonder, 
blauäuiger Möchtegern-Superman, der über Management vielleicht alles 
gelernt hat, aber doch nur ein "jeder für sich, jeder gegen jeden, unser 
Boss gegen alle, aber wenn jemand fragt, dann sagen wir alle, wir sind 
ein tolles Team".

Wir Ingenieure kennen die FMEA, nutzen die Gesetze der 
Fehlerfortpflanzung und suchen immer die Ursache.

Eine Ursache für das Versagen von Personalwesen und Arbeitspolitik ist 
erkennbar in einer Nebenwirkung der einst gut gemeinten Trennung von 
Fach- und Führungslaufbahn.
„Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.“ (Kurt 
Tucholsky)

Diese Trennung schuf eine betriebsinterne Klassengesellschaft wie im 
längst überwundenen Feudalismus: Wem die Personaler als Fachkraft einem 
Labortisch zuordnen, dem verbieten sie damit die Fortführung seiner 
Fachkarriere als Führungskraft. Stattdessen werden dumme, fachlich 
inkompetente Möchtegernsigfrieds im "Goldfischteich" des 
Führungskräftenachwuchses heran gezogen, damit diese Fachdilettanten 
dann die wichtigen Fachentscheidungen fällen.
Ich habe im Projektmanagement erlebt, wie Personaler meinten, man 
bräuchte einen Jungingenieur nur auf genügend GPM-IPMA-Seminare 
schicken, und dann tauge er als Projektmanager.

Diese Trennung machte Sinn in der Erfolgsära des Taylorismus 
(Organisationsprinzip der Trennung von Kopf- und Handarbeit"), als die 
jungsigfriedlichen "Köpfe" Führungs-, Moltivations- und 
Beherrschungstechniken lernen mussten, ihre "Hände" besser zu 
beherrschen.
Die konsequente Umsetzung des Organisationsprinzips erforderte eine 
Aufteilung der Belegschaft in mindestens zwei Klassen.

Aber nun erleben wir: Die Fachlaufbahn war mit dem Ende "Frühverrentung" 
geplant oder mit dem Ende "Hartz". Diese Opfer einer "gut gemeinten" 
Personalpoilitik kann natürlich keiner mehr einstellen wollen, man kann 
sie nur behandeln wie Aussätzige.

Lösungsansatz:
1. Die Qualifizierung der Mitarbeiter ist die Götterdämmerung des 
Taylorismus. Denn so qualifiziert die Mitarbeiter, so nötig braucht ihr 
Boss deren engagiertes Mitdenken.
2. Wo Mitarbeiter mitdenken sollen, da kann sie keiner mehr beherrschen 
wollen. Geheimlehren des Personalmanagements ("Eliteschulen") wandeln 
sich da in Garanten für Gegeneinander, Frust und Rückfall im Wettbewerb.
3. Damit können erfahrene Fachkräfte wieder überwechseln in die 
Führungslaufbahn. Sie können mit ihrer Erfahrung länger zur Bilanz 
beitragen, als dem Sozialstaat zur Last fallen zu müssen und die 
Ausbildungskosten für Jungsigfrieds können auch reduziert werden.

Dieter, die Probleme im Personalwesen und Arbeitspolitik sind nicht 
simpel genug für eine Diskussion in einem Internet-Forum. Wer nicht 
völlig daneben langen will, der braucht viele Argumente vom Typ 
"wenn-dann" und "einerseits-andererseits".
Wer könnte das besser diskutieren als die Jugendorganisationen der 
politischen Parteien?

Ciao
Wolfgang Horn

von martin (Gast)


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Zitat "ich kann elektronik nicht mehr sehen"

Ja, so geht es mir auch immer oefter.
Wird zeit dass ich mich in den vertrieb abseile.

Weshalb kommen firmen eigentlich nicht auf die idee jungingenieure von 
alten hasen betreuen zu lassen? Hier und da mal ein tip, und schon funzt 
de jungspund

Ich bin froh vor 20 jahren einen kollegen gehabt zu haben dermir zeigte 
wie es geht.

von Dipl ING ( FH ) (Gast)


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> ARME DEUTSCHE INGENIEURE!

Da ist was dran ..

von Mark B. (markbrandis)


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martin schrieb:
> Weshalb kommen firmen eigentlich nicht auf die idee jungingenieure von
> alten hasen betreuen zu lassen? Hier und da mal ein tip, und schon funzt
> de jungspund

Weil die Personaldecke wegen Optimierung der Kosten so niedrig gehalten 
wird, dass der ältere Ingenieur nicht die Zeit hat, den jüngeren richtig 
anzulernen. Dass man manche Kosten so lange optimiert, bis man am Ende 
draufzahlt - das verstehen die BWLer nicht.

von Michael S. (technicans)


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martin schrieb:
> Weshalb kommen firmen eigentlich nicht auf die idee jungingenieure von
> alten hasen betreuen zu lassen? Hier und da mal ein tip, und schon funzt
> de jungspund

Einerseits würde das nicht funktionieren wegen unterschiedlicher
Auffassung, Futterneid oder weil der Ältere doch schon vorher
entsorgt wurde.

von Wolfgang Horn (Gast)


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Hi, martin,

> Weshalb kommen firmen eigentlich nicht auf die idee jungingenieure von
> alten hasen betreuen zu lassen? Hier und da mal ein tip, und schon funzt
> de jungspund

Weil Vorstände nun mal eher Kosten einsparen wollen durch
a) "Verflachung der Hierarchien",
b) "Trennung von Kopf- und Handarbeit",
c) "Trennung von Fach- und Führungslaufbahn",
d) "Zerstückelung der Arbeitszeit in Projekte" - auf welche Kommission 
soll der Erfahrene denn seine Arbeitszeit schreiben zur Unterstützung 
derjenigen, denen die Personalabteilung ihn opfern wird, sobald er ihnen 
sein Können vermittelt hat?
e) "Frühverrentung der Fachkräfte",
f) Rekrutierung der Führungskräfte aus Fachdilettanten mit aufwändiger 
Ausbildung in Managementtechniken.

Einiges davon ist Milchmädchenrechnung, weil
1. Weil die "Zahlen, Daten, Fakten!"-Argumente nun mal eher ziehen als 
die der "Soft Facts".
2. Weil das Personalmanagement noch nicht begriffen hat, wie sie die 
Wettbewerbsfaktoren Charisma, Teamgeist und Unternehmenskultur so nutzen 
können, wie dies Toyota bereits tut.

Ciao
Wolfgang Horn

von Noch ein Ingenieur (Gast)


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>Zeitarbeiter als Dienstleistung steuerlich absetzbar und
>somit preiswerter als eigene festangestellte Mitarbeiter?
Von der Summe her nicht, da auch Personalkosten und Sozi absetzbar sind. 
Bei Zeitarbeitern ist das immerdeutlich teurer, als ihn selber zu 
beschäftigen, es sei denn, es ist wieder mal Ingenieurschwemme und man 
kriegt sie sehr billig.

Das ist ja oft genug der Fall, daher haben es sich die Firmen regelrecht 
angewöhnt, so zu handeln.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> wie dies Toyota bereits tut.

Das Ergebnis ist ja bekannt ..

von Helmut (Gast)


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Viele Firme wollen bei der Einarbeitung sparen. So wird jemand gesucht, 
der z.B. genau einen speziellen Prozessor kann. Nachdem man genügen 
Bewerber hat, kann man sich das offensichtlich erlauben. Aber dabei 
bleiben, trotz Nachfrage am Arbeitsmarkt einige mit nicht gefragter 
Qualifikation arbeitslos.
Bei den Ingenieuren ist das Bewusstsein sich für andere Arbeitgeber zu 
qualifizieren ungenügend vorhanden. Manchmal kann man sich schon 
aussuchen in welche fachliche Richtung man geht und sich entwickelt.

von Martin K. (mkmannheim) Benutzerseite


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> Viele Firme wollen bei der Einarbeitung sparen. So wird jemand gesucht,
> der z.B. genau einen speziellen Prozessor kann.

Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Lösung: Man behauptet 
einfach, ihn zu kennen. Kriegt man die Stelle, liest man sich vor dem 
ersten Arbeitstag einfach ein. 10h reichen, um einen Prozessor gut genug 
zu kennen, dass es nicht auffällt.

von smörre (Gast)


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> Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Lösung: Man behauptet
> einfach, ihn zu kennen. Kriegt man die Stelle, liest man sich vor dem
> ersten Arbeitstag einfach ein. 10h reichen, um einen Prozessor gut genug
> zu kennen, dass es nicht auffällt.
jaja, tricksen und betrügen, anders scheint es ja nicht mehr zu gehen.

von Michael S. (technicans)


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Martin K. schrieb:
> 10h reichen, um einen Prozessor gut genug
> zu kennen, dass es nicht auffällt.

Solange er zur Familie gehört. Wenn du vom Atmega (o.ä.) zum PIC
wechselst, oder umgekehrt, dann wirst du schon etwas mehr Aufwand
betreiben müssen, vor allem bei den Programmierwerkzeugen.
Wenn die Fa. dann noch andere Messgeräte benutzt, biste auf Wochen
ausreichend beschäftigt.

smörre schrieb:
> jaja, tricksen und betrügen, anders scheint es ja nicht mehr zu gehen.

Na und, machen die Arbeitgeber ja erst recht.

von Mine Fields (Gast)


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Länger als ein Wochenende sollte man aber wirklich nicht brauchen, um 
einigermaßen mit einer neuen Prozessorplattform zurechtzukommen. Und das 
kann man ja wohl mal privat investieren. Entwicklungsumgebung und 
Simulator bekommt man ja meistens kostenlos.

Wenn man sich geschickt anstellt fällt es meist eh nicht auf, wenn man 
die ersten paar Wochen nicht wirklich produktiv ist.

von smörre (Gast)


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> Na und, machen die Arbeitgeber ja erst recht.
mag sein, deshalb mißtraue ich denen ja mittlerweile ... aber ich muß 
mich nicht auf das gleiche schleimige Niveau begeben

von smörre (Gast)


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> Wenn man sich geschickt anstellt fällt es meist eh nicht auf, wenn man
> die ersten paar Wochen nicht wirklich produktiv ist.
super Einstellung seinen Arbeitgeber auch noch zu betrügen.

von Mine Fields (Gast)


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Das ist kein Betrug sondern ganz normale Einarbeitung.

von smörre (Gast)


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> Das ist kein Betrug sondern ganz normale Einarbeitung.
na ja, das ist wohl Ansichtssache ... heutzutage ist ja vieles ganz 
normal.

von Mine Fields (Gast)


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Nein, das ist keine Ansichtssache, denn produktiv ist man die ersten 
Wochen in den seltensten Fällen. Man muss nur schauen, dass es möglichst 
wenig auffällt.

von Wilhelm F. (Gast)


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Mine Fields schrieb:

> Wenn man sich geschickt anstellt fällt es meist eh nicht auf, wenn man
> die ersten paar Wochen nicht wirklich produktiv ist.

Wenn man nicht schon am ersten Tag oder der ersten Woche auf die Füße 
getreten bekommt, wegen schnellsten Ergebnissen, bevor man überhaupt 
begonnen hat, da geht so einiges. Ein paar Tage oder Wochen lockere 
Einarbeitung müssen sein, wo es seriös zugeht. Bei Interesse an der 
Materie entwickelt sich das weitere sowieso. Kenne es noch aus meiner 
ersten Anstellung.

Ich hatte sogar anfangs in der Probezeit eine besonders schöne Aufgabe, 
und zwar völlig neue leistungsfähigere Controller für bestehende 
Anwendungen zu suchen und zu evaluieren. Danach Demo-Boards und 
Equipment bestellen. Testsoftware schreiben. Zu sehen, ob der Controller 
alles kann. Das ist aber auch richtige Arbeitsleistung. Natürlich nicht 
nur unter dem reinen Technikaspekt, schön wärs ja, sondern auch unter 
den anderen Parametern wie Preis und Verfügbarkeit, voraussichtlichem 
Life-Cycle, Verwendbarkeit bisheriger Ressourcen. Es machte aber Spaß, 
und die von mir gesuchten Dinge wurden auch unter eigener Regie 
eingesetzt. Und im Folgenden portierte ich dann die alte (nicht von mir 
geschriebene) Software, auch anspruchsvoll. Und erweiterte die Geräte um 
neue Busschnittstellen. Auch sehr anspruchsvoll.

> Länger als ein Wochenende sollte man aber wirklich nicht brauchen, um
> einigermaßen mit einer neuen Prozessorplattform zurechtzukommen. Und das
> kann man ja wohl mal privat investieren.

Wenn es nicht gerade ein ausgewachsenes Board von über 600 oder 800€ 
handelt. Denn das ist bei weitem kein Hobby-Preis mehr. Und auch nicht 
mehr so simpel. Aber 50 bis 100€ gehen mal, das ist im verträglichen 
Rahmen.

von Mine Fields (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
>> Länger als ein Wochenende sollte man aber wirklich nicht brauchen, um
>> einigermaßen mit einer neuen Prozessorplattform zurechtzukommen. Und das
>> kann man ja wohl mal privat investieren.
>
> Wenn es nicht gerade ein ausgewachsenes Board von über 600 oder 800€
> handelt. Denn das ist bei weitem kein Hobby-Preis mehr. Und auch nicht
> mehr so simpel. Aber 50 bis 100€ gehen mal, das ist im verträglichen
> Rahmen.

Das investieren bezog ich auf die Zeit. Entwicklungsumgebung und 
Simulator bekommt man meist eben auch kostenlos.

Und selbst wenn das alles nicht vefügbar ist, kann man sich wenigstens 
in die Literatur einarbeiten.

von Martin K. (mkmannheim) Benutzerseite


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> Wenn es nicht gerade ein ausgewachsenes Board von über 600 oder 800€
> handelt

600,- ohne MwSt macht 500,-, von der Steuer abgesetzt, macht 270,- netto 
Investition. Nach Monaten Einarbeitung bei Ebay reingesetzt und für 
300,- mit Restgarantie vertickt. Dann sind die Kosten fürs Bestellen, 
lagern und Verschicken auch wieder drin. Mache Ingenieure müssen noch 
lernen, wirtschaftilch zu denken :-)

von Wolfgang Horn (Gast)


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Ach, Dipl,

> Das Ergebnis ist ja bekannt ..
Sparsamkeit ist Mode und auch gut.
Aber bitte nicht zu sparsam. Denn wenn Du wirklich verstanden werden 
willst, dann drück Dich bitte mit vollständigen Aussagen aus.

So bleibt halt die Frage, ob Du mit Ergebnis den Toyota-Schock in den 
USA gemeint haben könntest, als GM das Autowerk NUMMI geschlossen hatte 
wegen hoffnungslos roter Zahlen, und Toyota im Joint Venture mit GM 
NUMMI erneut eröffnete, alle erreichbaren Entlassenen wieder einstellte 
und mit der Unternehmenskultur namens "The Toyota Way" NUMMI zum 
profitabelsten Automobilwerk in den USA machte.
Das hat dem Stolz der US-Automobilindustrie den Rest gegeben.
Leider war bis jetzt nicht zu erkennen, was die US-Automobilindustrie 
daraus anderes gelernt haben könnte als "Tesla ist unser 
Hoffnungsträger!"

Oder ob Du die Schwierigkeiten mit dem Gaszug gemeint haben könntest, wo 
US-Autokunden landesweit betrogen haben mit vorgetäuschten 
Produktschäden.

Ciao
Wolfgang Horn

von Wilhelm F. (Gast)


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Wolfgang Horn schrieb:

> Das hat dem Stolz der US-Automobilindustrie den Rest gegeben.

Vor etwa 2 Jahren, mitten in der Krise, hatten die 3 großen 
US-Automobilhersteller doch auch Krise. Manch einer erinnert sich ja 
noch an den Vorfall, daß die 3 Konzernmanager jeder für sich alleine mit 
dem Privatjet zum Kongreß zum Krisengespräch flogen, von Detroit nach 
Washington, das sind ein paar km, genau genommen drei mal separat ein 
paar km, was da dem Kongreß sogar sehr übel aufgestoßen war.

Jedenfalls hörte ich damals eine interessante Doku dazu auf DLF im 
Rundfunk. Die 3 US-Konzerne schimpften darauf, daß der US-Bürger zu 
viele ausländische Fahrzeuge kaufe, er müsse sich endlich wieder auf 
einheimische Produkte besinnen.

Toyota drehte denen eine lange Nase. Und zwar entgegneten sie, sogar als 
Ausländer im fremden Land, daß sie für den US-Markt zu 90% in den USA 
selbst produzieren, und damit nachhaltiger sind als die US-Hersteller 
selbst. Sie warfen den einheimischen Autobauern vor, bis zu 2/3 im 
Billigausland zu produzieren, und damit wären es ja auch keine echten 
US-Autos mehr. Sie hätten überhaupt keinen Grund, sich zu beklagen.

Nur wer Arbeitsplätze vor Ort schafft, kann verlangen, daß der 
Geldkreislauf (Umsatz, Binnennachfrage) wieder funktioniert.



Martin K. schrieb:

> 600,- ohne MwSt macht 500,-, von der Steuer abgesetzt, macht 270,- netto
> Investition.

Falsch getippt. Bei mir gibt es weder 600€ Investitionsmöglichkeit, noch 
Steuerabsatzmöglichkeiten. Aber 50-100€ sind mal drin.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Wilhelm,

> Vor etwa 2 Jahren, mitten in der Krise,...Privatjet...was da dem Kongreß
> sogar sehr übel aufgestoßen war.

Ja, das war ein Skandal. Die Ohrfeige des Parlaments kam mir wie 
Sündenbockschelte vor.

Die Ursachen liegen aber Jahrzehnte älter, sind Methode, belasten 
sicherlich größere Industriezweige in den USA und auch bei allen, die 
den "american way of life" kritiklos bejubeln und nachahmen.

Die Sanierung des Automobilwerkes NUMMI hat die abendländische 
Automobilindustrie ins Mark getroffen. Schwer ins Mark getroffen.
Jeffrey K. Liker beschrieb in "The Toyota Way" (McGraw-Hill Book, 2004) 
die Unterschiede zwischen den Unternehmenskulturen von GM und Toyota.

„Eine intakte Unternehmenskultur ist fast ein Garant für hohe Gewinne.“ 
(Peter F. Drucker)

Toyota setzt nämlich deutlich auf Miteinander, das Management von GM 
aber auf Gegeneinander - wie es die US-Hörigen leider auch hier tun.
Wen wundert es dann noch, wie Toyota zur Nr. 1 als Automobilhersteller 
wurde?

Kein Geheimnis, je qualifizierter die Belegschaft, desto eher lässt sich 
diese Stärke im Miteinander nutzen, desto eher endet im Ruin, wer den 
Hass seiner Mitarbeiter auf sich schürt.


Ciao
Wolfgang Horn

von Michael S. (technicans)


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smörre schrieb:
> super Einstellung seinen Arbeitgeber auch noch zu betrügen.

Wäre es nur, wenn du etwas zusicherst, was du nicht hältst.
Man kann es auch auf ein Versprechen persönlichen Bemühens
reduzieren. Ist nämlich in der Unternehmenskultur vorteilhafter
wenn man sich nicht so leicht vom weitreichendem Weisungsrecht
des Arbeitgebers so vereinnahmen lässt. Dann hat man nämlich
Spielraum wenn Schwierigkeiten auftreten.

Ob man an einem Wochenende eine neue Prozessorfamilie mit seinen
Werkzeugen erlernen kann, kann ich nicht abschätzen, weil das nicht
mein Spezialgebiet ist. Da muss man sehr viel Erfahrung haben, damit
das funzt. Aus Erfahrung weiß ich, das Einarbeitungszeit und -aufwand
häufig unterschätzt werden.

von smörre (Gast)


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> Man kann es auch auf ein Versprechen persönlichen Bemühens reduzieren.
das ist was ganz anderes ... und das mache ich ja auch.

> Ob man an einem Wochenende eine neue Prozessorfamilie mit seinen
> Werkzeugen erlernen kann, kann ich nicht abschätzen, weil das nicht
> mein Spezialgebiet ist.
meines auch nicht. Ich glaube nicht, daß man da nach einem Wochenende 
nach der Lektüre eines Buches auf einmal Experte ist, halte ich für 
ziemlich übertrieben.

> Da muss man sehr viel Erfahrung haben, damit
> das funzt. Aus Erfahrung weiß ich, das Einarbeitungszeit und -aufwand
> häufig unterschätzt werden.
genau - deshalb war ja ich so verblüfft, daß man angibt man sei in 
Englisch "verhandlungssicher" ... das heißt fließend und 
Spezialvokabelkenntnisse.
Da kann man nur noch mit den Kopf schütteln, inclusive der netten 
Reaktion des Personalers, die wohl nicht so ganz ernst gemeint war.

von Mine Fields (Gast)


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smörre schrieb:
>> Ob man an einem Wochenende eine neue Prozessorfamilie mit seinen
>> Werkzeugen erlernen kann, kann ich nicht abschätzen, weil das nicht
>> mein Spezialgebiet ist.
> meines auch nicht. Ich glaube nicht, daß man da nach einem Wochenende
> nach der Lektüre eines Buches auf einmal Experte ist, halte ich für
> ziemlich übertrieben.

Wenn man schon 3-4 ähnliche Prozessorplattformen kennt, geht das schon. 
Experte ist man nicht. Es reicht aber normalerweise, um gut 
klarzukommen.

Wenn man bisher 2-3 Programme für einen AVR geschrieben hat, kann man 
natürlich nicht plötzlich behaupten, man könnte einen DSP programmieren. 
Es geht eben nur über eine theoretische Hürde zu kommen, die in der 
Praxis später aber keine Rolle spielt. Die Anwendung spielt ja 
normalerweise die übergeordnete Rolle, und die ist in der Regel von der 
Plattform unabhängig.

von H. G. (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Es geht eben nur über eine theoretische Hürde zu kommen,

In der täglichen Bewerbungspraxis geht es längst nicht mehr um Fakten 
und Knowhow, sondern, um das "sich verkaufen können". Wer bei einem 
Zulieferer beginnt, hat meines Erachtens sogar gute Karten, wenn er gut 
lügen kann, da es dort darum geht, dem Kunden eine Mistlösung zu 
verkaufen.

Zwar herrscht nach wie vor die Meinung vor, das ginge nicht, weil der 
Kunde mit der Lösung nicht zufrieden ist, und nie wieder kommt, aber 
real läuft es sowieso anders:

Die meisten Projekte sind so furchtbar daneben geplant und überzogen, 
dass es ohnehin Stress und Streit gibt, weil nie was Richtiges fertig 
gebaut werden kann. Da bekommt man von einem Kunden also ohnehin nie 
wieder einen Auftrag. Es ist also egal, was und wie man arbeitet, es 
geht nur darum überhaupt den Auftrag zu kriegen.

Und den bekommt man mit Lügen und Hochstapeln am Besten. Seht euch die 
vielen Ingenieurdienstleister an, was sie auf ihren Webseiten und 
Hochglanzprospekten schreiben. Alles aufgebauschte Werbung!

Keiner von denen hat überdurchschnittlich gute Ingenieure sondern nur 
unterdurchschnittlich billige, weil man nur damit effektiv Kohle machen 
kann.

von Dingolfinger (Gast)


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> Wenn man bisher 2-3 Programme für einen AVR geschrieben hat, kann man
> natürlich nicht plötzlich behaupten, man könnte einen DSP programmieren.

och , kann man schon :-)

von ET (Gast)


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> Ich ziehe meinen Spass aus
> den Reisen, dem Definieren von Produkten, der Kommunikation mit anderen,
> Arbeiten in Gremien

Diese Art von Arbeit würde ich für alles Geld der Welt nie machen 
wollen.

von M.K. (Gast)


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Das gehört aber zum Arbeitsleben dazu, nur Entwickeln bringt keine 
Kohle.

von Mark B. (markbrandis)


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M.K. schrieb:
> Das gehört aber zum Arbeitsleben dazu, nur Entwickeln bringt keine
> Kohle.

Komisch, dass manche Leute mit keiner Kohle gut leben können. Haben wohl 
ne Gasheizung ;-)

von Canta (Gast)


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Es gibt keine Ingenieurlücke!

von Michael S. (technicans)


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Ne, nur ne Zaunlücke oder ne Zahnlücke.

von Hans (Gast)


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> Es gibt keine Ingenieurlücke!

Doch - sie befindet sich bei einigen hier zwischen den Ohren.

von Andreas D. (rackandboneman)


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"Es fehlt an mittel Erfahrenen in der Analogtechnik, den Grundlagen,
gutem soliden Wissen und Erfahrung, um grundlegende Fehler zu 
vermeiden."

Also einen Techniker.

von Dieter M. (Gast)


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Nein, es war kein Techniker gemeint. Viele Firmen benötigen erfahrene 
Analaogexperten im Bereich Schaltungsdesign und Berechnung. Es geht 
dabei darum, einfache trickreiche Schaltungen zu bauen, die die 
Minestfunktion erfüllen, gut funktionieren, stabil sind und wenig 
kosten. Das sind Schaltungen, die nicht im Buch stehen.

Der Wert solcher Dinge wird aber verkannt und fähige Leute unterbezahlt, 
was sie in andere Bereiche (PM, QM) verdrängt. Jetzt fehlen sie.

von Michael S. (technicans)


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Interessanterweise ist mir erst kürzlich aufgefallen das die
Stellenanzeigen von Stellen die mich interessieren sowohl auf
Ingenieure als primäre Wahl, so auch auf Techniker als sekundäre Wahl
beziehen und ausgeschrieben werden. Wer als Techniker nicht unter
Ingenieure sucht der wird nie das finden was er sucht weil sich
die Firmen oft nicht die geringste Mühe geben die Stellen auch
explizit für Techniker auszuschreiben. Schei...

von Mine Fields (Gast)


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Wieso auch? Ingenieure sind da nun einmal die erste Wahl. Wenn die 
Stelle für Ingenieurs-Absolventen ausgeschrieben wird hat der Techniker 
auch nur mit langfähriger einschlägiger Erfahrung Chancen.

von Ich (Gast)


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Oder man sucht einen Ingenieur, will aber nur für einen Techniker 
zahlen.

von .NET-Entwickler (Gast)


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Habe mich vor einigen Monaten auch auf eine Stellenanzeige für einen 
Diplom-Informatiker beworben und eine Absage bekommen. Kurze Zeit später 
wurde die Stellenanzeige von der Website der Firma genommen und durch 
eine andere mit praktisch identischem Wortlaut ersetzt. Einziger 
Unterschied: Es wurde nicht mehr nach Dipl.-Informatiker gesucht, 
sondern nach Fachinformatikern. Ich kann jetzt nur spekulieren, dass die 
Dipl.-Informatiker, die sich dort beworben haben, der Firma vielleicht 
zu teuer waren.

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