Forum: HF, Funk und Felder Fragen zu einer Audion Schaltung


von Hans-werner M. (hanswerner)


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Ich habe einige Fragen zu der angehängten Schaltung von 
www.hanssummers.com/transistor.html
Welche Funktion hat der Hochpass aus 1.8Meg und 100pF ? Ja klar, der 
soll filtern aber was genau ?
Welche Funktion hat die 2.5mH Induktivität und der 47uF Kondensator ? 
Welche Bauteile spielen zusammen bzw. erfüllen eine gemeinsame Funktion 
?
Soll der 4.7k Widerstand nur die Spannung heruntersetzen oder spielt der 
mit anderen Bauelementen zusammen ?
Etwas seltsam erscheint mir auch die Beschaltung der Gegentaktendstufe 
mit dem 1Meg und dem 1k Widerstand.
Wozu der 68 Ohm Widerstand ? Bisher kenne ich nur die Beschaltung mit 
Dioden. Warum hier ein Widerstand ?

von oszi40 (Gast)


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Hans-werner M. schrieb:
> 1.8Meg und 100pF

Wenn C gebrückt wäre, wäre Gate gleichstrommäßig auf Masse.
Grundlagen 
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/battoff.htm

von Peter S. (psavr)


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> 1.8Meg und 100pF
Hochomiger DC-Pfad auf Masse, damit sich ein Gleichspannungsanteil über 
den FET PN-Übergang aufbauen kann, so dass dieser im Knickpunkt der 
Diodenkennlinie arbeitet.

AC176, AC128 ?  Igitt-igitt, das olle Germaniums-Zeugs gehört doch 
längst ins Museum, willst Du mit dem Schrott wirklich noch was Basteln?

von B e r n d W. (smiley46)


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Durch das Gate fließen nur Picoampere, das ändert am Arbeitspunkt gar 
nichts. Wahrscheinlich soll der Widerstand zusammen mit der GS Kapazität 
des FETs Pendelschwingungen unterdrücken. Der 100pF Kondensator 
überbrückt das Netzwerk für hohe Frequenzen, damit das Audion 
rückkoppelt.

von Günther N. (guenti)


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Peter S. schrieb:
> AC176, AC128 ?  Igitt-igitt, das olle Germaniums-Zeugs gehört doch
> längst ins Museum, willst Du mit dem Schrott wirklich noch was Basteln?

Es gibt Leute die basteln sogar noch mit Röhren!Entscheidend ist doch 
der Spassfaktor und das meist auch eintretende Erfolgserlebnis!

von Peter S. (psavr)


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>das meist auch eintretende Erfolgserlebnis!
Gerade deswegen würde ich heute nicht mehr mit diesen Dingern basteln! 
Falls man tatsächlich noch irgendwo 50 Jährige Germaniums-Transistoren 
ausgraben kann, so sind die oft defekt, (Kurzschluss durch gewachsene 
Kristallnadeln)

http://www.radiomuseum.org/forum/graetz_disaster_am_daisy_1032_transistorersatz.html
=> Siehe z.B. erste Antwort von Bernhard Nagel

von Hans-werner M. (hanswerner)


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Hallo Peter (psavr),

mir geht es momentan um das Verstehen. Ich will mehr Ahnung von 
Elektronik haben, zumindest eine Schaltung lesen bzw. verstehen können 
welche Funktion die einzelnen Bauelemente haben. Habe mir jetzt nach 30 
Jahren doch noch den Tietze-Schenk zugelegt. Ist aber nur hilfreich bei 
Bauelementen und elementaren Grundschaltungen, weniger zu komplexeren 
Schaltungen.
Habe versucht die Schaltung mit Ltspice aufzubauen, konnte die Modelle 
für die Germaniumtransistoren jedoch nicht im Internet finden. Möchte 
gerne Siliziumtransistoren verwenden. Wenn ich die Germaniumtransistoren 
in der Simulation durch Siliziumtransistoren ersetze wird jedoch nur 
einer der beiden Transistoren angesteuert. Hilfreich für Änderungen ist 
halt zu wissen wie die Schaltung im einzelnen im Originalzustand 
funktioniert. Wie gross sind Spannungs- und Stromwerte usw. ? Welche 
Ausgangsleistung wird erbracht ? Den 2N3819 habe ich in der Simulation 
durch einen BF245C ersetzt. Das scheint zu funktionieren.

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Hans-werner

Bei den beiden 1 Ohm Widerständen sollte die halbe Betriebsspannung zu 
messen sein, dies wird mit dem 1 Meg eingestellt, evtl. wird bei anderen 
Transistoren ein anderer Wert notwendig. Der 1 Meg bewirkt auch eine 
Gleichspannungsgegenkopplung und reduziert den Klirrfaktor. Der dürfte 
hier aber trotzdem noch >3% betragen.

Der Querstrom (4,5mA) des BC109 hängt vom 1 kOhm ab, welcher zum 
Lautsprecher und damit zu Plus führt.

Mach mal statt dem 68 Ohm 2 Stück 1N4148 und einen 15 Ohm Widerstand 
rein und als Transistoren die BC337-40 und BC327-40. Ge-Transistoren 
haben eine viel niedrigere BE-Spannung, deshalb reicht oben der 
Widerstand.
Zuvor die 68 Ohm oder dessen Ersatz bestimmen den Ruhestrom durch die 
Endstufe. Die Endstufe läuft im AB-Betrieb (bitte Googeln). Die 
Ausgangsleistung wird ca. 0,5 Watt betragen.

Außerdem führt der 1 kOhm Widerstand nicht auf Plus, sondern zum 
Lautsprecher. Der 470µF Elko wird als galvanische Trennung zum 
Lautsprecher verwendet, aber auch als Bootstrap-Kondensator (bitte 
Nachschlagen). Die Spannung am Lautsprecheranschluß kann höhher werden 
als die Betriebsspannung.

Am BC109 würde ich noch einen Kondensator mit 100pF von Basis nach 
Kollektor vorsehen, da vom Audion doch noch etwas HF durchkommt. Dieser 
reduziert die obere Grenzfrequenz auf ca. 8kHz.

>Welche Funktion hat die 2.5mH Induktivität
>und der 4.7k Widerstand
Die Drossel ist für HF hochohmig und für NF niederohmig. Deshalb fällt 
die HF an der Drossel ab. Dort ist auch die Rückkopplung angeschlossen.

>Welche Funktion hat der 47uF
Die NF fällt am Widerstand 4,7k ab und wird über den 47µ zur Endstufe 
ausgekoppelt. Der Elko bewirkt auch eine galvanische Trennung zwischen 
Audion und Poti.

von Ernestus P. (malzeit) Benutzerseite


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Hans-werner M. schrieb:

Die drei Bipolar-Transistoren bilden eine NF-Endstufe. Für die 
Simulation würde ich nur bis zum 10k-Poti aufbauen. Für den echten 
Aufbau würde ich dann einen LM386 verwenden und anpassen. Der sollte 
Schätzungsweise auf eine Verstärkung von 100 gebracht werden. (Bei so 
alter Schaltungstechnik weiß ich jetzt die Gegenkopplung auf die 
schnelle nicht 100%-tig.)

von B e r n d W. (smiley46)


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Dann würd ich aber eher ein anderes IC verwenden wie z.B. den TDA7052, 
aber Hans-werner möchte ausdrücklich einen diskreten Verstärker 
aufbauen.

von supergrobi (Gast)


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Hans-werner M. schrieb:
> Welche Funktion hat der Hochpass aus 1.8Meg und 100pF ?

Neulich habe ich irgendwo im Netz gelesen, dass dieser Aufbau aus 
hochohmigem R und C dafür sorgt, dass das Audion besonders weich 
rückkoppelt.

Bei anderen ähnlichen Audionschaltungen mit FET sieht man auch 
Variationen, bei denen dieser R und C einfach fehlen, das warme 
Schwingkreisende liegt dann direkt am Gate.

Bei anderen Variationen liegt zwar der 100p-C wie im Schaltbild gezeigt 
vor, der 1M-R führt aber vom Gate direkt nach Masse (so wie oftmals bei 
einem NF-Verstärker).


B e r n d W. schrieb:
> Dann würd ich aber eher ein anderes IC verwenden wie z.B. den TDA7052,

Da schließe ich mich an! Der LM386 ist nämlich ein wilder "Swinger"! ;)



Im Anhang ein anderes Audion mit einer recht simplen Si-Endstufe...

von flo (Gast)


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Hans-werner M. schrieb:
> Welche Funktion hat die 2.5mH Induktivität und der 47uF Kondensator ?
> Welche Bauteile spielen zusammen bzw. erfüllen eine gemeinsame Funktion
> ?
> Soll der 4.7k Widerstand nur die Spannung heruntersetzen oder spielt der
> mit anderen Bauelementen zusammen ?

Bei dem hier gezeigten Audion gibt es auch eine L und einen C in dieser 
Anordnung:

Beitrag "Audion mit Ge-T statt Si-T"


Das NF-Signal kann so weitestgehend HF-frei ausgekoppelt werden, 
Vorraussetzung ist wohl, dass es vorher schon durch krummen Arbeitspunkt 
mit dem T demoduliert wird.

von Hans-werner M. (hanswerner)


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An supergrobi,

schönen Dank für die Schaltung.
Kannst du mir ein Buch empfehlen in dem konkrete Schaltungen, sowohl 
Analog als auch Digital, aus der Radiotechnik erklärt werden ?

von supergrobi (Gast)


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Hans-werner M. schrieb:
> Kannst du mir ein Buch empfehlen in dem konkrete Schaltungen, sowohl
> Analog als auch Digital, aus der Radiotechnik erklärt werden ?

nix zu danken, dafür ist dies forum ja da! :O)

buchempfehlung z.b. dieses hier:
"Empfangsprinzipien und Empfängerschaltungen: Selbstbauprojekte zwischen 
Detektor und Software Defined Radio" von frank sichla

http://www.amazon.de/Empfangsprinzipien-Empf%C3%A4ngerschaltungen-Selbstbauprojekte-zwischen-Detektor/dp/3881808426/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1324140537&sr=8-1




dann gibt es noch das "Radio-Baubuch - Vom Detektor- zum DRM-Empfänger", 
kenne es aber nur vom hörensagen.

http://www.b-kainka.de/Radiobau.htm




außerdem noch diverse links bei:

http://www.b-kainka.de/hfindex.htm

http://www.b-kainka.de/roehrenexp.htm

http://www.qsl.net/va3iul/Homebrew_RF_Circuit_Design_Ideas/Homebrew_RF_Circuit_Design_Ideas.htm

der letzte link ist sehr zu empfehlen, dort findet man fast alles!

von GroberKlotz (Gast)


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Hallo Hans-werner M.

LTSpice-Modelle AC127 und AC128.

Ich hatte die mal in den Files der yahoo-LTSpice-Group gefunden (die 
Gruppe ist echt zu empfehlen, sehr hilfreich!). Die Modelle einfach in 
die Datei "LTSpice/lib/cmp/standard.bjt" einfügen.

.model AC127 NPN(IS=1.41f ISC=0 ISE=0 IKF=80m IKR=0 ITF=0.4 NC=2 NE=1.5 
BF=70 BR=4.977 RB=10 RC=2.5 CJC=9.728p CJE=8.063p TR=33.42n TF=179.3p 
FC=0.5 EG=1.11 VJC=0.2 VJE=0.2 VTF=4 MJC=0.5776 MJE=0.3677 XTB=1.5 XTF=6 
XTI=3 MFG=GERMANIUM-TYPE)

.model AC128 PNP(IS=1.41f ISC=0 ISE=0 IKF=80m IKR=0 ITF=0.4 NC=2 NE=1.5 
BF=70 BR=4.977 RB=10 RC=2.5 CJC=9.728p CJE=8.063p TR=33.42n TF=179.3p 
FC=0.5 EG=1.11 VJC=0.2 VJE=0.2 VTF=4 MJC=0.5776 MJE=0.3677 XTB=1.5 XTF=6 
XTI=3 MFG=GERMANIUM-TYPE)

Gruss
GroberKlotz

von siggi (Gast)


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GroberKlotz schrieb:
> LTSpice-Modelle AC127 und AC128.

Kann man die Modelle auch irgendwie bei TINA (der Freewareversion) 
einbinden?

von GroberKlotz (Gast)


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@siggi
Ich kenne TINA nicht und kann daher Deine Frage nicht beantworten.

Ich verwende LTSPICE, welches ebenfalls als Freeware per Download 
[http://www.linear.com/designtools/software/#LTspice] erhältlich ist.

Dazu gibt es jede Menge zusätzlicher Modelle im Netz. Vermutlich ist 
LTSpice mehr verbreitet. Außerdem (wie schon erwähnt) gibt es ja eine 
hilfreiche User-Group bei Yahoo 
[http://tech.groups.yahoo.com/group/LTspice/] mit Tipps und einem großen 
Fundus an Modellen usw..

Gruß
GroberKlotz

von siggi (Gast)


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GroberKlotz schrieb:
> Ich verwende LTSPICE, welches ebenfalls als Freeware per Download
> [http://www.linear.com/designtools/software/#LTspice] erhältlich ist.

Danke für die Info, dann werde ich mal langsam auf LTSPICE umsteigen, 
denke ich!

von ArnoR (Gast)


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> Kann man die Modelle auch irgendwie bei TINA (der Freewareversion)
> einbinden?

Du erstellst je eine Datei AC12x.cir (einfache Textdatei und dann 
umbenennen), die die oben gezeigten Zeilen enthält. Dann öffnest du in 
TINA den Menüpunkt Tools -> New Macro Wizard... und folgst einfach den 
Anweisungen, fertig.

Allerdings kannst du die Modelle komplett vergessen, denn die 
beschreiben einen rel. kleinflächigen Si-Transistor, aber auf keinen 
Fall Ge-Transistoren wie die AC127/8.

von siggi (Gast)


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Danke für die Info bezüglich Tina!

ArnoR schrieb:
> Allerdings kannst du die Modelle komplett vergessen, denn die
> beschreiben einen rel. kleinflächigen Si-Transistor, aber auf keinen
> Fall Ge-Transistoren wie die AC127/8.

Meinst du die hier? ->
>> .model AC127 NPN(IS=1.41f ISC=0 ISE=0 IKF=80m IKR=0 ITF=0.4 NC=2 NE=1.5
>> BF=70 BR=4.977 RB=10 RC=2.5 CJC=9.728p CJE=8.063p TR=33.42n TF=179.3p
>> FC=0.5 EG=1.11 VJC=0.2 VJE=0.2 VTF=4 MJC=0.5776 MJE=0.3677 XTB=1.5 XTF=6
>> XTI=3 MFG=GERMANIUM-TYPE)
>>
>> .model AC128 PNP(IS=1.41f ISC=0 ISE=0 IKF=80m IKR=0 ITF=0.4 NC=2 NE=1.5
>> BF=70 BR=4.977 RB=10 RC=2.5 CJC=9.728p CJE=8.063p TR=33.42n TF=179.3p
>> FC=0.5 EG=1.11 VJC=0.2 VJE=0.2 VTF=4 MJC=0.5776 MJE=0.3677 XTB=1.5 XTF=6
>> XTI=3 MFG=GERMANIUM-TYPE)

ArnoR schrieb:
>die beschreiben einen rel. kleinflächigen Si-Transistor

Woran erkennst du das?

von ArnoR (Gast)


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>>die beschreiben einen rel. kleinflächigen Si-Transistor
> Woran erkennst du das?

Na an der dargestellten Eingangskennlinie. Ein Transistor, der 750mV Ube 
für einen Ic von 5mA braucht ist auf keinen Fall ein Ge-Transistor, 
sondern wohl eher ein BC54x.

von Graff (Gast)


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ArnoR schrieb:
>>>die beschreiben einen rel. kleinflächigen Si-Transistor
>> Woran erkennst du das?
>
> Na an der dargestellten Eingangskennlinie. Ein Transistor, der 750mV Ube
> für einen Ic von 5mA braucht ist auf keinen Fall ein Ge-Transistor,
> sondern wohl eher ein BC54x.

Und wie stellst du die Eingangskennlinie dar?
(mit welchem Programm?)

von ArnoR (Gast)


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> Und wie stellst du die Eingangskennlinie dar? (mit welchem Programm?)

Na einmal darfst du raten. (Auflösung: TINA-TI)

von Graff (Gast)


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ArnoR schrieb:
>> Und wie stellst du die Eingangskennlinie dar? (mit welchem Programm?)
>
> Na einmal darfst du raten. (Auflösung: TINA-TI)

Ich wusste gar nicht, dass man damit auch Kennlinien direkt darstellen 
kann (oder hast du dafür eine virtuelle Schaltung aufgebaut?)...

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