Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mehr als 3000 U/min mit 50 Hz Drehstrom unmöglich?


von Bastler (Gast)


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Ich lese grade etwas über konventionelle elektrische 
Wechselstrom/Drehstrom Maschinen.
Also die klassischen Motoren und Generatoren ohne elektronischen 
Schnickschnack.

Wenn ich das recht verstehe, verringert sich mit höhrer Polpaarzahl die 
Drehzahl, und das Drehmoment wird gesteigert.

Außerdem muss die Spulen- und Poolpaarzahl immer in einem bestimmten 
Verhältnis zueinander stehen.

Beste Ergebnisse sollen bei einem Poolpaar / Spulen Verhältnis von 0,5 
bis 1,5 vorhanden sein, bis auf gewisse Ausnahmen.
Unter bestimmten Ausnahmen können auch höhre Verhältnisse Sinn machen.

Und bestimmte Polpaarzahl/Spulen Verhältnisse dürfen nicht vorhanden 
sein. Z.B. 6 Poolpaare und 3 Spulen bzw 6 Spulen soll nicht 
funktionieren.

Verhältnisse wie z.B. 3 Spulen und 1 Polpaar funktionieren hingegen sehr 
gut.

Man kann Spulengruppen auch elektrisch in Gruppen zusammenschalten, um 
die Drehgeschwindigkeit zu ändern.
Zum Beispiel, kann man 6 Spulen einbauen, die dann entweder 
L1-L1-L2-L2-L3-L3 betrieben werden, oder L1-L2-L3-L1-L2-L3. Und so dann 
2 Drehzahlen realisieren.


Asychronmotoren funktionieren ähnlich wie die Synchronmotoren, das 
innere Läufermagnetfeld wird aber durch induzierte Ströme, und nicht 
durch permanentmagnete bzw Magnetspulen mit Schleifringen hergestellt.
Sie haben wegen einer Phasenverschiebung auch einen Schlupf.


Nunja, wenn ich alles richtig verstehe, kann man mit 50 Hz Drehstrom 
keinesfalls über 3000 Umrehungen pro Minute kommen.
Weil man dann 3 Drehstrom Spulen und 1 Magnet-Polpaar im Läufer hat.

Wenn man die LäuferSpulen oder Magnetpolzahl erhöht, geht ja die 
Drehzahl runter. Und halbe Spulen oder hable Magnetpole gibts nicht, 
also gehts nicht über 3000.

Mehr als 3000 geht nur mit Frequenzumformer oder Getriebe.


Ist das alles so korrekt?

von Bastler (Gast)


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P.S Mit Spulen meine ich die Zahl der außenstehenden Drehstromspulen. 
Und mit Polpaaren die Nord-Süd Magnetfelder im Läufer. 1 Läuferspule hat 
also mindestens 2 Magentpole.
3 Außenspulen und eine Läuferspule wäre also ein Motor mit einem Polpaar 
und 3000 Umdrehungen. (Also das maximum)
Die Drehzahl kann jetzt verringert werden wenn man die zahl der 
Magnetspulen und beim Stator und/ode rbeim Läufer ändert.

von Steffen R. (stevven)


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jain...
nur mal eine Korrektur:
Das Moment wird bei Polumschaltung nicht vergrößert, es wird nur der 
Kippschlupf verschoben, d.h. man kann das Kippmoment in niedrigere 
Frequenzen bringen.

Höhere Drehzahlen sind m.E. nur mit Frequenzumrichter im 
Feldschwächbetrieb möglich, also mit verringertem Drehmoment

von Frank X. (flt)


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Steffen R. schrieb:
> jain...
> nur mal eine Korrektur:
> Das Moment wird bei Polumschaltung nicht vergrößert, es wird nur der
> Kippschlupf verschoben, d.h. man kann das Kippmoment in niedrigere
> Frequenzen bringen.


Siehe hier:

http://www.elektromaschinenbauer.de/index.php?option=com_content&view=article&catid=141:polumschaltbare-wicklungen&id=110:dahlander-wicklung

Δ / YY – Schaltung
Diese Schaltungsvariante ist die am häufigsten in der Praxis 
vorkommende. Zum Einsatz kommt sie bei Antrieben, welche ein Aggregat 
mit kontsantem Belastungsmoment antreiben (z.B. Hebezeuge, Walzen, 
Aufzüge, Förderbänder, …).
 Zum Anlauf des Motores wird die Y – Δ – YY – Schaltung genutzt. Diese 
ist eine Kombination aus Y / Δ – Schaltung und Δ / YY – Schaltung. Mit 
dieser Schaltung wird der hohe Einschaltstrom umgangen. Der Motor läuft 
weich in Y – Schaltung an und wird dann auf  Δ umgeschaltet. Außerdem 
kann der Motor bei kleiner Last (unter 33% Vollast) zwecks Verbesserung 
des Leistungsfaktors in Y – Schaltung betrieben werden.

Y / YY – Schaltung
Motoren mit dieser Schaltung werden bevorzugt zum Antrieb von 
Arbeitsmaschinen mit Schleuderwirkung, z.B. Lüfter, Gebläse, 
Kreiselpumpen, Rührwerke, … eingesetzt, da diese Arbeitsmaschinen 
kubisches (3. Potenz) Leistungsverhältnis und quadratisches (2. Potenz) 
Drehmomentverhältnis aufweisen. Drehstrommotoren mit Y / YY – 
Polumschaltung haben eine Leistungsverhältnis 1 : 4 und ein 
Drehmomentverhältnis 1 : 2.
 Bei den genannten Polumschaltungen werden durch Reihen- bzw. durch 
Gegenreihen- sowie Parallelschaltungen einzelner Spulengruppen die 
Polzahlen der Ständerwicklung stets im geraden Verhältnis (1 : 2) 
verändert.

von Mine Fields (Gast)


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Steffen R. schrieb:
> Höhere Drehzahlen sind m.E. nur mit Frequenzumrichter im
> Feldschwächbetrieb möglich, also mit verringertem Drehmoment

Feldschwächbetrieb ist dafür nicht unbedingt nötig, eine höhere Frequenz 
geht im Prinzip auch, wenn der Motor dafür gewickelt ist.

von MaWin (Gast)


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> Mehr als 3000 U/min mit 50 Hz Drehstrom unmöglich?

Im Prinzip ja, aber Getriebe und Gleichrichter und Gleichstrommmotore 
und Frequenzumrichter für Drehstrommotore wurden bereits dagegen 
erfunden.

von Ulrich (Gast)


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Mit einem synchronen Schleifringmotor ist auch mit 50 Hz eine Drehzahl 
von z.B. 6000 U/min möglich: Der Rotor kriegt über 3 Schleifringe 
Drehstrom und erzeugt eine Drehfeld. Wenn das Drehfeld am Stator in die 
andere Richtung dreht addieren sich die Geschwindigkeiten auf z.B. 6000 
U/min, oder eventuell auch weniger wenn man mehr Pole nutzt.

von Bastler (Gast)


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Ahja, das mit den Schaltungsvarianten ist ja interessant.

Warum soll eigentlich das Verhältnis der Polpaare von Stator und Läufer 
nicht identisch sein, sondern "ungleich", aber doch möglichst nah 
beianander (oder nah bei einem Vielfachen davon)

Also z.B. 3 Spulen außen, und 6 "Magnetpole" innen soll nicht 
funktionieren.


Nicht gleich, aber trozdem möglichst gleich, widerspricht sich doch 
irgendwie?

von Bastler (Gast)


Angehängte Dateien:

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Habe das mal dargestellt, wie ich das meine.
Also dieses 3 Spulen und 6 Pole (Also 3x N und 3x S) soll nicht gehen.
Schwer zu erklären.

Bei der Powercroco.de Seite steht das jedenfalls so drin.

Da gehts zwar um Brushless Motoren, aber Brushless Motoren sind ja quasi 
Permanenterregte Drehstrom Synchronmotoren.

Und damit wisst ihr auch schon, auf welche Richtung ich abziele.
Aber ich wollte erst mal 50 Hz Drehstrom aus 3 passend verschalteten, 
einzelen Wechselstromtransformatoren nehmen um Motorexperimente zu 
machen.
Und keinen Halbleiter Motor Controller aus dem Modellbau.
Denn eigentlich will ich ja eh was für 50 Hz bauen (Mit Neodymmagneten 
permanenterregten Drehstrommotor / Generator) und keinen Modellbaumotor.

von zoggl (Gast)


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pinsel dir doch das stator und das rotorfeld dazu, dann solltest du es 
sogar selber sehen.

von Frank X. (flt)


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Ulrich schrieb:
> Mit einem synchronen Schleifringmotor ist auch mit 50 Hz eine Drehzahl
> von z.B. 6000 U/min möglich: Der Rotor kriegt über 3 Schleifringe
> Drehstrom und erzeugt eine Drehfeld. Wenn das Drehfeld am Stator in die
> andere Richtung dreht addieren sich die Geschwindigkeiten auf z.B. 6000
> U/min, oder eventuell auch weniger wenn man mehr Pole nutzt.

Träum weiter...

von zoggl (Gast)


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wenn ich das träumen müsste, würde ich mich am nächsten morgen 
erschiessen:
http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:20913/eth-20913-02.pdf
sg clemens

von Klaus (Gast)


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Bastler schrieb:
> Da gehts zwar um Brushless Motoren, aber Brushless Motoren sind ja quasi
> Permanenterregte Drehstrom Synchronmotoren.

Nein, es sind DC-Motoren, wie der Name Brushless DC Motor es sagt. Die 
mechanischen Bürsten sind durch eine elektronische Lösung ersetzt 
worden. Diese schaltet, wie die Bürsten auch, abhängig von der 
Rotorposition.

Die Drehzahl kann nicht durch eine äußere Frequenz vorgegeben werden, 
sondern stellt sich ein, abhängig vom Aufbau des Motors, der Spannung 
und der Last. Man findet daher in den Kennwerten des Motors häufig die 
Angabe Umdrehungen pro Volt.

Um die Drehzahl zu ändern, ändert man die Spannung. Dies geht 
selbstverständlich auch, wie bei einem DC Motor, mit einer PWM 
Ansteuerung. Wenn aber sowieso schon elektronische Schalter als Ersatz 
für die Bürsten da sind, kann man sie auch gleich zum Stellen der 
Drehzahl benutzen.

Wenn man schon den Begriff "Synchron" verwenden will, ist ein DC Motor 
auch ein "Synchronmotor". Der Strom im Rotor ist ein Wechselstrom, der 
synchron zur Drehung ist. Er wird durch einen mechanischen 
Wechselrichter, die Bürsten erzeugt.

MfG Klaus

von gaast (Gast)


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Klaus schrieb:
> Bastler schrieb:
>> Da gehts zwar um Brushless Motoren, aber Brushless Motoren sind ja quasi
>> Permanenterregte Drehstrom Synchronmotoren.
>
> Nein, es sind DC-Motoren, wie der Name Brushless DC Motor es sagt.

Natürlich ist es trotzdem eine Synchronmaschine, der Rotor folgt dem 
außen angelegten Drehfeld ohne Schlupf.

von Klaus (Gast)


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gaast schrieb:
> Natürlich ist es trotzdem eine Synchronmaschine, der Rotor folgt dem
> außen angelegten Drehfeld ohne Schlupf.

Genau wie ein normaler DC Motor steuert er sein Drehfeld selbst. Das ist 
dann natürlich synchron.

Er wird aber einem von außen angelegten Drehfeld nur unter 
kontrollierten Bedingungen folgen, wie ein Schrittmotor. Er erreicht 
dann aber kaum Drehmoment und nur niedrige Drehzahlen (und ist so 
eigentlich nicht verwendbar).

MfG Klaus

von Mine Fields (Gast)


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Klaus schrieb:
> Genau wie ein normaler DC Motor steuert er sein Drehfeld selbst. Das ist
> dann natürlich synchron.

Nicht wirklich. Der Brushlessregler muss das Drehfeld von außen so 
einstellen, dass sich der Motor sauber dreht (dafür braucht man ja die 
Gegen-EMK-Messung oder ein Hall/Inkrementalgeber). Von selbst macht der 
Motor an dieser Stelle gar nichts, er ist eben doch nur ein 
Synchronmotor.

von Klaus (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> dass sich der Motor sauber dreht

Das heißt, das das Feld synchron zu Rotor ist. Das ist genau das 
gleiche, was die Bürsten bei einem DC Motor machen.

MfG Klaus

von Mine Fields (Gast)


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Klaus schrieb:
> Das heißt, das das Feld synchron zu Rotor ist. Das ist genau das
> gleiche, was die Bürsten bei einem DC Motor machen.

Ja. Nur muss das Feld trotzdem von außen angelegt werden und steuert 
sein Drehfeld nicht selbst (wie es beim Bürstenmotor prinzipbedingt 
ist).

von Klaus (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Ja. Nur muss das Feld trotzdem von außen angelegt werden und steuert
> sein Drehfeld nicht selbst (wie es beim Bürstenmotor prinzipbedingt
> ist).

Was meinst du mit "nicht selbst" ? Das die üblichen Hallsensoren den 
erforderlichen Strom nicht schalten können, sondern die Signale 
irgendwie verstärkt werden müssen? Was erst recht bei Verwendung der 
GegenEMK gilt.

MfG Klaus

von Mine Fields (Gast)


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Klaus schrieb:
> Was meinst du mit "nicht selbst" ? Das die üblichen Hallsensoren den
> erforderlichen Strom nicht schalten können, sondern die Signale
> irgendwie verstärkt werden müssen? Was erst recht bei Verwendung der
> GegenEMK gilt.

Der Motor an sich ist dumm. Erst durch einen Regler, der exakt das 
richtige Drehfeld regeln kann, dreht sich der Motor überhaupt. Es ist 
also außerhalb des Motors eine gewisse Intelligenz notwendig. Und damit 
unterscheidet es sich nicht von der Regelung von Drehstrommotoren. Das 
"DC" in BLDC ist dabei sehr irreführend, besser ist der begriff EC-Motor 
oder eben Synchronmotor.

von gaast (Gast)


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Klaus schrieb:
> Genau wie ein normaler DC Motor steuert er sein Drehfeld selbst. Das ist
> dann natürlich synchron.

Ein BLDC steuert also sein Drehfeld selbst? Dann frage ich mich ja, 
warum alle so dumm sind teure Leistungselektronik zu verbauen um jenes 
zu erzeugen.

Klaus schrieb:
> Er wird aber einem von außen angelegten Drehfeld nur unter
> kontrollierten Bedingungen folgen, wie ein Schrittmotor. Er erreicht
> dann aber kaum Drehmoment und nur niedrige Drehzahlen (und ist so
> eigentlich nicht verwendbar).

Blödfug sondergleichen, das Drehfeld wird logischerweise immer durch den 
Regler erzeugt. Ein BLDC ist eine Sonderform der Synchronmaschine, ob es 
dir passt oder nicht. Die sensorgesteuerte Drehfelderzeugung ist 
lediglich deshalb nötig, weil du anders als z.B. bei 400V/50Hz-Motoren 
eben allgemein nicht genau weißt, wie Spannung und Frequenz am Motor 
zusammenhängen sollten, um ordentlich zu laufen, außerdem eliminiert die 
automatische Anpassung der Frequenz an die Ist-Drehzahl durch den Regler 
gleich das Problem, dass die Synchronmaschine bei zu hoher Belastung 
außer Tritt fällt und gar nicht mehr angetrieben wird, und aus genau 
diesem Grund bereits das Hochlaufen aus dem Stand problembehaftet ist.
Glücklicherweise gibt es aber noch Menschen, die die Bauart eines Motors 
von dessen Ansteuerung unterscheiden können, weshalb bürstenlose 
Gleichstrommotoren selbst bei Wikipedia unter Synchronmaschinen gelistet 
sind.

von Klaus (Gast)


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gaast schrieb:
> Ein BLDC steuert also sein Drehfeld selbst? Dann frage ich mich ja,
> warum alle so dumm sind teure Leistungselektronik zu verbauen um jenes
> zu erzeugen.

Weil Steuern und Leistung schalten (oder Erzeugen) zweierlei sind. Man 
kann ja auch keinen Lautsprecher an den Ausgang des D/A Wandlers eines 
CD Spielers schalten, und der Verstärker macht auch nicht die Musik.

Und wenn man schon Leistungsschalter hat, kann man die auch die 
Steuerung oder Regelung der Drehzahl mitmachen lassen. Schau dir doch 
mal die Algorithmen in einem BLDC Controler an. Da gibt es einmal die 
Kommutierung, die grob die Spulen in abhängigkeit von der Rotorposition 
schaltet oder feiner einen Sinus erzeugt. Damit läuft der Motor wie ein 
DC Motor. Dann gibt es häufig noch einen zweiten Regler der die Drehzahl 
regelt, der Ist-Wert läßt sich ja aus der Kommutierung leicht bestimmen. 
Jetzt ist es ein geregelter DC Motor. Der Vorteil gegenüber einem 
geregelten Bürstenmotor ist, daß man nur 3 Halbbrücken braucht, im 
Gegensatz zu 2 Halbbrücken, verschleißenden Bürsten und einem 
Drehzahlsensor.

Und wenn du unbedingt den Begriff synchron haben willst, dann ist der 
klassische DC-Motor auch ein Synchronmotor. Das Feld ist synchron zur 
Drehung, Schlupf gibt es nicht und das bis zum blockieren.

MfG Klaus

von gaast (Gast)


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Klaus schrieb:
> Weil Steuern und Leistung schalten (oder Erzeugen) zweierlei sind. Man
> kann ja auch keinen Lautsprecher an den Ausgang des D/A Wandlers eines
> CD Spielers schalten, und der Verstärker macht auch nicht die Musik.

Ich wüsste auch nicht, wo der Motor irgendwie anders anstalten macht, 
sein eigenes Drehfeld zu erzeugen. Der Motor trägt rein gar nichts dazu 
bei. Bestenfalls sind zusätzliche Sensoren darin verbaut, die dir die 
Position verraten, welche aber nichts mit der Funktion an sich zu tun 
haben.

Klaus schrieb:
> Und wenn man schon Leistungsschalter hat, kann man die auch die
> Steuerung oder Regelung der Drehzahl mitmachen lassen. Schau dir doch
> mal die Algorithmen in einem BLDC Controler an. Da gibt es einmal die
> Kommutierung, die grob die Spulen in abhängigkeit von der Rotorposition
> schaltet oder feiner einen Sinus erzeugt. Damit läuft der Motor wie ein
> DC Motor. Dann gibt es häufig noch einen zweiten Regler der die Drehzahl
> regelt, der Ist-Wert läßt sich ja aus der Kommutierung leicht bestimmen.
> Jetzt ist es ein geregelter DC Motor. Der Vorteil gegenüber einem
> geregelten Bürstenmotor ist, daß man nur 3 Halbbrücken braucht, im
> Gegensatz zu 2 Halbbrücken, verschleißenden Bürsten und einem
> Drehzahlsensor.

Und was willst du uns nun damit sagen? Dass du selbst merkst, dass man 
ein Drehfeld anlegen muss?

Klaus schrieb:
> Und wenn du unbedingt den Begriff synchron haben willst, dann ist der
> klassische DC-Motor auch ein Synchronmotor. Das Feld ist synchron zur
> Drehung, Schlupf gibt es nicht und das bis zum blockieren.

Durchaus richtig, ändert aber nichts daran, dass ein BLDC konstruktiv 
eine Synchronmaschine ist. Du wirst baulich keinen Unterschied 
feststellen können. Zur Gleichstrommaschine wird ein Brushlessmotor erst 
durch einen externen Wechselrichter, mit diesem kann man aber jede 
Synchronmaschine und jede Asynchronmaschine in einen "Gleichstrommotor" 
verwandeln.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Tja, vermutlich habt ihr beide irgendwie Recht. Es ist eben eine 
Unklarheit in der Definition eines BLDCs.

Einerseits kann man sagen, dass man kein Drehfeld an den BLDC anlegt, 
sondern nur die Funktion des (mechanischen) Kommutators elektronisch 
nachbildet.

Andererseits entsteht dadurch (ein indirekt vom Motor vorgegebenes) 
Drehfeld. Dann könnte man aber auch sagen ein mechanischer Kommutator 
erzeugt ein Drehfeld.

Der wichtige Punkt ist imho:
Bei einem BLDC wird dem Motor kein Drehfeld aufgeprägt, sondern es 
ergibt sich aus der Position und Geschwindigkeit des Rotors.
Um die Drehgeschwindigkeit zu verändern, wird nicht das Drehfeld 
(direkt) verändert, sondern die angelegte Spannung. Daraufhin verändern 
sich die Magnetfelder und die erzeugten Kräfte und Beschleunigungen, 
sowie Geschwindigkeiten des Motors. Die elektronische Kommutation wird 
dann daraufhin angepasst.

Bei den ursprünglich besprochenen Drehfeldmaschinen ist das aber wohl 
nicht so (kenne mich damit nicht sonderlich gut aus), denn da wird das 
50Hz Drehfeld benutzt um die Drehheschwindigkeit des Motors zu 
bestimmen.

von gaast (Gast)


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Simon K. schrieb:
> Der wichtige Punkt ist imho:
> Bei einem BLDC wird dem Motor kein Drehfeld aufgeprägt, sondern es
> ergibt sich aus der Position und Geschwindigkeit des Rotors.
> Um die Drehgeschwindigkeit zu verändern, wird nicht das Drehfeld
> (direkt) verändert, sondern die angelegte Spannung. Daraufhin verändern
> sich die Magnetfelder und die erzeugten Kräfte und Beschleunigungen,
> sowie Geschwindigkeiten des Motors. Die elektronische Kommutation wird
> dann daraufhin angepasst.

Eine reine Angelegenheit der Ansteuerelektronik, nicht des Motors. Du 
könntest auch einem BLDC ein fixes Drehfeld aufprägen, dieses müsste 
aber erstens zum konkreten Motor passen und zweitens hätte man dann 
wieder sämtliche Nachteile die man auch beim Betrieb einer 
Synchronmaschine am Drehstromnetz hat, da diese konstruktiv erstmal 
identisch ist.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Logisch. Dann würde man es aber im umgangssprachlichen Sprachgebrauch 
nicht mehr BLDC nennen und das war eben der Punkt an der Sache. Das 
heißt mit BLDC bezeichnet man immer das Gespannt aus Elektronik und 
Motor. Beides zusammen ergibt eben einen bürstenlosen Gleichstrommotor.

von gaast (Gast)


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Nein, hier geht es um Motoren und nicht um irgendwelche 
Motor-Wechselrichter-Kombis.

von Mine Fields (Gast)


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Simon K. schrieb:
> nicht mehr BLDC nennen und das war eben der Punkt an der Sache. Das
> heißt mit BLDC bezeichnet man immer das Gespannt aus Elektronik und
> Motor. Beides zusammen ergibt eben einen bürstenlosen Gleichstrommotor.

Selbst wenn man es so betrachtet nutzt man ja die Intelligenz im Regler, 
um über einen seperaten Eingang auch die Spannung und damit die Drehzahl 
einzustellen und stellt nicht von außen noch einmal die 
Betriebsspannung. Die Drehzahl ist also prinzipiell unabhängig von der 
Betriebsspannung der Regler/Motorkombination.

von Klaus (Gast)


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gaast schrieb:
> Du
> könntest auch einem BLDC ein fixes Drehfeld aufprägen, dieses müsste
> aber erstens zum konkreten Motor passen ...

Wenn du jetzt auch noch dazusagen würdest, daß zusätzlich die Last 
(und dafür hat man ja einen Motor) berücksichtigt werden muß, kommen wir 
uns schon näher.

Mine Fields schrieb:
> Die Drehzahl ist also prinzipiell unabhängig von der
> Betriebsspannung der Regler/Motorkombination.

Das ist sie bei einem DC-Motor mit einem Vollbrückenregler auch. Die 
Betriebsspannung kann man dann nur, wie auch bei einem BLDC, an den 
Spulen durch Integration der PWM Spannungen messen. Ist wie bei jedem 
Regler, die Zwischenkreisspannung gibt nur den höchsten Wert vor.

Mine Fields schrieb:
> um über einen seperaten Eingang auch die Spannung und damit die Drehzahl
> einzustellen und stellt nicht von außen noch einmal die
> Betriebsspannung.

Wenn ich eine schon eine Elektronik (die 3-Phasen Brücke) habe, die den 
Strom durch die Spulen steuert, wäre es idiotisch eine weitere davor zu 
schalten, die das gleiche tut. In Praxis passiert es aber, ein 
Modellbauakku liefert je nach Ladung (oder Zellenzahl) unterschiedliche 
Spannungen und der BLDC Motor folgt ihr. Wenn man mehr Drehzahl braucht, 
nimmt man auch mehr Zellen.

und noch einmal:

Mine Fields schrieb:
> Die Drehzahl ist also prinzipiell unabhängig von der
> Betriebsspannung der Regler/Motorkombination.

Das kann man nur erreichen, wenn man statt eines Drehzahlstellers, wie 
z.B. beim Modellbau, E-Bikes oder Powertools, einen Drehzahlregler 
implementiert. Probiers einfach aus: nimm einen Modelbau-BLDC-Regler, 
stell auf halbe "Geschwindigkeit" ein (oder halte die Pulsbreite des 
Servosignals konstant) und miss die Drehzahl mit unterschiedlichen 
Akkus. Zum Glück heißt in diesem Fall "implementieren" nur Software, da 
die Drehzahlinformation durch die Kommutierung schon vorliegt und kein 
weiterer Sensor nötig ist.

Bastler schrieb:
> Und damit wisst ihr auch schon, auf welche Richtung ich abziele.
> Aber ich wollte erst mal 50 Hz Drehstrom aus 3 passend verschalteten,
> einzelen Wechselstromtransformatoren nehmen um Motorexperimente zu
> machen.

Das wird also so nicht gehen. Selbst wenn man, wie gaast sagt, einen 
"passenden" Motor hätte oder bauen würde, bräuchte er auch noch eine 
konstante Last. Im Lehrlauf könnte es gehen, wäre aber ansonsten 
unbrauchbar.

MfG Klaus

von Mine Fields (Gast)


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Ich merke, du verstehst langsam, was wir dir sagen wollen. Gratulation.

von Klaus (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Ich merke, du verstehst langsam, was wir dir sagen wollen. Gratulation.

Was du mir damit sagen willst, ist mir irgendwie nicht klar. Werd mal 
deutlicher.

MfG Klaus

von Mine Fields (Gast)


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Na dass du inzwischen festgestellt hast, dass der Regler das Drehfeld 
vorgibt, nicht der Motor.

von Klaus (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Na dass du inzwischen festgestellt hast, dass der Regler das Drehfeld
> vorgibt, nicht der Motor.

Der Regler schaltet den oder die Transistoren, wann (und das nenne ich 
die Frequenz) gibt der Rotor vor.

The key to BLDC commutation is to sense the rotor
position, then energize the phases that will produce the
most amount of torque.

Auf deutsch, die Frequenz gibt der Rotor (oder der Motor) vor. Der 
Versuch, das Drehfeld von außen vorzugeben, wird nicht funktionieren.

MfG Klaus

von Mine Fields (Gast)


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Klaus schrieb:
> Auf deutsch, die Frequenz gibt der Rotor (oder der Motor) vor. Der
> Versuch, das Drehfeld von außen vorzugeben, wird nicht funktionieren.

Also das gleiche wie bei jedem Drehstrommotor. Was daran liegt, dass ein 
BLDC ein Drehstrommotor ist.

von Klaus (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Also das gleiche wie bei jedem Drehstrommotor. Was daran liegt, dass ein
> BLDC ein Drehstrommotor ist.

Leider nicht. Das Feld des Rotors eines "normalen" Drehstrommotors wird 
vom Feld des Erregerfelds induktiv erzeugt und folgt damit der 
Ansteuerung. Das Feld eines BLDC kommt von Dauermagneten, ist also 
konstant (über die Zeit oder den Winkel).

Der Dauermagnet ist daher auch der wirklich signifikante Unterschied 
zwischen einem Drehstrommotor und einem BLDC. Das Equivalent zum Schlupf 
bei einem Drehstrommotor ist der Phasenversatz zwischen Feld und Rotor 
bei einem BLDC. Leider bricht diese Analogie, wenn der Rotor auf die 
vorherige Phase rasten kann. Bei Schrittmoteren nennt man das 
Schrittverlust. Von da an ist die Synchronisation verloren. Deswegen muß 
das Feld eines BLDCs vom Rotor gesteuert werden, schalten tun das 
natürlich Halbleiter.

Natürlich kann ich darüber noch eine Regelschleife legen, die die 
Drehzahl steuert.

MfG Klaus

von Mine Fields (Gast)


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Klaus schrieb:
> Leider nicht. Das Feld des Rotors eines "normalen" Drehstrommotors wird
> vom Feld des Erregerfelds induktiv erzeugt und folgt damit der
> Ansteuerung. Das Feld eines BLDC kommt von Dauermagneten, ist also
> konstant (über die Zeit oder den Winkel).

Nehmen wir mal an, du meinst mit Drehstrommotor die Asynchronmaschine: 
Da bleibt immer noch das Prinzip, dass der Rotor dem Feld folgt. 
Natürlich gibt es einen Schlupf, das Prinzip ist aber das selbe: Man 
braucht immer noch die Kennlinie des Motors, nach deiner Logik wird also 
auch hier das Drehfeld vom Motor bestimmt.

Aber ein Drehstrommotor ist eben nicht unbedingt eine 
Asynchronmaschinen. Synchronmaschinen wie ein BLDC gehören ebenso dazu.

Übrigens: Auch bei einer Dauermagnet-Synchronmaschine muss das 
Erregerfeld nicht konstant sein.

Also noch einmal langsam: Das was du beschreibst, ist ja prinzipiell 
nicht ganz falsch. Nur beschreibst den Unterschied zwischen einem 
Synchron- und einem Asynchronmotor. Nicht zwischen einem Drehstrom- und 
einem Gleichstrommotor.

von gaast (Gast)


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Klaus schrieb:
> Der Regler schaltet den oder die Transistoren, wann (und das nenne ich
> die Frequenz) gibt der Rotor vor.

Aha, wie denn? Woher weiß der Rotor das denn? Wenn der Motor das weiß, 
warum muss man dann noch extra Sonsoren verbauen oder aufwendig das Feld 
im Inneren des Motors auswerten (was nebenbei bei jedeem anderen 
Synchronmotor auch funktioniert)?

Klaus schrieb:
> Leider nicht. Das Feld des Rotors eines "normalen" Drehstrommotors wird
> vom Feld des Erregerfelds induktiv erzeugt und folgt damit der
> Ansteuerung. Das Feld eines BLDC kommt von Dauermagneten, ist also
> konstant (über die Zeit oder den Winkel).

Einmal abgesehen davon, dass es permanenterregte Synchronmaschinen auch 
für das 50Hz-Netz gibt ist es für die Funktion ziemlich egal, ob 
permanent oder elektrisch erregt. Die Regelbarkeit steigt eben durch die 
Fremderregung, was vor allem im Generatorbetrieb wichtig ist (/war, 
große Windgeneratoren werden bereits wieder Permanenterregt und einfach 
vor einen Umrichter gehängt).

Klaus schrieb:
> Der Dauermagnet ist daher auch der wirklich signifikante Unterschied
> zwischen einem Drehstrommotor und einem BLDC. Das Equivalent zum Schlupf
> bei einem Drehstrommotor ist der Phasenversatz zwischen Feld und Rotor
> bei einem BLDC. Leider bricht diese Analogie, wenn der Rotor auf die
> vorherige Phase rasten kann. Bei Schrittmoteren nennt man das
> Schrittverlust. Von da an ist die Synchronisation verloren. Deswegen muß
> das Feld eines BLDCs vom Rotor gesteuert werden, schalten tun das
> natürlich Halbleiter.

Glückwunsch, du hast immer noch nicht gemerkt, dass der Asynchronmotor 
nicht die einzige Drehstrommaschine ist. Ja, auch der Schrittmotor ist 
ein Synchronmotor. Glückwunsch, durch deine Erklärug, wie angeblich die 
Analogie brechen soll, hast du dich selbst ins Aus befördert, denn wie 
bereits unzählige Male erwähnt gibt es genau das selbe Problem beim 
Betrieb einer Synchronmaschine an 400V/50Hz:  Unter steigender Belastung 
steigt der Winkel zwischen Rotor- und Statorfeld immer weiter, bis sie 
außer Tritt fällt und dem Statorfeld nicht mehr folgen kann. Selbiges 
Problem beim Hochlaufen, das Anlaufen an fixen 50Hz funktioniert nicht 
ohne Anlaufhilfe oder Umrichter (womit wir wieder beim BLDC wären).
Natürlich muss nach wie vor gar nichts in Abhängigkeit der Rotorposition 
geschalten werden, nur hat man dann eben gewisse Nachteile. Und der 
Rotor steuert immer noch nichts, der ist ein dummes Stück Eisen und 
Kupfer.

von Bernd K. (bmk)


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Sehr interessantes Thema, teilweise etwas kontrovers diskutiert.
Ich würde mal das Ganze wie folgt zusammenfassen:

- Der mechanische Aufbau eines BLDC Motors entspricht dem eines
Drehstrom-Synchron Motors: Der Stator besitzt 3 räumlich um 120°
versetzte Wicklungen und der Rotor besitzt Permanentmagnete.

- Die Ansteuerung durch den Controller erfolgt erfolgt durch 3 um
120° phasenversetzte Wechselströme. Das kann man durchaus als
Drehstrom bezeichnen; obwohl nicht in Sinusform, sondern als Trapez
(Vollast) bzw. zerhackt als PWM (Teillast). Hier schön zu sehen:
http://www.aerodesign.de/peter/2001/LRK350/SPEEDY-BL.html#Anker1591256

- Die Drehzahl des Motors folgt (sofern er nicht außer Tritt gerät)
genau 1:1 der vorgegebenen Frequenz des Controllers (= synchron).
Also völlig unabhängig von der DC Spannung der Speisung.

- Der Controller benötigt eine Rückmeldung vom Motor, ob dieser der
aufgezwungenen Frequenz des Drehfeldes folgen kann. Das kann durch
einen Sensor erfolgen (Hall-Sensor) oder durch eine EMK-Messung.
Bei Lastzunahme müsste nach meinem Verständnis die PWM höher gefahren
werden oder sogar die Frequenz des Drehfeldes zurückgefahren werden,
damit der Motor (Synchronbetrieb) auf keinen Fall außer Tritt gerät.

Dann schaun mer mal, ob meine Auffassung Zustimmung findet.

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