Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stabilitätskriterium für kapazitive Last eines Verstärkers


von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hi!

Ich habe eine Last, die man vornehmlich als kapazitiv betrachten kann. 
Dafür benötige ich einen Treiber. Das Ganze könnte man als OpAmp mit 
einem nachgeschalteten Koaxkabel betrachten, welches weit unterhalb 
seines normalen Frequenzbereiches benutzt wird. Daher verschwindet der 
Induktivitätsbelag und es bleibt der Kapazitätsbelag. Um mal Werte zu 
nennen: 10nF, 3Vpp, 100KHz

Nun gibt es eine Stabilitätsgrenze für OpAmps die als ein Treiber 
fungieren sollen, für eine kapazitive Last. Der übliche Weg ist ein 
kleiner Widerstand in Reihe am Ausgang.

Aber das gilt doch nur für Verstärker mit Spannungsrückkopplung, oder?

Was nun wenn der Treiber keine Rückkopplung hat bzw. als Stromwandler 
fungiert?

Ich habe einige Stunden rumgegoogelt, bin aber nicht wirklich schlau 
geworden! Hatte gedacht bei den Hifi-Jüngern auf fertige Antworten zu 
stoßen, aber das fruchtete auch nicht.

Hat jemand dafür ne Theorie bzw. gute Links?

Mich interessiert vornehmlich die Frage wann solch ein Konstrukt 
instabil wird. Bzw. eine Simulation, die ziemlich sicher in einem 
Schwingverhalten endet. Sodaß ich solange dran rumspielen kann, bis das 
Ding eben stabil ist.
Bislang hatte ich solche Sachen immer über die Sprungantwort optimiert.


Eine Nebenfrage ergab sich aus dem Audiobereich dann auch: Warum werden 
die üblichen Verstärker alle über die Spannung gesteuert, wenn die 
Auslenkung einer Lautsprechermenbran doch vom Strom abhängt? Damit 
werden die Verzerrungen doch bei Spannungssteuerung höher als wenn es 
über den Spulenstrom gesteuert wird.

Her mit euren Gedanken. Dürfen auch unausgegoren sein. Danke!

von B e r n d W. (smiley46)


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>Warum werden die üblichen Verstärker alle
>über die Spannung gesteuert, wenn die Auslenkung
>einer Lautsprechermenbran doch vom Strom abhängt?

Die Impedanz eines Lautsprechers weist Resonanzüberhöhungen auf, 
besonders im Gehäuse. Diese sind mechanisch bzw. akustisch bedingt. 
Umgekehrt soll die Endstufe einen überschwingenden Lautsprecher, welcher 
dann als Generator fungiert, abbremsen und bedämpfen.

von Kompi (Gast)


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>Aber das gilt doch nur für Verstärker mit Spannungsrückkopplung, oder?

Stromgegengekoppelte OPamp brauchen auch einen Schwingschutzwiderstand 
am Ausgang.

>Was nun wenn der Treiber keine Rückkopplung hat bzw. als Stromwandler
>fungiert?

?

>Mich interessiert vornehmlich die Frage wann solch ein Konstrukt
>instabil wird.

Das ist ganz einfach: Jeder Ausgang hat eine endliche Ausgangsimpedanz. 
An die kommst du aber nicht ran, weil die chiptintern ist. Diese bewirkt 
mit einer kapazitiven Last ein "Phase Lag". Machst du also an einem 
solchen Ausgang mit kapazitiver Last eine Gegenkopplung dran, die du auf 
den invertierenden Eingang zurückführst, dann hast du diese "Phase Lag" 
jetzt auch in der Gegenkopplung und diese frißt die "Phase Margin" auf.

Dazu kommt noch einen weitere "Phase Lag" durch die Streukapazität am 
invertierenden Eingang, die man aber durch eine "Phase Lead" Kapazität 
teilweise kompensieren kann.

von Anja (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Her mit euren Gedanken.

Warum nimmst Du nicht einfach einen OP der dafür ausgelegt ist?
z.B. AD826 oder einen aus der "anyCap" Serie?

http://www.analog.com/static/imported-files/data_sheets/AD826.pdf

Gruß Anja

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Der AD826 hat diese interne RC-Rückkopplung in der internen 
Ausgangsstufe, welche auch in dem Buch

Analog circuit design: operational amplifiers, analog to digital 
convertors ... von Johan H. Huijsing

beschrieben ist <als neuere Idee>.

An anderer Stelle wird empfohlen, vor die Endstufentransistoren in die 
Basis jeweils einen Widerstand zu bauen. Wenn ich das mal übersetzen 
darf: also die Slew-rate runterzusetzen. Das mag sinnvoll sein, wenn das 
ft der Transen eh viel höher ist als die gewünschte Bandbreite.


Um es kurz zu machen: Der Treiber muß mit 5V auskommen, mindestens 500mA 
Dauerstrom können und kurzschlußfest sein. Außerdem billich, wie immer 
;-)

Zumindest mal rein informativ fand ich bei LTC nichts.

Also habe ich mit Einzeltransen in LTspice gespielt. Leider gibt SPICE 
keine Antwort auf Designfragen.

Gibt es echt keine erbauliche Antwort bzw. Konstruktion?


Kompi  fragte:
>>Was nun wenn der Treiber keine Rückkopplung hat bzw. als Stromwandler
>>fungiert?

>?

Was soll das Fragezeichen? Du kannst dir keinen Verstärker ohne 
Rückkopplung vorstellen - oder wie habe ich das zu verstehen?

Keine Rückkopplung verschlechtert die Signalqualität. Eventuell kann man 
aber je nach Anwendung mit diesem Effekt leben.

Es stellt sich die Frage, ob ein Verstärker ohne jegliche Rückkopplung 
grundsätzlich eigenstabil ist.

von Kompi (Gast)


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>Was soll das Fragezeichen? Du kannst dir keinen Verstärker ohne
>Rückkopplung vorstellen

Doch natürlich. Ich kenne sogar ein paar...

>- oder wie habe ich das zu verstehen?

Was meinst du mit "Stromwandler"?

>Es stellt sich die Frage, ob ein Verstärker ohne jegliche Rückkopplung
>grundsätzlich eigenstabil ist.

Ich denke nicht, weil eine starke kapazitive Last ja auch den 
AC-Arbeitspunkt drastisch verändert. Simuliere doch mal eine solche 
typische Ausgangsstufe unter veränderlicher kapazitiver Last. Oder 
simuliere mal einen BUF602 oder BUF634.

von Kompi (Gast)


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>Ich habe eine Last, die man vornehmlich als kapazitiv betrachten kann.
>Dafür benötige ich einen Treiber. Das Ganze könnte man als OpAmp mit
>einem nachgeschalteten Koaxkabel betrachten, welches weit unterhalb
>seines normalen Frequenzbereiches benutzt wird. Daher verschwindet der
>Induktivitätsbelag und es bleibt der Kapazitätsbelag. Um mal Werte zu
>nennen: 10nF, 3Vpp, 100KHz

Warum arbeitest du denn nicht in 50/75R Technik mit 
Wellenwiderstandsanpassung? Wegen des hohen Signalpegels?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Kompi schrieb:
> Was meinst du mit "Stromwandler"?
>

Strom am Eingang mal x gleich Ausgangsstrom.

Ich hänge der fixen Idee nach, daß eine hauptsächlich kapazitive Last 
eine Stromansteuerung wünscht.


>>Es stellt sich die Frage, ob ein Verstärker ohne jegliche Rückkopplung
>>grundsätzlich eigenstabil ist.
>
> Ich denke nicht, weil eine starke kapazitive Last ja auch den
> AC-Arbeitspunkt drastisch verändert. Simuliere doch mal eine solche
> typische Ausgangsstufe unter veränderlicher kapazitiver Last. Oder
> simuliere mal einen BUF602 oder BUF634.

Einen diskreten BUF634 finde ich interessant, mache mir aber Sorgen um 
die DC-Stabilität. Wenn ich da nun Stromspiegel einbaue, müssen alle 
Transen dem Ausgangsstrom gewachsen sein? Hm. Habe ich noch nicht zuende 
geSPICEed.


>Warum arbeitest du denn nicht in 50/75R Technik mit
>Wellenwiderstandsanpassung? Wegen des hohen Signalpegels?

Die kapazitive und resistive Last ist sehr veränderlich. Wenn ich nun 
auf Z0 gehe, dann ergibt sich ein erheblich vergrößerter Pegelbereich, 
denn ich durch eine geregelte Vorstufe an den Empfängern ausgleichen 
muß. Außerdem muß natürlich der Sendestrom erstmal aufgebracht werden.

von ArnoR (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> An anderer Stelle wird empfohlen, vor die Endstufentransistoren in die
> Basis jeweils einen Widerstand zu bauen. Wenn ich das mal übersetzen
> darf: also die Slew-rate runterzusetzen.

Falsch, die SR wird bei den allermeisten Verstärkern durch den Ruhestrom 
der Eingangsdiff-Stufe bestimmt (denn der lädt die 
Korrektur-Millerkapazität um), aber nie durch die Ansteuerung der 
Endstufen.

> Das mag sinnvoll sein, wenn das
> ft der Transen eh viel höher ist als die gewünschte Bandbreite.

Auch falsch. Die Ft der Transistoren muss sogar viel größer sein, als 
die Bandbreite.

> Es stellt sich die Frage, ob ein Verstärker ohne jegliche Rückkopplung
> grundsätzlich eigenstabil ist.

Ein Verstärker ohne Rückkopplung ist in jedem Fall stabil.

Dein Problem, so wie ich es verstanden habe, kannst du auf folgendem Weg 
lösen: Du entwirfst einen Verstärker, der (innerhalb der Bandbreite mit 
V>1) nur einen Pol im Frequenzgang haben darf und dieser Pol muss durch 
die Lastkapazität gebildet werden. So ein Verstärker lässt sich 
gegenkoppeln und ist dabei stabil.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hm. Habe ich nun nicht so wirklich verstanden. Hilft es, wenn wir den 
klassischen OpAmp verlassen und keinerlei DC-Verstärkung mehr brauchen? 
Nur noch zur Arbeitspunktstabilisierung.

Das Signal ist gleichtaktfrei, kann also per Kondi am Ein- und Ausgang 
des Verstärkers gekoppelt werden. Stimmt, für Audio würde das auch 
zutreffen.


Momentan ist wohl der BUF634 der richtige Weg. Muß nur rauskriegen, wie 
ich das diskret aufgebaut, denn auch stabilisiert bekomme.

von Ulrich (Gast)


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So einen Verstärker wie den BUF634 bekommt man thermisch stabil über 
Transistoren am Emitter der Ausgangstransistoren und dann eine gute 
thermische Kopplung der Transistoren. Gegen HF mäßige Instabilität 
wirken in der Schaltung Widerstände an den Basen. Man sollte sich aber 
klar machen, das dies eine Schaltung ohne starke Rückkopplung ist, also 
nicht super linear wie ein guter Audioverstärker.

In der Schaltung 100 kHz sind nun auch noch nicht besonders schnell, das 
ginge auch noch wie beim Audioverstärker mit Rückkopplung und dann mit 
Widerstand am Ausgang zur Entkopplung. Das müssen keine 75 Ohm passend 
zum Wellenwiderstand sein - 1-4 Ohm reichen da schon aus. In einer 
Schaltung mit Stromsteuerung funktioniert der Widerstand ggf. auch, und 
eine Kapazitive Last ist da ggf. auch gar kein Problem.

Einfacher wäre es wenn man mehr über die geplante Funktion erfährt - da 
fehlen noch einige Information über die Ominöse Rückkopplung, nicht über 
die Spannung.

von mischu (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Der übliche Weg ist ein kleiner Widerstand in Reihe am Ausgang.

Mit dem Rückkoppelungsabgriff an der Last und nicht am Ausgang selbst.
http://www.ecircuitcenter.com/Circuits/op_cload/op_cload.htm

Microchip zeigt dies mit der klassischen Rückkopplung und einen 
Serienwiderstand.
http://ww1.microchip.com/downloads/en/appnotes/00884a.pdf

Eine diskrete Stufe bei den knappen Versorgungsgrenzen und Austeuerungen 
selbst aufbauen halte ich für ein mühsames Unterfangen. Sollte die 
Linearität / Verzerrungen sowie Temperaturdrift unkritisch sein, wird es 
wohl klappen.

von Silvio K. (exh)


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Wenn ich Oszillatoren bauen soll oder will, mache ich das so:
Im Simulator habe ich mein Schaltungskonstrukt und ich will wissen ob 
und wann es instabil wird. Ich gehe in die AC oder meist in die 
SP-Simulation und schließe einen 50-Ohm-Generator an einen Knoten der 
Schaltung an. Bzw. nacheinander an verschiedene Punkte. Dann stebe ich 
S-Parameter/Reflexionskoeffizienten >1 an. Wenn dazu auch noch der 
Imaginärteil Null wird, dann ist der "gesehene" Widerstand negativ und 
reell. Stimmt der Phasendurchlauf auch noch, dann ist die Schaltung 
ziemlich sicher Instabil nach Trennung vom Generator. Das tolle an der 
Sache ist die Möglichkeit das auch mit dem Netzwerkanalysator in der 
Realität auszuprobieren, zwecks Vergleich zur Simulation. Das habe ich 
schon oft erfolgreich angewandt. Stickwort ist "Auxiliary Generator". 
Vorsicht, der Begriff wird in verschiedenen Sichtweisen eingesetzt.

Gruß

Silvio

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ulrich schrieb:
> So einen Verstärker wie den BUF634 bekommt man thermisch stabil über
> Transistoren am Emitter der Ausgangstransistoren und dann eine gute
> thermische Kopplung der Transistoren. Gegen HF mäßige Instabilität
> wirken in der Schaltung Widerstände an den Basen. Man sollte sich aber
> klar machen, das dies eine Schaltung ohne starke Rückkopplung ist, also
> nicht super linear wie ein guter Audioverstärker.

Sicherlich meintest du Widerstände .

Ich möchte eine Rückkopplung wirklich nur für die Stabilisierung der 
Offsetspannung. Superlinear muß es nicht sein.


>
> In der Schaltung 100 kHz sind nun auch noch nicht besonders schnell, das
> ginge auch noch wie beim Audioverstärker mit Rückkopplung und dann mit
> Widerstand am Ausgang zur Entkopplung. Das müssen keine 75 Ohm passend
> zum Wellenwiderstand sein - 1-4 Ohm reichen da schon aus. In einer
> Schaltung mit Stromsteuerung funktioniert der Widerstand ggf. auch, und
> eine Kapazitive Last ist da ggf. auch gar kein Problem.
>

Kann man den notwendigen Widerstand aus der Varianz des Beta des 
Transistors abschätzen?
Momentan habe ich den Endstufentransen komplementäre Stromspiegel 
vorgeschaltet. Die werden wohl den größten Teil der Stromgegenkopplung 
durch den Emitterwiderstand wieder wegbügeln. Das ist irgendwie 
kontraproduktiv.


> Einfacher wäre es wenn man mehr über die geplante Funktion erfährt - da
> fehlen noch einige Information über die Ominöse Rückkopplung, nicht über
> die Spannung.

Da gibts nix groß zu sagen und die genaue Verwendung werde ich nicht 
preisgeben. Eine ominöse Rückkopplung gibt es nicht. Einzig werde ich 
den Pegel algorithmisch durch Kenntnisnahme der Anzahl der Empfänger 
entsprechend variieren.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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mischu schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>> Der übliche Weg ist ein kleiner Widerstand in Reihe am Ausgang.
>
> Mit dem Rückkoppelungsabgriff an der Last und nicht am Ausgang selbst.
> http://www.ecircuitcenter.com/Circuits/op_cload/op_cload.htm
>
> Microchip zeigt dies mit der klassischen Rückkopplung und einen
> Serienwiderstand.
> http://ww1.microchip.com/downloads/en/appnotes/00884a.pdf
>

Danke.


> Eine diskrete Stufe bei den knappen Versorgungsgrenzen und Austeuerungen
> selbst aufbauen halte ich für ein mühsames Unterfangen. Sollte die
> Linearität / Verzerrungen sowie Temperaturdrift unkritisch sein, wird es
> wohl klappen.

Die 5V kommen daher, das ich keine zweite Versorgungsspannung 
bereitstellen möchte und die 5V eh bereits woanders brauche. Die sind 
auch geregelt. Ein Umstand, den OpAmp-Hersteller nicht haben.


Habe mal die bisherige Idee angehangen.

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