Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik SMD Widerstand Eigenschaften


von Harry U. (harryup)


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hoi beisammen,
habe hier 'ne lustige Sache, ein Instrumentenverstärker, diskret 
aufgebaut mit LM258 und Hühnerfutter aussenrum, Verstärkung ca. 4000.
Verdrehe ich nun die Platine leicht, ändert sich der Messwert 
(Grundwert) gewaltig (ca. 30%), also etwa so, als wäre das Ziel gewesen, 
einen 'Torsions-Sensor' herzustellen. Der Effekt ist mit anderer 
Bestückung (gleicher Lieferant) jederzeit reproduzierbar.
Das funktioniert in beide Richtungen, mal verringert sich der Wert, 
andere Richtung erhöht der sich. Thermisch reagiert der Aufbau 
vernachlässigbar.
Ursache sind die Widerstände, die die Verstärkung bestimmen, 1206er 1% 
Typen.
Wir haben jetzt mal spasseshalber 0805er (uralter Restbestand, anderer 
Lieferant) aufgelötet und siehe da, keinerlei Veränderung des 
Grundwertes, egal wie stark ich der Platine 'den Hals umdrehe'.
Frage: gibt es unterschiedliche (Qualitäts-)Eigenschaften wie 
mechanischer Aufbau, Material o.ä., auf das ich bei der Bestellung 
achten kann?
Grüssens, harry

von Jens G. (jensig)


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Was meinst Du mit verdrehen? Verbiegen? Dann dürfte das bei 
4000-Verstärkung und weichen R's möglichrweise schon fast normal sein, 
denn Du hast da offensichtlich viele Dehnmeßstreifen ;-)

Vielleicht wird das mit Angaben wie
"Mech. Widerstandsfähigkeit Trägerbiegeprüfung nach IEC 60068-2-21; 
10x2mm"

bewertet.
Frag mich aber nicht, was diese IEC genau sagt.

( als Beispiel mal 
http://www.reichelt.de/index.html?;ACTION=7;LA=3;OPEN=0;INDEX=0;FILENAME=B400%252FSMD-1206_SMD-0805_SMD-0603%2523YAG.pdf;SID=13UBEnQ38AAAIAAHaNd587e5d7e11e68f44d6b6e04d82546a9ab0 
)

von friedrich (Gast)


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Hallo Harry,

Widerstand 0805 ist eben nicht Widerstand 0805. Da gibt es "tausende" 
Hersteller und die fertigen eben unterschiedlich. Gibts nur eines: für 
die sensiblen Widerstände sich EINEN Hersteller und EINEN Typen 
aussuchen oder gegebenenfalls - so denn benötigt einen zweiten 
Hersteller (Second Source). Es ist durchaus üblich bein Einsatz in der 
Industrie im großen Stil (z.B. 10-100M Stück pro Type pro Jahr) die 
sensitiven Bauteile EINZELN zu qualifizieren.

Grüße

von friedrich (Gast)


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Hallo Harry,

Nachtrag

Harry Up schrieb:
> Frage: gibt es unterschiedliche (Qualitäts-)Eigenschaften wie
> mechanischer Aufbau, Material o.ä., auf das ich bei der Bestellung
> achten kann?

Dazu benötigst Du das Datenblatt der beiden Teile um SIe zu vergleichen. 
Kann das Trägermaterial sein das vielleicht etwas starrer ist und sich 
dann nicht so leicht verbiegen lässt. Da kannst Du sehr viel Zeit damit 
verlieren. Deswegen: Ursache (in etwa) lokalisieren, Typen festlegen, 
nachprüfen, freigeben.

Grüße

von Harry U. (harryup)


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klar, das ist schon die worst-case Methodik, Muster bestellen, sehen 
ob's passt, Serien Rs bestellen - und das gleich reichlich, kost ja fast 
nix.
Dachte nur es gibt die 'extremfestendurchnixzuerschütternden' Typen, 
nach denen ich bewusst suchen kann - Merkmal XXX.
Also, wer 'nen Dehnmessstreifen diskret aufbauen will, für den hätte ich 
die Lösung...
Nu bin ich doch mal dem Link von Jens gefolgt, recht interessant, was 
yageo dazu schreibt, bei denen wird das Substrat generell auf einen 
Keramik-Körper appliziert und dann per Laser getrimmt.
Der Keramikkörper dürfte schon recht steif sein, im Datenblatt von denen 
sind Zeichnungen, aius denen hervorgeht, wie sehr dick der Träger im 
Vergleich zur 'Nutzschicht' ist.
Offenbar gibt's auch Hersteller, die 'Weich-Widerstände' bauen, von 
denen habe ich ja schon reichlich :-)
Also mal explizit die Keramik-Typen austesten...
Vielen Dank, harry

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Von Kondensatoren liest man öfters "klopfempfindlich", da sind es 
Piezoeffekte. Neulich stand irgendwo Werbung für besonders gehalterte 
SMD-Kondensatoren, die dadurch diesen Fehler vermeiden.

von friedrich (Gast)


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Hallo Harry

Harry Up schrieb:
> klar, das ist schon die worst-case Methodik, Muster bestellen, sehen
> ob's passt, Serien Rs bestellen - und das gleich reichlich, kost ja fast
> nix.

das war nicht die Empfehlung von mir.
Falls es Dich beruhigt: Die Widerstände werden alle auf Keramik gebaut.
Aber da gibt es sicher Unterschiede hinsichtlich der Performance und da 
hilft es nicht den "extremfestendurchnixzuerschütternden" irgendwo 
raussuchen zu wollen sondern Ursachenforschung - z.B. worin sich dein 
1206 des bekannten Herstellers (und der entsprechenden Type) von 0805 
unterscheidet. Der Yageo RGC ist zum Beispiel ein Metallglaur, der KOA 
RK37B (General Pupose ein Feld_Wald_Wiesen Widerstand ohne spezielle 
Spezifikation.
Und wenn cih die IEC60068-2-21 richtig lese geht es darin um die 
Ablösefestigkeit der Terminals.

Grüße

Friedrich

von Harry U. (harryup)


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...Gibts nur eines: für
die sensiblen Widerstände sich EINEN Hersteller und EINEN Typen
aussuchen...

oohps, so habe ich's aber aufgefasst - als pragmatische Lösung. Finde 
ich auch gut so, klar kann man 'ne Doktorarbeit draus machen, warum auf 
welchem Träger sich welches Substrat verhält, das wäre jetzt sehr 
wissenschaftlich angegangen und trägt ganz sicher zum Erfolg und jeder 
Menge Nebenkenntnissen bei, die ich nicht brauche.

...Yageo RGC ist zum Beispiel ein Metallglaur, der KOA
RK37B (General Pupose ein Feld_Wald_Wiesen...

naja, wenn sich der Effekt darin begründen sollte, benötige ich eben nur 
einen Metallglasur-Typ, wenn's damit geht ist doch die Erde wieder 'ne 
Scheibe und alles in Ordnung.

Studis Zeit kost kein Geld, meine schon, deswegen ist eine einfache 
Lösung, welche jederzeit reproduzierbar ist, das Mittel der Wahl.

Versteh' es bitte nicht falsch, ich möchte schon immer gerne ergründen, 
warum etwas nicht so tut, wie es soll, allein dafür fehlt mir oftmals 
einfach die Zeit.
Meine Vorgehensweise beschränkt sich darauf, eine Sache zu beweisen oder 
zu widerlegen, beides mit Begründung. Dafür geht dann schon jede Menge 
Zeit drauf, wenn innerhalb dieser Methode eine Lösung gefunden werden 
kann (oft auch nur zufällig, bissl Glück gehört dazu), dann muss ich 
schon zufrieden sein.
Auch gut möglich, jemand sagt hier, 'altbekanntes Problem, nimm Type XY, 
dann geht das...
Ist auch schön, ich muss ja nicht jedes Rad neu erfinden.
Aber ich muss zeitnah dafür sorgen, dass dieser Verstärker funtzt.
Das tut er ja mit den 0805er Typen, das Problem ist ergo lösbar.
Jetzt gilt es noch zu ergründen, warum dem so ist, oder aber einen 
gleichwertigen Ersatz zu finden, sicher machbar.

...Falls es Dich beruhigt: Die Widerstände werden alle auf Keramik 
gebaut...

Beruhigt mich überhaupt nicht, ich fände es schöner, wenn eine Tyxpe auf 
Polyesterfolie gebraten wird, der andere auf Keramik, das wäre 'ne sehr 
nachvollziehbare Erklärung, warum der eine 'weich' ist, der andere 
nicht.

Dennoch erlauchten Dank, harry

von Anja (Gast)


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Harry Up schrieb:
> Beruhigt mich überhaupt nicht, ich fände es schöner, wenn eine Tyxpe auf
> Polyesterfolie gebraten wird, der andere auf Keramik, das wäre 'ne sehr
> nachvollziehbare Erklärung, warum der eine 'weich' ist, der andere
> nicht.

Vermutlich ist der eine ein Dickschicht-Widerstand.
Und der andere ein Dünnfilmwiderstand. Die sind um einiges "stabiler" 
was sich allerdings auch im Preis niederschlägt.

Gruß Anja

von Harry U. (harryup)


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moinsens,
jepp, das wäre auch 'ne gute Erklärung, so könnte doch ein Schuh draus 
werden.
Grüssens, harry

von friedrich (Gast)


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Harry Up schrieb:
> Versteh' es bitte nicht falsch, ich möchte schon immer gerne ergründen,
> warum etwas nicht so tut, wie es soll, allein dafür fehlt mir oftmals
> einfach die Zeit.
> Meine Vorgehensweise beschränkt sich darauf, eine Sache zu beweisen oder
> zu widerlegen, beides mit Begründung.

Hallo harry,

so war es gemeint. Ich erlebe sehr häufig den Lösungsansatz "dann nehme 
ich halt was anderes, das passt dann schon, Das geht dann genau SO 
lange, wie sich iregndwelche Rahmendaten nicht ändern. Wenn die aber 
nicht bekannt sind dann knallt's genau dann wenn irgendjemand in der 
Zulieferkette (Lieferant bis Einkäufer) das nicht weiss und etwas 
ändert.

Übrigens: Auch KOA hat Metallfilmwiderstände wie auch viele andere auch. 
Man muss es eben nur wissen was man benötigt und warum.

Grüße

von friedrich (Gast)


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Harry Up schrieb:
> Beruhigt mich überhaupt nicht, ich fände es schöner, wenn eine Tyxpe auf
> Polyesterfolie gebraten wird, der andere auf Keramik, das wäre 'ne sehr
> nachvollziehbare Erklärung, warum der eine 'weich' ist, der andere
> nicht.

Einen hab ich noch.

Braucht Dich nicht beunruhigen.
Ich kann mir vorstellen, dass die Film-Widerstände (egal ob Dünn oder 
Dickschicht) ähnlich wie ein Kohlemikrofon auf Druck/Biegung relativ 
empfindlich sind, das dürfte dann an der Schicht liegen. Auf eine 
Polyesterfolie ist unrealistisch. Keramik ist nicht Keramik, das wird 
sicher einen Einfluss haben, darüber wirst Du aber meines Erachtens 
keine Info bekommen.

Grüße

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