Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Für wen sind PICs gemacht?


von Heinrich H. (Gast)


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Hallo Leute,

auch wenn meine Frage komisch klingt (und ich auch nicht wirklich eine 
Grundsatzfrage starten möchte welcher µC/Architektur/...), möchte ich 
diese eine Frage Stellen.

"Für wen sind (Microchip) PICs  gemacht?"

Warum frage ich das so?
- Verfügbarkeit: für Bastler ideal! Hunderte (!?) Device bei allen 
möglichen Distributoren
- Sehr interessante Preise, sogar bei Einzelstücken Sicherlich nicht nur 
für Bastler sehr angenehm
- Sofern die Bauform dieselbe ist, kann man den µC 1:1 gegen andre 
Austauschen... Selbst die Peripherie liegt immer auf den selben Pins 
(klar, Unterschiede gibt es auch da!)
- Industrielle Typen (für mich mehr interessant) nur unwesentlich teurer 
als "kommerzieller Grad"
- Softwareseitig von mehreren Compiler / Assemblern abgedeckt - einzig 
die Programmierung wirkt durch Bankswitching und die Adressraumtrennung 
etwas gewöhnungsbedürftig (für AVR Programmierer) wirkt dadurch etwas 
"angestaubt"
- Programmieradapter/Debugger ähnlich teuer wie bei AVRs o.Ä.

Ich schreibe nicht als Hobbybastler, sondern versuche momentan für neue 
Produkte das "Beste für meine Firma" ausfindig zu machen. Bei früheren 
Produkten haben wir häufig auf AVRs zurück gegriffen, hatten da aber 
öfter Probleme mit Preisschwankungen und Verfügbarkeiten... Super finde 
ich auch MSP430 von TI, aber die kosten locker bei gleicher Ausstattung 
zum AVR das dreifache, wobei der AVR zum PIC auch um etwa Faktor drei 
tariert... Interessant sind auch die vielen Cortex M0 Devices, aber da 
sehe ich immer das Problem, das die zwar alle den selben Core haben, 
aber man für den Fall der Fälle nie ein "Drop In" Ersatz findet... Bin 
"damals" auch mal übel mit einem ARM7 LPC2119 wegen Silicon Bugs 
zusammen gestoßen... Neue Hardware musste dem Bug angepasst werden, was 
mit Geld in die Hand nehmen verbunden war, und dann gab es auf einmal 
ein Update des Halbleiters.. LPC2119/01... Toll :(

Das einzige, was ich bis jetzt noch nicht finden konnte, sind andere 
Firmen, die industrielle Produkte/Teilkomponenten auf PIC Basis 
entwickelt.
Aber vielleicht kann sich ja dazu jemand einmal äußern.

von pic (Gast)


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Was willst du wissen ?

von Christian B. (casandro)


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Wenn Du Dir mal die Marktstatistiken im "Embedded"-Bereich anschaust, 
dann findest Du da immer als Marktführer "Other".

Der "Embedded"-Bereich ist so unglaublich fragmentiert, dass fast jedes 
Produkt irgendwo seinen Absatzmarkt findet.

PIC war früher mal bei Hobbyisten beliebt, so als billigere Alternative 
zum 8052. Davor war es glaube ich häufig als Steuerrechner in größeren 
Rechnern drin um langsame Peripherie anzusteuern.

von Dirk F (Gast)


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Hallo,
also PICs findet man dort, wo man sie nicht vermutet.
In elektronischen Dimmern für Leuchtstofflampen u.s.w.
Wir setzen Pics zur Überwachung an Industriegeräten ein. Ausgefallen ist 
ein PIC bisher noch nicht.
Dirk

von Ingo (Gast)


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AVR vs PIC, los geht's...

Popcorntüte aufreiß

von Frank K. (fchk)


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Heinrich H. schrieb:

> - Softwareseitig von mehreren Compiler / Assemblern abgedeckt - einzig
> die Programmierung wirkt durch Bankswitching und die Adressraumtrennung
> etwas gewöhnungsbedürftig (für AVR Programmierer) wirkt dadurch etwas
> "angestaubt"

Ah! Noch jemand, der nur die 8-Bit PICs kennt. Schau Dir auch mal die 
PIC24/dsPIC und PIC32 an. Die PIC24-Architektur ist ähnlich wie AVR, 
aber halt 16 Bit Register, und PIC32 hat einen MIPS-Kern, wie ihn in den 
90'er Jahren die großen UNIX/VMS Workstations von DEC, SGI und anderen 
eingesetzt haben.

> - Programmieradapter/Debugger ähnlich teuer wie bei AVRs o.Ä.

... und für alle 8, 16 und 32 Bit Typen einsetzbar.

> Das einzige, was ich bis jetzt noch nicht finden konnte, sind andere
> Firmen, die industrielle Produkte/Teilkomponenten auf PIC Basis
> entwickelt.

Das fängt bei Spezialtastaturen an und hört bei Motorsteuerungen auf. 
Ich habe schon einiges gesehen. Ich selber setze die Teile auch gerne 
ein, wegen der Peripherieauswahl und der guten Verfügbarkeit.

fchk

von tt2t (Gast)


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AVR ist besonders in Europa recht starkt, aber weltweit werden von 
Microchip PICs das mehrfache der AVR-Typen umgesetzt.

Grund: sichere Verfügbarkeit der PICs durch eigene Produktion, Atmel 
entwickelt nur und lässt produzieren, oft schlechte Verfügbarkeit, und 
wesentlich günstigere Preise.

von Vn N. (wefwef_s)


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Ähnliche Abnehmer wie für AVRs: angefangen von Waschmaschinen über 
billige Chinaelektronik bis hin zu Motorsteuergeräten. Hobbybastler 
machen da nicht so viel vom Umsatz aus.
Siehe auch Beitrag "Atmel AVR in der Industrie", ersetze eben AVR 
im Gedanken durch PIC.

von Sunny (Gast)


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In den PC-Monitoren und anderer Unterhaltungs - Elektronik habe ich aber 
noch nie ein PIC oder AVR gesehen.Da ist immer irgend so ein Scheiß drin 
den niemand kennt und zu dem es keine dokumetation gib't.Deswegen kann 
man das auch nicht mehr benutzen.

von Vn N. (wefwef_s)


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Sogar in Logitechhardware und in billigen LED-Controllern aus China sind 
sie drinnen, oft auch ungelabelt.

von Bernhard D. (pc1401)


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Hallo,

tt2t schrieb:
> AVR ist besonders in Europa recht starkt, aber weltweit werden von
> Microchip PICs das mehrfache der AVR-Typen umgesetzt.

naja, diesen Artikel hast Du schon gelesen und die Bildergalerie 
geöffnet?

http://www.elektronikpraxis.vogel.de/index.cfm?pid=903&pk=372399&nl=1&cmp=nl-95&p=1

von Sam P. (Gast)


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Mal abgesehen davon, dass ich für allgemeine µC-Sachen ein ARM-Konvertit 
bin, sehe ich PIC preislich deutlich attraktiver als die anderen 
8/16-Bitter (im Prinzip auch beim PIC32MX, aber da macht das prozentual 
nicht ganz so viel aus).

So ein SOT-23(-6) ist schon verdammt sexy, wenn der Platz eng ist und 
man nicht mehr als 4 Signale braucht, und der Preis ist fast ein Witz. 
In der Klasse gibt es nicht viel, denn das große Geld verdient man eben 
heute ab 100 MIPS aufwärts. Außer dem ATTiny kenne ich auch nichts, was 
so weit runter geht (in Preis und Größe).

Bei den größeren Modellen (gilt analog auch für ATMega) gibt's aber 
inzwischen ziemlich Gegenwind wegen Cortex-M0. Leichtfertig wird keine 
Firma wechseln, wenn sie existierende und funktionierende PIC24-Designs 
hat, aber bezogen auf die Frage "Für wen?" ist dieses Feld nicht mehr 
das Paradebeispiel für PIC.

Bernhard D. schrieb:
> naja, diesen Artikel hast Du schon gelesen und die Bildergalerie
> geöffnet?

Die Balkengrafik spricht von Umsatz. Bei Stückzahl sieht das sicherlich 
anders aus. Sarkastisch interpretiert sagt die Grafik nur, dass 
Renesas-Controller teuer sind ;)

Nimmt man auf der anderen Seite klassische CPUs mit in den Vergleich, 
hat alleine Intel schon weit über zehnfachen Umsatz von Renesas. Und wo 
ist heutzutage die genaue Grenze zwischen MCU und Desktop-CPU, wo doch 
letztere inzwischen LCD-Controller, DDRam-Interface und etliches anderes 
I/O integriert haben? Die Grafik als Vergleich hinkt also insgesamt.

PIC hat einfach eine andere Nische, wo sich inzwischen nur noch wenige 
tummeln. Bezugnehmend auf die Ausgangsfrage also sieht man wohl, wo PIC 
stark ist, und wo nicht.

von Heinrich H. (Gast)


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Was mich halt reizt ist neben dem Preis die Verfügbarkeit und die 
möglichkeit des Austauschens!

By the Way
Momentan liebäugle ich mit den PIC18F Typen (ausreichend für die 
aktuelle Applikation), aber auch die dsPICs habe ich schon ins Auge 
genommen für zukünftige Entwicklungen :)

von ttl (Gast)


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die PIC sind weltweit wesentlich mehr verbreitet als die AVR. Unter 
anderem wegen besserer Verfügbarkeit, Preisen etc. Dieses Forum hier 
gauckelt dir nur vor dass AVR das Maß aller Dinge ist. In der Industrie 
waren die AVR auch sehr lange als Bastlerkram verschriehen.
Aus dem Leben: wir haben früher industriell 8051 verbaut und sind dann 
für lange Jahre (10) auf PIC gewechselt. Kurz hatten wir mit AVR 
experimentiert, die sind dann aber wegen Preis und Verfügbarkeit wieder 
rausgeflogen ehe es wirklich in Serie ging. Mittlerweile sind wir bei 
Renesas(90%) und für einige Specials bei STM32. 8bitter speilen keine 
Rolle mehr.

von Heinrich H. (Gast)


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Für Renesas, Fujitsu, & Co haben wir leider einfach nicht die 
Stückzahlen, auch wenn diese ebenfalls sehr interessante Produkte 
führen.

Meine Erfahrungen und Bedenken mit ARM habe ich ja schon oben 
erleutert... - gibt es eigentlich, um bei dem Stichwort zu bleiben, auch 
ARMs die über +85°C spezifiziert sind (mal abgesehen von exorbitant 
teuren HiRel Typen von Ti)?

von Peter D. (peda)


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Der Grund, warum wir keinen PIC einsetzen, ist ganz einfach:
Wir haben leider nur kleine Stückzahlen und da ist Flash-Programmierung 
sehr wichtig. Und da war Atmel 1993 mit seine Flash-8051 für uns ideal. 
Die PIC waren damals (fast) nur OTP und daher nicht für uns geeignet.
Die AVR kamen dann 1997 auch mit Flash.

Infineon hat auch neue Flash-8051 in Produktion (XC886), aber leider 
über 10 Jahre zu spät. Da lohnt sich kein Umstieg mehr.

Die neuen PIC18 sind in etwa mit den Atmel AVR vergleichbar. Aber ohne 
Grund wechselt ja keiner seine jahrelang bewährten Arbeitspferde.
Z.B. den T89C51CC01 (Temic, jetzt Atmel) setzen wir am längsten und 
häufigsten ein.

Der Erfolg von Atmel liegt darin, daß sie viele Jahre lang mit Flash-MCs 
führend waren, wo andere hauptsächlich nur OTPs machten.

Durch die geringe Stückzahl ist auch der Preis weitgehend egal, er 
verschwindet in den Platinenkosten und denen der anderen Bauteile.

Beschaffungsprobleme hatte ich mit Atmel bisher keine. Da gibt es andere 
richtige Sorgenkinder (Analog Devices, Maxim, NXP, TI).
Besonders NXP hatte uns durch den Kahlschlag im 8051-Segment große 
Probleme bereitet, da mußte alles durch Atmel ersetzt werden.
Philips war ja bei den 8051 führend, das wollte man nach der Umbenennung 
zu NXP ändern (und hat es auch geschafft). NXP setzen wir nun zu 0% ein.


Peter

von Heinrich H. (Gast)


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Danke für deine Erfahrungsteilung!

von Bronco (Gast)


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PICs werden auch in Automotive-Steuergerätchen eingesetzt, mit 
entsprechenden Stückzahlen.

von Jason (Gast)


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Und man mag es nicht glauben, ich habe sogar einen kleinen PIC in der 
kaputten Küchenmaschine meiner Mutter gefunden. Da hat er dann einfach 
nur einen Drehschalter abgefragt und dementsprechend den Motor 
gesteuert. Und nicht zu vergessen die Parkposition :)

von usuru (Gast)


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In der Industrie kommt es bei in der Regel grossen Stückzahlen primär 
auf den Preis an, sekundär auch auf die Verfügbarkeit. Bei diesen beiden 
Parametern hat Microchip eindeutig einen deutlichen Vorsprung gegenüber 
Atmel.

Die Banking- und Paging-Probleme der 10/12/16er PICs spielen keine 
Rolle, die regelt entweder der Compiler oder bei kleinen PICs, wo aus 
Platz- und Geschwindigkeitsgründen noch gelegentlich in Assembler 
programmiert wird, weiss das der Programmierer und richtet sich danach. 
Ab der 18er-Serie gibt es bei den PICs kein Banking mehr.

Z.Zt. gibt es knapp 700 verschiedene PICs in allen möglichen 
Kombinationen von Kern, Speicher und Peripherie. D.h. der Kunde kann 
sich genau die Hardware raussuchen, die er braucht und kann auf 
überflüssige Hardwareanteile verzichten und sie dann natürlich auch 
nicht bezahlen. Atmel produziert eher Universal-µCs, das macht sie für 
Bastler und Anbietern von kleineren Serien interessanter. Microchip 
produziert selbst, Atmel nicht; da spielt also eine zusätzliche 
Handelsspanne eine Rolle. Und die Verfügbarkeit wird dadurch natürlich 
auch beeinflusst.

PICs werden häufig nicht als solche erkannt, da sie in grossen Serien 
bei Microchip fertig programmiert und für den Auftraggeber nach seinen 
Vorgaben gelabelt werden (manchmal kann man das Microchip-Logo 
erkennen).

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Frank K. schrieb:
> und PIC32 hat einen MIPS-Kern, wie ihn in den
> 90'er Jahren die großen UNIX/VMS Workstations von DEC, SGI und anderen
> eingesetzt haben.

Das ist teilweise falsch.

Es gibt keinen MIPS-Port für VMS, sondern nur für VAX, Alpha und 
Itanium. Die "großen" Workstations von DEC in den neunziger jahren 
liefen mit Alpha-Prozessoren und wahlweise OpenVMS oder OSF-1, später in 
Digital UNIX umbenannt.

Nur die "kleinen" DEC-Workstations, die aber schon Anfang der neunziger 
Jahre aufs Altenteil geschickt wurden, basierten auf MIPS (Ultrix), VAX 
(VMS) oder PDP-11 (RTX-11, Ultrix?). Später kamen dann noch andere 
BSD-Portierungen (z.B. OpenBSD) hinzu.

Außer DEC und SGI gab es damals noch HP (68xxx, PArisc), Sun (68xxx, 
SPARC), NeXT (68xxx) und Evans&Sutherland (68xxx?). Mir fällt aber kein 
anderer Hersteller mit MIPS-Prozessoren ein.

von Peter D. (peda)


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usuru schrieb:
> Ab der 18er-Serie gibt es bei den PICs kein Banking mehr.

Da weißt Du es besser als das Datenblatt:

"The data memory in PIC18 devices is implemented as
static RAM."
"The memory space is divided into as many as
16 banks that contain 256 bytes each."


Peter

von W.S. (Gast)


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Hab auch schon PIC's in den GSM-Steuerboards der Telekom gesehen. Dort 
sizten sie als Moduln zusammen mit nem UHF-Oszillator, einem Quarz und 
nem PLL-IC von AD und machen die diversen stabilisierten Frequenzen im 
900 MHz Bereich. Offenbar ist in jedem Handy-Funkturm ein halber Zentner 
davon drin.

Ansonsten sehe ich das ähnlich wie
Sam P. schrieb:
> dass ich für allgemeine µC-Sachen ein ARM-Konvertit

Ja, kann ich nur bestätigen: Gerade die diversen Cortexe sind dabei, den 
etwas größeren uC's aller anderen Reihen das Wasser abzugraben. Aber in 
die Gefilde der kleinen und ganz kleinen uC kommen sie nicht und da ist 
die Domäne der PIC's, wie eben in Moduln für die Handy-Türme, wo man sie 
nur dann überhaupt zu sehen bekommt, wenn man mal so nen Hybrid-Modul 
schlachtet.

W.S.

von Dieter W. (dds5)


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Ich habe letztens von meinem Nachbarn einen abgerauchten Modellbauservo 
von Conrad bekommen, da steckte auch ein kleiner PIC drin.

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