Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Meister- Master


von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

Wie sieht es denn aus?

Nach der großen Aufregung um die Zulassung der Meister an den Unis.

Haben die Meister jetzt die Masterstudiengänge okkupiert ?

Wieviel Handwerksmeister sind in eurem Semester?

Bitte keine Diskussion mehr über Sinn oder Unsinn dieser
Regelung, sondern echte Erfahrungen aus dem Uni- Alltag.

Grüße Bernd

von Lebenskünstler (Gast)


Lesenswert?

> Autor: Bernd Funk (metallfunk)
> Datum: 06.08.2012 21:05

> Wieviel Handwerksmeister sind in eurem Semester

Da ist wohl nach 4 Stunden schon das Ende der Fahnenstange erreicht.

von rita sp. (Gast)


Lesenswert?

2 bundis. beide meister. einer hat es erfolgreich zum bachelor (fh) 
geschafft. notenmäßig oberstes drittel würde ich sagen. der andere im 3 
semsester aufgehört.

von Schmitty (Gast)


Lesenswert?

Was bringt es, einen Elektromeister den Master machen zu lassen!? Der 
muss ja sowieso mindestens 2-3 Jahre den verpassten Stoff nachholen, um 
beim Master überhaupt einen Fuß auf den Boden zu bekommen.

Dann gleich erst mal den Bachelor machen lassen.

von Maulwurf (Gast)


Lesenswert?

Was soll ich damit

Im Handwerk bringt mir das Studium nichts

Gruss Bernd

von Bernd (Gast)


Lesenswert?

Als Meister hat man eh mehr Rechte, mehr Möglichkeiten und hat es 
einfacher sich selbstständig zu machen. Dazu ist der Werdegang zum 
Meister stressfreier als ein Studium. Ich bin kein Meister, habe keine 
Berufsausbildung, habe aber E-Technik studiert und bereue es sehr. Was 
aber auch damit zusammenhängt weil ich nie einen Job als Ingenieur 
gefunden habe.
Was soll das also bringen, zu studieren wenn man schon einen Meister 
hat? Das Gehalt wird sich dabei auch nur in wenigen Fällen aufbessern 
und während des Studiums hat man auch keine Zeit richtig zu arbeiten. 
Diesen Verdienstausfall soĺlte man also auch beachten!

von Bernd (Gast)


Lesenswert?

> und während des Studiums hat man sehr
> wohl Zeit zu arbeiten.

Wohl kaum Vollzeit. Aber in den Semesterferien und am Wochenende habe 
ich damals auch gearbeitet. Oder was war an meinem Wörtchen "richtig" 
jetzt schwer verständlich.

von Lebenskünstler (Gast)


Lesenswert?

> Autor: Maulwurf (Gast)
> Datum: 07.08.2012 16:21

> Was soll ich damit

> Im Handwerk bringt mir das Studium nichts

> Gruss Bernd

Sehe ich auch so !

von Peter Schmidt (Gast)


Lesenswert?

Hallo Bernd,

zwar nicht als Meister, aber als Techniker habe ich als erster an 
unserer Uni nach der neuen Verordnung studiert, die Meistern und 
Technikern den Zugang ermöglicht - erst Bachelor, jetzt Master.

Falls es dich interessiert, kann ich einen Erfahrungsbericht schreiben.

Gruß

Peter

von Jens P. (Gast)


Lesenswert?

Hi Peter, falls du es auch für michs chreiben würdest: Mich interessiert 
das Thema auch ;-)

Gruß
Jens

von Peter Schmidt (Gast)


Lesenswert?

Hallo Jens,

klar - ich wollte nur nur nicht unaufgefordert irgendwas in einem Thread 
erzählen, das nachher niemanden interessiert.

Also, Vorgeschichte in Stichpunkten:

* nach der Realschule (Schnitt 3,1) Ausbildung zum IT-Systemelektroniker 
bei der Telekom, die scheinen allgemein nicht aufs Zeugnis zu schauen, 
sondern machen eigene, fachbezogene Einstellungstests. Ausbildung auf 
2,5 Jahre verkürzt, Schnitt dort 1,2

* danach zwei Jahre als Programmierer in einem Startup gearbeitet; 
Programmieren war schon seit dem Ende der Grundschule ein Hobby von mir, 
sodass die mich nach einem einmonatigen Praktikum trotz der nicht ganz 
passenden Ausbildung genommen haben.

* auf der Arbeit unterfordert, deshalb nach den zwei Jahren eine 
Technikerschule in Vollzeit besucht, einziges Ziel: 
Hochschulzugangsberechtigung, Gymnasium hätte länger gedauert und mein 
Schnitt war zu schlecht

* während der Schulzeit wurde in unserem Bundesland das Hochschulgesetz 
geändert, sodass man sogar ohne Besuch der Mathe-Kurse in der 
Techniker-Schule (die zur FH-Reife geführt hätten) jede Hochschule oder 
Uni fachbezogen besuchen durfte

Eigentlich war geplant, dass ich nach der Technikerschule den Bachelor 
in Informatik an der FH mache und danach den Master an der Uni, denn ich 
habe während der Arbeit gemerkt, dass mich Theorie viel mehr 
interessiert, als die Praxis. Durch die Änderung des Gesetzes durfte ich 
mich nun aber direkt an einer Uni einschreiben - jedenfalls theoretisch. 
Die Uni kannte das neue Gesetz zwar, aber sie konnten aus meinem Zeugnis 
nicht lesen, dass es ein Techniker-Zeugnis ist, zumal unten wegen der 
Mathe-Kurse stand, ich dürfe damit an jeder FH studieren.. Naja, nach 
einigem hin und her haben sie mich dann eingeschrieben.

Die Mathe-Kurse an der Technikerschule waren nicht sehr tiefgehend. 
Eigentlich haben wir gelernt, Regeln der Differential- und 
Integralrechnung auf Funktionen anzuwenden, ohne dabei irgendwas zu 
verstehen; es ging  nur um das Bestehen der Prüfungen.

Deshalb habe ich die 3 Monate zwischen Ende der Technikerschule und 
Beginn der Uni-Zeit genutzt, um mich mit ILS-Heften, die mir ein Freund 
gab, der damit sein Abitur nachholen wollte, auf die Uni vorzubereiten. 
Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich ohne diese Vorbereitung an der 
Uni nicht überlebt hätte, weil die Geschwindigkeit so hoch war. Aber 
diese Hefte hatten es in sich: Es wurde der gesamte Stoff des 
Abi-Lehrplans behandelt, das macht wohl keine Schule so. Es kamen 
dadurch sogar Gruppen, Körper, Ringe und andere Strukturen vor. Mir war 
damals nicht bewusst, das sowas im Abi heute gar nicht mehr richtig 
gelehrt wird, deshalb habe ich alles brav durchgearbeitet, bis ich es 
verstanden hatte.

Die Überraschung kam dann im ersten Semester: In Linearer Algebra I 
kamen fast ausschließlich Themen dran, die ich schon aus den Heften 
kannte. Die neuen Themen konnte ich durch das Vorwissen schnell 
verstehen, so schrieb ich später mit Abstand die beste Klausur unter den 
Informatikern.

In den nächsten Semestern konnte ich zwar kein Vorwissen mehr nutzen, 
aber durch die Motivation aus dem ersten Semester hatte ich so viel 
Interesse, dass es dann bei sehr guten Leistungen blieb. Den Bachelor 
habe ich gerade mit 1,5 bestanden und fange jetzt mit dem Master an.

Das Vorwissen aus Ausbildung, Technikerschule und Beruf hat mir nur 
minimal geholen - in einzelnen Vorlesungen kannte ich mal etwas, aber 
spätestens nach 10 Minuten war das Thema so vertieft, dass das Vorwissen 
aufhörte.

Im Vergleich mit den jungen Abiturienten, die gerade frisch aus der 
Schule kam, weiß ich aber, was mir geholfen hat: Mir war von Anfang an 
klar, dass es nicht einfach wird und deshalb habe ich mich nie hängen 
lassen. Es war so ein bisschen das Gefühl dabei, es den anderen mal 
zeigen zu wollen, da ich immerhin kein Abi habe. Unter den anderen 
Studenten war jemand, der mal den Landeswettbewerb in Mathematik gewann, 
aber er schrieb hauptsächlich Dreien und wunderte sich. Meiner Meinung 
nach hat er einfach den Übergang von Schule zur Uni verpasst, er war es 
aus der Schule gewohnt, nie etwas lernen zu müssen und machte dann so 
weiter.

Meine persönliche Meinung also: Die Vorgeschichte sagt im Durchschnitt 
sicher etwas über die zu erwartenden Leistungen an der Uni aus - aber 
dabei sollte man nicht vergessen, dass es auch Ausreißer geben kann. Und 
ich fände es unfair, diesen gar nicht erst die Chance zu geben. Unter 
den Abiturienten waren nämlich sehr viele, die schon nach dem ersten 
Semester wieder gehen mussten, weil sie einfach nicht geeignet waren - 
obwohl ihre Vorbildung es ihnen eigentlich garantiert, wenn man das 
rechtlich sieht. Wenn ein Techniker oder Meister an die Uni möchte, wird 
er sicher gute Gründe dafür haben und man sollte ihm diese Chance nicht 
nehmen. Hat er diese Gründe nicht, ist es wie bei den anderen auch: Er 
wird nach dem ersten Semester nicht mehr dabei sein.

Eine Anerkennung des Technikers oder Meisters als Bachelor mit direkter 
Möglichkeit, ein Master-Studium zu beginnen, halte ich wiederum aber für 
sehr fraglich. Im Bachelor-Studium habe ich gelernt, wie man Probleme 
wissenschaftlich löst, in der Informatik beispielsweise durch das 
mathematische Modellieren des Problems, um sicherer darüber nachdenken 
zu können. Diesen Ansatz lernt man IMHO nicht in Ausbildung oder Beruf 
und ich möchte ihn nicht missen. Wenn ich direkt mit dem Master begonnen 
hätte, könnte ich mir natürlich Module ausgewählt haben, die ich 
bestehen würde - aber danach würde ich trotzdem meine alten, im Beruf 
gelernten Ansätze verwenden, um Probleme zu lösen. Und das halte ich für 
falsch.

Gruß

Peter

von Jens P. (Gast)


Lesenswert?

Vielen Dank für deine ausführliche Darstellung.

Was ich immer misse sind Bachelor-Studiengänge direkt an den 
Technikerschulen, die auf den "eigenen" techniker aufbauen. Da man somit 
ja ganz genau weiss was man mit den Leuten schon gemacht hat, könnte man 
viel gezielter ansetzen und "lücken Stopfen".

Richtig umgesetzt liesse sich hier bestimmt einiges an Zeit sparen.

Mein Werdegang bisher:

Realschule 2,8
IT-Systemelektroniker bei der BASF mit 2,3
Techniker Datenverarbeitung mit 1,5 (Teilzeit)

Ich würde gerne noch weitermachen, auf der anderen Seite habe ich 
natürlich nach 4 Jahren Teilzeit auch shcon ordentlich die Schnauze 
voll.

An meiner Technikershcule kann man einen Bachelor machen, leider "nur" 
business administration mit ein wenig product design/embedded. Nicht 
meine Welt.

Die FH Darmstadt /HS Aschaffenburg bieten nächstes Jahr ein 
Teilzeit-Fernstudium an. Es gibt Lehrbriefe und Übungen, ca 1 mal pro 
Monat Fr+Sa präsenz. Noch dazu: In der Pilotphase keine Studiengebühren 
(und die sind bei Teilzeit und Fernstudiengängen nicht billig!).

Aber mich jetzt nächstes Jahr gleich wieder hinzusetzen?

Ich geniesse es gerade, mal sowas wie "Feierabend" zu haben ;-)

Problem sind immer die hohen kosten und die engen Zeitpläne. Über ein 
paar Jahre gestreckt und "immer mal wieder" 1-2 Klausuren pro Semester 
würd ich das sofort machen. Wenn ich mir es auch mal erlauben könnte ein 
Sommersemester lang nicht "weiter" zu machen sondenr vl mal etwas 
zurückschalten und auch ein wenig wiederholen.

Für 3-4 Jahre Teilzeit ranklotzen am Stück fehlt mir die Motivation.

Klingt jetzt wohl alles etwas unentschlossen und wirr. Ist es auch ;-)

Letzten Endes weiss ich auch, dass ich nach dem Bachelor nicht 
weitermachen würde. Ich möchte hier bleiben (ÖD, vor der Haustür), 
könnte wohl mit dem Techniker auch mittelfristig eine leitende position 
bekommen. Mit dem Bachelor würd ich fürs gleiche mehr Geld bekommen 
(tolle Regelung, bei fachlich absolut gleicher Arbeit). Master wäre 
somit für mich "völlig überflüssig". Dann ist halt die Frage, ob der 
unterschied Techniker-> bachelor jetzt sooo groß ist, dass sich das noch 
lohnt oder nicht.

schwierig, schwierig....

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Schöner Beitrag.

von Jens P. (Gast)


Lesenswert?

Solltest du mich und die Rechtschreibfehler meinen: Sorry!

Das war schnell zwischen Tür und Angel runtergetippt.

von Roland B. (geldler)


Lesenswert?

Peter Schmidt schrieb:
> Im Bachelor-Studium habe ich gelernt, wie man Probleme
> wissenschaftlich löst, in der Informatik beispielsweise durch das
> mathematische Modellieren des Problems, um sicherer darüber nachdenken
> zu können. Diesen Ansatz lernt man IMHO nicht in Ausbildung oder Beruf
> und ich möchte ihn nicht missen.

Alle Achtung. Ich sehe es genauso, wie du. Ein Meister ist kein 
Bachelor. Das sollte man nicht vermischen.
Nur persönlich gesehen wundert es mich trotzdem, weil es ja ein seltener 
Weg ist, den du gegangen bist und wahrscheinlich auch selten bleiben 
wird. Denn wenn man einen Meisterabschluß hat und einen Job noch dazu, 
ist es persönlich ein Nachteil, dann noch ein Studium dranzuhängen. Das 
kostet Zeit und damit Geld und man erzielt hinterher ggf. nur ein 
minimal höheres Einkommen, hat aber weit mehr Verantwortung und muß sich 
viele technische Zusammenhänge aufwändig erarbeiten, wenn der Meister 
längst Feierabend hat.

von Bernd F. (metallfunk)


Lesenswert?

Einige gute Antworten waren schon dabei.

Ich will aber wissen, was die Studenten, die ob dieser Regelung
den Untergang des Abendlandes oder den Ausbruch der Cholera
befürchtet hatten, an echten Erfahrungen aus dem aktuellen Semester
haben?

von sharp (Gast)


Lesenswert?

Kann man an einer Technikerschule den Bachelor machen ?

von derda (Gast)


Lesenswert?

sharp schrieb:
> Kann man an einer Technikerschule den Bachelor machen ?

Zum Beispiel hier:
2 Jahre Technikerschule in Deutschland/Augsburg und 2 Semester in Wales 
bis zum Bachelor.

von derda (Gast)


Lesenswert?


von Steel (Gast)


Lesenswert?

Peter Schmidt schrieb:
> Meiner Meinung
>
> nach hat er einfach den Übergang von Schule zur Uni verpasst, er war es
>
> aus der Schule gewohnt, nie etwas lernen zu müssen und machte dann so
>
> weiter.


Das ist der Knackpunkt, ging mir damals auch so. Das Abitur ist eben 
schon lange nicht mehr eine "Allgemeine Hochschulreife" sondern nur noch 
ein Zettel Papier, der zum studieren berechtigt. Das Niveau des Abiturs 
wurde zu stark gesenkt, das an den Hochschulen aber (noch) nicht, so 
dass eine Lücke klafft.

von Mr. T (Gast)


Lesenswert?

Ich bin dafür dass man das Bachelorstudium abschafft. Man braucht nur 
den Techniker zu machen und dann den Master.

von M. K. (sylaina)


Lesenswert?

Steel schrieb:
> Das ist der Knackpunkt, ging mir damals auch so. Das Abitur ist eben
> schon lange nicht mehr eine "Allgemeine Hochschulreife" sondern nur noch
> ein Zettel Papier, der zum studieren berechtigt. Das Niveau des Abiturs
> wurde zu stark gesenkt, das an den Hochschulen aber (noch) nicht, so
> dass eine Lücke klafft.

Das kann ich bestätigen und ich hatte schon zu meiner Zeit als Tutor den 
Eindruck, dass das Vorwissen immer mehr abnahm...erschreckend.

von Dr.-Ing. (FH) (Gast)


Lesenswert?

Master und Meister sind in keinster Weise gleichwertig.

von M. K. (sylaina)


Lesenswert?

Deshalb kann der Meister auch den Master studieren ;)

von Frey (Gast)


Lesenswert?

Einige FH wertet eigenen Bachelorstudiengang ab. Ein Techniker oder 
Meister kann das Bachelorstudium einfach überspringen und den Master 
machen. Schlussfolgerung:
Das Bachelorstudium ist anspruchlos und läßt sich durch eine 
Handwerktätigkeit problemlos ersetzen.
Ich verstehe nicht warum die Hochschulrektoren sich gegen den die 
Bezeichnung Bachelor of Professional (IHK) wehren. Bachelor of Science 
ist gleichwertig wie Bachelor of Professional. Mit dem Bachelor of 
Professional kann man später auch den Master machen.

Beitrag #5752031 wurde von einem Moderator gelöscht.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.