Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik MOSFET Defekt Source-Drain Kurzgeschlossen


von Weinga U. (weinga-unity)


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Hallo Kollegen,

ich habe für einen bürstenlosten Motor 3 Halbbrücken, welche gemütlich 
die Kommutierung durchführen (d.h. kein PWM, nur entsprechend dem 
Hall-Sensor Muster geschalten). Die Spannung wird über die 
Brückenspannung vorgegeben (Randinformation).

Nun habe ich das Problem, dass mir die High-Side MOSFETs sterben 
(Kurzschluss) obwohl keine extreme Lasten abverlangt werden. Die 
Halbbrücken-Bausteine sind eher großzügig angebunden. D.h. nicht 
optimiert; längere Leitungen; auf den Korrekten Bezug der GND Potentiale 
wurde jedoch geachtet.

Fazit: Schlaflose Nächte mit grübeln werden mir bevorstehen :-)

Mögliche Probleme die mir so einfallen:
  - Eine unglückliche Sequenz der Ansteuern der IN und /SD Leitungen 
beim Kommutieren kann dies zur Folge haben.
  - Eine blöde induktive Kopplung von Querstrom (Qrr umladen) und der 
High-Side Gate Steuerleitung
  - Halbbrückentreiber macht Blödsinn (bedingt durch Kopplungen, 
Masseverschleppungen)

Da sich die Fehlersuche hier nun etwas aufwändig gestaltet (hoher 
Bauteilaufwand, sporadisches Auftreten) Frage ich nun zuerst das Forum, 
ob jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht hat und was die Ursache war.

Der Leistungsteil, der der Brückenschaltung vorgeschaltet ist hat dieses 
Problem nicht (trotz selben Bauteilen), jedoch ist dieser Teil der 
Schaltung bestens optimiert (trotz Lochraster); siehe auch 
Beitrag "MOSFET Body-Diode Qrr verursacht zu hohe Umstaltverluste".

Ich bin gespannt auf eure Antworten,

Weinga-Unity

von Daniel R. (daniel_r)


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Ob es ein Reverse Recovery Problem ist, sieht man ziemlich schnell im 
Datenblatt des FETs. Wie lautet die Bezeichnung des FETs?

Nicht alle FETs sind für das harte Schalten auf eine Diode geeignet.

von Stefan F. (sfrings)


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Hast Du Freilaufdioden in der Brücke?

von Weinga U. (weinga-unity)


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Also es handelt sich um den: 
http://www.irf.com/product-info/datasheets/data/irfs31n20d.pdf

Es ist jetzt nicht eine spezielle Wahl, der lag so rum (und noch habe 
ich noch einige Kandidaten davon).

Reverse Recovery wird hier denke ich sicher nicht das Problem sein. Eher 
eine Schweinerei in der Ansteuerung selbst.

von Daniel R. (daniel_r)


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Die Body-Diode ist zwar nicht die schnellste, aber der FET stirbt nicht 
daran.

In diesem Fall: Poste bitte die Schaltung (vor allem wegen dem 
Gatetreiber) und das Layout (falls vorhanden).

Ich hatte mal ein ähnliches Problem in einer H-Brücke. Der Grund für das 
Sterben der FETs waren Common Mode Störungen, die den Gatetreiber dazu 
veranlasst haben, sporadisch einzuschalten. Was dann passiert ist 
klar...

Ach ja: Miss doch einfach mal die Drain-Source und die Gate-Source 
Spannungen der FETs und poste das hier.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Weinga Unity schrieb:
> ich habe für einen bürstenlosten Motor 3 Halbbrücken, welche gemütlich
> die Kommutierung durchführen (d.h. kein PWM, nur entsprechend dem
> Hall-Sensor Muster geschalten).

Passiert das mit einem MC oder hast du da was hart verdrahtet? Du 
solltest unbedingt eine Totzeit einführen zwischen dem Ausschalten des 
einen Teil der Halbbrücke und dem Einschalten des anderen Teils. Wenn du 
nur mit invertierten Signalen arbeitest, kann es sonst für ein paar uSec 
passieren, das beide Teile leiten und hohe Ströme fliessen 
(Shoot-through). Bei einer MC Steuerung ist das einfach zu 
programmieren, bei einer reinen Hardwarelösung musst du dir was mit 
Verzögerungsgliedern ausdenken. Zeig uns mal die Schaltung, und miss 
auch mal den Brückenstrom. Wenn da hohe Spitzen drauf sind, sind das 
wahrscheinlich Shoot-Throughs. Die Brückenversorgung sollte auch gut 
gesiebt sein mit einem oder mehreren fetten Elkos, damit die beim harten 
Umschalten nicht einbricht und Invers-Effekte hervorruft.

Daniel R. schrieb:
> Der Grund für das
> Sterben der FETs waren Common Mode Störungen, die den Gatetreiber dazu
> veranlasst haben, sporadisch einzuschalten

Genau sowas meine ich.

von Weinga U. (weinga-unity)


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Schaltplan habe ich leider keinen parat. Ist alles auf einen Lochraster 
gewachsen. Ein IR2184 wird als Brückentreiber verwendet. Also Timing 
sollte passen.

Die Brückenspannung ist Anwendungsbedingt nur mit einem 4.7µF 
stabilisiert. Bei einer Balbbrücke wo der erste MOSFET gestroben ist 
habe ich noch einen 100nF KERKO parallel gesetzt, hat aber nichts 
geholfen. Brückenspannung ist variabel und war bis jetzt < 30V.

Was genau meint ihr mit Invers-Effekte? Werde mal google befragen.

Etwas Grübeln hat dazu geführt, dass vermutlich eine ordentliche 
Kopplung vom Brückenquerstrom beim Umladen der Body-Diode in die Ugs 
bestehen wird (bedingt durch den großzügigen Aufbau am Lochraster, da 
existert eine 1cmx4cm Schleife für Ugs, wo dazu genau parallel zu den 
4cm der Querstrom verläuft). Ich werde diese Ansteuerungen mit twisted 
pair Leitungen ersetzen und sehen ob dann MOSFET's immer noch sterben.

Derzeit habe ich sogar noch einen 1nF zwischen G und S spendiert und 
zusätzliche 100pF bei den IN und /SD Leitungen des Halbbrückentreibers.

Vielleicht trau ich mich sogar und werde die BLDC Software umschreiben 
sodass eine Halbbrücke permanent ein/aus schaltet und schau mir die 
Signale an. Hoffentlich bekomme ich Messungen bevor mir die MOSFET's 
sterben.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Mach mal ein Foto vom Aufbau.
1nF zwischen G und S. Wat soll dat denn bringen?!

von TestX .. (xaos)


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zeig mal nen oszi bild der 3 phasen..wie lange sind die ansteuerzeiten 
der high-side ? es kann sein, dass die frequenz VIEL zu niedrig ist und 
sich der bootstrap cap für die highside vollsändig entlädt -> mosfet 
geht in den linearbetrieb und wird durch zu hohe verluste zerstört.
normale bootstrap treiber erfordern "hohe" frequenzen, damit der cap 
ständig wieder aufgeladen werden kann.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Wie soll man denn bitte einen Fehler in einem Aufbau finden, wenn man 
weder Schaltplan, noch ein Bild vom Aufbau hat?

Das kann und will ich nicht verstehen. Ohne Plan ist alles nur dämliches 
Herumgesuche und Herumgebastel!

von Weinga U. (weinga-unity)


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Also noch mal zur Schaltung:

- MOSFET Halbbrücke mit 4.7µF und 100nF parallel
- Halbbrückentreiber der mit 33R und Diode das Gate ansteuert bzw. 
ausräumt
- bootstrap mit zusätzliche Ladungspumpe damit permanent ON möglich ist
- für den Halbbrückentreiber wurden jeweils die Potentiale direkt am 
Source abgegriffen

Fazit: Ordinärer Aufbau wie in jedem X-Beliebigen Application Note.
Aufbau: Lochraster

Meine Erwartung war, dass jemand ein ähnliches Fehlerbild wie meins 
bereits hatte und mir einen Hinweis geben könnte wo ich am Besten 
ansetzen kann um das sporadische Auftreten besser in den Griff zu 
bekommen. Ich suche nicht Unterstützung im Deuten von Schaltpläne und 
Signalverläufe, dann hätte meine Fragestellung anders ausgesehen.

Ansich habe ich wieder neue Ideen wo ich ansetzen kann (ohne den 
gesamten Aufbau mit dem Heißluftföhn abzuräumen).

Der Beitrag hat sich somit erledigt.

@Matthias Sch.:
Mich würde noch gerne verstehen was du mit Invers-Effekte gemeint hast. 
Einen Einbruch der Brückenspannung sehe ich jetzt nicht kritisch, das 
muss der Halbbrückentreiber doch verkraften (sonst könnte man ja keine 
Halbbrücke Ein- und Ausschalten).

@Simon K.:
> 1nF zwischen G und S. Wat soll dat denn bringen?!

Bekanntlich hat das Verhältnis von Cgs und Cgd darauf Auswirkung, ob bei 
schnellen Einschalten des High-Side MOSFET's der Low-Side MOSFET sich 
bedingt durch den kapazitiven Spannungsteiler sich wieder kurzzeitig 
einschalten kann oder nicht (kapazitiver Spannungsteiler und Miller 
Effekt). Inwiefern die parasitären Induktivitäten der Beinchen die 
Wirkung einer externen Kapazität verringern, das ist eine andere Frage.

Deshalb war meine Motivation folgende: Da meine Zuleitungen vom 
Halbbrücken Treiber zum MOSFET leider etwas länger (parasitäre 
Kapazitäten) ist soll diese Kapazität das Risiko ein zu hohes Ugs 
aufzubauen reduzieren.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Weinga Unity schrieb:
> Aufbau: Lochraster

Ich verdächtige mal den Aufbau / die Leiterbahnführung, besonders 
bezüglich der GND-Verdrahtung: zu dünn, zu lang, keine Trennung von 
Signal-GND und Leistungs-GND?

Gruß Dietrich

von Weinga U. (weinga-unity)


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Hallo Dietrich,

diese Lektion habe ich bereits vor längerer Zeit gemacht. D.h. überlegen 
wo hohe di/dt sind und diese Pfade dürfen nicht in den 
Maschengleichungen von Signalen auftreten.

Im vorgeschalteten Buck-Converter (auch Lochraster) hatte ich einmal 4V 
Spannungshub auf ca. 3cm massiver Lötzinnbahn (während dem Umladen der 
Qrr). Dort an der richtigen Stelle das GND Potential für den 
Halbbrückentreiber abzugreifen bewirkt Wunder.

Diese Regeln hätte ich eigentlich beachtet, wobei die Leitungen zum 
Halbbrückentreiber selbst länger sind. Dass es dort durch das 
Laden/Entladen der Gatecapazität auch zu Spannungen kommt, ist mir 
bewusst.

Jedoch stellt sich für mich eine prinzipielle Frage:

Bei 3 Halbbrücken, an welchen Source Pin entnehme ich das GND für den µC 
der alle 3 ansteuert? Man müsste alle 3 Source Pins an einem Punkt 
(räumlich) zusammenlöten und die Brücke sternförmig aufbauen. Vom 
Sternpunkt aus auch jeweils in Stützkondensator zum High-Side FET.

Danke noch einmal.

Mein weiteres Vorgehen wird jetzt sein:
 - Twisted Pair Kabel für Ugs High-Side und Low-Side
 - Messung von der Ugs Spannungen

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Dietrich L. schrieb:
> Weinga Unity schrieb:
>> Aufbau: Lochraster
>
> Ich verdächtige mal den Aufbau / die Leiterbahnführung, besonders
> bezüglich der GND-Verdrahtung: zu dünn, zu lang, keine Trennung von
> Signal-GND und Leistungs-GND?
>
> Gruß Dietrich

Sowas schwebt mir auch vor. Aber gibt ja leider keine Details zum 
Aufbau.

Weinga Unity schrieb:
> Diese Regeln hätte ich eigentlich beachtet, wobei die Leitungen zum
> Halbbrückentreiber selbst länger sind. Dass es dort durch das
> Laden/Entladen der Gatecapazität auch zu Spannungen kommt, ist mir
> bewusst.

Ja, eben. "hätte". Wunderbar. Mit der Einstellung willst du den Fehler 
finden oder was?

Weinga Unity schrieb:
> Mein weiteres Vorgehen wird jetzt sein:
>  - Twisted Pair Kabel für Ugs High-Side und Low-Side
>  - Messung von der Ugs Spannungen

Du hast ein Kabel (sprich räumlichen Abstand) zwischen MOSFET-Treiber 
und MOSFETs? Ohje ohje!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Weinga Unity schrieb:
> @Simon K.:
>> 1nF zwischen G und S. Wat soll dat denn bringen?!
>
> Bekanntlich hat das Verhältnis von Cgs und Cgd darauf Auswirkung, ob bei
> schnellen Einschalten des High-Side MOSFET's der Low-Side MOSFET sich
> bedingt durch den kapazitiven Spannungsteiler sich wieder kurzzeitig
> einschalten kann oder nicht (kapazitiver Spannungsteiler und Miller
> Effekt).

Nein, das ist kontraproduktiv. Abschnüren der Mosfets dauert sowieso 
viel längern als aufsteuern. Der Kondensator macht das dann noch 
schlimmer.
Inverseffekt ist, wenn die  Drainspannung an der Highside so weit 
einbricht, das die Ladungspumpe im Highside Treiber mehr Saft hat als 
die Drain. Das mögen die Mosfets meistens gar nicht.
Miss mal bitte den Brückenstrom mit einem Shunt/Oszi. Da sollten keine 
Spitzen drauf sein. Wenn alles richtig gemacht ist mit der 
Brückenspannung, dann sind längere, aber dicke Leitungen zu den Gates 
nicht so dramatisch. Natürlich ist es trotzdem am besten, die Leitungen 
kurz zu halten.

Weinga Unity schrieb:
> - MOSFET Halbbrücke mit 4.7µF und 100nF parallel

Parallel zu was?

Weinga Unity schrieb:
> - Twisted Pair Kabel für Ugs High-Side und Low-Side

Das bringt nichts. Wir haben hier ja keine symmetrischen Signale.

Weinga Unity schrieb:
> Bei 3 Halbbrücken, an welchen Source Pin entnehme ich das GND für den µC
> der alle 3 ansteuert?

An der Source der Lowside. Wenn du noch einen Shunt in der Masseleitung 
zum Strommessen hast, am kalten Ende des Shunts. Die Pegelkonvertierung 
für die Highside übernimmt der Halbbrückentreiber.

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