Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Was ist das für ein Kunststoff (und wie kleben/schweissen)?


von Georg A. (georga)


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Hi,
durch eigene Dummheit habe ich beim Scheinwerfereinsatz meines Autos 
(Punto) eine kleine Befestigungslasche abgebrochen. Sonst hält noch 
alles, aber ich will das Ding eigentlich wieder halbwegs festmachen. 
Allerdings habe ich noch nicht rausbekommen, was das für ein Kunststoff 
ist.

Die Farbe ist fast schwarz. Der Bruch ist rau und körnig (siehe Bild), 
also wohl kein PE(?).
Mit Wärme schmilzt es rau auf. Es ist kein ABS oder PVC, weil es von 
Aceton und Tetrahydrofuran nicht angelöst wird. Tri/Xylol habe ich noch 
probiert, tut sich auch nix.

2K-Kleber (UHU Endfest oder sowas) hält nicht wirklich. Auch auf gut 
angerauten Flächen geht es am Stück ab.

Was ist das jetzt? Doch PE?

von Matthias H. (experimentator)


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Die Bruchstelle sieht für mich aus, als wäre der Kunststoff mit einem 
Füllmaterial versehen - oder ist das nur Dreck/Überrest vom 2k-Kleber? 
Falls es Füllmaterial ist, dann sagt die Oberflächenstruktur nicht viel.

Ich weiß zwar nicht, was für ein Kunststoff ist, aber würde es mal mit 
Cyanacrylatkleber probieren ("Sekundenkleber"), am besten mit möglichst 
dünnflüssigem, falls die Bruchstelle noch halbwegs paßt. Evtl. 
Vorversuch abseits der Bruchstelle machen.

von brott (Gast)


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alternativ einen pur oder wie geschrieben mit einem cyanacrylat.  du 
könntest auch thermofügen versuchen, ist aber mit füllstoffen (fasern) 
nicht so einfach.

von Stefan W. (dl6dx)


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Georg A. schrieb:
> 2K-Kleber (UHU Endfest oder sowas) hält nicht wirklich. Auch auf gut
> angerauten Flächen geht es am Stück ab.

Dann könnte es auch gefülltes Polypropylen (PP) sein.

Grüße

Stefan

von oszi40 (Gast)


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1.Das wird wohl eher Murks als fest.
2.Man könnte vor dem Wegwerfen noch ein paar 1mm-Löcher ins Material 
bohren und einen geeigneten Draht zur Verstärkung einbringen um die Last 
von der Bruckstelle auf den Rest zu verteilen. Dann erst kleben.
3.Frag auf dem Schrottplatz Deines Vertrauens oder bei der Firma Seik 
nach Ersatz.

von MirkoB (Gast)


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Ich habe mal so etwas ähnliches an einem Scheinwerfer an einen Fiesta 
reparieren müssen:

Ich glaube der Kleber war von Pattex: Harz in der Tube, Härter/Füllstoff 
als Pulver, Kunststoffpressteil mit verschiedenen Vertiefungen fürs 
anmischen.
Härtet bei Wärme besser aus. (Steht in der Packungsbeilage)

Beidseitig auf den Klebekanten deckungsgleich(!) zwei mal zwei Löcher 
gebohrt. (2 je Seite)
Das ganze mit dem angerührten 2K-Kleber und (kleinen) Stahlstiften 
zusammengedrückt, die aufgerauhten Seitenkanten noch mit dem Rest 
"verpappt" (Klebenasen) und dann eine halbe Stunde bei >100°C in den 
Backofen.
(Backofen danach gut durchlüften und auswischen)

Der 2K-Kleber wird dabei dünnflüssig - evtl. fixieren.

Hat danach noch Jahre gehalten.

Mirko

von Georg A. (georga)


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Die Bruchkanten sind so, da habe ich noch nichts draufgeschmiert... das 
mit den eingelassenen Stiften habe ich mir auch schon überlegt.

> Ich glaube der Kleber war von Pattex

Zumindest früher hieß der Stabilit Express, muss ich auch noch mal 
probieren... wird aber wohl die Flexibilität nicht mitmachen.

Aber dass es so einer von den quasi nicht klebbaren Kunststoffen ist 
(PE, PE),  Grmbl...

von Stefan W. (dl6dx)


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Hi,

ich hab gerade noch mal etwas gestöbert. Vielleicht kannst du die Teile 
ja "spiegelschweißen".

Und dann soll es noch einen speziellen Kleber für PE und PP von 
3M/Scotch geben (Scotch-Weld DP-8005). Leider scheinen dessen 
Inhaltsstoffe unter die Chemikalien-Verbotsverordnung zu fallen, so dass 
der Bezug sehr schwierig werden dürfte.

Ich hoffe, das hilft trotzdem etwas.

Grüße

Stefan

von Stefan M. (derwisch)


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Loctite 480 benutzen.

aber die Klebeflächen sind sehr klein und eine Klebung müsste dort 
genauso stabil sein wie das eigentliche Material.
Das ist eine echte Herausforderung...

von richie (Gast)


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"uhu endfest", ein ausgezeichneter 2-komponenten-kleber

kleber anrühren, auftragen, klebestelle mit klebeband auf zug fixieren, 
dann bei ca. 60°C härten (wärmeflasche unter bettdecke o.ä.).

diesen kleber benutzen viele bogenbauer für komposit-bögen.


ps: klebestellen vorher eventuell mit reinigungsbenzin entfetten


pps: versuch mal, ob der kunststoff von aceton (nagellackentferner) 
angegriffen wird, das läßt rückschlüsse auf das materiel zu

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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das schwarze Zeug ist in den meisten Fällen ABS.

http://de.wikipedia.org/wiki/Acrylnitril-Butadien-Styrol

das bekommt man mit MEK angelöst, bzw. mit in MEK aufgelöstem ABS auch 
geklebt.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Methyl-Ethyl-Keton&redirect=no


FAlls kein MEK vorhanden, kann man ABS mit MethylMetacrylat-Kleber 
kleben (es enthält ebenfalls passende Lösungsmittel, um ABS anzulösen 
und sich mit der Oberfläche zu verbinden

geeigneter MethylMetacrylat-Kleber sind z.B. Megabond2000 (-> Louis.de, 
da kleben die Moped-Fans ihre Verkleidungen mit), oder auch Stabilit 
Express (Baumarkt etc)

Nachtrag: Ups, ich sehe grade, du hast ABS ausgeschlossen. Dann vergiss 
das zuvor gesagte. Wobei: ABS wird von Aceton nicht angelöst. Ob 
Tetrahydrofuran  ABS anlöst weiß ich nicht. MEK löst es auf jeden Fall 
an (ich hab schon einige Reparaturen damit durchgeführt)

von Klaus W. (mfgkw)


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Auf Autoteilen steht doch inzwischen meist oder immer drauf, woraus sie 
sind?
Das könnte die Suche etwas erleichtern ...

von Georg A. (georga)


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Ich hatte als ABS gekennzeichnete Teile, die von THF angelöst wurden 
(Steckernetzteilgehäuse...), damit habe ich sie such wieder zu 
geklebt...

Das mit dem Aufdruck wäre noch eine Idee, so ohne Ausbau ist aber nichts 
zu sehen.

von herbert (Gast)


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Alle Kunststoffe mit einer wachsartigen Oberfläche ( PE ,POM 
,Teflon)lassen sich unter Amateurbedingungen nicht kleben. Man müsste 
die Klebeflächen speziell anätzen und dann ginge das bei einigen mit 
ebenso speziellen Industrieklebern.

von ichbineintroll (Gast)


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Vielleicht hilfreich: http://www.zabex.de/site/chevireparatur.html 
weiter unten wird "PP" geklebt (mit Hitze).

von Georg A. (georga)


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> weiter unten wird "PP" geklebt (mit Hitze).

Hm, Ersa-Heissluftlötkolben hab ich doch, auch eine einstellbare grosse 
Heissluftpistole ;) Wachsartig? Naja, es ist schon relativ flutschig 
glatt...

Ich bau den Scheinwerfer am WE mal ganz aus und suche nach einer 
Stoffkennzeichnung. Jedenfalls danke, hab ein paar Ideen gewonnen.

von Michael_ (Gast)


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Wäre auch nicht eine mechanische Lösung mit Blech und Verschraubung 
möglich?
Ich habe das schon mehrfach erfolgreich verwendet.

von Georg A. (georga)


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> Wäre auch nicht eine mechanische Lösung mit Blech und Verschraubung
> möglich?

So kanns ja jeder ;)

Hab grad noch eine nette Methode gefunden, die das Zeug mit Glasfaser 
zusammenhält und Epoxy versteift:

http://www.apriliaforum.de/faq-s-allgemein/13281-pp-kunstoff-kleben-polypropylen.html

von Georg A. (georga)


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So, fertig...

Laut Aufdruck war es PP-TD40. Also wohl noch mit Talkum verfüllt, damit 
man es noch schlechter kleben kann ;)

Zuerst mit dem Heissluftlötkolben warm gemacht, sodass es auch nicht nur 
an der Oberfläche weich wurde. Allerdings kräuselt sich das Material 
zurück, d.h. von selbst verschmilzt es nicht. Füllmaterial hatte ich 
auch nicht. Deswegen noch mit der Kolbenspitze rundrum verschmiert. Das 
hält schon etwas, aber noch nicht vertrauenswürdig...

Danach mit der Apriliamethode weitergemacht: Glasfasergewebe mit 
runtergeregleltem Lötkolben mit der Oberfläche verschweisst. Das bekommt 
man im abgekühlten Zustand schon gar nicht mehr ab. Danach 2K-Kleber 
drüber. Sieht nicht schön aus (hab mich beim Glätten nicht angestrengt, 
war auch 2min 2K-Kleber...), hält aber bombenfest. Ist ja jetzt 
glasfaserverstärktes PP...

Der ganze Vorgang dauert zwar länger als eine übliche Klebung, die 
Stabilität des Ergebnisses ist aber wirklich gut.

von Klaus W. (mfgkw)


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Na prima!
Auch wenn es von FIAT ist, wird DAS jedenfalls nicht mehr wegrosten.

von Stefan W. (dl6dx)


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Hallo Georg,

danke für den Erfahrungsbericht!

Grüße

Stefan

von Michael_ (Gast)


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An einer Bügeleisenverkleidung habe ich auch mal eine abgebrochene Nase 
wieder "aufgebaut". Mit der Heißluft-Lötstation.
Ich denke aber, den 2K-Kleber hättest du dir sparen können. Früher oder 
später wird er sich wieder ablösen.

von Georg A. (georga)


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> Ich denke aber, den 2K-Kleber hättest du dir sparen können. Früher oder
> später wird er sich wieder ablösen.

Wird er IMO nicht, weil er sich mit der Glasfasermatte verbunden hat und 
die wiederum grossflächig mit dem PP verschweisst ist.

von Michael_ (Gast)


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Abwarten!
Das Glasfaser ist vom PP eingebettet und umflossen.
Ansonsten hätte es keinen Sinn.

von Georg A. (georga)


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> Das Glasfaser ist vom PP eingebettet und umflossen.

Einzelne Faserbüschel schon, aber nicht alles. Man kann das über den 
Andruck der Lötkolbenspitze schon ganz gut einstellen. Wird die Matte an 
der Stelle schwarz, ist das PP bis oben durch, grau ist nur so halb, 
aber auch das hält über die Büschelverkettung schon gut. Da sollte noch 
genügend "freie" Faser für den Klebstoff da sein.

Da ich den Kleber über die Matte hinaus auch auf das rohe PP verteilt 
habe, merkt man beim Abziehen dieses Teils sofort, wo der GF-Teil 
beginnt. Da zieht sich nix mehr ab...

von Dieter J. (fossi)


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Für solche Reparaturen gibt es im Karrosserieberich ein Hilfsmittel. Es 
werden dazu Klammern quer zur Risstelle eingschmolzen. Speziell solche 
Haltelaschen an Anbauteilen können damit sehr gut repariert werden. Hab 
das selbst schon ausprobiert. Funktioniert.
Suchbegriff: uniplast und Spanesi hilft weiter.
Hier noch ein Link, wo Bilder von solchen Reparaturen zu finden sind.

http://www.karosseriecenter-wolfrum.de/produkte/neu-uniplast.html

von Georg A. (georga)


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Eine nette Idee, sollte auch einfach nachzumachen sein (Edelstahldraht 
biegen, dickes NT dran). Im Prinzip aber auch nichts anderes als das 
Einschmelzen der GF-Matte... Bei meiner dünnen Lasche wäre es aber wohl 
schon grenzwertig, die war ja grad mal 10mm breit und 2-4mm dick und das 
war noch der dicke "Fuss".

von skorpionx (Gast)


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Vor einigen Tagen habe ich auch ein Problem mit meinem Staubsauger. 
Zuerst habe ich die Bruchstelle nur mit einem Zweikomponenten Klebstoff
verbunden. Beim Tragen des Staubsauger wird die Stelle belastet. Leider 
hat das nicht gehalten. Danach habe auf  vier Stellen die  Bruchstelle 
mit Kanthaldraht fest verbunden und dann wieder den Klebstoff 
eingetragen. Die Stelle hält...

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