Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ladezeit eines Kondensator an wechselspannung


von outlawz71 (Gast)


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Guten Abend alle zusammen,
ich sitze mittlerweile schon ewig und durchsuche das Internet aber habe 
bisher noch nichts konstruktives gefunden.
Momentan bin ich dabei ein paar Vorbereitungen für ein 
Spitzenpegelmesser zu treffen.

Ich habe ein Eingangssignal mit einer Frequenz von 1kHz und einer 
Amplitude von 1Vp. Dieses Signal wird mittels Operationsverstärkers um 
den Faktor 10 verstärkt und mit einem Halbwellengleichrichter 
gleichgerichtet. Halbwellengleichrichter reicht für meine zwecke und 
selbst bei einem Vollwellengleichrichter hätte ich die gleiche Frage.
Dieses gleichgerichtete und Verstärkte Signal geht durch einen 1kOhm 
Widerstand nachdem sich dann quasi auch mein "Ausgang" befindet. Vom 
Ausgang allerdings geht nochmal ein 1uF Kondensator gegen Masse um aus 
dem Spitzenwert der gleichgerichteten Wechselspannung eine naja, 
halbwegs näherungsweise Gleichspannung zu machen (leicht pulsierend aber 
ist nicht so wichtig).

Meine Frage ist nun: Wie berechne ich die Ladezeit des Kondensators? Er 
braucht ja nun einige Perioden bis er den Spitzenwert erreicht hat. Hab 
nirgends eine Formel in abhängigkeit der Frequenz gefunden, die sich bei 
einem Halbwellengleichrichter anwenden lässt. Im Anhang befindet sich 
eine Transientenanalyse aus LTspice. Dort sieht es so aus als bräuchte 
der Kondensator bei einer Frequenz von 1kHz knapp 30ms bis er geladen 
ist. Aber wie komme ich rechnerisch auf diesen Wert, kann mir da jemand 
weiterhelfen?

Mit freundlichem Gruß

von Matthias L. (Gast)


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Also du hast ein RC-Netzwerk:

Uin  ist über RC,
Uout ist über C.

Die Eingangsspannung Uin besteht aus Sinushalbschwingungen der Frequenz 
f und der Amplitude U. Jetzt kannst du die DGL aufstellen und rechnen...

von ich (Gast)


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Ne so geht es definitiv nicht.

Das Problem der Aufgabe ist die Unstetigkeit durch die Diode. Aus meiner 
Sicht ist die Ladezeit frequenzunabhängig, solange eine gewisse 
Grenzfrequenz nicht unterschritten wird.

An für sich müsste man die Aufgabe in n Teilrechnungen zerlegen. DGL für 
das RC-Glied ohne Diode aufstellen und mit einem Sinussignal anregen. 
Die Rechnung wird dann falsch, wenn U_sin < U_C oder I_r theoretisch < 
0A ist. Das geht ja nicht, da die Diode das verhindert.

Beim der zweiten Periode setzt die Anregung durch den Sinus erst wieder 
ein, wenn U_sin > U_C und endet, wenn U_sin < U_C.

Das berechnet man dann n mal.

Die Zeit zum Laden der Kapazität ergibt sich dann aus der Anzahl der 
Perioden, bis U_C eine gewisse Spannung U_grenz erreicht hat.

von Alex (Gast)


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Für die Aufladung ist der maximale Ausgangsstrom des 
Operationsverstärkers bestimmend. Wenn es schneller gehen soll, mache 
deinen Ladekondensator kleiner! 100nF reichen auch, wenn du dessen 
Spannung mit einem weiteren OPA als Spannungsfolger pufferst. Parallel 
zum Ladekondensator musst du natürlich noch einen Entladewiderstand 
schalten, damit die Spitzenspannung auch wieder (langsam) sinkt. Dabei 
ist RC-Entladekurve bestimmend.
Einfache Faustformel: in der Zeit R*C (angegeben in Ohm und Farad) sinkt 
(Entladung) die Spannung auf ca. 37%. Bei einer Aufladung C über R 
geladen steigt sie in der gleichen Zeit auf ca. 63%. Durch Umstellen 
kannst du dir den nötigen Widerstand (für eine bestimmte Entladezeit) 
berechnen.
Bsp.: 100nF & 100K (1e-7 * 1e+5) ergibt Zeitkonstante von 10 ms. Man 
sollte hier mit Zehnerpotenzen rechnen, dann gehts einfach!
Bei der Aufladung wird, wie gesagt, mit (maximalem) Konstantstrom 
geladen,
daher delta U= (I * Zeit) / C .

von Vn N. (wefwef_s)


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Alex schrieb:
> Für die Aufladung ist der maximale Ausgangsstrom des
> Operationsverstärkers bestimmend.

Der Ladestrom bei einem RC-Glied wird nach wie vor über R begrenzt.

Alex schrieb:
> Bei der Aufladung wird, wie gesagt, mit (maximalem) Konstantstrom
> geladen,
> daher delta U= (I * Zeit) / C

Der TS hat nach wie vor einen Widerstand vor dem Kondensator (was auch 
gut so ist), womit die Aussage unsinn und der Ladestrom nicht konstant 
sondern von der Spannungsdifferenz zwischen OP-Ausgang und Kondensator 
und damit in weiterer Folge von der Zeit abhängig ist.

von Werner (Gast)


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Das Hauptproblem ist der Widerstand zwischen gleichgerichtetem Signal 
und dem Kondensator. Wozu brauchst du für eine Spitzenwertmessung den 
Widerstand. Entscheidend ist, dass du den Kondensator am Ausgang über 
einen Elektrometerverstärker pufferst.
Dein Halbwellengleichrichter ist hoffentlich ein in deine erst OP-Stufe 
mit einbezogener Messgleichrichter, oder?
Mit Schaltplan und Bauteilbezeichnungen wäre das einfacher.

von outlawz71 (Gast)


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Hallo nochmal und danke für eure Antworten.
Ich werde sie mir gleich mal alle durchlesen.

Vorab aber nochmal der Schaltplan.
Ich richte mich bei dem Aussteuerungsmesser so in etwa nach dem 
Datenblatt des LM3915 von National Semiconductors.

http://www.datasheetcatalog.org/datasheet/nationalsemiconductor/DS005104.PDF

Vielen Dank!

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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Hallo outlaw,

> Vorab aber nochmal der Schaltplan.

Wenn Du das doch schon im LTSpice stehen hast, dann beantwortet sich die 
Frage doch bereits aus der Simulation!
Oder was verstehe ich an dem Problem nicht?

gruss

Michael

von outlawz71 (Gast)


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Hallo Michael,
ja der Schaltplan bezieht sich auf das Datenblatt vom LM3915. Dort ist 
ebenfalls ein Halbwellengleichrichter in der Form angegeben. Natürlich 
hab ich das Ganze auch mal simuliert und sehe wie lange der Kondensator 
C2 brauch, damit er voll geladen ist. Die Simulation habe ich mit einem 
Eingangssignal von 1Vp und 1Khz gemacht. Die Aufladezeit des 
Kondensators verringert sich meines achtens aber bei steigender 
Frequenz, dadurch verringert sich auch dann die Verzögerung am Eingang 
des LM3915. Nun muss ich aber ebend schauen bis zu welcher Frequez ich 
gehen kann, da ja sonst die Verstärkung irgendwann abnimmt und welches 
meine minimale Frequenz ist, da sonst die "Gleichspannung" zu sehr 
pulsiert und der LM3915 falsche Ergebnisse anzeigt. Ich muss also eine 
Frequenz irgendwo überhalb der minimalen Frequenz einhalten und 
unterhalb der Grenzfrequenz bleiben.
Damit ich aber nich jedes mal bei verschiedenen Frequenzen simulieren 
muss, wie groß die entstandene Verzögerung durch den Aufladevorgang des 
Kondensators ist, dachte ich es gäbe einen einfachen Weg eine Formel 
aufzustellen in der ich nur meine Frequenz eingebe. Das sich die 
Aufladezeit durch Veränderungen der Kapazität an C2 ändert ist mir 
bewusst. Aber ich nehme an das C2 dann sowieso in der Formel auftaucht 
und bei bedarf geändert werden kann.

Mein Problem liegt also darin die Aufladezeit des RC Netzwerkes zu 
berechnen, wenn das Eingangssignal mittels Halbwellengleichrichter 
gleichgerichtet wurde. Das Eingangssignal soll übrigens einem Sinus 
entsprechen.

von Reinhard #. (gruebler)


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Tau deines RC-Netzwerkes kann man
aus dem Schaltplan ablesen

Tau = (R2//R3)*C2

Nach 5*Tau ist der Ladevorgang bekanntlich
praktisch abgeschlossen.

Aus dem Diagramm am Anfang kann man diesen
Wert auch abschätzen.

von outlawz71 (Gast)


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Hallo Reinhard,
ich bezweifle ehrlich gesagt das es so einfach gehen soll zumal R3 nicht 
parallel zu R2 liegt. Wenn dem so wäre, gäbe es wohl arge Probleme die 
Verstärkung auszurechnen, die nach diesem Schaltplan bei 10 liegt. Die 
Verstärkung berechnet sich aus -(R2/R1) wobei das negative Vorzeichen 
durch den invertierten Betrieb des OPV zustande kommt und eine 
Phasendrehung von 180° bedeutet. Was aber für mich unrelevant ist. Setzt 
man nun die Werte ein: -100K/10K erhält man eine Verstärkung von 10, was 
nach umrechnung:
20xlog(10) = 20dB bedeutet. Wenn man jedenfalls von einem idealen 
Verstärker ausgeht um nicht alles noch komplizierter zu machen. Die 
Verstärkung ist auch in meinem Diagramm im ersten Post zu sehen, es sind 
ziemlich genau 20dB. Somit kann R3 nicht Parallel zu R2 sein. Wenn dem 
so wäre und man alles durchrechnet, käme ich sogar auf eine Dämpfung von 
-20dB.
Vorallem die Ladezeit wie gesagt von der Frequenz abhängig ist die bei 
der überschlargsrechnung R*C nicht mit eingeht.
Oder irre ich mich?

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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outlawz71 schrieb:
> Hallo Reinhard,
> ich bezweifle ehrlich gesagt das es so einfach gehen soll

Nein, so einfach geht das natuerlich nicht.
Aber wenn Du die Maschen- und Knotengleichungen aufstellst und als 
Eingangsspannung eine zeitabhaengige benutzt, kannst Du die 
Frequenzabhaengigkeit ausrechnen.

Ich denke nicht, dass das irgendwemand fuer Dich macht.



Gruss

Michael

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