Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Welcher Kunststoff für IC


von Mike (Gast)


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Hallo!

Welcher Kunststoff (z.B. PPE, etc) wird verwendet, um die Gehäuse von 
ICs (integrierte Schaltkreise) zu fertigen?

Und weshalb werden die ICs nur bis zu einer minimalen Betriebstemperatur 
(meisten bis -20°C .. -40°C) angeboten? Was ist das Problem der tiefen 
Temperaturen? Ist des der Kunststoff, oder eher das Silizium, welches 
Schaden nimmt bei tiefen Temperaturen?

Danke und Gruss
Mike

von Arc N. (arc)


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Mike schrieb:
> Hallo!
>
> Welcher Kunststoff (z.B. PPE, etc) wird verwendet, um die Gehäuse von
> ICs (integrierte Schaltkreise) zu fertigen?

http://www.sumibe.co.jp/english/product/it-materials/epoxy/sumikon-eme/index.html

>
> Und weshalb werden die ICs nur bis zu einer minimalen Betriebstemperatur
> (meisten bis -20°C .. -40°C) angeboten?

Weil die meisten Geräte nicht bei noch tieferen Temperaturen arbeiten 
müssen bzw. dann so wieso beheizt werden (-65 °C ist bei einigen Sachen 
noch üblich)

> Was ist das Problem der tiefen
> Temperaturen? Ist des der Kunststoff, oder eher das Silizium, welches
> Schaden nimmt bei tiefen Temperaturen?

Je nach Anwendung unterschiedliche Temperaturkoeffizienten und die 
Wasseraufnahme des Kunststoffs.

ATtiny26 läuft auch noch bei ~20 K (das K ist richtig, S. 19)
http://scholar.sun.ac.za/bitstream/handle/10019.1/2345/Van%20Niekerk,%20PC.pdf?sequence=1

>
> Danke und Gruss
> Mike

von Wilhelm F. (Gast)


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Die Kunststoffe werden es weniger sein, was bei extremen Temperaturen 
was aus macht. Oft ein Silikon, was auch chemisch inert ist.

Eher Parameter, die man im Datenblatt noch garantiert. Denn IC haben oft 
schon innere Schaltungen, die nur in einem bestimmten Bereich 
zuverlässig spielen können.

Ein einzelner Transistor ist mal noch unter extremen 
Betriebstemperaturbereichen angegeben. Den muß man dann eben so 
beschalten, wie man es braucht.

von asd (Gast)


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> ATtiny26 läuft auch noch bei ~20 K (das K ist richtig, S. 19)

Und ein Freund hat einen PIC (keine Ahnung mehr, welchen) bei 220°C 
getestet, für ein Hochtemperaturexperiment. Hat funktioniert, nur der 
Strom im Ruhemodus war 1000x höher als im Datenblatt angegeben. Ja, das 
Teil ist auf der FR4 Platine mit flüssigem Lötzinn geschwommen - 
wichtig: horizontal Einspannen ;-). Für das eigentliche Experiment wurde 
dann mit Bleilot (100% Blei) gelötet. Für ein paar wenige 
Betriebsstunden tut es dabei auch normales FR4.

von Wilhelm F. (Gast)


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asd schrieb:

> Hat funktioniert, nur der
> Strom im Ruhemodus war 1000x höher als im Datenblatt angegeben.

Der Alterungsbeschleunigungsfaktor ist da natürlich auch 1000 und mehr 
höher. Ich glaube nicht, daß der so auf die Art nur ein paar Tage 
überlebt.

von Arc N. (arc)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> asd schrieb:
>
>> Hat funktioniert, nur der
>> Strom im Ruhemodus war 1000x höher als im Datenblatt angegeben.
>
> Der Alterungsbeschleunigungsfaktor ist da natürlich auch 1000 und mehr
> höher. Ich glaube nicht, daß der so auf die Art nur ein paar Tage
> überlebt.

TI spezifiziert z.B. einige ADCs und Controller bis 210 °C..., ein paar 
Monate gehen bei 200 °C schon... u.a.
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ads1278-ht.pdf

von Mike (Gast)


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Vielen Dank für die interessanten Antworten.

Mir geht es hauptsächlich um tiefe Temperaturen.
Weshalb wird z.B. die Storage Temperature meistens tiefer angegeben, als 
die Operating Temperatur?
Eine weitere Frage ist, ob der Epoxidharz nicht spröde wird bei so 
tiefen Temperaturen?

Gruss
Mike

von Falk B. (falk)


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@Mike (Gast)

>Weshalb wird z.B. die Storage Temperature meistens tiefer angegeben, als
>die Operating Temperatur?

Weil LAgerung meist kein großes Problem ist, Betrieb schon. Da haben vor 
allem analoge ICs Probleme mit Temperaturdrift, Kompensation, 
Schwellspannungen etc. Digital IC sind da deutlich robuster.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Mike schrieb:
> Und weshalb werden die ICs nur bis zu einer minimalen Betriebstemperatur
> (meisten bis -20°C .. -40°C) angeboten?

Weil der Hersteller aufwändige Tests durchführen muss, um noch
tiefere Temperaturen garantieren zu können.  Das will einfach
niemand bezahlen.  Erweiterung der Temperaturbereiche nach oben
will $Kunde typischerweise auch nur für Anwendungen im Kfz bezahlen,
weil's dort eben gebraucht wird.

Wie man an den genannten Beispielen sieht, heißt das natürlich nicht,
dass deshalb außerhalb der genannten Bereiche gleich alles kaputt-
gehen würde, aber es garantiert dir keiner.  Betrieb bei 20 K ist
natürlich hübsch, denn da dürfte die Ladungsträgerbeweglichkeit doch
schon deutlich abnehmen (ganz unabhängig von potenziellen Problemen
mit den eingesetzten Materialien).

von Stilz plus Rumpel (Gast)


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Es gibt im Wesentlichen 2 Probleme. Zum Einen muessen die Fermiflaechen 
auch populiert werden. Fuer Fermiflaechen siehe auch Halbleiterphysik. 
Diese Populierung ist es effektiv was den Halbleiter ausmacht. Dh wenn 
diese Fermiflaechen nicht mehr da sind ist die Leitfaehigkeit weg.

Zum Anderen sind die Halbleiter gebondet. Ein Silizium-Gold Eutektikum. 
Diese Bond Verbindung bringt bei tiefen Temperaturen keine 
Zyklenfestigkeit mehr.

von Sam P. (Gast)


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Arc Net schrieb:
> ATtiny26 läuft auch noch bei ~20 K (das K ist richtig, S. 19)

Einen Moment lang hab ich "-20 K" gelesen. Das wär wirklich mal 
spektakulär ;)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Stilz plus Rumpel schrieb:
> Ein Silizium-Gold Eutektikum.

Ganz gewiss nicht.  Zwischen Silizium und Gold befindet sich
Aluminium (oder Kupfer).

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