Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Fertigkeiten nach UNI/FH


von HTL-Schüler (Gast)


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Hi!

Ich bin Schüler einer HTL (5. Klasse).

Nach der HTL möchte ich Elektrotechnik studieren. Ich weiß aber noch 
nicht, ob ich eher an einer Uni oder an einer FH studieren soll.

Auf alle Fälle möchte ich ein solides Wissen haben. Ich möchte mich in 
der Elektrotechnik wirklich gut auskennen. Und zwar nicht nur 
theoretisch, sondern auch praktisch.

Kurz gesagt, möchte ich ein Gerät (Fernseher, Radio, Haushaltsgeräte, 
etc.) konstruieren, aber auch Prototypen bauen bzw. bereits fertige 
Geräte auch reparieren können.

Im Job möchte ich auf jeden Fall mit der Technik direkt zu tun haben 
(also Prototypen bauen, durchmessen, ausprobieren, etc.) und nicht nur 
Projekte betreuen und den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und anderen 
Leuten Aufträge erteilen.

Was würdet ihr mir empfehlen?
Wie weit reichen praktische Kenntnisse von Uni- bzw. FH-Absolventen?

Ich würde übrigens in Österreich studieren.

Bin für jeden hilfreichen Beitrag dankbar!

Beste Grüße!

von acdc (Gast)


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HTL-Schüler schrieb:
> Kurz gesagt, möchte ich ein Gerät (Fernseher, Radio, Haushaltsgeräte,
> etc.) konstruieren, aber auch Prototypen bauen bzw. bereits fertige
> Geräte auch reparieren können.

Lies dir bitte ganz genau durch, was in einem ET-Studium behandelt wird.

99% davon ist höhere Mathematik (und davon ziemlich deftiger Stoff, der 
aufeinander aufbaut. Siehe z.B. Maxwell-Gleichungen, 
Wechselstrom-Rechnungen, etc.)  wenn du eher der Bastler bist - ist eine 
klassische Ausbildung warscheinlich angebrachter.

> Im Job möchte ich auf jeden Fall mit der Technik direkt zu tun haben
> (also Prototypen bauen, durchmessen, ausprobieren, etc.) und nicht nur
> Projekte betreuen und den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und anderen
> Leuten Aufträge erteilen.

Wenn dir etwas am Aufstieg in der Karriereleiter liegt, dann brauchst du 
entweder eine hochgradige, gefrage Spezialisierung (z.B. ASIC-Design, 
Low-Noise Analogtechnik, etc.) oder du musst möglichst schnell von der 
"Handarbeit" wegkommen. Nach der 50. ranzigen I2C-Peripherieansteuerung 
ist es nämlich langsam aus mit Spass und Unterhaltung.

von benwilliam (Gast)


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es einfach tun!
d.h. dich selbst in deiner Freizeit neben dem Studium praktisch damit 
beschäftigen und versuchen etwas zu basteln/reparieren/konstruieren/what 
ever ...

an der Uni lernt man meist nur die Theorie und dazu noch recht 
allgemein. Ob es an der FH es so viel anders ist, weiß ich nicht, 
bezweifle es aber.
Dazu kommt das es auch stark von Dozenten/Profs abhängt wie praktisch 
diese orientiert sind.

von Andreas K. (zero_ahnung)


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Wie wäre es mit einem Dualen Mechatronik Studium?

Also wirklich eine IHK Ausbildung neben dem FH Studium!

Hab so meinen Bachelor auch gemacht!

Fands einfach klasse...

von Claus M. (energy)


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Wenn Du Fernseher raparieren willst dann werd Radio- und 
Fernsehtechniker. Das lernt man nur durch Praxis und die bekommst du 
nicht an der Uni/FH. Du wirst vieles über Bauteile und deren Physik 
lernen, aber manchmal nichtmal wissen wie die in Real aussehen und wie 
heiß man sie löten sollte ;-).

Trotzdem wird das Stidium (vielleicht an einer FH) das richtige für dich 
sein. Du darfst halt nur nicht erwarten hinterher der Held zu sein und 
alles zu wissen. Das richtige Leben beginnt danach, im Studium lernst du 
nur die Grundlagen um das was du dir später mal für den Job aneigen 
musst verstehen zu können.

von Mine Fields (Gast)


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HTL-Schüler schrieb:
> Im Job möchte ich auf jeden Fall mit der Technik direkt zu tun haben
> (also Prototypen bauen, durchmessen, ausprobieren, etc.) und nicht nur
> Projekte betreuen und den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und anderen
> Leuten Aufträge erteilen.

Dann geh auf keinen Fall studieren! Mit einem Studium wirst du mit 
absoluter Sicherheit am Schreibtisch landen (zumindest für den Großteil 
deiner Zeit). Dummerweise werden Geräte eben am Schreibtisch konstruiert 
und entwickelt und nicht im Labor.

HTL-Schüler schrieb:
> Kurz gesagt, möchte ich ein Gerät (Fernseher, Radio, Haushaltsgeräte,
> etc.) konstruieren, aber auch Prototypen bauen bzw. bereits fertige
> Geräte auch reparieren können.

Das lernt man in einem Studium eh nicht, sondern im Job. Das Studium 
liefert dir nur die technischen Grundlagen und die Fähigkeit, dich 
schnellstmöglich in ein beliebiges (technisches) Themengebiet 
einzuarbeiten.

von P. M. (o-o)


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HTL-Schüler schrieb:
> Kurz gesagt, möchte ich ein Gerät (Fernseher, Radio, Haushaltsgeräte,
> etc.) konstruieren, aber auch Prototypen bauen bzw. bereits fertige
> Geräte auch reparieren können.

Naja, so kann man das nicht sehen. Ich meine - Fernseher "bauen", das 
tut sowohl der Ungelernte bei Foxconn wie auch der Herr Doktor in der 
Forschungsabteilung von Samsung. Wenn du wirklich entwickeln willst, so 
kommst du über eine enorme Menge Mathematik und Physik nicht herum. Wenn 
du das nicht willst, so bleibt "bauen, durchmessen, ausprobieren" im 
Bereich von einfachen Messungen und Baugruppen tauschen.

> Im Job möchte ich auf jeden Fall mit der Technik direkt zu tun haben
> (also Prototypen bauen, durchmessen, ausprobieren, etc.) und nicht nur
> Projekte betreuen und den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und anderen
> Leuten Aufträge erteilen.

Du bist jetzt um die 18. Das ist leider dasjenige Alter im Leben, wo man 
sich am meisten überschätzt. Sowohl seine Fähigkeiten/Möglichkeiten, wie 
auch seine Ansichten über die eigene Zukunft. Sei dir dessen einfach 
bewusst, wenn du Aussagen machtst, wie "auf jeden Fall möchte ich ...". 
Beginne mal ein Studium, mache ein paar Praktika und erst dann wirst 
du wissen, was du willst. Alles andere ist entweder sich selbst 
angelogen oder ein reiner Zufallstreffer.

von HTL-Schüler (Gast)


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Hi!

Danke für die vielen Rückmeldungen!

Dass ein Studium schwierig ist und viel Mathematik dabei ist, das ist 
mir klar.

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Zitat:
Trotzdem wird das Stidium (vielleicht an einer FH) das richtige für dich
sein. Du darfst halt nur nicht erwarten hinterher der Held zu sein und
alles zu wissen. Das richtige Leben beginnt danach, im Studium lernst du
nur die Grundlagen um das was du dir später mal für den Job aneigen
musst verstehen zu können
------------------------------------------------------------------------

Meinst du, im Studium lerne ich die Theorie, danach die Praxis und im 
Endeffekt kann ich dann beides gut? Ohne Studium könnte ich nur Praxis, 
wobei sich das auf:

------------------------------------------------------------------------
Zitat:
 Wenn du wirklich entwickeln willst, so
kommst du über eine enorme Menge Mathematik und Physik nicht herum. Wenn
du das nicht willst, so bleibt "bauen, durchmessen, ausprobieren" im
BEREICH VON EINFACHEN MESSUNGEN UND BAUGRUPPEN TAUSCHEN
------------------------------------------------------------------------

beschränken würde?

------------------------------------------------------------------------
Zitat:
Dann geh auf keinen Fall studieren! Mit einem Studium wirst du mit
absoluter Sicherheit am Schreibtisch landen (zumindest für den Großteil
deiner Zeit). Dummerweise werden Geräte eben am Schreibtisch konstruiert
und entwickelt und nicht im Labor.
------------------------------------------------------------------------

Gibt es denn überhaupt keine Möglichkeit, als Dipl. Ing. für ET etwas 
praktisch zu machen? Ich meine es muss doch irgend etwas geben, was man 
ohne das Wissen vom Studium nicht machen kann.
Wer baut z.B. Prototypen? Wer führt die Messungen daran durch?

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Zitat:
Wenn dir etwas am Aufstieg in der Karriereleiter liegt, dann brauchst du
entweder eine hochgradige, gefrage Spezialisierung (z.B. ASIC-Design,
Low-Noise Analogtechnik, etc.) oder du musst möglichst schnell von der
"Handarbeit" wegkommen. Nach der 50. ranzigen I2C-Peripherieansteuerung
ist es nämlich langsam aus mit Spass und Unterhaltung.
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Genau das sind die zwei Dinge, die ich nicht will.

Ich möchte mich, wie gesagt, grundlegend mit der Elektrotechnik 
auskennen und das Wissen auch in die Praxis umsetzen können.
Einfach nur Baugruppen zu messen und zu tauschen, falls die Werte nicht 
stimmen, ist zu wenig für mich.
Ich möchte Produkte entwickeln, durchmessen, verbessern, etc.
Dass ich dabei AUCH am Schreibtisch sitze, ist schon klar. Was aber für 
mich wichtig ist, ist die Umsetzung in die Praxis. Ich möchte das Gerät 
sehen, durchmessen, nachkorrigieren, etc.

Reparieren können möchte ich die Geräte privat, nicht unbedingt 
beruflich.

Und natürlich möchte ich in meiner Freizeit auch "basteln" :)

Gibt es vielleicht hier jemanden, der ET Studiert hat und einer 
praktischen Arbeit nachgeht und nicht die GANZE Zeit am Schreibtisch 
sitzt?

von Mine Fields (Gast)


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HTL-Schüler schrieb:
> Gibt es denn überhaupt keine Möglichkeit, als Dipl. Ing. für ET etwas
> praktisch zu machen? Ich meine es muss doch irgend etwas geben, was man
> ohne das Wissen vom Studium nicht machen kann.

Entwickeln ist praktische Arbeit. Sie findet nur eben zum Großteil am 
Schreibtisch statt. Die handwerklichen Tätigkeiten beschränken sich dann 
auf vielleicht 10 bis maximal vielleicht 30%.

HTL-Schüler schrieb:
> Ich meine es muss doch irgend etwas geben, was man
> ohne das Wissen vom Studium nicht machen kann.

Ja, entwickeln. Aber das hat mit Schrauben und Löten eben wenig zu tun.

HTL-Schüler schrieb:
> Wer baut z.B. Prototypen? Wer führt die Messungen daran durch?

Hauptsächlich Facharbeiter oder Techniker, Messungen macht manchmal auch 
der Ingenieur. Besonders bei kleinen Firmen macht der Ingenieur noch 
vieles selbst, die Bezahlung ist dann aber gleich oder sogar schlechter 
als ein Techniker oder gar Facharbeiter bei einem größeren Laden, der 
Spezialisten für die einfacheren Jobs hat.

HTL-Schüler schrieb:
> Dass ich dabei AUCH am Schreibtisch sitze, ist schon klar.

Ersetze das "auch" durch "hauptsächlich", dann findest du vielleicht 
etwas.

von Jjee (Gast)


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Andreas K. schrieb:
> Wie wäre es mit einem Dualen Mechatronik Studium?
>
> Also wirklich eine IHK Ausbildung neben dem FH Studium!
>
> Hab so meinen Bachelor auch gemacht!
>
> Fands einfach klasse...

Er hat doch geschrieben, dass er sich gerne richtig gut auskennen will. 
Also lass die Empfehlung deiner Dünnbrett-Ausbildung zugunsten des 
Arbeitgebers bitte im Keller.

von .... (Gast)


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HTL-Schüler schrieb:
> Ich möchte mich, wie gesagt, grundlegend mit der Elektrotechnik
> auskennen und das Wissen auch in die Praxis umsetzen können.
> Einfach nur Baugruppen zu messen und zu tauschen, falls die Werte nicht
> stimmen, ist zu wenig für mich.
> Ich möchte Produkte entwickeln, durchmessen, verbessern, etc.
> Dass ich dabei AUCH am Schreibtisch sitze, ist schon klar. Was aber für
> mich wichtig ist, ist die Umsetzung in die Praxis. Ich möchte das Gerät
> sehen, durchmessen, nachkorrigieren, etc.

Das beisst sich teilweise. Elektronik zu verstehen heisst bei modernen 
Produkten oft, dass man totaler Experte auf einem winzig kleinen 
Teilgebiet sein muss. Das setzt einfach enorm viel theoretische Arbeit 
voraus, sowohl im Studium wie im Beruf. Vielleicht sitzt man dann auch 
mal am eigenen Gerät und misst und testet, aber das macht höchstens 
10-20 Prozent aus.

Andererseits kann man gerade bei kleineren Firmen durchaus so arbeiten, 
wie du es möchtest. Gerade im Mikrocontroller-lastigen Bereich arbeitet 
man doch oft relativ nahe an der Hardware, baut und testet selbst. Aber 
da muss man sich auch im klaren darüber sein, letztlich relativ fertige 
und bekannte Schaltungen zusammenzubauen.

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