Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ethernet Frames auf Oszi


von Robert (Gast)


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Hallo,

ich würde gerne mit 100Mbps übertragene Ethernet-Frames direkt an der 
Twisted-Pair-Leitung abtasten und auf einem 500MHz-Oszi darstellen.

Die erste Idee wäre gewesen, das Patch-Kabel aufzutrennen, Tx und Rx 
"anzuzapfen" und zwei RJ45 zu BNC - Baluns zu verwenden, um das Oszi 
direkt mit Koax-Kabeln anzuschließen. Ich habe allerdings kein Gerät 
gefunden, dass diese Datenrate unterstützt.

Gibt es Alternativen bzw. wäre es überhaupt möglich mit einem Aufbau 
dieser Art auf der Leitung mitzuhören?


MfG

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ohne die Signale zu beeinflussen, wäre es vermutlich am einfachsten, 
einen Hub (keinen Switch) in die Leitung einzufügen und einfach an einem 
freien Port den Oszi anzuschalten. Galvanisch getrennt ist dann alles, 
weil die Impulsübertrager da schon drin sind. Vermutlich müsstest du dir 
um symmetrisch/unsymetrisch dann nicht mal Gedanken machen.
Da es nicht so einfach ist, einen Hub für 100 MBit zu bekommen, könntest 
du dir aus 2 Impulsübertragern ein T-Stück bauen, parallel zu den 
vorhandenen TX/RX Pärchen. Allerdings müssen dann die Netzwerkkarten die 
doppelte Last treiben, was sie erfahrungsgemäss aber hinbekommen.

von Peter (Gast)


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Du musst das Kabel auftrennen und das Signal differenziell messen. Wenn 
Du RX+TX gleichzeitig messen willst, brauchst Du natürlich einen 4-Kanal 
Oszi

RXn -> K1
RXp -> K2
TXn -> K3
TXp -> K4

=> RX = K1-K2
=> TX = K3-K4

- Abschirmung auf Masse
- Kurze bzw. keine Stichleitung
- Ader-Paare möglichst lange verdrillt lassen
- Oszi-Eingänge hochohmig, e.v. auf AC

von Robert (Gast)


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Hallo Matthias,

es geht darum das Delay zu messen von der Flanke eines anderen Signals 
bis zu dem Beginn des jeweiligen Ethernet-Frames, also beide Signale am 
Oszi darzustellen. Wenn ich einen Hub verwende, habe ich das Delay vom 
Hub in der Messung, das zwar durch den Speed Grade als Maximum angegeben 
ist, aber doch variieren kann. Deshalb würde ich gerne "direkt" an der 
Leitung abtsten.

MfG

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Robert schrieb:
> es geht darum das Delay zu messen

Ahh, o.k., davon war vorher nicht die Rede. Dann mach es doch so wie 
Peter vorschlägt, oder mit den von mir erwähnten Impulsübertragern (wie 
sie auf Netzwerkkarten zu finden sind). Wenn die Oszi Eingänge hochohmig 
genug sind, musst du vermutlich sogar nur TX+ bzw. RX+ messen und kannst 
auf TX- bzw. RX- verzichten, ohne die Symmetrie all zu sehr zu stören. 
Dann fehlt dir allerdings der Bezugspunkt, da die Netzwerkkabel ja immer 
galvanisch getrennt sind.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Robert schrieb:
> Deshalb würde ich gerne "direkt" an der Leitung abtasten.
Und warum geht das nicht?
Man kann doch einfach die Leitung abisolieren und das Oszi mit 
geeigneten Tastköpfen (wenn verfügbar Differenztastköpfe) dann drauf 
klemmen?

> das Patch-Kabel aufzutrennen
"Auftrennen" bedeutet i.A. "Abschneiden"
Du meinst vermutlich nur "Abisolieren"...

von Helmut L. (helmi1)


Angehängte Dateien:

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Du kannst doch direkt am Ausgang des Ethernetcontrollers messen bevor 
das Signal durch die Uebertrager auf die Leitung geht. Mach dir 
allerdings nicht viel Hoffnung dort was erkennen zu koennen. Im Anhang 
ein Messung an einem 100MBit Netzwerkcontroller.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Helmut Lenzen schrieb:
> Mach dir
> allerdings nicht viel Hoffnung dort was erkennen zu koennen.

So wie ich das verstanden habe, will der TE praktisch nur eine 
Latenzzeit messen, zwischen einem externen Signal und dem Beginn des 
Ethernetframes auf der Leitung. Dazu würde ja die Signaltreue nicht so 
wichtig sein.
Tja, 100 MBit sind eben nur noch 10ns pro bit...

Ach, wo wie gerade dabei sind: Bei GBit Netzwerken werden ja alle 4 
Kabelpärchen benutzt. Muss ich mir das als interleaved vorstellen? Also 
abwechselnd bitweise auf der einen und auf der anderen TX Leitung, oder 
ist das paketweise gelöst?

von Peter (Gast)


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>Mach dir allerdings nicht viel Hoffnung dort was erkennen zu koennen
Das ist tatsächlich so, mit 100BaseTx hast Du ein stetiges Idle-Signal 
(Dauer-1, 4B5B-Codiert und dann noch MLT-3 (Differenziell 3-Level)) auf 
der Leitung, da ist es aufwändig einen Frame-Start zu erkennen, bzw. der 
Oszi müsste fast das Ethernet-Signal dekodieren können. (z.B. per 
SW-Modul auf einem modernen Digital-Oszi)

von Robert (Gast)


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Hallo, danke für die Antworten.

Ja Lothar, ich meine natürlich abisolieren. Also die Isolierung 
auftrennen ;)

Ich hatte die Messung schon mal wie von Peter beschrieben durchgeführt, 
aber die Qualität war miserabel - bin jetzt im Nachhinein draufgekommen, 
dass es an den zu langen Stichleitungen lag.

Habe die Messung jetzt in ähnlicher Qualität wie Helmut Lenzen 
hinbekommen, den Beginn des jeweiligen Frames in dem MLT-3 Signal zu 
suchen wird aber noch spassig werden....

von Peter (Gast)


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>Ach, wo wie gerade dabei sind: Bei GBit Netzwerken werden ja alle 4
>Kabelpärchen benutzt. Muss ich mir das als interleaved vorstellen? Also
>abwechselnd bitweise auf der einen und auf der anderen TX Leitung, oder
>ist das paketweise gelöst?

Da wird gleichzeitig über alle 4 Paare in beide Richtungen übertragen, 
der Sender kompensiert dann das eigene TX-Sigal, so dass er nur das 
Signal der gegenseite sieht

4 x 125 MBaud x 2 Bit = 1 GBit

von Robert (Gast)


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Peter schrieb:
>>Mach dir allerdings nicht viel Hoffnung dort was erkennen zu koennen
> Das ist tatsächlich so, mit 100BaseTx hast Du ein stetiges Idle-Signal
> (Dauer-1, 4B5B-Codiert und dann noch MLT-3 (Differenziell 3-Level)) auf
> der Leitung, da ist es aufwändig einen Frame-Start zu erkennen, bzw. der
> Oszi müsste fast das Ethernet-Signal dekodieren können. (z.B. per
> SW-Modul auf einem modernen Digital-Oszi)

Sowas würde mir in der Tat eine riesige Einsparung an Zeitaufwand 
bringen - hab aber leider nichts für Yokogawa DSOs gefunden, Tektronix 
steht mir leider nicht zur Verfügung....

von Robert (Gast)


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Kennt jemand ein LabView VI das ich für diese Anwendung benutzen könnte? 
(100Mbit/s Ethernet Frames dekodieren)

Habe bis jetzt leider nichts entsprechendes finden können.... mit einem 
LabView-Treiber für das Oszilloskop und dem entsprechenden VI könnte es 
klappen.

von Peter (Gast)


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Womöglich ist auch die Freeware-SW Wireshark ( http://www.wireshark.org/ 
) nützlich, der captured Ethernet-pakete quasi in Realtime und liefert 
eine zeitliche Auflösung im us Bereich

von Prspct (Gast)


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Hallo Peter,

ich kenne Wireshark bereits, aber die Auflösung ist zu grob für die 
Messung des Delays das ich oben angesprochen habe. Ausserdem wird das 
Delay immer von der Flanke eines digitalen Signals (nennen wir es 
V_trig) bis zum Beginn eines bestimmten Frames gemessen, und das Signal 
V_trig habe ich im Wireshark nicht zur Verfügung.

Lg

von Robert (Gast)


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Da die Frage sich nun eher in die Richtung LabView-Programmierung 
entwickelt hat, habe ich einen weiteren Thread im Unterforum 
"PC-Programmierung" angelegt:

Beitrag "LabView VI zur Dekodierung von Ethernet Frames"

von mar IO (Gast)


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Robert schrieb:
> es geht darum das Delay zu messen von der Flanke eines anderen Signals
> bis zu dem Beginn des jeweiligen Ethernet-Frames, also beide Signale am
> Oszi darzustellen.

Hi,

Verstehe ich das richtig:

Du hast ein Gerät, dass

- einen Impuls (oder so) über einen Ausgang ausgibt und
- zum selben Zeitpunkt wird ein Ethernet-Paket versendet

aber das nichts mit verteilten Uhren über Netzwerk (vgl. IEEE 1588) zu 
tun?

Wenn das so ist, ist es gegeben, dass das Gerät beides zum selben 
Zeitpunkt macht (vorallem das Ethernet-Paket ausgibt)?

von Robert (Gast)


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Ich weiß, dass es das nicht gleichzeitig macht, sondern ein Delay 
dazwischen ist. Und genau dieses Delay soll mit dieser Messung 
herausgefunden werden.

von mar IO (Gast)


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Wenn über den Netzwerkanschluss "nur" die gewünschten Pakte drüber 
gehen, dann kannst Du die LED vom Netzwerkanschluss benützen.

Informier dich mal über "Wireshark Timestamp Precision". Wenn Du keine 
besondere Hardware benützt, dann wird dir wohl diese Genauigkeit 
ausreichen. Allerdings wüsste ich jetzt nicht, wie man das andere Signal 
ins Spiel bringt, ausser die Nachrichten/Signale werden mit einer festen 
Wiederholrate gesendet.

von ♪Geist (Gast)


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@ mar IO: du glaubst wohl nicht, dass die LED bitsynchron flackert oder?

von ♪Geist (Gast)


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Wenn es um Datentransfer geht, würde ich dir einen HUB (nicht Router) 
empfehlen und Wireshark. Wenn es um die Signalqualität geht, musst du 
natürlich mit dem Oszi ran, da reicht es aber single-ended zu messen.

von mar IO (Gast)


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♪Geist schrieb:
> @ mar IO: du glaubst wohl nicht, dass die LED bitsynchron flackert oder?

Die NIC weiß ja wohl am besten wann was gesendet wird. Darum gehe ich 
stark davon aus...


Hubs wurden hier schon erwähnt, aber braucht man nicht. Es genügt ein 
Ehternet Tab:

http://www.enigmacurry.com/category/diy/

Man greift nur mit RX auf die Leitung zu. Ein Nachteil ist, dass man nur 
von einem Partner den Netzwerkverkehr bekommt.

von Robert (Gast)


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mar IO schrieb:
> ♪Geist schrieb:
>> @ mar IO: du glaubst wohl nicht, dass die LED bitsynchron flackert oder?
>
> Die NIC weiß ja wohl am besten wann was gesendet wird. Darum gehe ich
> stark davon aus...
>

Ich kann von dieser LED nicht auf dem Signal auf der Leitung 
rückschließen, weil das Signal auf der Leitung bei 100Mbit/s wie in den 
vorigen Beiträgen bereits erwähnt MLT-3 kodiert ist.

Die bis jetzt vielversprechendste Methode wäre wie schon erwähnt die 
Signale aufzunehmen und in LabView weiter zu verarbeiten sprich zu 
dekodieren,
siehe: Beitrag "LabView VI zur Dekodierung von Ethernet Frames"

von Peter II (Gast)


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Robert schrieb:
> Ich kann von dieser LED nicht auf dem Signal auf der Leitung
> rückschließen, weil das Signal auf der Leitung bei 100Mbit/s wie in den
> vorigen Beiträgen bereits erwähnt MLT-3 kodiert ist.

das ist doch wohl der LED egal, sie leuchet ja nur wenn daten übertragen 
werden also erkennt sie es grundsätzlich.

Das Problem dabei ist das Blinken, ich weiss nicht ob sie immer bei 
einem Datenpacket mit "hell" anfängt zu leuchten oder ob das signal mit 
einem Blink-Takt verunden wird.

Aber ein Versuch ist es zumindest wert, man muss nur dafür sorgen das 
wirklich nichts anderes im Netzt übertragen wird.

von mar IO (Gast)


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Robert schrieb:
> Ich kann von dieser LED nicht auf dem Signal auf der Leitung
> rückschließen,

Wenn, dann musst Du sicherstellen, dass nur das eine Paket gesendet 
wird.

Robert schrieb:
> Ich weiß, dass es das nicht gleichzeitig macht, sondern ein Delay
> dazwischen ist.

Es ist kein festes Delay, sondern es hängt ab von ein paar Faktoren... 
(ausser Du hast special HW).

Ehrlich gesagt, verstehe ich den Sinn dahinter noch nicht. Eigentlich 
lässt man der Gegenstelle auch ein Signal ausgeben und misst den Versatz 
beider Signale zueinander.

von mar IO (Gast)


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Wenn Du sicherstellst, dass nur das eine Paket gesendet wird, dann musst 
Du auch nix "entschlüsseln", sondern nur erkennen was idle ist und was 
nicht.

von Ulrich (Gast)


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Hallo Robert,

wir messen das Timing zwischen Prozesssignalen und Netzwerk Frames mit 
einem Netanalyzer der Firma Hilscher.
Dieses Gerät verfügt neben den Ethernet Ports über 4 binäre Eingänge 
deren Zustandswechsel als 'Pseudoframes' in das Wireshark Capture 
eingefügt werden.

(Haken: > 1000€)

Gruß
Ulrich

von Robert (Gast)


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Hallo Ulrich,

danke für den Tipp! Würde eine Alternative sein wenn es mit den 
"günstigeren" Methoden nicht klappt.

Lg

von Udo S. (urschmitt)


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Man kann Netzanalysatoren ggf. auch mieten. Mal danach suchen.

von Michael (Gast)


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Hallo,

Trigger doch einfach mit einem Digitaloszi auf die flanke des Externen 
Signals. Zeichne parallel den Ethernet Datenstrom auf. (2 10:1 oder 
100:1 Tastköpfe). Wenn der Zeitliche Verzug konstant ist stehen beide 
Kurven.

Denke man kann den Start des Ethernet Frames optisch erkennen.

MfG

Michael

von Robert (Gast)


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Michael schrieb:
>
> Denke man kann den Start des Ethernet Frames optisch erkennen.
>

Hallo Michael!

Kann man wegen der Leitungskodierung bei 100Mbit/s nicht,
das wurde in diesem Thread schon ein paar mal besprochen ;)

von Jürgen D. (poster)


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Wenn es nur um die Zeit zwischen externen Signal bis Begin Netzwerkframe 
geht ist die Geschwindigkeit des Netzes doch egal.
Warum dann nicht einfach das Gerät an einen alten 10 Mbit Hub 
anschliessen.
Am besten einen der auch noch zusätzlich eine Koax Anschluß hat.
Dort ist die Übertragung einfach Manchaster Codiert und ich glaube bei 
Idle ist da auch Ruhe auf dem Bus.

von Robert (Gast)


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Hallo Jürgen,

es handelt sich dabei um einen Powerlink Slave als FPGA Implementierung,
der nur eine Übertragung mit 100 Mbit/s implementiert hat.

Lg

von Schlumpf (Gast)


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Messe doch an dem MII des Phy und addiere dessen Latenz anhand der 
Datenblattagaben. Oder ist das zu ungenau?

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