Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LM338 und Kühlung


von Julian U. (julian_u)


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Guten Abend zusammen,
für ein 5V, 4A Netzgerät verwende ich als Spannungsregler einen LM338 im 
TO-3 Gehäuse. Ich bekomme eigangsseitig eine Spannung ca. 8,5V herein 
bei einem max. Strom von 4A. Letzendlich würde das bedeuten er würde ca. 
14W an Wärmeleistung verbraten (8,5V-5V) * 4A

Ohne Kühlkörper würde er maximal 2,7W ertragen können
Pmax_o_k = (Tj - Tu) / Ju = (150° - 30°) / 35 K/W = 2,71W

Kühlkörperdimesionierung:

Rth_kühlk = (Tj - Tu) / Pv - JC = (150° - 30°) / 14W - 1 K/W = ca. 5,8 
K/W

Sehe ich das richtig, dass ich einen Kühlkörper benötige, der kleiner 
ist als 5,8 K/W? Oder is ein Fehler in meiner Rechnung. Wie 
berücksichtige ich jetzt noch die Wärmeleitpaste?

Nächste Frage: Warum gibt es kaum noch Kühlkörper für TO-3 Gehäuse? Und 
wo kriege ich einen für mich passenden Kühlkörper her?

Ich habe zuhause noch eine Kupferschiene rumliegen. Die 
Querschnittsfläche ist kreuzförmig. Auf Wikipedia fand ich folgende 
Formel für den Rth eines Kühlkörpers:
Rth = l / (kappa * A)

mit l = 0,1m und A = 0,003 qm und kappa für Alu = 236 würde dann 
folgendes rauskommen: Rth = 0,14 K/W

Für mich ziemlich schwer vorstellbar, aber würde dann so eine Schiene 
als Kühlkörper genügen?

http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4rmewiderstand

Über hilfreiche Antworten, würd ich mich freuen. Danke

Julian

von Stefan M. (derwisch)


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Das genau zu berechnen ist ja lobenswert, aber in der Praxis würde ich 
sagen:
Schraub ihn auf ein Kühlblech was mechanisch passt ( rumliegt ) und dann 
nimm den naheliegendsten Temperatursensor, nämlich deine Finger und 
beurteile ob es "gefühlt" zu warm wird.
Ich persönlich habe nie irgendein Kühlblech berechnet, denn wenn es zu 
warm wird merkt man das ganz schnell.
Ein TO3 Regler oder Transistor sollte man immer auf ein Blech montieren, 
denn er ist ja für Leistunganwendungen gedacht.
Es ergibt keinen Sinn, einen ungkühlten TO3 abrauchen zu lassen.

TO3 stirbt aus.
Es ist längst duch mechanisch einfachere und billigere Gehäuseformen 
ersetzt worden.

Den LM 338 habe ich auch noch und es ist ein tolles Bauteil, finde ich.
Nur solltest du alle Massnahmen treffen, um den Ausgang vor 
Spannungsspitzen zu schützen, die rückwärts in den Regler gehen könnten 
( induktive Lasten ).
Ich hab mir damals 2 oder 3 geschrottet, weil ich eine 12V 
Minibohrmaschine daran betrieben habe.
Da ist der LM338 etwas sensibel.

von Martin S. (sirnails)


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Julian Utsch schrieb:
> Ohne Kühlkörper würde er maximal 2,7W ertragen können
> Pmax_o_k = (Tj - Tu) / Ju = (150° - 30°) / 35 K/W = 2,71W

In der Theorie. In der Praxis würde ich im nicht mehr als 1-1,5W 
zumuten. Da die TO3 Gehäuse recht platinennah montiert werden, kann das 
Gehäuse nicht umströmt werden und dadurch sinkt die erlaubte 
Verlustleistung rapide ab.

> Kühlkörperdimesionierung:
>
> Rth_kühlk = (Tj - Tu) / Pv - JC = (150° - 30°) / 14W - 1 K/W = ca. 5,8
> K/W
>
> Sehe ich das richtig, dass ich einen Kühlkörper benötige, der kleiner
> ist als 5,8 K/W? Oder is ein Fehler in meiner Rechnung. Wie
> berücksichtige ich jetzt noch die Wärmeleitpaste?

Sieht ganz gut aus (soweit ich das noch im Kopf habe). Kleiner als 
5,8K/W oder gleich darf er sein. Dann darf es aber im Gehäuse nicht 
wärmer als 30°C werden.

> Nächste Frage: Warum gibt es kaum noch Kühlkörper für TO-3 Gehäuse? Und
> wo kriege ich einen für mich passenden Kühlkörper her?

Gab es da mal spezielle? Ich habe hier einen haufen gebohrte Kühlkörper 
herumliegen (bei TO3 kommt dann noch ein Gussteil drüber) aber im Grunde 
sind das auch nur ganz normale Kühlkörper.

> Ich habe zuhause noch eine Kupferschiene rumliegen. Die
> Querschnittsfläche ist kreuzförmig. Auf Wikipedia fand ich folgende
> Formel für den Rth eines Kühlkörpers:
> Rth = l / (kappa * A)
>
> mit l = 0,1m und A = 0,003 qm und kappa für Alu = 236 würde dann
> folgendes rauskommen: Rth = 0,14 K/W
>
> Für mich ziemlich schwer vorstellbar,

Wieso? Die Formel berücksichtigt nicht, wieviel Wärme abgegeben werden 
kann, sondern nur, wieviel Wärme im Material abgeleitet wird.

> aber würde dann so eine Schiene
> als Kühlkörper genügen?

Das ist für 14 Watt Verlustleistung schon arg wenig. Ich würde dann eher 
eine Aluplatte nehmen (50-100 cm^2), wegen der besseren Wärmeabstrahlung 
schwarz anpinseln und natürlich hochkannt stellen. Oder einen fertigen 
Kühlkörper http://www.johnhearfield.com/Eng/HS_TO-3.gif .

von MaWin (Gast)


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Reichelt hat (ausser dem hier unterdimensioniertem Fingerkühlkörper) 
keine vorgelochten TO3 Kühlkörper mehr weil kaum noch jemand TO3 kauft. 
Aber Reichelt hat V 4329F. Du kannst ja woanders kaufen. Dein 
Kupferprofil hast du falsch gerechnet. Stefans Methode folgen nur die an 
Dyskalkulie erkrankten.

von Martin S. (sirnails)


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MaWin schrieb:
> Du kannst ja woanders kaufen.

Wie gesagt: Ich hätte hier noch welche herumliegen.

von Gregor B. (Gast)


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Julian Utsch schrieb:
> Nächste Frage: Warum gibt es kaum noch Kühlkörper für TO-3 Gehäuse? Und
>
> wo kriege ich einen für mich passenden Kühlkörper her?

Distrelec, z.B.:

https://www.distrelec.de/kühlkörper-75-mm/fischer-elektronik/sk-16-75-sa-3/650806

von Udo S. (urschmitt)


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Julian Utsch schrieb:
> Rth_kühlk = (Tj - Tu) / Pv - JC = (150° - 30°) / 14W - 1 K/W = ca. 5,8
> K/W

Deine Rechnung ist zu sehr auf Kante.
Es wird (vor allem in einem Gehäuse und im Sommer gerne wärmer als 30°.
Du hast zusätzlich einen Übergangswiderstand von 0,1 -0,3 K/W durch die 
Wärmeleitpaste.
Wenn das gehäuse schon 150°C heiss wird ist der Chip im Inneren fast am 
kochen.
Ich würde mit einer max. Gehäusetemperatur (des TO3 Reglers) von 80°C 
kalkulieren. Überschlägig also einen Kühlkörper von 2 - 2,5 k/W.

von Udo S. (urschmitt)


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Julian Utsch schrieb:
> Ich bekomme eigangsseitig eine Spannung ca. 8,5V herein

Sicher, daß die bei 4A auch mindestens noch 8V hast (Stromripple)?

von Falk B. (falk)


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@Julian Utsch (julian_u)

>Rth_kühlk = (Tj - Tu) / Pv - JC = (150° - 30°) / 14W - 1 K/W = ca. 5,8
>K/W

Fehlt noch ca. 0,5-1K/W für die Wärmeleitpaste alszusätzlicher 
Wärmewiderstand, siehe Kühlkörper.

>Sehe ich das richtig, dass ich einen Kühlkörper benötige, der kleiner
>ist als 5,8 K/W?

Ja.

>berücksichtige ich jetzt noch die Wärmeleitpaste?

Der wird zu JC addiert.

>Nächste Frage: Warum gibt es kaum noch Kühlkörper für TO-3 Gehäuse?

Weil TO-3 veraltet ist.

>Ich habe zuhause noch eine Kupferschiene rumliegen. Die
>Querschnittsfläche ist kreuzförmig. Auf Wikipedia fand ich folgende
>Formel für den Rth eines Kühlkörpers:
>Rth = l / (kappa * A)

Das ist reine WärmeLEITUNG, nicht Wärmeabgabe an die Luft.

>Für mich ziemlich schwer vorstellbar, aber würde dann so eine Schiene
>als Kühlkörper genügen?

Nö. Ein Kühlkörper braucht immer möglichst viel Fläche. Siehe Artikel 
oben.
Ein einfaches Blech hat die zwar, aber ist meist zu dünn, um die Wärme 
aus Blech zu verteilen. Ein guter Kühlkörper hat beides. Massiven 
Querschnitt zur Wärmeverteilung und viele Rippen zur Wärmeabgabe.

von Falk B. (falk)


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@ Udo Schmitt (urschmitt)

>> Rth_kühlk = (Tj - Tu) / Pv - JC = (150° - 30°) / 14W - 1 K/W = ca. 5,8
>> K/W

>Es wird (vor allem in einem Gehäuse und im Sommer gerne wärmer als 30°.

Stimmt, eher so 50°C und mehr, wenn die Sonne draufknallt.

>Wenn das gehäuse schon 150°C heiss wird ist der Chip im Inneren fast am
>kochen.

Tj ist die Sperrschichttemperatur, nicht Gehäusetemperatur.

>Ich würde mit einer max. Gehäusetemperatur (des TO3 Reglers) von 80°C
>kalkulieren.

Naja, man kann schon an die 150°C rangegehen, schließlichist das worst 
case mit 50°C Umgebung und Vollast. Das hält er dann gerade so aus, 
dieser Zustand wird aber im allgemeinen selten bis nie erreicht. Bei 
Industrieprodukten ist das freilich anders.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Julian Utsch schrieb:
> Oder is ein Fehler in meiner Rechnung.
Ja: du nimmst den Maximalwert für Tj. Das sorgt für ein kürzeres Leben.

Maximalwerte aus dem Datenblatt dürfen nicht überschritten werden. Auch 
nicht, wenn du zufällig mal 0,1A mehr brauchst und die Sonne auf den KK 
scheint, oder der gerade mal abgedeckt ist...

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