Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ATMEGA, ADC: unerwartetes Temperaturverhalten des Eingangskreises


von Rene S. (rs-main)


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Hallo,
ich stehe vor einem unvermuteten Problem und kann es mir nicht erklären. 
Daher möchte ich es gerne in dieser Runde zur Diskussion stellen.

Schaltungsbeschreibung:
- ATMEGA168
- ADC0 misst über eine recht hochohmigen Spannungsteiler (220K/79K) eine 
Gleichspannung
- Der Spannungsteiler besteht aus Metallschichtwiderständen mit einem TK 
von 100ppm
- Als Referenz wird die interne 1,1V verwendet.

Es liegt zur Messung am Spannungsteiler eine Spannung von 0,7V an, was 
nach Spannungsteiler eine Eingangsspannung am ADC von 185mV ergibt, was 
dann der ADC folgerichtig mit 172 Digits ausgibt.

Soweit so gut.

Wir die Schaltung in ein Gehäuse eingebaut, in welchem andere 
Komponenten Wärme erzeugen (ca. 45°)läuft nun der Messwert deutlich nach 
oben weg auf 190 Digits, wobei die Spannung am Messeingang sowie die 
Spannung am ADC-Eingang exakt gleich bleibt.

Ich habe auf ein thermisches Phenomän des ADC im ATMEGA getippt und 
gezielt mit Gebläse nach dem Verursacher gesucht. Es war dann aber nicht 
der ATMEGA sondern der Eingangswiderstand des Spannungsteilers (220K). 
Sobald dieser nur etwas erwärmt wird, läuft die ADC-Messung davon ABER 
der Widerstandswert ändert sich nicht, genau so wenig wie die Spannung 
am ADC-Eingang,welche sich deutlich erhöhen müsste.
Wenn ich den Widerstand dann noch höher erwärme (Lötkolben) geht der 
ausgelesene Wert sogar auf > 300.

Daher nun die Frage: Mit was für einem Effekt habe ich es hier zu tun ?

Ich kann auf Wunsch gerne noch die Schaltung einstellen, sie ist aber so 
simple, dass die obige Beschreibung vermutlich ausreicht.

Ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Gruß, Rene

von Ingo (Gast)


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Woher weißt du ob es nicht doch der AVR ist? Der Widerstand ist ja mit 
dem Einganag verbunden, somit wird sich der AVR über die Messleiterbahn 
evtl erwärmen! Hast du noch einen Tiefpass nach dem Spannungsteiler? 
Wahrscheinlich nicht!

von Anja (Gast)


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Rene Schmidt schrieb:
> Ich bin für jeden Hinweis dankbar.

Du verwendest sicher Lötfett beim Löten.
(Mach mal den Schmodder von der Leiterplatte).

Gruß Anja

von Rene S. (rs-main)


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Hallo Ingo,

danke für eine erste Rückmeldung.
Anbei doch das Schaltbild des gesamten Eingangskreises.
Der Tiefpass ist vor dem Spannungsteiler.
Der suspekte Widerstand R5 ist räumlich gut 3cm vom ATMEGA entfernt und 
es sollte keine thermische Kopplung geben. Auch führt ein gezieltes 
Erwärmen des ATMEGA zu keinerlei Veränderung des Messwertes.

Gruß, Rene

von Rene S. (rs-main)


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Hallo Anja,

auch danke für diesen Hinweis.
Die Baugruppe ist Flussmittelarm gelötet und gereinigt.

Gruß, Rene

von Anja (Gast)


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Rene Schmidt schrieb:
> Die Baugruppe ist Flussmittelarm gelötet und gereinigt.

Wenn sich beim ADC der Digitale Meßwert ändert gibt es nur 2 
Möglichkeiten.
A) die Eingangsspannung ändert sich
B) die Referenzspannung ändert sich.

Gruß Anja

von der alte Hanns (Gast)


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Liegt das nicht am Sperrstrom der BAT48 ?

von Peter (Gast)


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Nimm halt ein vernünftiges Multimeter und miss nach was sich ändert ...

von Sebastian H. (technik_freak)


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Anja schrieb:
>
> B) die Referenzspannung ändert sich.
>
Ich würde vorschlagen, dass die Referenzbeschaltung auch einmal gezeigt 
wird und (gerade bei interner Referenzspannung) die Versorgungsspannung 
bei Wärme und bei Raumtemperatur gemessen wird (falls bei 
Temperaturänderung auch diese schwankt, kann dieses eine/die Ursache 
sein).

von Anja (Gast)


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Anja schrieb:
> Wenn sich beim ADC der Digitale Meßwert ändert gibt es nur 2
> Möglichkeiten.
> A) die Eingangsspannung ändert sich
> B) die Referenzspannung ändert sich.

Ok ich habe die 3. Möglichkeit beim ATMega noch vergessen:
C) die ADC-Taktfrequenz ist falsch.

Gruß Anja

von holger (Gast)


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>Wenn sich beim ADC der Digitale Meßwert ändert gibt es nur 2
>Möglichkeiten.
>A) die Eingangsspannung ändert sich
>B) die Referenzspannung ändert sich.

Zu A)

>Es war dann aber nicht
>der ATMEGA sondern der Eingangswiderstand des Spannungsteilers (220K).
>Sobald dieser nur etwas erwärmt wird, läuft die ADC-Messung davon ABER
>der Widerstandswert ändert sich nicht, genau so wenig wie die Spannung
>am ADC-Eingang,welche sich deutlich erhöhen müsste.

Zu B)

>Auch führt ein gezieltes
>Erwärmen des ATMEGA zu keinerlei Veränderung des Messwertes.


Eigentlich dürfte sich gar nichts am Wert ändern.
Entweder er hat bei A) gelogen oder bei B).
Vref steigt mit der Temperatur. Der Wert müsste kleiner werden.

Bleibt also nur der Spannungsteiler und das Geraffel da rund rum.
Ich tipp mal drauf das die Spannung am ADC Eingang DOCH steigt.

von holger (Gast)


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>Liegt das nicht am Sperrstrom der BAT48 ?

Die würde ich als erstes entfernen.

von der alte Hanns (Gast)


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Wenn ich das Datenblatt von ST richtig lese, dann steigt bei Vcc = 5 V 
der Sperrstrom der BAT48 von 0.2 auf 2 uA bei einem Temperaturanstieg 
von 25 auf 50 °C. Und das bei diesem hochohmigen Spannungsteiler.

von Rene S. (rs-main)


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Ha und schon haben wir es.

Danke für die Hinweise.
Gelogen ja, aber nicht absichtlich. Die Spannung am ADC-Eingang steigt 
tatsächlich an. Da habe ich nicht ordentlich gemessen. Damit stimmt auch 
mein Weltbild über die Funktionalität wieder.

Der wichtige Hinweis war aber der Fingerzeig auf den Sperrstrom der 
Clamp-Dioden bei Temperaturanstieg. Diese hatte ich überhaupt nicht im 
Verdacht stehen aber unmittelbar neben dem suspekten Widerstand und 
werden miterwärmt.

Damit habe ich nun 2 Lösungsansätze
- Eingangskreis niederohmiger
- Clampdioden gegen andere Typen tauschen

Danke, Rene

von Anja (Gast)


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Rene Schmidt schrieb:
> Eingangskreis niederohmiger

Das auf jeden Fall. Der ADC ist nur für max 10K Eingangswiderstand 
spezifiziert.

Gruß Anja

von der alte Hanns (Gast)


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Selbst mit 10 kOhm hätte man bei 2 uA ein dV von 20 mV. Die 
Schottky-Dioden müssen raus.

von holger (Gast)


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>> Eingangskreis niederohmiger

Nö.

>Das auf jeden Fall. Der ADC ist nur für max 10K Eingangswiderstand
>spezifiziert.

Der fette 100n reicht für einen Ladungsaustausch in den Sample
and Hold Kondensator im Atmega aus.

>Die Schottky-Dioden müssen raus.

Genau. Der ATmeaga hat sowieso schon Schutzdioden eingebaut.
Zusammen mit dem 220k vorne reicht das dicke.

von Anja (Gast)


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holger schrieb:
> Der fette 100n reicht für einen Ladungsaustausch in den Sample
> and Hold Kondensator im Atmega aus.

Aber nicht für den Leckstrom von 1uA max der internen 
Eingangsschutzdioden des ATMega. (bei hohen Temperaturen).
Und wenn ich die Zeitkonstante ausrechne (ca 8 ms) dann gilt das auch 
nur wenn maximal alle 50 ms eine ADC-Wandlung durchgeführt wird.

Gruß Anja

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