Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik pH-Verstärkerschaltung verändern


von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Hallo zusammen und einen schönen Tag,

ich hätte eine große Bitte an die Community, würdet Ihr mir helfen die 
angehängte Schaltung (aus dem LF444 Datenblatt) so zu ändern, dass der 
pH-Messbereich eher bei pH 3-13 liegt anstatt bei pH 0-10 (oder gern 
auch 0-14 pH) und die ausgegebene Spannung im Bereich 0-5 V liegt (für 
einen AD-Wandler)?
Um die Spannung auf den Bereich 0-5 V zu bringen hatte ich die Idee 
einen Spannungsteiler einzusetzen. Da ich aber aus dem Bereich Bio-und 
Umwelttechnik und nicht Elektrotechnik komme, bin ich da eher vorsichtig 
mit meinen Aussagen.
Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir hierbei weiterhelfen könnt, im 
Gegenzug helfe ich gern bei bio-und umwelttechnischen Fragen :)

Grüße,
Kai-Arne

von Kai K. (klaas)


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>ich hätte eine große Bitte an die Community, würdet Ihr mir helfen die
>angehängte Schaltung (aus dem LF444 Datenblatt) so zu ändern, dass der
>pH-Messbereich eher bei pH 3-13 liegt anstatt bei pH 0-10 (oder gern
>auch 0-14 pH) und die ausgegebene Spannung im Bereich 0-5 V liegt (für
>einen AD-Wandler)?

Die Angabe am Ausgang ist nur die Skalierung. Es kann gut sein, daß die 
Schaltung schon von ph 0-14 arbeitet. Der LF444 müßte jedenfalls 
13...14V ausgeben können.

Der Herabsetzen der Ausgangsspannung machst du dann mit einem simplen 
Spannungsteiler. Ein Tiefpaßfiltercap und eine BAV199 zum Schutz 
komplettieren die Anpaßschaltung. Wenn du bei einer Quellimpdanz von 
unter 10k bleibst, kannst du dann schon ohne zusätzlichen Puffer in den 
ADC eines AVR.

von MaWin (Gast)


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> Um die Spannung auf den Bereich 0-5 V zu bringen
> hatte ich die Idee einen Spannungsteiler einzusetzen

Ach was, Unsinn, man muss bloss die vorhandenen Wuiderstandswerte 
ändern.

Aber die Schaltung ist nicht mehr zeitgemäss.

Du brauchst heute mit Rail-To-Rail OpAmps nur noch 5V, wie beim LMC6001.

Und du brauchst nur einen davon, wenn du die Temperaturkompensation in 
Software machst (oder gar nicht). Kalibriert wird heute auch in 
Software.
1
  +--------+------ +5V
2
  |        |
3
 10k       |
4
  |        | LMC6001
5
  +--pH---|+\
6
  |       |  >-----+-- ADC (0.25-4.75V für 3 bis 13 pH)
7
  |    +--|-/      |
8
  |    |   |       |
9
  +-1M-+---(--6M1--+
10
  |    |   |       |
11
 6k8   +---(-220pF-+ 
12
  |        |
13
  +--------+------- GND

Achte auf die Aufbauanleitung im LMC6001 Datenblatt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Harald W. (wilhelms)


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Kai-Arne K. schrieb:

> Da ich aber aus dem Bereich Bio-und
> Umwelttechnik und nicht Elektrotechnik komme,

Bist Du denn in der Lage, eine solche Schaltung auch aufzubauen?
Solch eine Schaltung muss sehr hochohmig sein, sodas eine normale
gedruckte Schaltung nicht in Frage kommt. Ausserdem muss man auch
einiges gegen unerwünschte Einstrahlung machen, z.B. durch Schutz-
schildtechnik. Falls Du an einer UNI arbeitest, könntest Du Dir
vielleicht praktische Hilfe aus einer elektrischen Nachbarfakultät
holen.
Gruss
Harald

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Danke schon einmal für alle Antworten.

MaWin schrieb:
> wenn du die Temperaturkompensation in
> Software machst (oder gar nicht). Kalibriert wird heute auch in
> Software.

Das wird tatsächlich über die Software realisiert (LabView), da die 
Temperatur unserer Prozesse konstant gehalten wird, erfolgt der Abgleich 
durch eine manuelle Eingabe.


Harald Wilhelms schrieb:
> Falls Du an einer UNI arbeitest, könntest Du Dir
> vielleicht praktische Hilfe aus einer elektrischen Nachbarfakultät
> holen.

So ist es und ich denke, ich sollte dort wirklich einmal vorbeischauen.

von Harald W. (wilhelms)


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Kai-Arne K. schrieb:

>> Falls Du an einer UNI arbeitest, könntest Du Dir
>> vielleicht praktische Hilfe aus einer elektrischen Nachbarfakultät
>> holen.
>
> So ist es und ich denke, ich sollte dort wirklich einmal vorbeischauen.

Wobei Du auch beachten musst, das sich nicht jeder Ingenieur mit
solchen Schaltungen auskennt. Ph-Messungen sind eigentlich einfach:
Man muss nur eine Spannung messen. Aber selbst der hohe Eingangs-
widerstand eines Multimeters (typisch 10MOhm) ist da schon zu niedrig.
Gruss
Harald
PS: Ich habe auch noch kein ph-Wert-Messgerät gebaut; ich kenne
aber zumindest die wichtigsten, theretischen Parameter, die man
da beachten muss.

von Kai K. (klaas)


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>Ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir hierbei weiterhelfen könnt, im
>Gegenzug helfe ich gern bei bio-und umwelttechnischen Fragen :)

Warum dann überhaupt ein Selbstbau??

von U. B. (Gast)


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Es muss natürlich auch gewährleistet sein, das der ph-Fühler für den 
stärker alkalischen Bereich noch geeignet ist.

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Nabend,

Kai Klaas schrieb:
> Warum dann überhaupt ein Selbstbau??

Da gibt es einige Gründe, hauptsächlich ist es aber der Tatsache 
geschuldet, dass die Hochschulen weit weniger Steuergelder erhalten als 
z.B. Banken ;)
Spaß beiseite; unsere Mittel sind wirklich begrenzt aber wenn Du einen 
Tipp für ein fertiges Produkt hast (kompletter Verstärker für den 
AD-Wandler-Anschluss oder gar einen Verstärker per USB, jeweils ohne 
Sonde) dann nehme ich den gern an.
Darüberhinaus bin ich ein überzeugter Selbstversuchler (Lerneffekt) mit 
Spaß am Löten.


U. B. schrieb im:
> Es muss natürlich auch gewährleistet sein, das der ph-Fühler für den
> stärker alkalischen Bereich noch geeignet ist.

Das werde ich anschließend mit verschiedenen Sonden testen, vor allem 
auch im Vergleich zu unseren (sauber kalibrierten) kommerziellen 
Geräten.

Mir ist bewusst, dass mein Selbstbau wahrscheinlich nur Hausnummern 
misst aber es ist schon mal ein Anfang, außerdem sind die 
Nachkommastellen bei unseren (Algen-)-Kulturen eher unkritisch. Es wäre 
halt wünschenswert das Ganze zu digitalisieren, um den zeitlichen 
Verlauf darzustellen.

@MaWin
Ich hätte da noch die ein oder andere Frage zu Deiner Schaltung:

- ich kann keinen 6,1 MOhm Widerstand finden, ist es möglich einen 6,2 
MOhm zu nutzen oder eher einen kleineren und die Differenz mit einem 
zweiten Widerstand in Reihe zu addieren?
- soll der 220pF aus einem bestimmten Material sein?
- für den LMC6001, die A oder reicht die B Variante?

Grüße und einen schönen Abend

von Wolfgang-G (Gast)


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Kai-Arne K. schrieb:
> U. B. schrieb im:
>> Es muss natürlich auch gewährleistet sein, das der ph-Fühler für den
>> stärker alkalischen Bereich noch geeignet ist.
>
> Das werde ich anschließend mit verschiedenen Sonden testen, vor allem
> auch im Vergleich zu unseren (sauber kalibrierten) kommerziellen
> Geräten.

Du musst die Elektroden nicht selbst testen. Den Arbeitsbereich und die 
Beständigkeit sollte Dir der Elektrodenhersteller angeben. Sonst wirst 
Du doch nie fertig.

von MaWin (Gast)


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> - ich kann keinen 6,1 MOhm Widerstand finden, ist es möglich einen 6,2
> MOhm zu nutzen

Ja, leichte Änderung der Minimal/Maximal anzeigbaren Werte

> - soll der 220pF aus einem bestimmten Material sein?

Nein, ob Folie oder Keramik ist (im Gegensatz zum 620pF Kondenstaor 
deiner Originalschaltung) egal, weil er von der Sonde abgekoppelt 
verschaltet ist.

- für den LMC6001, die A oder reicht die B Variante?

Zugegebenermassen belastet der A-Typ die pH-Sonde geringer als B oder C, 
aber alle drei sind dermassen gut, daß du auch mit den billigeren gut 
fahren wirst.

Bei allen 3 ist der Eingangsstrom geringer als der Leckstrom deines 
620pF Kondensators in deiner Originalschaltung.

> außerdem sind die Nachkommastellen bei unseren (Algen-)-Kulturen
> eher unkritisch

Was bedeutet, daß sicher auch andere hochohmige Rail-To-Rail OpAmp gehen 
würden als der verdammt gute LMC6001.

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Guten Abend zusammen,

ich hätte noch einmal einen kleinen Nachschlag.

@ MaWin
Ich habe mich ein wenig mit Deiner Schaltung und einer ähnlichen aus 
einem anderen Beitrag von Dir beschäftigt. Ich würde gern die Theorie 
dahinter verstehen, habe mich deswegen etwas belesen und eine Schaltung 
"aufgebaut".

  +--------+------ +5V
  |        |
 10k       |
  |        | LMC6001
  +--pH---|+\
  |       |  >-----+-- ADC ca. 0,28 V bis 4,28 V für pH 0-14
  |    +--|-/      |
  |    |   |       |
  |    +---(--4M---+
  |    |   |
  1k   1M  |
  |    |   |
  +----+---+------- GND

@ Alle
Ich hoffe, dass ich das einigermaßen verstanden habe. Die Widerstände 
ergeben sich rein rechnerisch, ich habe nicht überprüft, ob es sie in 
der Ausführung tatsächlich gibt.

So denn dann nun also:
Zu der pH-Sonde wird durch den Spannungsteiler ein Wert von ca. 0,45 
Volt addiert (Ue somit ca. 0,05-0,85 Volt).
Die Verstärkung sollte durch Wahl der Widerstände V=5 betragen und 
bringt Ua somit auf ca. 0,275 - 4,275 Volt bei der vollen pH-Breite.

Ist das so einigermaßen korrekt?
Sollte irgendwo noch ein Kondensator hinzugefügt werden und reicht eine 
Entstörung des Elektrodenkabels durch einen Ferritkern?

@MaWin
Wird bei der von Dir beschrieben Schaltung eine Spannung von Ue 
abgezogen, lediglich die Differenz verstärkt und die gleiche Spannung 
auf Ua wieder addiert? Ich habe da etwas in der Richtung gelesen, die 
Widerstände lagen aber leicht verändert zu einander.

@Alle
Warum werden bei der Verstärkung häufig Widerstände im MOhm-Bereich 
eingesetzt? Das Verhältnis kann ich doch auch mit kleineren Werten 
erreichen. Liegt es an den Toleranzen oder dem Strom der fließen soll?

Ich wünsche einen schönen Samstag Abend und danke im Voraus.

Gruß,
Kai

von Wolfgang-G (Gast)


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Kai-Arne K. schrieb:
> Die Verstärkung sollte durch Wahl der Widerstände V=5 betragen und
> bringt Ua somit auf ca. 0,275 - 4,275 Volt bei der vollen pH-Breite.

der Spannungsumfang das ist richtig

von MaWin (Gast)


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> Wird bei der von Dir beschrieben Schaltung eine Spannung von Ue
> abgezogen

?!?

Warum hast du 1k statt 6k8 ?
Warum lkegst du den 1M Widerstand falsch an Masse statt an den anderen 
Kontakt der pH-Sonde ?

Eine normale pH-Sonde liefert 0V bei pH 7, nicht bei pH 0.

Sicher sind die Widerstandswerte berechnet.

Man verwendet MOhm weil der OpAmp das erlaubt und weil der 
Spannungsteiler dadurch nicht übermässig belastet wird.

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Hallo MaWin,

ich wollte Deine Schaltung nicht "verbessern" oder etwas in der Art. Ich
bin Dir dafür sehr dankbar und werde sie sofort ausprobieren, sobald
mein Sample von TI ankommt.
Ich hatte eher die Absicht das Prinzip ein wenig zu durchblicken und an
einer Schaltung zu üben.
Die Lage der Widerstände hatte ich mir aus der Seite Opamp
abgeguckt, dabei habe ich sicher einen Fehler gemacht.

Bei Deiner Schaltung wird lediglich die Spannung der pH-Elektrode 
verstärkt und die ca. 2 V aus dem Spannungsteiler addiert, richtig?

Meine Frage bezüglich der Differenz-Verstärkung bezog sich auf 
"Nichtinvertierender Verstärker mit Offset", ebenfalls aus dem Thema 
Opamp, das hatte ich offensichtlich auch noch nicht richtig 
verstanden. Tja, echte Elektronik ist eben doch nichts für 
Wochenend-Tüftler :(

Hoffentlich liege ich nicht immer noch daneben.

Gruß

von Kai K. (klaas)


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>Die Lage der Widerstände hatte ich mir aus der Seite Opamp
>abgeguckt, dabei habe ich sicher einen Fehler gemacht.

Die Anordnung der Widerstände in Mawins Schaltung ist doch völlig anders 
als bei deiner Schaltung. Siehst du das denn nicht??

von MaWin (Gast)


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> Bei Deiner Schaltung wird lediglich die Spannung der pH-Elektrode
> verstärkt

Um den Faktor 7.1

> und die ca. 2 V aus dem Spannungsteiler addiert, richtig

Ja.
Genau so funktioniert sie.
Ohne Temperaturkompensation, die bei eurer Anwendung nicht notwendig 
ist.

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Hallo zusammen,
ich habe noch einen verspäteten Nachschlag.

Erst einmal ein Danke an alle, ich bin endlich zum Aufbau der Schaltung 
gekommen, sie funktioniert tadellos (besonderen Dank an MaWin!).

Vielleicht schaut ja noch einmal jemand hier vorbei, denn eine Frage 
habe ich noch.
Ich will die Schaltung zur Abschirmung in ein Metallgehäuse einbauen. 
Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich die BNC-Buchse ohne Kontakt zum 
Gehäuse (z.B. über eine kleine PTFE-Platte) durchführen soll oder mit 
Kontakt zum Gehäuse. Die BNC-Buchse selbst hat ja durch den 
Spannungsteiler ein Potential von +2V aber sollte ein Gehäuse nicht an 
GND angeschlossen sein? Oder macht es keinen Unterschied, wenn das 
Gehäuse das Potential der Buchse bekommt?

Grüße und ein spätes frohes neues Jahr an alle!

von MaWin (Gast)


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Die BNC Buchse Abschirmung kommt in Kontakt mit dem abschirmenden 
Gehäuse, und das Gehäuse kommt damit NICHT an Minus(Masse) der 
Schaltung, sondern an den 10k/1k Knotenpunkt an dem auch die pH-Sonde 
liegt. Man sollte dann dem 1k noch einen 10..100nF Keramikkondenstaor 
parallel schalten.

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Hallo MaWin,

bzw. an den Knotenpunkt 10k/6k8 Deiner ursprünglichen Schaltung? Die 
habe ich nämlich nachgebaut.

Gruß

von MaWin (Gast)


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Ja.

von Kai-Arne K. (kai-arne)


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Ich danke!

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