Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Heizungssteuerung: ja oder nein


von Skeptiker (Gast)


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Mit Interesse habe ich einen Artikel über eine per App steuerbare 
Heizung gelesen, und bin dabei über einen Beitrag im Forum gestolpert:

Zitat: "Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, weiß daß das aufheizen 
einer ausgekühlten Wohnung mehr kostet, als sie auf einer konstanten 
Temperatur zu halten."

Quelle: 
http://forum.spiegel.de/f22/heizungssteuerung-per-app-wenn-ich-weg-bin-wird-es-kalt-110880.html

Artikel: 
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/angefasst-heizungssteuerung-tado-im-test-a-943622.html

Ist die Aussage so haltbar?

von Udo S. (urschmitt)


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Skeptiker schrieb:
> "Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, weiß daß das aufheizen
> einer ausgekühlten Wohnung mehr kostet, als sie auf einer konstanten
> Temperatur zu halten."

So ein Schwachsinn!

von Guest (Gast)


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Der Trick dabei ist, die Wohnung nicht auskühlen zu lassen, sondern auf 
einen abgesenkten Sollwert zu regeln. (z.B. 3K unter Komfort). Dabei ist 
das Delta T kleiner und der Raum verliert weniger Energie. Das 
Hochheizen auf die Komforttemperatur ist dann in der Regel nicht mehr so 
kritisch. Das lohnt sich natürlich nur bei längeren Absenkphasen, z.B. 
über Nacht.

Ist die Bude erstmal bei 5°C und am besten noch aus Backsteinen kannst 
Du knapp nen Tag volle Pulle heizen bis die Temperatur wieder 
einigermaßen annehmbar ist.

von MaWin (Gast)


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Skeptiker schrieb:
> Ist die Aussage so haltbar?

Nein.

Der Energieverlust sinkt weil
a) die Temperaturdufferenz im Mittel zur Aussenwelt sinkt und damit die 
Energieverluste geringer sind
b) der Brenner bei aufheizen durchkaufen kann und damit effizienter ist 
als wenn er moduliert oder getaktet die Temperatur halten muss weil 
beispielsweise der Schornstein wärmer ist und nicht jedesmal aufheizen 
muss.

Allerdings sind die Einsparungen gering.

von Udo S. (urschmitt)


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Udo Schmitt schrieb:
> Skeptiker schrieb:
>> "Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, weiß daß das aufheizen
>> einer ausgekühlten Wohnung mehr kostet, als sie auf einer konstanten
>> Temperatur zu halten."
>
> So ein Schwachsinn!

Nachtrag Begründung:

Man muss die Energie in die Wohnung hineinstecken, die durch 
Wärmeverluste nach aussen verloren geht.
Ja wärmer eine Wohnung innen ist, desto mehr Wärme wird nach aussen 
transportiert und geht damit verloren. Das ist ein proportionaler 
Zusammenhang.
Wie soll also eine Wohnung die von 20°C auf 10°C abgekühlt ist und dann 
wieder auf 20° erwärmt wird mehr Wärme abgegeben haben, als eine die die 
ganze Zeit auf 20° war?

Wer das beweisen kann, der kann sich gleich in Olso melden.

Da das Aufheizen einer Wohnung mit ausgekühlten Wänden aber dauert ist 
diese Mär aufgekommen.
Richtig wird die Aussage dann, wenn man die Wohnung stuindenlang lüftet 
und so das Mauerwerk herunterkühlt. Aber dann hat man aktiv die Wärme 
nach draussen geschaufelt. Und Idiotisch ist das genauso, weil im Winter 
sich die Raumluft nach ein paar Minuten offenes fenster komplett 
ausgetauscht hat.

von Udo S. (urschmitt)


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MaWin schrieb:
> b) der Brenner bei aufheizen durchkaufen kann und damit effizienter ist
> als wenn er moduliert oder getaktet die Temperatur halten muss weil
> beispielsweise der Schornstein wärmer ist und nicht jedesmal aufheizen
> muss.
Richtig, das kommt noch dazu.

MaWin schrieb:
> Allerdings sind die Einsparungen gering.

Hängt davon ab wie schlecht isoliert ist. Wir hatten letztes Jahr beim 
Skifahren ein Ferienhaus, das hat Abends in 4h von 20° auf 16° verloren.
Da lohnt sich eine Absenkung auf jeden Fall. Daheim verliere ich über 
Nacht gerade mal 2-3 Grad. da lohnt sich das nicht (sehr).

: Bearbeitet durch User
von Oliver (Gast)


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Skeptiker schrieb:
> Zitat: "Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, weiß daß das aufheizen
> einer ausgekühlten Wohnung mehr kostet, als sie auf einer konstanten
> Temperatur zu halten."

Die Aussage ist, so wie sie da steht, natürlich vollkommen richtig, nur 
hat sie nichts mit dem implizierten Problem zu tun ;)

Das ganze Nest/Trado/sonstwie-Spielzeugs ist prima für "amerikanisch" 
gedämmte Papierwandgebäude. Bei aktuellen Neubauten in D kann man sich 
das schlicht sparen.

Oliver

von Mufu (Gast)


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Oliver schrieb:
> natürlich vollkommen richtig, nur

du meinst wohl Nichtig.

von Karl H. (kbuchegg)


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Udo Schmitt schrieb:

> Wie soll also eine Wohnung die von 20°C auf 10°C abgekühlt ist und dann
> wieder auf 20° erwärmt wird mehr Wärme abgegeben haben, als eine die die
> ganze Zeit auf 20° war?

Ganz so stimmt diese Argumentation auch wieder nicht.
Denn die 'Wohnung', mit der du hier argumentierst, ist eine eher 
unübliche Wohnung: nur Mauern.

Tatsächlich ist die Situation aber anders. Du hast ja auch eine 
Einrichtung. Das Fernsehsofa, welches auf 23° aufgewärmt ist, gibt an 
die Raumluft, die ebenfalls 23° hat, keine Energie ab. Lässt du die 
Heizung so laufen, dass die die Raumtemperatur hält, dann muss die 
Heizung tatsächlich nur soviel Energie in den Raum pumpen, um die 
Verluste durch die Mauern auszugleichen. Die Einrichtung spielt keine 
Rolle.

Lässt du den Raum aber abkühlen, dann geht dir nicht nur die Energie aus 
den Wänden verloren, sondern auch die Energie die im Fernsehsofa steckt. 
Und die muss beim Wiederaufheizen dann zusätzlich noch mit eingebracht 
werden.

Die Aussage ist aber IMHO trotzdem so nicht haltbar. Denn hier wird der 
Zeitfaktor ausser Acht gelassen. Es gibt immer einen Punkt, an dem eine 
Wohnung nicht mehr kälter wird. Sei es, weil die Aussentemperatur 
erreicht wurde oder sei es weil die Nachbarn indirekt mitheizen. Da 
beginnt aber die Uhr zugunsten der Auskühlen-lasser zu ticken. Ab Beginn 
der Auskühlphase haben die ja kein einziges Watt mehr in den Raum 
reingesteckt, während die Erhalter spärlich aber doch regelmässig immer 
wieder nachschieben müssen. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem 
das laufende Nachschieben in Summe höher wird, als das komplette 
Wiederaufheizen.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Karl Heinz schrieb:
> Lässt du den Raum aber abkühlen, dann geht dir nicht nur die Energie aus
> den Wänden verloren, sondern auch die Energie die im Fernsehsofa steckt.
> Und die muss beim Wiederaufheizen dann zusätzlich noch mit eingebracht
> werden.

Es geht genau so viel Energie verloren, wie man später wieder reinheizen 
muss.
Und der einzige Weg auf dem sie verloren geht ist der Weg nach aussen.
Und nach Aussen geht proportional zur Temperaturtdifferenz Energie 
verloren.

Das ist wie eine elektronische Schaltung mit Spulen und Kondensatoren in 
einem Gehäuse. Egal wie in der Schaltung Ströme fliessen und Energie in 
Spulen oder Kondensatoren umgespeichert wird. Es wird immer soviel 
Energie in der Schaltung verheizt werden, wie insgesamt nach aussen 
abgegeben wird.
und das wird exakt dem Quantum an elektrischer Energie entsprechen die 
der Schaltung zugeführt wurde, wenn der innere Zustand (In der Wohnung 
die temp) am Anfang und am Ende des Betrachtungszeitraums gleich ist.

: Bearbeitet durch User
von Karl H. (kbuchegg)


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Udo Schmitt schrieb:
> Karl Heinz schrieb:
>> Lässt du den Raum aber abkühlen, dann geht dir nicht nur die Energie aus
>> den Wänden verloren, sondern auch die Energie die im Fernsehsofa steckt.
>> Und die muss beim Wiederaufheizen dann zusätzlich noch mit eingebracht
>> werden.
>
> Es geht genau so viel Energie verloren, wie man später wieder reinheizen
> muss.

Ja richtig.

> Und der einzige Weg auf dem sie verloren geht ist der Weg nach aussen.
> Und nach Aussen geht proportional zur Temperaturtdifferenz Energie
> verloren.

Auch richtig.
WEnn aber das Sofa dieselbe Temperatur hat wie die Raumluft (fall 
Erhaltungsheizen), dann geht aus dem Sofa keine Energie verloren. In dem 
Fall ist der einzige Wärmeverlust, die von den Mauern abgestrahlte 
Energie. Und nur die muss laufend nachgeliefert werden.

>  Es wird immer soviel Energie in der Schaltung verheizt werden, wie insgesamt 
nach aussen abgegeben wird.

Der Fall hinkt.
Denn elektronische Bauelemente sind aktive Heizer. Ein Sofa ist das aber 
nicht.

: Bearbeitet durch User
von Oliver (Gast)


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Mufu schrieb:
> Oliver schrieb:
>> natürlich vollkommen richtig, nur
>
> du meinst wohl Nichtig.

Nein. ich meine schon richtig. Man braucht mehr Energie, um eine Wohnung 
aufzuheizen, als sie auf Temperatur zu halten. Das steht da, nicht mehr 
und nicht weniger, und das ist völlig richtig.

Das, was ihr da reinintepretiert, was aber gar nicht da steht, ist was 
anderes.

Oliver

von Axel (Gast)


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Oliver schrieb:
> Mufu schrieb:
>> Oliver schrieb:
>>> natürlich vollkommen richtig, nur
>>
>> du meinst wohl Nichtig.
>
> Nein. ich meine schon richtig. Man braucht mehr Energie, um eine Wohnung
> aufzuheizen, als sie auf Temperatur zu halten. Das steht da, nicht mehr
> und nicht weniger, und das ist völlig richtig.
>
> Das, was ihr da reinintepretiert, was aber gar nicht da steht, ist was
> anderes.
>
> Oliver

Man braucht mehr Leistung in dem Moment, wo man die Wohnugn aufheizt.

Die Menge an Öl, die ich brauche, um eine Wohnung in einer Stunde von 
10°C auf 20°C aufzuheizen ist natürlich grösser als die Menge an Öl, die 
ich brauche, um die Wohnung eine Stunde lang konstant bei 20° zu halten.

Aber, damit die Wohnung auf 10°C abkühlt, brauche ich 10 Stunden lang 
gar kein Öl aufzuwenden, wogegen ich erhebliche Mengen Öl brauche, um 
die Wohnung in diesen 10 Stunden auf 20°C zu halten.

Beim Absenkenlassen mit anschliessendem Aufheizen ist die Menge an 
benötigtem Öl niedriger als beim durchheizen. Denn so lange die Wohnung 
warm ist, geht mehr Wärme durch die Aussenwände verloren als bei der 
abgekühlten Wohnung, und diese Wärme ist weg. Da machen auch die Möbel 
keinen Unterschied, die geben Wärme beim Abkühlen ab, müssen aber danach 
mit der gleichen menge Wärme wieder aufgeheizt werden. Das ist ein 
Nullsummenspiel.

Gruss
Axel

von Udo S. (urschmitt)


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Ich bin hier raus, findet euer Perpetuum Mobile.

von Stefan (Gast)


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Korrekt wäre der Spruch im Hinblick auf eine Wärmepumpe, die bei 
geringem dT wesentlich effizienter läuft als wenn sie aufholen muss.

von Stefanus (Gast)


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Um auf die Heizungs-Steuerung zurück zu kommen:

Man mag es kaum glauben, aber damals vor langer Zeit gab es mal 
Heiozungs-Steuerungen, die ohne Smartphone funktionierten.

Mal Hand aufs herz: man muss nicht jeden Scheiß an Internet Anschließen, 
nur weil es technisch machbar ist. Erstmal darüber nachdenken, wozu das 
gut sein soll und dann Kosten und Nutzen abgleichen.

Mir genügt das Themostat mit Zeitschaltuhr an der Wand.

von Jörg K. (joergk)


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Eins muß ich dazu aber noch loswerden:

Der Mensch heizt nicht nach Lufttemperatur, sondern nach "gefühlter" 
Temperatur.
Als Daumenregel ist diese gefühlte Temperatur der Mittelwert aus 
Lufttemperatur und der Temperatur der Raumbegrenzungsflächen (Wände, 
Decken, ...).
Lasse ich die Wohnung sehr stark auskühlen und heize sie am Morgen dann 
wieder auf die alte Lufttemperatur auf, ist mir immer noch kalt, da ich 
mehr Strahlungswärme an die Flächen abgebe, als ich von ihnen 
zurückbekomme.

Damit ich mich wohlfühle, drehe ich also den "Komfortsollwert" höher.
Und der gilt dann den ganzen Tag, mit den entsprechend erhöhten 
Verlusten.

Daher macht eine Nachtabsenkung nur bei kleinen Absenkwerten Sinn.

Ansonsten, wie schon mehrfach oben beschrieben: Je kleiner das 
deltaT-Integral, je kleiner die Verluste -> Absenken reduziert die 
Energieverluste.

Am Rande: Halbwegs moderne Gasheizgeräte takten nicht, sondern können 
die Leistung (in Grenzen) variieren. Die Verluste sind in diesem Fall 
nicht höher, sondern eher niedriger, da eine geringere Abgasmenge 
entsteht, die am Kondensator besser heruntergekühlt werden kann und so 
einen geringeren Wasserdampfgehalt des Abgases ermöglicht.

von RomanK (Gast)


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Tach zusammen,

vielleicht solltet Ihr nicht aus den Augen verlieren, dass es sich 
hierbei um eine Heizungssteuerung handeln sollte. Dies entspricht nach 
meinem Verständnis einer Steuerung des Brenners, der nach dem Prinzip 
der Wärmeentnahme geregelt werden sollte. Die Regelung der einzelnen 
Räume kann komfortabel über elektronische Heizkörperventile erfolgen. Da 
könnnt Ihr Euch dann austoben mit den verschiedenen Kennlinien, die Euch 
eine Wohlfühltemperatur liefern.

Gruß

Roman

von oszi40 (Gast)


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Oliver schrieb:

> Nein. ich meine schon richtig. Man braucht mehr Energie, um eine Wohnung
> aufzuheizen, als sie auf Temperatur zu halten. Das steht da, nicht mehr
> und nicht weniger, und das ist völlig richtig.

Außer dem Wärmeverlust wäre da noch die thermische Trägheit zu 
betrachten. Beton speichert länger als Luft. Das heißt: 3 Grad 
Absenkung/heizen dauert länger bei Fußbodenheizung als bei Heizstrahler 
und nur Luft erwärmen. Darin können auch die unterschiedlichen Ansichten 
der Leute hier begründet sein.

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