Forum: Offtopic Neue Lesetechnik


von Christoph S. (mixer) Benutzerseite


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Hallo,

bin gerade auf das hier gestossen:

http://learn2spritz.com/

sieht ganz interessant aus. Was haltet ihr davon?
Ich denke es wird schwierig sobald Fremdwoerter fuer den Leser 
vorkommen.

Gruss Christoph

von El Patron B. (bastihh)


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Die Webseite ist der letzte scheiß... nichtmal nach 2 Minuten weiß ich 
worum es da überhaupt geht...

von El Patron B. (bastihh)


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Nun blick ich drüber... Das lesen wird dadurch einfach nur 
anstrengender. Ich bleib dabei: Der letzte scheiß

von J.-u. G. (juwe)


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El Jefe schrieb:
> Die Webseite ist der letzte scheiß... nichtmal nach 2 Minuten weiß ich
> worum es da überhaupt geht...

Toll, nicht wahr? Auf einer Seite, die sich angeblich mit 
"Lesetechniken" befasst, gibt es nichts zu lesen ... bis auf ein paar 
herbeianimierte Wortfetzen.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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ich kenn nur "Aperol Spritz".

www.aperol.de/drinks/aperol-spritz/

ob dadurch das Lesen einfacher wird hab ich noch nicht probiert ...

von Tom K. (ez81)


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Mein Eindruck:
Verursacht massiven Stress und nach 20s Kopfschmerzen, weil es die 
"Buchstabieren + im Kopf vorlesen"-Methode aus der Grundschule erzwingt. 
Wer Sätze (oder gleich mehrere Zeilen) auf einmal lesen kann, wird 
ausgebremst; eine Satzstruktur mit Nebensätzen, die man sonst auf einen 
Blick erfasst, muss man mühsam rekonstruieren. Das feste Tempo ist 
entweder für einfache Füllwörterstellen und bekannte Phrasen zu langsam 
oder für komplexere Stellen zu schnell.

Beispiel: http://en.wikipedia.org/wiki/Tree
Der Abschnitt vor dem Inhaltsverzeichnis hat ~410 Wörter und ist 
gemütlich in 1 min lesbar, obwohl er viel komplexer ist als die 
Spritz-Beispiele mit 400wpm.

von Pink S. (pinkshell)


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Tom K. schrieb:
> gemütlich in 1 min lesbar

Agree. Aber nur wenn man topfit in Englisch ist. Von der Spritz-Methode 
halte ich auch nichts.

Bei dieser Gelegenheit fiel mir mal wieder auf, dass die Artikel in der 
deutschen Wikipedia oft durch übertriebene Fachsprache auffallen, die es 
Nichtexperten kaum möglich machen, den Text zu verstehen.

Besonders fällt mir ds bei mathematischen und biologischen Artikeln auf. 
Aber vielleicht bin ich ja nur ein bisschen schwach auf diesen Gebieten 
:-)

http://de.wikipedia.org/wiki/Dirac-Stoß
http://de.wikipedia.org/wiki/Tannen

: Bearbeitet durch User
von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Anstrengend und kontraproduktiv. Durch das Starren ohne Augenbewegung 
gibt es aufgrund der Funktionsweise der Retina sehr bald störende 
Negativbilder.

Und richtig testen kann man den Quatsch nicht, dazu ist das Textbeispiel 
viel zu kurz, und die maximalen "400 WPM" sind obendrein zu langsam, um 
die Grenzen ausloten zu können.

Außerdem ist diese Bemessungsgrundlage "Wörter pro Minute", aufs 
Deutsche angewandt, auch eher sehr fragwürdig - im Deutschen können 
Wörter ganz erheblich länger sein als im Englischen.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

ich würde sagen, umgekehrt wird ein Schuh draus!

Die meisten Menschen lesen zu schnell, nicht zu langsam.

Texte, die man sinnvoll mit Schnelllesetechniken bearbeiten kann sollte 
man besser mit der Technik „nichtlesen” bearbeiten, ist noch schneller.

vlg

 Timm

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Timm Reinisch schrieb:
> Die meisten Menschen lesen zu schnell, nicht zu langsam.

Woran machst Du das fest?

von Marius P. (marius_p)


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Ich fands von der theorie her ganz brauchbar. 400wps gingen auch noch 
gut.

Patent pending... Super, wird vermutlich ne Abo Geschichte...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Marius P. schrieb:
> Ich fands von der theorie her ganz brauchbar.

Und was machst Du, wenn Du z.B. wg. Zwinkern ein Wort nicht mitbekommen 
hast? Was, wenn Du einen Satz nochmal lesen möchtest, weil er Dir unklar 
vorkam?

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo Rufus,

Rufus Τ. Firefly schrieb:

> Woran machst Du das fest?

An verschiedenen persönlichen Eindrücken! Ich beziehe mich also nicht 
auf eine Studie oder wissenschaftliche Untersuchung, obwohl das 
natürlich besser wäre.

1. Ich habe früher extrem viel Nachhilfe gegeben und habe die Erfahrung 
gemacht, dass viele Nachhilfeschüler die Aufgaben nicht korrekt gelesen 
haben. Allein das Arbeiten an der Lesefähigkeit brachte ja nach Schüler 
durchaus bis zu 5% oder noch etwas mehr Notenpunkte, weil es einfach 
Zeit spart, das zu machen, was man machen soll.

Beispiel (frei aus dem Kopf erinnert, bitte einfach mit gutem Willem 
lesen)

Pyrrol ist eine aromatische Verbindung, obwohl es anders als Benzol 
heterozyklisch ist und nur aus fünf Atomen besteht.
1. Zeichne die Strukturformel
2. Begründe warum es aromatisch ist
3. Warum geht bei der Protonierung des Stickstoffatoms die aromatische 
Eigenschaft verloren.

Praktisch jeder schlechte Schüler antwortet auf diese Aufgabe: Kann ich 
nicht, woher soll ich wissen, was Pyrrol ist, das hatten wir nicht.

Braucht man ja auch nicht. Aufgabe 1 kann sogar ein Toastbrot lösen, 
wenn es denn lesen kann (und nicht schwul ist).

Aber die Aufgabe wird einfach nicht vollständig verarbeitet, sondern es 
werden nur Happen gepickt und fehlerhaft bewertet.

Einfache Übungen für Leseanfänger, wie das Unterstreichen aller 
Substantive, bringen selbst bei Studenten oft eine deutlich fühlbare 
Verbesserung zumindest bei den trivialen Teilaufgaben.

Beispiel

Die Kapitänsaufgabe (Auf einem Schiff sind 5 Ziegen, 3 Schafe und eine 
Kuh, wie alt ist der Kapitän) ist  k e i n e s f a l l s  eine 
Scherzaufgabe.
Praktisch jeder Erstklässler fällt voll drauf rein und wenn man sie 
etwas umkonstruiert und an komplexeren Lernstoff anpasst fallen auf das 
Konstruktionsprinzip selbst Studenten noch gern herein.


Beispiel

Bedienungsanleitungen. Ja ich gebe es zu, eine gut gemachte 
Bedienungsanleitung lese ich durchaus, ich bin so ein Warmduscher.

Heissluftstation Ayoue, rote Sicherungsschraube, wie viele Leute 
schreiben, das Teil sei so höllisch laut, steht sogar in Rezensionen, 
dabei steht an mehreren Stellen klar und deutlich, dass die 
Sicherungsschraube entfernt werden muss.

Beispiel

Sodastream. Flasche läuft über. Klar, wenn man sie zu voll macht, was 
auch in der Anleitung steht.

Die Welt ist voll von Spackos die Produkte schlecht bewerten, nur weil 
sie zu doof sind selbst eine einfache Anleitung zu lesen.

Tja, irgendwie nützen mir die ganzen Beispiele nicht so viel, denn es 
bleiben natürlich Einzelfälle. Aber vielleicht weist du jetzt 
wenigstens, was ich meine und warum.

vlg

 Timm

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Das ist dann aber nicht zu schnelles, sondern zu oberflächliches Lesen.

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


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>Aufgabe 1 kann sogar ein Toastbrot lösen, wenn es denn lesen kann
>(und nicht schwul ist).

Deine schlechen Schüler werden schon daran scheitern, daß sie weder 
wissen, was aromatisch noch was heterozyklisch ist.

Im übrgen weiß ich nicht, was sie sexuelle Orientierung des Toastbrots 
mit der Lesekompetenz zu tun hat.
Ich vermute mal , mißlungener Scherz deinerseits.


>Praktisch jeder Erstklässler fällt voll drauf rein

Auch das dürfte nicht an der mangelnden Lesekompetenz liegen, sondern an 
der Erfahrungstatsache, daß Schulaufgaben praktisch immer eine 
"richtige" Lösung haben.
Die Antwort, daß die Aufgabe nicht lösbar ist, dürfte in der täglichen 
Erfahrung der Schüler nahezu in 100% falsch sein.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Kara Benemsi schrieb:

> heterozyklisch
>
> Im übrgen weiß ich nicht, was sie sexuelle Orientierung des Toastbrots
> mit der Lesekompetenz zu tun hat.

hetero ...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Das war jetzt aber sehr flach. Wie Toastbrot, auf dem jemand 
herumgestanden hat.

von Uhu U. (uhu)


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Nach dem Wenigen, das ich bisher darüber in Form von Filmen gesehen 
habe, überzeugt mich diese Technik.

Mich stören schon immer "Bleiwüsten" ohne ausreichende vertikale 
Strukturierung, weil sie einfach anstrengend zu lesen sind.

Das Anstrengende dabei ist der richtige Rücksprung auf die nächste 
Zeile. Beim traditionellen Satz kann man das durch Einteilung des Textes 
in überschaubare Abschnitte erleichtern, aber das Problem läßt sich 
damit nicht ganz beseitigen.

Spritz nimmt einem diese Mühen gänzlich ab und man kann sich voll auf 
den Inhalt konzentrieren.

Ich benutze sehr viel Gespeaker unter Linux und lasse den mit Vollgas 
laufen, lese aber den Text parallel mit. Die unterliegende Text to 
Speech-Software kann noch höhere Geschwindigkeit, aber das versteht man 
dann kaum noch. Spritz könnte die Lesegeschwindigkeit so weit erhöhen, 
daß die synthetische Stimme nicht mehr mithalten kann.

Das Navigationsproblem, das oben angesprochen wurde, halte ich zumindest 
auf Geräten mit Touchscreen für lösbar.

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