Hallo Leute, in unserem Labor liegt gerade ein Industrie-PC, der wahrscheinlich das Opfer eines EMP ist. Der Rechner war in einem - sorry, ich weiß nicht, wie man es genau nennt - Traffo-Raum eines metallschmelzenden Betriebes verbaut. Offensichtlich wurde die Anlage gerade wieder angefahren, als der Strom ausging, was zu einem kleinen Feuerwerk in diesem Raum geführt hat. Der Rechner hatte verschiedene Varistoren, um Überspannungen von der Stromversorgung abzuleiten, die sind alle in Ordnung. Ich habe aber drei Dioden und nen MOSFET ausgelötet, die waren alle durch. Ich frage mich nun, was da schief gelaufen ist, Ich dachte, dass ein geerdetes Gehäuse aus ca. 1mm Stahl einen EMP abschirmen würde. Okay, es war nicht ganz geschlossen. Es gab drei Öffnungen für 3mm LEDs für Power, HDD und Ethernet (übrigens über Glasfaser).
...der wahrscheinlich das Opfer eines EMP ist... Geh mal zum Arzt Du Opfer Deiner Fantasie!
EMP ist der falsche Name. Der voellig falsche Name. Das Problem nennt sich EMV. Allenfalls sollte man den PC ausserhalb positionieren und nur die Messleitungen reinfuehren.
Hallo, >Geh mal zum Arzt Du Opfer Deiner Fantasie! Oho, ein netter Zeitgenosse ;-). EMV ist natürlich immer eingebildet, sagt mein Projektleiter auch immer. Das wird eher ein SURGE als ein EMP gewesen sein, z.B. soetwas: http://epa-filter.de/index.php?page=fachbegriffe-in-der-emv-stoerfestigkeit zu SURGE herunterscrollen. Wenn der Strom plötzlich unterbrochen wird, wie du geschrieben hast, entsteht eine schnelle Stromänderung. Daduch wird eine hohe Flussänderung (Magnetfeld) erzeugt, die eine Spannung an allen Metallteilen induziert. Durch das Blech geht das nicht direkt in den PC, da fließen Wirbelströme die das Feld aufheben. Wohl aber durch die Kabel. Die sind gegen einen SURGE geschützt, das geht aber immer nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn du schreibst Galvanik, dann kann ich mir schon vorstellen, dass der SURGE groß ausfallen kann - zu groß für alle Schutzmaßnahnen. Mit dem EMP hat das allerdings weniger zu tun, der ist viel "schärfer", d.h. Anstiegszeiten <1ns. Der Surge ist langsamer (so 1µs anstiegszeit), aber Energiereicher. Schützen tut man dagegen mit VDRs oder TVS-Dioden, die die Spannung begrenzen. Die halten aber nur bestimmte SURGES aus. Drosseln und galvanische Trennung geht auch. Schirmung brint auch was. In deinem Fall hätte ich die Netzversorgung in Verdacht, das ist meist ungeschirmt.
Somebody123 schrieb: > Mit dem EMP hat das allerdings weniger zu tun, der ist viel "schärfer", > d.h. Anstiegszeiten <1ns. Der Surge ist langsamer (so 1µs anstiegszeit), > aber Energiereicher. EMP heißt für mich Elektro Magnetischer (Im)Puls. Naja, Elektromagnetisch war er ja, da sind wir uns einig. Aber war es kein Impuls? Aber gut zu wissen, dass es da einen speziellen Namen für gibt. Somebody123 schrieb: > In deinem Fall hätte ich die Netzversorgung in Verdacht, das ist meist > ungeschirmt. Ich kann es ehrlich gesagt schwer beurteilen. Da ist irgendwie so viel kaputt, dass ich nicht wirklich nachvollziehen kann, wo die Überspannung her kam. An der Stromversorgung ist aber eine Überspannungssicherung, die eigentlich vor so etwas hätte schützen sollen. Die ist jedenfalls noch ganz. Evtl. war sie auch zu träge. Aber eine Sache verstehe ich trotzdem nicht so ganz: Nehmen wir mal einen Aufzug. Die Kabine ist in der Regel aus Metall gebaut. Allerdings gibt es an den Ecken und Kanten trotzdem offene Stellen, wo das Metall eben nicht durchgängig ist. Mit meinem Handy kann ich in manchen Aufzügen telefonieren. Und wenn man steckenbleiben sollte und der Notruf nicht funktioniert, ist der allgemeine Tipp, dass in den Kanten trotzdem noch genug Funkwellen durchgehen, um zumindest eine SMS loszuwerden. Was ich damit fragen will: Worin besteht der Unterschied z.B. zwischen einem 1mm Blech, einer Alu-Folie oder z.B. dem Fliegengitter (aus Metall)? Ich habe eher das Gefühl, dass das Blech am effektivsten EM-Strahlung filtert bzw. absorbiert.
Hallo Mathias. Mathias Braun schrieb: > in unserem Labor liegt gerade ein Industrie-PC, der wahrscheinlich das > Opfer eines EMP ist. Eher nicht. ;O) http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser > > Der Rechner hatte verschiedene Varistoren, um Überspannungen von der > Stromversorgung abzuleiten, die sind alle in Ordnung. Ich habe aber drei > Dioden und nen MOSFET ausgelötet, die waren alle durch. Es langt, wenn die Endstufe des Schaltnetzteiles durchbrennt. Warum auch immer....Das kommt eher selten von aussen, sondern öfter weil Parameter der verwendeten Bauteile durch Alterung weggedriftet sind, was durch hohe Temperatur begünstigt wird. Anschliessend findest Du auch durchlegierte Transistoren und Dioden. Und natürlich bleiben die Varistoren im Eingang dabei unbeschadet. > Ich frage mich nun, was da schief gelaufen ist, Ich dachte, dass ein > geerdetes Gehäuse aus ca. 1mm Stahl einen EMP abschirmen würde. Okay, es > war nicht ganz geschlossen. Es gab drei Öffnungen für 3mm LEDs für > Power, HDD und Ethernet (übrigens über Glasfaser). Wenn bestimmte elektrische Netzformen unpassend einen Kurzschluss an einem Aussenleiter bekommen, oder bei einem Verteilnetz der Neutralleiter ausfällt, was bei z.B. einem Brand in einer Trafostation durchaus passieren kann, kann die Spannung auf den verbliebenen Aussenleitern bzw. zwischen Aussenleitern und dem jetzt asymetrisch herumhängenden Neutralleiterrest zu hoch für Verbraucher werden. Das hat aber nichts mit einem EMP zu tun, selbst wenn es ein Folgeschaden aus einem EMP anderswo ist. ;O) Selbst die Schäden im weiteren Umfeld eines tatsächlichen Blitzeinschlages sind zum großen Teil solchen Effekten zuzuordnen. Stirnzeit einer Blitzstossspannung: 0,8-20us Stirnzeit einer Schaltstossspannung: >20us (Kritisch bei Überschlägen in Gasen, da der Kanal Zeit braucht, um sich aufzubauen) Stirnzeit eines NEMPs: <4ns (könnte sein, dass das nicht mehr aktuell ist) Es kommt aber vor allem auch auf die Steilheit an. Mit gewöhnlichen Testvorrichtungen können ca. 2,5kV pro ns erreicht werden. Mit mehrstufigen bis 100kV pro ns. Nur um mal ein paar Eckpunkte zur Abschätzung zu geben. Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic http://www.dl0dg.de
Nachtrag: Bernd Wiebus schrieb: > Es langt, wenn die Endstufe des Schaltnetzteiles durchbrennt. Warum auch > immer....Das kommt eher selten von aussen, sondern öfter weil Parameter > der verwendeten Bauteile durch Alterung weggedriftet sind, was durch > hohe Temperatur begünstigt wird. > > Anschliessend findest Du auch durchlegierte Transistoren und Dioden. > Und natürlich bleiben die Varistoren im Eingang dabei unbeschadet. Bei der Alterung laufen übrigens Varistoren in der Spannung nach oben weg (Die Kennlinie wird extremer, "eckiger")....d.h. sie schützen immer weniger. Varistoren schützen, indem sie zu hohe Spannungen belasten. Dabei bleiben sie aber selber relativ hochomig, wirken aber gut gegen noch hochomigere Spitzen. Ist jetzt die Überspannung sehr niederohmig, was z.B. bei einem unterbrochenen Neutralleiter der Fall ist, schaffen sie es nicht mehr, die Überspannung so zu belasten, das sie für die nachfolgende Elektronik ungefährlich wird. Sie werden dabei übrigens sehr heiss (bis zur Rotglut und Zerstörung), wenn der Fehler länger besteht. Ist die Überspannung aber kurz genug, überstehen sie das selber unbeschadet, weil sie die Verlustleistung in ihrer eigenen Wärmekapazität zwischenspeichern können. Die nachfolgende Elektronik ist dabei leider nicht mehr geschützt. Das ganze ist nicht nur ein Spiel mit Spannungshöhen, sondern auch mit Zeiten. Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic http://www.dl0dg.de
> aber drei Dioden und nen MOSFET ausgelötet, die waren alle durch. Typischer Fall von normalem Überspannungsproblem/Nullpunktverschiebung. http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberspannungsschutz
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.