Forum: HF, Funk und Felder Direktmischer - Doppelempfang SSB


von Berni (Gast)


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Hallo,

wie ist das bei einfachen Direktmischempfängern, wenn man SSB empfängt.

Der einfache Direktmischer empfängt seine eigene Spiegelfrequenz, 
empfängt also doppelt.

Sind diese beiden Empfangsstellen beim SSB-Empfang verständlich?

Oder ist je nach USB oder LSB Empfang jeweils nur die untere oder obere 
Empfangsstelle verständlich und die andere Empfangsstelle 
frequenzverdreht?

(schwer zu formulieren - hoffentlich ist die Frage halbwegs zu 
verstehen)

von Mike (Gast)


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Berni schrieb:
> Oder ist je nach USB oder LSB Empfang jeweils nur die untere oder obere
> Empfangsstelle verständlich und die andere Empfangsstelle
> frequenzverdreht?

SSB unterscheidet sich von der Frequenzlage nicht von AM. Der 
Unterschied ist nur, dass bei der Aussendung das eine Seitenband und die 
Trägerfrequenz unterdrückt werden.

Ohne den Träger läßt sich das aber nicht demodulieren, d.h. du brauchst 
wahrscheinlich einen BFO.

von Jochen F. (jamesy)


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Das Hauptproblem dabei ist, daß man immer auch das andere Seitenband im 
anderen Modus mit empfängt. Man hat also im ungünstigen Fall im 
unerwünschten Seitenband ein wesentlich stärkeres Signal als im 
gewünschten Band, außerdem ist das eine USB und das andere dann LSB. In 
der Regel hat man also stets die nicht benutzte Betriebsart mit dabei.
Der einzige Vorteil ist die Einfachheit des Bandfilters.

von Berni (Gast)


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Danke fürs schnelle antworten!

Der DC ist im Prinzip sein eigener BFO (also VFO und BFO in einem).

Man kann damit wohl auf einfache Weise CW und SSB empfangen.
(bei CW habe ich es schon probiert und es geht)

Ein Super braucht einen extra BFO.

von Berni (Gast)


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Jochen Fe. schrieb:
> außerdem ist das eine USB und das andere dann LSB. In
> der Regel hat man also stets die nicht benutzte Betriebsart mit dabei.
> Der einzige Vorteil ist die Einfachheit des Bandfilters.

Also beim DC-Doppelempfang von SSB ist das eine Band verständlich, das 
andere dazu gespiegelt und damit unverständlich?!

Jochen Fe. schrieb:
> Der einzige Vorteil ist die Einfachheit des Bandfilters.

Was meinst du mit Bandfilter?

von Jochen F. (jamesy)


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Die Bandbreite nach der Demodulation wird in der Regel mit einem 
NF-Tiefpaß gemacht. Es wird kein Quarzfilter benötigt.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Was meinst du mit Bandfilter?

Das Filter wandert in den NF-Verstärker und besteht aus einer Handvoll 
Hühnerfutter.

von Berni (Gast)


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Danke! Zurück zur eigentlichen Frage:

Berni schrieb:
> Also beim DC-Doppelempfang von SSB ist das eine Band verständlich, das
> andere dazu gespiegelt und damit unverständlich?!

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Berni,


> wie ist das bei einfachen Direktmischempfängern, wenn man SSB empfängt.

Aus der Mikrowellentechnik - und auch in Zeitzeichenempfängern im 
ELF-Band kenne ich die Quadratur-Mischer, die das ungewünschte 
Seitenband unterdrücken.

Da wird das H-Signal einem Mischer direkt zugeführt und einem zweiten um 
90 Grad phasenverschoben. Bevor die beiden ZF-Signale dann wieder 
addiert werden, wird eines wiederum um 90 Grad verschoben.

Für mein Interessengebiet VHF/UHF kam das nicht in Frage wegen 
mangelhafter Großsignaleigenschaften.

Ciao
Wolfgang Horn

von Jochen F. (jamesy)


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Berni schrieb:
> Also beim DC-Doppelempfang von SSB ist das eine Band verständlich, das
>> andere dazu gespiegelt und damit unverständlich?!

Es ist eine Vereinbarung, unter 10 MHz nur LSB zu verwenden, und über 10 
MHz nur USB, zumindest im Amateurfunk.
Man hat also immer auch das "falsche Seitenband" von der anderen Seite 
des Trägers (Mischsignals) mit der ungeeigneten Demodulationsmethode. 
Frage beantwortet?

von B e r n d W. (smiley46)


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> Also beim DC-Doppelempfang von SSB ist das eine Band verständlich,
> das andere dazu gespiegelt und damit unverständlich?!

Im Prinzip ja!

Kurzwellen-Bänder werden typischerweise im 3kHz Raster benutzt. Die 
Bandbreite des Filters beträgt z.B. 2,7kHz, was einen NF-Bereich von 
300Hz...3kHz erlaubt. Bei der "falschen" Seite wird das Signal 
gespiegelt und Sprache ist somit unverständlich.

Beim Quadratur-Verfahren werden zwei Mischer mit einem um 90° gedrehten 
LO-Signal angesteuert. Am einfachsten werden die beiden Empfangssignale 
nach dem Mischen in eine Soundkarte gegeben und per Software 
weiterverarbeitet. Das nennt sich dann Software-Defined-Radio oder kurz 
SDR. Die Software dazu gibts kostenlos zum Downloden.

: Bearbeitet durch User
von Berni (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Bei der "falschen" Seite wird das Signal
> gespiegelt und Sprache ist somit unverständlich.

Danke! Meine Frage ist damit beantwortet.

B e r n d W. schrieb:
> Am einfachsten werden die beiden Empfangssignale
> nach dem Mischen in eine Soundkarte gegeben und per Software
> weiterverarbeitet. Das nennt sich dann Software-Defined-Radio oder kurz
> SDR. Die Software dazu gibts kostenlos zum Downloden.

Gibt es ein einfaches Freeware-Programm, mit welchen man das mal 
ausprobieren kann?

von B e r n d W. (smiley46)


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Hier sind ein paar:
http://www.hdsdr.de/
http://sdrsharp.com/
http://www.sdr-radio.com/Download/tabid/178/language/en-GB/Default.aspx

Dann auch ohne Hardware mit WebSDR:
http://websdr.org/

Nur der Uni-Twente funktioniert mit HTML5, die anderen benötigen ein 
aktuelles Java.

von Berni (Gast)


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Danke für die Freeware-SDR-Programmlinks!

Damit wir nicht aneinander vorbeireden. Wenn ich einen kleinen 
Experimental-DC aufbaue (von mir aus mit einem NE612), dann kann ich mit 
dem VFO die Empfangsfrequenz von Hand einstellen und der plus- und 
minus-Ausgang (Anschlüsse 4und 5) werden mit den Stereokanälen der 
PC-Soundkarte verbunden.

Ich übernehme die Frequenzeinstellung von Hand und die SDR-Software 
rechnet den Spiegelempfang weg?

(oder muss man für die Programme in den Links eine bestimmte Hardware 
aufbauen, bei welcher der VFO von der SDR-Software gesteuert wird?)

von B e r n d W. (smiley46)


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> (oder muss man für die Programme in den Links eine bestimmte Hardware
> aufbauen, bei welcher der VFO von der SDR-Software gesteuert wird?)

Die Frequenz muss nicht unbedingt von der Software gesteuert werden, 
aber die 90° Phasenverschiebung sollten relativ genau stimmen. Ein Grad 
Fehler macht sich schon stark bemerkbar, besser wären 0,1° Fehler.

Um das zu erreichen, läßt man normalerweise den Oszillator auf der 
4-fachen Frequenz schwingen und teilt diese mit Hilfe zweier FlipFlops 
runter. Dadurch entsteht ein genaues, um 90° phasenverschobenes Signal.

Je nach Soundkarte kann mit 96kHz Samplerate ein Bereich von +/- 80kHz 
empfangen werden. Die genaue Empfangsfrequenz wird dann mit der Maus 
ausgewählt. Dann gibt es bessere Soundkarten mit einer Samplerate von 
192 kHz. Damit ist der sichtbare Frequenzbereich auf dem Computer auch 
doppelt so groß.

Nehmen wir mal an, du hättest einen festen Quarzoszillator mit 28,4 MHz 
und teilst den durch vier. Dann beträgt die Frequenz 7,1 MHz. Auf diese 
Weise kann mit 96 kHz Samplerate der Bereich von 7,02...7,18 MHz 
empfangen werden.

Im Prinzip geht das auch mit einem VFO, solange er nicht zu stark 
driftet. Läßt er sich von 14...30 MHz verstellen, so kann das 80m, 75m, 
49m, 40m und 41m Band empfangen werden.

Modulationsarten: AM, FM, SSB, CW und mit Zusatzsoftware auch RTTY, FSK, 
PSK und DRM.

Noch zwei Links:
http://www.andreadrian.de/sdr/index.html
http://yu1lm.qrpradio.com/DR2-2%20HF%20SDR%20RX-YU1LM.pdf
http://yu1lm.qrpradio.com

: Bearbeitet durch User
von Jochen F. (jamesy)


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Es ist schon ein Wahnsinn, wenn man mal die Liste aufstellt, was heute
mit der modernen Technik fast ohne Aufwand geht. Ich habe vor gut 30
Jahren die Lizenz gemacht und noch ganz klassisch einen gebrauchten
KW-Transceiver gekauft. Damals war RTTY das äußerste der digitalen
Betriebsarten, dann kam Packet - naja und heute......

von Berni (Gast)


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Jochen Fe. schrieb:
> Es ist schon ein Wahnsinn, wenn man mal die Liste aufstellt, was heute
> mit der modernen Technik fast ohne Aufwand geht.

Ich bin auch sehr erstaunt.

B e r n d W. schrieb:
> http://www.andreadrian.de/sdr/index.html
> http://yu1lm.qrpradio.com/DR2-2%20HF%20SDR%20RX-YU1LM.pdf
> http://yu1lm.qrpradio.com

Sehr interessante Links. Das Gerät von yu1lm scheint sogar sehr 
bastelfreundlich.

Die Audion-Links bei andreadrian.de sind auch hervorragend!


Ich werde erst mal einen einfachen DC mit NF-Filter für SSB-Empfang auf 
80m ausprobieren (also ohne Quadraturmischer).

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Berni

> Das Gerät von yu1lm scheint sogar sehr bastelfreundlich.

Die ganze Seite ist ziemlich ergiebig. Es fängt mit einfachen DCs ohne 
Seitenbandunterdrückung an.

Auch einen einfachen DC-Rx kann man auf die Soundkarte loslassen. Es 
gibt zwar keine Seitenbandunterdrückung, aber die schmalbandigen Filter 
lassen sich per Harware schwer herstellen. Und die Modulationsarten 
stehen auch zur Verfügung.

> Ich werde erst mal einen einfachen DC mit NF-Filter

Neugierigerweise sind wir hier immer am Schaltplan interessiert ;)

Gruß, Bernd

von herbert (Gast)


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Berni schrieb:
> Also beim DC-Doppelempfang von SSB ist das eine Band verständlich, das
> andere dazu gespiegelt und damit unverständlich?!

Naja, beim DC Mixer nicht.Das was du meinst gilt nur für Supethets mit 
entsprechenden Seitenbandquarzen. Wenn beim DC-mixer das Band nicht gar 
so voll ist kann man recht gut auf das bessere ungestörtere Seitenband 
ausweichen .Dies gilt besonders bei CW. Streng und genauergenommen ist 
der DC Mixer auch ein Superhet aber mit der ZF null.;-) Aufwendigere 
Schaltungen nach der Phasenmethode erlauben auch die Unterdrückung des 
unerwünschten Seitenbandes.Dazu sind zwei Enpfangszüge notwendig und 
nach dem Diplexer entsprechende +-45 Grad NF-Phasenschieber.Vom Aufwand 
her kommt man dann aber wieder in Richtung Superhet mit höherer ZF-Lage.

von Possetitjel (Gast)


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herbert schrieb:

> Berni schrieb:
>> Also beim DC-Doppelempfang von SSB ist das eine Band
>> verständlich, das andere dazu gespiegelt und damit
>> unverständlich?!
>
> Naja, beim DC Mixer nicht.

Wieso nicht?

Wenn direkt unterhalb des Nutzsignales ein zweites Empfangs-
signal vorhanden ist, müsste das in Kehrlage - also als
"Gebrabbel" - in den NF-Kanal gemischt werden. Das ist
zumindest meine verwegene Ansicht.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Das ist zumindest meine verwegene Ansicht.

Meine auch. Bei CW kann man die Seite wechseln (falls die frei ist), bei 
SSB nicht.

Aber, bei der Auswertung mit dem Computer kann man das Signal an eine 
Stelle schieben, bei der sich auf der Spiegelfrequenz nichts befindet. 
Das geht aber nur, falls sich ein VFO frei einstellen läßt. In dem Fall 
wird das Signal nicht genau auf Null runtergemischt, sondern auf eine 
virtuelle ZF mit ein paar kHz. Wird das LO-Signal aus einem 
Quarzoszillator runtergeteilt, sind die Möglichkeiten begrenzt.

von herbert (Gast)


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B e r n d W. schrieb:
> Meine auch. Bei CW kann man die Seite wechseln (falls die frei ist), bei
> SSB nicht.

Das ist auch richtig und ist ja auch logisch wenn man etwas länger als 
einen Augenblick darüber befindet. Asche auf mein Haupt.Ich mache ja 
eigentlich zu 100 Prozent auf KW CW. Da ist der Seitenbandwechsel beim 
DC ganz praktisch.

von Possetitjel (Gast)


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herbert schrieb:

> Ich mache ja eigentlich zu 100 Prozent auf KW CW.

Ach so. - Hihi! - Da stört es natürlich nicht, wenn das
Seitenband "falsch" herum empfangen wird.
Zunächst verblüffend, aber eigentlich logisch.

von Jochen F. (jamesy)


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Das Schöne bei CW ist, daß man dann ja ein noch deutlich engeres 
Bandfilter einsetzen kann. Man hat zwar die 2 Seitenbänder, aber jeweils 
nur sehr schmale Bereiche.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Mann könnte das 2. Band allerdings an einem NF_LO Spiegeln, falls das 
irgend einen Nutzen brächte.

von herbert (Gast)


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Jochen Fe. schrieb:
> Das Schöne bei CW ist, daß man dann ja ein noch deutlich engeres
> Bandfilter einsetzen kann. Man hat zwar die 2 Seitenbänder, aber jeweils
> nur sehr schmale Bereiche.

Es ist gar nicht so gut wenn ein CW Filter zu schmal ist. Gerade im QRP 
Selbstbaubereich sind die Kistchen oft nicht so frequenzstabil und 
laufen dann gerne mal aus dem schmalen Filter raus. Oft wird man auch 
etwas neben der Frequenz angerufen. Mir ist es lieber ich höre etwas 
breiter und bekomme das auch mit. Ein geübtes Gehör ist da sehr 
wertvoll.

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