Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Aufgrund der Pol und Nullstellen eines Filters die Filterart erkennen.


von Frank (Gast)


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Ist das überhaupt möglich?

Wenn ja, dann würde ich gerne wissen wie das geht?

Danke schonmal, dieses Forum ist wirklich Top!! ich weiß gar nicht was 
ich ohne dem hier machen würde...

von uni ing (Gast)


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Frank schrieb:
> Ist das überhaupt möglich?

Ja ist es. Wenn du die PST und NST eines Filters hast (egal ob analog 
oder digital) malst du dir am besten einen PN-Plan und mit ein bisschen 
Erfahrung kannst du den Filtertyp rauslesen.

von Frank (Gast)


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uni ing schrieb:
> und mit ein bisschen
> Erfahrung kannst du den Filtertyp rauslesen.

Nun, der Punkt ist diese Erfahrung habe ich nicht. Ich habe zwar 
wahrscheinlich schon 100te PS NS Diagramme gezeichnet, jedoch hab ich 
mir nie etwas dabei gedacht...

Ich weiß nur, dass wenn alle Polstellen innerhalb des EInheitskreises 
liegen das Signal Stabil und kausal ist. Liegen sie außerhalb, so trifft 
dies nicht mehr zu.

Nach welcher Regelung muss ich denn hier vorgehen?

von Detlef _. (detlef_a)


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Für digitale Systeme kriegt man den Betragsfrequenzgang aus den 
Pol/Nullstellen so:

Du läßt den w-Zeiger auf dem Rand des Einheitskreises laufen, bei 1+j*0 
ist die Frequenz 0, bei -1+j*0 ist die Frequenz Abtastf./2 . Dann 
bestimmtst du die Entfernungen des Punktes auf dem Einheitskreis zu 
allen Pol/Nullstellen und bildst:
(Produkt Entfernungen zu Nullen)/(Produkt der Entfernungen zu Polen)

Das ist der Betragsfrequenzgang an der Stelle.

Cheers
Detlef

von Frank (Gast)


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Detlef _a schrieb:
> Das ist der Betragsfrequenzgang an der Stelle.

Und was mache ich danach um herauszufinden ob das jetzt ein Bandpass 
oder ein Tiefpass usw.. ist?

von Detlef _. (detlef_a)


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Frank schrieb:
> Detlef _a schrieb:
>> Das ist der Betragsfrequenzgang an der Stelle.
>
> Und was mache ich danach um herauszufinden ob das jetzt ein Bandpass
> oder ein Tiefpass usw.. ist?

Das machst Du für jede Frequenz und kuckst dann drauf. Oder Du siehst 
das direkt: Erst Pole und dann Nullen nahe am Einheitskreis ist z.B. nen 
Tiefpass, erst Nullen, dann Pole, dann wieder Nullen ist nen Bandpass.

Cheers
Detlef

von Frank (Gast)


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Detlef _a schrieb:
> Erst Pole und dann Nullen nahe am Einheitskreis ist z.B. nen
> Tiefpass, erst Nullen, dann Pole, dann wieder Nullen ist nen Bandpass.

Kennst du irgendeine Seite die mir alle Fälle beschreibt und auch Bilder 
dazu zeigt? Schön wäre es auch wenn dann die Webseite den Zusammenhang 
zum Betragsgang, den ich ja normalerweise zuerst mathematisch ausrechne 
und ihn dann zeichne und dann aufgrund dessen wie er ausschaut ich 
daraus schließe welche Art Filter es ist.

Das wäre sehr hilfreich, denn ich kann entweder akzeptieren was du mir 
sagst oder aber ich recherchiere da weiter in die Tiefe hinein..

Danke aber sehr für die bisherige Hilfe. Du hast ein paar Abdeutungen 
gemacht die mich eventuell auf den richtigen Weg führen...

von Detlef _. (detlef_a)


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Gibt bestimmt ne website, die sowas kann. Bevor Du die gefunden und die 
Bedienung verstanden hast ist das einfacher und schneller selbst 
gemacht. Nimm das Rechenprogramm Deiner Wahl (notfalls Excel), platziere 
die Nullen und Pole und rechne Dir den Frequenzgang aus. So hab ich das 
zumindest gelernt. Angehängt entsprechendes Matlab-script für nen 
Bandpass.

Cheers
Detlef

clear
nullen=[];
r=0.99;a=10;nullen=[nullen r*exp(j*2*pi*a/180) r*exp(-j*2*pi*a/180) ];
r=0.99;a=30;nullen=[nullen r*exp(j*2*pi*a/180) r*exp(-j*2*pi*a/180) ];
pole=[];
r=0.99;a=17;pole=[pole r*exp(j*2*pi*a/180) r*exp(-j*2*pi*a/180) ];
r=0.99;a=23;pole=[pole r*exp(j*2*pi*a/180) r*exp(-j*2*pi*a/180) ];
H=freqz(nullen,pole,1024);
plot(20*log10(abs(H)));
return

von Alex (Gast)


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Ich stelle mir das wie ein Netz vor welches von den Polstellen nach oben 
und den Nullstellen nach unten gedrückt wird. Dann kann man die 
Freuquenzlinie entlang gehen und ungefähr schätzen wie die 
Bettagsfunktion aussieht

von Frank (Gast)


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Detlef _a schrieb:
> und rechne Dir den Frequenzgang aus.

Also muss ich ihn doch erst ausrechnen und ihn zeichnen und dann sehe 
ich es erst??

Alex schrieb:
> Ich stelle mir das wie ein Netz vor welches von den Polstellen nach oben
> und den Nullstellen nach unten gedrückt wird. Dann kann man die
> Freuquenzlinie entlang gehen und ungefähr schätzen wie die
> Bettagsfunktion aussieht

Ich verstehe das gar nicht. Irgendwie kommt es mir so vor sehe ich 
gerade in anderen Beispielen dass das Pol/Nullstellendiagramm der 
Schlüssel zu allem ist und man daraus die ganze Welt ablesen kann...
Ich sehe das aber überhaupt nicht. In einem aktuellen Beispiel das ich 
jetzt gerade rechne wird sogar behauptet man kann die Maxima und Minima 
eines Frequenzganges |G(e^jtheta)| ALLEIN mit dem Pol und 
Nullstellendiagram herauslesen ohne jegliche Rechnung. Das finde ich 
sehr faszinierend. Mein eigentlich recht logisches Denkvermögen hat hier 
eine Blockade die solange nicht verschwinden wird bis mir einer zeigt 
(wie man auch einem Kleinkind gewisse Dinge auf logischem Niveau 
erklärt) wie ich das interpretieren soll und zwar mit Bildern oder 
Animationen, aber so dass keine Fragen mehr offenbleiben...
Ich kann nämlich nur aus logischen Argumentationen und Berechnungen auch 
Schlüsse ziehen die dann Sinn machen.

Dieses Drumherumgerede von euch kann ich zwar versuchen zu deuten, 
jedoch werde ich es so NIEMALS verstehen weil diese Thematik und 
Interpretationsweise sehr neu für mich ist.
Genau wie Ihr einem Kleinkind gewisse Sachen von heut auf Morgen nicht 
klarmachen könnt, weil sie zu schwierig zu verstehen sind, genau da bin 
ich jetzt.

Je besser ihr mir grafisch oder auch textuell beschreibt wie es nur sein 
kann und wie es nur zu interpretieren ist (am besten für den Anfang noch 
mit Rezept) desto mehr werde ich verstehen und desto weniger werde ich 
Rückfragen stellen.

Also zusammengefasst: Eure Antworten machen Andeutungen auf verschiedene 
Theorien die ich mir jetzt stundenlang ausdenken kann (und das tat ich 
auch früher so). Jedoch helfen sie dem Verständnis überhaupt nicht. Vor 
allem wenn man noch sehr neu in der Materie ist.
Ich wünsche mir von euch einwenig Logische Argumentation und grafische 
Veranschaulichung..


PS: Da ihr das freiwillig macht, verstehe ich dass da meist keine Zeit 
dafür ist. Aber bitte hebt euch die 3 sinnlosen Antworten für eine 
einzige Nachvollziehbare auf. Wenn das nämlich jeder so macht, dann 
sitzt ihr insgesamt weniger um mir zu helfen und ich kann mir ALLE 
logischen Argumentationen von 3 unterschiedlichen Leuten anhören und die 
Wahrscheinlichkeit, dass ich es dann verstanden habe divergiert absolut 
gegen unendlich...

Danke aber für eure bisherige Hilfe!!

von Alex (Gast)


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Ich probiere es nochmal: Wenn ich die Betragsfunktion über die Frequenz 
zeichne ist meine x-Achse die Frequenz. In der z-Ebene ist die 
"Frequenzachse" entlang des Einheitskreis. Und zwar der Punkt 1 
entspricht der Frequenz 0 und der Punkt -1 der Frequenz fs/2.

Polstellen (gehen gegen Unendlich) ziehen die Übertragungsfunktion an 
der jeweiligen Stelle nach oben und Nullstellen ziehen die 
Betragsfunktion nach unten (auf 0). Je näher die Pol- oder Nullstelle am 
Einheitskreis (und somit an der Frequenzachse) desto stärker die 
Auswirkung auf den Amplitudengang.

Mir hat damals eine 3D-Ansicht des PN-Diagramms geholfen.

Wenn also auf dem Weg entlang des Einheitskreises von 1 zu -1 erst 
Nullstellen auftreten, dann Polstellen, dann Nullstellen handelt es sich 
um einen Bandpass.

Nullstellen nah: Betrag klein
Polstellen nah: Betrag groß

So lassen sich qualitative Aussagen treffen. Für quantitative Aussagen 
empfehle ich das Buch "Signale und Systeme - verstehen und vertiefen" 
von Kreß und Kaufhold

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Angehängte Dateien:

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Hier ist ein konkretes Beispiel anhand der folgenden
Übertragungsfunktion:

Diese Funktion hat eine reelle und zwei konjugiert komplexe Nullstellen
sowie zwei einfache und eine doppelte Polstelle:

Die Beträge der Null- und Polstellen (rechte Spalte in den obigen
Lösungen) sind die jeweils zugehörigen Kreisfrequenzen.

In der logarithmischen Darstellung des Betragsfrequenzgangs erscheint
jede Null- und Polstelle als Knick an der entsprechenden Frequenz. Geht
man die Kurve von links nach rechts durch, erhöht jede Nullstelle die
Steigung um 20dB/Dekade, während jede Polstelle die Steigung um
20dB/Dekade verringert. Bei doppelten Null-/Polstellen beträgt die
Änderungen entsprechend 40dB/Dekade.

Man kann den Betragsfrequenzgang auf diese Weise durch einen Polygonzug
mit den entsprechenden Knickstellen und Steigungen approximieren. Für
gewöhnlich (so auch in diesem Beispiel) beginnt dieser Polygonzug mit
einer horizontalen Linie. Hat die Übertragungsfunktion jedoch Null- oder
Polstellen an der Frequenz 0 (die in der logarithmischen Darstellung
nicht sichtbar ist), muss dies bereits bei der Steigung des ersten
Linienabschnitts berücksichtigt werden. So hat bspw. Hochpass 2. Ordnung
eine doppelte Nullstelle, weswegen der erste Linienabschnitt eine
Steigung von +40dB/Dekade hat.

Um die absolute Lage der Kurve (also die y-Position) zu ermitteln, muss
man den Betrag für eine Frequenz berechnen. Diese Frequenz kann beliebig
gewählt werden, solange der Funktionswert nicht null wird. Im obigen
Beispiel lässt sich die Übertragungsfunktion für ω=0 besonders einfach
berechnen.

Beim Phasenfrequenzgang entspricht jede Nullstelle einer Phasenänderung
von +90°, jede Polstelle einer Phasenänderung von -90°. Bei mehrfachen
Null-/Polstellen werden diese Winkeländerungen um den entsprechenden
Faktor vervielfacht. Normalerweise beginnt der Phasenfrequenzgang links
mit 0°. Hat die Übertragungsfunktion jedoch Null-/Polstellen an der
Frequenz 0, so müssen diese (ähnlich wie beim Betragsfrequenzgang) im
ersten Linienabschnitt berücksichtigt werden.

In den angehängten Bildern sind die Frequenzgänge jeweils real (rot) und
approximiert (blau) dargestellt.

Diese einfache Methode zur näherungsweisen Darstellung des Betrags- und
Phasenfrequenzgangs funktioniert dann besonders gut, wenn die Null- und
Polstellen weit auseinander liegen. Liegen sie hingegen dicht
beieinander, können sie von der realen Kurve stark abweichen, da diese
den Polygonzug an den Knickstellen verschleift. Dies wird im Beispiel
besonders beim Phasenfrequenzgang deutlich.

: Bearbeitet durch Moderator
von Frank (Gast)


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Alex schrieb:
> Ich probiere es nochmal: Wenn ich die Betragsfunktion über die Frequenz
> zeichne ist meine x-Achse die Frequenz. In der z-Ebene ist die
> "Frequenzachse" entlang des Einheitskreis. Und zwar der Punkt 1
> entspricht der Frequenz 0 und der Punkt -1 der Frequenz fs/2.
>
> Polstellen (gehen gegen Unendlich) ziehen die Übertragungsfunktion an
> der jeweiligen Stelle nach oben und Nullstellen ziehen die
> Betragsfunktion nach unten (auf 0). Je näher die Pol- oder Nullstelle am
> Einheitskreis (und somit an der Frequenzachse) desto stärker die
> Auswirkung auf den Amplitudengang.
>
> Mir hat damals eine 3D-Ansicht des PN-Diagramms geholfen.
>
> Wenn also auf dem Weg entlang des Einheitskreises von 1 zu -1 erst
> Nullstellen auftreten, dann Polstellen, dann Nullstellen handelt es sich
> um einen Bandpass.
>
> Nullstellen nah: Betrag klein
> Polstellen nah: Betrag groß

Ich finde diese Erklärung Gold Wert. Nicht zu schwierig aber sehr 
verständlich. Eine Frage habe ich aber noch: Wenn ich also den Kreis 
entlang nach links wandere, dann nimmt ja die Frequenz (bei mir das 
Theta) zu. Wenn ich dann bei pi/2 bin, so schreibst du, habe ich fs/2.
1.Frage: Sprechen wir hier von der selben Frequenz?
-----------------

Was ist mit dem Fall (wenn ich am EInheitskreis endlos wandere) dass ich 
...PS - NS - PS - NS - PS - NS... habe? Ist das dann ein Bandpass oder 
eine Bandsperre? Weiters könnte ich ja unendliche Male am Einheitskreis 
herumgehen. Die Frequenz wird dabei immer höher, der Betragsgang scheint 
sicher aber immer zu wiederholen, wenn deine Anschaung richtig ist.
2.Frage: Wie kann man diesen Widerspruch beheben und was passiert wenn 
Theta gegen Unendlich geht?
-----------------

Yalu X. schrieb:
> In der logarithmischen Darstellung des Betragsfrequenzgangs erscheint
> jede Null- und Polstelle als Knick an der entsprechenden Frequenz. Geht
> man die Kurve von links nach rechts durch, erhöht jede Nullstelle die
> Steigung um 20dB/Dekade, während jede Polstelle die Steigung um
> 20dB/Dekade verringert. Bei doppelten Null-/Polstellen beträgt die
> Änderungen entsprechend 40dB/Dekade.

Danke für dieses Beispiel. Es ist ein gutes Beispiel.

von Alex (Gast)


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Frank schrieb:
> Wenn ich dann bei pi/2 bin, so schreibst du, habe ich fs/2.
> 1.Frage: Sprechen wir hier von der selben Frequenz?

Bei Pi (180°) ist fs/2.
Ich spreche von Frequenz in Hz du von Kreisfrequenz. Kann man beides 
machen.

Frank schrieb:
> wenn ich am EInheitskreis endlos wandere

Zeitdiskrete Signale besitzen ein periodisches Spektrum (2 pi 
periodisch). Das ist auch der Grund für Aliasing usw. Sollte in der 
Vorlesung behandelt werden. Daher kein Widerspruch.

Es ist daher vollkommen ausreichend von 0 bis pi (oder fs/2) zu 
betrachten.


Bei zeitkontinuierlichen Problemen (s-Ebene) kann man die Frequenz an 
der imaginären-Achse (y-Achse) ablesen.

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