Forum: HF, Funk und Felder CubeSat und so.


von Alex W. (scipio)


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Hallo Leute,

ich beginne aktuell mit meiner Diplomarbeit. Kurz gesagt dreht diese 
sich darum, dass ich ein Funksystem für einen CubeSat entwerfen soll. 
Insgesamt soll das gute Stück, über zwei, von einander unabhängige, 
Funksysteme verfügen. Diese sollen im S-Band funken und mittels ICs 
aufgebaut werden. Mein Betreuer meinte, eine komplette 
Eigenkonstruktion/Entwicklung sei zu aufwendig, da hat er sicherlich 
recht.
Meine Bearbeitungszeit (6 Monate) beginnt zwar, offizell, erst Anfang 
August aber ich denke es ist gut, nicht auf der faulen Haut zu liegen 
und mich schon mal an die Literaturrecherche zu machen.
Als erstes, muss ich mehr über CubSats in Erfahrung bringen. Mittels, 
wie solltes es anders sein, Googel bin ich schon auf eine Reihe 
interessanter Paper gestossen.
Ich würde euch aber gerne fragen, natürlich nur wenn ihr wollt, ob ihr 
lesenswerte Artikel, Bücher etc. zu diesem Thema kennt, ich wäre sehr 
dankbar dafür.
Auch Literatur, welche sich mit dem Einsatz von Funktechnik befasst, 
wäre hilfreich. Zwar haben ich hier in der Bibliothek und natürlich auch 
im Netz reichlich Auswahl. Auf Hinweise von erfahrenen 
HF-Techniker/Ingenieuren etc. möchte ich trotzdem nicht verzichten.

Nur um das noch einmal klar zu stellen, ich möchte meine Recherchearbeit 
nicht auslagern, ich möchte lediglich alle Quellen, welche ich erreichen 
kann abfragen.

Mit freundlichen Grüßen

Scipio

von DaRen (Gast)


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Oha, da hast Du aber ein anspruchsvolles Thema. Vor allem wenn Deine 
Fragen an HF-Techniker und Funk-"Erfahrene" gerichtet sind gehe ich mal 
davon aus, dass nur Grundlagenwissen vorhanden ist? 
Spezialisierungsrichtung wenigstens HF-Technik (Hoch- und 
Höchstfrequenztechnik und Antennen bei Prof. P. mitgenommen? ;) )

An welchem Lehrstuhl schreibst Du die Arbeit? Hochfrequenztechnik am 
IfN?

Also Du kannst Deine Literatur schonmal auf SHF eingrenzen wenn Du im 
S-Band senden willst. Schau mal bei den einschlägigen Herstellern (TI 
ist da so ein Kandidat, der alle möglichen Frequenzbereiche mit ICs 
abdeckt) nach entsprechenden Transceivern im GHz-Bereich... Da findet 
man häufig (und besonders bei TI gibt's richtig viele App-Notes). Die 
nächste herausforderung wird die Antenne werden und das Layout für die 
Platine mit entsprechender Impedanzanpassung, was im GHz-Bereich nicht 
ohne ist.

Schau mal bei IEEE ob sich da dazu was finden lässt, solltest den Zugang 
über die Uni ja haben.

Bücher kenne ich ein sehr gutes:

Grundlagen der Hochfrequenztechnik von Detlefsen, Jürgen

Schau auch mal auf den Amateurfunkseiten zum Satellitenfunk vor allem 
hinsichtlich der Implementierung eines Transceiver-Systems ;)

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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http://de.wikipedia.org/wiki/CubeSat
da gibt es auch ein paar deutsche Teilnehmer, die man fragen könnte

S-Band heißt laut Wikipedia: 2,6–3,95 GHz oder simpler 2–4 GHz.
vermutlich im Amateurband 2320 - 2450 MHz ?

Welche Modulation, ich nehme an, digitale Datenübertragung?

von DaRen (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> http://de.wikipedia.org/wiki/CubeSat
> da gibt es auch ein paar deutsche Teilnehmer, die man fragen könnte
>
> S-Band heißt laut Wikipedia: 2,6–3,95 GHz oder simpler 2–4 GHz.
> vermutlich im Amateurband 2320 - 2450 MHz ?
>
> Welche Modulation, ich nehme an, digitale Datenübertragung?

Ich denke mal den Wikipedia-Eintrag hat er wohl selbst schon mit als 
erstes zu dem Thema gefunden ;)

Laut Bandplan lässt sich der Frequenzbereeich noch weiter einschränken 
auf 2,40 - 2,45 GHz. Zumindest bietet TI im GHz ein paar 
IQ-(De-)Modulatoren an und da wird sich sicherlich auch einiges an 
Lektüre finden lassen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Alexander Wolf schrieb:
> ich möchte lediglich alle Quellen, welche ich erreichen kann abfragen.

Fang doch mal an der eigenen Uni an … da gibt es Leute, die sowas schon
(mit-)gemacht haben. ;-)

von Alex W. (scipio)


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Erstmal danke für eure Antworten, Jungs.

@DaRen

Ich bin mir bewusst, dass es sich hier im eine anspruchsvolle Aufgabe 
handelt, aber damit komme ich immer noch um einiges besser klar, als 
etwa mit einer "NON-Standart Methode" Berechnungen durch zu führen.
Darüber hinaus habe ich bereits im Fachpraktikum mit HF-Komponenten 
gearbeitet, also quasi mit den Einzelteilen eines Funksystems.

Wo ich meine Arbeit schreibe, ist etwas kompliziert. Ich selbst gehöre, 
wie sollte es anders sein, zu den Elektrotechnikern. Die aufgabe stammt 
aber von den Maschienenbaueren, genauer vom Institut für Luft- und 
Raumfahrttechnik. Unser Prof. hat zugestimmt, dass ich die Arbeit dort 
schreiben kann und mir auch nen Betreuer an unserem Institut 
organisiert. Ich hab also jetzt zwei Betreuer, einen von den 
Maschienenbauern und einen von den Elektrotechnikern.

An Vorlesungen habe ich alles besucht und bestanden, was der HF-Bereich 
her gab. Abgesehen, von den beiden Vorlesungen, die sich mit LWL-Technik 
befassten, die habe ich nur gehört.

Bist du dier sicher, dass ich nicht auch das UHF-Band berücksichtigen 
sollte? Immerhin überschneidet sich das S-Band auch mit diesem? Am 
besten ist allerdings, wenn ich bei der nächsten Konsultation erstmal 
die technischen Anforderungen in erfahrung bringe und niederschreibe, 
dazu zählt natürlich auch, auf welchen Frequenzen genau, sich das Ganze 
abspielen soll.

Bei TI, kann ich ja erstmal das Angebot sichten und Datenblätter 
sammeln. Bei IEEE bin ich bereits fündig geworden, aber danke für die 
Bestätigung.
An Amateurfunkseiten habe ich mir schon mal einiges ins Leseverzeichnis 
gezogen.

@dl8dtl

Hast natürlich absolut recht und das werde ich auch noch zur genüge tun. 
Ich dachte nur, dass es keine schlechte Idee wäre, sich auch mal andern 
Orts umzusehen. Natürlich nur, wenn ich euch nicht auf die Nerven gehe.

p.s. @DaRen Woher weist du, an welcher Uni ich bin??????

von DaRen (Gast)


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Alexander Wolf schrieb:
> Bist du dier sicher, dass ich nicht auch das UHF-Band berücksichtigen
> sollte? Immerhin überschneidet sich das S-Band auch mit diesem? Am
> besten ist allerdings, wenn ich bei der nächsten Konsultation erstmal
> die technischen Anforderungen in erfahrung bringe und niederschreibe,
> dazu zählt natürlich auch, auf welchen Frequenzen genau, sich das Ganze
> abspielen soll.
>

Klar, natürlich gehört im Hinblick auf eine etwaige Nutzung der 
Amateurfunkfrequenzen lt. Bandplan auch der UHF-Bereich dazu. Ich habe 
anfangs nur pauschal angenommen, dass Du die üblichen Frequenzen im 
GHz-Bereich für Satellitenfunk nutzt, die zumeist im SHF-Bereich liegen.

Du solltest aber natürlich erstmal genau abklären für welchen 
Frequenzbereich das System entworfen werden soll, dann weißt Du's genau.


> p.s. @DaRen Woher weist du, an welcher Uni ich bin??????

Weil ich bis zu meinem Diplom und jetzt gelegentlich auch noch im 
NA-Forum unterwegs war/bin und mir der Alias doch bekannt vorkam ;) Und 
rein thematisch kommen da auch nicht so viele Lehrstühle in Frage :P

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich weiß zu dem Thema nur, was ich auf Vorträgen von Amsat-Amateuren auf 
der UKW-Tagung gehört habe. http://www.amsat.org/amsat-dl/

Die Anforderungen für Satellitenelektronik sind höher als normal:
Vibrationen beim Start, Vakuum, extreme Temperaturschwankungen und 
Strahlenbelastung, die vor allem Bitfehler in Flash und RAM bewirken 
können. Die Hard- und Software muß darauf ausgelegt sein, dass die 
Software irgendwann Amok läuft.

Die bemannte Raumfahrt, aus öffentlichen Geldern bezahlt, ist an 
publikumswirksamen Amateurprojekten interessiert, vor allem Funkkontakte 
der ISS zu Schulen, viele Astronauten haben schon deshalb 
Amateurfunklizenz.
Auch der "Suitsat" kam bis in die TV-Nachrichten. Ein Handfunkgerät in 
einen ausgedienten Raumanzug gepackt sollte ein paar Tage senden, leider 
riss die Antenne beim Aussetzen ab.

Für kommerzielle Satellitenstarts, bei denen CubeSat mitbefördert wird 
sieht das etwas anders aus. Die Kunden wollen ihr Risiko minimieren, 
deshalb darf sich kein Teil bei Vibrationen lösen, Rütteltests sind 
vorgeschrieben und relativ teuer. In der Startphase muss der CubeSat 
stromlos sein.

: Bearbeitet durch User
von R_ E. (daren)


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Ich glaube die Aufgabe der DA umfasst eher den Entwurf des Konzeptes und 
des Systems vorrangig im Hinblick auf die Funktion und weniger auf die 
Auslegung für rauhe physikalische Umgebungsbedingungen. Schön wäre es 
natürlich, wenn dann auch gleich passende ICs ausgewählt werden würden, 
die die Anforderungen an dem Weltraum-Einsatz erfüllen... einige 
Hersteller haben dafür ja auch spezielle Sparten mit geeigneten ICs...

Aber bei der ganzen Thematik würde mich mal interessieren, ob die Teile 
(Cubesats) auch sowas wie eine "Entsorgungsfunktion" wie bspw. 
kontrolliertes Verglühen o.ä. haben. Andernfalls sind die Dinger an 
ihrem Lebensende nur weiterer Weltraumschrott, von dem es schon zu viel 
gibt.

von 132 (Gast)


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René G. schrieb:
> Aber bei der ganzen Thematik würde mich mal interessieren, ob die Teile
> (Cubesats) auch sowas wie eine "Entsorgungsfunktion" wie bspw.
> kontrolliertes Verglühen o.ä. haben. Andernfalls sind die Dinger an
> ihrem Lebensende nur weiterer Weltraumschrott, von dem es schon zu viel
> gibt.

Ja die ist automatisch eingebaut. Die meisten Cubsats habe eine passive 
Bahnsteuerung also einfach einen recht starken Magneten der den Cubsat 
entlang des Erdmagnetfeldes ausrichtet. Durch das Gravitationsfeld der 
Erde werden die Cubsats immer "angezogen" und wandern immer näher an die 
Erde heran. Aufkommende Reste der Atmosphäre bremsen den Cubsat mit 
größerer Erdnähe zunehmend ab. Eine geringere Geschwindigkeit führ 
wieder zu einer erdnäheren Umlaufbahn. Das ist ein Teufelskreis. Darum 
müssen alle Satelliten/ISS in entsprechender Erdnähe regelmäßig auf 
höhrere Umlaufbahnen gehoben werden. Per Gesetz (ja Weltraumgesetze gibt 
es wirklich) müssen Cubsats nach spätestens 2 Jahren eine solch erdnahe 
Umlaufbahn erreicht haben, dass es zum Wiedereintritt kommt und dann 
ciaaaaooooo ....

von 132 (Gast)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Für kommerzielle Satellitenstarts, bei denen CubeSat mitbefördert wird
> sieht das etwas anders aus. Die Kunden wollen ihr Risiko minimieren,
> deshalb darf sich kein Teil bei Vibrationen lösen, Rütteltests sind
> vorgeschrieben und relativ teuer. In der Startphase muss der CubeSat
> stromlos sein.

Das geht schon viel früher los mit den Problemen. Vibrationen sind ein 
Problem, ohne vernünftige Auslegung kommen die Cubsats nur als Schrott 
an. Das Andere ist die Kälte speziell in Verbindung mit Akkus. Man 
braucht Akkuheizungen weil man gleich nach dem Aussetzen den größten 
Energieverbrauch zum Ausklappen der lebenswichtigen Solarzellen braucht. 
Dann braucht man space zertifizierte Komponenten in der Elektronik. 
Zertifizierte Akkus kosten gleich mal 10000€ oder mehr für eine Leistung 
vergleichbar mit einem Handyakku. Und ohne Zertifizierung wird dir kein 
Unternehmen einen Akku auf einer Rakete transportieren. Auch 
Materialwahlen sind kritisch. Stichwort Ausgasung. Nächstes Problem 
Wärme ... die bekommt man im All kaum weg. Da braucht man dann für den 
kleinsten Mikrocontroller + Spannungsregler schon ein Radiatorsystem 
oder eine aktive Kühlung. Ganz zu schweigen von verhältnismäßig 
leistungsstarken Verbrauchern wie AD-Wandler für die I/Q Digitalisierung 
und und und.

Die TU München hat sich die Zähne ausgebissen mit ihrem Cubsat genannt 
MOVE. Da hat man zwar den Großteil gekauft (Controller, Sternensensor, 
Kommunikationssystem) und trotzdem ist das Ding nun nur noch ein Haufen 
Schrott im Reset-Mode - vermutlich wegen irgendwelcher 
strahlungsbedingter Bitflips. Die haben da allerdings mit einem sehr 
starken Team jahrelang entwickelt.

von Patrick D. (oldbug) Benutzerseite


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Übrigens:

Heute um 19:11 UTC soll wieder ein Start einer Trägerrakete mit zwei 
CubeSats erfolgen.

http://funcube.org.uk/news/

Ich werde dieses Spektakel mangels Hotelaufenthalt und Ausrüstung hier 
vor Ort leider nicht verfolgen können - zumindest nicht im "Äther" :-)

von Peter II (Gast)


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132 schrieb:
> Man
> braucht Akkuheizungen weil man gleich nach dem Aussetzen den größten
> Energieverbrauch zum Ausklappen der lebenswichtigen Solarzellen braucht.

CubeSat's haben meist gar keine ausklappbaren Solarzellen.

von Patrick D. (oldbug) Benutzerseite


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von meckerziege (Gast)


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Zu deiner Aufgabe: Ich glaube ihr unterschätzt den Gesamtaufwand für 
sowas "ein wenig".
Da kommt auch viel Mechanik dazu (Vibration!), du musst auch aufpassen, 
was du überhaupt verbauen darfst, nicht alle Bauteile sind RadHard. Dazu 
kommen dann noch Vakuumtests. EMV ist auch nicht zu vernachlässigen, 
denn die Systeme auf solchen Satelliten sind enorm empfindlich!

Also mindestens diese Punkte solltest du noch im Hinterkopf haben. Es 
ist nicht so, dass man diese in nem Absatz schnell erwähnt. Nein, diese 
Punkte bestimmen dir, wie eine Lösung aussehen muss!

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Und ab heute werden von der ISS wieder Funkkontakte mit Schulstationen 
durchgeführt, ein deutscher Astronaut mit amerikanischen Rufzeichen ist 
bis November dort. (Quelle: neue CQ-DL und "Funkamateur" Juliheft)

Die auf Wikipedia genannten Cubesat-Entwickler aus Heidelberg hatten vor 
ein paar Jahren einen Vortrag in Weinheim, die hatten auch ein paar 
Cubesats als Anschauungsmaterial dabei. 
http://de.wikipedia.org/wiki/SRH_Hochschule_Heidelberg
Da ist nicht viel Platz für ausfahrbare Solarzellen und Akkus.

von Patrick D. (oldbug) Benutzerseite


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Christoph: sieh Dir mal das Video aus meinem Link an. Es gibt noch sehr 
viel größere Panels für die CubeSats :-)

von Alex W. (scipio)


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Hallo Leute,

ich habe heute mit meiner Diplomarbeit begonnen. Als erstes, steht die 
Berechnung einer Leistungsübertragungsbilanz an, was nicht sonderlich 
schwer ist. Eine Frage habe ich aber dennoch dazu.
Es geht darum, welche Art von Dämpfung sich auf das gegebene Szenario 
(was ich nachfolgnd skizieren werde) auswirkt. Abgesehen von der 
Freiraumwellen Dämpfung natürlich.

Das Szenario:

Unser Cube befindet sich in einer höhe von 600km Höhe mit einer 
Evelation von 10°. Frequen 2-4GHz (S-Band)
Ich muss mit etwa 1W Sendeleistung auskommen und die On-board-Antenne 
hat etwa 3-5dBi Gewinn.

Laut meinen Unterlagen ist die Atmosphärendämpfung bei Frequenzen unter 
10 GHz vernachlässigbar, aber ich habe auch anders lautende Angaben. Für 
Wetter bedignte Effekte habe ich ähnliches gelesen.
Wie sieht es aber beispielsweise mit der Dämpfung in der Ionosphäre aus?

: Bearbeitet durch User
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