Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Mythen und Fakten zum Arbeitsmarkt


von Realitätsverweigerer (Gast)


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Mir ist etwas aufgefallen: In allen Karriere-Medien wird ein klares Bild 
vom Arbeitnehmer gezeichnet: Studium mit top Noten in Regelstudienzeit, 
Auslandssemester, schlank, sportlich, Managertyp und ganz wichtig: 
Business-Anzug sitzt perfekt, Haar müssen kurz sein, da man ja kein 
linker Hippie sein will/darf, keine Tattoo, keine Piercings und immer ja 
sagen.

In der Praxis scheint es allerdings etwas anders auszusehen. Ich habe 
schon oft Menschen mit Kundenkontakt gesehen, die eben gerade gestylt 
waren, auffällige, große Tattoo und Piercings und trotz Sportkleidung 
weniger sportlich. Teilweise verdienen die Leute ziemlich viel, sind 
selbstständig und auch sozial erfolgreich.

Wodurch entstehen diese Unterschiede? Wer schreibt die Artikel in den 
Karrierezeitschrift und wer ist trotz sozial inadequatem Auftreten 
erfolgreich?

von Frager (Gast)


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Realitätsverweigerer schrieb:
> Wodurch entstehen diese Unterschiede? Wer schreibt die Artikel in den
> Karrierezeitschrift und wer ist trotz sozial inadequatem Auftreten
> erfolgreich?

Die Artikel in den Karrierezeitschriften sind natürlich von 
wirtschaftsnahen Lobbygruppen geschrieben, die ein 
Arbeitnehmer-Idealbild (aus Sicht der Arbeitgeber) transportieren 
möchten. Sie hoffen dadurch, den Nachwuchs von den Hochschulen gleich in 
die richtige Richtung zu lenken: schön brav angepasst (innerlich wie 
äußerlich), durchgestylt (im Lebenslauf wie modisch und 
frisurentechnisch).

Dann gibt es aber noch die sogenannte Realität, der sich manche User 
verweigern wollen. In dieser ist - zum Glück - nicht alles so wie in den 
Karrierezeitschriften dargestellt. Glaubst du denn auch Alles, was in 
der Zeitung steht oder im Fernsehen läuft?

von Taumtänzer (Gast)


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Realitätsverweigerer schrieb:
> Wodurch entstehen diese Unterschiede? Wer schreibt die Artikel in den
> Karrierezeitschrift und wer ist trotz sozial inadequatem Auftreten
> erfolgreich?

Durch Wundschenken - frag in deinem Bekanntenkreis, wer gerne 
Porsche/Ferrari/Lambo/ect. fahren will und schau dir an, was die Leute 
fahren. ;)

von Realist (Gast)


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Taumtänzer schrieb:
> Durch Wundschenken - frag in deinem Bekanntenkreis, wer gerne
> Porsche/Ferrari/Lambo/ect. fahren will und schau dir an, was die Leute
> fahren. ;)

Verstehe ich nicht. Wenn mich jemand fragt, was ich für ein Auto fahren 
will, sage ich: Golf GTI. Und zufällig fahre ich auch einen. Ferrari und 
Co. können mir gestohlen bleiben, will ich auch gar nicht, da wäre mir 
das viele Geld dann doch zu Schade für.

von Kinderparadies MC.net (Gast)


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Realitätsverweigerer schrieb:
> Mir ist etwas aufgefallen: In allen Karriere-Medien wird ein klares Bild
> vom Arbeitnehmer gezeichnet: Studium mit top Noten in Regelstudienzeit,
> Auslandssemester, schlank, sportlich, Managertyp und ganz wichtig:
> Business-Anzug sitzt perfekt, Haar müssen kurz sein, da man ja kein
> linker Hippie sein will/darf, keine Tattoo, keine Piercings und immer ja
> sagen.
Der Heiner hat wieder langeweile!

von Ich (Gast)


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Realitätsverweigerer schrieb:
> In allen Karriere-Medien wird ein klares Bild
> vom Arbeitnehmer gezeichnet: Studium mit top Noten in Regelstudienzeit,
> Auslandssemester, schlank, sportlich, Managertyp und ganz wichtig:
> Business-Anzug sitzt perfekt, Haar müssen kurz sein, da man ja kein
> linker Hippie sein will/darf, keine Tattoo, keine Piercings und immer ja
> sagen.

Wünschen darf man sich viel, das Bild muss man auch erfüllen, wenn man 
bei McKinsey etc. anfangen möchte.

Der "kleine" Rest, naja, darf auch etwas abweichen.

Taumtänzer schrieb:
> wer gerne
> Porsche/Ferrari/Lambo/ect. fahren will und schau dir an, was die Leute
> fahren. ;)

Ich will weder Porsche/Ferrari/Lambo/ect., was soll ich damit?
Leute beeindrucken, die mir am Arsch vorbei gehen?
Ich fahre einen Kleinwagen, das Ding reicht prima aus um schnell und 
einfach die 20km zur Arbeit zu düsen, den Kasten Bier in den Kofferraum 
zu packen.

Letzteres dürfte bei Porsche etc. schwierig werden.
Der Tankstellenpächter muss mich auch nicht mit einem Grinsen begrüßen.


Aber zu den Vorstellungen der Arbeitgeber von den Arbeitnehmern.
Viele haben auch eine Vorstellung von den Arbeitgebern, IG-Metall Tarif 
und besser, Einstieegsgehalt 50k€/a++, 35h/Woche, 30 Tage Urlaub, 
Gleitzeit, Prämien, kostenloser Kaffee oder Wasser, Fitness-Studio, 
großzügiges klimatisiertes eigenes Büro mir gut aussehender Sekretärin, 
...

Ja sowas gibt es, ... aber nicht für jeden.

von DrTech (Gast)


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Als Student hab ich mich um meine Ausstrahlung nie Gedanken gemacht.

Heute mit viel Kundenkontakt, Konferenzen etc. gehört es zu meiner 
Position dazu, sich angemessen zu kleiden, mir gefällts auch 
mittlerweile, mich in "feinen Zwirn" zu hüllen.

Das ist halt oft der erste Eindruck. Damals als Jung-Ing.  war ich auf 
IBN und hüllte mich dort halt auch in gewisse andere Klamotten.

Ich kann halt je nach Beruf verschiedene Rollen einnehmen, ohne 
Probleme, wie ein Chamäleon.

von Abrissbirne (Gast)


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"es ist egal wie die katze aussieht,
wichtig ist, wie sie mäuse fängt."

- altes chinesisches sprichwort

von king (Gast)


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Abrissbirne schrieb:
> "es ist egal wie die katze aussieht,
> wichtig ist, wie sie mäuse fängt."
>
> - altes chinesisches sprichwort

richtig. So ganz egal ist es nicht. Aber solang es kein Extremum ist, 
ist das Aussehen nicht so wichtig. Wenn jemand so dick ist, dass man 
Angst haben muss der Stuhl bricht unter ihm zusammen oder er kann keine 
zwei Treppen steigen ohne umzukippen, dann könnte es kritisch werden, 
weil man dann bezweifelt, ob dieser Mitarbeiter dauerhaft Mäuse fangen 
kann, im übertragenen Sinne. Oder aber wenn jemand so dürr ist, dass man 
meinen könnte, er habe Krebs im Endstadium und sei kurz vorm Tode. Sonst 
dazwischen ist es halt Geschmacksache, aber meist kein Problem, solang 
man gepflegt (was nicht top gestylt heißen muss) ist.

von Oliver S. (oliverso)


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Realitätsverweigerer schrieb:
> Karriere-Medien

Je nun, die Typen in Karriere-Medien haben mit der realen Welt so viel 
zu tun wie die Models in Modezeitschriften. So what...

Oliver

von Ich (Gast)


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Bei wem im Büro, Prüffeld etc. laufen nur Modells rum?

von observer (Gast)


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Oliver S. schrieb:
> Realitätsverweigerer schrieb:
>> Karriere-Medien
>
> Je nun, die Typen in Karriere-Medien haben mit der realen Welt so viel
> zu tun wie die Models in Modezeitschriften. So what...



Kinderparadies MC.net schrieb:
> Der Heiner hat wieder Langeweile!

Und dessen massiv verzerrte Realitätswahrnehmung sollte mittlerweile
im Forum hinlänglich bekannt sein. So what?   ;-)

von DrTech (Gast)


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Ich schrieb:
> Bei wem im Büro, Prüffeld etc. laufen nur Modells rum?

Bei mir bis jetzt;  Prüffeld, Büro fast nur männliche Spezies und auch 
keine männlichen Models, falls Du das meinst.

Ab und zu vielleicht noch ne hübsche Sekretärin.

Aber das ist mir jetzt alles egal, jetzt ist Mittwoch Nachmittag, und 
ich geh jetzt mal gemütlich ins Kaffeehaus, einen kleinen Braunen 
trinken.

Und wenn ich Mädls brauche, gehe ich nicht aufs Prüffeld oder ins Büro.

That's it.

von Antimedial (Gast)


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Manche Menschen glauben doch tatsächlich, sie würden keinen Job wegen 
Aussehen oder Kleidung bekommen. Oder weil ihr Lebenslauf nicht 100%ig 
linear ist. Der Grund für ihren Misserfolg ist dann aber eher die 
Naivität.

von king (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Oder weil ihr Lebenslauf nicht 100%ig
> linear ist. Der Grund für ihren

manche bezeichnen halt schon einen extrem verbogenen Lebenslauf als 
"nicht ganz 100% linear". Ich kenne so einen Fall, der würde sicher auch 
mit Handkuss von diversen Magazinen im öffentlichen TV genommen werden 
als Beispiel, wie schwer Fachkräfte einen Job finden.
Er ist Dipl.-Ing(FH) mit einem Notenschnitt von etwas besser als 2,0, 
aber ich meine nicht besser als 1,5, dennoch ziemlich gut. Er hat an 
meiner Hochschule studiert. In der Theorie ein sehr fähiger Mann, aber 
wenn es um Praxis geht eine Katastrophe. Das Praxissemester musste er 
wiederholen, weil er bei der ersten Praxisstelle rausgeflogen ist, weil 
er überall aneckte und alles auf seine Weise machen wollte und einfach 
sich nicht mit Kollegen abstimmen konnte. Bei der zweiten Praxisstelle 
war es nicht viel besser, da hat man ihn halt irgendwie durch kommen 
lassen bzw. mitgeschleift. Seine Diplomarbeit wollte er mit einem 
Unternehmen zusammen schreiben, aber da warf man ihn wieder aus den 
selben Gründen bald wieder raus, er schrieb sie dann an der Hochschule. 
Nach dem Abschluß fand er zwar schnell einen Job, aber flog in der 
Probezeit. Dann fand er bald wieder einen, dort gab man ihm zumindest 
die ganzen 6 Monate der Probezeit eine Chance weil man dachte er bessert 
sich noch, tat er aber nicht und er flog wieder. Er fand wieder einen 
Job und eben das gleiche Spiel. Mittlerweile ist er als selbständiger 
Gebrauchtwagenhändler tätig, so ein typischer "Kiesplatzhändler".

Rein vom äußeren Anschein her könnte man mit ihm zeigen, wie schlimm es 
aussieht. 1,x Absolvent mit kurzer Studiendauer, in einem gefragten 
Fach, der nichts findet.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Haar müssen kurz sein, da man ja kein linker Hippie sein will/darf

Optimal ist natürlich eine Glatze !

von Antimedial (Gast)


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king schrieb:
> Rein vom äußeren Anschein her könnte man mit ihm zeigen, wie schlimm es
> aussieht. 1,x Absolvent mit kurzer Studiendauer, in einem gefragten
> Fach, der nichts findet.

Eben. Genau in diesem Stil sind ja die meisten Berichte verfasst. Die 
Hintergründe werden nie beleuchtet. Ich erinnere mich an einen 
Ingenieur, der irgendwo bei einer kleinen Firma Geschäftsführer oder 
ähnliches war, die pleite ging und er dann keinen Job mehr bekommen hat. 
Es kann aber gut sein, dass derjenige die Firma an die Wand gefahren hat 
und jetzt viel zu hohe Gehaltsvorstellungen hat.

Übrigens: Ein merkwürdiger Lebenslauf entsteht nicht zufällig, sondern 
ist eine Folge eines bestimmten Charakters. So viele Firmenpleiten gibt 
es nicht, dass man rein zufällig mehr als zwei Mal innerhalb weniger 
Jahre von einer solchen voll betroffen sein kann. Schließlich passiert 
das auch fast nie von heute auf morgen. Und es bedeutet ja nicht 
unbedingt, dass der Charakter schlecht ist. Es gibt solche und solche, 
manche bekommen aber auch problemlos wieder einen Job - und manche ab 
einem gewissen Punkt eben nicht. Das kommt auch darauf an, wie man 
seinen Lebenslauf vertritt.

von Logger (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Das kommt auch darauf an, wie man
> seinen Lebenslauf vertritt.

Wenn man dir Gelegenheit dazu gibt. Oft schafft man nicht mal
die erste Hürde.

Antimedial schrieb:
> viel zu hohe Gehaltsvorstellungen hat.

Kann sein, muss aber nicht. Oft eilt einem ein schlechter Ruf voraus,
egal ob ein Verschulden vorlag oder nicht. Wenn ein Ruf erst mal hin
ist, kann man auch gleich in Rente gehen. Mit den Arbeitszeugnissen
gibt man jeden potenziellen Arbeitgeber explosiven Zündstoff, egal
wie wohlwollend es geschrieben ist. Da braucht man sich dann nicht
wundern.

von Antimedial (Gast)


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Logger schrieb:
> Wenn man dir Gelegenheit dazu gibt. Oft schafft man nicht mal
> die erste Hürde.

Die erste Hürde ist das Abschicken der Bewerbung. Wenn man die nicht 
nimmt, hat man natürlich keine Chance.

Logger schrieb:
> Kann sein, muss aber nicht. Oft eilt einem ein schlechter Ruf voraus,
> egal ob ein Verschulden vorlag oder nicht.

Das liegt aber dran, dass in >99% der Fälle ein Verschulden vorliegt.

von king (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Eben. Genau in diesem Stil sind ja die meisten Berichte verfasst. Die
> Hintergründe werden nie beleuchtet. Ich erinnere mich an einen
> Ingenieur, der irgendwo bei einer kleinen Firma Geschäftsführer oder
> ähnliches war, die pleite ging und er dann keinen Job mehr bekommen hat.
> Es kann aber gut sein, dass derjenige die Firma an die Wand gefahren hat
> und jetzt viel zu hohe Gehaltsvorstellungen hat.

ja das ist gut möglich. Zumal jemand der jahrelang Geschäftsführer war, 
in vielen Fällen raus ist aus der klassischen Ingenieursarbeit. Daher 
wird es wohl eher nichts mehr mit einem gewöhnlichen Ingenieurjob und 
"Geschäftsführer" wiederum wollen viele werden und sowas wird man oft 
nur mit entsprechenden Kontakten bzw. Empfehlungen. Es ist ja auch klar, 
man überlässt die Geschäftsführung nicht irgendwem, der sich mal über 
ein Onlineportal beworben hat, sondern da möchte man noch viel mehr als 
beim gewöhnlichen Angestellten sehr gute Referenzen sehen. Wer gibt 
schon die Zukunft einer ganzen Firma in die Hand von jemanden, der nicht 
nachweislich sehr gut ist im führen von Firmen. Ein Fehlgriff in der 
Entwicklungsabteilung kann man viel eher verkraften, auch wenn das nicht 
so toll ist. Dann müssen ggf. die anderen Entwickler temporär mehr 
Überstunden machen oder man holt jemanden vom Dienstleister. Trifft der 
Geschäftsführer aber öfter falsche Entscheidungen oder ist gar 
kriminell, kann das die gesamte Firma gefährden.

von Marx W. (Gast)


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Dipl Ing ( FH ) schrieb:
>> Haar müssen kurz sein, da man ja kein linker Hippie sein will/darf
>
> Optimal ist natürlich eine Glatze !

Plus Runen-Taatoo auf derselbigen!

von Marx W. (Gast)


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king schrieb:
> ja das ist gut möglich. Zumal jemand der jahrelang Geschäftsführer war,
> in vielen Fällen raus ............... Es ist ja auch klar,
> man überlässt die Geschäftsführung nicht irgendwem, der sich mal über
> ein Onlineportal beworben hat, sondern da möchte man noch viel mehr als
> beim gewöhnlichen Angestellten sehr gute Referenzen sehen.
Wer prüft die Referenzen?
Wer prüft die, die die Referenzen geben?

> Wer gibt
> schon die Zukunft einer ganzen Firma in die Hand von jemanden, der nicht
> nachweislich sehr gut ist im führen von Firmen.
Oh Gott! Was glaubste was in D-land an GF alles rumrennt
Von Firma A zu Firma B. nie länger als 2 Jahre in einem Laden.
Oder die Firma so ausräumen, das am Ende nur mehr der Gang zum 
Amtsgericht bleibt.
> Ein Fehlgriff in der
> Entwicklungsabteilung kann man viel eher verkraften, auch wenn das nicht
> so toll ist.

Aber nur temporär. Wer nicht mit der Zeit geht, verschwindet mit der 
Zeit!

> Dann müssen ggf. die anderen Entwickler temporär mehr
> Überstunden machen oder man holt jemanden vom Dienstleister.
SoSo, vom Dienstleister!
Wie wär`s mit einem Schamanen?
> Trifft der
> Geschäftsführer aber öfter falsche Entscheidungen oder ist gar
> kriminell, kann das die gesamte Firma gefährden.
Ja, aber da der Wettbewerb ned so "mörderisch" ist wie manche denken, 
können solche GF ihr Unwesen über Jahre treiben.

von Helge (Gast)


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>Übrigens: Ein merkwürdiger Lebenslauf entsteht nicht zufällig, sondern
>ist eine Folge eines bestimmten Charakters. So viele Firmenpleiten gibt
>es nicht, dass man rein zufällig mehr als zwei Mal innerhalb weniger

Da liegst Du ziemlich falsch: Das Verhältnis von Erfolg zu Pleite bei 
Firmengründung liegt so ca. bei 1:10. Das heißt also 10 mal scheitern 
und einmal Erfolg. Das ist auch der Grund, warum so viele Studenten eine 
Neugründung scheuen und sich lieber in's warme Nest der Großkonzerne 
setzen und dort dann "borgisiert" werden.

von Antimedial (Gast)


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Helge schrieb:
> Da liegst Du ziemlich falsch: Das Verhältnis von Erfolg zu Pleite bei
> Firmengründung liegt so ca. bei 1:10. Das heißt also 10 mal scheitern
> und einmal Erfolg.

Soweit richtig. Es geht hier aber nicht um Neugründungen, sondern um 
etablierte Unternehmen. Da gehen nur sehr wenige pleite. Und wenn doch 
kündigt sich das über Monate, wenn nicht Jahre an (siehe Praktiker, 
Schlecker, Manroland). Man kann also rechtzeitig reagieren.

von selber_schuld (Gast)


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Helge schrieb:
> Da liegst Du ziemlich falsch: Das Verhältnis von Erfolg zu Pleite bei
> Firmengründung liegt so ca. bei 1:10. Das heißt also 10 mal scheitern
> und einmal Erfolg. Das ist auch der Grund, warum so viele Studenten eine
> Neugründung scheuen und sich lieber in's warme Nest der

hast du dazu eine Quelle?  in der Gastronomie sind solche Quoten 
durchaus üblich, aber das ist mit eines der schlechtesten Branchen. 
Sonst ist es wie mein Vorposter sagte. Es ging ja hier, dass jemand als 
Geschäftsführer einen Laden gegen die Wand gefahren hat und kaum noch 
jemand so einem eine Firma anvertraut. Wenn er gleichzeitig aber als 
Ingenieur längst aus der normalen Ingenieurstätigkeit raus ist, wird er 
auch da nix mehr finden.

von Ich (Gast)


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Helge schrieb:
> Das ist auch der Grund, warum so viele Studenten eine
> Neugründung scheuen und sich lieber in's warme Nest der Großkonzerne
> setzen und dort dann "borgisiert" werden.

Als Student hast Du meist keine Ahnung, was dich da draußen erwartet.
Das 10 Leute scheitern und nur einer erfolgreich ist - da würde ich 
gerne mal eine halbwegs vernünftige Statistik sehen.

Wer macht sich selbstständig?

1 - Studenten, die keinen Job finden?
2 - Arbeitslose, denen Hartz IV droht?
3 - Berufserfahrene, die die Schnauze von ihrem derzeitigen Job haben 
oder denen die Kündigung droht, weil die Firma dicht macht und sagen, 
ich kann auch auf eigene Rechnung, selbst und ständig arbeite, ich habe 
das Wissen, die Kontakte und etwas Rücklagen, um 1 Jahr ohne Einnahmen 
zu überleben, ohne betteln zu müssen.

Wer wird höchst wahrscheinlich scheitern?

von E25 (Gast)


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Ich schrieb:

> Wer wird höchst wahrscheinlich scheitern?
Kommt auch auf die branche an und was man vor hat. Von den 3 genannten 
Gruppen würde ich deshalb keine als besonders risikobehaftet bewerten, 
das hängt von so vielen Faktoren ab.

von Ich (Gast)


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Ich würde die Gruppe als risikobehaftet einschätzen, die aus der 
derzeitigen Situation raus MUSS.

Die Berufserfahrenen, mit guten Kontakten, jahrelanger Berufserfahrung, 
die auch recht schnell was neues finden würden als relativ risikoarm an.

Was nicht heißen soll, das der Arbeitslose, kurz vor Hartz IV scheitern 
muss.
Oder das die Studenten nichts auf die Reihe kriegen.

von selber_schuld (Gast)


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Ich schrieb:
> Ich würde die Gruppe als risikobehaftet einschätzen, die aus der
> derzeitigen Situation raus MUSS.

richtig. Ein Absolvent hat kein Know How im führen eines Betriebes und 
meist kein Kapital dafür. Ein Permanent Hartzer meist auch nicht und 
jemand der schon mangelnde Fähigkeiten und Kontakte hat, aus einem Job 
heraus wo er die Schnauze voll hat, sich was anderes zu suchen, wird 
wohl erst recht nicht so fit sein um die nötigen Kontakte die man als 
Unternehmer noch viel stärker braucht, aufbauen zu können.

Wenn Selbständigkeit, sollte man sich damit gut vorher befassen und mit 
was anfangen wo man wenig Kapital braucht und sich gut auskennt, z.B. 
man startet als Freelancer. Dafür braucht man natürlich die nötigen 
Fähigkeiten und Kontakte. Wer das schon als Angestellter kaum hin 
bekommen hat, der wird es als Selbständiger erst recht nicht packen.

Die höchsten QUoten des Scheiterns bei Selbständigen gibt es eher in den 
Bereichen wo man wenig Qualifikation braucht: Gastronomie (die meisten 
überleben das erste Jahr nicht), Kurierfahrer/Taxigewerbe (Ausbeuter 
Verträge ... ) und Mucki Buden (viel Konkurrenz, schwere Skalierbarkeit 
der Räume und Geräte, Preiskampf, hohe Anschaffungskosten, viele 
"Pumper" die meinen sowas kann man mal so eben selbst aufziehen)

von Logger (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Das liegt aber dran, dass in >99% der Fälle ein Verschulden vorliegt.

Das glaubst auch nur du. Oft sind die administrativen Leute
von den Firmen die treibende Kraft um Projekte oder Arbeitsergebnisse
gegen die Wand zu fahren, weil deren Anspruchsdenken mittlerweile
keine Grenzen mehr kennt. Habe ich mehr als einmal erlebt. Besser
wussten die ja alles, aber wenn es ums Können geht, sieht das meist
ganz anders aus. Und das wird immer schlimmer, wie so div. Aussagen
in Wirtschaftsberichten, wie z.B. über den Fachkräftemangel, bestätigt
haben.

von Antimedial (Gast)


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Logger schrieb:
> Das glaubst auch nur du. Oft sind die administrativen Leute
> von den Firmen die treibende Kraft um Projekte oder Arbeitsergebnisse
> gegen die Wand zu fahren, weil deren Anspruchsdenken mittlerweile
> keine Grenzen mehr kennt. Habe ich mehr als einmal erlebt.

Dann ist dein Verschulden eben, dass du nicht rechtzeitig reagiert hast. 
Vor allem im Wiederholungsfall ist es einfach nur Dummheit. Und wie 
gesagt - so oft gehen Unternehmen nicht pleite, dass man mehr als einmal 
betroffen sein müsste.

von selber_schuld (Gast)


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Logger ist doch Michael S., das erkennt man 100 m gegen den Wind. Bei 
ihm sind immer die anderen und das böse System schuld. Außerdem wartet 
er zuhause gemütlich immer noch darauf, dass andere für ihn die 
Revolution übernehmen.

von Marx W. (Gast)


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selber_schuld schrieb:
> Logger ist doch Michael S., das erkennt man 100 m gegen den Wind. Bei
> ihm sind immer die anderen und das böse System schuld. Außerdem wartet
> er zuhause gemütlich immer noch darauf, dass andere für ihn die
> Revolution übernehmen.

Seit wann weht ein Wind durch ein Onlineforum?
Seltsame Welt.

von Ich (Gast)


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Pleite gehen kann auch ein Unternehmen mit erstklassigen Produkten, weil 
ein Unternehmen, nicht oder einfach zu spät zahlt.

Ein Typ von Siemens meinte mal - Siemens zahl immer, aber nicht immer 
pünktlich. Dadurch habe ich 2 Insolvenzen mitgemacht.
Die Faust war schon geballt, zugeschlagen habe ich (leider) nicht.

Einige Unternehmen laufen staatlichen Auftraggebern ewig hinterher.

Es gibt viele Möglichkeiten Pleite zu gehen!

Tipps:

Mache nie Verträge mit Siemens oder anderen Großkonzernen, die lassen 
sich oft sehr sehr sehr Zeit mit der Bezahlung.
Finger weg von staatlichen Einrichtungen, Bundeswehr etc.

Idealerweise hat der größte Einzelkunde nicht mehr als 5% vom 
Gesamtumsatz (Fa. Harting GmbH&Co. KG), die zeigen selbst Siemens den 
Stinkefinger.

von selber_schuld (Gast)


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Ich schrieb:
> Pleite gehen kann auch ein Unternehmen mit erstklassigen Produkten, weil
> ein Unternehmen, nicht oder einfach zu spät zahlt.
>
> Ein Typ von Siemens meinte mal - Siemens zahl immer, aber nicht immer
> pünktlich. Dadurch habe ich 2 Insolvenzen mitgemacht.
> Die Faust war schon geballt, zugeschlagen habe ich (leider) nicht.

richtig, aber ein guter Unternehmer plant seine Finanzen so, dass ihn 
sowas nicht gleich umhaut und wie du richtig gesagt hast, er setzt nicht 
nur auf einen bzw. einige wenige Großkunden. Das sind Dinge, die man vor 
der Selbständigkeit gelernt haben sollte.

Ebenso Umgang mit der Steuer. Mancher legt dafür nix zurück. Anfangs 
will das Finanzamt nur wenig Steuern, läuft der Laden aber, will das 
Finanzamt rückwirkend mehr haben. Die Steuer wird ja bei selbständigen 
nicht einfach so wie beim Angestellten monatlich abgeführt, da muss man 
selbst Vorsorge für betreiben. Wer das nicht kann, wird eben scheitern.

von Logger (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Dann ist dein Verschulden eben, dass du nicht rechtzeitig reagiert hast.

Und wie soll die Reaktion darauf aussehen? Viele Alternativen hat man
ja nicht und wenn vernünftige Argumente nichts bringen, was dann?
Kündigen? Dann muss aber ein neuer Job schon bereit stehen und das ist
leider Wunschdenken.

von Antimedial (Gast)


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Logger schrieb:
> iele Alternativen hat man
> ja nicht

Natürlich hat man die.

Logger schrieb:
> Kündigen? Dann muss aber ein neuer Job schon bereit stehen und das ist
> leider Wunschdenken.

Nö, das ist kein Wunschdenken, sondern Realität.

von selber_schuld (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Logger schrieb:
>> Kündigen? Dann muss aber ein neuer Job schon bereit stehen und das ist
>> leider Wunschdenken.
>
> Nö, das ist kein Wunschdenken, sondern Realität.

richtig. Wer als Angestellter schon Probleme hat, während einer üblichen 
Kündigungsfrist einen neuen Job an Land zu ziehen, wird als Unternehmer 
erst recht scheitern. Arbeitslosengeld und Kündigungsschutz hat ein 
Unternehmer nämlich nicht. Dinge wie Abfindungen, Sozialplan, 
Betriebsrat erst recht nicht.

von Logger (Gast)


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selber_schuld schrieb:
> Arbeitslosengeld ... hat ein Unternehmer nämlich nicht.

Klar hat er, nennt sich Hartz 4 und kann auch bei Auftragsmangel
genutzt werden. Der bürokratische Aufwand ist aber enorm. Verhungern
muss man als Unternehmer aber nicht.

von selber_schuld (Gast)


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Logger schrieb:
> Klar hat er, nennt sich Hartz 4 und kann auch bei Auftragsmangel
> genutzt werden. Der bürokratische Aufwand ist aber enorm. Verhungern
> muss man als Unternehmer aber nicht.

die soziale Absicherung ist aber erheblich schlechter als Unternehmer. 
Was ich damit sagen wollte: Die Angestellten die schon über 
Bedingungsfeindlichkeiten jammern und es schwer finden bei Bedarf einen 
neuen Job zu finden, werden als Unternehmer erst recht scheitern.

von Ich (Gast)


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selber_schuld schrieb:
> Das sind Dinge, die man vor
> der Selbständigkeit gelernt haben sollte.

RICHTIG!

Nur Harting hat 95% andere Kunden, wenn der größte Kunde, was ich nicht 
glaube, Tschüss sagt.

Viele sind von 2-3 Kunden, wenn nicht weniger abhängig!

Wen Du von der Bundeswehr, die kann nicht Pleite gehen, einen Auftrag 
bekommst, was machst Du als kleiner Selbstständiger oder 
mittelständisches Unternehmen?
Ein Auftrag, der ein Großteil deiner Kapazität beansprucht?

Och Nö, sagen oder eher ja super!

Wenn die Zahlungstermine aber so 6-12 Monate überzogen werden, wie geht 
es Dir dann?
Die sind nicht pleite, die zahlen halt nicht pünktlich.
Klagen? Insolvenzverschleppung einklagen?

Und da spielt es keine Rolle, ob man Anzug und Krawatte anzieht, keine 
Tattoos hat, oder was auch immer, um den Bezug zum Eingangsbeitrag nicht 
zu verlieren.

Logger schrieb:
> Verhungern muss man als Unternehmer aber nicht.

Dafür gibt es die Tafeln, gut bestückt, in inzwischen allen größere 
Orten.
Nur mit "Guten Tag, ich habe Hunger, ich bin Unternehmer mit 5 
Angestellten, die Kunden zahlen nicht!2 hört man nur, Guten Appetit - 
setzten Sie sich doch zu Hern Meier, der ist auch Unternehmer mit 
Hunger.

von Logger (Gast)


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Ich schrieb:
> Die sind nicht pleite, die zahlen halt nicht pünktlich.

Dafür nutzt man ja auch Zahlungsziele und wenn der Kunde nicht spurt,
lernt er das Mahnverfahren kennen. Beim nächsten Auftrag kann man
dann andere Konditionen verlangen, denn als Auftragnehmer gibt man
die eigene AGB vor. Zahlungsanreize wie Skonto sollte da auch
jeder kennen.

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