Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kaltgeräte vs. Eurokabel


von A. S. (rava)


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hi,

ich plane (zur Eigenverwendung) ein NIMH-Ladegerät

230V -> (Trenn-)Trafo -> 9V -> Laderegler -> 1.2V

Das Gehäuse habe ich aus Kunststoff vorgesehen.
Logischerweise liegen aber einige leitende Metallteile blank an der 
Gehäuseaußenseite.


Spricht irgendetwas dagegen, eine Kaltgerätebuchse zu verbauen und den 
Schutzleiter einfach nicht anzuschließen?
Industriell hergestellte Geräte kommen meist ebenfalls im Plastikgehäuse 
und dann mit Eurostecker. Das Äquivalent dazu wäre das Eurokabel (mit 
der 8-förmigen Buchse). Ich sehe aber nicht, was das für einen Vorteil 
gegenüber der Variante mit der Kaltgerätebuchse hätte (und da hätte ich 
noch eine auf Lager).


Ich seh schon, das lädt zum Trollen ein. Ist aber eigentlich ernst 
gemeint ;)

von Harald W. (wilhelms)


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A. S. schrieb:

> Spricht irgendetwas dagegen, eine Kaltgerätebuchse zu verbauen und den
> Schutzleiter einfach nicht anzuschließen?

Ja.

von Helge A. (besupreme)


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Ich vermute, du sprichst von einem Kaltgeräteeinbaustecker (die mit den 
Pins)?

Kann man machen, ist halt nur klobiger als der 2-polige kleine. Achte 
auf die einzuhaltende Schutzklasse.

von Konturstecker (Gast)


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Harald, angenommen er hat das Ladegerät nach SK II gebaut (auch mit 
aussen liegenden Metallteilen ist das möglich), was ist Deine 
Begründung?

von A. S. (rava)


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Konturstecker schrieb:
> Harald, angenommen er hat das Ladegerät nach SK II gebaut (auch mit
> aussen liegenden Metallteilen ist das möglich), was ist Deine
> Begründung?

Ich tippe mal auf "nicht ordentlich gelesen" oder "Diagonale im 
bullshit-bingo voll". Ich hab schon echt viele buzzwords platziert, die 
so Typen auf den Plan rufen können. Davon hat das Forum hier ja 
bekanntlich ein paar.

Die doppelte Isolierung aus Schutzklasse 2 sollte machbar sein. Abstände 
auf der Platine kriege ich auch hin.
Noch etwas anderes, das ich beachten muss?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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A. S. schrieb:

> Ich hab schon echt viele buzzwords platziert, die so Typen auf den Plan
> rufen können. Davon hat das Forum hier ja bekanntlich ein paar.

Erst provozieren, und dann über die herziehen, die dir antworten?

Das nennt man trollen.

> Die doppelte Isolierung aus Schutzklasse 2 sollte machbar sein. Abstände
> auf der Platine kriege ich auch hin.

Vielleicht hättest du genau diese Information mal in dein
Eingangsposting schreiben sollen.

Allerdings bliebe schon die Frage, warum du ein Schutzklasse-2-Gerät
mit einer Buchse versehen willst, die ein Kabel erfordert, das man
gewöhnlich für Schutzklasse 1 benutzt.  Gut, OK, dass du sie noch auf
Lager hast.

Um Wikipedia zu zitieren:

„Wird ein Kabel mit Schutzleiter verwendet, darf dieser nicht an das 
Gehäuse angeschlossen werden und muss wie ein aktiver Leiter behandelt 
werden.“

Das impliziert, dass es durchaus zulässig ist, was du vorhast.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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p.s.: Interessant auf der Diskussionsseite des Wikipedia-Artikels:

„Nur in den wenigsten Fällen dürfen Schutzklasse-II-Geräte einen 
Schutzkontaktstecker haben, siehe EN 61140: "7.3.2.2 Betriebsmittel der 
Schutzklasse II dürfen mit Einrichtungen für Verbindungen mit Erde nur 
aus funktionellen Gründen (im Unterschied zum Schutz) versehen werden, 
wenn die Notwendigkeit in den entsprechenden IEC-Normen enthalten ist. 
Solche Einrichtungen müssen von aktiven Teilen mit doppelter oder 
verstärkter Isolierung isoliert werden."“

Das impliziert allerdings, dass du das so nicht bauen darfst.

von A. S. (rava)


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danke für deine Antwort, das waren etwas mehr als 3 Buchstaben ;)
und das hilft auch.

aber "Ja." heißt so viel wie "Ich bin schlauer als du und das bleibt 
so."
Das ist KEINE Antwort.

Jörg Wunsch schrieb:
> Vielleicht hättest du genau diese Information mal in dein
> Eingangsposting schreiben sollen.

das wusste ich bis dahin noch nicht. Aber jetzt bin ich dank der 
(anderen) Antworten schlauer. Mit den richtigen google Suchwörtern komme 
ich weiter.

Jörg Wunsch schrieb:
> Das impliziert, dass es durchaus zulässig ist, was du vorhast.

Jörg Wunsch schrieb:
> Das impliziert allerdings, dass du das so nicht bauen darfst.

Interessant...
Zum Glück möchte ich das - wie bereits geschrieben - nicht verkaufen.
Aber unnötige Gefahren oder grobe Missverständnisse würde ich schon 
gerne ausschließen.
Im Moment scheint es vertretbar.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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A. S. schrieb:
> Im Moment scheint es vertretbar.

Wobei: wenn du schon sowieso eine Kaltgerätebuchse verbauen willst,
warum dann nicht gleich Schutzklasse 1 draus machen?  Das ist doch
in der Regel einfacher realisiert als die Einhaltung der Anforderungen
für Klasse 2.

von A. S. (rava)


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ohja stimmt, das ginge auch.
Ich bin beim ersten Lesen in der Firma davon ausgegangen, dass für SK I 
ein metallisches Gehäuse nötig ist. Das ist also nicht so.




ich denke der richtige Tipp für alle, die ein ähnliches Problem haben, 
ist, sich die drei Schutzklassen zu Gemüte zu führen
http://www.ncps.de/NetCare_Trier/Lexikon/Schutzklassen/index.htm
und Leiterbahnabstände.

Dann macht es Sinn, viele viele Geräte aufzuschrauben und anzusehen.


Ich habe eben ein Baumarktladegerät offen gehabt.
Ist angeblich SK II, aber die Platine selbst ist nicht wirklich 
isoliert. Die Pads mit Netzspannung liegen komplett frei im 
Gehäuseinneren.
Gut, dass ich hier gefragt habe. Ich muss gestehen, das habe erst 
bereut...

Heute ist es zu spät, aber es wird für mich nicht bei einem Beispiel 
bleiben, bevor ich mich an den Eigenbau wage.

Danke an alle...

von Konturstecker (Gast)


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A. S. schrieb:
> Ist angeblich SK II, aber die Platine selbst ist nicht wirklich
> isoliert. Die Pads mit Netzspannung liegen komplett frei im
> Gehäuseinneren.

Da muß nichts dagegensprechen, mach dich über das SK II Prinzip / die 
Anforderungen schlauer.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Konturstecker schrieb:
> mach dich über das SK II Prinzip / die Anforderungen schlauer.

Ein Hinweis, wo bzw. wie man sich darüber „schlauer“ machen kann,
wäre allerdings sehr hilfreich — da du ja offenbar etwas mehr darüber
weißt als die meisten anderen.

von Tom (Gast)


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Um die Verwirrung zu erweitern: Es gibt im Handel SK2-Geräte, die einen 
Kaltgeräteeinbaustecker ohne PE-Pin haben, mitgeliefert wird ein 
"Kaltgerätekabel" ohne PE und mit Konturenstecker, ein normales 
Kaltgerätekabel¹ ist aber trotzdem kompatibel.

Jörg Wunsch schrieb:
> Einrichtungen für Verbindungen mit Erde
Was ist so eine "Einrichtung" genau? Ein Kaltgerätekabel (s.o. bei ¹ )? 
Oder ein Kaltgeräteeinbaustecker mit PE, der nicht angeschlossen ist? 
Oder sowas wie die Erdklemme am SK2-Plattenspieler mit Metallgehäuse?

von STK500-Besitzer (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Ein Hinweis, wo bzw. wie man sich darüber „schlauer“ machen kann,
> wäre allerdings sehr hilfreich — da du ja offenbar etwas mehr darüber
> weißt als die meisten anderen.

Ich meine, sowas in meinem Tabellenbuch für Elektroniker gelesen zu 
haben.

von Konturstecker (Gast)


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In EN 60335-1: 2012 (Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch 
und ähnliche Zwecke) findet man auf Seite 119 in Bild 11 ein gutes 
Beispiel.

Ein Gehäuse mit berührbarem nicht geerdeten Metallteil, mit berührbarem 
geerdeten Metallteil und nicht berührbarem nicht geerdeten Metallteil 
wird allgemeingültig dargestellt.

Es stellt die Isolierungsart (Basisisolierung, Funktionsisolierung, 
zusätzliche Isolierung, verstärkte Isolierung) mit den dazugehörigen 
Luftstrecken dar.


In der von dir angeführten Norm EN 61140: 2002 +A1 2006 ist in Kap. 7.3 
die Def. von SK II Betriebsmitel zu finden (im Rest der Norm die 
Anforderungen):

Betriebsmittel mit
- Basisisolierung als Vorkehrung für den Basisschutz und
- zusätzlicher Isolierung als Vorkehrung für den Fehlerschutz
oder bei denen
- der Basis- und Fehlerschutz durch verstärkte Isolierung bewirkt 
werden.

von Ralph B. (rberres)


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Konturstecker schrieb:
> In EN 60335-1: 2012 (Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch
> und ähnliche Zwecke) findet man auf Seite 119 in Bild 11 ein gutes
> Beispiel.

Das finde ich nett, das du uns den Inhalt dieser Norm mitteilst, obwohl 
das schon wegen des Urheberschutzes am Rande der Legalität ist.

Leider ist es aber nun mal so, das die Mehrzahl der hier anwesenden 
Leser, weder wissen, in welcher Norm das steht, noch wissen, was in der 
Norm überhaupt drin steht.

Ganz einfach deswegen, weil die meisten keinen Zugang zu diese Normen 
haben.

Teilweise hat man als Elektrofachkraft in der Lehre zwar ganz grob 
vermittelt bekommen , was Sache ist, doch Normen ändern sich nun mal mit 
der Zeit, so das nur noch die Forenteilnehmer auf dem letzten Stand sein 
können, die beruflich Zugang zu den ( vom Arbeitgeber zur Verfügung 
gestellten und teuer bezahlten ) Normen hat.

So das war jetzt ein langer Satz.

Für die kompletten Din und VDE Normen ( die ja in EN-Normen übergehen ) 
kann man locker 20000 Euro/Jahr ausgeben. Ob das für einen Hobbyist 
vertretbar ist?

Ralph Berres

von MaWin (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Das finde ich nett, das du uns den Inhalt dieser Norm mitteilst, obwohl
> das schon wegen des Urheberschutzes am Rande der Legalität ist.

Schwachsinn^3.

"Erzähl mal vom neuen Film den du gestern im Kino gesehen hast". "Du, 
darf ich nicht, Urheberschutz".

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ralph Berres schrieb:

> Das finde ich nett, das du uns den Inhalt dieser Norm mitteilst, obwohl
> das schon wegen des Urheberschutzes am Rande der Legalität ist.

Nein, ist es nicht.

Was ebenfalls noch OK wäre ist, wenn er die beschriebene Zeichnung
als eigene Bleistiftskizze hier wiedergibt, denn das ist dann ganz
eindeutig sein Werk.  Urheberrecht gilt immer für die Darstellung,
nicht für den Inhalt.

von Harald W. (wilhelms)


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Konturstecker schrieb:

> Harald, angenommen er hat das Ladegerät nach SK II gebaut (auch mit
> aussen liegenden Metallteilen ist das möglich), was ist Deine
> Begründung?

Nun, ich kenne nicht alle derzeit gültigen Normen, da es ziemlich
viel Geld kostet, da immer auf den neuesten Stand zu sein. Ich
halte es aber für sinnvoll, wenn man schon mal den SL im Gerät
hat, diesen auch zu benutzen. Ich würde dort z.B. falls möglich,
das Trafoblechpaket  und auch aussenliegende Schalterknebel aus
Metall anschliessen. Ob es Sinn macht, die sekundärseitige Masse
mit dem SL zu verbinden, müsste man noch mal getrennt überlegen.
Bei einem Ladegerät halte ich das schon für sinnvoll.
Gruss
Harald

von Konturstecker (Gast)


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@ Ralph Berres

Eine Diskussion zu Normen will ich hier nicht führen, meine Sicht dazu.

Eine privater Verein/Organisation (DIN) schafft es tausende 
(freiwillige!) Experten und Fachleute an einen Tisch zu bringen. Es 
bedarf keiner Erklärung der Gründe weshalb Firmen, Träger der 
gesetzlichen Unfallversicherung (Berufsgenossenschaft), Verbände, 
Privatleute (!) etc. sich daran beteiligen.

Diese erarbeiten dann Papiere welche allgemeingültig beschreiben, wie z. 
B. eine sichere Maschine/Gerät/Konstruktionsteil gebaut werden kann (das 
fängt bei einer Schraube an).

Sind sich alle Beteiligten (europaweit) über die aktuellen  Regeln der 
Technik einig, stellt er (der Verein) die Erkenntnise der Allgemeinheit 
kostenlos (!) zur Verfügung. Sie sind an Universitäten oder 
Fachhochschulen (warum wohl gerade dort?) und den Auslegestellen frei 
einsehbar.

Gleichzeitig vertreibt er das Papier auch über zwei technische Verlage 
(Beuth, VDE). Wer möchte kann dort ein eigenes Exemplar gegen Entgeld 
erwerben (der Erlös geht an den Verein, der Verlag erhält einen Anteil 
für seine Vertriebsarbeit).

So wie man Schriften halt bei Verlagen kauft. Das Buch der Herren Tietze 
und Schenk (Springer-Verlag) oder "der kleine Prinz" von Saint-Exupéry 
gibt es auch nicht kostenfrei für jederman und den eigenen Gebrauch. 
Bewege ich allerdings  meinen Hintern vom Bildschirm weg, finde ich sie 
in der  Bibliothek.
(Übrigens, wer meint DIN oder VDE seien zu teuer kann ja auch die 
"billigen" IEC kaufen).


Als Privatmann kann ich die Schaukel meiner Tochter an den 
Dachständerleitungen meines Hauses befestigen.

Als Inverkehrbringer auf den Markt (für die Allgemeinheit) kann ich 
einen leichten Weg gehen, das Wissen einsehen oder einkaufen (die Norm 
lesen) und anwenden. Oder ich lass es bleiben und mach mir selbst einen 
Kopf.

von Ralph B. (rberres)


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Konturstecker schrieb:
> Sind sich alle Beteiligten (europaweit) über die aktuellen  Regeln der
> Technik einig, stellt er (der Verein) die Erkenntnise der Allgemeinheit
> kostenlos (!) zur Verfügung. Sie sind an Universitäten oder
> Fachhochschulen (warum wohl gerade dort?) und den Auslegestellen frei
> einsehbar.

Kann ich so nicht bestätigen.

Auch die Universitäten und Hochschulen müssen dafür Unsummen an Beträge 
jährlich hinlegen, und dürfen sie nicht mal ins interne Netz stellen.

Selbst das kopieren einzelner Ausschnitte ist auch für die Studenten 
verboten. Lediglich in der Bibliothek einsehen dürfen sie. ( Aber nicht 
fotografieren ).Nicht mal ausleihen darf man sich die Normen.

Auf Grund der extrem hohen jährlichen Kosten wurden dann nur noch die 
allernotwendigsten Normen in der Bibliothek aufgenommen.

Sicher steckt eine Menge Arbeit und auch Kosten drin. Aber es wird auch 
reichlich Geld damit verdient, nur weil der Gesetzgeber einen zwingt die 
Normen vorzuhalten.

Ralph Berres

von Konturstecker (Gast)


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http://www.din.de/cmd?level=tpl-artikel&languageid=de&cmstextid=din-auslegestellen

Ralph Berres schrieb:
> nur weil der Gesetzgeber einen zwingt die
> Normen vorzuhalten

Falsch.

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