Forum: HF, Funk und Felder SSB-Modulation, Sender & Empfänger


von Tobias P. (hubertus)


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Moin zusammen,
ich möchte einen möglichst einfachen SSB Transceiver bauen. Theoretisch 
weiss ich genau, was SSB ist, aber wie ich ein Signal modulieren soll, 
dass daraus eine SSB entsteht, ist mir unklar.
Wenn ich ja einen normalen Mischer verwende, dann hat das 
Mischer-Ausgangssignal ja immer beide Seitenbänder und u.U. sogar noch 
einen Träger. Für die SSB möchte ich aber nur eines der beiden 
Seitenbänder haben. Wegfiltern wird schwierig, weil man dann ja ein 
Filter benötigen würde das extrem Steil ist, und es müsste zudem noch 
verstellbar sein, möchte man den Sendekanal wechseln. Also wie macht man 
es richtig? arbeitet man etwa mit zwei Zwischenfrequenzen? z.B. zuerst 
hochmischen auf 10.7 MHz, dann ein Seitenband weg filtern und dann auf 
die gewünschte Sendefrequenz hoch mischen?

Beim Empfänger stellt sich mir irgendwie noch die selbe Frage, wie man 
da die Filterung der Spiegelfrequenzen macht.

von Funker (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> Wegfiltern wird schwierig, weil man dann ja ein
> Filter benötigen würde das extrem Steil ist, und es müsste zudem noch
> verstellbar sein, möchte man den Sendekanal wechseln.

Bei der Filtermethode arbeitet man i.A. mit einer festen 
Zwischenfrequenz, auf die das Filter fest abgestimmt ist.

Andere Methoden zur Erzeugung findest du z.B. bei
http://de.wikipedia.org/wiki/Einseitenbandmodulation#Erzeugung

von Marc O. (Firma: REICHL EMVandromed) (guglielmo)


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Tobias Plüss schrieb:
> ich möchte einen möglichst einfachen SSB Transceiver bauen

Empfehlung: greife auf einen der als Bausatz angebotenen xcvr zurück.

von Tobias P. (hubertus)


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@Funker

o.k. habe mir das mit der festen ZF mal aufgezeichnet. Scheint in der 
Tat zu funktionieren :-) Jetzt wird mir auch klar, wie ich oberes und 
unteres Seitenband umschalten kann.

Eins fällt mir noch ein:
wenn man nur eine Antenne hat, und aber auf der selben Frequenz senden 
will, wie man auch empfängt (also eigentlich normale Betriebsart) wie 
macht man dann die Antennenumschaltung? Relais habe ich gesehen in einem 
Schaltplan, aber ist vermutlich nicht so toll ein Relais im Antennenpfad 
zu haben, oder? kann man es noch besser machen?

von Matthias K. (kannichauch)


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Schaust Du mal hier:
http://www.qsl.net/va3iul/Homebrew_RF_Circuit_Design_Ideas/Homebrew_RF_Circuit_Design_Ideas.htm

Ansonsten:
Du machst es mit einer Amateurfunkerlizens besser, dann ist es legal, 
und die wissen auch, wie man so etwas baut.

In einer AM-Handfunke zum Selbstbauen ging es mit einem manuellen 
Umschalter.

MfG

Viel Spass

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Tobias Plüss schrieb:
> Relais habe ich gesehen in einem
> Schaltplan, aber ist vermutlich nicht so toll ein Relais im Antennenpfad
> zu haben, oder?

Doch, HF-Relais sind schon ziemlich gut, dämpfungsarm und für hohe 
Leistungen geeignet. Es gibt sie sowohl für Leiterplattenmontage als 
auch mit koaxialen Anschlüssen, meistens SMA.

> kann man es noch besser machen?

Man kann auch Antennenumschalter mit PIN-Dioden realisieren. Bei 
optimaler Schaltungsauslegung kann man damit ca. 50W schalten. Aber dazu 
gehört schon viel Erfahrung im HF-Leiterplattenlayout.

PIN-Dioden-Schalter sind dann vorteilhaft, wenn man sehr schnell 
zwischen Sende- und Empfangsbetrieb umschalten muss, z.B. bei 
Datenübertragungen. Für den normalen AM/FM/SSB-Sprechfunkbetrieb mit 
Handtaste sind Relais aber die deutlich einfachere Wahl.

von Tobias P. (hubertus)


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Moin moin zusammen,

danke @Matthias für den Link. Die Seite kannte ich, hatte aber den Link 
verloren!

Habe dort ein paar solche SSB Transceiver angeschaut. Zwar gibt es 
nirgends ein Blockdiagramm, aber so wie ich das sehe, ist die 
Funktionsweise meist recht ähnlich:

Mit einem ersten Mischer wird das Signal vom Mic auf die ZF 
hochgemischt, z.B. 10 MHz. Dort kann man dann mit einem entsprechend 
schmalbandigen Filter das eine Seitenband weg filtern, sodass man nur 
noch ein Seitenband hat. Welches, spielt meines erachtens keine Rolle, 
oder?

Danach kommt evtl. ein Verstärker und dann nochmals ein Mischer, der das 
ganze dann auf die gewünschte Sendefrequenz hoch mischt.

Möchte ich z.B. den Sendebereich von 144..146 MHz verwenden, dann kann 
ich einen LO verwenden, der von 134..136 MHz geht. Oder einen, der von 
154..156 MHz geht. Je nach dem, welcher verwendet wird, sende ich dann 
das obere oder das untere Seitenband aus, oder mache ich jetzt einen 
Denkfehler?

Gruss.

von Matthias K. (kannichauch)


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Du solltest Dich auf alle Fälle genauer informieren.

Wenn Du Ausstrahlungen machst, wo Du keine Berechtigung oder Erlaubnis 
zu hast, kann es schnell Ärger geben.
Es könnte jemand bei Dir klingeln, den Du nicht so gerne siehst.
Sag mal was dazu, auf welcher Basis Du am Funkverkehr teilnehmen 
möchtest.

Zum Beispiel gibt es eine Frequenz im KW-Bereich, bei der von der 
Nutzung des USB's auf das OSB gewechselt wird. Die Frequenz bestimmt 
also USB oder OSB.
OSB und USB sind das genaue Gegenteil voneinander, das ist also alles 
andere als egal.
Die nominale Sendefrequenz ist die der ausgefilterten Trägerfrequenz 
oder wie das heißt.
Man muss außer der quarzgenauen Frequenz auch noch andere Sachen 
einhalten, wie Bandbreite, Aussteuerung etc..

Gute Nacht

von Ralph B. (rberres)


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Tobias Plüss schrieb:
> Möchte ich z.B. den Sendebereich von 144..146 MHz verwenden, dann kann
> ich einen LO verwenden, der von 134..136 MHz geht. Oder einen, der von
> 154..156 MHz geht. Je nach dem, welcher verwendet wird, sende ich dann
> das obere oder das untere Seitenband aus, oder mache ich jetzt einen
> Denkfehler?

Man schaltet die Trägerfrequenz des Modulators ( 10MHz ) um.
10,0015MHz bzw 9,9985MHz.Die erforderlichen Quarze nennen sich auch 
Seitenbandquarze und gibt es als Zubehör für die Quarzfilter.

Übrigens übliche Zwischenfrequenzen sind 9MHz , 10,7MHz, 21,4MHz.

Für diese Frequenzen kann man auch 8polige Quarzfilter mit 3,4KHz 
Bandbreite kaufen.

Hast du eigentlich ein Amateurfunkrufzeichen?

Ansonsten würde ich dir dringend empfehlen vor ein Amateurfunkzeugnis zu 
erwerben.

Ralph Berres

von Rainer V. (rudi994)


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Ralph Berres schrieb:
> Hast du eigentlich ein Amateurfunkrufzeichen?

Wohl eher nicht, es sei denn, daß in der AFu-Lizenzprüfung keine Fragen 
vorkamen, wo Grundwissen zur SSB-Technik nötig gewesen wäre.

von sven (Gast)


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Matthias K. schrieb:
> Zum Beispiel gibt es eine Frequenz im KW-Bereich, bei der von der
> Nutzung des USB's auf das OSB gewechselt wird.

Nein gibt es nicht. Es ist bei Funkamateuren ueblich auf den Frequenzen 
unterhalb von 10 MHz das USB(untere Seitenband) zu verwenden und 
oberhalb von 10 MHz das OSB (obere Seitenband). Dies ist nirgendwo 
festgelegt oder vorgeschrieben sondern wird so gemacht aus historischen 
technischen Gruenden die in den Mischverfahren begruendet liegen, die 
bei Einfuehrung von SSB verwendet wurden.

Kommerzielle Stationen senden in der Regel immer im oberen Seitenband 
und Piraten senden wo sie wollen was sie wollen.

Und bitte nicht die deutschen Abkuerzungen USB/OSB mit den englischen 
Abkuerzungen LSB/ISB(lower sideband/upper sideband) verwechseln.


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von Tobias P. (hubertus)


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Mein Gott Leute, man könnte meinen das hier sei ein Anwalts- und kein 
Technikforum.
Selbstredend bin ich zur AFU-Prüfung angemeldet, aber bis dahin werde 
ich selbstverständlich nicht aufhören zu basteln. Und obwohl ich die 
Vorschriften kenne und weiss, welche Möglichkeiten es gibt, ein 
SSB-Signal zu erzeugen, so habe ich dennoch noch nicht 50 Jahre 
Praxiserfahrung und kann daher nicht wissen, welche Schaltungen 
gängigerweise verwendet werden.

Und bevor noch einer was über Vorschriften sagt: ich habe selber einen 
Spek und Zugang zu weiteren, sodass ich sehr einfach die Aussendung von 
Nebenwellen kontrollieren kann (ich würde sowieso ein entsprechendes 
Bandpassfilter einbauen).

Danke für die konstruktiven Beiträge!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Tobias Plüss schrieb:
> so habe ich dennoch noch nicht 50 Jahre Praxiserfahrung und kann daher
> nicht wissen, welche Schaltungen gängigerweise verwendet werden

Das Eruieren der vielen Abhandlungen, die es zu diesem Thema gibt,
wäre dann aber sinnvollerweise das erste, was man tun sollte.  SSB
gab es schließlich schon lange vor dem Internet, entsprechend gibt
es reichlich Ausarbeitungen dafür auf „totem Baum“.

Man muss ja schließlich nicht das Fahrrad komplett nochmal erfinden.

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo,

noch was ist mir eingefallen.
Angenommen, ich kaufe mir ein Quarzfilter von 10.7 MHz. Dann ist das ja 
die Mittenfrequenz. Weiter nehmen wir mal an, dass die Bandbreite von 
meinem Filter 3 kHz ist. Das heisst, dass die untere Grenzfrequenz bei 
10.7 MHz - 1.5 kHz liegt. Sprich, wenn ich das Sprachsignal mit einem 
Mischer hoch mische, dann muss ich für den LO eine Frequenz von 10.6985 
MHz verwenden, damit die untere Grenzfrequenz vom Audiosignal gerade 
innerhalb des Filters liegt, oder?

Der Punkt ist - eine solche Quarzfrequenz ist ja recht.... 'speziell', 
sicher könnte man einen 10.7 MHz Quarzoszillator nehmen und den ziehen, 
aber ist das dann auch genug temperaturstabil?

Gruss
Tobias

von Rainer V. (rudi994)


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Tobias Plüss schrieb:
> für den LO eine Frequenz von 10.6985 MHz verwenden...
> eine solche Quarzfrequenz ist ja recht.... 'speziell'

Daher sind Seitenband-/BFO-Quarze zuweilen schwer erhältlich oder teuer. 
Mein alter Röhren-Rx hat 455 kHz ZF und im BFO 2 umschaltbare Quarze zu 
453.5 kHz und 456.5 kHz, +/-2.5 kHz abstimmbar mittels kleinem Drehko. 
Abstimmen geht auch mittels VFO, was dann beim Ablesen der Frequenz zu 
berücksichtigen ist.

Antennenumschaltung Tx/Rx: 50-Ohm-Koaxialrelais sind teuer, erst recht 
mit Teflon als Dielektrikum. Mit dem Relais allein ist es auch nicht 
getan. Der Rx muß beim Senden ja nicht komplett abgeschaltet werden, 
aber evtl. ist es ratsam, die HF-Eingangstufe, evtl. auch nachfolg. 
Stufen, herunterzuregeln bzw. die Eingänge von Röhren/Transistoren auf 
Masse oder ein geeignetes Potential zu legen.

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Tobias

Ein fertiger Quarzoszillator im silbernen Gehäuse läßt sich kaum ziehen. 
Aber einen selbstgebauten Quarzoszillator um +/- 1,5 kHz zu ziehen, geht 
relativ einfach. Das bedeutet nicht, daß er dadurch unstabil wird.

Typische Quarzfilter sind 2,7 kHz breit. Der Träger wird 1,5 kHz ober- 
oder unterhalb der Mitte zugesetzt. Er befindet sich also schon mit 150 
Hz Abstand in der steil abfallenden Flanke. Das unerwünschte Seitenband 
sollte um mindestens 40 dB gedämpft werden, es darf auch ein wenig mehr 
sein.

Gruß, Bernd

von Ralph B. (rberres)


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Tobias Plüss schrieb:
> Sprich, wenn ich das Sprachsignal mit einem
> Mischer hoch mische, dann muss ich für den LO eine Frequenz von 10.6985
> MHz verwenden, damit die untere Grenzfrequenz vom Audiosignal gerade
> innerhalb des Filters liegt, oder?
>
> Der Punkt ist - eine solche Quarzfrequenz ist ja recht.... 'speziell',
> sicher könnte man einen 10.7 MHz Quarzoszillator nehmen und den ziehen,
> aber ist das dann auch genug temperaturstabil?

solche Quarze waren handelsüblich und wurden als Zubehör zu dem 
Quarzfilter als Seitenbandquarze angeboten. Sie sitzen in jeden älteren 
SSB Trannsceiver.

Ralph Berres

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo zusammen

bezüglich der SSB-Quarzfilter habe ich mal ein wenig experimentiert. 
Wenn es jemanden interessiert: die Ergebnisse und ein paar Bilder kann 
man hier finden:

http://www.kooltek.net/elektronik/quarzfilter-im-eigenbau
***

Für ein allererstes Quarzfilter ist es nicht schlecht finde ich, vor 
allem wenn man bedenkt dass es beliebige Bastelquarze sind, die ich 
benutzt habe. Wenn ich mir jetzt die Filterkurve so anschaue, dann würde 
es sich wohl anbieten, einen LO von 4.92 MHz zu verwenden, wenn ich 
jetzt dieses Filter benutzen wollte, oder? das Filter müsste natürlich 
noch viel steiler sein -- sind hier ja auch nur 2 Quarze.
Um dann meine gewünschte LO-Frequenz zu erreichen, kann ich im Prinzip 
die selben Quarze verwenden wie für das Filter, und dann mit einem 
kleinen Trimmkondensator einfach ziehen, bis die Frequenz passt, ja?

Meine Frage zielte halt darauf ab, ob das denn ausreichend 
Temperaturstabil ist. Wenn der Sender bzw. Empfänger halt eine Weile 
läuft und etwas wärmer wird, dann driftet der Trimmkondensator ja auch 
etwas, und somit die Frequenz, um die der Quarz gezogen wird. Was ich im 
Moment nicht abschätzen kann, ob das dann kHz oder nur wenige Hz sind, 
um die er driftet...


[edit]
*** sorry für die grauenhafte Bildqualität, muss da noch nachbessern ;-)

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Rechne mit einer Weitabselektion von ca, 20db/ Quarz ín einen Filter.

Das heißt, wenn du einen Latticfilter aufbauen willst, welches 
Außerbandsignale um wenigstens 80db unterdrücken willst, brauchst du 
mindestens ein Filter mit 4 Quarzen.

Ralph Berres

von Tobias P. (hubertus)


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Hallo Ralph,
ja klar, mein Test mit 2 Quarzen war ja nur mal ein Versuch weil ich 
nicht mehr da hatte. Auch ist es die falsche Frequenz, ich möchte 
eigentlich eine möglichst hohe ZF, denn dann wird es mit der 
Unterdrückung der Spiegelfrequenzen nach dem 2. Mischer ja auch etwas 
einfacher.

Und vermutlich werde ich auch ein Quarzfilter kaufen, ich merke jetzt 
wie aufwendig das ist ;-) ZF möchte ich mindestens 10.7 MHz wenn nicht 
mehr.

von Ralph B. (rberres)


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Tobias Plüss schrieb:
> Und vermutlich werde ich auch ein Quarzfilter kaufen, ich merke jetzt
> wie aufwendig das ist ;-) ZF möchte ich mindestens 10.7 MHz wenn nicht
> mehr.

9MHz und 10,7MHz waren handelsübliche Filter der Fa. KVG. Die hatten 
auch zu den Filter passende Seitenbandquarze für USB und LSB.

Zu kaufen gab es die z.B. bei den UKW-Berichten.

Allerdings waren insbesonders die 8poligen SSB Quarzfilter mit 3,4KHz 
Bandbreite nicht ganz billig. Waren aber Standartfilter in Transceivern 
aus den 70ger Jahren. Heute geht man dazu über SDR Technologie 
anzuwenden.

Ralph Berres

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