Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Digitalpiano SX-PX103 - ein anderes Problem


von flolix (Gast)


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Liebes Forum (und dessen Leser),

auch ich bin stolzer Besitzer eines Technics Digitalpianos SX-PX103.
Leider hat es einen defekt bei dem ich nicht vorankomme.

Folgendes ist passiert:
Das Piano hatte das typische PX103 Problem.. eine weggefressene 
Leiterbahn wie in diversen anderen Beiträgen beschrieben (zum Beispiel 
hier Beitrag "Digitalpiano defekt"). Das habe ich 
behoben, gleich einen neuen Goldcap eingelötet und noch eine paar mehr 
zerfressene Bahnen geflickt. Das Klavier spielte wieder für ein paar 
Wochen und dann.. keinen Mucks mehr. Die selben Symptome wie vor der 
Reparatur -> Power LED leuchtet, 7-Segemt-Display tut nichts, es kommt 
kein Ton raus.

Schaltplan habe ich und so habe ich erstmal die wichtigsten Dinge wie 
Spannungsversorgung etc. ausgeschlossen. Weiter habe ich etwas planlos 
einzelne Pins mit dem Oszi geprüft.. nichts auffälliges. Der 
Mikrocontroller kommuniziert mit dem ROM. Allerdings auch nicht so 
richtig wiederholbar. Manchmal mehr manchmal weniger. Mit dem RAM findet 
sehr wenig Kommunikation statt, (CE ist so gut wie imer high) bißchen zu 
wenig meiner Meinung nach.. . Die Klaviaturmatrix wird nicht 
angesteuert, genausowenig wie das Anzeigepanel. Die Quarze schwingen 
beide.

Hier findet ihr ein Manual von dem Gerät: 
Beitrag "Re: Digitalpiano defekt"

Ich wäre dankbar für ein paar Ideen wo ich ansetzen könnte..

Schöne Grüße aus Berlin

von flolix (Gast)


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Also ich gebs auf.
Bin zu guter Letzt auch noch mit einem Tastkopf abgerutscht und habe 
einen Ausgang des Prozessors kurzgeschlossen und offenbar geschrottet. 
(BTW wie macht ihr das eigentlich, zum testen so  kleine TQFP-Pins 
kontaktieren?)

Eine wichtige Sache will ich demjenigen noch sagen der sich auch an die 
Reparatur wagen will:

Der Schaltplan ist nicht korrekt. Die Beschriftung der Pins der 
Connector CN6 und CN7 ist genau andersherum als angegeben. Also CN6, da 
wo 14 steht ist 1 und 1 wo 14 steht. CN7 analog. Immerhin habe ich 
mehrere Stunden gebraucht um das herauszufinden.

CN7 ist wichtig wenn man da den Teststecker anschließen will wie im 
Manual beschrieben.

Schöne Grüße
Flolix

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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flolix schrieb:
> Tastkopf abgerutscht und habe einen Ausgang des Prozessors
> kurzgeschlossen
Davon geht so ein Prozessor normalerweise nicht gleich kaputt...

von flolix (Gast)


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Es war ein Adresspin der vor dem Abrutschen noch fröhlich hin und her 
wackelte (high low mäßig natürlich) und nach dem abrutschen, war eine 
Verbindung mit Masse, nicht mehr.
Werde aber den Pin morgen nochmal in Ruhe testen.
War zugegebenermaßen ein bißchen angenervt nach drei Tagen 
Reparaturversuch dann so ein kurzes (<- Wortspiel) Ende...

von Friedrich Gulda (Gast)


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Nachdem das schon der zweite PX103-Schaden innerhalb weniger Tage ist, 
habe ich mir jetzt doch endlich mal das Service-Manual organisiert und 
kurz überflogen. Bin recht angetan, sehr ordentlich gemacht von 
Technics; da hat man schon schlimmeres gesehen ;-)

Meine erste Überlegung an Deiner Stelle wäre zu fragen, ob der 
Goldcap-Unfall nicht vielleicht doch noch mehr Schaden angerichtet hat, 
als bisher gedacht? Wenn Du z.B. mal mit dem Mikroskop an die Sache 
herangehen würdest ...?

Dann würde ich mal die Versorgungsspannungen genau prüfen - und auch 
alle daraus abgeleiteten Spannungen. Das hast Du aber wohl schon 
weitgehend gemacht, oder?

Als nächstes testen, ob der Fehler eher im digitalen oder analogen Teil 
residiert. Dazu würde ich die Bereiche um IC 19 und 20 abklopfen und den 
Übergang via CN3 zur "Amp & Power Supply"-Platine.

Außerdem evtl. die MIDI-Ein-bzw.-Ausgänge zum Testen mitbenutzen.

Spätestens jetzt sollte man große Teile des Gerätes bereits ausschließen 
können.

Noch ein kurzer Gedanke, bevor auf 3sat das zdf-Sochtstudio wiederholt 
wird:-):
Geht der Kopfhörer-Ausgang? Evtl. gibt es ja ein Problem mit dem 
Kopfhörerfühlersignal HPS an CN1 bzw. 4, oder damit eng verschwistert 
mit PMUT, was am Ende die Endstufen abschalten würde.

Und hast Du die im SM niedergelegten Selbstdiagnoseprozeduren schon 
erfolgreich durchgetestet und die weiter hinten dargestellten 
Oszillogramme abgenommen?

von flolix (Gast)


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Friedrich Gulda schrieb:
> ob der
> Goldcap-Unfall nicht vielleicht doch noch mehr Schaden angerichtet hat,
> als bisher gedacht? Wenn Du z.B. mal mit dem Mikroskop an die Sache
> herangehen würdest ...?

der hat tatsächlich noch mehr Schaden angerichtet.. mindestens 3 
Leiterbahnen habe ich geflickt. Hab mit dem Mikroskop gesucht und dann 
alle die verdächtig aussahen geprüft und entsprechend gebrückt..
Im übrigen denke ich auch, daß das Problem was mit der ursprünglichen 
Goldcap-Sache zu tun hat. Befürchte aber daß meine Reparaturversuche 
dann noch mehr kaputt gemacht haben..


Friedrich Gulda schrieb:
> Dann würde ich mal die Versorgungsspannungen genau prüfen - und auch
> alle daraus abgeleiteten Spannungen

Ja, Versorgungsspanungen sind da.

Friedrich Gulda schrieb:
> Als nächstes testen, ob der Fehler eher im digitalen oder analogen Teil
> residiert. Dazu würde ich die Bereiche um IC 19 und 20 abklopfen und den
> Übergang via CN3 zur "Amp & Power Supply"-Platine.

Der Fehler ist eindeutig im Digitalteil. Das Display und die LEDS zeigen 
nichts an..

Friedrich Gulda schrieb:
> Außerdem evtl. die MIDI-Ein-bzw.-Ausgänge zum Testen mitbenutzen.

Da habe ich noch gar nicht gemessen. Vermutlich wird da auch nichts 
herauskommen, da noch nicht einmal die Klaviaturmatrix abgefragt wird..

Friedrich Gulda schrieb:
> Und hast Du die im SM niedergelegten Selbstdiagnoseprozeduren schon
> erfolgreich durchgetestet und die weiter hinten dargestellten
> Oszillogramme abgenommen?

Bis zur Selbstdiagnoseprozedur kommt es gar nicht. Die LED des "Checking 
Devices" tut nichts. Oder genauer: Einmal hat sie geblinkt (die zeigt 
ihren Code leider nur einmal, direkt nach dem Einschalten), ich habe das 
aber nur aus den Augenwinkeln gesehen und habe den Morsecode nicht 
mitbekommen. Meine Versuche das zu wiederholen scheiterten dann kläglich 
mit dem Ergebnis daß ich den einen oder anderen Pin wohl kaputt gemacht 
habe.
Von den Oszillogrammen habe ich nur eins nachgemessen: das Resetsignal, 
das ist ok. Die anderen habe nicht überprüft, da ich mir eigentlich ganz 
sicher bin, daß dort nichts zu sehen ist.. werde ich aber checken..



Zu dem kaputten Ausgang: ich habe einen µC gefunden, den UPD70320, der 
meinem recht ähnlich zu sein scheint. Zumindest vom Pinout und dem 
Package. In dem Datasheet steht leider:
Cautions 1. Do not make direct connections of the output (or 
input/output) pins of the IC product with each other, and also avoid 
direct connections to VDD, VCC or GND.

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Naja, so ein CMOS- Ausgang sollte kurzzeitiges Brücken schon überleben. 
Wahrschainlicher ist, dass das Teil beim Ansetzen des Tastkopfes an 
Statik gestorben ist. Das hilft Dir aber auch nicht weiter, fürchte ich.

von flolix (Gast)


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Soooooooo Leute,

es gibt gute Neuigkeiten!

Tatsächlich der Adresspin (vom dem ich dachte ich hätte ihn geschrottet) 
plapperte heute wieder fröhlich vor sich hin.
Dann dachte ich da muss doch ein bißchen Systematik rein... bin jeden 
Pin des EPROMS durchgegangen.. und tatsächlich ein Adresspin, A14, hing 
in der Luft. Die Verbindung war von dem ausgelaufenem Goldcap auch 
weggefressen.

Habe ich gleich geflickt ... und ALLES SPIELT WIEDER!!



Sollte jemand wieder mal das Goldcap-Problem haben, ich habe folgende 
Leiterbahnen flicken müssen, bzw neu verlegen:

Pin 20 von IC4, dazugehörig Q6 neu verkabelt
Pin 1 von IC 4
Pin 2 von IC 4
Pin 4 von IC3
Pin 29 von IC 3
Pin 28 von IC 3
Alle Verbindungen der Kathode D8
Anschlüsse von R96


Außerdem folgende Fehler im Schaltplan sind mir aufgefallen:
-Eben die verdrehte Nummerierung von CN6 und CN7
-Die Pins von dem EPROM IC3 sind etwas durcheinandergekommen.. am 
einfachsten anhand eines 2Mb (256K x 8) EPROM Datenblattes selber 
nachschlagen.



Vielen Dank an alle!

Schöne Grüße und ebensolchen Restsonntag.
Flolix

von Friedrich Gulda (Gast)


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Ich glaub, ich kauf mir jetzt auch so ein PX103, die Dinger fangen an, 
mir Spaß zu machen ;-)

von flolix (Gast)


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Friedrich Gulda schrieb:
> Ich glaub, ich kauf mir jetzt auch so ein PX103, die Dinger fangen
> an,
> mir Spaß zu machen ;-)

Kann ich nur sehr empfehlen. Technics war damals DIE Marke für gute 
E-Pianos.
Abgesehen von der für ein E-Piano wirklich brauchbaren Klaviatur finde 
ich sehr beeindrucken das das Klavier meine Reparaturversuche heil 
überstanden hat. Die Platinen sind maximal zweilagig und recht 
übersichtlich.

Man findet allerdings nicht sehr oft gebrauchte PX103, manchmal das 
PX203 welches angegeblich recht ähnlich ist...

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