Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Mit welcher Methode Rohre schweißen?


von Frank H. (horni)


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Hi,

vor einiger Zeit habe ich mit dem Schweißen angefangen. Da meine ersten 
Werkstücke aus Edelstahl waren, habe ich mit WIG angefangen und damit 
schon relativ gute Ergebnisse erzielt. Ist ja im Grunde nichts anderes, 
als Löten.

In meinen Augen ist aber WIG relativ aufwändig und dauert relativ lange, 
wenn man größere Stücke schweißen möchte, wo man auch noch Lücken füllen 
muss.

Mein Schweißgerät kann neben WIG auch noch MIG/MAG bzw. 
Elektrodenschweißen. Elektrodenschweißen habe ich mal ausprobiert. Bei 
mir blieb relativ oft die Elektrode kleben. Irgendwann habe ich es dann 
sein gelassen.

Nun vor einigen Tagen habe ich mal mit einem Heizungsbauer gesprochen. 
Er meinte, dass es evtl. an meinen billig-Hornbach Elektroden liegen 
kann.

Ich frage mich momentan, ob ich nun lieber Elektroden- oder MIG/MAG 
Schweißen probieren sollte. Momentan möchte ich mir ein Regal aus 
Vierkantrohren zusammenbauen.

: Verschoben durch Admin
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Frank Horn schrieb:
> Elektrodenschweißen habe ich mal ausprobiert. Bei mir blieb relativ oft
> die Elektrode kleben.

Wie heißt es so schön: Üben, üben, nochmals üben. ;-)

Die Elektrodenauswahl hat allerdings auch einen Einfluss, vielleicht
können ja da die professionellen Schlosser einen Tipp geben.  Als ich
vor knapp 30 Jahren das erste Mal (in der Zentralschlosserei der
Lausitzer Braunkohle) als Student an einem Schweißgerät stand, hat
mir der Vorarbeiter auch ein paar Elektroden in die Hand gedrückt mit
der Bemerkung: „Die sind gut zum Üben, die kleben nicht so schnell.“

Wenn man ein bisschen geübt hat, klebt's aber nicht mehr so häufig.

Bei WIG ist aber die Schweißstelle einfacher „schön“ zu bekommen, finde
ich, da man Energie- und Materialzufuhr getrennt steuert.

von Teo D. (teoderix)


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Frank Horn schrieb:
> Nun vor einigen Tagen habe ich mal mit einem Heizungsbauer gesprochen.
> Er meinte, dass es evtl. an meinen billig-Hornbach Elektroden liegen
> kann.

Ja kann, rumschmeißen, feuchtwerden, mögen sie auch nicht.
Das sollte einem auch mal gezeigt werde und etwas mehr Übung als bei 
den anderen Methoden braucht's da auch.

von Asko B. (dg2brs)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Bei WIG ist aber die Schweißstelle einfacher „schön“ zu bekommen, finde
> ich, da man Energie- und Materialzufuhr getrennt steuert.

Mein Schweißfachmann sagte mal zu mir:
WIG-Schweißen ist Schön-Schweißen.

Alles andere spritzt zu sehr.

Ab 76,1mm wird bei uns grundsätzlich geWIGt.
Bei den grossen Rohren oberhalb 219,1mm könnte
man noch WIG-E einsetzen, also mit WIG die Wurzel
und mit Elektrode auffüllen und Decklage.
Aber wie bereits geschrieben, es sieht danach
nicht mehr sonderlich schön aus.
Und viel schneller gehts auch bloß nicht.
Unsere Kollegen "nähen" eine 457er Naht in knapp 2 Stunden.
Sieht dann aber auch aus, wie aus dem Bilderbuch.
Und der Kunde will ja sowieso immer das beste.

Gruss Asko.

von Klaus W. (mfgkw)


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Teo Derix schrieb:
> feuchtwerden, mögen sie auch nicht.

ja, in der entsprechenden Atmosphäre werden sie gerne feucht und zünden 
dann unwillig.

Ist aber kein Problem: ein oder 2 Stunden bei voller Kante ins Backrohr 
(ohne Papschachtel!), und sie sind wieder trocken.
Man muß hoffentlich nicht darauf hinweisen, daß man sich beim Rausnehmen 
die Finger verbrennen kann...

: Bearbeitet durch User
von Bernd F. (metallfunk)


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Wir verwenden Oerlikon Fincord Elektroden.

Die Dinger sind sehr robust. Praktisch Jahrzehnte lagerfähig
und ein wenig Regen macht auch nichts.

Das Schweißen mit Elektroden ist etwas außer Mode gekommen.
Wenn man es beherrscht, lassen sich aber Nähte zaubern,
die optisch nah am Wig liegen.

Es geht aber viel schneller.
Im Gegensatz zum Mig-Mag ist eine perfekt aussehende Elektroden-
naht auch immer äußerst haltbar.

Das muss bei Mig-Mag nicht so sein.

Grüße Bernd

von Udo S. (urschmitt)


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Bernd Funk schrieb:
> Wir verwenden Oerlikon Fincord Elektroden.

Sorry, etwas off-topic: Bernd ich muss nach langer Zeit wohl mal wieder 
Elektrodenschweißen. Und zwar unter alte Doppel-T Schienen, in einer 
Betondecke eine 2. Also eine waagrechte Naht an einer senkrechten 
'Fläche'. Materialstärke der Doppel-T Schienen ca 4-5mm. Stahlsorte 
unbekannt (100 Jahre alt)
Was würdest du da nehmen? Ich würde aus dem Bauch raus eine 3,2mm 
Elektrode (Fin oder Overcord?) mit einem Schweißstrom von etwa 120-140A 
nehmen (Kleineres Drehstromschweißgerät (Eisenschwein))

Danke und Gruß

von Daniel F. (df311)


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Frank Horn schrieb:
> Bei mir blieb relativ oft die Elektrode kleben. Irgendwann habe ich es dann
> sein gelassen.

ich persönlich bevorzuge böhler FOX KE (wenn ich mal was mit elektrode 
schweiße) - die billigen bauhaus-elektroden mit zellulose-umhüllung die 
ich mal verwendet habe waren zum grausen.
anonsten alu WIG, stahl i.a. MIG

von Bernd F. (metallfunk)


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Udo Schmitt schrieb:
> Bernd Funk schrieb:
>> Wir verwenden Oerlikon Fincord Elektroden.
>
> Sorry, etwas off-topic: Bernd ich muss nach langer Zeit wohl mal wieder
> Elektrodenschweißen. Und zwar unter alte Doppel-T Schienen, in einer
> Betondecke eine 2. Also eine waagrechte Naht an einer senkrechten
> 'Fläche'. Materialstärke der Doppel-T Schienen ca 4-5mm. Stahlsorte
> unbekannt (100 Jahre alt)
> Was würdest du da nehmen? Ich würde aus dem Bauch raus eine 3,2mm
> Elektrode (Fin oder Overcord?) mit einem Schweißstrom von etwa 120-140A
> nehmen (Kleineres Drehstromschweißgerät (Eisenschwein))
>
> Danke und Gruß

Hallo Udo,

das geht mit Fincord problemlos.
Aber erst mal den groben Rost abschleifen.

120- 140 A ist etwas wenig. 120 A ist eher für 2,5 Elektrode.
Wenn die Elektrode im letzten Viertel glüht, ist der Strom zu hoch.

Grüße Bernd

von Johannes V. (j-v)


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Hallo Udo,

in Deinem Fall würde ich keine Fincord nehmen, da das Bad der Fincord
für Zwangslagen(z.B. unter der Decke) zu flüssig ist. Finncord erzeugt 
halt eine optisch sehr gute Naht, eben wegen des dünnflüssigen Bades.

Mein Tipp wäre die Oerlikon Spezial oder die Thyssen Gelb ( beides 
kalt-basische Elektroden).

Gruß Johannes

von F. F. (foldi)


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Udo Schmitt schrieb:
> Was würdest du da nehmen?

Hallo Udo,
lies selbst!

Elektrode 3,20 x 350 mm Phoenix blau 160 Stck.

Elektroden Phoenix blau, Bezeichnung nach EN:E 420RC11. Rutilzellulose 
umhüllte Stabelektrode. Universell in allen Positionen einsetzbar, bei 
Heftschweißungen und schlechten Passungen ausgezeichnete 
Spaltüberbrückbarkeit und Zündfähigkeit.
Gut geeignet zum Schweißen an rostigen und fertigungsbeschichteten 
Blechen (bis 40 m). Ausgezeichnete Fallnahteigenschaften, einsetzbar an 
Kleintrafos (42V).
Lieferumfang: 160 Stck. Elektroden 3,25 x 350 mm

Schweißt sehr gut, auch bei Rost.
Früher hatte ich erst Probleme bei Steignähten, bis ich dann mal gelesen 
hatte, dass es Fallnahtelektroden sind.
Auch super saubere Fallnähte.

von F. F. (foldi)


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Zur Kernfrage: Mit allen Methoden lassen sich Rohre schweißen. Am 
einfachsten ist sicher MIG/MAG. WIG ist sicher auch nicht so schwer und 
mit Übung, guten Elektroden, dann ist es auch mit E-Schweißen keine 
große Sache.
Oft liegt ein gutes oder weniger gute Ergebnis auch am zu dunklen 
Schweißspiegel. Ebenso muss man erkennen lernen was Schweißbett und was 
Schlacke ist.
Ein bisschen üben und dann klappt das.

Ich würde immer zu einer guten Allround Elektrode raten. Da ist man mit 
Phönix Blau schon mal nicht schlecht.

von Bernd F. (metallfunk)


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F. Fo schrieb:
> Zur Kernfrage: Mit allen Methoden lassen sich Rohre schweißen. Am
> einfachsten ist sicher MIG/MAG. WIG ist sicher auch nicht so schwer und
> mit Übung, guten Elektroden, dann ist es auch mit E-Schweißen keine
> große Sache.
> Oft liegt ein gutes oder weniger gute Ergebnis auch am zu dunklen
> Schweißspiegel. Ebenso muss man erkennen lernen was Schweißbett und was
> Schlacke ist.
> Ein bisschen üben und dann klappt das.
>
> Ich würde immer zu einer guten Allround Elektrode raten. Da ist man mit
> Phönix Blau schon mal nicht schlecht.

Recht hat er :)
Das Problem ist nicht die Elektrode, sondern der Benutzer.

Wenn man schweißen kann ( braucht verdammt viel Übung ) klappt
sogar eine Feuerschweißung im Schmiedefeuer.

Zu den Rohren: Hier kommt es natürlich auch noch darauf an,
was es wird.

Möbel aus Stahlrohr, die poliert und verchromt werden, schweiße ich
anders als eine Druckleitung.

Die Wandstärke der Rohre ist ein Parameter, dann die zu
erwarteten Belastungen, die Optik, das Grundmaterial, die
Vorschriften, Verwendungszweck, usw.

Die Metallbranche ist durchaus komplex.

Grüße Bernd

von Udo S. (urschmitt)


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Vielen Dank für die Antworten, und sorry an Frank Horn für die Kaperung 
des Threads, aber es ging ja um das gleiche Thema nämlich 
Elektrodenschweißen.
An die kalt basischen Elektroden traue ich mich ehrlich gesagt nicht so 
recht ran, es ist ja auch keine Überkopfschweißung, sondern waagrechte 
Naht an senkrechter "Fläche", bzw eine Waagrechte alte Doppel-T Schine 
und darunter eine 6mm Konsole der selben Breite. Mal schauen ob ich Fin, 
Overcord und diese Phoenix Blau in geringeren Stückzahlen bekomme, dann 
probiere ich es einfach mal aus.
Schweißstrom muss man ausprobieren, das ist klar. Wenn die ELektroden 
sich beim Schweißen leicht verfärben stimmt der Strom :-)

Also nochmal vielen Dank an euch alle :-)

: Bearbeitet durch User
von F. F. (foldi)


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Udo Schmitt schrieb:
> Schweißstrom muss man ausprobieren,

Die Phönix zünden nicht ganz so gut und wenn du deshalb "laufen" gern 
etwas schneller.
Die (gilt auch für andere Elektroden) ziehst du übers Material hin zur 
Nahtstelle. Dabei zünden sie ganz gut.

von Logger (Gast)


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Bei Zündschwierigkeiten liegt das beim Elektrodenschweißen in der
Regel an einer zu niedrigen Schweißspannung oder an der Kennlinie
vom Schweißgerät.
Wenn man mal verschiedene Geräte nutzen konnte, wird man den
Unterschied schnell gemerkt haben.
Für die normalen Schweißlagen (liegend) bevorzuge ich die Phönix grün
die sehr gut wieder zündet. Für die Überkopf- und Fallnähte dann die
Phönix blau die etwas zäher fließt. Da habe ich immer einen Vorrat von.
Es sollte noch erwähnt werden, das Nähte von Elektrodenschweißen eine 
größere Tiefenwirkung im Werkstück haben als die von MIG/MAG.
Für statisch hoch beanspruchte Bauteile sicher nicht ganz unwichtig.
Mit MIG/MAG kann man relativ gut Punktschweißen, z.B. Bleche im 
Karosseriebau, aber Rohre können damit auch gut geschweißt werden.

Fürs Rohreschweißen will ich mir mal so eine elektrisch angetriebene
Spannvorrichtung bauen, damit man eine Naht ohne Pause in einem 
Arbeitsgang rundherum schweißen kann. Um Rohre ohne Versatz achsgenau 
schweißen zu können, hab ich mir schon mal eine Schiene mit Winkelstahl 
gebaut, wo man dann zwei Rohrstücke auf Stoß achsgenau positionieren
kann. Leider kann man nur um 180° schweißen und man muss dann das 
Werkstück neu spannen für den Rest. Ich möchte aber eine Naht
um 360° in einem Arbeitsgang schweißen, so wie Auspuffanlagen in der
Fabrik geschweißt werden. Für den Hausgebrauch hab ich da noch nichts 
gesehen.

von F. F. (foldi)


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Logger schrieb:
> Bei Zündschwierigkeiten liegt das beim Elektrodenschweißen in der
> Regel an einer zu niedrigen Schweißspannung oder an der Kennlinie
> vom Schweißgerät.

Ja, natürlich auch. Ich meinte das auch eher im Vergleich zu anderen 
Elektroden.
Alles was du sonst sagst ist richtig.
Rohre musste ich gleich in der Ausbildung schweißen, in einem durch. Die 
erste Ausbildung hatte ich im Bergbau gemacht und da sind in den 
Strecken Behälter mit Wasser, die bei einer Staubexplosion die 
Ausbreitung eindämmen sollen.
Der Ausbilder hatte mich richtig ran genommen und ich hab bestimmt 1000 
von diesen Haltern geschweißt. Stehend auf Winkel. Nach ein wenig Übung 
ging das ganz gut in einem durch.
Wenn dich das interessiert, dann kann ich mal ein Bild bei einem Kunden 
machen, die große Behälter (Wasserfilter) auf einem selbstgebautem Teil 
schweißen. Vielleicht ist das dann ja eine Anregung.

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