Forum: Offtopic warum werden so viele Din Normen zurückgezogen


von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Kann es sein, das viele DIN Normen zurückgezogen werden, um das gleiche 
nochmal als ISO Norm verkaufen zu können? oder um die Kostenlose 
Auslagen der DIN Normen zu umgehen und so die Verlage mehr verdienen?

von Paul B. (paul_baumann)


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Das wird wohl der Fall sein. Geld scheffeln auf "Teufel komm raus"....

MfG Paul

von Purzel H. (hacky)


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DIN is eine deutsche Norm. Was man heute benoetigt ist eine Euronorm. 
Ja. Dafuer kann man kassieren. Dafuer ist der Wirkungsbereich auch ganz 
Europa.
Das bringt mehr Geld als das Papier fuer welches man etwas Kleingeld 
abdruecken muss.

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:
> DIN is eine deutsche Norm. Was man heute benoetigt ist eine Euronorm.
> Ja. Dafuer kann man kassieren. Dafuer ist der Wirkungsbereich auch ganz
> Europa.
> Das bringt mehr Geld als das Papier fuer welches man etwas Kleingeld
> abdruecken muss.

Was willst du damit sagen?

Wenn man ein Unternehmen mit einem Produkt gründen will, zählt jeder 
Euro, und man weiß ja auch nicht genau was in der Norm steht, und ob man 
sie benötigt oder nicht, wenn man sie nicht lesen kann. Deswegen dachte 
ich, gibt es diese Auslagestellen, um sich überhaupt mal ein wenig 
schlau machen zu können, ohne viel Geld aus dem Fenster zu werfen. So 
wie ich es sehe, gibt es auch noch kein Problem mit DIN EN Normen, aber 
sowas einfaches wie eine DIN912 (zurückgezogen) Innensechskantschraube 
gibt es leider nur noch als ISO Norm.
Ja es macht schon Sinn, das es für sowas nur noch eine Dokument gibt, 
aber Früher konnte man halt in einer DIN das gleiche lesen wie in der 
ISO, ohne zahlen zu müssen.

von Purzel H. (hacky)


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Wenn man sich die Norm fuer ein Produkt erst anschauen muss hat man eh 
schon verloren. Die sollte man bereits kennen bevor man das Produkt 
anpackt. Ebenso sollte man den Zielmarkt kennen.
Desweiteren sollte man den Weg einer Norm kennen, was denn weshalb 
dahinter steht. Denn dann kann man vielleicht extrapolieren, was in ein 
paar Jahren geaendert werden wird.

von Paul B. (paul_baumann)


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Hacky schrub:
>Denn dann kann man vielleicht extrapolieren, was in ein
>paar Jahren geaendert werden wird.

Gut haben es die Hersteller von Stahlkugeln für Kugellager. Die glänzen
so gut, daß man sie nicht extra polieren muß....

;-)

MfG Paul

von Holm T. (Gast)


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Am besten gefallen mir die ISO9001/9002 Normen nach denen sich ein 
Betrieb zertifizieren lassen kann der mit gleichbleibender Qualität 
Schwimmwesten aus Beton herstellt.

Der Sinn der Normen ist manchmal aus meiner Sicht sehr fraglich, die 
Industrie und das Handwerk auf dem Gebiet der DDR (neue Bundesländer, 
nicht die Gebrauchten) mußte tausende Tonnen von Maschinenschrauben 
verschrotten denn sie entsprachen keiner DIN sondern einer TGL, die 
Weiterverwendung hätte bedeutet das man seinen Lagerbestand hätte nach 
DIN neu zertifizieren lassen müssen. Kann den Schaden Einer beziffern?


Gruß,

Holm

von Anja Zoe C. (zoe)


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Holm Tiffe schrieb:
> Am besten gefallen mir die ISO9001/9002 Normen nach denen sich ein
> Betrieb zertifizieren lassen kann der mit gleichbleibender Qualität
> Schwimmwesten aus Beton herstellt.

Hast Du Dich auch mal mit deiesen Normen auseinandergesetzt?

> Der Sinn der Normen ist manchmal aus meiner Sicht sehr fraglich, die
> Industrie und das Handwerk auf dem Gebiet der DDR (neue Bundesländer,
> nicht die Gebrauchten) mußte tausende Tonnen von Maschinenschrauben
> verschrotten denn sie entsprachen keiner DIN sondern einer TGL, die
> Weiterverwendung hätte bedeutet das man seinen Lagerbestand hätte nach
> DIN neu zertifizieren lassen müssen. Kann den Schaden Einer beziffern?

Das klingt auf den ersten Blick aber nach einer übereilten Handlung. In 
der Branche in der ich arbeite, kann man solche Teile - bei äquivalenter 
Bauteilebschaffenheit - per formalem Änderungsbescheid durchaus 
weiterverwenden.

Wir müssen ja auch nicht unsere Reinräume abreißen und neuausfbauen, nur 
weil der alte Fed. Std. durch eine ISO ersetzt wurde.

Zoe

von Paul B. (paul_baumann)


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Holm schrub:
>Am besten gefallen mir die ISO9001/9002 Normen nach denen sich ein
>Betrieb zertifizieren lassen kann der mit gleichbleibender Qualität
>Schwimmwesten aus Beton herstellt.

Ist das schön!
:-)))

Du bist so, wie ich sein sollte!

MfG Paul

von Anja Zoe C. (zoe)


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Paul Baumann schrieb:
> Holm schrub:
>>Am besten gefallen mir die ISO9001/9002 Normen nach denen sich ein
>>Betrieb zertifizieren lassen kann der mit gleichbleibender Qualität
>>Schwimmwesten aus Beton herstellt.
>
> Ist das schön!
> :-)))

Ja, es ist immer wieder lustig zu lesen, aber leider deswegen nicht 
richtiger...

von Georg W. (gaestle)


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Holm Tiffe schrieb:
> Am besten gefallen mir die ISO9001/9002 Normen nach denen sich ein
> Betrieb zertifizieren lassen kann der mit gleichbleibender Qualität
> Schwimmwesten aus Beton herstellt.

Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Sie legen lediglich die 
Mindestanforderungen an das QM-System fest. 9001 umfasst auch die 
Entwicklung. Es geht nur um Prozesse und Dokumentation. Ob im Endeffekt 
tatsächlich eine gleichbleibende Qualität heraus kommt steht wieder auf 
einen anderen Blatt und wird nicht erfasst. Das ist m.E. der 
Schwachpunkt dieses Konstrukts.
Hinzu kommt noch dass dieses ganze Konstrukt all zu oft nur als 
Werbemaßnahme gesehen wird und auch ausreichend Auditoren herum laufen, 
die bei einer ausreichenden Prüfungsdauer (=Vergütung) sämtliche 
Hühneraugen zudrücken.
In diesem Fall braucht man ganz sicher kein Geld für Normschriften 
ausgeben.


Und ansonsten gilt immer noch Mut zur Lücke. Nur die Normen gelesen zu 
haben oder sie sogar fein säuberlich im Ordner abgeheftet zu haben hilft 
im Ernstfall auch nicht weiter.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Georg W. schrieb:
> Sie legen lediglich die
> Mindestanforderungen an das QM-System fest.

Und diese sind total schwachsinnig festgelegt. Wir sind auch so 
zertifiziert, da muss auf jedem Mülleimer eben "Restmüll nach Vorschrift 
0/815" draufstehen. Aber ob ein Abteilungsleiter vielleicht einen el. 
Beruf hat, ob er vielleicht mehr als ein "einfacher" Facharbeiter ist, 
das interessiert keinen. Bei uns sind Klempner und Straßenbahnfahrer 
Abteilungsleiter, das interessiert keinen bei der Zertifizierung. Aber 
die Zettel am Waschbecken, wie man seine hände richtig eincremt, die 
sind wieder wichtig. Für mich ist das einfach mal wieder etwas, was 
jemand zum Geld drucken erfunden hat. Viele kleine Firmen werden wieder 
beauftragt irgendwelchen kleinen Mist zu bauen oder regelmäßig zu 
warten. So haben alle was davon, das ist eben Wirtschaftswachstum. Sinn 
macht das auf jedenfall nicht und sagt rein gar nichts über die Qualität 
des Produktes aus.


Dennis

von Arsch G. (arschgwaf)


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Holm Tiffe schrieb:
> Am besten gefallen mir die ISO9001/9002 Normen nach denen sich ein
> Betrieb zertifizieren lassen kann der mit gleichbleibender Qualität
> Schwimmwesten aus Beton herstellt.

Naja die ISO 9001 und 9002 sind einfach sehr allgemeine Normen. danach 
kann sich ja auch jeder Betrieb zertifizieren lassen, vom Bäcker bis zum 
Autohaus oder Konzern.

Meiner Erfahrung nach ist eine Norm oder ein Gesetz umso schlechter je 
mehr es abdecken will.

Als Beispiel ist doch die DIN912 super. Du guckst rein, erfährst was du 
wissen musst und bist glücklich.

Ich komme aus der Medizintechnik. Wenn man sich mal mit dem MPG und den 
harmonisierten Normen beschäftigt kann man das Kotzen bekommen. Soviel 
sinnloses Gebrabbel.
Aber ist ja auch klar warum!
Medizinprodukt ist ja alles mögliche.
Angefangen beim Pflaster bis zum Kernspintomographen oder einer 
Krankenhaus-Verwaltungs-Software.
Und da das alles auf einmal erfasst und geregelt werden muss sind die 
Normen einfach an vielen Stellen so schlecht.

von Anja Zoe C. (zoe)


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Keine Norm kann den gesunden Menschenverstand, die Anwendung der eigenen 
Intelligenz (soweit ausreichend vorhanden) ersetzen, das wird oft 
übersehen oder vergessen. Ähnlich wie in der Softwareentwicklung die 
Verwendung von tollen "Tools"nicht automatisch zu richtigem oder gar 
effizientem Code führt, führt die Anwendung von Normen wie die 9001 oder 
die 9100 nicht automatisch zu einem wirkungsvollem Qualitätsmanagement.

Auch ist es richtig, wie weiter oben schon bemerkt, daß leider (zu?) 
viele Auditoren sich mit wenig zufrieden geben. Ich habe schon Supplier 
besucht, die mir ganz stolz ihre neue AS9100 Zertifizierung unter die 
Nase gehalten haben; das dazugehörende QM handbuch war letztlich nichts 
anderes eine Kopie des Standards. So hilft das natürlich nicht, denn was 
zählt, ist eben nicht nur der "Letter of the Rule", sondern auch der 
"Spirit of the Rule".

Ob z.B. ein gemäß ISO9001 einzusetzender Qualitätsleiter seine Rolle 
auch "richtig" erfüllt, ist eine völlig andere Frage, als die Tatsache, 
daß es einen solchen ersteinmal geben muß. Dazu kommt, daß die Frage, 
wer nun für eine bestimmte Position geeignet ist oder nicht, höchst 
subjektiv ist. Das läßt sich nun wirklich nicht mit der 9001 abdecken.

Man sollte solche Normen eben als das sehen, was sie sind: Ein Katalog 
von Mindestanforderungen für einen bestimmten Zweck. Ob das darauf 
basierende Produkt / Prozess oder eben QM-System "gut" ist oder nicht, 
ist eine völlig andere Sache.

Ein Allheilmittel sind sie jedoch genausowenig wie überflüssiger 
Kokolores.

(Die 9002 ist übrigens seit etlicher Zeit zurückgezogen...)

Zoe

von Timm T. (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Sie legen lediglich die
> Mindestanforderungen an das QM-System fest. 9001 umfasst auch die
> Entwicklung. Es geht nur um Prozesse und Dokumentation.

Und damit hat er doch recht: Natürlich kannst Du 9001 zertifiziert sein 
und trotzdem Sch...e herstellen. Nur halt gut dokumentierte Sch...e.

Seitdem ich so eine Zertifzierung mal mitmachen durfte, kann ich über 
das "Wir sind ISOblablabla..." nur lachen.

Anja zoe Christen schrieb:
> Das klingt auf den ersten Blick aber nach einer übereilten Handlung.

Nee, das waren die eingekauften Manager, die den faulen Ossis erstmal 
zeigen mussten, wie man arbeitet. Und da war natürlich alles, was Zone 
war schlecht.

von Anja Zoe C. (zoe)


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Timm Thaler schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Sie legen lediglich die
>> Mindestanforderungen an das QM-System fest. 9001 umfasst auch die
>> Entwicklung. Es geht nur um Prozesse und Dokumentation.
>
> Und damit hat er doch recht: Natürlich kannst Du 9001 zertifiziert sein
> und trotzdem Sch...e herstellen. Nur halt gut dokumentierte Sch...e.

Naja, nicht ganz richtig, denn die 9001 sagt durchaus, daß die Produkte 
auch auf die Konformität zu den Kundenanforderungen entsprechen und 
dahingehend überprüft werden sollen. D.h. wenn nicht gerade jemand 
Schwimmwesten tatsächlich aus Beton bestellt, ist eine Produktion 
derselben nicht 9001 konform, auch wenn die Methoden an sich es sind.

>
> Seitdem ich so eine Zertifzierung mal mitmachen durfte, kann ich über
> das "Wir sind ISOblablabla..." nur lachen.

Ja das mag durchaus sein, es gibt da leider viele Dünnbrettbohrer bei 
den Zertifizierern. Wie bei so vielen anderen Prüforganisationen halt 
auch (ich sag nur TÜV Süd).

>
> Anja zoe Christen schrieb:
>> Das klingt auf den ersten Blick aber nach einer übereilten Handlung.
>
> Nee, das waren die eingekauften Manager, die den faulen Ossis erstmal
> zeigen mussten, wie man arbeitet. Und da war natürlich alles, was Zone
> war schlecht.

Das waren sicher ungeeignete, überhebliche, aber auch völlig ahnungslose 
Leute. Und die Entscheidung - wie sich hier darstellt - die getroffen 
wurde, war dann wohl weder durchdacht noch wohlüberlegt. Grundsätzlich 
gibts da schon Methoden und Verfahren (übrigens auch ISO 9001 konform 
;-)

Gute Nacht,

Zoe

von Purzel H. (hacky)


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Die ISO9000 sind etwas fragwuerdig. Es verspricht viel, und haelt 
weniger. Eine guenstige Werbemassnahme.
Wir haben zB Spitaeler, die haben ISO9000. Natuerlich die Kueche, nicht 
der medizinische Betrieb ...

Schau dir die europaeischen EMV- und Produktesicherheitsnormen an. Die 
machen so auch tatsaechlich Sinn.

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