Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Erfahrungen mit (Ruf) Bereitschaft


von Bereitschaftshabender (Gast)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

mal eine Frage an alle die Rufbereitschaft in Unternehmen mit Anlagen 
die kontinuierlichlaufen machen. Also Kraftwerke, Chemieanlagen, 
Wasserwerke, Erdöl-Raffinerien usw.

Wie "verkraftet" Ihr die Bereitschaft, also habt Ihr Einschränkungen 
(Schlafstörungen etc.) auch in der Zeit in der Ihr Freizeit habt? 
(blödes Gefühl des wartens, dass jemand anruft)

In welchen Rhythmus habt Ihr Bereitschaft?
Ich habe ~10 mal wöchentlich pro Jahr Bereitschaft.

Wie geht Ihr mit dem Druck um, dass wenn Ihr an der Anlage arbeitet das 
Kraftwerk oder die Anlage durch die arbeiten ausfällt?

Findet Ihr Eure Vergütung für die Bereitschaft fair und angemessen?

Würde mich mal interesieren.

von Marx W. (Gast)


Lesenswert?

Bereitschaftshabender schrieb:
> Ich habe ~10 mal wöchentlich pro Jahr Bereitschaft.

Was soll das im verständlicher Sprache heißen?

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

Ich habe nur einmal im Jahr eine Woche Rufbereitschaft und mich hatte 
das früher extrem belastet. Heute nicht mehr so und in den letzten 
Jahren musste ich auch nicht los.
Aber es ist schon ätzend. Mittlerweile gibt es ca. 100 Euro brutto 
dafür.
Selbst wenn es 1000 Euro wären, ich würde es lieber lassen.
Noch ein paar Jahre, dann bin ich aus der Nummer raus.

von Bereitschaftshabender (Gast)


Lesenswert?

Marx W. schrieb:
> Bereitschaftshabender schrieb:
>> Ich habe ~10 mal wöchentlich pro Jahr Bereitschaft.
>
> Was soll das im verständlicher Sprache heißen?

10 mal eine Woche

vorher mal durchlesen hilft - ist schon spät

von Bereitschaftshabender (Gast)


Lesenswert?

F. Fo schrieb:
> Ich habe nur einmal im Jahr eine Woche Rufbereitschaft und mich hatte
> das früher extrem belastet. Heute nicht mehr so und in den letzten
> Jahren musste ich auch nicht los.
> Aber es ist schon ätzend. Mittlerweile gibt es ca. 100 Euro brutto
> dafür.
> Selbst wenn es 1000 Euro wären, ich würde es lieber lassen.
> Noch ein paar Jahre, dann bin ich aus der Nummer raus.

So in der Region liegt die "Aufwandsentschädigung" auch etwas mehr aber 
ich sehe das genauso wie du. Einsätze sind vieleicht 5 pro Jahr, ich 
mach das jetzt 3 Jahre. Ich hab mir das damals beim Vorstellungsgespräch 
nie so vorgestellt, aber es schränkt schon ein spontan mal was machen 
geht nur eingeschränkt.

von G. L. (glt)


Lesenswert?

Einschränkungen hat man in seiner Bereitschaftszeit sicherlich, aber was 
solls - man weiß VORHER welchen Job man annimmt.

Welchen Druck?
Wenn was ist, wirds erledigt u. wenn nicht, ist Ruhe im Karton.

von ichbins (Gast)


Lesenswert?

Ich hatte früher 2 Jahre lang Rufbereitschaft für ca. 10 Wochen pro 
Jahr. Die Bereitschaft beinhaltete praktisch immer einen geplanten 
Anlagencheck von Zuhause per Laptop von 0,5 bis 1h pro Tag. Öfter kam 
auch ein ungeplanter Anruf. Nie ein Einsatz vor Ort.

Insbesondere wenn man was fernab vom Laptop unternehmen will ist das 
eine große Einschränkung (z.B. Ausflug, Sport...)
Außerdem kann man sich an den Tagen schlecht besaufen. Einmal kam es 
tatsächlich vor, dass ich sturzbetrunken war und ein Anruf kam. Bin dann 
nach Hause gegangen (wohne in der Innenstadt) und habe komplizierte 
Prozessergebnisse analysiert. Erstaunlicherweise gab es danach keinen 
Ausschuss ;-)

von Marx W. (Gast)


Lesenswert?

Bereitschaftshabender schrieb:
> Ich hab mir das damals beim Vorstellungsgespräch
> nie so vorgestellt, aber es schränkt schon ein spontan mal was machen
> geht nur eingeschränkt.
Eben, vorallem am Wochendende.
Der Verlust an Freizeit ist def. ned durch die Pauschale gedeckt.
Vorallen wenn man an die Ars....cher von der Schicht denkt. Die sind so 
faul und rufen einen, nur weil sie eine Schalterfallmeldung ned checken 
und die Sicherung nicht finden.
Was ich da auf solchen Rufbereitschaften erlebt habe geht auf keine 
Kuhhaut.

von Bereitschaftshabender (Gast)


Lesenswert?

G. L. schrieb:
> Welchen Druck?

Das man ja nicht auf jedem Gebiet Experte ist und man weiss ja nicht 
vorher warum man gerufen wird (Sachen die im normalen Arbeitsleben 
eigentlich immer der Kollege macht). Wenn du dir Logiken industrieller 
Steuer- oder Leitsysteme anschaust sind die nicht immer selbsterklärend. 
Da kann man schnell durch falsches ändern eines Bits die Anlage 
"rausschmeisen". Klar sollte man wissen was man tut, aber weisst du das 
immer um 2 Uhr in der Nacht? Das meine ich damit.

von Bereitschaftshabender (Gast)


Lesenswert?

ichbins schrieb:
> Die Bereitschaft beinhaltete praktisch immer einen geplanten
> Anlagencheck von Zuhause per Laptop

schön wärs IT-Sicherheit verhindert sowas heutzutage. Sicherlich 
berechtigt aber das ein anderes Thema.

von Bereitschaftshabender (Gast)


Lesenswert?

Marx W. schrieb:
> Vorallen wenn man an die Ars....cher von der Schicht denkt. Die sind so
> faul und rufen einen, nur weil sie eine Schalterfallmeldung ned checken
> und die Sicherung nicht finden.

ja Marx W., solche Einsätze hatte ich auch schon, wenn du nur reinfährst 
und Erklärbär spielst.

von Marx W. (Gast)


Lesenswert?

Bereitschaftshabender schrieb:
> Da kann man schnell durch falsches ändern eines Bits die Anlage
> "rausschmeisen". Klar sollte man wissen was man tut, aber weisst du das
> immer um 2 Uhr in der Nacht? Das meine ich damit.

Sach mal, du änderst in der Steuerung was?
Haste noch alle Tassen im Schrank!
Du sollst Fehler finden, also was im Feld eben nicht mehr Funktioniert!
Software die so lausig programmiert wurde (bzw, Abnahmen die von der 
Ingenieuse durchgeführt wurden), das da Leute "Bits" umlegen gehört 
eigentlich mit Stumpf und Stiel ausgerissen!

von G. L. (glt)


Lesenswert?

Bereitschaftshabender schrieb:
> G. L. schrieb:
>> Welchen Druck?
>
> Das man ja nicht auf jedem Gebiet Experte ist und man weiss ja nicht
> vorher warum man gerufen wird (Sachen die im normalen Arbeitsleben
> eigentlich immer der Kollege macht). Wenn du dir Logiken industrieller
> Steuer- oder Leitsysteme anschaust sind die nicht immer selbsterklärend.
> Da kann man schnell durch falsches ändern eines Bits die Anlage
> "rausschmeisen". Klar sollte man wissen was man tut, aber weisst du das
> immer um 2 Uhr in der Nacht? Das meine ich damit.
Wenn man nicht weis, was man tut, sollte man den Job lassen.
In Bereitschaftseinsätzen werden aktuelle Fehler "behoben" u. keine 
Funktionsänderungen durchgeführt.

Manches lässt sich u.U. auch nächtens nicht beheben - na und?

Druck macht man sich selber.

von Malefiz (Gast)


Lesenswert?

Bereitschaftshabender schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> mal eine Frage an alle die Rufbereitschaft in Unternehmen mit Anlagen
> die kontinuierlichlaufen machen. Also Kraftwerke, Chemieanlagen,
> Wasserwerke, Erdöl-Raffinerien usw.
>
> Wie "verkraftet" Ihr die Bereitschaft, also habt Ihr Einschränkungen
> (Schlafstörungen etc.) auch in der Zeit in der Ihr Freizeit habt?
> (blödes Gefühl des wartens, dass jemand anruft)

Gefühlt hab ich immer Bereitschaft wenn was im Freundeskreis anliegt. 
Ich bin ziemlich angepasst von ihr und würde nie wieder einen Job mit 
Bereitschaft annehmen.

> In welchen Rhythmus habt Ihr Bereitschaft?
> Ich habe ~10 mal wöchentlich pro Jahr Bereitschaft.
 Wir teilen uns mit 4 Mann die Bereitschaft also alle 3-4 Wochen

> Wie geht Ihr mit dem Druck um, dass wenn Ihr an der Anlage arbeitet das
> Kraftwerk oder die Anlage durch die arbeiten ausfällt?
Entweder gehts oder geht nicht.

> Findet Ihr Eure Vergütung für die Bereitschaft fair und angemessen?
Nein das Geld ist es nicht wert.

> Würde mich mal interesieren.

von Uffz d.R. (Gast)


Lesenswert?

Ich hatte während meiner BW-Zeit als Fernmelder (RTTY) einige Male
pro Jahr für jeweils eine Woche Rufbereitschaft. Man konnte sich zwar 
innerhalb des Kasernengeländes frei bewegen, musste aber jederzeit
für den Alarmfall verfügbar sein.

Es gab keinerlei Extravergütung oder Freizeitausgleich. Dafür herrschte 
aber absolutes Alkoholverbot. :-(

Viele Kameraden mit Präferenz für andere Genussmittel waren hier klar
im Vorteil. :-)  Mancher schmuggelte am Wochenende die Freundin im
Kofferraum seines PKW in die Kaserne (und auch wieder heraus), da
zivile Besuche nur bis 22:00 Uhr gestattet waren.

von Bereit mal anders (Gast)


Lesenswert?

Eine andere Form von "Rufbereitschaft" ..

Achtung! Nichts für schwache Nerven!

https://www.youtube.com/watch?v=j-P54MZVxMU&bpctr=1408656323

von Bereitschaftshabender (Gast)


Lesenswert?

Marx W. schrieb:
> Sach mal, du änderst in der Steuerung was?
> Haste noch alle Tassen im Schrank!
> Du sollst Fehler finden, also was im Feld eben nicht mehr Funktioniert!
> Software die so lausig programmiert wurde (bzw, Abnahmen die von der
> Ingenieuse durchgeführt wurden), das da Leute "Bits" umlegen gehört
> eigentlich mit Stumpf und Stiel ausgerissen!

Nein nicht in der Steuerung, es gibt halt auch Logik die nicht unbedingt 
sicherheitsrelevant ist (Leitsystemlogik). Und mit Bits umlegen meinte 
ich wenn z.B. eine Karte gewechselt werden soll weil ein Kanal kaputt 
ist wo aber 16 Binäre Ein- oder Ausgänge drauf hängen die Bits der 
andern Ein- oder Ausgänge für die paar Sekunden die das wechseln der 
Karte dauert zu halten.
Meisten gehts bei den Einsätzten abzuschätzen welche Auswirkung es hat 
wenn was gewechselt wird.

Und genau da gebe ich dir Recht manchmal muss man auch mal dazwischen 
hauen, wenn jemand defekte Feldtechnik durch ein Stück Software ersetzen 
haben möchte.

von Bereit mal anders (Gast)


Lesenswert?

> Eine andere Form von "Rufbereitschaft" ..

Anscheinend blockiert you tube das Video nun. Es existiert aber noch in 
hoher Auflösung hier

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/zeuge-filmte-mit-dem-handy-video-zeigt-toedliche-schuesse-in-saint-louis-13109501.html

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

G. L. schrieb:
> Einschränkungen hat man in seiner Bereitschaftszeit sicherlich, aber was
> solls - man weiß VORHER welchen Job man annimmt.

Bei uns kam der erst, da habe ich schon lange dort gearbeitet und früher 
war es sogar zwei- bis dreimal pro Jahr.
>
> Welchen Druck?
Der Druck, immer zu sehen, ob Empfang ist, dass man nichts verpasst, 
nicht doch zu weit von zu Hause weg ist und der Druck, wenn man müde ist 
und noch nicht schlafen darf/kann, weil noch nicht Schluss ist.
Da ist sicher jeder anders vom Empfinden her.
Ich bin froh wenn die drei (oder waren es vier?) Jahre rum sind, die ich 
das noch machen muss.
Früher sind wir auch raus gefahren, wenn ein Kunde einen "erwischt" hat 
und das haben wir auch meistens gern getan, weil es die eigenen Kunden 
sind.
Heute kann einer wegen einem Schiss anrufen und ich muss da 400 
Kilometer durch die Gegend fahren.
Diesen Fall hatte ich schon, allerdings waren es "nur 300 Kilometer".
Es war ein ganz neuer Fahrzeugtype, den ich vorher noch nie gesehen 
hatte und der Fahrer wusste schon, dass die Sicherung defekt ist. Da ich 
keine hatte, musste ich sie mir bei den Betriebselektrikern holen. Die 
saßen allesamt auf dem Hintern und tranken Kaffee.
Für die Elektriker wären es alles in allem vielleicht 10 Minuten Arbeit 
gewesen. Ich musste von einer Geburtstagsfeier in meinem Haus weg und 
war dafür fünf Stunden unterwegs.
Gut, es ist mein Job und ich habe mich nicht beklagt, aber hatte das 
einen Sinn?

> Wenn was ist, wirds erledigt u. wenn nicht, ist Ruhe im Karton.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


Lesenswert?

Ein bisschen viel Jammern hier.

Rufbereitschaft ist doch tariflich und gesetzlich geregelt. Für die 
Rufbereitschaft als solche gibt es eine Pauschale. Für jeden konkreten 
Einsatz, einschließlich der Wegezeit gibt es zusätzlich den normalen 
Stundenlohn plus eventueller Wochenend- und Feiertag-Zuschläge, 
Einsatzwechseltätigkeit etc. Eventuell gibt es Freizeitausgleich und was 
nicht alles. Dabei darf der Arbeitnehmer seinen Aufenthaltsort frei 
wählen.

Wenn du wegen einem Schiss irgendwo hin musst, dann freu dich, du wirst 
wegen einem Schiss bezahlt. Leicht verdientes Geld.

In Zeiten von Handy und Internet bedeutet Rufbereitschaft auch nicht, 
dass man im Umkreis von 50 Metern um sein Festnetz-Telefon bleiben muss. 
Das bedeutete es sogar nicht einmal früher, da gab es "Piepser". Dank 
Internet geht vieles von Unterwegs oder Zuhause. Wenn man Glück hat geht 
von Zuhause so viel, dass das Finanzamt es als Begründung kauft, warum 
man die Kosten für ein häusliches Arbeitszimmer doch von der Steuer 
absetzen kann.

Auch wird hier so getan, als ob man innerhalb von 5 Sekunden mit der 
Arbeit beginnen muss. Auch das ist nicht so. Ganz im Gegenteil. Macht 
der Arbeitgeber strickte Zeitvorgaben, dann handelt es sich eventuell 
gar nicht mehr um Rufbereitschaft sondern Bereitschaftsdienst oder 
Arbeitsbereitschaft. Das wird für den Arbeitgeber richtig teuer. Auch 
Schlafen ist OK wenn man sicher durch das Telefon geweckt wird.

Ich darf daher von meinen Leuten gar nicht fordern, dass sie innerhalb 
von 10 Minuten mit der Arbeit beginnen oder andere Forderungen stellen, 
die den Aufenthaltsort während der Rufbereitschaft einschränken. Bei uns 
ist das so geregelt, dass in den entsprechenden Regelungen schwammig so 
etwas wie "... in der Regel und soweit zumutbar innerhalb einer Stunde 
die Arbeit aufzunehmen ..." steht. In einer Stunde kann man locker die 
erste Ferndiagnose per Handy abgeben und damit die Arbeit aufnehmen. Da 
kann man bei Rufeingang auch mal ein paar Hundert km von Zuhause 
entfernt sein.

Wer natürlich so alkoholabhängig ist, dass er es während der 
Bereitschaft nicht ohne Alkohol oder anderen Scheiß aushält, oder wer 
meint bei jeder Feier gehört Saufen zu guten Ton, hat ein ganz anderes 
Problem.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


Lesenswert?

Hannes Jaeger schrieb:
> Rufbereitschaft ist doch tariflich und gesetzlich geregelt.

Nein nicht ganz, tariflich ist da nur in manchen Tarifen was geregelt!
Gesetzlich, im Arbeitsrecht gibt es doch gar nicht den Begriff!
Es gibt die EU-Vorgaben die die Arbeitsbereitschaft abhandeln.
Rufbereitschaft ist ein in D-land gebräuchliche Form bei der die 
Arbeitsbereitschaft umgangen werden soll.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


Lesenswert?

Hannes Jaeger schrieb:

> Ein bisschen viel Jammern hier.

Frag die die Rufbereitschaft machen, wie sie sich entscheiden würden:
Weiter Rufbereitschaft: ja oder nein.

Ich kenn keinen der da Ja sagt!
Und das hat seine guten Gründe!
Und es hat auch seine guten Gründe warum Firmen im VG sehr selten die 
Rufbereitschaft erwähnen:
Die Bewerber die sie kennen, würden sofort aufstehen und rausgehen.

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

Hannes Jaeger schrieb:
> Wer natürlich so alkoholabhängig ist, dass er es während der
> Bereitschaft nicht ohne Alkohol oder anderen Scheiß aushält, oder wer
> meint bei jeder Feier gehört Saufen zu guten Ton, hat ein ganz anderes
> Problem.

Ich glaube du ziehst falsche Schlüsse aus dem was ich schrieb.
Wenn das auf meinen Post bezogen sein soll, so ist das schlichtweg eine 
Unverschämtheit.
Erstmal kennst du mich nicht, zum zweiten gibt es kaum Feiern bei denen 
ich dabei bin und bei diesen trinke ich immer nur sehr wenig Alkohol und 
auch schon mal gar nichts.
Es gab Zeiten da wäre ich für meine Firma gestorben und bin zu jeder 
Tag- und Nachtzeit losgefahren, wenn man mich erreichte, aber das ist 
was ganz anderes  als dieses ständig präsent sein zu müssen.
Manch einem macht das nichts, manch einem etwas und anderen ganz viel 
aus.
Ich gehöre zu den Letzteren.

von Rudi Radlos (Gast)


Lesenswert?

Rufbereitschaft ist nicht Rufbereitschaft! Der Eine geht ans Handy und 
sagt locker: "drücken Sie nun Taste 15" und andere verlieren einen Tag 
weil sie das Problem "vor Ort" nach 300 km Autofahrt mitten in der Nacht 
lösen müssen. Verlorene Freizeit ist auf jeden Fall ein Verlust an 
Lebensqualität und Freiheit.

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

Rudi Radlos schrieb:
> Rufbereitschaft ist nicht Rufbereitschaft! Der Eine geht ans Handy und
> sagt locker: "drücken Sie nun Taste 15" und andere verlieren einen Tag
> weil sie das Problem "vor Ort" nach 300 km Autofahrt mitten in der Nacht
> lösen müssen. Verlorene Freizeit ist auf jeden Fall ein Verlust an
> Lebensqualität und Freiheit.

Das ist alles richtig, aber ich weiß nicht, ob ich das überhaupt 
verständlich rüber bringen kann.
Es ist nicht die Arbeit und auch die 300 Kilometer für ne doofe 
Sicherung ist nicht das Problem. Bei richtigen Problemen mache ich das 
wirklich gern.
Es ist vielmehr der Druck keinen Anruf zu verpassen oder noch nicht 
schlafen gehen zu können, weil es noch nicht Mitternacht ist.
Eher der mentale Stress, der mich persönlich dabei belastet.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


Lesenswert?

F. Fo schrieb:
> Es ist vielmehr der Druck keinen Anruf zu verpassen oder noch nicht
> schlafen gehen zu können, weil es noch nicht Mitternacht ist.
> Eher der mentale Stress, der mich persönlich dabei belastet.

Geh zu deinen Hausarzt, schilder dem dein Leiden, weis drauf hin, dass 
das vom Job kommt, und dann warte ab.
Wenn der Doktorree deines Vertrauenens was taugt, schreibt der die 
Rechnung so, dass die Krankenkasse die Berufsgenossenschaft blechen 
läßt. Ab dem Pkt. hüpft die Berufsgenossenschaft zwei drei mal rum und 
wird deinen Betrieb anschreiben. Dann wird der Betriebsartz den Si-Ing 
mal fragen wie die Arbeitsbedingungen sind, und der wird dein Chefchen 
mal fragen was da wohl los ist.
Dann solltest du keine Rufbereitschaft mehr haben.
Den Chefchen will es sich nicht mit den Arbeitsschützern verscherzen.
Denk mal dran wenn dir dann doch was auf der Fahrt passiern würd?
Da kann ganz schnell die Berufsgenossenschaft drauf kommen den Laden in 
Regress zu nehmen!
Dann hüpft der Chef von deinen Chefchen auf dem Chefchen rum!
Was dein Chefchen ned will.
Deshalb wird er dich schon mal aus "Fürsorgepflicht" von der 
Rufbereitschaft befreien.

von Backflow (Gast)


Lesenswert?

>Da kann ganz schnell die Berufsgenossenschaft drauf kommen den Laden in
>Regress zu nehmen!

Auf welcher Rechtsgrundlage? Daß Rufbereitschaften gegen das Gesetz 
verstoßen?

Und außerdem glaubst du also ernsthaft, daß sich die BG und im 
Zweifelsfall der AG in kritischen Fällen auf die Diagnose eines 
Feld-Wald-und-Wiesen-Hausarztes verlässt?

von Kopfschüttel (Gast)


Lesenswert?

Was seid ihr eigentlich mittlerweile alles für Weicheier?
Ein klein wenig Rufbereitschaft und schon habt ihr gesundheitliche 
Probleme?
Ich war 18 Jahre in der freiwilligen Feuerwehr, hatte ergo 18 Jahre rund 
um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr Rufbereitschaft und hatte keine 
gesundheitlichen Probleme deswegen.
Außerdem bin ich seit rund 25 Jahren im Kundendienst tätig und habe ca. 
alle 4 Wochen Rufbereitschaft und kann es gesundheitlich gut verkraften 
und habe auch keinen extra Streß deswegen.
Sorry, aber manchmal glaube ich, dass man hier einigen Puderzucker in 
den Arsch blasen muß, weil sie ansonsten wegen alles und jeden 
überlastet sind.....

von F. F. (foldi)


Lesenswert?

Kopfschüttel schrieb:
> Was seid ihr eigentlich mittlerweile alles für Weicheier?

Du hast das nicht alles gelesen, oder?
Oder verstehst du das Thema einfach nicht?

Das hat nichts mit Weichei oder nicht Weichei zu tun und von 
gesundheitlicher Belastung war wohl eher nebenbei die Rede.

Es ging in diesem Thread, und ich erkläre dir das gern nochmal auf die 
einfache Weise, wie andere das verkraften und ob sie evtl. 
Schlafstörungen oder ähnliche Probleme haben. Aber in der Hauptsache 
ging es hier um den mentalen Druck.

Da gibt es Typen, wie du einer zu sein scheinst, denen das überhaupt 
nichts ausmacht und andere können (wahrscheinlich wegen übersteigertem 
Pflichtbewusstsein) nicht mal mehr schlafen.

Im Krieg gab es auch Leute die sich in die Hose schissen, wenn neben 
ihnen eine Granate einschlug und andere aßen in Ruhe ihre Suppe auf.

Dazu kommt, wie bei der Konfrontationstherapie, je öfter man das macht, 
desto mehr tritt sicher eine Gewöhnung ein.

Das hat mit Weichei oder nicht Weichei gar nichts zu tun.

Von mir aus kannst du das gern weiter so sehen, aber ich bin bestimmt 
kein Weichei und jeder der mich kennt, könnte das sofort bestätigen.

von Fritz (Gast)


Lesenswert?

Bereitschaftshabender schrieb:
> mal eine Frage an alle die Rufbereitschaft in Unternehmen mit Anlagen
> die kontinuierlichlaufen machen.

Das System steht in meinem Fall beim Kunden und nicht beim eigenen AG, 
aber das dürfte für deine Frage keinen großen Unterschied machen.


Bereitschaftshabender schrieb:
> Wie "verkraftet" Ihr die Bereitschaft, also habt Ihr Einschränkungen
> (Schlafstörungen etc.) auch in der Zeit in der Ihr Freizeit habt?
> (blödes Gefühl des wartens, dass jemand anruft)

Höchstens in der Form, dass das Wiedereinschlafen nicht immer ganz 
einfach ist, wenn du nachts um 3 aus dem Bett fällst. Selbst wenn sich 
die Sache dann vom Schreibtisch aus in 20 Minuten erledigen lässt, bin 
ich dann erstmal wach.

Sonst ist das eine Sache der Einstellung. Ein Kollege ist mal nachts 
beim Ausrücken in den Rückstau vor einer großen Polizeikontrolle 
geraten. Der ist dort zwei Stunden gestanden und in dieser Zeit war beim 
Kunden faktisch Stillstand. Soll man sich darüber aufregen? Wenn etwas 
ist, macht man seine Sache so gut wie möglich. Wenn dir alle möglichen 
Unwägbarkeiten schon vorab zu schaffen machen, such' dir lieber einen 
anderen Job.

Bereitschaftshabender schrieb:
> In welchen Rhythmus habt Ihr Bereitschaft?

Nie für ganze Wochen, bei uns immer entweder Mo-Fr oder Sa/So. Von 
diesen Blöcken habe ich im Jahr etwas mehr als 10. Die sind eher 
unregelmäßig verteilt - dieses Jahr hatte ich erst zwei. In der Firma 
gibt es einen ziemlich großen Pool von Leuten, die grundsätzlich in 
Frage kommen. Das macht die Sache ein Stück angenehmer.

Bereitschaftshabender schrieb:
> Wie geht Ihr mit dem Druck um, dass wenn Ihr an der Anlage arbeitet das
> Kraftwerk oder die Anlage durch die arbeiten ausfällt?

Was willst du machen? Entweder es geht oder es geht nicht. Natürlich 
weiß ich, welche wirtschaftlichen Auswirkungen es für meinen Chef hat, 
wenn man dem Kunden nicht wie erwartet helfen kann. Aber ich kann's ja 
nicht ändern ...

Bereitschaftshabender schrieb:
> Findet Ihr Eure Vergütung für die Bereitschaft fair und angemessen?

Ja. Das liegt aber hauptsächlich daran, wie das bei uns abläuft: Die 
Termine kann ich fast immer so schieben, dass es keine große 
Einschränkung ist. Dass größere Probleme in der Bereitschaft anfallen 
ist außerdem die Ausnahme. Es gibt Kollegen, die das ganze Jahr kein 
einziges Mal während ihrer Bereitschaftszeiten angerufen werden. Und die 
völlig unsinnigen Anfragen verweist die Telefonzentrale schon vorab auf 
die regulären Servicezeiten.

Ich weiß: So ist es nicht überall.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

F. Fo schrieb:
> Eher der mentale Stress, der mich persönlich dabei belastet.

Wenn's wichtig ist, bimmelt Dein Telefon garantiert oft genug! Es ist 
ein Unterschied, wie groß das Pool der Bereitschaftler ist. Wenn man nur 
3x im Jahr dran ist, kann man das locker verkraften. Allerdings ist es 
mit der Vorbereitung wie früher mit den Hausaufgaben. Wenn man 
ausreichend gut vorbereitet ist, kann man WESENTLICH besser schlafen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.