Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik 12V DC Motor PT1-Glied annähern


von Stm M. (stmfresser)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Leute,

ich wollte einen 12V DC Motor mit einem PT1-Glied annähern und habe 
mehrere Sprungantworten gemessen.
Es schaut erstmal wie ein PT1 -Glied aus. Aber die stationäre 
Verstärkung ist überraschenderweise leider nicht konstant

Je mehr PWM desto weniger ist die
-Verstärkung, es scheint quasi linear abhängig. Ich frag mich wie 
erweitere ich den PT1 Modell anhand der Messungen?

Vielen Dank im Voraus.

Gruß stmfresser

Hier sind die Messungen, unterschiedlich geplottet.

Messgrößen. Winkelgeschwindigkeit von Motor 1 und 2
Eingangsgröße PWM . 10 bit

: Bearbeitet durch User
von Martin (Gast)


Lesenswert?

Ich finde daß es so aussieht als ob zwischen PWM und Drehzahl ein Offset 
wäre.

Man ließt oft daß der Bürstenübergangswiderstand nichtlinear ist und gut 
über eine feste Spannung angenähert werden kann.

z.B. hier:
http://www.christiani.de/pdf/74991_Lese.pdf
vor Formel 12.28

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Martin schrieb:
> Ich finde daß es so aussieht als ob zwischen PWM und Drehzahl ein Offset
> wäre.
>
> Man ließt oft daß der Bürstenübergangswiderstand nichtlinear ist und gut
> über eine feste Spannung angenähert werden kann.
>
> z.B. hier:
> http://www.christiani.de/pdf/74991_Lese.pdf
> vor Formel 12.28

Danke,

Sie haben Recht. Es gibt Offset. Ab PWM 30 geht der Motor erst los. Das 
habe ich nicht berücksichtigt.


Gruß stmfresser.

von Jens (Gast)


Lesenswert?

Wie sieht denn Deine Endstufe aus?
Ist es eine Vollbrücke oder Halbbrücke?
Wenn es nur ein MosFet + Freilauf ist, dann kann es gut sein, dass die 
Endstufe im lückenden Betrieb läuft. PWM ist dann nicht mehr 
proportional zur Motorspannung.

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Jens schrieb:
> Wie sieht denn Deine Endstufe aus?
> Ist es eine Vollbrücke oder Halbbrücke?
> Wenn es nur ein MosFet + Freilauf ist, dann kann es gut sein, dass die
> Endstufe im lückenden Betrieb läuft. PWM ist dann nicht mehr
> proportional zur Motorspannung.

Hallo,

Danke für den Hinweis.

Der Motortreiber ist http://www.pololu.com/product/705
Davon 2 Stück im Betrieb.

Ich habe angenommen, dass PWM proportional zur Ankerspannung ist.

Grüße,

von Stm M. (stmfresser)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

ich habe grad den offset aus den messwerten weggefiltert.
Noch mal geplottet. Übersetzung PWM zu Winkelgeschwindigkeit grob 
geschätzt 14.
schaut etwas besser aus. Aber nicht befriedigend

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Der Fit ist aber auch noch nicht optimal.

Hast du das von Hand "hingebogen" oder irgendwie gerechnet?
Linearer Fit geht ganz schnell z.B. mit EXCEL.

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Martin schrieb:
> Der Fit ist aber auch noch nicht optimal.
>
> Hast du das von Hand "hingebogen" oder irgendwie gerechnet?
> Linearer Fit geht ganz schnell z.B. mit EXCEL.

was ist denn das Fit? ne Zeichenprogramm?

von Jens (Gast)


Lesenswert?

>Der Motortreiber ist http://www.pololu.com/product/705
>Davon 2 Stück im Betrieb.
>
>Ich habe angenommen, dass PWM proportional zur Ankerspannung ist.
Miss die Spannung doch mit.
Prinzipiell geht der Motortreiber.

Er hat allerdings ein Turn-On-Delay von 300us.
Wie hoch ist Deine PWM Frequenz?

Hast Du 1kHz, also 1000us Periodenzeit, so sind die 300us schon 30%. 
Natürlicht steht dem die Turn-Off Zeit gegenüber. Aber es ist nicht 
symentrisch.

Ist die Frequenz > 1kHz wird's aber dramatischer.

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Stimmt, Fit ist Umgangssprache... Eigentlich heist's hier zumindest 
lineare Regression.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lineare_Regression
Was man macht: man sucht eine Funktion die gegebene Werte am besten 
annähert. Im englischen etwas anpassen: to fit something.
Auf deutsch sagen die meisten dann vermutlich aus Faulheit nur daß die 
Funktion ein Fit ist...

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

@jens

pwm läuft auf 1kHz. Ich muss nicht unbedingt super genaueres Modell von 
Motor erstellen. So dass sind die Daten vom Motor und Motortreiber nicht 
gemessen.

@martin

achso, ja das wollte grad machen. Erstmal zumindest grobe Funktion 
finden abhängig von PWM -Wert.

Hab von den Messwerten 2 Arbeitspunkte gewählt, Rechne grad die 
Unbekannt 2 Parameter.

Wenn diese so grob passen würde, dann least square methode anwenden, 
wird bestimmt besser.

: Bearbeitet durch User
von Stm M. (stmfresser)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Der Ansatz scheint halbwegs richtig zu sein.

: Bearbeitet durch User
von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Ab PWM=200 geht Motorgeschw. so schnell in Sättigung. Seltsam

von Jens (Gast)


Lesenswert?

>Seltsam
Hast Du das mit dem Turn-On-Delay von 300us gelesen?

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Jens schrieb:
>>Seltsam
> Hast Du das mit dem Turn-On-Delay von 300us gelesen?

ja, habe davon leider keine ahnung was das eine rolle spielt.

von Stm M. (stmfresser)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

es ist jetzt mit LSQ mit 3.Ordnung Polynom angenähert.

schaut gut aus.

von Martin (Gast)


Lesenswert?

turn on delay 100-300µs, turn off delay 85-255µs.
Das scheint aber nur den Highside-Schalter zu betreffen, d.H. die Zeit 
ist nur beim Reversieren interessant.
Für das Tastverhältnis gelten offenbar die Werte t_rise und t_fall, 
beide <10µs.
Jedenfalls interpretiere ich Seite 11 vom Datenblatt so.

Bei sehr großen und unsymmetrischen Schaltzeiten würde es einen Offset 
zwischen eingespeistem PWM Signal und Ausgangs-PWM-Signal geben.

Zur Näherung 3. Ordnung: welche Parameter kommen jetzt 'raus?

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Martin schrieb:
> turn on delay 100-300µs, turn off delay 85-255µs.
> Das scheint aber nur den Highside-Schalter zu betreffen, d.H. die Zeit
> ist nur beim Reversieren interessant.
> Für das Tastverhältnis gelten offenbar die Werte t_rise und t_fall,
> beide <10µs.
Ok. versuche zu kapieren.

> Jedenfalls interpretiere ich Seite 11 vom Datenblatt so.
>
> Bei sehr großen und unsymmetrischen Schaltzeiten würde es einen Offset
> zwischen eingespeistem PWM Signal und Ausgangs-PWM-Signal geben.
>
> Zur Näherung 3. Ordnung: welche Parameter kommen jetzt 'raus?

Versehentlich falsch geschrieben.
Entschuldige, es war 2. Ordnung.

von Paul Baumann (Gast)


Lesenswert?

STM MC schrub:
>Entschuldige, es war 2. Ordnung.

Ist schon in Ordnung.
;-)

MfG Paul

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Also, ein kleiner quadratischer Term ist OK, weil ja auch die Verluste 
des Motors mit der Drehzahl überproportional ansteigen und damit auch 
den Anstieg der Leerlaufdrehzahl reduziert.
Genau wie die Lagerreibung ein weitgehend konstantes Moment bedeutet, 
sind auch die Hystereseverluste im Rotorblech ein konstantes Moment, die 
Verluste steigen entsprechend linear mit der Drehzahl. Die 
Wirbelstromverluste im Blech sind quadratisch von der Drehzahl abhängig 
und die Luftreibung kann man ganz gut kubisch annähern. Nur so als 
Hintergrund.

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Martin schrieb:
> Also, ein kleiner quadratischer Term ist OK, weil ja auch die Verluste
> des Motors mit der Drehzahl überproportional ansteigen und damit auch
> den Anstieg der Leerlaufdrehzahl reduziert.
> Genau wie die Lagerreibung ein weitgehend konstantes Moment bedeutet,
> sind auch die Hystereseverluste im Rotorblech ein konstantes Moment, die
> Verluste steigen entsprechend linear mit der Drehzahl. Die
> Wirbelstromverluste im Blech sind quadratisch von der Drehzahl abhängig
> und die Luftreibung kann man ganz gut kubisch annähern. Nur so als
> Hintergrund.

Danke für ausführliche Erklärung.

bin gerade dabei einen Drehgeschwindigkeitsregler auszulegen. Es gibt 
anscheinend ne Menge Methoden. Welche würden Sie mir empfehlen.

Mir gefällt die Methode von Betragsoptimum da es angeblich gegen Störung 
sehr robust sei.

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Erst mal: Du, sonst fühle ich mich so alt...

Es kommt darauf an was man machen möchte.
Ich mag große Motoren und allgemein große Leistungen, deshalb  würde ich 
immer versuchen eine Methode zu wählen bei der man den Strom sicher 
unter Kontrolle hat. Das geht am besten mit einer kaskadierten Regelung. 
Damit hat man als Strecke nur noch im wesentlichen eine Induktivität, 
und die ist sehr leicht zu regeln. Die geregelte Strecke verhält sich 
dann ganz gut PT1-artig, wodurch die übergeordnete Strecke (Drehzahl als 
Funktion des angeforderten Drehmomentes) wiederum nur noch I-Verhalten 
hat, was wieder einfach zu regeln ist.
Kaskadierte Regler haben auch den Vorteil, daß man sie sehr leicht sehr 
schnell machen kann. Das gilt ganz besonders für analoge Stromregler.
Digital habe ich immer alles was vernünftig war vorgesteuert und den 
Rest ganz normal kaskadiert geregelt.

Die Wirklichkeit macht einem sehr schnell einen Strich durch die schönen 
Theorien. z.B. wenn man Werte limitieren muß und I-Anteile weglaufen, 
die man wieder einfangen muß. oder wenn man einen PWM-Modulator 
berücksichtigen muß, oder wenn die Strecke deutlich nichtlinear ist.
Das alles kann man IMHO im Simulator am besten berücksichtigen.

von Stm M. (stmfresser)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Martin schrieb:
> Erst mal: Du, sonst fühle ich mich so alt...
>
> Es kommt darauf an was man machen möchte.
> Ich mag große Motoren und allgemein große Leistungen, deshalb  würde ich
> immer versuchen eine Methode zu wählen bei der man den Strom sicher
> unter Kontrolle hat. Das geht am besten mit einer kaskadierten Regelung.
> Damit hat man als Strecke nur noch im wesentlichen eine Induktivität,
> und die ist sehr leicht zu regeln. Die geregelte Strecke verhält sich
> dann ganz gut PT1-artig, wodurch die übergeordnete Strecke (Drehzahl als
> Funktion des angeforderten Drehmomentes) wiederum nur noch I-Verhalten
> hat, was wieder einfach zu regeln ist.
> Kaskadierte Regler haben auch den Vorteil, daß man sie sehr leicht sehr
> schnell machen kann. Das gilt ganz besonders für analoge Stromregler.
> Digital habe ich immer alles was vernünftig war vorgesteuert und den
> Rest ganz normal kaskadiert geregelt.
>
> Die Wirklichkeit macht einem sehr schnell einen Strich durch die schönen
> Theorien. z.B. wenn man Werte limitieren muß und I-Anteile weglaufen,
> die man wieder einfangen muß. oder wenn man einen PWM-Modulator
> berücksichtigen muß, oder wenn die Strecke deutlich nichtlinear ist.
> Das alles kann man IMHO im Simulator am besten berücksichtigen.

Danke, mit dem Kaskadenregler würde ich gerne regeln , leider ist kein 
Shunt auf dem Motortreiber vorhanden. Extra 2 Shunt dafür 2 OPV und noch 
negative Spannungsquellen sind zuviel Arbeit und aufwändig.

Hab die Motoren bisher nur mit einem PI-Regler ausprobiert, Kp und 
Nachstellzeit wird grob geschätzt. Es ging schon nicht schlecht, aber 
für die Vorsteuerung bräuchte ich ein genaueres Streckenmodell. Das 
bekomme ich erst heute.

von Martin (Gast)


Lesenswert?

> ...
> Hab die Motoren bisher nur mit einem PI-Regler ausprobiert, Kp und
> Nachstellzeit wird grob geschätzt. Es ging schon nicht schlecht, aber
> für die Vorsteuerung bräuchte ich ein genaueres Streckenmodell. Das
> bekomme ich erst heute.

Wie schnell soll denn die Solldrehzahl erreicht sein?

von Stm M. (stmfresser)


Lesenswert?

Martin schrieb:
>> ...
>> Hab die Motoren bisher nur mit einem PI-Regler ausprobiert, Kp und
>> Nachstellzeit wird grob geschätzt. Es ging schon nicht schlecht, aber
>> für die Vorsteuerung bräuchte ich ein genaueres Streckenmodell. Das
>> bekomme ich erst heute.
>
> Wie schnell soll denn die Solldrehzahl erreicht sein?

Die Anregelzeit sollte max. halbe Sekunde sein. Beim Störbetrieb wirds 
spannend.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.