Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Aluminiumteile aufarbeiten


von Aluhead (Gast)


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Hallo,

mein Hobby ist es, Motoren und Getriebe von älteren PKW zu überholen. 
Aluminiumteile, die durch jahrelange Verschmutzung und Kontakt mit 
Salzwasser unansehnlich geworden sind, werden im Ultraschallbad mit 
Spezialreiniger gesäubert und anschließend - natürlich mit Ausnahme von 
Gewinden, Lagersitzen und Planflächen etc. - glaspergstrahlt. Das 
anschließende Reinigen ist zwar aufwendig, aber das Ergebnis kann sich 
sehen lassen. Gerade Gußteile sehen danach oft besser aus als neu.

Ich habe aber noch zwei Baustellen:

1. Wie kann man oxidierte Stellen (kleine, oft tiefgehende "Sprenkel") 
vernünftig behandeln? Gibt es so etwas ähnliches wie "Rost-Umwandler" 
für Aluminium? Vielleicht aus der Luftfahrt? Das Problem entsteht 
typischerweise an Alu-Ölwannen oder der untenliegenden Hälfte von 
Getriebegehäusen, wo sich im Winter Salzkristalle festsetzen und einen 
kleinen Korrosionsherd erzeugen. Man kann das zwar oberflächlich 
überstrahlen, aber es erscheint immer wieder als dunkler Punkt

2. Wie kann man Aluminiumteile im Motorraum (Hitze!) dauerhaft schützen, 
ohne das Aussehen zu verändern?
- Korrosionsschutzwachs? Welches benutzen die Autohersteller?
- Klarlack? -> bildet sehr schnell Risse und platzt ab
- Etch-Primer? -> hilft, aber sieht halt nicht original aus
- Alodine? -> hilft, ist aber eine Sauerei bei der Anwendung

von Harald W. (wilhelms)


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Aluhead schrieb:

> - Korrosionsschutzwachs? Welches benutzen die Autohersteller?
> - Klarlack? -> bildet sehr schnell Risse und platzt ab
> - Etch-Primer? -> hilft, aber sieht halt nicht original aus
> - Alodine? -> hilft, ist aber eine Sauerei bei der Anwendung

- Eloxal?

von Aluhead (Gast)


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Eloxieren wäre theoretisch möglich, aber recht aufwendig, da eben nur 
Teilbereiche eines Bauteils eloxiert werden können. Lagersitze, Gewinde, 
Planflächen und sonstige Bereiche, bei denen es auf Maßhaltigkeit 
ankommt, müssten ausgeklammert werden.

Außerdem kann man über schon vorhandenes Aluminiumoxid nicht 
"drübereloxieren", so dass es beim Problem Nr. 1 nicht hilft.

von Gerald B. (gerald_b)


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Im Hobbymaßstab kommst du da nicht weiter. Als Schutz kommt nur 
eloxieren/anodisieren in Frage. Selbst wenn du das Säurebad, basierend 
auf Schwefelsäure ansetzen könntest und auch noch eine Möglichkeit 
findest, eine bis auf ca. 40V einstellbare Spannung im 3-stelligen 
Amperebereich auf die Beine zu stellen, aber spätestens bei der 
Badkühlung hört es dann auf. Du mußt das Galvanikbad beim Anodisieren je 
nach gewünschter Schichtdicke auf null bis maximal 10°C kühlen, bei 
Wärmeeinträgen im KW-Bereich!
Dazu kommt noch, das im Strompfad des Pluskontaktes innerhalb des Bades 
nur Ventilmetalle befinden dürfen (gängig sind Al und Ti). Kupfer, Eisen 
und Edelstahl lösen sich innerhalb von kürzester Zeit auf und versauen 
dir das Bad!
Alte "Rostnester" bekommst du mit "Hausmitteln" auch nicht weg. Die 
Säuremischungen, die in Galvaniken für sowas genommen werden, enthalten 
Flussäure! Glaub mir, damit willst du nicht arbeiten! 3%ige Natronlauge 
ätzt Aluminium und dessen Oxid ebenfalls. Aber extreme Vorsicht walten 
lassen! Auch bei nur 3% ist bei einem Spritzer nach 20 Sekunden das 
Augenlicht hin!!! Ohne Schutzbrille und Handschuhe geht garnicht.
Der einzige "Trick", in der Luftfahrt wird mit Plastikgranulat 
gesandstrahlt. Das holt Farbe und Grundierung runter, läßt das Alu aber 
unbeschädigt :-)

Gruß Gerald

von Interessierter (Gast)


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Anstelle von Plastikgranulat werden teilweise auch gehäckselte 
Walnussschalen verwendet.

von herbert (Gast)


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Früher gab es hitzebeständige Silberne Farben für Ofenrohre. Versuch 
macht kluch... oder Lacke für Heizkörper. Aber ich denke, dass es Lacke 
für Motoren doch geben muß, weil ich auf DMAX bunte Motoren schon öfter 
gesehen habe.

von basti (Gast)


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imprägnieren/ maldanern?!?! (http://www.maldaner.de/home/) Käme evtl auf 
einen Versuch an.
Desweiteren könnte man noch über eine klare Pulverbeschichtung 
nachdenken (oder beide in Kombination).

Viel Spass beim Schrauben!

von Joachim D. (Firma: JDCC) (scheppertreiber)


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basti schrieb:
> Desweiteren könnte man noch über eine klare Pulverbeschichtung
> nachdenken (oder beide in Kombination).

Problem: So ähnlich wie beim Motor polieren. Es gibt eine relativ
glatte Fläche die weniger Wärme abgeben kann (ca 1/3 der Motorkühlung
geht über das Gehäuse und das ist rauh). Es kann Probleme geben.

von Aluhead (Gast)


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Pulverbeschichten bildet recht schnell wieder Risse und sieht dann total 
unansehnlich aus. Kann man an den vielen vergammelten klar gepulverten 
Alufelgen sehen, die so unterwegs sind. Das Verfahren ist außerdem eher 
nichts für zu Hause und bei Fremdvergabe unnötig teuer.

Lackieren hat ähnliche Probleme, ein vernünftiger Lackaufbau erfordert 
Haftvermittler und Grundierungen, und die sind halt nicht transparent.

Ich bin jetzt auf dieses Produkt hier gestoßen, von dem einige 
Oldtimer-Restauratoren ganz angetan sind:
http://www.fertan.de/produkte/schutzwachse/schutzwachs-protewax-bp-527/

Ich denke, ich werde das mal testen. Wie gesagt, mir geht es nicht um 
optisches Tuning. Es soll alles original bleiben. Nur wenn ich schon ein 
Aggregat aufarbeite, dann soll es möglichst lange neu aussehen.

von Werner H. (pic16)


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Gerald B. schrieb:
> Im Hobbymaßstab kommst du da nicht weiter. Als Schutz kommt nur
> eloxieren/anodisieren in Frage. Selbst wenn du das Säurebad, basierend
> auf Schwefelsäure ansetzen könntest und auch noch eine Möglichkeit
> findest, eine bis auf ca. 40V einstellbare Spannung im 3-stelligen
> Amperebereich auf die Beine zu stellen, aber spätestens bei der
> Badkühlung hört es dann auf.

Du beschreibst hier das Harteloxieren! Und das ist wirklich nix für den 
Hobbyisten. Normales eloxieren in ca. 20% Schwefelsäure und als 
Kathodenmaterial Dachdeckerblei. Die Stromstärke wird auf 1,5A /100cm² 
Fläche eingestellt, die Bearbeitungszeit dann ca. 1 Stunde. Kühlung 
brauchts nicht.
Alledings möchte ich bezweifeln das Eloxal für den genannten Zweck 
sinnvoll wäre.

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