Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Robotik, Biomechanik: Welcher Studiengang?


von Jens M. (yerou)


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Hey Leute,
ich kann mich nicht entscheiden bezüglich des Studiums, sowohl was das 
Fach als auch den Ort anbelangt, vor allem interessiert mich die 
Robotik, aber eben hierbei die effiziente Fortbewegung der Roboter.
Zum Beispiel die Roboter welche Festo oder Boston Dynamics herstellen, 
insbesondere ist hier ja auch die Regelungstechnik am Werk, auch um das 
Gleichgewicht zu halten.
Oder eben auch die Übertragung des Vogelflugs auf Roboter oder eben wie 
sich ein solcher stabilisieren kann wenn er durch externe Faktoren 
plötzlich aus dem Gleichgewicht gebracht wird, interessieren mich sehr.
Sollte ich für diesen Bereich nun Maschinenbau oder Elektrotechnik 
studieren?
Was wäre hierbei sinnvoller?
Und was haltet ihr von Mechatronik?
Allerdings müsste ich für diesen Studiengang weiter weg ziehen, da ich 
an einer Universität studieren möchte.
Desweiteren forscht die TU Dortmund an ähnlichen Fragestellungen, die 
mich interessieren, und bietet den englischsprachigen Master "Automatics 
and Robotics" an, haltet ihr diesen für sinnvoll?
http://www.e-technik.tu-dortmund.de/cms1/de/Lehre_Studium/Studienangebot/Master_A_R/

Vielen Dank schonmal für die Antworten!

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Jens Rollmann schrieb:
> Vielen Dank schonmal für die Antworten!

Wen dir wurtscht ist, als was oder wo du später arbeiten möchtest, oder 
du nur deine Zeit totschlagen willst, dann such dir so einen Studiengang 
der konzipiert wurde um Fördermittel aus dem Wissenschaftsministerium 
abzuräumen.

Klär erst deine Prioritäten und bilde die Restriktionen unter denen du 
später arbeiten willst.

By the wax:
Festo stellt Roboter her? Seit wann?

von Jens M. (yerou)


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Danke für die Antwort :P
Mir ist natürlicht nicht egal, als was oder wo ich später arbeiten 
möchte. Ich habe ja deshalb das Gebiet beschrieben, welches mich 
persönlich äußerst anspricht, nur stellt sich mir die Frage, welcher 
Studiengang eben am geeignetsten hierfür ist.
Der Verweis auf Festo beruht auf Projekten wie dem SmartBird - 
https://www.youtube.com/watch?v=nnR8fDW3Ilo -oder dem Känguruh hier: 
https://www.youtube.com/watch?v=_4luJ0ZSqy8

Ich denke mal, dass man mit solchen "Robotern" eher in der Forschung an 
der Uni zu tun hätte, da diese Maschinen ja wohl kaum wirtschaftliche 
Relevanz besitzen. Aber ich könnte mir auch vorstellen, in die Forschung 
zu gehen. Verbessert mich, wenn ich in dieser Einschätzung irre.

Cha-woma M. schrieb:
> dann such dir so einen Studiengang
> der konzipiert wurde um Fördermittel aus dem Wissenschaftsministerium
> abzuräumen.

Bezog sich das nun auf "Automation and Robotics"?

Das Danke für die Antworten bezog sich ja auch auf die Fragen, was ihr 
so von dem Studiengang "Automation and Robotics" oder eben von 
Mechatronik haltet, da diese eben nicht zu den "klassischen", 
etablierten Ingenieurstudiengängen wie Elektrotechnik, Maschinenbau oder 
Bauwesen zählen.
Und mir ist eben nicht ganz klar was davon zu halten ist.

Denkt ihr denn ein Elektrotechnik- oder Maschinenbaustudium ist 
Mechatronik eher vorzuziehen? Es gibt ja Leute die letzteres als "nichts 
halbes, nichts ganzes" bezeichnen. Ich weiß nicht inwiefern das 
zutrifft.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Wenn dich vor allem der mechanische Aufbau solcher Roboter, Kinematiken
und die Antriebstechnik interessieren -> Maschinenbau

Intressierst du dich mehr für die Regelungstechnik -> Elektrotechnik

Regelungstechnik hat zwar heute mehr mit Mathematik und Software als mit
Elektrik zu tun, trotzdem werden im Elektroechnikstudium an den meisten
Hochschulen traditionell mehr (und bessere) Regelungstechnik gelehrt als
bspw. im Maschinenbau oder in der Informatik.

Interssierst du dich für komplexere Tätigkeiten des Roboters, die über
das bloße Herumlaufen oder -fliegen hinausgehen -> Informatik

Falls du später in die universitäre Forschung gehen möchtest, kannst du
ja mal schauen, welche Fakultäten/Institute derzeit Roboter deines
Interesses entwicklen, und dich mit deinem Studium dann in diese
Richtung orientieren. Vielleicht studierst du dann sogar an genau so
einer Fakultät, wo du dann schon als Student die Möglichkeit hast, an
den jeweiligen Robotern mitzuarbeiten.

Jens R. schrieb:
> Denkt ihr denn ein Elektrotechnik- oder Maschinenbaustudium ist
> Mechatronik eher vorzuziehen? Es gibt ja Leute die letzteres als "nichts
> halbes, nichts ganzes" bezeichnen.

Sagen wir mal so: Falls du irgendwann in einem nicht allzu kleinen
Industriebetrieb arbeiten möchtest, fällt es den Leuten dort leichter,
dich in eine bestimmte Abteilung zu stecken, wenn du einen der
klassischen Studiengängen hinter dir hast.

von Meine Gedanken (Gast)


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Jens R. schrieb:
> Der Verweis auf Festo beruht auf Projekten wie dem SmartBird -
> Youtube-Video "Festo - SmartBird" -oder dem Känguruh hier:
> Youtube-Video "Kangaroo robot by Festo"

Die Roboterdinge von Festo stellen die Werbeabteilung dieser Firma dar.
Dort arbeiten nur sehr, sehr wenige Mitarbeiter. Jährlich wird etwa ein 
neues Projekt erstellt. Diese Abteilung ist natürlich immer noch 
günstiger, als einer Werbeagentur teures Geld reinzuschmeißen.

Eines zur wirtschaftlichen Relevanz:
Wenn etwas, das an einem Uniinstitut beforscht wird, nicht verkauft 
wird, ist das, wie Du angemerkt hast, für die Wirtschaft egal.
Das Uniinstitut muß aber Drittmittel oder Forschungsgelder kriegen. 
Sonst steht der Professor mit maximal einer halben Sekretärin alleine 
da. Dann gibts keine Doktoranden, keine Laborausrüstung und sonst auch 
nichts mehr. Dann sieht der Lehrstuhl aus wie einer von anderen " 
pekuniär armen" Studiengänge zum Beispiel der Geisteswissenschaften.
Deshalb forschen die Institute immer etwas in die Richtung, wie die 
gerade gewünschten Phrasen der Geldgeber lauten. "energieeffizient" ist 
gerade so ein beliebtes Wort.

Zu Energieeffizienz (plakativ):
Die Erschaffer(Ing, Inf, ...) schauen immer auf "Effizienz", sonst 
können Sie Ihren Schrott bei niemandem anbringen "Wieviel Energie wird 
benötigt? Lassen sich Vorgänge vereinfachen?". Alle Entwurfsverfahren 
der Maschinenbauer, Elektrotechniker, Informatiker zielen auf 
ressourcensparende Entwürfe ab.
(Manchmal ist das Energie, manchmal Chipfläche, manchmal Zeit, 
Geschwindigkeit manchmal Rohstoffe. Im Großen und Ganzen hängt das aber 
immer irgendwie zusammen.).
Die Forscher(auch Ing, Inf, andere Wissenschaftler) schauen auch auf 
Effizienz: "Was geht in das System, was kommt raus? Energie, Signale, 
Stoff".



nun zum ersten Post:

Von englischsprachigen Studiengängen halte ich grundsätzlich nichts, 
außer wenn Du in einem englischsprachigen Land studieren möchtest.
Die meisten englischsprachigen Vorlesungen, die es bei und im 
Studiengang (ETIT in KA) gab, hatten ein Englisch unter aller Kanone, da 
hat jeder! indische Guru (nptel) mit Abstand besseres Englisch. Egal wie 
lange der vortragende Prof. vorgibt, in den Staaten gewesen zu sein.
Bei sehr kleinen Veranstaltungen (<20 Teilnehmer)können 
Lehrveranstaltungen auf Englisch OK sein.

Ich empfehle Dir Dich vor dem Studium nicht auf einen Punkt wie 
"Energieffiziente Bewegung von Robotern" zu schielen, denn solche 
Minithemen können innerhalb von einigen Monaten wieder verschwinden. Und 
die Robotik geht trotzdem mit sehr interessanten Forschungsthemen 
weiter.

Wenn Du Forschen möchtest, empfehle ich Dir an einer Uni zu studieren, 
und eine Promotion anzustreben.
Wenn Du aber in die Industrie möchtest und zum Beispiel IBN von 
Roboterstraßen machen möchtest auf jeden Fall eine FH.

In Karlsruhe am KIT gehören die Forschungsbereiche der Robotik zur 
Informatikfakultät. Das Studium zur Diplomzeiten war so, daß einige 
Informatiker relevante Lehrveranstaltungen der Elektrotechnik und 
Informationstechnik (ETIT) Fakultät belegen konnten. Wie das die 
Informatikfakultät jetzt handhabt, weiß ich nicht.
Für die Studenten der ETIT war und ist es sehr einfach 
Lehrveranstaltungen anderer Fakultäten, die zum gewählten 
Studienschwerpunkt passen zu belegen (nicht nur im Hauptdiplom sondern 
auch im Master).

Außeruniversitär (deutschlandweit) fallen mir gerade fhg und das dlr 
ein, die Robotikforschung betreiben.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Jens R. schrieb:
> Cha-woma M. schrieb:
>> dann such dir so einen Studiengang
>> der konzipiert wurde um Fördermittel aus dem Wissenschaftsministerium
>> abzuräumen.
>
> Bezog sich das nun auf "Automation and Robotics"?

Ja!

von Purzel H. (hacky)


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Bevor man sich an solch komplexe Themen wagen kann, benoetigt man die 
Grundlagen. Eine Schnellbleiche bringt nichts.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Meine Gedanken schrieb:
> Die Roboterdinge von Festo stellen die Werbeabteilung dieser Firma dar.

Dazu gehört bspw. dieser Kerl hier:

  http://www.communistrobot.com/robotarticles.php?articleid=158

Er wurde m.W. ursprünglich für die Filmindustrie entwickelt und danach
als Blickfang für Messeauftritte eingesetzt, wo er sehr schön die
Pneumatikprodukte der Firma demonstrierte.

Daneben bietet Festo über das Geschäftsfeld Festo Didactic zu
Ausbildungszwecken neben vielen anderen Dingen auch Roboter als Produkt
an:

  http://www.festo-didactic.com/int-en/learning-systems/education-and-research-robots-robotino/?fbid=aW50LmVuLjU1Ny4xNy4yMC44NTg

Aber du hast schon recht damit, dass für hinter diese Entwicklungen kein
riesiges Heer von Ingenieuren steht.

von Jens M. (yerou)


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Okay damit fliegt dieser englische Mastergang raus.
Desweiteren sollte ich mich wohl nicht zu sehr auf so ein kleines Gebiet 
versteifen.

Was haltet ihr denn von Mechatronik?

von Ali G. (Gast)


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Schau dir Technische Kybernetik in Stuttgart mal genauer an. Auch wenn 
man das aus Filmen glauben mag: Kybernetik ist nicht gleich Robotik. Man 
kann aber in die Richtung etwas vertiefen, du hast viel Regelungstechnik 
(das Stichwort Stabilisieren passt hier am besten rein!), gute Mathe-, 
Elektrotechnik- und Mechanik-Grundlagen. Etwas Informatik ist auch drin.

Der Projektleiter von Festo hat in Stuttgart promoviert und mindestens 
ein Doktorand arbeitet mit Festo zusammen, da gibt es also einige 
Kontakte. Damit meine ich v.a. lohnt sich dort mal durchzufragen. Die 
Leute vor Ort können dir mehr erzählen darüber, was man können sollte 
etc.

Aber um deine Illusion gleich zu zerstören: ungefähr 100.000 
Abiturienten wollen "irgendwas mit Robotik oder künstlicher Intelligenz, 
gern in der Forschung" machen (andere 100.000 "irgendwas mit Autos" und 
die anderen 200.000 haben keine Lust mehr auf Mathe, also eher "was mit 
Menschen" oder "was mit Medien"). Und wieviele Dauerstellen gibt es 
dafür? Richtig, ungefähr zehn unbefristete. In ganz Deutschland. Dann 
noch paar Doktoranden-Stellen und das war's. Der Rest der Ingenieure 
(und Informatiker, Mathematiker,...) macht viel uncoolere Sachen. Den 
Rückspiegel des neuen Smart um einen Millimeter verändert konstruieren, 
die Federung von Flugzeug-Sitzen testen, die Behälter von Chemie-Anlagen 
auslegen oder Dienstleister-Ings rumschubsen. Also langweiliges Zeug aus 
Abiturienten-Sicht, aber wenn du mal Familie durchfüttern willst, ein 
neues Auto her soll und Urlaub auch nicht schlecht wäre, dann macht man 
sowas anstatt auf einer 50%-Postdoc-Stelle "coole Roboter" zu bauen und 
von einer Professur zu träumen...

Daher der ernsthafte Rat, fahr mal zu den Unis und schau dir an welche 
Industrieprojekte es gibt. Jeder Prof sagt dir, wie toll die Chancen 
nach dem Studium sind und dass "man alles mit XY nachher machen kann". 
Aber wichtig ist zu wissen was auch ein Arbeitgeber bereit ist zu 
bezahlen...

von Jejeme (Gast)


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Dir sollte halt klar sein das dass entwickeln von humanodien oder dem 
Tier nachempfundenen Robotern wenigen Wissenschaftlern vorbehalten ist 
und eine Promotion sowie Hochschulkarriere voraussetzt. Das lässt sich 
schlecht planen und ist auch Glückssache. Man sollte aber auch immer 
einplanen, dass man nach dem BSc. (!) oder MSc. gar keine Lust mehr auf 
Uni hat und man lieber in der Industrie Geld verdienen möchte. Auch wenn 
das oft nicht vorstellbar ist wenn man mit Jungen Leuten darüber spricht 
(denn die haben oft gedanklich schon promoviert bevor sie eingeschrieben 
sind ;) ), aber Lebensumstände können sich schnell ändern z. B. durch 
Nachwuchs/Heirat o.ä.

Die Frage ist halt, ob du dich auch für andere Dinge interessierst 
abseits der Robotik Schiene. In der Industrie gibt es halt 
Industrie-Roboter (z. B. Kuka), da wird es dann schnell weniger spannend 
und faszinierend, wenn die Effizienz von Produktionsanlagen oder die 
Logistik im Vordergrund steht als die eigentliche Fortbewegung. Die 
Frage ist dann auch, ob du eher "Anwender" der Roboter bist, der 
beispielsweise die Algorithmen und Programme für bereits fertige 
Industrie-Roboter schreibt (was du wohl nicht tun wirst, das wäre eher 
Automatisierungstechnik im Bereich Technische Informatik), oder du an 
der primären Entwicklung der Roboter beim Hersteller beschäftigt bist. 
Hier wird das Eis jobtechnisch halt dünn und man sollte sich mit dem 
Gedanken anfreunden, auch auch in einem anderen Bereich tätig werden zu 
können. Die primären Hersteller von Industrie-Robotern kann man an zwei 
Händen abzählen - da bewerben sich tausende.

von spiegelde (Gast)


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Witzig ist der Werdegang von Kommilitonen: Die die in die Robitk wollten 
sind später alle nicht dort gelandet und ausgerecht die nie dorthin 
wollten sind heute in der Robotik.

Wie schon jemand schrieb, es gibt kaum Stellen in dem Bereich, in der 
Forschung wird es noch enger. Halt dir lieber allzeit möglichst viele 
Optionen offen, sich schon frühzeitig zu spezialisieren ist eigentlich 
das Dümmste was man machen kann, wenn es ein überlaufener Bereich ist wo 
es kaum Stellen gibt, setzt das noch einen an Dummheit drauf.

Mach erst mal deinen Bachelor, dann kannste dir Gedanken machen wo es 
evt. hingeht.

Meine Kommilitonen oben sind in den Bereich eher reingerutscht, sowas 
lässt sich kaum planen, die richtigen Kontakte und zur richtigen Zeit am 
richtigen Ort zu sein sind viel wichtiger als das passgenaue Studium. 
Spezialisierung in dem Bereich schon im Studium hatte iirc nur einer, 
der Rest hatte mit Robitik vorher gar nichts am Hut.

von Binärbär (Gast)


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Geheimtipp: Uni Bremen + DFKI ;-)

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