Forum: HF, Funk und Felder 902 MHz Sender entwickeln in Deutschland?


von Hubert (Gast)


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Ich möchte Geräte entwickeln, welche später mal in Amerika
verkauft werden sollen. 2 Geräte unterhalten sich untereinander.
Diese Geräte enthalten ein 902 MHz (+ x MHz) Funkmodul.
Dies ist jedoch eine Frequenz, welche bei uns in Deutschland
nicht erlaubt ist.

Muss ich meine Entwicklungstätigkeit damit nach Amerika verlegen?
Oder ist es ausreichend, z.B. die Funkmodule irgendwie direkt zu
verbinden? Oder kann ich sie möglicherweise in einem
ausreichend abgeschirmten Raum oder in einer Funkmesskammer,
tiefen Keller o.ä. testen?
Oder reicht es, die Leistung soweit herunter zu drehen,
wie es nur irgendwie geht (ist aber vermutlich immer noch zu stark...)?

Soweit ich im Internet (Wikipedia) gesehen habe,
ist die Frequenz Bestandteil eines Frequenzbandes von UMTS.
Ich vermute, dass, sobald ich die ersten Daten sende,
einer der Provider eine Störung bemerkt
und mir wenig später "aufs Dach steigt"...

Gibt es von eurer Seite einen Tipp,
wie man dies am besten lösen kann?

von Petra (Gast)


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Ich denke es wird umgekehrt sein. Die UMTS Sender stopfen Deinen 
Empfänger zu. Ein geschirmter Raum wäre super, nur vergiss die Absorber 
an den Metallwänden nicht. Sonst hast Du undefinierte Reflexionen ohne 
Ende. Ist aber kein billiges Unterfangen. Ansonsten verbinde Sender und 
Empfänger über ein Kabel, vergiss die Dämpfungsglieder nicht.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hubert schrieb:
> Oder ist es ausreichend, z.B. die Funkmodule irgendwie direkt zu
> verbinden? Oder kann ich sie möglicherweise in einem
> ausreichend abgeschirmten Raum oder in einer Funkmesskammer,
> tiefen Keller o.ä. testen?

Was in der Art.  Direkt verbinden hilft dir nicht viel, denn damit
kannst du ja kaum irgendwie reale Bedingungen simulieren.  Messungen
in abgeschirmten Kammern durchführen.

Je nach Funkmodul können die Dinger aber oft genug alternativ auf
868 MHz arbeiten.  Damit könntest du sie in einer europäischen
Version programmieren und hier auch unter realen Bedingungen testen.
Das reduziert deinen Aufwand für die 900-MHz-Tests.  Aber um solche
Tests kommst du natürlich nicht drumrum, schließlich brauchst du ja
am Ende auch einen FCC-Kuckuck dafür.

von Robert N. (metrux)


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Frage doch bei der Bundesnetzagentur, ob du für Versuchszwecke, in 
denier Gegend, eine Kurzzeitzuteilung bekommst. Die können die dann auch 
sagen ob du bei dir spezifisch wen störst.

http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1432/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/SpezielleAnwendungen/Versuchsfunk/versuchsfunk-node.html

von Purzel H. (hacky)


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Ich wuerd mal mit abgeschirmten Buechsen Semirigidkoax und einem 
Attenuator dazwischen arbeiten. Je nach Problemstellung kann man auch 
Muell (noise, nichtnoise..) auf dieser Strecke einkoppeln. Die realen 
Versuche wuerd ich bis am Schluss weglassen, denn die sind nicht 
reproduzierbar.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:
> Ich wuerd mal mit abgeschirmten Buechsen Semirigidkoax und einem
> Attenuator dazwischen arbeiten.

Aber bitte nicht den Aufwand für eine wirklich gute Abschirmung
unterschätzen.  Es genügen nicht nur gut verschließbare Blechkisten,
die mit absorbierenden Material ausgekleidet sind, sondern man muss
sich vor allem um alle Durchführungen nach außen kümmern.  Schließlich
muss ja auch irgendwie die Stromversorgung und der Anschluss an den
Computer zur Auswertung da in die Kiste reinkommen.

von Alex W. (a20q90)


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Es geht doch einfacher! Nimm anstelle des 900MHz-Moduls erstmal ein 
868MHz-Modul. Wenn alles läuft baust Du das 900MHz-Modul ein und nen 
50R-Abschluss am Antennenausgang. Leg die Geräte nebeneinander und schau 
ab die sich verbinden. Die Aussendungen sollten unterhalb jeder 
störenden Leistung sein.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Alex W. schrieb:
> Nimm anstelle des 900MHz-Moduls erstmal ein 868MHz-Modul.

Meist muss man dafür nicht einmal einen anderen Modul benutzen, sondern
ihn nur anders programmieren.  Beide Frequenzbereiche liegen nah genug
beieinander, als dass man den UHF-Klimbim so aufbauen kann, dass man
mit gleicher Dimensionierung beide Bänder erschlagen kann.

Schrieb ich aber schon ganz oben.

von Amateur (Gast)


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Auch in usa darfst Du nicht einfach den Äther mit 902 MHz vollmüllen.

Möglicherweise treten die Dir noch viel früher, als hier, die Türe ein.

von HF-Werkler (Gast)


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Amateur schrieb:
> Auch in usa darfst Du nicht einfach den Äther mit 902 MHz vollmüllen.

Achwas? http://en.wikipedia.org/wiki/ISM_band#ISM_bands

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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HF-Werkler schrieb:

> Achwas? http://en.wikipedia.org/wiki/ISM_band#ISM_bands

Tja, du darfst einen Mikrowellenofen bauen, der kann rumschweinern,
was er will (es zählen am Ende dort nur die Grenzwerte, ab denen es
der Gesundheit nicht mehr zuträglich ist, gekocht zu werden).

Aber ein intentional radiator ist dort wie hier an Bedingungen und
Auflagen gebunden, auch in einem ISM-Band.

von HF-Werkler (Gast)


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Ja, sicher (Weiss ich doch). Aber gleich von "àther zumüllen" bei einem 
ISM-Band zu schreiben und das einem ev. die Tür eingetreten wird, ist 
auch nicht wirklich hilfreich.

In USA ist das 900MHz ISM Band schon sehr verseucht durch viele 
"intentional radiators" und längst nicht so "sakrosankt" wie die 
GSM/UMTS Mobilfrequenzen in Europa, für die sehr viel Geld für die 
Frequenznutzung bezahlt wurde.

Das jede Sendeanlage den Vorschriften für in Band und OOB Emissionen 
(inklusive der "restricted Bands") entsprechen muss und eine FCC-ID 
benötigt, ist mir zumindest vollkommen klar.

Mit so einer Zulassung hab ich mich bereits vor >15 Jahren 
herumgeschlagen. ;-)

von Chris K. (kathe)


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So etwas kannst du evtl. verwenden
wenn du nicht alles in einer Großen Schirmbox machen willst.

http://www.rohde-schwarz.de/de/Produkte/messtechnik-testsysteme/mobilfunk-messtechnik/#productlist_testsystemsaccessories

Stichwort RF Shield Box

Gruss Chris

von Hubert (Gast)


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@All
Erst einmal vielen Dank für eure nützlichen und hilfreichen Antworten.
Wir haben bereits die 868 MHz Version am Laufen,
daher die Anfrage zur 902 MHz Version.
Es sind übrigens fertige, bereits zugelassene Module für den
jeweiligen Bereich, die Sender werden also nicht neu entwickelt.
Nur müssen auch diese erst einmal angesteuert und getestet werden.

@Chris + RF Shield Box
Weißt du in etwa, was man für solch eine RF Shield Box zahlt?
Gibt es auch Stellen, die so eine RF Shield Box
(vielleicht tageweise, wochenweise) vermieten?
Oder kann man bei diese direkt bei R&S auch mieten?

von Chris K. (kathe)


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Hallo Hubert,

diese sind nicht ganz billig.
http://shop.rohde-schwarz.com/de/hameg/emv-und-feldstarkemesstechnik/zubehor.html

Vielleicht gibt es ja was gebraucht.
http://www.rohde-schwarz.de/de/Gebrauchtgeraete/

Weiteres bitte per PN.

Gruss Chris

von Frank Bockwurst (Gast)


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Welche Leistung willst Du denn senden? Alles halb so wild. Für kurze 
Tests: Geh in den Keller runter, teste, fertig...

Für Tests im Freien, gehe in die Pampa (Hochschwarzwald, dünn 
besieldelte Gebiete im Osten oder ähnlich) und teste, fertig...

Du muß nur rechtzeitig abschalten bevor der Peilwagen der BNetzA kommt. 
Aber so schnell kommen die nicht, das sind ja schließlich Beamte :-)

von Klaus (Gast)


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EMVG
> § 11 Besondere Regelungen
> (1) Während der Entwicklung und Erprobung von Betriebsmitteln hat der
> Hersteller Vorkehrungen zu treffen, um elektromagnetische Störungen von
> Betriebsmitteln zu vermeiden, die von Dritten betrieben werden.

Ich denke, hier gehts es um reale Anlagen im Umfeld des 
Entwicklungslabors. Und die BNAG wird dir bei etwaigen Störungen die 
Entwicklung nicht verbieten, sondern dir eher sagen, wo du Probleme 
hast, und wie du Störungen von Dritten vermeidest. Die sind auch froh 
über jedes Produkt, das in De entwickelt wird, und nicht in Fernost. Ok, 
die Messung mußt du möglicherweise bezahlen, aber ein besseres 
Messprotokoll wirst du nicht kriegen können.

MfG Klaus

von Purzel H. (hacky)


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RF Shield box ? Eine Keksdose ?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Frank Bockwurst schrieb:
> Du muß nur rechtzeitig abschalten bevor der Peilwagen der BNetzA kommt.
> Aber so schnell kommen die nicht, das sind ja schließlich Beamte :-)

Auch Beamte können schnell sein, aber die kommen nur, wenn sie jemand
ruft ... Ein Teil des Region-2-ISM-Bandes bei 910 MHz gehört hierzulande
zu GSM-R, man sollte sich also tunlichst von Eisenbahnstrecken fern
halten, wenn man solche Tests macht. ;-)

Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:
> RF Shield box ? Eine Keksdose ?

30 dB, maximal 40.  Been there, done that.  Du hast da einen
wunderschönen umlaufenden Schlitzstrahler dran.

von Chris K. (kathe)


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Hallo Jörg,

>Siebzehn Zu Fuenfzehn schrieb:
>> RF Shield box ? Eine Keksdose ?
>30 dB, maximal 40.  Been there, done that.  Du hast da einen
>wunderschönen umlaufenden Schlitzstrahler dran.

schau mal ins Datenblatt.
http://www.rohde-schwarz.de/de/Produkte/messtechnik-testsysteme/mobilfunk-messtechnik/CMWZ10-|-Technische_Daten-|-106-|-5460.html

R&S®CMW-Z10 RF shielding box and R&S®CMW-Z11 antenna coupler
Shielding effectivness
Including R&S®CMW-Z11, R&S®CMW-Z12 and R&S®CMW-Z14   0.4 GHz to 4 GHz 
> 80 dB
    4 GHz to 6 GHz   > 60 dB
With R&S®CMW-Z13 mounted   0.4 GHz to 4 GHz   > 60 dB
    4 GHz to 6 GHz   > 55 dB

Und das sind real gemessene Werte.

Die Problematik liegt an der Adaption per POWER/USB/RS232 ...
Wie gut Schirmen diese Kabel und wie sieht die Durchführung in die 
Kammer aus?

Leider wissen wir nicht genau welche Pegel der TO bei seinen "realen 
Tests" verwenden will.

Viele Emfehlungen sind hier im Thread die alle zutreffend sind, aber 
sind die auch reproduzierbar bei Tests mit minimum receiver Level wenn 
mal der Empfänger durch das eigene GSM Handy gestört wird .....

Gruss Chris

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Chris K. schrieb:
> schau mal ins Datenblatt.

Seit wann haben Keksdosen Datenblätter? ;-)

von Soul E. (Gast)


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wenn sie aus München kommen schon. Neben R&S wäre auch Frankonia eine 
Anfrage wert. (Nein, nicht der Jagdausstatter...)

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