Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gütefaktor im LC Kreis Theorie vs Praxis


von Alex M. (alexm82)


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Moin zusammen!

Ich arbeite mich gerade in das Thema Schwingkreise ein und 
experimentiere dazu gerade ein wenig mit niederfrequenten resonanten 
LCs.

Dazu habe ich ein bisschen das übliche Formelwerk bemüht und kann 
Resonanzfreuenz und Stromfluss berechnen und dann experimentell 
nachvollziehen.

L = AL*N²
fr = 1/(2Pi *sqrt(LC))
WLmax = WCmax  -> Imax = sqrt(2WL/L)

Q = RP sqrt(C/L)   mit RP =  L/(RL*C) -> Q=1/RL sqrt(L/C)

Das sagt mir nun, dass die Güte steigt wenn,

A) der Drahtwiderstand kleiner wird
B) L größer wird
C) C kleiner wird.

Ich hab im Experiment C variiert und die Messung ergab:

80 Turns
L = 0.096H
RL = 0,155 Ohm

C = 1uF / fr = 500hz / Q = 2000: 6 Schwingungen erkennbar
C = 10uF / fr = 162hz / Q = 632: 10 Schwingungen  erkennbar
C = 47uF / fr = 71hz / Q = 291: 14 Schwindungen  erkennbar
C = 100uF / fr = 51hz / Q = 199: 16 Schwingungen  erkennbar

Es tritt also genau das Gegenteil ein. Die gemessene Güte steigt mit 
steigendem C anstatt wie in der Rechnung zu fallen. Kann mir jemand 
erklären wo mein Gedankenfehler liegt?

Ich hab gelesen, dass die Güte des Kondensators im Vergleich zur Spule 
vernachlässigt werden kann. Hab ich vielleicht was anderes übersehen?


Danke schon mal im voraus und beste Grüße
Alex

: Bearbeitet durch User
von Martin (Gast)


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Hmm, bei dir hat der kleinste Kondensator die höheste Güte, was meinst 
du denn?

von U. B. (Gast)


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Die Spule hat bei höherer Frequenz grössere Verluste. Ausser dem reinen 
Drahtwiderstand spielen ggf. Wirbelstrom- und Ummagnetisierungsverluste 
eine Rolle.

von Alex M. (alexm82)


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Oh dann hab ich mich vielleicht  missverständlich ausgedrückt.

Ich meinte, dass man anhand der erkennbaren Schwingungen am Oszilloskop 
sieht, dass die reale Güte sich genau entgegen der berechneten verhält. 
Also der LC mit 1uf hat eine deutlich höhere Dämpfung als der mit 100 uf 
obwohl der errechnete Q-Wert bei 1uf nach oben schnellt. Das dürfte ja 
eigentlich nicht sein.

Kann es wirklich sein, dass die Effekte von Wirbelströmen etc. bei den 
Frequenzen schon eine Rolle spielen? Am Kern kann es eigentlich nicht 
liegen, das ist ein Nanoperm-Ferrit Ring mit eigentlich extrem guten 
Werten bis 10khz laut Datenblatt

Gibts vielleicht noch andere Einflussfaktoren?

Gruss Alex

von petris (Gast)


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Von der Frequenz her stimmen die Werte mit einer Simulation überein. Was 
nicht passt, ist die Anzahl der beobachtbaren Schwingungen.

C = 1uF / fr = 500hz / Q = 2000: 6 Schwingungen erkennbar -> Rs ca. 150
C = 10uF / fr = 162hz / Q = 632: 10 Schwingungen  erkennbar -> Rs ca. 10

Könnte es sein, dass du Elektrolytkondsatoren verwendest?

Angaben zur Schaltung (Aufbau, Spannung) und ein Oszillogramm wären 
sicher kein Fehler.

von Alex M. (alexm82)


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Na klar, sorry

Die Schaltung ist nix besonderes, einfach einmal energetisiert und dann 
schwingen lassen.

Batteriespannung ist 12,6V das Oszi hat nen 1/10 Teiler drin.
Der Kern ist ein Nanoperm Ring von Magnetec M-416 und laut Hersteller 
bis 10khz geeignet. Die Spule hat einen Drahtwiderstand von 0.15 Ohm, 
80Turns doppellagig und ist eigentlich eine Schaltlitze, also 
Multistrand und Kunststoffisolation.

Ich hab gerade festgestellt, dass meine Messung sogar nur Halbwellen 
waren. Also jede erkennbare Halbwelle des Sinus.

Da ich die Aufnahmen gerade nochmal angefertig habe, variiert das 
Ergebnis nun so:

1uf: 6-7 Halbwellen
10uf: 17-18 Halbwellen
100uf: 30 Halbwellen


Zu den Elkos: Tja das ist in der Tat wahr, das sind alle NP-Elkos, also 
None-Polar. Haben die bei den Frequenzen schon solche Verluste?

Gruss Alex

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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Das zählen der Schwingungen ist dafür nicht gut
geeignet, so schnell kann kein Mensch gucken.
Besser ist es wenn du den Resonanzwiderstand
ermittelst. Die Güte ist dann das Verhätnis von
Blindleistung zu Wirkleistung.
Das mit L größer und C kleiner, die Güte besser
wird ist nicht unbedingt gesagt. Du mußt bei deinen
Experimenten auch beachten das der Spulenkern nicht
in die magnetische Sättigung kommt.

von Helmut S. (helmuts)


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Die Güte ist näherungsweise

w*L/R

da die Güte der Kondensatoren meistens so gut ist, dass man die nicht 
berücksichtigen muss.

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Alex

> bei dir hat der kleinste Kondensator die höheste Güte

Zumindest solltest du nur Folien- oder Keramikkondensatoren verwenden, 
keine Elkos. Probiers eher mal mit 10nF, 100nF und 1µF.

Es scheinen noch viele weitere Verluste vorhanden zu sein.
Bei der Spule wurden schon zwei genannt:
- Wirbelstromverluste
- Ummagnetisierungsverluste
des weiteren
- Skin-Effekt
- Proximity-Effekt
- dielektrische Verluste durch den Spulenkörper

Auch ein Kondensator hat Verluste:
- Das ESR als Serienwiderstand
- dielektrische Verluste

Dann der Messaufbau:
- Ankopplung des Oszilloskops, Tastkopf 10:1 ist ja schon eingestellt
- Widerstand der Verdrahtung
- Keine Strippen mit den kleinen Krokodilklemmen verwenden,
  bei mir hatten einige schon um 1 Ohm!

Gruß, Bernd

von Alex M. (alexm82)


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Ja ich weiß, das mit dem Zählen ist eher ne Anfängermethode, aber es 
geht ja auch nicht um die harten Zahlen, sondern um die Erkenntnis, dass 
die Güte entgegen der Erwartung und Berechnung mit dem C schrumpft.

Hm mit Blindwiederstand berechnen sich die gleichen Q Werte

XL = 2Pi*f*L
Q = XL/R

Irgendwie hab ich wohl was vergessen.

von petris (Gast)


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Alex M. schrieb:
> Zu den Elkos: Tja das ist in der Tat wahr, das sind alle NP-Elkos, also
> None-Polar. Haben die bei den Frequenzen schon solche Verluste?

Wenn es normale gepolte Elkos gewesen wären, wäre die Erklärung 
naheliegend - bei negativer Spannumg wirkt der wie eine 
Diode+Widerstand.

Bei ungepolten hilft nur ein Blick ins Datenblatt:
z.B. http://www.vishay.com/docs/28354/128salrpm.pdf
gibt für 1µF/25V einen ESR von max. 200Ω, typ. 71Ω @100Hz an.

Wenn es also nicht der Übergangswiderstand des Schalters ist, bleibt nur 
der ESR der Kondensatoren übrig. Sättigung des Kerns oder 
frequenzabhängige Effekte kommen meiner Meinung nach nicht in Frage - 
dazu sind die Ströme und Frequenzen zu gering.

Versuch es einfache einmal mit einem 1µ Folienkondensator.

von Martin (Gast)


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So ein 1uf Kondensator kann auch mal gerne 1-5 ohm ESR haben, wobei der 
100uf gegen 0.2 geht. Auch mit einberechnen

von Ralph B. (rberres)


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Alex M. schrieb:
> C = 1uF / fr = 500hz / Q = 2000: 6 Schwingungen erkennbar
> C = 10uF / fr = 162hz / Q = 632: 10 Schwingungen  erkennbar
> C = 47uF / fr = 71hz / Q = 291: 14 Schwindungen  erkennbar
> C = 100uF / fr = 51hz / Q = 199: 16 Schwingungen  erkennbar

Ein Q von 2000 wirst du nie und nimmer erreichen. Das entspricht einer 
3db-Bandbreite von 0,5Hz  !! Messe das doch spaßeshalber mal nach.

Mit einen LC-Kreis wirst du unter Betriebsbedingungen vielleicht ein
Q von 300 erreichen. Das ist dann schon fast optimistisch gesehen.

Nach meiner Ansicht ist es überhaupt die einzige wirklich taugliche 
Methode über die Bandbreite die Betriebsgüte zu messen.

Bei 500Hz würde die XL =XC 316 Ohm betragen

Die Quelle mit der du den Schwingkreis anregst, müsste schon einen 
Innenwiderstand von mehreren Mohm haben, damit dessen Innenwiderstand 
die Betriebsgüte noch nicht zu sehr beeinflusst.

Als Dämpfungsverluste kommen hinzu, der Serienwiderstand der Spule und 
der Eingangswiderstand des Oszillografen.

Die Spule hat außer den ohmschen Widerstand noch Abstrahlverluste, weil 
er ein magnetisches Feld im Raum aufbaut ( oder kannst du garantieren, 
das sämtliche Feldlinien in der Spule verbleiben? ).

Elcos haben übrigens eine extrem schlechte Guete.


Ralph

von Alex M. (alexm82)


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>
> Nach meiner Ansicht ist es überhaupt die einzige wirklich taugliche
> Methode über die Bandbreite die Betriebsgüte zu messen.
>
 Das macht Sinn, aber ich möchte die Güte nicht messen, sondern 
theoretisch bestimmen. Am Ende möchte ich in der Lage sein, den 
Schwingkreis halbwegs korrekt zu simulieren, um so die Faktoren für eine 
bestmögliche Güte vorherzusagen. Kennt jemand ein gutes 
Simulationsprogramm, dass ich mal zum Vergleich nehmen kann?

Wegen den Kondensatoren werd ich gleich heute mal losflitzen und ein 
paar Folienkondensatoren besorgen und lade dann das Ergebnis hoch.

Ich glaube ich hab das Konzept des ESR noch nicht ganz verstanden. Ich 
hab mal das ESR Diagramm aus petris Posting rausgeschnitten. Man sieht, 
dass der ESR mit der Frequenz kleiner wird? Zudem scheinen größere 
Kondensatoren einen kleineren ESR zu haben? Der ESR addiert sich auf den 
Wirkwiderstand auf, richtig?

Dank Eurer Hilfe haben wir ja nun schon eine Menge Faktoren 
zusammengetragen, kann ich die irgendwie zusammenrechnen zu einer 
Gesamtgüte?

Grüße
Alex

von Günter Lenz (Gast)


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Alex M. schrieb:
>aber ich möchte die Güte nicht messen, sondern
>theoretisch bestimmen.

Aber um eine Theorie zu überprüfen muß man Messen,
und beim Praktischen Ausprobieren versteht man
es dann auch besser.

Alex M. schrieb:
>Kennt jemand ein gutes
>Simulationsprogramm, dass ich mal zum Vergleich nehmen kann?

Ich halte nichts von einem Simulationsprogramm.

Alex M. schrieb:
>Ich glaube ich hab das Konzept des ESR noch nicht ganz verstanden.

Das sind die Verluste im Kondensator. Du mußt dich das so
vorstellen, als ob ein Idealer Kondensator mit einem Widerstand
in Reihe geschaltet ist. Der ESR wird kleiner wenn du mehrere
Kondensatoren parallel schaltest.

von Peter R. (pnu)


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Alex M. schrieb:
> Das macht Sinn, aber ich möchte die Güte nicht messen, sondern
> theoretisch bestimmen.

Zum "theoretischen Bestimmen" müsstest Du aber alle Einflussgrößen für 
die Güte der Spulen/Kondensatoren usw. erfasst und in die Rechnung 
einbezogen haben.

Alleine die Zeitverläufe zeigen, dass die Schwingkreise in ihrer 
Messschaltung wesentlich schlechtere Güte haben.

(Meines Wissens entspricht in den Zeitverläufen die Zahl der 
Schwingungen bis zum Absenken der Amplitude auf das 1/e-fache, das 
logarithmische Dekrement, der Güte des Schwingkreises)

Die Bilder lassen daher auf Gütewerte um die Zehn herum schließen. - und 
das entspricht der Praxis in diesem Frequenzbereich von  unter 50Hz.

Das erreichbare Maximum liegt etwas über 400, das aber Für Spulen im 
Bereich 100 bis 1000 kHz, mit HF-Litze und hochwertigen 
Ferrit-Schalenkernen.
Die Kondensatoren sind dabei hochwertige Glimmer- oder 
Folienkondensatoren.

von npn (Gast)


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Alex M. schrieb:
> Kennt jemand ein gutes
> Simulationsprogramm, dass ich mal zum Vergleich nehmen kann?

Versuchs mal mit LTSpice. Funktioniert ausgezeichnet und ist sehr weit 
verbreitet. Gibt weltweit eine riesengroße Community.

Und um auch diese Aussage zu kommentieren:
Günter Lenz schrieb:
> Ich halte nichts von einem Simulationsprogramm.

Warum und weshalb, sagst du aber auch nicht. Insofern ist das für mich 
nur so eine unscharfe Aussage, die auf keinerlei Fakten basiert.
Viele Leute halten im Gegensatz sehr viel davon. Und wenn man 
ordentliche Modelle-Bauelemente hat, kommt eine Simulation der Realität 
schon sehr nahe.

von Peter R. (pnu)


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npn schrieb:
> Warum und weshalb, sagst du aber auch nicht. Insofern ist das für mich
> nur so eine unscharfe Aussage, die auf keinerlei Fakten basiert.
> Viele Leute halten im Gegensatz sehr viel davon. Und wenn man
> ordentliche Modelle-Bauelemente hat, kommt eine Simulation der Realität
> schon sehr nahe.

Simulationsprogramme können nur dann Aufschluss geben, wenn ihnen die 
maßgebenden Größen eingegeben sind.

Gerade diese Voraussetzung führt aber zum Paradoxon:

Um ausreichende Eingaben für die Simulation einer realen Schaltung zu 
erhalten, muss man meist die Schaltung so genau analysiert haben, dass 
sich eine Simulation erübrigt.

Genau die Überraschungen, die man in der "Realität" erlebt, in Deinem 
Fall nämlich die extrem schlechte Güte der Schwingkreise, hat die 
Simulation nicht enthalten.

Simulation ist gut fürs "Kennenlernen" einer Schaltung. Sie bestätigt 
auch meist die Richtigkeit irgendwelcher Annahmen, wenn das Ergebnis der 
Simulation mit der Messung übereinstimmt.
Für das Überprüfen einer zu realisierenden Schaltung ist sie aber meist 
recht unvollkommen. Besonders wenn es sich um nichtlineare Schaltungen 
mit Oszillatoren oder mit nichtlinearen Bauelementen wie Ferritkerne 
handelt, oder um Fälle geht, bei denen man an die Grenzen des 
realisierbaren Datenbereichs kommt.

: Bearbeitet durch User
von Alex M. (alexm82)


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Wow super, das hat mir ja schonmal ordentlich weitergeholfen, Danke!

Ich hab dank euch ja nun rausgefunden, dass ich eine Spulengüte mit

Q = XL/R (unter Vernachlässigung von Frequenzeffekten (Skin, Wirbel....)

und eine Kondensatorgüte habe, hauptsächlich durch den

ESR mit Q = 1/tan d, wobei d im Datenblatt vom C gegeben ist.

Kann ich die beiden Q zu einer Gesamtgüte verrechnen, oder muss ich den 
ESR auf die Wirkleistung R addieren? Und muss ich dann auch die 
Blindleistung des Kondensators aufaddieren? (XC = -1/(2*PI*f*C) 
negativ?)

Ich hab aus einem 1uf Folko-Datenblatt die beiden angehängten Diagramme 
rauskopiert. Für mein Verständnis, heisst das für mich, dass wenn ich 
den ESR minimieren will, sollte ich versuchen im Impedanzminimum und 
nahe der eigenen Resonanzfrequenz zu arbeiten?

Danke und Gruss Alex

: Bearbeitet durch User
von Alex M. (alexm82)


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Hier mal zum Vergleich der 1uf Folko. er zeigt ein gutes 
Schwingungsverhalten. Der 50uf ist auch nicht schlecht, aber der 1uf ist 
besser, was ja auch der Theorie entspricht.

Damit ist klar, dass die Elkos eine zu schlechte Güte für den 
Schwingkreis aufgewiesen haben. Das war ein Supertip!

Jetzt bleibt noch die Frage, nach den Diagrammen im Post darüber. Gibt 
es gewisse Arbeitspunkte, die ich suchen oder vermeiden sollte? (siehe 
z.B. Impedanz-Minimum) Und was kann ich allgemein tun, um die Güte zu 
verbessern?

Gruss Alex

von Günter Lenz (Gast)


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Alex M. schrieb:
>Und was kann ich allgemein tun, um die Güte zu
>verbessern?

Den größten Anteil an die Güte hat die Spule.
Was für Spulen verwendest du?
Das richtige Kernmaterial verwenden,
möglichst dicken Draht verwenden,
bei ganz hohen Frequenzen versilberten Draht
und Keramikspulenkörper verwenden.
Bei Ringkernen mußt du aufpassen, wenn in den
Daten steht das sie für Breitbandübertragung
gedacht sind, die sind für Schwingkreise
überhaupt nicht geeignet, die kommen sehr schnell
in die magnetische Sättigung.
Bei sehr niedrigen Frequenzen kanst du auch
Trafobleche verwenden, aber drauf achten das sie
einen Luftspalt haben und möglichst dünn sind.

von Günter Lenz (Gast)


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Alex M. schrieb:
>Jetzt bleibt noch die Frage, nach den Diagrammen im Post darüber. Gibt
>es gewisse Arbeitspunkte, die ich suchen oder vermeiden sollte? (siehe
>z.B. Impedanz-Minimum)

Beim Impedanz-Minimum befindet sich der Eigenresonanzpunkt,
du solltest mit der Frequenz weit unterhalb dieser Stelle
bleiben.

von petris (Gast)


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Alex M. schrieb:
> Jetzt bleibt noch die Frage, nach den Diagrammen im Post darüber. Gibt
> es gewisse Arbeitspunkte, die ich suchen oder vermeiden sollte? (siehe
> z.B. Impedanz-Minimum) Und was kann ich allgemein tun, um die Güte zu
> verbessern?

Da kannst du ohne "bessere" Kondensatoren nicht mehr viel unternehmen. 
Möglich wäre noch die Verwendung mehrerer Drähte parallel (kleinerer R) 
für die Induktivität, ist aber eher marginal.
Der ESR ist zwar leicht von der Frequenz abhängig (1), so dass eine 
Erhöhung etwas bringen könnte - gleichzeitig erhöhen sich damit aber 
auch die Verluste in der Induktivität.
Wenn auch nicht ganz so arg, wie Günter Lenz es beschreibt, da er sich 
die Daten (2,3) deines Kern nicht angeschaut hat.

Erst dem 50µF Kondensator (ca. 250mA@80Wdg.) kommst du auch nur in die 
Nähe der Sättigung (sieht man z.B. beim Stromverlauf recht deutlich), 
und die Kernverluste sind mit <3e^2W/kg (0.6T, 1kHz) geringer als mit 
Ferriten oder Trafoblechen.

Alex M. schrieb:
> Kann ich die beiden Q zu einer Gesamtgüte verrechnen, oder muss ich den
> ESR auf die Wirkleistung R addieren? Und muss ich dann auch die
> Blindleistung des Kondensators aufaddieren? (XC = -1/(2*PI*f*C)
> negativ?)
Ich verstehe nicht so ganz worauf du hinauswillst. Für die Berechnung 
der Güte deines Schwingkreises ist es völlig egal, ob der R aus dem ESR, 
dem Drahtwiderstand oder den Kernverlusten (wird gerne auch als R 
parallel zur Induktivität abgebildet) stammt. Mit dem Q des Kondensators 
hat das erst einmal nichts zu tun.
Das mit der Resonanzfrequenz ist daher keine gute Idee, da in diesem 
Punkt der Kondensator (ESR, C und ESL in Serienresonanz) nur mehr als 
ohmscher Widerstand wirkt.

ps. Du solltest in deiner Schaltung einen R von ca. 50-500 Ohm zwischen 
die Spannungssquelle und Kondensator schalten. Hängt aber von der 
Belastbarkeit deines Schalters und einer evtl. vorhandenen 
Strombegrenzung des Netzteils ab.

(1) 
http://www.kemet.com/Lists/TechnicalArticles/Attachments/6/What%20is%20a%20Capacitor.pdf
(2) http://www.magnetec.de/fileadmin/pdf/pb_cb_kit.pdf
(3) http://www.magnetec.de/fileadmin/pdf/pb_kennlinien.pdf

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Alex M. schrieb:
> Kann ich die beiden Q zu einer Gesamtgüte verrechnen

Ja, die gesamte Güte bekommst du mit mit der Formel Q_ges = 1 / (1/Q_L + 
1/Q_C)

von gvs (Gast)


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Da die Versuche nur mit einer Spule und verschiedenen Kondensatoren 
erfolgen, ist die Aussage gleich null. Wenn dann müsste man die 
Resonanzfequenz konstant halten, also abgestimmte Spulen/Kondensator 
Paare verwenden. Außerdem müsste man die Hüllkurve betrachten (= 
Dämpfung = 1/Güte), woraus dann klar wird warum die unterschiedlichen 
Anzahlen von Schwingungen (bei ja verschiedenen Schwingfrequenzen) 
herrühren.
Zudem scheint es hier auch einleuchtend, dass ein großer Kondensator 
weniger von einem vorgegebenen Widerstand prozentual "gebremst" wird, 
als ein kleiner.

von Alex M. (alexm82)


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Erstmal vielen Dank, das hat mir alles sehr weitergeholfen!

petris schrieb:
> Erst dem 50µF Kondensator (ca. 250mA@80Wdg.) kommst du auch nur in die
> Nähe der Sättigung (sieht man z.B. beim Stromverlauf recht deutlich),
> und die Kernverluste sind mit <3e^2W/kg (0.6T, 1kHz) geringer als mit
> Ferriten oder Trafoblechen.

Wie berechnest Du die Flussdichte, um zu sehen, ob der Kern gesättigt 
ist? Ich hab das auch probiert, aber die Ergebnisse waren eher fraglich.

B = (Imax  N  AL) / Amin ?

von petris (Gast)


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Ich habe da nix herumgerechnet. Die 250mA stammen aus einer Simulation, 
die augenscheinlich zu deiner Messung passt, mal 80 Wdg. sind 20A und 
damit am für Is angegebenen Wert.

Wollte ich es genauer wissen, würde ich die Kennlinien digitalisieren 
und die Simulation anpassen - oder, wenn das Teil vor mir liegt, einfach 
den aktuellen und den Sättigungsstrom messen.

Aber dieses Dilemma hat Peter R. ja schon angesprochen.
Beitrag "Re: Gütefaktor im LC Kreiß Theorie vs Praxis"

von B e r n d W. (smiley46)


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Wenn man von fehlerhaften Modellen ausgeht, sind berechnete Schaltungen 
genauso falsch, wie similierte.

von Joachim B. (jar)


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Helmut S. schrieb:
> Die Güte ist näherungsweise
>
> w*L/R
>
> da die Güte der Kondensatoren meistens so gut ist, dass man die nicht
> berücksichtigen muss.

der Helmut ? mein Ausbilder ?

aber wie so ist das Omega drin K. meinte auch Schwingkreisgüte nahezu L 
Güte und das ist XL/R ah jetzt mit XL = 2  PI  f * L

deswegen Omega, ist lange her, ich habe im Kopf L mit XL übersetzt .....

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