Forum: PC Hard- und Software Geklonte (Radisys) OS-9 System-Platte verweigert Booten mit „setparams: C_IDENTIFY retry“


von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Bei einem selbstdokumentierten alten Rechner mit dem Radisys OS-9 habe 
ich ein Backup mit dd (und lokalem mit bzip2 komprimierten Image) 
erstellt, also die Daten auf der Platte 1:1 auf eine andere Kopiert, 
ohne Fehlermeldungen.
Nun zeigt sich aber dss das Restore einen Haken hat: Das OS-9 startet 
zwar, bleibt dann aber stehen mit der Meldung

„setparams: C_IDENTIFY retry“

die alle ca. 10 s wiederholt wird.
Ich habe schon dutzende andere Platten mit OS-9 geklont und die 
starteten, in etwas anderen Rechnern, ohne Probleme.

In der OS-9-Dokumentation und auch per Google finde ich dazu nichts, 
aber lokal etwas:

In der MWOS/OS9000/SRC/IO/RBF/DRVR/RB1003/at_hd.h vom OS-9 V 4.9, in 
Zeile 62:

#define         C_IDENTIFY              0xec            /* indentify */

Und in den Dateien, die auf den OS-9-Rechnern liegen findet sich in der 
Executable firstboot der String

setparams: C_IDENTIFY retry

Also irgendeine Identifizierung schlägt fehl, aber welche?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Was für eine Platte war die Quellplatte, und was für eine ist die 
Zielplatte?

Vielleicht liegt darin ja ein Unterschied, mit dem der hier verwendete 
IDE-Treiber nicht rechnet?

(Überschreitung einer der diversen "magischen Grenzen", die es während 
der Evolution vom Ur-WD1003 bis zum heutigen SATA-Interface und den 
beteiligten Platten so gab)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Das hier finde ich in den SCSI-2-Docs zu IDENTIFY:
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5.6.7. IDENTIFY
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  The IDENTIFY message (Table 5-5) is sent by either the initiator or the 
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target to establish an I_T_L nexus or an I_T_R nexus.
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  IMPLEMENTORS NOTE:  Use of the IDENTIFY message to establish an I_T_R nexus 
7
  allows connection to one of up to eight target routines or functions in the 
8
  target itself.  These target routines are expected to be used for 
9
  maintenance and diagnostic purposes.
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                     Table 5-5: IDENTIFY Message Format
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==============================================================================
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  Bit|   7    |   6    |   5    |   4    |   3    |   2    |   1    |   0    |
18
Byte |        |        |        |        |        |        |        |        |
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==============================================================================
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 0   |Identify|DiscPriv| LUNTAR |Reserved|Reserved|          LUNTRN          |
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==============================================================================
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  The identify bit shall be set to one to specify that this is an IDENTIFY 
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message.
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  A disconnect privilege (DiscPriv) bit of one specifies that the initiator 
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has granted the target the privilege of disconnecting.  A DiscPriv bit of zero 
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specifies that the target shall not disconnect.  This bit is not defined and 
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shall be set to zero when an IDENTIFY message is sent by a target.
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  A logical unit target (LUNTAR) bit of zero specifies that the I/O process is 
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directed to or from a logical unit.  A LUNTAR bit of one specifies that the 
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I/O process is directed to or from a target routine.  
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  The logical unit number target routine number (LUNTRN) field specifies a 
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logical unit number if the LUNTAR bit is zero.  The LUNTRN field specifies a 
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target routine number if the LUNTAR bit is one.  The response to an invalid 
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value in the LUNTRN field is described in 6.5.3.  Only the INQUIRY and REQUEST 
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SENSE commands are valid for target routines.  If a target receives any other 
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command for a target routine, it shall return CHECK CONDITION status and shall 
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set the sense key to ILLEGAL REQUEST.
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  An IDENTIFY message is invalid if a reserved bit is set to one or if the 
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LUNTAR bit is set to one and the target does not implement target routines.  A 
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device may respond to an invalid IDENTIFY message by immediately sending a 
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MESSAGE REJECT message or by returning CHECK CONDITION status.  If a CHECK 
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CONDITION status is returned, the sense key shall be set to ILLEGAL REQUEST 
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and the additional sense code shall be set to INVALID BITS IN IDENTIFY MESSAGE 
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FIELD.
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  Only one logical unit number or target routine number shall be identified 
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per I/O process.  The initiator may send one or more IDENTIFY messages during 
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a connection.  A second IDENTIFY message with a different value in either the 
54
LUNTAR bit or LUNTRN field shall not be issued before a BUS FREE phase has 
55
occurred;  if a target receives a second IDENTIFY message with a different 
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value in either of these fields, it shall go to BUS FREE phase (see unexpected 
57
disconnect, 5.1.1).  Thus an initiator may change the DiscPriv bit, but may 
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not attempt to switch to another I/O process.  (See the DTDC field of the 
59
disconnect-reconnect page (7.3.3.2) for additional controls over 
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disconnection.)
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62
  An implied RESTORE POINTERS message shall be performed by the initiator 
63
prior to the assertion of the ACK signal on the next phase for an inbound 
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IDENTIFY message sent during reconnection.

Was mich stutzig macht: 0xec impliziert, dass eins der als "reserved"
markierten Bits (bit 3) gesetzt ist.

von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Was für eine Platte war die Quellplatte, und was für eine ist die
> Zielplatte?

Beides SATA, die Ziel-HDD ist nur 0,03 % größer.
Die FDISK-Geometrie (CHS) ist bei beiden gleich und natürlich auch der 
Identifier, den fdisk anzeigt.

Heute habe ich nochmal geklont, von HDD und nicht dem alten Image, und 
das Ergebnis ist nun ein simpler Blackscreen.

von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Das hier finde ich in den SCSI-2-Docs zu IDENTIFY:

Verwendet werden SATA-HDDs.
Da gibt es doch keine SCSI-IDs oder?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Rolf F. schrieb:

> Verwendet werden SATA-HDDs.
> Da gibt es doch keine SCSI-IDs oder?

SATA benutzt auch nur SCSI als Abstraktion, aber möglicherweise
nicht auf der ebene, auf der das SCSI IDENTIFY benutzt wird (sondern
ein, zwei Ebenen darüber).

Sorry, bei "OS-9" hätte ich ja das hier vermutet:

http://de.wikipedia.org/wiki/OS-9

Offenbar meinst du etwas anderes, aber dann solltest du das auch
ein wenig genauer hinschreiben.

: Bearbeitet durch Moderator
von Georg (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Offenbar meinst du etwas anderes

Kann nicht sein, er schreibt ja "Radisys". Da es aber für 6809 oder 
68000 Systeme wohl kaum SATA-Platten gab, müsste er wohl OS-9000 meinen.

Georg

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Die x86-Variante von OS-9 hieß zu Anfang "OS-9000", in einem genialen 
Marketing-Schachzug hat sich Microware dafür entschieden, alle Varianten 
fortan OS-9 zu nennen (vielleicht, um Apple etwas anzupieken, die eine 
Zeitlang ja auch ein Produkt namens OS 9 hatten ...).

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Georg schrieb:
> Da es aber für 6809 oder 68000 Systeme wohl kaum SATA-Platten gab

Daher war ich ja auch erstmal Richtung SCSI gedanklich unterwegs.

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Die x86-Variante von OS-9 hieß zu Anfang "OS-9000", in einem genialen
> Marketing-Schachzug hat sich Microware dafür entschieden, alle Varianten
> fortan OS-9 zu nennen

Dass das Ding noch ein Leben nach dem Tod erhalten hat, damit hatte
ich allerdings nicht gerechnet. ;-)  Ich hatte vor knapp 25 Jahren
mit OS-9 was zu tun.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Jörg Wunsch schrieb:
> Ich hatte vor knapp 25 Jahren mit OS-9 was zu tun.

Dürfte bei mir ähnlich lang her sein, war allerdings nicht OS-9, sondern 
OS-9/68k. Auf dem 6809 lief bei mir Flex.

von Thomas F. (igel)


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Jörg Wunsch schrieb:
> vor knapp 25 Jahren

Pah, das läuft hier produktiv!

Hab mal in der Doku gestöbert, aber finde dieses IDENTIFY gar nicht.
Allerdings hat unsere Maschine auch SCSI-HD.

von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Es zeigt sich noch ein weiteres Problem: Für den Fall das der Rechner 
stirbt muss ja ein neuer her, aber bei zwei ähnlichen verweigert das 
OS-9 das Booten, schon mit der originalen HDD, mit „error 
#000:009:000:002.“, vielleicht für No ROM information table found, aber 
das kann nicht sein.

Wie kann man das beseitigen?

von Rolf F. (Firma: G.) (benutzername0)


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Inzwischen habe ich zwei weitere Klone getestet - alle gleiche Größe und 
gleiche FDISK-Geometrie: Der erste der beiden zeigt nur den Fehler 
„error #000:009:000:002.“, der zweite bootet im gleichen Rechner 
problemlos!
Also einer von drei Klonen, wobei auch die FDISK-Geometrie geklont ist, 
kann in dem gleichen Rechner booten und die anderen beiden zeigen 
verschiedene Fehler.

: Bearbeitet durch User
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