Forum: HF, Funk und Felder WLAN Verständnisproblem


von Timo W. (timo88)


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Hallo,

ich habe zwei Fragen bezüglich WLAN.

Je näher man sich dem Sender nähert, desto stärker ist das Signal. Aber 
was bedeutet das? Wenn man sich eine elektromagnetische Welle ansieht, 
was macht die Stärke der Welle aus? Die Frequenz bleibt doch konstant.

Wieso ist beim WLAN die Reichweite so klein, wenn sich 
elektromagnetische Wellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten?

Timo

von Kai S. (kai1986)


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Timo W. schrieb:
> Je näher man sich dem Sender nähert, desto stärker ist das Signal. Aber
> was bedeutet das?

Wenn du es anders rum betrachtest ist es einfacher nachzuvollziehen. Die 
Antenne strahlt eine gewisse Sendeleistung ab. Vereinfacht gesehen 
verteilt sich die Sendeleistung gleichmäßig in jede Richtung. Jetzt hast 
du in 1m Entfernung eine gewisse Signalstärke. Verdoppelst du den 
Abstand auf 2m hast du nurnoch 1/4 der Signalstärke im Vergleich zu dem 
1m Abstand. Das liegt daran, das sich die Funksignale in eine 
Raumrichtung zeitlich ausbreiten und sich dabei in die beiden anderen 
Raumrichtungen "verteilen". Du hast die Sendeleistung also auf die 
doppelte Breite und die doppelte Höhe verteilt. Bedeutet 1/2 Intensität 
für die Breite mal 1/2 Intensität für die Höhe macht nur noch 1/4 
Intensität insgesamt.

Timo W. schrieb:
> Wenn man sich eine elektromagnetische Welle ansieht,
> was macht die Stärke der Welle aus?

Im Vergleich mit Wasserwellen ist die Stärke einfach die Höhe 
(Amplitude) der Welle. Bei einer elektromagnetischen Welle wird dabei 
die elektrische Feldstärke betrachtet.

Timo W. schrieb:
> Wieso ist beim WLAN die Reichweite so klein, wenn sich
> elektromagnetische Wellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten?

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit hat mit der Reichweite nicht zu tun. Die 
Reichweite wird durch mehrere Punkte begrenzt. Zuerst einmal ist die 
Reichweite dadurch begrenzt, wie kleine Signale von der Elektronik noch 
korrekt ausgewertet werden können. Wenn das Signal unter eine 
Mindeststärke fällt ist es immer noch da, kann aber praktisch nicht mehr 
genutzt werden.
Zum anderen hängt die Abschwächung des Signals von mehreren Punkten ab. 
Der erste große Punkt ist die quadratische Abschwächung durch die 
Entfernung (doppelte Entfernung ein viertel Intensität). Zudem werden 
elektromagnetische Wellen auch absorbiert. Wände beispielsweise 
absorbieren einen Teil der Strahlung. Metallische Teile schirmen die 
Strahlung zudem ab, somit hast du durch eine Stahlbetondecke hindurch 
einen schlechteren Durchgang der Strahlung, als durch eine gemauerte 
Wand.

Gruß Kai

von Timo W. (timo88)


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Ok, dass ich es richtig verstanden habe. Also wenn man den Abstand 
verdoppelt, bedeutet es dann, dass die Amplitude dann 4 Mal kleiner ist? 
Das geht dann soweit bis die Amplitude nicht mehr richtig messbar ist?

Jetzt versuche ich mir das bildlich vorzustellen wie das aussieht.
Also wenn sich die Welle in alle Richtungen ausbreitet, wie muss ich mir 
das vorstellen? Gibt es eine große Welle oder viele kleine Wellen?

von trolollolo (Gast)


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Stell sie dir in etwa so vor, als würdest du einen Stein ins Wasser 
fallen lassen. Es enstehen konzentrische Kreise - so ähnlich wie zB um 
die Stabantenne deines Routers - und das mehrmals hintereinander.

von Lars R. (lrs)


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Je näher man sich dem Sender nähert, desto stärker ist das Signal. Aber
was bedeutet das?

http://de.wikipedia.org/wiki/Freiraumd%C3%A4mpfung#Beschreibung_der_Freiraumd.C3.A4mpfung
(Bild und Erklärung der Kugel)


Wenn man sich eine elektromagnetische Welle ansieht,
was macht die Stärke der Welle aus? Die Frequenz bleibt doch konstant.

http://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetische_Welle
(Die ersten paar Sätze)


Wieso ist beim WLAN die Reichweite so klein, wenn sich
elektromagnetische Wellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten?

Freiraumdämpfung, Dämpfung des Mediums, Sendeleistung.

Edit:
Also wenn sich die Welle in alle Richtungen ausbreitet, wie muss ich mir
das vorstellen? Gibt es eine große Welle oder viele kleine Wellen?

http://de.wikipedia.org/wiki/Modulation_%28Technik%29
(Bildchen rechts, aber in 3D)

http://de.wikipedia.org/wiki/Stehende_Welle
Bei einem Seil siehst Du die Welle kommen. Du siehst Berg und Tal. Bei 
WLAN siehst Du das nicht mehr. Ist ja Lichtgeschwindigkeit.

Edit2:
Bevor die nächste Frage kommt: http://de.wikipedia.org/wiki/Polarisation

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Timo W. schrieb:

> Je näher man sich dem Sender nähert, desto stärker ist
> das Signal. Aber was bedeutet das? Wenn man sich eine
> elektromagnetische Welle ansieht, was macht die Stärke
> der Welle aus?

Du hast es eigentlich schon geschrieben: elektro - magnetische
Welle. Ein elektrisches und ein magnetisches (Wechsel)Feld sind
untrennbar miteinander verzahnt.

Die Stärke der Welle wird durch die elektrische bzw. magnetische
Feldstärke bestimmt.

> Die Frequenz bleibt doch konstant.

Richtig.

von Possetitjel (Gast)


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Timo W. schrieb:

> Also wenn man den Abstand verdoppelt, bedeutet es dann, dass
> die Amplitude dann 4 Mal kleiner ist?

Jein... das ist leider noch komplizierter.

Wenn man den Abstand verdoppelt, fällt die Feldstärke auf die
Hälfte (!). Die Energie ist aber tatsächlich nur ein Viertel.

> Das geht dann soweit bis die Amplitude nicht mehr richtig
> messbar ist?

Ja, richtig.

von Timo W. (timo88)


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Ok vielen Dank euch allen. Ihr habt mich im Verständnis viel weiter 
gebracht.

von Timo W. (timo88)


Angehängte Dateien:

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Hallo, zwischenzeitlich habe ich noch über das Thema nachgedacht und 
noch Fragen dazu.

1)Irgendwo habe ich gehört, dass TV Funkwellen, die z. B in den 80 er 
gesendet worden sind durchs Weltall wandern. Kann es dann sein, dass sie 
immer noch empfangbar sind? Die Signale müssten doch mittlerweile 
schwach sein?

2)Ich dachte immer, dass das WLAN immer genau auf 2,4 GHz sendet. Jetzt 
habe ich gelesen, dass es 20 MHZ Kanäle im g Standard gibt. Wie sieht es 
dann aus wird gleichzeitig auf (2412, 2413, 2414, 2415 etc. bis 2431) 
gesendet?

Wikipedia

MHz
2412  Kanal 1
2413
2414
2432 Kanal 5


3)Wenn man 2 elektromagnetische Wellen von unterschiedlichen 
Wellenlängen hat wie ich hier gezeichnet habe. Kann es sein, dass sich 
die Wellen überlagern, sodass der Empfänger Schwierigkeiten beim 
Empfangen bekommt?

4)In einem WLAN Netzwerk gibt es ja mehrere Geräte wie PC, Handy. Warum 
stören sie sich nicht untereinander?

: Bearbeitet durch User
von HFler (Gast)


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Hallo,

zu 1.

ja rein theoretisch könnte das funktionieren - aber die Feldstärke wird 
sehr (viel zu) gering sein (Entfernung) und im Rauschen anderer 
(natürlicher, wesentlich stärkerer wie z.B. die  21-cm-Linie des 
Wasserstoffs) Quellen untergehen.

Obwohl: Google mal die Begriffe Futurama Omicron Persei 8   Lrr ...
kann böse Folgen haben wenn die Signallaufzeit des TV Signal etwas 
länger ist und der Empfang trotzdem noch funktioniert  ;-)


HFler

von Rudi Radlos (Gast)


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Timo W. schrieb:
> 3)Wenn man 2 elektromagnetische Wellen von unterschiedlichen
> Wellenlängen hat wie ich hier gezeichnet habe. Kann es sein, dass sich
> die Wellen überlagern, sodass der Empfänger Schwierigkeiten beim
> Empfangen bekommt?
>
Klar, je nachdem wie gut Dein Empfänger die Frequenzen trennen kann, 
desto genauer kannst Du die gewünschte auswählen. Billige Taschenradios 
haben 2 Kreise, bessere mehr.

> 4)In einem WLAN Netzwerk gibt es ja mehrere Geräte wie PC, Handy. Warum
> stören sie sich nicht untereinander?

Dein Haus hat eine Hausnummer und jedes Gerät hat vom Werk her eine 
eindeutige MAC eingebrannt und bekommt irgendwo eine IP zugeteilt. 
Sobald Geräte auf dem gleichen Kanal zur gleichen Zeit senden hast Du 
leider Störungen. Durch das Internetprotokoll kann man aber es später 
nochmals versuchen bis die Pakete ihr Ziel erreichen. GiDF

von Deneriel (Gast)


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Zu 1:
Von der Theorie her geht das. Wird auch filmisch manchmal aufgegriffen 
;-) Z.b. bei Contact.
Im kleinen wird sowas schon bei der Sat-Schüssel auf dem Dach gemacht. 
Die bündelt die schwache Energie die auf einer Fläche einfällt wieder 
und schickt sie in konzentrierter Form an den LNB, was nichts weiter als 
eine sehr empfindliche Antenne ist, denn das Satellitensignal ist hier 
unten schon ziemlich schwach.

Wenn man das größer baut kann man auch weitaus schwächere Signale wieder 
zusammenkonzentrieren und auswerten. Das wird dann bei 
Bodenkontrollstationen für Raumsonden oder Spionagetätigkeit genutzt. 
Sonden haben dann vielfach auch schon eine Schüssel dran, denn was beim 
Empfangen klappt geht auch beim Senden. Man kann die Signalenergie in 
eine Richtung bündeln und dann in diese eine Richtung deutlich größere 
Entfernungen zurücklegen.

Und da sind wir wieder beim WLAN, denn für WLAN-Richtfunkstrecken macht 
man das auch exakt so und kann dann mit den hierzulande erlaubten 100mW 
Distanzen über einige Kilometer überbrücken.


Zu Punkt 2:
2,4GHz ist das Frequenzband. Das Band braucht einen Namen also nimmt man 
eine Frequenz die da drin liegt als Nominalfrequenz. Das Band hat aber 
nicht nur die Mittenfrequenz sondern nach oben und unten "Ausläufer" 
davon.

Die Kanäle sind ohnehin eine Mogelpackung. Die liegen so nah beieinander 
dass Geräte auf direkt benachbarten Kanälen sich durchaus stören und um 
einen Teil des nutzbaren Frequenzspektrums kabbeln müssen. Das fällt nur 
deswegen nicht ganz so stark auf weil eben nicht jeder die ganze Zeit 
volle Pulle sendet.

In dicht besiedelten städtischen Wohngebieten ist das hingegen durchaus 
ein echtes Problem.
Das Durcheinander ist da oft schon so stark dass selbst 
Richtfunkstrecken dadurch gestört werden weil die zwar bevorzugt das 
Signal aus der Hauptrichtung aufnehmen, aus den anderen Richtungen aber 
trotzdem Müll durch kommt.

Eine Hauptaufgabe jedes Empfängers ist daher auch die nicht genutzten 
Frequenzen auszufiltern sodass nach Möglichkeit nur das Nutzsignal übrig 
bleibt und aufbereitet werden kann.


Aber selbst auf einem Kanal ist die Frequenz nicht immer gleich. 
Zumindest beim WLAN und auch beim UKW-Radio ist die Information in der 
Frequenzabweichung zur Nominalfrequenz codiert. Je feiner man diese 
Unterschiede nun messen kann, desto besser der Empfang - grob gesagt.
Die Signalstärke muss dabei halt noch groß genug sein damit die 
Elektronik das überhaupt auswerten kann.

Aut Mittel und Kurzwelle ist das übrigens anders - da steckt die 
Information in der Stärke der einzelnen Wellen, der Amplitude. Daher 
nennt man das auch Amplitudenmodulation (AM). Da wird das halt noch so 
gemacht "weil das war immer schon so".



Um Punkt 4 zu Rudi noch zu ergäzen:
Ja, mehrere Geräte die gleichzeitig senden stören sich! Das ist bei 
jeder Funkübertragung auf der gleichen Frequenz der Fall. Beim 
Walki-Talkie kommt dann nur noch unverständlicher Müll raus. Beim WLAN 
ist die eigetntliche Sendezeit so kurz dass die Paketübertragung einfach 
nochmal probiert wird. Irgendwann geht es dann durch, aber meistens ist 
das schneller als du es wahrnehmen könntest.

Das Problem haben übrigens auch die frühen Kabelgebundenen Netzwerke 
gehabt. Thick und Thin Ethernet und auch Ethernet auf Twisted Pair mit 
Hubs als Verteiler.

Du siehst die Effekte wenn du mal von mehreren Geräten im gleichen WLAN 
gleichzeitig viele Daten überträgst. Die Übertragungsrate ist meist ein 
ganzes Stück unter der theoretisch möglichen wenn die Verfügbare 
Kapazität einfach aufgeteilt würde.

Man kann derartige Probleme insofern mildern dass die Geräte erstmal 
lauschen wo noch etwas frei ist und dann den Sendebetrieb aufnehmen. 
Dann stören sie sich seltener, aber sobald kein freier Platz mehr da ist 
geht die Datenrate halt runter.
Sieht man wenn man mal mit seinem Smartphone auf einer Großveranstaltung 
unterwegs ist und versucht irgendeine Information abzurufen.
Ironischerweise hilft es dann die Sendeleistung jeder Basisstation zu 
senken und mehr Stationen aufzustellen. Denn die sind vom Abstand so 
berechnet dass sie sich gegenseitig möglichst wenig stören und bei der 
Nachbarstation ist mein Signal dann schon so gering dass es keine Rolle 
mehr spielt.
Die Leute die gegen neue UMTS-Basisstationen protestiert haben, haben 
dadurch in Puncto Strahlung genau das Gegenteil von dem erreicht was sie 
wollten.

von Unna (Gast)


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"Die Leute die gegen neue UMTS-Basisstationen protestiert haben, haben
dadurch in Puncto Strahlung genau das Gegenteil von dem erreicht was sie
wollten."



"Was versteht der Vegetarier von einen guten Steak ?"

"Was versteht die ISIS (oder jede andere radikale Gruppe) vom Humanismus 
?"


Aber wenn Aberglauben, Öko-Fundamentalismus und irreale Ängste wichtiger 
sind als auch nur das geringstes physikalisch / technisches Grundwissen 
bekommt die entsprechende Klientel letztendlich das Ergebnis das ihr 
zusteht }:-)


Unna

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