Forum: Offtopic Stromschlag durch Kaskade


von Carolin .. (Firma: ..) (carolin88)


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Hallo,

Ich habe gerade durch einen dummen fehler einen sehr starken 
elektrischen Schlag an einer Hochspannungskaskade abbekommen.

10kV, 12 Joule Energiedosis.

Dieser verlief dummerweise direkt von der einen Hand zur anderen Hand 
und war wirklich das krasseste, was ich jeh erlebt habe..

Verbrennungen habe ich Gott sei dank keine.

Sollte ich trotzdem einen Arzt aufsuchen?
Kammerflimmern tritt doch eigentlich nur bei Wechselspannung auf, oder?

was meint ihr?

von Paul B. (paul_baumann)


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Carolin .. schrieb:
> Sollte ich trotzdem einen Arzt aufsuchen?

So lange Du noch kannst....

MfG Paul

von Benjamin K. (benjamin92)


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Würde auch zum Arzt gehen, weil das ja vermutlich Gleichstrom war. Durch 
Elektrolysevorgänge kann sich bei so einem Schlag der Körper unbemerkt 
selbst vergiften.

von Gerald B. (gerald_b)


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Bei Gleichstrom und der schon erwähnten Elektrolyse kannst du noch 
Wochen später aus scheinbar heiterem Himmel an multiplem Organversagen 
umkippen. Durch innere Verbrennungen stirbt Gewebe ab, das sich halt 
erst später zersetzt. Das weiß ich von Leuten, die im Tagebau gearbeitet 
haben. Die E-Locks dort fuhren mit Gleichspannung.

Gruß Gerald

von B. O. (t_65)


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Von 12 Joule wird's wohl keine Elektrolyse gegeben haben, dafür müssten 
Ein- und Austrittsmarken des Stromes erkennbar sein.
Ein EKG im Krankenhaus sehe ich trotzdem als Pflicht an, da das Herz aus 
dem Tritt gekommen sein kann.
Nach zwei Tagen mit so einem EKG hast du Gewißheit.

von Michael B. (laberkopp)


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Carolin .. schrieb:
> Sollte ich trotzdem einen Arzt aufsuchen?

Ja. Ist arbeitsvorschriftlich Pflicht.

Klar, am Weidezaun bekommst du auch mit bis zu 5kV/5 Joule einen 
übergebratzt und da rennt keiner zum Arzt.

von Paul B. (paul_baumann)


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Michael Bertrandt schrieb:
> Klar, am Weidezaun bekommst du auch mit bis zu 5kV/5 Joule einen
> übergebratzt und da rennt keiner zum Arzt.

Zum Tierarzt?
Ochsen und alte Kühe vertragen das schon...
;-)
MfG Paul

von Uhu U. (uhu)


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Paul Baumann schrieb:
> Ochsen und alte Kühe vertragen das schon...

Und wenn nicht, werden die mit dem Metzgermesser geheilt.

von Gerald B. (gerald_b)


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B. Obachter schrieb:
> Nach zwei Tagen mit so einem EKG hast du Gewißheit.

Gibts bei sowas inzwischen ein tragbares EKG zur Beobachtung mit?
'89 habe ich Hand - Hand 230V ordentlich einen abbekommen, so das mir 
die Knie schlotterten. Bin eine halbe Stunde später beim Betriebsarzt 
zum EKG gewesen, wo es keine Auffälligkeiten gab. Ca. 10 Stunden später 
hatte ich Atemnot und das Gefühl, das mir einer mit dem Stiefel auf der 
Brust steht. So ein EKG ist auch nur eine Momentaufnahme.

von Uhu U. (uhu)


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Gerald B. schrieb:
> Gibts bei sowas inzwischen ein tragbares EKG zur Beobachtung mit?

Es gibt Langzeit-EKG-Geräte, die 48 Stunden am Stück laufen können. Die 
Dinger sind nicht viel größer als ein Smartphone.

von Bernd F. (metallfunk)


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Halblang.

Alles, was einen nicht umbringt, macht härter :)

Was ich meine: Bist du Jung ( unter 30 ), fühlst du dich fit ?
Hast du Leute in der Nähe, die einen Notarzt rufen können?

Keine Panik, erzähle im Umfeld, was war. ( damit die den
Arzt informieren könnten ) schlaf drüber und vergiss es.

Grüße Bernd

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Bernd Funk schrieb:
> Keine Panik, erzähle im Umfeld, was war. ( damit die den
> Arzt informieren könnten ) schlaf drüber und vergiss es.

Nein, mein Lieber, so simpel ist das nicht.

Kammerflimmern über längere Zeit führt zu Blutgerinseln in den Herzohren 
und wenn das Herz in den Sinusrhythmus zurück fällt, also das Flimmern 
aufhört, kann sich so ein Gerinsel lösen: wenn es sich im linken Vorhof 
gebildet hat, führt es entweder zu einem Schlaganfall, oder einer 
Trombose irgendwo im Körper; wenn es rechts war zu einer Lungenembolie - 
alles zusammen - unbhängig vom Alter - keine erfreulichen Aussichten.

von Unbekannt U. (Gast)


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Gerald B. schrieb:
> Gibts bei sowas inzwischen ein tragbares EKG zur Beobachtung mit?
> '89 habe ich Hand - Hand 230V ordentlich einen abbekommen, so das mir
> die Knie schlotterten.

Das ist 25 Jahre her... In dieser Zeit hat auch die Medizin ein paar 
Brocken dazugelernt...

Bei einem einigermaßen heftigen Stromschlag wird es wohl kein Arzt 
riskieren, Dich heimzuschicken. Du wirst schon 24 Stunden zur 
Beobachtung in ein Krankenhaus einziehen.


Bernd Funk schrieb:
> Was ich meine: Bist du Jung ( unter 30 ), fühlst du dich fit ?
> Hast du Leute in der Nähe, die einen Notarzt rufen können?
>
> Keine Panik, erzähle im Umfeld, was war. ( damit die den
> Arzt informieren könnten ) schlaf drüber und vergiss es.

Das ist bei (seriösen) Stromunfällen ein reichlich leichtsinniger, wenn 
nicht sogar dämlicher Vorschlag.

Falls kurzfristig das Herz doch noch auf den Stromschlag reagiert, würde 
ich mich nicht drauf verlassen wollen, dass innerhalb drei Minuten mich 
jemand findet, den Notarzt ruft, mich korrekt reanimiert, und der 
Notarzt nach insgesamt 3 Minuten seit meinem Kammerflimmern zur Stelle 
ist.

Denn nach etwa 3 Minuten beginnen Teile des Hirns abzusterben. Wenn ich 
dann nach 15 Minuten Reanimation wieder eine ausreichende Blutversorgung 
zum Hirn habe und überlebe, nützt es mir wenig, wenn ich nichtmal mehr 
meinen eigenen Namen schreiben kann.

Ähnlich sind mögliche Spätfolgen. Auf ein Überleben einer Blutvergiftung 
durch chemische Effekte des Stromschlages mit dem Verlust der 
Nierenfunktion, kann ich verzichten, denn dreimal die Woche zur Dialyse, 
stelle ich mir auch nicht so prickelnd vor.


So ein Stromunfall hat eine Tücke: Man sieht von außen nicht in den 
Körper rein. Deshalb muss man nachmessen, Blutwerte und EKG. Die 
Fachleute dafür sind die Ärzte. Auch wenn man darauf keinen Bock hat und 
es unter dieser Berufsgruppe genauso viele Flachpfeiffen wie in anderen 
Berufen gibt.

Also: Ab zum Arzt, wenn Du noch nicht warst und an Deinem Leben hängst.


P.S. Es geht hier ja ausdrücklich nicht um ein "kitzeln" an einem Finger 
weil man mal kurz eine Phase berührt hat. Hier war Musik dahinter. Und 
das ist ernst zu nehmen!

von Uhu U. (uhu)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Kammerflimmern über längere Zeit führt zu Blutgerinseln in den Herzohren

Das muss Vorhofflimmern heißen und ist noch harmlos.

Bei Kammerflimmern hört der Spaß direkt auf - wie unbekannter 
geschrieben hat.

: Bearbeitet durch User
von Dipl.- G. (hipot)


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Carolin .. schrieb:

> Ich habe gerade durch einen dummen Fehler einen sehr starken
> elektrischen Schlag an einer Hochspannungskaskade abbekommen.
>
> 10kV, 12 Joule Energie.

Ich nehme an, Du sprichst von nem Marx-Generator.

10 kV, 12 J -- unangenehm, gefährlich, aber die Energie des Kondensators 
hätte auch im hohen kJ-Bereich liegen können, die Spannung im hohen 
kV-Bereich (wie bei mir auf Arbeit).
Ich bin Hochspannungsingenieur und weißt Du, wie ich durch unsere Hallen 
gehe? Erdungsstange vorm Kopp wie Darth Vader sein Lichtschwer hält. 
Bevor ich irgendwas anfasse, erden. Die mir unterstellten Techniker 
ziehen mich gerne mit meiner Paranoia auf, aber ich gehe kein Risiko 
ein.
Egal was Du mit Hochspannung machst, erden, erden, erden, erden, erden. 
Schreib es Dir hinter die Löffel. Kondensatoren sind der gefährlichste 
Scheiß, den es in der Elektrotechnik gibt. Ich rede hier nicht von 
Klingelelektrik, sondern von richtigen Kondensatoren.




> Dieser verlief dummerweise direkt von der einen Hand zur anderen Hand
> und war wirklich das krasseste, was ich je erlebt habe.

Glaube ich. Ich wurde neulich ohne Vorwarnung von mehreren 100 V 
Gleichspannung Hand zu Hand erwischt, weil ein Kontrollpanel, das alle 
benutzen, unbemerkt die Erde vorloren hatte, dadurch ein Koaxialkabel 
(das Rändel des BNC connectors) Potential gegen den Metallrahmen des 
Schaltschrankes hatte und ich der Unglücksrabe war, den es letzlich 
erwischte. Die paar 100 V= hätten mich bequem umbringen können; ich 
hatte Glück. An einem anderen Tag mit anderem Hautwiderstand, 
Körperwiderstand, Elektrolythauhalt, festerem Handgriff etc. hätte das 
ganz anders ausgehen können. Der Schlag war extrem unangenehm und 
schmerzhaft. Und niemand bekam es erstmal mit. Der Meßingenieur im 
Kalibrierungslabor verfiel in helle Panik als er verstand, was ich ihm 
erzählte von wegen Potential auf dem BNC.

Zur Beruhigung: Statistisch ist Hand zu Hand der elektrische Schlag mit 
der geringsten Todesfallzahl. Hand zu Hand heißt auch, daß es am Herz 
tendenziell vorbeigeht, weil der Weg Schulter-Schulter kürzer ist als 
Schulter-Brust-Schulter. Deswegen sind Hand-Fuß-Schläge deutlich 
gefährlicher. Schläge mit sehr kurzem Strompfad (z.B. Eintritt linke 
Hand, Austritt oberer Rücken) sind mit Abstand die gefährlichsten 
Schläge mit sehr hoher Todeswahrscheinlichkeit, vor allem wenn hohe 
Leistungen berührt werden.

Ich bin ins Krankenhaus gefahren, weil ewig kein Manager herzukam, der 
mich hätte fahren müssen. In der Notaufnahme verpaßte man mir ein EKG 
und behielt mich 4 Stunden am Monitor unter Beobachtung. Die 
Krankenschwester sah wenigstens richtig geil aus. :D
Die Nachuntersuchung beim Hausarzt 2 Tage später ergab ebenfalls keine 
Befunde.

Das ist jetzt über 2 Monate her und ich lebe noch. :D

Es ist ein tolles Gefühl. Seitdem arbeite ich deutlich weniger, ich 
mache quasi gar nichts mehr extra, genieße meine jetzt im Überfluß 
vorhandene Freizeit noch intensiver (Geld verdiene ich genug) und lasse 
die Seele baumeln. Die Ironie, als Starkstromer beinahe von lumpiger 
Niederspannung dahingerafft worden zu sein obschon man tagtäglich im 
Kilovoltbereich, Kiloamperebereich und Gigawattbereich arbeitet, will 
mir seit Wochen nicht aus dem Kopf. :(

Die ersten Tage schob ich Panik, daß ich doch noch tot umfalle oder 
nicht mehr aufwache. :'-(( :'-(( :'-((

Mein Rat ist: Laß Dich von der Angst nicht wuschig machen.


In Zukunft bitte sofort zum Doktor und keine 
Kondensatoren/Hochspannungsgeneratoren mehr ungeerdet anfassen. :)


Viel Glück

: Bearbeitet durch User
von Asko B. (dg2brs)


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Dipl.- Gott schrieb:
> In Zukunft bitte sofort zum Doktor und keine
> Kondensatoren/Hochspannungsgeneratoren mehr ungeerdet anfassen. :)

Du meinst sicherlich "keine ungeerdeten"

Denn ich werde dem Strom doch nicht noch extra sagen wo er lang soll.


Gruss Asko.

von Andreas B. (loopy83)


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Dipl.- Gott schrieb:
> Die Ironie, als Starkstromer beinahe von lumpiger
> Niederspannung dahingerafft worden zu sein obschon man tagtäglich im
> Kilovoltbereich, Kiloamperebereich und Gigawattbereich arbeitet, will
> mir seit Wochen nicht aus dem Kopf. :(

Den Formel 1 Pilot Michael Schuhmacher hat es auch beim Skifahren 
erwischt und nicht bei 350km/h auf der Rennstrecke.
Nur weil man in einem gefährlichen Umfeld arbeitet werden alltägliche 
Unfälle nicht unwahrscheinlicher ;)

Mein Rat - wenn es weh tat, direkt zum Arzt!

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