Forum: HF, Funk und Felder Geschirmte Zweidrahtleitung - Wellenimpedanz?


von serg_ley (Gast)


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Hat jemand einen guten Link oder eine gute Erklärung dafür? Sämtliche 
Erklärungen und Herleitungen beziehen sich scheinbar entweder auf 
Koaxkabel oder ungeschirmte Zweidrahtleitungen. Mich würde jedoch das 
Verhalten einer geschirmten Zweidrahtleitung interessieren. In welche 
Richtung der Einfluss geht, kann ich mir noch vorstellen, aber bei der 
konkreten Formel bin ich unsicher. Ich habe dazu auch nur 
"Praktikerangaben" wie "geschirmte Kabel weisen einen etwa 30% höheren 
Wellenwiderstand auf" gefunden. In einer EMV-Vorlesung wurde bei uns 
eine Formel angegeben:

D = Durchmesser Schirm; d = Abstand beider Adern; a = Durchmesser einer 
Ader
Bei Einsetzen von Werten aus Datenblättern kommt da aber um mehrere 
Zehnerpotenzen abweichendes, unsinniges Zeug raus. Stimmt die Formel 
denn überhaupt, wenn ja, wo ist mein Denkfehler? Wir haben dazu leider 
keine Übung, so dass ich es nachrechnen wollte.

von Tobias P. (hubertus)


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Hi,

hier mal ein Bild aus dem "Harrington".

(R. F. Harrington, Time-Harmonic electromagnetic fields). Die Herleitung 
lasse ich mal weg. ;-)

Gruss




P.S.: mit Handy hochgeladen, daher u.U. keine berauschende Qualität...

von Hinweis (Gast)


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Wo ist
 geblieben?
Da das Dialektrium nicht nur aus Luft besteht fehlt auch noch
.

von Tobias P. (hubertus)


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Nee, das ist in der intrinsischen Impedanz eta enthalten:


: Bearbeitet durch User
von foo (Gast)


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serg_ley schrieb:
> Stimmt die Formel
> denn überhaupt,

Schreib da mal anstelle von µ_0 die Wurzel(epsilon_r) hin und vertausche 
klein a und klein d !

A wie Abstand, d wie (kleiner) Durchmesser

von serg_ley (Gast)


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Vielen Dank erstmal! Zumindest ist bestätigt, dass die uns gegebene 
Formel nicht stimmt.

Ich habe die Harrington-Formel mal für ein Profibus-Kabel 
durchgerechnet.
eta = 243,1      mit mü_CU = 1 (ca.) und eps = 2,4
Der Logarithmus wird 1,56 mit a bzw. s = 2,55mm, D = 5,1mm und d = 
0,64mm.
Z = 121 Ohm
Die Größenordnung passt, aber es müssten doch 150 Ohm bei gegebenen 
Dimensionen sein (der andere Kabeltyp hat 120Ohm). Rechenfehler? 
Praxiseinfluss nicht bedacht?

@foo
Die Vertauschung der Zuordnung...kein Wunder, dass es nicht klappt.
So komm ich auch auf 121 Ohm, ist also nur die zusammenfassende 
Vereinfachung von oben. Schöne Sache.

von Tobias P. (hubertus)


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Du musst beachten: Harrington ist ein Ami, die schreiben log  und meinen 
ln ;-)

Des Weiteren ist für die intrinsische Impedanz das mü und epsilon des 
Dielektrikums einzusetzen, d.h. mu=mu_0 und 
epsilon=epsilon_0*epsilon_r

Ich denke so sollte es dann passen.

Gruss

von DL4BM (Gast)


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Die Herleitung ist u.a. in älteren Ausgaben des Zinke-Brunswig, 
"Hochfrequenztechnik 1: Hochfrequenzfilter, Leitungen, Antennen" 
enthalten. In den neueren Auflagen ist diese leider der Herleitung der 
entsprechenden Formeln für Koaxialleitungen zum Opfer gefallen.

von ?!? (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> Du musst beachten: Harrington ist ein Ami, die schreiben log  und meinen
> ln ;-)

Und was schreiben die, wenn sie wirklich log meinen?

von Tobias P. (hubertus)


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log10...

von ?!? (Gast)


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Tobias Plüss schrieb:
> log10...

Ah, danke! :-)

von serg_ley (Gast)


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Korrektur:
Mit epsilon_r= 1,7 ergeben sich passende ca. 144 Ohm.

Mit Epsilon_r = 1,7 komme ich auch auf ein eta/pi= 92 und somit auf 144 
Ohm. Passt schon.

Vielen Dank an alle.

von serg_ley (Gast)


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War einfach zuviel Kaffee, hab mich paarmal verrechnet ^^

"intrinsische Impedanz das mü und epsilon des Dielektrikums"
Epsilon ist klar, aber mü? Warum eigentlich? Und warum ist dann mu=mu_0, 
Vakuum oder wie? Ich dachte, die Gleichsetzung mu=mu_0 kommt daher, weil 
es bei Kupfer ja auch rund 1 ist.

von Rainer V. (rudi994)


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Vllt. hilft es, nicht nach geschirmtem Zweidraht zu suchen, sondern nach 
Twinax-Kabel bzw. Twin-Koaxkabel. Formeln dazu habe ich allerdings auch 
nicht gefunden, weder im Web noch in einem alten Rothammel.

PS: Mü0 und Epsilon0 beziehen sich vermutl. auf Luftisolation. Bei 
anderen Dielektrika kommt zudem deren relatives Epsilon zum Tragen.

: Bearbeitet durch User
von Tobias P. (hubertus)


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Dein Dielektrikum ist doch nicht magnetisch. Also ist sein mu_r=1 und 
somit mu=mu_0*mu_r=mu_0. Das Kupfer ist ansich nicht relevant, da sich 
die Wellen im wesentlichen im Dielektrikum ausbreiten.

von serg_ley (Gast)


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Achso, Kunstsstoff hat ja auch 0. Also geht das Kupfer gar nicht in die 
Impedanz mit ein...?

Nur kurz zum Verständnis:
Bei der Geschwindigkeit (also für den Verkürzungsfaktor) haben wir ja v 
= c_0 / srqt ( mu*epsilon)
Auch da nur die Werte vom Dielektrikum, kein Kupfereinfluss?

von DL4BM (Gast)


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probier' mal die Formel im Anhang.

von serg_ley (Gast)


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...1

von serg_ley (Gast)


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Mit was wurde das simuliert?

von Tobias P. (hubertus)


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Kupfer geht rein theoretisch mit seinem sigma in die Impedanz mit ein. 
Aber da Kupfer ein sehr guter Leiter ist, kann man den Einfluss 
vernachlässigen.

Für die Phasengeschwindigkeit gilt:
auch hier wieder deshalb, weil mu_r=1 ist.

von DL4BM (Gast)


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Die Formel entstammt aus dem Zinke-Brunswig; wenn ich mich recht 
erinnere, wurde diese mit Spiegelladungen hergeleitet.
Die Simulation erfolgte mit CST Microwave Studio.

von serg_ley (Gast)


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Super, vielen Dank an euch!

Ich besorg mir auch gleich mal den Zinke-Brunswig.

von Rainer V. (rudi994)


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serg_ley schrieb:
> v = c_0 / srqt ( mu*epsilon)
> Auch da nur die Werte vom Dielektrikum, kein Kupfereinfluss?

Aus o.g. Formel entfällt Mü (µ) durch Kürzen, c0=1/sqrt(µ_0*epsilon_0) 
und es wird µ_r=1 angenommen. Der Verkürzungsfaktor wird dann vom 
epsilon_r des Dielektrikums bestimmt: V=1/sqrt(epsilon_r)

von serg_ley (Gast)


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@Tobias Plüss

Kannst du mir mal Ausgabe und Seite vom Harrington nennen?

von Tobias P. (hubertus)


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Hi

sorry für verspätete Antwort.
Das Buch ist das hier:

http://eu.wiley.com/WileyCDA/WileyTitle/productCd-047120806X.html

Wenn du das Buch kaufst, und ggf. die Übungsaufgaben anschaust, dann 
findest du hier

http://www.scribd.com/doc/29448735/Time-Harmonic-Electromagnetic-Fields-Harrington-Chapters-1-and-2-Solution-Manual

ein Lösungsmanual. Ich finde dieses allerdings nicht so toll, darum 
mache ich mein eigenes

http://www.kooltek.net/hochfrequenz/solution-manual-for-time-harmonic-electromagnetic-fields

was aber noch lange nicht fertig ist (bin erst bei Kap. 2 alle Aufgaben 
am Lösen).

Der Teil, der dich interessiert, ist im Harrington ab ca. S. 40. Dort 
werden alle wichtigen Zusammenhänge zu den elektromagnetischen Wellen 
hergeleitet, auch die Impedanz von Wellenleitern (mit der intrinsischen 
Impedanz etc.).


Gruss
Tobias

von Zinke_Brunswig (Gast)


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Falls noch von Interesse, anbei ein Auszug aus dem Zinke-Brunswig mit 
der Herleitung der Impedanz.

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