Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Doppelte Sicherung? Warum machte Fluke damals sowas?


von Old P. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,

ich habe die letzten Tage zwei alte Fluke DMM restauriert (8060A). Neben 
den üblichen Auslauf-Elkos und gestorbenen ICL7660 war bei einem auch 
das Schalteraggregat versifft. Soweit alles wieder iO.
Nur eins irretiert mich: Im Eingang sind zwei Sicherungen, habe ich 
zunächst nicht drüber nachgedacht. Doch nachdem ich den Signalweg 
durchgeklingelt hatte.....

Hier ein Schaltplanauszug und mein Patient nackich ;-)

beide Sicherungen hintereinander, wo ist der tiefere Sinn? Vielleicht 
habe ich auch nur einen Knoten im Kopf.

Old-Papa

Noch was: In vielen neueren Messprömpeln sind diese Monstersicherungen 
verbaut. Warum diese Bomben? Im o.g. Fluke sind es 1x die kleinen 
Galssicherungen (unter der großen) und eben dieses Monster.

von Peter X. (peter_x)


Lesenswert?

Sicherungen haben auch noch weitere Parameter, als nur die Stromstärke, 
bei denen sie den Löffel abgeben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schmelzsicherung

: Bearbeitet durch User
von Ulrich H. (lurchi)


Lesenswert?

Eine gute Sicherung, d.h. für hohe Spannung und zum trennen großer 
Ströme ist relativ teuer.

So brennt normal nur die einfache 2 A Sicherung durch, und nur wenn die 
nicht ausreicht spricht auf die 2. Sicherung an.

von Old P. (Gast)


Lesenswert?

Oha, an Kosten denkt der Hardcore-Bastler ja zu allerletzt ;-)))
Wäre zumindest eine Erklärung.
Also sind die Großen so groß, weil die höhere Spannung vertragen?

Old-Papa

von Peter X. (peter_x)


Lesenswert?

Old Papa schrieb:
> Also sind die Großen so groß, weil die höhere Spannung vertragen?

Ja, sie müssen auch nach dem Auslösen größeren Spannungsdifferenzen 
standhalten.
Man nennt diese auch: High Charge Fuses

: Bearbeitet durch User
von Tom K. (ez81)


Lesenswert?

Old Papa schrieb:
> Also sind die Großen so groß, weil die höhere Spannung vertragen?

Ja. Wenn du versehentlich die Spannung eines kleinen Akkus in 
Stromeinstellung misst (sowas passiert ständig...), brennt die kleine 
Sicherung durch => 20¢ Schaden.

Wenn du das gleiche an einem Dach voller Solarzellen mit ein paar 100V 
und reichlich Ampere tust, brennt in der kleinen Sicherung nach ihrem 
Durchbrennen ein Lichtbogen lustig weiter, bis die große Sicherung 
durchbrennt. => ein paar € Schaden.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Peter Xuang schrieb:
> High Charge Fuses

Ich kenne die nur als HRC Fuse. High Rupture Capacity.

von Peter R. (pnu)


Lesenswert?

Erste Sicherung: blanker Draht, daher schnell ansprechend. Kann schon 
bei leichter Überlast ansprechen und abschalten -> schützt das Messwerk 
bei nicht zu groben Fehlern z.B. falscher Messbereich.

Zweite Sicherung: mit Sandfüllung, spricht bei satten Fehlern an, z.B. 
den Strommessbereich direkt ans Netz gelegt. Durch die Sandfüllung hat 
sie größere Trägheit und vor Allem wesentlich höheres Trennvermögen, 
selbst wenn der Fehlerstrom in die kA geht  -> schützt vor Feuer und 
Rauchentwicklung im Gerät und seiner Umgebung, spricht aber so träge an, 
dass das Messwerk bei nicht zu groben Fehlern ohne ausreichenden Schutz 
wäre.

Besonders bei niederohmigem Netz(Hausverteilung usw.) sind solche 
Sicherungen wichtig. Für die Einordnung in eine bestimmte 
Qualitätsklasse (CatI,II oder III) sind solche Hochleistungssicherungen 
ein Voraussetzung.

Nicht nur Fluke macht so etwas, auch mein Siemens-Multimeter hab ich aus 
dem Müll gerettet, weil der Besitzer wohl keine Ahnung von dieser 
Sicherung mit hohem Trennvermögen hatte.

: Bearbeitet durch User
von Volker Malchow (Gast)


Lesenswert?

Wenn ich das Bild vom Innenleben so einer Plastebüchse so
anschaue kann ich ehrlich gesagt nicht nachempfinden weshalb hier
alle eine feuchte Hose bekommen wenn der Name "Fluke" fällt.
Das ist nichts weiter als ein Standard-Design von Chiphersteller
und nicht mal ein gutes.
Wer für so einen primitiven Messklumpen Geld ausgibt und damit einen
auf dicke Hose macht hat doch nicht alle Tassen im Schrank.

von S. M. (lichtmensch)


Lesenswert?

Volker Malchow schrieb:
> kann ich ehrlich gesagt nicht nachempfinden weshalb hier
> alle eine feuchte Hose bekommen wenn der Name "Fluke" fällt.

Hast du schonmal erlebt das jemand ein 0815 DMM restauriert ?

Wenn du meinst das ist Standard von Standard Chiphersteller wundert es 
mich doch sehr das viele (aber nicht alle) 0815 Dmm's so schrottig sind.

von Marek N. (Gast)


Lesenswert?

Nabend,
micht würde auch interessieren, was das für ein Bauteil CR2 innerhalb 
des Brückengleichrichters ist?

Beste Grüße, Marek

von Old P. (Gast)


Lesenswert?

Volker Malchow schrieb:
> Wenn ich das Bild vom Innenleben so einer Plastebüchse so
> anschaue kann ich ehrlich gesagt nicht nachempfinden weshalb hier
> alle eine feuchte Hose bekommen wenn der Name "Fluke" fällt.
> Das ist nichts weiter als ein Standard-Design von Chiphersteller
> und nicht mal ein gutes.
> Wer für so einen primitiven Messklumpen Geld ausgibt und damit einen
> auf dicke Hose macht hat doch nicht alle Tassen im Schrank.

Hallo,
seh ich Dir nach, Unkenntnis tut auch nicht weh... ;-)
Das ist ganz sicher ein Design vom Chiphersteller (besser dessen 
Auftragsgeber). Und genau das ist Fluke! Dieser "Standard-Chip" ist eine 
Extraentwicklung speziell für dieses Multimeter (und für das 8062). Und 
das Design ist sowas von durchdacht, ich habe selten eine so überlegt 
gezeichnete Platine (4 Layer) gesehen. Übrigens von Hand gezeichnet!
Die erreichten Daten und Funktionen sind auch heute noch durchaus 
vorzeigbar. Man muss bedenken, dass dieses Ding Ende der 70er Jahre 
aufgelegt wurde.
Also, immer entspannt bleiben und ruhig durch die Hose atmen ;-)

Old-Papa
Achso: CR2 ist laut Stückliste eine 100V Si-Diode 1A. Ein exakter Typ 
steht nicht da.
Update: In einem sehr alten Schaltplan ist eine 1N4002 angegeben.

von M. K. (sylaina)


Lesenswert?

Old Papa schrieb:
> Noch was: In vielen neueren Messprömpeln sind diese Monstersicherungen
> verbaut. Warum diese Bomben? Im o.g. Fluke sind es 1x die kleinen
> Galssicherungen (unter der großen) und eben dieses Monster.

Spannungsfestigkeit. Auf den Messgeräten steht idR, dass sie bis zu 1000 
V messen können, d.h. die Sicherung muss auch 1000 V sicher trennen 
können. Das können die Glassicherungen aber in der Regel nicht.

von Flukist (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

"Volker Malchow" wenn du einmal ein Fluke DMM auch nur in der Hand 
gehabt hast möchtest du eigentlich nichts anderes mehr nutzen.
Auch die erst mal so simpel erscheinende Messbereichsumschaltung ist 
einfach nur als gut zu bezeichnen - bei "billigen" DMM kann es schon mal 
vorkommen das man mehrmals hin und her schalten (drehen) muß um einen 
einwandfreien internen Kontakt (korrekte Messwerte) zu gewährleisten.
Des weiteren ist die mechanisch Stabilität sehr gut (87-V) und hält auch 
größeren Belastungen stand.
Über die Messeigenschaften und elektrische Sicherheit (CAT) braucht man 
nichts weiter zu sagen als einfach: einwandfrei und vertrauenswürdig.

Meckern kann ich eigentlich nur über den hohen Stromverbrauch bei 
eingeschalteter Displaybeleuchtung (87-V) und das "seltsame" aber zum 
Glück deutlich erkennbare verhalten bei schwacher Batterie.

Trotz allem: "Mein" Fluke ist nur eine Leihgabe vom Arbeitgeber, trotz 
der hervorragenden Qualität ist ein Fluke einfach viel zu teuer nur für 
das Hobby.
Wenn mir mein "Liebling" einmal im Jahr für einige Tage entzogen wird 
(Sicherheitsüberprüfung nach Vorschrift der BG) und ich mein eigenes 
bezahlbares DMM zu hause verwenden muss juckt es mich schon ein eigenes 
Fluke 87-V zu kaufen, aber mindestens knappe 400 Euro (meist ehr so um 
die 450 Euro) für ein DMM nur fürs Hobby (also keine Gegenfinanzierung 
möglich) ist dann doch zu heftig.

mfg

Flukist

von Old P. (Gast)


Lesenswert?

Michael Köhler schrieb:
> Spannungsfestigkeit. Auf den Messgeräten steht idR, dass sie bis zu 1000
> V messen können, d.h. die Sicherung muss auch 1000 V sicher trennen
> können. Das können die Glassicherungen aber in der Regel nicht.

Ok, das leuchtet mir inzwischen auch ein. Andererseits: Dieses DMM gibt 
es auch in einer 300V-Version, dort auch diese Sicherungen. Allerdings 
wohl eher wegen vereinfachter Produktion, die bauen mechanisch halt das 
gleiche (ähm, haben gebaut...)

Old-Papa
(der jetzt nach preiswerten, großen Sicherungen sucht... ;-))

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Michael Köhler schrieb:

> Spannungsfestigkeit. Auf den Messgeräten steht idR, dass sie bis zu 1000
> V messen können, d.h. die Sicherung muss auch 1000 V sicher trennen
> können. Das können die Glassicherungen aber in der Regel nicht.

Hmm, wenn ich mir so die Preise für diese 1000V-Sicherungen
ansehe, bin ich fast am überlegen, ob ich mir eine solche
Reihenglassicherung in meinem Multimeter nicht nachrüste.
Gruss
Harald

von Old P. (Gast)


Lesenswert?

Hallo Harald,
ich staune, dass die Herren Bedenkenträger ob eines solchen Ansinnens 
noch nicht aufgejault haben... ;-) "Das wäre ja ein total unberechtigter 
Eingriff"
Wenn es elektrisch/mechanisch passt, mach das. Diese Großsicherungen 
sind wirklich teuer!

Old-Papa

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.