Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Vertrauensarbeitzeit, keine Überstundenerfassung


von LarsII (Gast)


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Schönen Sonntag ihr Lieben,

in meinen bisherigen Jobs hatte ich immer eine Mischung aus 
Vertrauensarbeitzeit und Gleitzeit mit Selbstgeführter Stundenliste für 
Projektabrechnung und soweiter. Auf dem Papier klingt das zwar immer 
ganz gut. Bei meinem aktuellen AG, von dem ich weg will/muss, sitzen die 
Leute dann auf 500 und mehr Überstunden. Möglichkeit die abzubauen gibts 
nicht wirklich: Macht keiner, jedes mal mit Chef reden.

Mir wurde nun ein Job angeboten in BW:
Vertrauensarbeitzeit, Kernzeit von 9-15, keine Überstundenerfassung und 
auch die klare Aussage vom Chef dass er etwas mehr als die 40h erwartet.
Gehalt ist ganz okay (60t) aber auf 40h runtergerechnet dann auch nicht 
mehr so überzeugend.

Job ist sicherlich einiges interessanter und sicherer als mein 
aktueller, Büroräume, Ausstattung, Kollegen soweit man das überblickt 
auch ansprechend.

Wie seht ihr die Sache mit den Überstunden? Mir kommt das als AT-Angebot 
ohne AT-Gehalt vor?

Danke euch

von Kampfstiefel (Gast)


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LarsII schrieb:
> Vertrauensarbeitzeit, Kernzeit von 9-15, keine Überstundenerfassung und
> auch die klare Aussage vom Chef dass er etwas mehr als die 40h erwartet.

Finger weg. Wahrscheinlich machen alle dort 50-60 Stunden pro Woche. 
Wenn Du als einziger da nicht mitmachst, wirst Du gemobbt.
Auch keine Chance auf Karriere: in 40 Stunden kriegst Du nicht soviel 
hin wie ein anderer in 60 Stunden.

von genervt (Gast)


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LarsII schrieb:
> Mir wurde nun ein Job angeboten in BW:
> Vertrauensarbeitzeit, Kernzeit von 9-15, keine Überstundenerfassung und
> auch die klare Aussage vom Chef dass er etwas mehr als die 40h erwartet.
> Gehalt ist ganz okay (60t) aber auf 40h runtergerechnet dann auch nicht
> mehr so überzeugend.

Das ist die ultimative Kombination der Nachteile des Selbständigen, mit 
den Nachteilen des Angestellten - sofort zuschlagen! Muss aber nach 
Affekt aussehen!

von Dussel (Gast)


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LarsII schrieb:
> Vertrauensarbeitzeit
Bei meiner Bachelorarbeit ist das so, aber bei einer richtigen Stelle 
würde ich wohl nicht darauf eingehen. Die Projekte sind sicher nicht so 
ausgelegt, dass man in weniger als der vorgesehenen Zeit damit fertig 
wird.
Maximal könnte ich mir das unter besonderen Umständen vorstellen, wenn 
schriftlich festgehalten wird, dass ich nach 40 Stunden den Stift fallen 
lassen und nach Hause gehen kann, ohne wenn und aber. (Feiertage 
natürlich entsprechend verrechnet)

von Martin S. (sirnails)


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genervt schrieb:
> sofort zuschlagen! Muss aber nach
> Affekt aussehen!

Hahaha xD

100% Zustimmung.

von Christian (Gast)


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LarsII schrieb:
> Wie seht ihr die Sache mit den Überstunden? Mir kommt das als AT-Angebot
> ohne AT-Gehalt vor?

Darauf würde ich mich nicht einlassen, vor allem wenn es schon im 
Vorfeld heißt, dass eh mehr als 40h erwartet werden. Wo bleibt da noch 
das eigentliche Leben?

AT-Angebot ohne AT-Gehalt trifft es ganz gut, oder kurz: Ausbeutung. Für 
mindestens 30k mehr wäre es akzeptabel, aber so niemals.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Ein Unternehmer verzichtet auf Zeiterfassung weil es für ihn, nicht für 
die Mitarbeiter, gut ist. Insbesondere dient die Nichterfassung dazu, 
nicht selber Beweise für Verstöße gegen §3 ArbZG und andere 
ArbZG-Regelungen zu sammeln.

Ohne Not würde ich keinen Vertrag bei einer Firma unterschreiben, die 
schon bei der Arbeitszeit notorisch Gesetze bricht.

von Kunststoffschraube (Gast)


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LarsII schrieb:
> Wie seht ihr die Sache mit den Überstunden? Mir kommt das als AT-Angebot
> ohne AT-Gehalt vor?

Pauschal kann man das nicht beantworten.

Der AG spart dadurch sicher viel Zeit und Administrativen Aufwand:

- Er muss sich kein zeiterfassungssystem leisten
- Korrekturen wenn man mal früher,später,mittags  geht fallen weg -> 
keine manuellen Formulare auf denen x Abteilungsleiter gegenzeichnen 
müssen wenn sie gerade im Urlaub sind.

Wenn der Ag schon ankündigt das es mehr wird hättest du mal fragen 
sollen ob man die abfeiern darf.


LarsII schrieb:
> Gehalt ist ganz okay (60t) aber auf 40h runtergerechnet dann auch nicht
> mehr so überzeugend.

60k€ für 40 stunden *+* in  BW ? Es kommt ja immer darauf an wieviel 
Berufserfahrung du hast aber in der jetzigen Situation kannst du mehr 
rausholen...

von genervt (Gast)


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60k€ für 40 Stunden gibts in BW auch beim Dienstleister.

von Marx W. (Gast)


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LarsII schrieb:
> Wie seht ihr die Sache mit den Überstunden? Mir kommt das als AT-Angebot
> ohne AT-Gehalt vor?
>
> Danke euch

Worin besteht die Frage?

Als Tarifangestellter habe ich eine Kernarbeitszeit, und die Mehrarbeit 
wird minutengenau aufgeschrieben!
Vertrauensarbeitszeit führt zur Selbstausbeutung, da collega ja durch 
Mehrarbeit per Zeit sich einen Karrierevorteil verschaffen will.
Also ein "rat-race" das Ganze am Ende wird!

Ich würde so ein Angebot nur aus der Arbeitslosigkeit annehmen!

Bei einer 40h Woche plus ein paar Ü-Stunden umsonst?

Lass mich Rechnen.
Machste 4h in der Woche umsonst, so sind das mit Ü-Zuschlag 20% fast 5h 
Mehrarbeit.
Also sind deine 60k nur mehr 53k!
Zu IG-Metall ERA 35h Woche sind deine 60k nur 43k!
Also mal ehrlich, dafür wechselt man ned!

von Markus (Gast)


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halte das auch für ein gefährliches Angebot. Vor allem weil der Chef 
auch direkt preis gibt, dass er Überstunden erwartet. Mit 1 Überstunde 
pro Woche wird es da sicher nicht getan sein. Heißt du kommst real 
sicher auf 50h in der Woche. Was im großen und ganzen nicht so 
dramatisch wäre, wenn diese 10h Überstunden geschrieben werden und 
demnach abgefeiert werden können oder ausbezahlt werden.
So bist du schnell der blöde...
Ich würde das Angebot auch nur annehmen wenn
-Das höhere Gehalt unbedingt erforderlich ist
-Der Job als Sprungbrett dient, es also nach zwei Jahren weiter geht
-Wenn sich andere bedeutende Vorteile ergeben

Grundsätzlich sehe ich es für einen AN immer als erforderlich an, dass 
die Arbeitszeit genau (auf die Minute) erfasst wird. Sonst ist der AN in 
aller Regel derjenige, der blöd aus der Wäsche schaut.
Kein AG bietet eine 40h Stundenwoche an, schreibt keine Stunden auf und 
hat kein Problem damit, dass die AN nach 38h schon wieder weg sind.
Dazu kommt noch, dass bei nicht notieren der Stunden nach Gefühl (aus 
Sicht des Chefs) schnell gedacht wird das dieser und jener AN nicht lang 
genug da ist. Auch wenn es tatsächlich der Fall sein sollte.

Du musst dir also schon im klaren darüber sein auf was du dich da ein 
lässt. Erwarte lieber nicht, dass du dabei derjenige bist der besser weg 
kommt.
Meine Meinung ist aber rein subjektiv und es kann natürlich ein gutes 
Angebot sein und dich glücklich machen.

von LarsII (Gast)


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Hannes Jaeger schrieb:

> Ohne Not würde ich keinen Vertrag bei einer Firma unterschreiben, die
> schon bei der Arbeitszeit notorisch Gesetze bricht.

Not direkt nicht, aber werde von meinem aktuellen AG ganz klar aufs 
Abstellgleis gefahren.
Und meine bisherigen Bewerbungen sind im Sande verlaufen.


Kunststoffschraube schrieb:
> Pauschal kann man das nicht beantworten.
>
> Der AG spart dadurch sicher viel Zeit und Administrativen Aufwand:
>
> - Er muss sich kein zeiterfassungssystem leisten
> - Korrekturen wenn man mal früher,später,mittags  geht fallen weg ->
> keine manuellen Formulare auf denen x Abteilungsleiter gegenzeichnen
> müssen wenn sie gerade im Urlaub sind.
>
> Wenn der Ag schon ankündigt das es mehr wird hättest du mal fragen
> sollen ob man die abfeiern darf.
>

Die hat momentan glaub ich 18 Angestellte, auch einige junge Leute 
dabei. Der Chef überlegt im moment über ein Zeiterfassungsystem nach.

Natürlich hab ich gefragt ob man abfeiern kann. Kurz gefasst: Es gibt 
keine Zeiterfassung - > keine Überstunden somit auch nichts zum 
abfeiern. Für Wochenendarbeit gibt es einen Ausgleich in Form von freien 
Tagen.


> 60k€ für 40 stunden *+* in  BW ? Es kommt ja immer darauf an wieviel
> Berufserfahrung du hast aber in der jetzigen Situation kannst du mehr
> rausholen...
Paar Jährchen.

von genervt (Gast)


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LarsII schrieb:
> Für Wochenendarbeit gibt es einen Ausgleich in Form von freien Tagen.

Das wird ja immer lustiger...

Stellt euch mal vor, ihr würdet Vertrauensarbeitsentgelt fordern, mit 
Einzugsermächtigung versteht sich! Da Gesicht von Chef dann: Priceless!

Den Nachhilfelehrer zahlt man ja auch auf Stundenbasis und da denkt auch 
keiner an kostenlose Mehrarbeit, wenn der Nachwuchs trotzdem nicht die 
gewünschten Noten schreibt.

Vertrauensarbeitszeit - so ein SCHWACHSINN.

von NCI (Gast)


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Wichtig bei der Auswahl des neuen Arbeitgebers ist es, auch auf 
Anzeichen strategischen Mobbings zu achten.

von LarsII (Gast)


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NCI schrieb:
> Wichtig bei der Auswahl des neuen Arbeitgebers ist es, auch auf
> Anzeichen strategischen Mobbings zu achten.

Und das wären?

von Michel (Gast)


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Kampfstiefel schrieb:
> Finger weg. Wahrscheinlich machen alle dort 50-60 Stunden pro Woche.
> Wenn Du als einziger da nicht mitmachst, wirst Du gemobbt.
> Auch keine Chance auf Karriere: in 40 Stunden kriegst Du nicht soviel
> hin wie ein anderer in 60 Stunden.

Jup genau so läuft das. Wir haben auch die tolle Vertrauensarbeitszeit 
und letztlich arbeitet niemand unter 50h in der Woche. Das mit dem 
Mobbing passiert auch zwangsläufig, wenn man dann immer geht und die 
Kollegen noch stunden bleiben, wächst einfach der Unmut. Am Anfang denkt 
man sich noch, ja der macht es richtig, aber mit der Zeit nervt es 
einfach nur noch.
Wobei ich das für 60k sogar noch gerne mitmachen würde, ich hab deutlich 
weniger.

von Antimedial (Gast)


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Interessant, wie hier Leute ohne Kenntnis der Firma wissen, wie viele 
Überstunden gemacht werden müssen.

Gleitzeit und Stechkarte schützen übrigens nicht vor unbezahlten 
Überstunden. Auch nicht im Tarifunternehmen bei 35h-Woche. Ganz gerne 
werden nämlich 35h bezahlt und 40h+ verlangt. Die Plusstunden werden 
schön erfasst, verfallen aber ab einer Obergrenze.

Das große Problem ist übrigens gar nicht unbedingt der Arbeitgeber, 
sondern der Gruppenzwang unter den Kollegen. Das kann vom Chef initiiert 
sein, muss aber nicht. Oft erledigen das die Kollegen im Projekt oder in 
der Gruppe von alleine. Das Arbeitszeitmodell spielt dann keine Rolle.

Eine ganz gute Methode, die oft funktioniert ist Homeoffice. Man muss 
einfach nur dann im Homeoffice gezielt die Aufgaben machen, die man 
schnell und konzentriert erledigen kann und für möglichst viele Leute 
sichtbar sind. Im Büro legt man dafür ein etwas gemütlicheres Tempo vor. 
Dann merkt keiner, ob man daheim jetzt 2 oder 10 Stunden zusätzlich 
gearbeitet hat.

Am besten schickt man dann noch Mails mit großen Verteiler (z.B. 
Besprechungsanfragen o.Ä.) Sonntag nachts, die in einem gut versteckten 
Unterton sagen "ich habe sonntags gearbeitet und ihr fangt ja erst am 
Montag wieder an". Schon kommt man als Arbeitstier herüber, obwohl man 
weniger als alle anderen arbeitet.

Die Strategie funktioniert nicht überall, aber einen Versuch ist es 
wert.

von LarsII (Gast)


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genervt schrieb:
> 60k€ für 40 Stunden gibts in BW auch beim Dienstleister.

Glaub ich nicht. Meine bisherige Erfahrung zeigt mir das die nicht auf 
die 50+ bei mir eingegangen sind.


Tja was mach ich nun?

Ich finde das Entwicklungsgebiet der Firma an sich wirklich interessant, 
sehe da auch potential und sie sind gerade am Wachsen. Stellen neue 
Leute, neue Räume. Vorteil wäre natürlich den Sprung in das 
Ballungsgebiet mit dem Job mal zu schaffen und ggf. mit einer Adresse 
vor Ort auch mal wechseln zu können.

von Markus (Gast)


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Wenn die Firma gerade am wachsen ist, dann kann es gut sein, dass bald 
eine Zeiterfassung eingeführt wird. Ich kenne das System ohne 
Zeiterfassung nämlich nur von kleineren Firmen.
Allerdings ist das nach wie vor nur ein Vermutung meinerseits.

von ollabo (Gast)


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LarsII schrieb:
> Natürlich hab ich gefragt ob man abfeiern kann. Kurz gefasst: Es gibt
> keine Zeiterfassung - > keine Überstunden somit auch nichts zum
> abfeiern. Für Wochenendarbeit gibt es einen Ausgleich in Form von freien
> Tagen.
Gibt es in DE keine maximal zulässige Arbeitszeit?
Hier in AT habe ich erlebt, dass nach der Umstellung einiger 
Abteilungen/Mitarbeiter auf Vertrauensarbeitszeit das gut ausgebaute 
Zeiterfassungssystem nicht mehr benutzt werden durfte. Nach einigen 
Monaten Bedenkpause kam das Arbeitsinspektorat und der Betriebsrat 
darauf, die Zeiten durch den Mitarbeiter in einem Excel-Sheet erfassen 
und über das Dokumentenverwaltungssystem vom Abteilungsleiter monatlich 
abzeichnen zu lassen - eben, weil der Arbeitgeber dazu verpflichtet sei, 
die Einhaltung der Arbeits- und Ruhezeiten ggfls. nachweisen zu können.

Im Allgemeinen schätze ich es, meine Zeit selber einteilen zu können und 
nur über die Ergebnisse meiner Arbeit beurteilt zu werden. Dazu gehört 
aber unbedingt Selbstdisziplin und vor allem ein gewisser 
Gestaltungsspielraum bzw. das Talent sich einen solchen zu verschaffen.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass man zumindest Projektleiter o.ä. 
sein sollte, bevor man sich darauf einlässt. In Positionen ohne echten 
Einfluß (v.a. Termine) überwiegen die negativen Folgen durch 
Selbstausbeutung - von eingeschränktem Privatleben bis hin zu 
psychischen und physischen Problemen.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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ollabo schrieb:

> Gibt es in DE keine maximal zulässige Arbeitszeit?

Ja, aber ......

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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ollabo schrieb:
> Meine persönliche Erfahrung ist, dass man zumindest Projektleiter o.ä.
> sein sollte, bevor man sich darauf einlässt. In Positionen ohne echten
> Einfluß (v.a. Termine) überwiegen die negativen Folgen durch
> Selbstausbeutung - von eingeschränktem Privatleben bis hin zu
> psychischen und physischen Problemen.

Ach, wer nach oben will, der muß schon ne Schippe mehr drauf legen!
Wir sind ja nicht mehr die alte BRD!

von Chemiker (Gast)


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wie gesagt, sollte man da vorsichtig sein. Ich glaube aber nicht, dass 
das immer schlecht sein muss.

In der Chemiebranche steigt man oft (insbesondere mit Promotion) als 
AT'ler ein. Am Anfang ist das Gehalt jetzt auch nicht zwingend größer 
als die höchste Tarifstufe; die Gehaltsentwicklung und das Zielgehalt 
(intern gibt es auch für AT'ler normalerweise Gehaltsstufen etc.) aber 
rechtfertigen die AT Einstufung aber für mich durchaus. Je nach 
Abteilung arbeitet man mehr oder weniger, auf die Einhaltung der 
Gesetze, insbesondere der 48-Stunden pro Woche wird aber immer strikt 
geachtet. Also ich komme mit 40 h/Woche gut hin, das muss aber nicht 
überall so sein.

Dennoch würde ich versuchen Erfahrungsberichte aus dem Unternehmen zu 
bekommen, Ausbeuter mit 60 h/Woche gibt es sicher auch...

von genervt (Gast)


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LarsII schrieb:
> genervt schrieb:
>> 60k€ für 40 Stunden gibts in BW auch beim Dienstleister.
>
> Glaub ich nicht. Meine bisherige Erfahrung zeigt mir das die nicht auf
> die 50+ bei mir eingegangen sind.

Wo ist da bei dir der Haken?

LarsII schrieb:
> Ich finde das Entwicklungsgebiet der Firma an sich wirklich interessant,
> sehe da auch potential und sie sind gerade am Wachsen. Stellen neue
> Leute, neue Räume.

Wer mit solchen Zahlen in BW Leute anstellen will, kriegt nicht viele 
und die, die er kriegt bleiben nicht lange - zumindest die guten.

Unter den Bedingungen wirst du entsprechend Mehrarbeit haben, das lässt 
sich nicht vermeiden und bei einer (undokumentierten) 50-Stunden-Woche 
bist du fast schon auf dem Gehalt, welches ein Absolvent im Schnitt 
bekommt.

von genervt (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Interessant, wie hier Leute ohne Kenntnis der Firma wissen, wie viele
> Überstunden gemacht werden müssen.

Was willst denn erwarten, wenn einer "Vertrauensarbeit" (Übersetzung: 
der AG vertraut darauf, dass unentgeltlich mehr gearbeitet wird).

Jeder ranzige Handwerksbetrieb führt Stundenlisten, es gibt überhaupt 
kein nachvollziehbares Argument, dass Angestellte keine Zeiterfassung 
führen sollten.

Bei "Vertrauensarbeitszeit" kann man bei einer entsprechenden 
Überstundenlast sehr schlecht argumentieren, wer nimmt schon jemanden 
mit "gefühlten" Überstunden ernst?

von Antimedial (Gast)


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genervt schrieb:
> Was willst denn erwarten, wenn einer "Vertrauensarbeit" (Übersetzung:
> der AG vertraut darauf, dass unentgeltlich mehr gearbeitet wird).

Ja, aber hier werden Zahlen in den Raum gestellt, die völlig ohne 
Grundlage sind.

Außerdem ist das kein Problem, das ausschließlich bei 
Vertrauensarbeitszeit zutrifft, auch mit Stechkarte kann man unbezahlte 
Überstunden machen.

genervt schrieb:
> es gibt überhaupt
> kein nachvollziehbares Argument, dass Angestellte keine Zeiterfassung
> führen sollten.

Doch, es gibt sehr viele sogar.

von genervt (Gast)


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Antimedial schrieb:
> genervt schrieb:
>> es gibt überhaupt
>> kein nachvollziehbares Argument, dass Angestellte keine Zeiterfassung
>> führen sollten.
>
> Doch, es gibt sehr viele sogar.

Komm schieß los, lass uns nicht dumm sterben.

von Antimedial (Gast)


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Gehts noch? schrieb im Beitrag #3961831:
> Dann muss der Verdienst aber Top sein, ansonsten relativiert sich
> diese Aussage.

Wieso? Man kann auch Stechkarte, schlechtes Gehalt und unbezahlte 
Überstunden haben.

Das ist alles eine Frage der Mentalität und hat wenig mit dem 
Arbeitszeitmodell zu tun.

genervt schrieb:
> Komm schieß los, lass uns nicht dumm sterben.

Weniger Verwaltungsaufwand, die Tatsache, dass man Ingenieursarbeit 
nicht in Stunden messen kann, weniger gefühlte Überwachung für 
selbstständig arbeitende Menschen. Nur um mal drei zu nennen.

Wie gesagt, das Problem ist die Mentalität, nicht das Modell an sich.

von genervt (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Weniger Verwaltungsaufwand, die Tatsache, dass man Ingenieursarbeit
> nicht in Stunden messen kann, weniger gefühlte Überwachung für
> selbstständig arbeitende Menschen. Nur um mal drei zu nennen.

HAHA! Solange keiner nach 30 Stunden heimgehen kann, egal wie gut er 
ist, sind das nur Worthülsen.

Das ist genau der gleiche Unsinn wie "Das regelt der Markt" - So wie das 
erklärt wird, ist es nur ein Gedankenexperiment für unterbelichtete und 
Naive.

von Antimedial (Gast)


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genervt schrieb:
> HAHA! Solange keiner nach 30 Stunden heimgehen kann, egal wie gut er
> ist, sind das nur Worthülsen.

Ja, das kennen wir von dir. "Ich bin gegen alles, Argumente habe ich 
aber nicht".

von Christian (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Außerdem ist das kein Problem, das ausschließlich bei
> Vertrauensarbeitszeit zutrifft, auch mit Stechkarte kann man unbezahlte
> Überstunden machen.

Man kann, aber da muss dann schon eigener Vorsatz im Spiel sein (nach 
10h ausstempeln und weiterarbeiten oder über das bekannte Limit an 
Überstunden weiter welche sammeln).

Wer allerdings so blöd ist, ist dann tatsächlich selbst Schuld.

Im Gegenteil gibt es mit Stechkarte sogar je nach Tarifvertrag die 
Möglichkeit, für Überstunden noch Zuschläge obendrauf zu erhalten. :-)

von genervt (Gast)


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Antimedial schrieb:
> genervt schrieb:
>> HAHA! Solange keiner nach 30 Stunden heimgehen kann, egal wie gut er
>> ist, sind das nur Worthülsen.
>
> Ja, das kennen wir von dir. "Ich bin gegen alles, Argumente habe ich
> aber nicht".

Wie jetzt? Du kennst auch keinen, der nach 30 Stunden in der Woche 
Feierabend macht? Oder einfach am Freitag frei, weil er das verlangte 
Arbeitspensum schneller bewältigt hat?

Es leuchtet jedem ein, dass so etwas nirgends durchgeht, obwohl das auch 
ein Szenario ist, das denkbar wäre.

Was für ein hemdsärmliges Argument mit dem Verwaltungsaufwand! Wie 
willst du ohne so etwas wie eine Zeiterfassung überhaupt ansatzweise 
Projektmanagement machen?

von Kunststoffschraube (Gast)


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genervt schrieb:
> Was für ein hemdsärmliges Argument mit dem Verwaltungsaufwand! Wie
> willst du ohne so etwas wie eine Zeiterfassung überhaupt ansatzweise
> Projektmanagement machen?

Also bei uns ist das dämliche Gerät in Regelmäßigen Zeitabständen im 
Eimer. Dann muss irgendwer nen Techniker rufen. Dann spinnt die Software 
und permanent stempeln die Leute wirklich nicht richtig z.b. Vergessen 
die ein oder auszustemeln vergessen nach der Pause wieder einzustempeln 
etc.. um Zeiten dann nachzutragen wird ien Formular ausgefüllt welches 
durch den Abteilungsleiter gegengezeichnet wird... so ein Ding bedeutet 
ganz klar Verwaltung !!!

von genervt (Gast)


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Kunststoffschraube schrieb:
> Also bei uns ist das dämliche Gerät in Regelmäßigen Zeitabständen im
> Eimer. Dann muss irgendwer nen Techniker rufen. Dann spinnt die Software
> und permanent stempeln die Leute wirklich nicht richtig z.b. Vergessen
> die ein oder auszustemeln vergessen nach der Pause wieder einzustempeln
> etc.. um Zeiten dann nachzutragen wird ien Formular ausgefüllt welches
> durch den Abteilungsleiter gegengezeichnet wird... so ein Ding bedeutet
> ganz klar Verwaltung !!!

Offenbar unlösbare Probleme... m(

von Kolophonium (Gast)


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>Also bei uns ist das dämliche Gerät in Regelmäßigen Zeitabständen im
>Eimer.

Entweder ihr habt den letzten Schrott oder die Leute sind zu dämlich das 
Gerät richtig zu bedienen.

In beiden Fällen lässt das tief in eure Arbeitsqualität blicken.


>und permanent stempeln die Leute wirklich nicht richtig z.b. Vergessen
>die ein oder auszustemeln vergessen nach der Pause wieder einzustempeln

OK, geschlossen zu doof das Gerät zu bedienen. In welchem Metier seid 
ihr tätig? Gebäudereinigung?

von Christian (Gast)


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Antimedial schrieb:
> genervt schrieb:
> HAHA! Solange keiner nach 30 Stunden heimgehen kann, egal wie gut er
> ist, sind das nur Worthülsen.
>
> Ja, das kennen wir von dir. "Ich bin gegen alles, Argumente habe ich
> aber nicht".

genervt hat aber Recht. Auf dem Papier klingen deine Argumente noch 
halbwegs plausibel, aber in der Praxis wird Vertrauensarbeitszeit 
immer zum Nachteil des Arbeitnehmers ausgelegt, so dass nur ein 
besonders hohes Gehalt (AT) dies rechtfertigen kann.

Beispiele:
40h werden als Minimum, nicht als Mittelwert angesehen.
Man kann keine zusätzlichen freien Tage als Ausgleich mehr nehmen.
Es gibt für Mehrarbeit überhaupt keinen Ausgleich mehr (Flatrate).

Wer das verkennt und sich durch Vertrauensarbeitszeit sogar weniger 
kontrolliert und gegängelt vorkommt, hat sich vom Arbeitgeber meist 
ordentlich über den Tisch ziehen lassen.

von Kunststoffschraube (Gast)


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genervt schrieb:
> Offenbar unlösbare Probleme... m(

Mitnichten. Aber sie gibt es eben.  Also die Agrumentation automatische 
Zeiterfassung beduetet keine Verwaltung ist wirklich nicht korrekt.

von Kunststoffschraube (Gast)


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Kolophonium schrieb:
>>Also bei uns ist das dämliche Gerät in Regelmäßigen Zeitabständen im
>>Eimer.
>
> Entweder ihr habt den letzten Schrott oder die Leute sind zu dämlich das
> Gerät richtig zu bedienen.
>
> In beiden Fällen lässt das tief in eure Arbeitsqualität blicken.

LoL wie kann man denn von dem Zeiterfassungsgerät Rückschlüsse auf 
unsere Arbeitsqualität ziehen?

von genervt (Gast)


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Kunststoffschraube schrieb:
> LoL wie kann man denn von dem Zeiterfassungsgerät Rückschlüsse auf
> unsere Arbeitsqualität ziehen?

Wenn eure Leute so oft das stempeln vergessen oder verraffen, dass es 
nennenswert Verwaltungsaufwand auslöst, dann kann man schon seine 
Rückschlüsse ziehen.

Oh, und btw.: Leute die permanent zur Selbstausbeutung infolge 
Vertrauensarbeitszeit neigen, werden auch öfter (richtig) krank, das 
kostet auch Verwaltung. ;)

von Kolophonium (Gast)


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>LoL wie kann man denn von dem Zeiterfassungsgerät Rückschlüsse auf
>unsere Arbeitsqualität ziehen?

Dass du das nicht kannst ist jetzt nicht wirklich überraschend.

Wenn ihr mit der Bedienung dieses wirklich einfachen Gerätes 
intellektuell oder finanziell (= Einkaufen von minderwertigem Material) 
überfordert seid, wie wollt ihr dann wirklich schwierige Sachen 
beherrschen.

von Kampfstiefel (Gast)


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Kunststoffschraube schrieb:
> LoL wie kann man denn von dem Zeiterfassungsgerät Rückschlüsse auf
> unsere Arbeitsqualität ziehen?

Wenn Ihr nicht mal das mit der Stempeluhr gebacken kriegt, was bekommt 
Ihr dann hin. Wirklich, Probleme mit dem Zeiterfassungsgerät sind 
Ausreden. Es gibt zahlreiche Unternehmen, bei denen das funktioniert.

Aber stimmt schon: Der AG hat Nachteile dadurch, nämlich etwas 
Verwaltungsaufwand und die Mitarbeiter machen weniger unbezahlte 
Überstunden. Wieso sollte der AG also Zeiterfassung einführen?

von Christian (Gast)


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Kunststoffschraube schrieb:
> Also die Agrumentation automatische
> Zeiterfassung beduetet keine Verwaltung ist wirklich nicht korrekt.

Irgend einen Verwaltungsaufwand und zugehörige Kosten gibt es bestimmt, 
aber interessiert mich das? Das muss ein vernünftiger Arbeitgeber eben 
leisten, genauso wie er Schreibtische und Büroräume zur Verfügung 
stellen muss. Punkt. Ende. Aus.

von 023kldfkfk4 (Gast)


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Vertrauensarbeitszeit + Kernarbeitszeit gleichzeitig? Lass dich nicht 
verarschen.

von genervt (Gast)


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Christian schrieb:
> Irgend einen Verwaltungsaufwand und zugehörige Kosten gibt es bestimmt,
> aber interessiert mich das? Das muss ein vernünftiger Arbeitgeber eben
> leisten, genauso wie er Schreibtische und Büroräume zur Verfügung
> stellen muss. Punkt. Ende. Aus.

Genau so sieht es aus! Den Verwaltungsaufwand erdigen die Kollegen 
automatisch mit, indem sie drauf achten, dass keine früher nach Hause 
geht.

Hinzu kommt, dass ohne Zeiterfassung eine Leistungsbeurteilung auch 
nahezu unmöglich ist und "schlampigem" Projektmanagement Tür und Tor 
offen steht.

Man hat als Arbeitnehmer bei der Vertrauensarbeitszeit in der Praxis 
nur Nachteile.

Wer in so einem System festsitzt und glaubt er macht kaum/keine 
Überstunden darf gerne ein Login/Logoff-Script auf seinem 
Arbeitsplatzrechner laufen lassen und die Zeiten automatisch in eine 
Datei speichern und nach einiger Zeit mit Excel auswerten. Viel Spass!

von Antimedial (Gast)


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Christian schrieb:
> Man kann, aber da muss dann schon eigener Vorsatz im Spiel sein (nach
> 10h ausstempeln und weiterarbeiten oder über das bekannte Limit an
> Überstunden weiter welche sammeln).

Nein, das stimmt so nicht. Dem Zeiterfassungssystem sind gesetzliche 
Regelungen erst einmal egal. Davon abgesehen kann man bei vertraglicher 
35h-Woche immer noch 48h arbeiten, ohne irgendwelche Gesetze zu brechen.

Christian schrieb:
> Im Gegenteil gibt es mit Stechkarte sogar je nach Tarifvertrag die
> Möglichkeit, für Überstunden noch Zuschläge obendrauf zu erhalten. :-)

Eben nicht, denn Mehrarbeit muss in der Regel beantragt werden. Das 
passiert aber nicht, sondern es läuft alles auf Gleitzeit. Nur wird das 
Konto ab einer Obergrenze abgeschnitten, der Rest verfällt, weil es ja 
nicht offiziell angeordnet war und damit auf die Verantwortung des 
Arbeitnehmers läuft (Gleitzeit ist immer eigene Verfügung). Wenn dort 
aber der gleiche Gruppenzwang herrscht, passiert das auch.

Christian schrieb:
> genervt hat aber Recht. Auf dem Papier klingen deine Argumente noch
> halbwegs plausibel, aber in der Praxis wird Vertrauensarbeitszeit
> immer zum Nachteil des Arbeitnehmers ausgelegt, so dass nur ein
> besonders hohes Gehalt (AT) dies rechtfertigen kann.

Mein Argument ist erst einmal nur, dass das Arbeitszeitmodell nichts mit 
dem Druck zu unbezahlten Überstunden zu tun hat, sondern mit der 
Gruppendynamik - und man deshalb auch die Zeiterfassung im Prinzip 
weglassen kann. Dass in der Praxis Vertrauensarbeitszeit und voller 
Freizeitausgleich selten funktioniert, ist mir natürlich auch bewusst. 
Aber auch bei Zeiterfassung ist das eben nicht garantiert. Das wird 
teilweise sogar innerhalb einer Abteilung in unterschiedlichen Gruppen 
verschieden gehandhabt, weil die Gruppendynamik anders ist.

von LarsII (Gast)


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Kernarbeitszeit ist notwendig laut dem VG für Skype Konferenzen mit 
einer Niederlassung.

Hab mir das jetzt mal klar verdeutlicht und ausgerechnet. Eine 50h Woche 
würde meinem aktuellen Gehalt entsprechen. Das Team ist relativ jung und 
gerade da könnte ich mir Vorstellen das noch viel "Karriereehrgzeiz" da 
ist und die Stunden dann um sich geschmiessen werden.

Problematisch dabei ist einfach, es ist immer die Frage wie heiss das 
Thema gegessen wird. Ein ehemaliger Kommilitone arbeitet auch ohne 
Zeiterfassung, macht selten mehr als 40h Stunden und während der 
Arbeitszeit gibts auch Bierpäuschen.

Der neue Job wäre an meinem Wunschwohnort.
Und bisher das einzige konkrete Jobangebot.

Kann eigentlich nur mit dem Arbeitgeber reden ob ich einen neuen 
zukünftigen Vertrag bereits mit der Zeiterfassung bekomme?
Privatdetektiv beauftragen und reale Arbeitszeit erfoschen?

von Informatiker0815 (Gast)


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Bei mir ist genau das Gegenteil der Fall: Minutengenaue Zeiterfassung 
und alles, was man den Tag über macht, muss auf irgendwelche Aufgaben 
gebucht werden. So muss man um jede Minute kämpfen, damit man nicht in 
den negativen Bereich fällt auf dem Stundenkonto, weil man nachmittags 
einfach so unendlich demotiviert ist, etwas zu machen.

Schlimm auch, wenn einen der Arbeitgeber aus Arbeitsmangel nach Hause 
schickt und sich so Minusstunden ansammeln, die man dann mühevoll wieder 
ausgleichen muss.


In meinem letzten Job hatte ich dagegen Vertrauensarbeitszeit plus einer 
Kernzeit von 9 bis 17h!. Keine Überstunden wurden erfasst, sie vielen 
einfach unter den Tisch. Da hat einfach auch keiner länger gearbeitet 
als nötig, da glücklicherweise der Druck und Zusammenhalt im Team groß 
genug war, auch wenn das den Chef nicht unbedingt gefreut hat.

Insgesamt bin ich bislang mit dem Vertrauensarbeitsmodell besser 
gefahren, da ich unterm Strich wahrscheinlich effektiv nicht 40h pro 
Woche gearbeitet hatte, weil man halt zwischendurch mit den Kollegen 
gequatscht hat (auch private Dinge). So im Austausch sind dann noch die 
besseren Lösungen entstanden. Jetzt sitze ich isoliert und niemand will 
sich unterhalten. Lieber in den Pausen heißt es. Aber in den Pausen 
sprechen die Kollegen auch nur über die Projekte. Das geht mir auf den 
Keks, daher verbringe ich meine Pause lieber allein.

von Franz Eder (Gast)


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Informatiker0815 schrieb:
> Minutengenaue Zeiterfassung
> und alles, was man den Tag über macht, muss auf irgendwelche Aufgaben
> gebucht werden. So muss man um jede Minute kämpfen, damit man nicht in
> den negativen Bereich fällt auf dem Stundenkonto, weil man nachmittags
> einfach so unendlich demotiviert ist, etwas zu machen.

Das ist ja dann der andere Käse.

Morgens einstempeln, mittags ggf aus/ein und abends dann aus, fertig.
So wird jede Sekunde genau erfasst, aber was man zwischendrin machen ist 
Wurst.

von Holger J. (trac3r)


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Jeder der sich auch nur ansatzweise mal mit agiler Softwareentwicklung 
beschäftigt hat, müsste eigentlich wissen, dass eine Arbeitszeit 
(inklusive Pausen) von mehr als 8h pro Tag keinen Mehrwert bringt, weil 
die Konzentration der Leute nachlässt und sie müde werden. Bei 
körperlicher oder organisatorischer Arbeit mag der Chef da noch Gewinn 
draus ziehen. Aber bei geistiger Arbeit oder dem händischen verlöten von 
SMD-Bauteilen auf Testplatinen passieren dann irgendwann Fehler, deren 
Suche viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die Leute Überstunden 
machen.

Sowas ist einfach nur dumm vom Chef. Anders kann man das nicht sagen. 
Und um solchen Ausbeutern das auch mal deutlich zu machen hilft 
eigentlich nur eine Betriebsgruppe. Leider gestaltet sich sowas in einem 
gewerkschaftsfeindlichen Klientel wie den Ingenieuren (wie man auch hier 
merkt) immer etwas schwierig, wie ich selber auch schon merken musste. 
Manche Leute stehen einfach drauf, kein Leben zu haben.

von Oli (Gast)


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Holger J. schrieb:
> Manche Leute stehen einfach drauf, kein Leben zu haben.

Manche Leute stehen auch drauf, ihren Arbeitsplatz zu behalten.
Nicht jeder in der agilen Softwareentwicklung ist so gut qualifiziert, 
dass er sofort einen anderen Arbeitsplatz findet.
Vor allem wenn man finanzielle Verpflichtungen hat (Frau, Kind, Haus, 
Auto etc.) lässt man sich sowas gefallen, aufmucken kann den Job kosten.

Klar kann man sich aus dem Job heraus bewerben, hab ich auch schon 
mehrmals gemacht, einmal haben sich die Zustände deutlich 
verschlechtert, dann nochmal wieder ein bisschen gebessert, aber dafür 
bin ich jetzt täglich 2-3 Stunden mit dem Auto unterwegs. Ich habe mir 
beide male einige Firmen angeschaut, es waren schlicht keine besseren 
Optionen verfügbar.

von Mark B. (markbrandis)


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Holger J. schrieb:
> Leider gestaltet sich sowas in einem gewerkschaftsfeindlichen Klientel
> wie den Ingenieuren (wie man auch hier merkt) immer etwas schwierig

Wobei sich Gewerkschaften traditionell sowieso nicht für Ingenieure und 
andere Akademiker einsetzen.

von Holger J. (trac3r)


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Oli schrieb:
> Holger J. schrieb:
>> Manche Leute stehen einfach drauf, kein Leben zu haben.
>
> Manche Leute stehen auch drauf, ihren Arbeitsplatz zu behalten.
> Nicht jeder in der agilen Softwareentwicklung ist so gut qualifiziert,
> dass er sofort einen anderen Arbeitsplatz findet.
> Vor allem wenn man finanzielle Verpflichtungen hat (Frau, Kind, Haus,
> Auto etc.) lässt man sich sowas gefallen, aufmucken kann den Job kosten.
>
> Klar kann man sich aus dem Job heraus bewerben, hab ich auch schon
> mehrmals gemacht, einmal haben sich die Zustände deutlich
> verschlechtert, dann nochmal wieder ein bisschen gebessert, aber dafür
> bin ich jetzt täglich 2-3 Stunden mit dem Auto unterwegs. Ich habe mir
> beide male einige Firmen angeschaut, es waren schlicht keine besseren
> Optionen verfügbar.

Das ist halt einfach die falsche Herangehensweise an das Problem. Du 
glaubst vielleicht, dass du mit deinen Problemen auf der Arbeit völlig 
allein dastehst und als einzige Möglichkeit den Jobwechsel hättest. Aber 
du verdrängst, so wie wohl all deine Kollegen, dass Solidarität eine 
Waffe ist. Es gibt halt auch andere Möglichkeiten als einzeln gegen den 
Chef aufzumucken und sich damit angreifbar zu machen.

Ich hab mal gehört, dass die Yippie-Kultur daran Schuld sein soll, dass 
die Lohnabhängigen vergessen haben, dass sie zusammen viele sind und die 
Bosse von ihnen abhängig. Vielleicht sollte man sich wieder daran 
erinnern? Auch und ganz besonders als Ingenieur?

Agile Entwicklung habe ich außerdem nur angeführt, weil in deren 
Grundlagen Studien eingeflossen sind, die sich auf die Arbeitsfähigkeit 
von Programmierern bezogen. Thematisch hat das sonst nichts damit zu 
tun.

Mark Brandis schrieb:
> Wobei sich Gewerkschaften traditionell sowieso nicht für Ingenieure und
> andere Akademiker einsetzen.

Gewerkschaft ist, was man daraus macht.
http://www.fau.org/syndikate/it-syndikat/

Ich gebe zu, dass die DGB-Gewerkschaften gerade die Ingenieure als 
unorganisierbar betrachten und es daher gar nicht erst versuchen. Ebenso 
Leih- und Zeitarbieter, Migranten, Minijobber. Was haben die alle 
gemeinsam? Sie sind sich selbst die nächsten. Bis auf die Ingenieure 
jedoch vorwiegend, weil sie an der Klippe zum sozialen Abgrund stehen. 
Das Desinteresse ist aber sicherlich auch der Funktionärsstruktur in den 
dort organisierten Gewerkschaften geschuldet. Aber es gibt 
Basisgewerkschaften, die dir Wissen vermitteln können, um dich gegen 
Ausbeutung im Betrieb selbst durchsetzen zu können, statt von einem 
gelben Betriebsrat und desinteressierten Funktionären abhängig zu sein. 
Geh halt mal auf eine Arbeitsrechtsschulung. Dafür steht dir sogar 
Bildungsurlaub zu, wenn du das richtig verkaufen kannst.

Wenn die Leute einfach nur ihren Arsch hochkriegen würden, wie wenn es 
um den Firmenwagen zum Privatgebrauch ginge. Aber nein, lieber wird noch 
auf denen rumgehackt, die gar nix haben. Radfahrermentalität und so.

von Besucher (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Wobei sich Gewerkschaften traditionell sowieso nicht für Ingenieure und
> andere Akademiker einsetzen.

Einerseits, wer will als Besserverdiener da auch auf 1% von seinen
Brutto für so was verzichten, wenn er keinen Nutzen drin sieht.
Andererseits sind Gewerkschaften nur in der Masse stark.
Ingenieure sind auf dem Arbeitsmarkt in D. statistisch eher eine
Minderheit.

von Patw (Gast)


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Mahlzeit, die IGM versucht seit Jahren ein Standbein bei den Studenten / 
Akademikern zu kriegen.
Nur leider ist sich die Elite für Gewerkschaften schon während des 
Studiums zu wichtig :)

Gruß

von Holger J. (trac3r)


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Besucher schrieb:
> Andererseits sind Gewerkschaften nur in der Masse stark.
> Ingenieure sind auf dem Arbeitsmarkt in D. statistisch eher eine
> Minderheit.

Ich frage mich, was dein Chef wohl tun wird, wenn die gesamte 
Entwicklungsabteilung mal für eine Woche ausfällt, weil es 
Unregelmäßigkeiten in der Lohnabrechnung oder dem Zeitkonto gegeben hat. 
Kein Support mehr in der Produktion. Keiner, der die Probleme der Kunden 
versteht. Alle Zeitpläne für die Entwicklung verschieben sich. Da sitzt 
der ganz schön tief in der Kacke. Es ist wie bei den Lokführern: Wenn 
man an den fürs Unternehmen wichtigen Stelle sitzt, dann ist es egal, 
wieviele Leute man hat.

Wie gesagt, Solidarität ist eine Waffe.

von Opluiom (Gast)


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Oli schrieb:
> Nicht jeder in der agilen Softwareentwicklung ist so gut qualifiziert,
> dass er sofort einen anderen Arbeitsplatz findet.

Dann solltest du vielleicht die nötigen Qualifikationen zu erwerben.
In größeren IGM Firmen sind meinst bessere Bedingungen anzutreffen, 
nicht immer nur von einer Klitsche in die andere wechseln.

von Besucher (Gast)


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Holger J. schrieb:
> Da sitzt
> der ganz schön tief in der Kacke.

Hab ich mal erlebt, als die Betriebsführung mal die Idee hatte,
die Entwicklung in ein anderes Bundesland zu verlagern und
angeblich die meisten damit einverstanden waren. Komisch nur,
das die meisten davon gar nichts wussten. Die brillantesten
Köpfe, die vor Ort auch feste Wurzeln hatten, haben dann wohl
mal Tacheles geredet und plötzlich war nicht mehr die Rede von.

Probleme bei trivialen Vorgängen braucht sich kein Chef den Kopf
machen, weil das auf dem kleinen Dienstweg geklärt wird, ohne
Chefbeteiligung. Störungen im betrieblichen Ablauf würden dem
auch gar nicht auffallen. Da müsste schon Größeres passieren.

von Holger J. (trac3r)


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Besucher schrieb:
> Probleme bei trivialen Vorgängen braucht sich kein Chef den Kopf
> machen, weil das auf dem kleinen Dienstweg geklärt wird, ohne
> Chefbeteiligung.

Ich hab bei dem "trivialen Problem" versucht On-Topic zu bleiben. 
Sicherlich gäbe es noch bessere Gründe für einen Arbeitskampf oder dass 
man eben mal Tacheles redet. Meine Argumentation galt den Leuten, die 
sich aber genau das nicht trauen. Warum muss man solche 
Offensichtlichkeiten hier immer erklären?

> Störungen im betrieblichen Ablauf würden dem
> auch gar nicht auffallen. Da müsste schon Größeres passieren.

Den Ausfall der F&E würde der sicher spüren.

von Holger J. (trac3r)


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Patw schrieb:
> Nur leider ist sich die Elite für Gewerkschaften schon während des
> Studiums zu wichtig :)

Ja komisch oder? Die werden viel lieber Mitglied im VDI. Also den 
Leuten, die den Schweinezyklus mit dem Jammer über Fachkräftemangel 
anheizen.

von Bernd (Gast)


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Hilft hier nicht weiter, aber bei uns funktioniert das mit der 
Vertrauensarbeitszeit. Wir führen selber eine Exceltabelle über unsere 
Stunden und können auch Überstunden abfeiern. Meist in Form von kürzeren 
Tagen, gelegentlich aber auch als freien Tag. Werden es zu viele Stunden 
wird auch schon mal ausgezahlt. Ist aber eine kleine Firma mit gutem 
Betriebsklima.

von Fabian F. (fabian_f55)


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LarsII schrieb:
> Kernarbeitszeit ist notwendig laut dem VG für Skype Konferenzen mit
> einer Niederlassung.
Macht Sinn. Nicht ist mehr frustrierend, als wenn man nie jemanden 
erreichen kann. Bei uns ist regelmäßig KAZ von 9:30-15:30, wobei 
ausnahmen kein Problem sind.

> Hab mir das jetzt mal klar verdeutlicht und ausgerechnet. Eine 50h >Woche
> würde meinem aktuellen Gehalt entsprechen.

Niemand wird gezwungen 50h zu arbeiten. Bei Ingenieursjobs produzieren 
mehr als 40h eh keinen Mehrwert. Man muss halt auch mal "Nein" sagen 
können. Spätestens wenn man Kinder hat, kann sich der Chef eh auf den 
Kopf stellen. Wenn die Krippe um 17:00 schließt bist du spätestens dann 
weg.


> Das Team ist relativ jung und
> gerade da könnte ich mir Vorstellen das noch viel "Karriereehrgzeiz" > da
> ist und die Stunden dann um sich geschmiessen werden.

Bei sehr kleinen Firmen Variiert die Arbeitszeit mehr ja. Dafür ist die 
Arbeit abwechslungsreicher, weil jeder mehrere Aufgaben übernehmen muss.
> Problematisch dabei ist einfach, es ist immer die Frage wie heiss das
> Thema gegessen wird. Ein ehemaliger Kommilitone arbeitet auch ohne
> Zeiterfassung, macht selten mehr als 40h Stunden und während der
> Arbeitszeit gibts auch Bierpäuschen.

Kann ich bestätigen. Ich arbeite seit Jahren in Vertrauensarbeitszeit 
und hab nie mehr als 10 Überstunden gehabt. Nachdem man auch nicht für 
jedes private Gesräch zur Stempeluhr rennen muss, ist es auch wesentlich 
entspannter. Von meinen Kollegen arbeitet sich auch keiner tot.

von Antimedial (Gast)


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Oli schrieb:
> Manche Leute stehen auch drauf, ihren Arbeitsplatz zu behalten.
> Nicht jeder in der agilen Softwareentwicklung ist so gut qualifiziert,
> dass er sofort einen anderen Arbeitsplatz findet.
> Vor allem wenn man finanzielle Verpflichtungen hat (Frau, Kind, Haus,
> Auto etc.) lässt man sich sowas gefallen, aufmucken kann den Job kosten.

Genau diese Denkweise ist aber fatal und führt zu schlechter 
Arbeitsleistung und letztendlich zum schnelleren Jobverlust.

Das ist das gleiche wie mit Frauen. Wer Angst hat, wenig Selbstvertrauen 
hat und paranoid eifersüchtig ist wird entweder keine Frau finden oder 
sie ganz schnell wieder verlieren.

Und wer so arbeitet, als wäre er nicht auf den Job angewiesen ist 
tendenziell entspannter, offener, hilfsbereiter (kein Konkurrenzdenken) 
und zeigt eine höhere Risikobereitschaft. Und der kann es sich auch 
trotz böser Blicke mal leisten, eher zu gehen.

Holger J. schrieb:
> Wie gesagt, Solidarität ist eine Waffe.

Eben. In einer Abteilung, in der alle geschlossen nach 40h nach Hause 
gehen, kann kein Chef etwas tun.

Fabian F. schrieb:
> Bei Ingenieursjobs produzieren
> mehr als 40h eh keinen Mehrwert.

Unter der Voraussetzung, dass man effektiv arbeitet. Die meisten Leute 
sitzen aber ihre Zeit eher ab oder sind fürchterlich ineffizient. Kenne 
Leute, die brauchen für eine kurze Mail an die Kollegen über eine 
Stunde. So kriegt man auch seine 50h voll.

von lalala (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Kenne
> Leute, die brauchen für eine kurze Mail an die Kollegen über eine
> Stunde.

Parkinsosches Gesetz:
„Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung 
zur Verfügung steht.

von Antimedial (Gast)


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lalala schrieb:
> Parkinsosches Gesetz:
> „Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung
> zur Verfügung steht.

Richtig, das gibt es aber auch umgekehrt: Leute, die absichtlich lange 
brauchen und freiwillig länger arbeiten, um sich beim Chef 
einzuschleimen - oder weil sie mit ihrem Leben nichts besseres 
anzufangen wissen. Gepaart wird das dann mit gezielter Betonung von 
Einzelleistungen, so dass man den Eindruck vermittelt, sehr fleißig zu 
sein.

Wenn der Vorgesetzte bzw. Arbeitgeber darauf rein fällt, es nicht 
unterbindet und sich mehrere Leute dieses Verhalten abschauen, führt das 
zu dem Gruppenzwang (eben unabhängig vom Arbeitszeitmodell!), unter dem 
effektiv arbeitende Leute leiden.

Der einzige mir bekannte Ausweg, der ohne Jobwechsel funktionieren kann, 
ist die von mir oben beschriebene Home-Office-Methode (die übrigens 
nicht von mir stammt, sondern von Timothy Ferris, dem wohl bekanntesten 
Arbeitseffizienzgurus). Man imitiert damit natürlich das Verhalten 
derer, die lange Arbeiten, allerdings bindet man sich damit nicht mehr 
an den Bürostuhl.

von Ziegenpeter (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Man imitiert damit natürlich das Verhalten
> derer, die lange Arbeiten, allerdings bindet man sich damit nicht mehr
> an den Bürostuhl.

Eine gute Vorlage für Paul Baumann!

von Franz Eder (Gast)


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Ein Kollege hat dieses Jahr noch seinen ganzen Urlaub von 2014 + 2015, 
also 60 Tage. Dazu 150 Überstunden. Kommt immer um 9, geht um zwischen 
18 und 19 Uhr.
Zuhause hockt seine Alte, also kein bedarf früh nach hause zu gehen und 
er selber schafft in der Zeit ca. das was ich in 20 Stunden packe. Da er 
hier länger ist bekommt er auch noch mehr Geld.

Auch ein Grund, warum ich aus dem öD weg will.

von Nachbars Lumpie (Gast)


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Also in der Firma in der ich meine Arbeit geschrieben habe, hatten die 
auch Vertrauensarbeitszeit. Das betraf auch die Überstunden. Die hat man 
so eingetragen, wie man sie gemacht hat. Die konnten dann abgefeuert 
werden. Da hatte einer gekündigt und ist dann quasi schon 4 Wochen 
früher gegangen, weil er noch so viele Stunden offen hatte.

Grundsätzlich würde ich mir diesen Scheiß mit regelmäßigen unbezahlten 
Überstunden nicht gefallen lassen. Dann sollen die einfach direkt sagen, 
wir stellen sie für 43Std/Woche an. Dann weiß jeder woran er ist.

von Antimedial (Gast)


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Franz Eder schrieb:
> Auch ein Grund, warum ich aus dem öD weg will.

Wenn du glaubst, dass das in der freien Wirtschaft anders ist, wirst du 
wahrscheinlich ziemlich schnell enttäuscht werden.

von Franz Eder (Gast)


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Antimedial schrieb:
> Wenn du glaubst, dass das in der freien Wirtschaft anders ist, wirst du
> wahrscheinlich ziemlich schnell enttäuscht werden.

Komme ja aus der freien Wirtschaft (zwar IGM), da war das definitiv 
anders.

Wer es ruhig mochte, hat halt normal seine 35h gemacht bei guter 
Leistung, wer mehr wollte hat halt mehr Gas gegeben. Das sah man dann 
auch im Gehalt.
Oder man ging gleich auf 40h, das hat sich dann auch im Gehalt 
wiedergespiegelt.
So Flitzpiepen wie mein Kollege wären dann gegangen worden.

Wenn sich Leistung, wie im öD 0,0 lohnt, dann zieht das massiv runter.
Vor allem, wenn man eben solche Kollegen hat.

Beim Bekannten hat jetzt ein Rentner verlängert, der bekommt 1. seine 
Rente und 2. anrechungsfrei sein Gehalt, was halt ohne diverse Abzüge 
ist (weil ja Rentner). Letztens meinte der wohl zum Kollegen, er ist ja 
jetzt Rentner, mach du mal die Arbeit.

Tja so läuft das und dann wundert man sich über den öD.
Und da könnte ich noch weiter erzählen über 1-2 Stunden an der Isar 
spazieren gehen während der Arbeitszeit, morgens kommen, einstempeln und 
dann nach Hause gehen sowie wenn schön Wetter ist sind manche AN hier 
immer "krank".

von LarsII (Gast)


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Ein noch-Kollege von mir hat um die 95 Urlaubstage auf dem Papier. 
Urlaub und Überstunden verfallen nicht. Bringt alles nichts, weil keine 
Möglichkeit diese zu nehmen.


Nachbars Lumpie schrieb:

> Grundsätzlich würde ich mir diesen Scheiß mit regelmäßigen unbezahlten
> Überstunden nicht gefallen lassen. Dann sollen die einfach direkt sagen,
> wir stellen sie für 43Std/Woche an. Dann weiß jeder woran er ist.

Er sagt ja ganz klar, ich erwarte zw. 43-45Std/Woche bei festem Gehalt. 
(Das Gehalt kommt mir pers. eher wie 37,5Std/Woche vor).
Das ist das eine Thema, könnte man ja vielleicht mit leben. Gleichzeitig 
aber werden alle Überstunden (egal ob jetzt ab 40 oder 43Std gesehen) 
nicht erfasst, keine Möglichkeit zum abfeiern.

Man könnte sich zwar das mal angucken und schnell wieder wechseln. Aber
nach meinen bisherigen Firmen (3,5 und 1,5 Jahre) sollte vielleicht mal 
ein längerer Aufenthalt jetzt dran sein.

Wie gesagt mehr arbeiten ist nicht das primäre Problem, sondern vor 
allem die fehlende Erfassung wenn es doch regelmässig 50h werden.

von Klaus I. (klauspi)


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LarsII schrieb:
> Er sagt ja ganz klar, ich erwarte zw. 43-45Std/Woche bei festem Gehalt.
> (Das Gehalt kommt mir pers. eher wie 37,5Std/Woche vor).
> Das ist das eine Thema, könnte man ja vielleicht mit leben. Gleichzeitig
> aber werden alle Überstunden (egal ob jetzt ab 40 oder 43Std gesehen)
> nicht erfasst, keine Möglichkeit zum abfeiern.

Dann arbeite in der Schweiz, da ist die Arbeitszeit auch etwa 20 % höher 
als deutscher Tarif, dafür bekommt man die dann aber auch bezahlt.


> Man könnte sich zwar das mal angucken und schnell wieder wechseln. Aber
> nach meinen bisherigen Firmen (3,5 und 1,5 Jahre) sollte vielleicht mal
> ein längerer Aufenthalt jetzt dran sein.

Such lieber weiter.


Franz Eder schrieb:
> Ein Kollege hat dieses Jahr noch seinen ganzen Urlaub von 2014 + 2015,
> also 60 Tage. Dazu 150 Überstunden. Kommt immer um 9, geht um zwischen
> 18 und 19 Uhr.
> Zuhause hockt seine Alte, also kein bedarf früh nach hause zu gehen und
> er selber schafft in der Zeit ca. das was ich in 20 Stunden packe. Da er
> hier länger ist bekommt er auch noch mehr Geld.
>
> Auch ein Grund, warum ich aus dem öD weg will.


Ich verstehe hier, dass der Kollege doppelt so produktiv ist wie Du.

von Franz Eder (Gast)


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Klaus I. schrieb:
> Ich verstehe hier, dass der Kollege doppelt so produktiv ist wie Du.

http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsproduktivit%C3%A4t

Wenn der Kollege also in 60h das packt, was ich in 20h schaffe, dann ist 
er produktiver, sehr gut.

von Klaus I. (klauspi)


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Franz Eder schrieb:
> Klaus I. schrieb:
>> Ich verstehe hier, dass der Kollege doppelt so produktiv ist wie Du.
>
> http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsproduktivit%C3%A4t
>
> Wenn der Kollege also in 60h das packt, was ich in 20h schaffe, dann ist
> er produktiver, sehr gut.

Ich wollte dich nur höflich auf ein mögliches Missverständnis hinweisen. 
Du hast oben etwas von Jahresurlaub und 60 TAGEN herumsalbatert, nur um 
dann auf eine Arbeitszeit von 9 bis zwischen 18 und 19 Uhr zu erzählen.

Vereinfacht würde ich hier jetzt mal 10 Stunden annehmen und du erzählst 
ja mal als nächstes etwas von dem das du dazu 20 Stunden benötigst.

Das dies nicht von Dir gewollt war, habe ich jetzt halbwegs angenommen 
und Dir deswegen hier nachgehakt. Und ja, jetzt solltest du dich etwas 
schämen.

von Franz Eder (Gast)


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Dass damit eher die Wochenarbeitszeit gemeint war, dass sollte man doch 
feststellen können ;)

Und der Jahresurlaub ist in so fern wichtig, weil er eben nie Zeit hat 
Urlaub zu nehmen, irgendwas steht ja immer an, was gemacht gehört. Dass 
die gleichen Aufgaben dann nach Wochen immer noch offen sind, obwohl man 
dazu ggf. 2-3 Tage bräuchte juckt ja keinen.

Dass auf unseren Linux-Servern seit 2009 keine Updates aufgespielt sind 
auch nicht. Letztens war sogar der SSH Port offen und die Chinesen schon 
fleißig am Login Spiel probieren. Weil Herr Kollege ja was testen wollte 
und an der FW vergessen hatte den Zugriff wieder zu blockieren.

Da wird man doch als fähiger IT-ler doof.

von LarsII (Gast)


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Bernd schrieb:
> Wir führen selber eine Exceltabelle über unsere
> Stunden und können auch Überstunden abfeiern. Meist in Form von kürzeren
> Tagen, gelegentlich aber auch als freien Tag. Werden es zu viele Stunden
> wird auch schon mal ausgezahlt. Ist aber eine kleine Firma mit gutem
> Betriebsklima.

So würde ich das ganze auch als relativ positiv und ideal sehen. 
Vertrauensarbeit mit Überstundenerfassung.

Hiier wärs: Vertrauensarbeitzeit auf 44h Basis ohne 
Überstundenerfassung. Ist wirklich der Win Hattrick für einen Chef.

von LarsII (Gast)


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bin leider immer noch klüger, der unterschriftsreife Vertrag liegt vor 
mir. Bei den Arbeitszeiten würde ich mich deutlich verschlechtern ggü. 
meinem aktuellen Job (Vertrauensarbeit mit ÜS-Erfassung) und der 
Möglichkeit auch mal früher heimzugehen. Paar Kollegen horten trotzdem 
ÜS seit Jahren wahrscheinlich im 4stelligen Bereich und lassen es auch 
mit sich machen.

Komischerweise hat der AG das Arbeitszeitthema das nun etwas 
"runtergespielt" und harmloser dargestellt.

von Klaus I. (klauspi)


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Andererseits ist die Sache doch ein deutlicher Hinweis, wie sich der 
potentielle Arbeitgeber Dir gegenüber verhalten wird.

Ich habe im Prinzip kein Problem mit Überstunden, wenn gerade Not am 
Mann ist. Aber wenn jemand schon im Vorstellungsgespräch das so 
selbstverständlich sagt, gehen in meinem Kopf die Alarmlichter an. Da 
unterstelle ich organisatorische Defizite und daraus resultierend 
ständige widersprechende Einmischungen von oben in das Tagesgeschäft.

von Holger J. (trac3r)


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Einer Sache sollte man sich immer bewusst sein:

Du verkaufst bei Lohnarbeit deine Lebenszeit. Und auch wenn du dir alles 
mögliche andere dafür kaufen kannst, deine Lebenszeit und deine 
psychische Gesundheit kann dir auch für alles Geld der Welt niemand mehr 
zurück geben. Wie du also deine Prioritäten setzt, das kann dir keiner 
verraten. Das bleibt ganz allein deine Entscheidung, weil es auch dein 
Leben ist.

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